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Schreiben und Selbstständigkeit - Organisation, Planung, Motivation

Begonnen von Snöblumma, 04. Oktober 2012, 09:53:17

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Snöblumma

Weil ich in der letzten Zeit immer mal wieder über dieses Thema gestolpert bin, betätige ich mich jetzt als Threadersteller und hoffe auf rege Beteiligung:).

Eigentlich sagt der Titel ja schon alles: das Schreiben und die Selbstständigkeit. Keine regelmäßigen Termine, kein Chef, der hinter einem steht und quengelt, keine nervigen Präsentation, Teambesprechungen, Termine. Es könnte alles so schön sein, wäre da nicht der innere Schweinehund, der alles andere als spannender erachtet als das Schreiben. Denn das ist die Kehrseite der Medaille: niemand, der einem auf die Finger klopft, wenn die Deadline ansteht, der einem notfalls das Internet verbietet und die privaten Mails, kein räumlich getrenntes Büro, keine Kollegen, die immer da sind und ab und an ein freundliches Wort haben, kein lobender Chef, keine Bestätigung von außen. Schlimmstenfalls das perfekte Unverständnis in der Umgebung, dass es sich beim Schreiben auch um Arbeit handelt.

Wie also organisiert ihr euren Schreiballtag?
Wie geht ihr mit neu reinkommenden Projekten um? Wie stuft ihr Projekte als wichtig/weniger wichtig/zu vernachlässigen ein?
Wie motiviert ihr euch, diesen Schreiballtag auch durchzuhalten, wenn die Sonne scheint, die Wäsche gemacht werden muss und der Rest des Lebens ruft?

Natürlich soll es nicht nur um das Schreiben gehen. Erfahrungen aus anderen selbstständigen Berufen/Tätigkeiten sind ebenso willkommen, denn es stellen sich ja immer dieselben Fragen nach Selbstmanagement und die Selbstorganisation.


Ich selber stehe noch ganz am Anfang meiner Selbstorganisationskarriere. Gerade der Motivationsfaktor ist für mich ein ziemlicher Brocken, weil ich jemand bin, der sehr viel Bestätigung und Feedback braucht. In den letzten zwei Jahren, während meiner Diss, ist es etwas besser geworden, aber ich merke immer noch, dass ich selbst diese Tätigkeit als nicht so wichtig einstufe - eben weil kein Chef hinter mir steht, keine Prüfung droht und auch sonst kein externer Druck da ist. Natürlich macht es mir Spaß, aber das war nicht die Frage. Spaß alleine hat jedenfalls bei mir noch nie gereicht, um mir Druck zu machen.
Ich habe es schon mit selbst gesetzten Deadlines probiert, aber was man selber setzt, kann man selber ja auch verschieben. Auch das Belohnungssystem funktioniert bei mir nur so halb. Notfalls wird ein Teil der Arbeit eben als erledigt erklärt, wenn er bis dann und dann fertig sein sollte. Selbstbetrug ist einfacher als Selbstdisziplin, scheint es mir.
Was die Organisation angeht, setze ich fest auf vorher aufgeschriebene Wochen-, Tages- und Jahrespläne: Ja, ich bin Planwirtschaftler ;). Das habe ich aus der Examensvorbereitung - eineinhalb Jahre ohne jede Veranstaltung an der Uni, ohne Prüfung etc., aber mit dem drohenden Schwert des Staatsexamens als Motivation. Damals hat es wunderbar funktioniert, auch weil ich die entsprechende Umgebung hatte. Jetzt verschiebe ich Pläne auch mal gerne, wenn ich es nicht schaffe, sie einzuhalten. Noch habe ich nicht herausgefunden, ob ich einfach zu viel hineinplane, oder ob es wirklich am inneren Schweinehund liegt.

So viel erst einmal zu meinen eigenen Erfahrungen. Ich bin gespannt, was ihr zum Thema "Selbstmanagement und Selbstorganisation" zu sagen habt :).

Berjosa

Hm, ich glaube, beim Thema Organisation bin ich nicht wirklich qualifiziert. Bei mir läuft das alles irgendwie so ungefähr.

Für Übersetzungen habe ich zum Glück mit dem Kunden vereinbarte Abgabetermine. Ich führe eine Statistik, mit deren Hilfe ich abschätzen kann, wie lange ich für den anstehenden Auftrag voraussichtlich brauche. Dann versuche ich noch, ein angemessenes Zeitpolster zusätzlich auszuhandeln. Je nach dem, wie gut das klappt und um welche Textmengen es geht, kann ich daraus einen Plan mit Tagespensen stricken. Daran markiere ich auch, was schon erledigt ist. Zum Arbeiten richte ich mich dann möglichst gemütlich ein, also nix mit Internetverbot, Kaffeenachschub sollte auch gesichert sein, und dann kann's losgehen.

Bei solchen Jobs habe ich meistens auch keine Motivationsprobleme, die tauchen mehr bei dem Drumherum auf: Steuerkrams, Rechnungen und was halt sonst noch so anfällt. Dazu gehören auch kleine Aufträge, die "mal eben" zwischendurch erledigt werden sollten. Das muss ich groß und fett irgendwo stehen haben, damit ich auch dran denke. Sonst beschließe ich sehr gern, dass Feierabend ist, nachdem ich die großen Sachen für heute abgeschlossen habe, und der Kleinkram geht vergessen.

Beim Schreiben fehlen die Abgabetermine ja meistens, deshalb kriege ich in der Regel nur die Projekte fertig, für die schon ziemlich konkretes Interesse besteht und zumindest so etwas Ähnliches wie ein Zeitplan existiert. Gerade beim Überarbeiten oder bei schwierigen Szenen brauche ich etwas Druck, damit ich mich tatsächlich dransetze. Ausschreibungen wirken für mich nur begrenzt als Druckmittel, und die Zeitverzerrung im Verlagsgewerbe ist auch nicht immer hilfreich.

(Eigentlich sollte ich gerade eine Leseprobe fertig machen ...)

Churke

Schreiballtag...

Zitat von: Snöblumma am 04. Oktober 2012, 09:53:17
Es könnte alles so schön sein, wäre da nicht der innere Schweinehund, der alles andere als spannender erachtet als das Schreiben.

Den kenne ich nicht. Wenn ich schreibe, dann deshalb, weil ich es tun will und Inspiration verspüre. Ich setze zwar Prioritäten, aber das Schreibhindernis Nr. 1 ist, dass ich nach Feierabend nicht fit bin oder kein Inspiration verspüre. Da ich aber glaube, dass ich als Berufsschriftsteller schlechter schriebe, will ich es nicht anders haben, obwohl ich auch problemlos 10 Stunden am Tag mit einem Text verbringen kann.
Aber ich verbringe halt lieber 1 Stunde im Büro damit, wenn gerade nichts anliegt.

Die Teilnahme an irgendwelchen Nanos oder Schreibchallenges ist für mich damit eher sinnlos. Ich schreibe, wenn ich mich fit fühle, und diese fitte Zeit verbringe ich meistens anderweitig. Dennoch kommt man zurecht - und wie ich denke mit guten Ergebnissen. Das aktuelle Projekt zu beenden ist dabei immer ein Motivator. Wenn ich da nicht motiviert bin, dann meistens deshalb, weil mir nichts Gescheites einfällt - was nun wiederum ein Grund wäre, NICHT zu schreiben.  ;D
Das ist auch das Schöne an Ausschreibungen. Ob man jetzt "gewinnt" oder nicht - man ist auf jeden Fall dabei und stellt etwas auf die Beine. Wenn die Geschichte fertig ist, schicke ich sie ab. Einfach, um sie aus dem Kopf heraus zu bekommen und mich neuen Aufgaben widmen zu können.

Alia

ZitatNatürlich soll es nicht nur um das Schreiben gehen. Erfahrungen aus anderen selbstständigen Berufen/Tätigkeiten sind ebenso willkommen, denn es stellen sich ja immer dieselben Fragen nach Selbstmanagement und die Selbstorganisation.
Ich kann nur etwas zur "sonstigen" Selbstständigkeit beitragen:

Selbstmotivation:
Ist immer so eine Sache. Ja, manchmal setzte ich mich einfach an den Schreibtisch, weil ich Lust dazu habe und es gern mache. Aber meist ist es doch so, dass andere Dinge mehr "Spaß" bringen. Nur arbeiten, wenn ich gerade Lust dazu habe ist daher nicht die Lösung.
Ich habe schon viel ausprobiert. Listen zum Abhaken, Zeitpläne (Wochen, Tag, Monat..), "Belohnungen", "Strafen", etc. Ehrlich: Gegen das meiste bin ich resistent. Was nicht bedeutet, dass ich keine Listen und Pläne mehr habe. Ohne Wiedervorlagekalender und To-Do-Listen verliere ich ab einer bestimmten Anzahl von Aufgaben den Überblick. Muss also sein. Aber nur weil das im Kalender steht, muss man es ja noch nicht unbedingt auch machen (mal von den Notfristen abgesehen, aber auch die hält man mit einem Fax um 23:58 Uhr noch ein)


Grübelfalle:

Was sorgt also dafür, dass ich morgens anfange meine Sachen zu bearbeiten. Wenn ich ehrlich bin ist es ganz einfach: Ich bin Anwältin und dann setzt man sich an den Schreibtisch und bearbeitet seine Akten. Ende. Je länger ist sonst überlege - je weniger Lust habe ich. Das ist wie im Regen mit dem Hund raus. Schnell die Regenklamotten anziehn und raus. Wenn man den Regen zu lange anschaut, ist man im Kopf sonst schon so nass, dass man gar nicht mehr gehen will. Grübeln hilft da nix. Der beginnende innere Monolog wird bei mir mittlerweile ganz kurz mit "Du wolltest es so. Jetzt mach es auch" gestoppt.

nur noch 5 Minuten
Eine zeitlang bin ich ganz gerne in die "nur noch 5 Minuten" Falle getappt. Klar Arbeiten. Später. Nur noch 5 Minuten Forum/Kaffee trinken/Freundin anrufen/Pony knuddeln. Und noch mal 5. Und noch mal 5. Uuuuups. Vormittag rum. Leider rächt sich das ganze dann. Es bleibt ja was unerledigt. Also muss ich dank "nur 5 Minuten schnell noch" am nächsten Tag dann das Doppelte schaffen. Oder noch bis in die Nacht sitzen.
Fazit: Spätestens um 9 am Schreibtisch sitzen. Wenn dann wirklich was fertig ist und man Pause braucht, kann man die machen. Nicht vorher. Und wenn bis dann der Kaffee nicht ausgetrunken ist - pech. Trinke ich ihn halt (meist dann kalt) während der Arbeit.

Ungeheuer
Kennt glaube ich jeder. Da gibt es so bestimmte Aufgaben, die sind schrecklich. Ungeheuermäßig schlimm. An die will man am Liebsten gar nicht denken. Dann macht man lieber noch kurz den Abwasch, sortiert Post, schreibt ein paar Mandanten an, ruft mal in einem Gericht an und fragt nach dem Sachstand. Aber bloß nicht an das Ungeheuer denken.
Derweil scheint diese Aufgabe stetig zu wachsen. (Meine tun das immer.. keine Ahnung warum) und wird von Tag zu Tag schrecklicher und grausiger. Und es wird immer schlimmer sich damit zu befassen. Was bei der Masse an anderen Arbeiten ja auch gut vermieden werden kann. Die Büroklammern sind noch nicht nach Farbe sortiert und die Ablage muss auch mal staubgewischt werden.
Und dann kommt Tag X. Irgendwann sind diese Monster nämlich unumgänglich. Und dann muss man ran. Irgendjemand setzt eine Frist und droht mit empfindlichen Strafen. Und dann kommt der Punkt, wo ich spätestens das Ungeheuer bezwingen muss. In eine Nacht und Nebel Aktion. Völlig ausgepowert. Aber ich bin ein Held. Klasse. Geschafft. Was mir da nach und nach erst aufgefallen ist (immerhin bin ich jetzt im 6. Jahr selbstständig): diese Monster rauben Kraft. Die setzen sich in den Nacken und trinken die Energie weg. Und sie wachsen. Anfangs noch ein niedliches Taschenungeheuer wird es einige Zeit später zum Weltenzerstörer.
Fazit: Monster werden sofort getötet. Wenn nicht irgendwas extrem wichtiges anliegt, bekommt eine Ungeheuer Aufgabe immer die Nr. 1. Die Ungeheuer sind leicht zu identifizieren. Das sind die, die Bauchweh machen, wenn man nur dran denkt...

Überarbeiten
Einen Tag zu viel gearbeitet sind bei mir drei Tage verminderte Konzentration und Leistungsfähigkeit und bestimmt eine Woche stark geschrumpfte Motivation.
Manchmal muss es wirklich sein. Meist aber nicht. Dann lege ich spätestens nach 9-10 Stunden den Stift hin und mache den PC aus. Nach Mitternacht arbeite ich auch nur noch in absoluten Notfällen. Morgens um 7 muss ich wieder raus. Und mit zu wenig Schlaf schaffe ich am nächsten Tag viel weniger.
Und was ich auch gemerkt habe: Ich brauche einen Tag in der Woche frei. Egal welcher. Aber 7 Tage die Woche arbeiten geht nicht. Einen Tag bleibt der Rechner aus und ich packe die Akten nicht an.
Ein riesen Problem ist es mal ein paar Tage mehr am Stück frei zu schaufeln. Wenn ich eine Woche frei haben möchte, muss ich die Woche davor und die Woche danach jeweils ca. 50% mehr arbeiten. Im Sommer und um Weihnachten ist es etwas leichter, weil da alle etwas frei wollen. Derzeit ist es schwierig. Ich habe so die Theorie, dass alle Leute bei schlechtem Wetter mal ihre Papiere durchgehen und wegen eher schlechterer Grundstimmung dann auch vermehrt zum Anwalt gehen. Dafür kann man kurz nach Weihnachten und nach den Sommerferien eine Zunahme von Familienfällen sehen.
Fazti insgesamt: "frei" muss ich mir mit anderen Tagen Mehrarbeit erkaufen. Aber einen Tag in der Woche brauche ich einfach. Und sich total auspowern rächt sich immer.

Familie und Co.
Die Woche ist total voll mit Terminen, Schreibtisch ruft. Kind hat Halsweh und hohes Fieber. Mist. Ich kann - bis auf Gerichtstermine und selbst die gehen im Notfall - besser frei machen als Marco. Also nehme ich mir "frei". Es gibt aber immer Sachen, die trotzdem weiter laufen müssen.
Wir arbeiten also im zwei Schichtensystem. Vormittags habe ich Kind und gehe neben Kind betüddeln ans Telefon und mache Post auf, etc. und mein Mann arbeitet. Und Nachmittags übernimmt er die Kleine und ích sitze dann so lange am Schreibtisch, bis alles wichtige weg gearbeitet ist. Kann dann auch gern mal nachts werden. Das sind die Wochen, wo ich meist keinen freien Tag habe, weil ich am WE, wo Kind von Papa liebevoll umsorgt wird, richtig reinklotzen kann.

Ryadne

Schöner Thread, das Thema interessiert mich auch schon lange.

Bisher betrifft mich das nur sehr bedingt, daher kann ich noch nicht allzu viel selbst zum Thema beisteuern. Ich denke aber, wenn es wirklich mein "Brotjob" wäre, könnte ich mich dazu bringen, regelmäßig zu schreiben, was bis jetzt nicht der Fall ist. Dennoch glaube ich auch, dass ich schon noch einen Nebenjob bräuchte, einfach, um ein wenig rauszukommen und (Fremd-)Struktur in den Alltag zu bringen. In den Wochen, wenn ich mich voll und ganz auf Seminararbeiten o.ä. konzentriere und keine Veranstaltungen habe, merke ich, dass es mir nicht gut tut, mich so abzuschotten. Früher oder später hemmt das den Schreibfluss und die Kreativität, und es geht mir einfach im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nerven. Dabei gefällt mir der Gedanke eigentlich, so selbstständig, eigenverantwortlich zu arbeiten. Aber so ein kleiner Nebenjob zusätzlich als Ausgleich zum Schreiben, bzw. zur selbstständigen Tätigkeit, wäre bestimmt besser für mich.

Lomax

Ich kann mich leider auch nur denen anschließen, die's mehr schlecht als recht durchwurschteln.
  Im Großen und Ganzen ist meine Arbeit so organisiert wie zu Unizeiten: Liegen die Abgabetermine in weiter Ferne, bin ich allzu entspannt und kann mich gar nicht aufraffen. Sobald ich den Abgabetermin spüre, wird in der Regel bis 3 Uhr durchgearbeitet. :gähn:
  Immerhin habe ich es auf diese Weise immer noch geschafft, meine Termine auch einzuhalten - jedenfalls dann, wenn der Abgabetermin lange genug vorher schriftlich und verbindlich feststeht, dass ich es in der Zeit schaffen kann. Das ist bei Romanen schwierig - da sage ich irgendwann, wie viel Zeit ich brauche, dann wird alles festgemacht ... und der Vertrag, ab dem ich die Sache für mich als verbindlich empfinde, kommt ein halbes Jahr später. Was bedeutet, dass ich vorher irgendwie anfangen muss, und das klappt mehr schlecht als recht. Dafür habe ich selbst noch keine rechte Lösung gefunden. Außer dass ich jetzt einen Teil meiner Selbstbestimmung aufgegeben habe und wieder Tagesdienste in der Redaktion mache, mit festgelegten Terminen, die dafür sorgen, dass meine Selbstorganisation zumindest nicht mehr meine Finanzplanung behindert  :(

Wenn hier noch gute Ratschläge kommen, höre ich also gerne zu. Ich habe allerdings auch schon so ziemlich alles ausprobiert und musste bisher feststellen, dass meinem Unterbewusstsein so ziemlich alles egal ist, außer wenn ich weiß, dass eine andere Person zu einem gewissen, (gerade noch) erreichbaren Termin auf meine Leistung wartet und darauf angewiesen ist. Vernünftige Zeitplanungen mache ich mir selbst immer wieder, aber die setzen sich nicht gegen mein Phlegma durch - jedenfalls nicht länger als bis zur ersten Störung, die unvermeidlich kommt.
  Aber, gut. Immerhin halte ich meine Termine meistens ein. Damit fällt man in der Branche schon positiv aus, so dass die Organisation wenigstens nur mein privates Problem ist ... :-[

Alia

Was mir noch eingefallen ist:
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.

Wenn man immer das selbe zur selben Zeit/zum selben Anlass macht, ist es "normal" und das Unterbewusstsein rebelliert nicht mehr dagegen. Die ersten Tage ist es neu und anstrengend und wird daher mit aller Macht bekämpft. Irgendwann wird der Widerstand dann geringer und dann wird es irgendwann besser.

Wenn man immer zwischen "Arbeiten bis zum Umfallen" und "Hinauszögern bis es nicht mehr geht" wechselt, programmiert man was anderes ein:
Schreiben/Arbeiten ist schrecklich. Man fühlt sich absolut schlecht, ist ohne End ko und es ist ein enormer Kraftakt.
Und: Ausruhen ist klasse, tut gut und man fühlt sich super dabei.

Das Unterbewusstsein schiebt die schlechte Erfahrung total gestresst auf den letzten Drücker noch den Abgabetermin einzuhalten nämlich alleine dem "bösen Arbeiten" zu und nicht den vorangegangenen Nichtstun. Das ist jetzt so lange her, dass eine Verknüpfung mit dem Gefühl zwar intellektuell möglich ist, aber nicht mehr "gefühlt" werden kann.

Nach ca. 40-60 Tagen ist es übrigens so, dass neue Angewohnheiten "drin" sind. Vielleicht lohnt es sich da mal den Kampf aufzunehmen. Man kann ja klein anfangen und erstmal nur eine feste Schreibstunde oder so einführen. Oder ein tägliches Wörterlimit.

Was auch ein Trick ist: "Nur 15 Minuten". Man macht mit sich selbst aus, dass man nur ein Viertelstündchen an dem Buch, etc. arbeitet und danach dann auch wirklich alles schließt. Das ist so wenig, dass man motiviert dran gehen kann und man nach ein paar mal vielleicht auch schon merkt, dass etwas länger besser wäre..

Alessa

Zitat
Es könnte alles so schön sein, wäre da nicht der innere Schweinehund, der alles andere als spannender erachtet als das Schreiben. Denn das ist die Kehrseite der Medaille: niemand, der einem auf die Finger klopft, wenn die Deadline ansteht, der einem notfalls das Internet verbietet und die privaten Mails, kein räumlich getrenntes Büro, keine Kollegen, die immer da sind und ab und an ein freundliches Wort haben, kein lobender Chef, keine Bestätigung von außen. Schlimmstenfalls das perfekte Unverständnis in der Umgebung, dass es sich beim Schreiben auch um Arbeit handelt.
Mh? Das fehlen eines Chefs, das ständige über die Schulter schauen und das auf die Finger klopfen ist genau das, was mich umso mehr anspornt. Motivationsprobleme kenne ich nicht. Für mich ist es eher schwierig, das reale Leben nicht aus den Augen zu verlieren. Da schiebe ich zu Gunsten der Schreiberei schon mal die Bügelwäsche ein paar Tage vor mich her, lass das Gras ein paar Zentimeter höher wachsen, als üblich und verzichte auch mal an einem heißen Sommertag auf den Sprung in den kühlen Badesee. :versteck:

Ich genieße die Tage, an denen ich mich vor dem PC einkapseln und den ganzen Tag schreiben kann. Dann gehe ich zwar am Abend völlig übermüdet, aber glücklich ins Bett. Diese Tage sind nicht sehr oft und ich brauche danach auch frische Luft um die Nase, aber ich könnte auf jeden Fall damit Leben, wenn fünf Tage in der Woche so sein würden.


Lomax

Zitat von: Alia am 04. Oktober 2012, 13:48:49Wenn man immer das selbe zur selben Zeit/zum selben Anlass macht, ist es "normal" und das Unterbewusstsein rebelliert nicht mehr dagegen. Die ersten Tage ist es neu und anstrengend und wird daher mit aller Macht bekämpft. Irgendwann wird der Widerstand dann geringer und dann wird es irgendwann besser.

Wenn man immer zwischen "Arbeiten bis zum Umfallen" und "Hinauszögern bis es nicht mehr geht" wechselt, programmiert man was anderes ein:
Schreiben/Arbeiten ist schrecklich. Man fühlt sich absolut schlecht, ist ohne End ko und es ist ein enormer Kraftakt.
Und: Ausruhen ist klasse, tut gut und man fühlt sich super dabei.
Kann ich eigentlich auch nicht bestätigen. Ich habe ja mal einen Arbeitsplan mit festen Zeiten fast zwei Jahre lang durchgehalten. Das ging ganz gut, weil das zufällig auch zur Arbeits- und Terminstruktur in dem Jahr passte. Auch ein paar Unterbrechungen zwischendurch, Urlaub etc., habe ich ganz gut weggesteckt und bin gut wieder reingekommen. Dann passte der Arbeitsplan nicht ganz selbstverständlich zum Arbeitsaufkommen, ich konnte ihn mal für ein paar Wochen nicht einhalten, hatte dann ein paar Wochen nichts zu tun und spürte keinen Druck mehr, ihn einzuhalten - und schon war ich draußen. Zwei Jahre regelmäßige Arbeitsstruktur reichten nicht aus, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Es hat die zwei Jahre über wohl wirklich nur geklappt, weil in der Zeit regelmäßig kleine und größere Aufträge da lagen, mit vielen Zwischenterminen, die eine gewisse Regelmäßigkeit erzwangen. Aber eine neue Angewohnheit hat sich daraus trotzdem nicht gebildet.

Und es ist auch nicht, dass Arbeiten bis zum Umfallen mir irgendwas "Schlechtes" einprogrammiert. Es ist ein tolles Gefühl, in einem Projekt zu versinken, Tag und Nachts nichts anderes zu machen. Richtig euphorisierend und berauschend (buchstäblich bis zum Umfallen - hab ich auch schon hinter mir ;)). Wenn's dann fertig ist, ist das auch ein tolles Gefühl. In der Ruhephase fühle ich mich dann in der Tat auch gut. Wenn ich dann einen Termin im Nacken habe und reinsteigen muss, fühle ich mich dann auch wieder toll, egal wie lange ich arbeiten muss ... jedenfalls so lange, wie alles schaffbar bleibt. Nur, mich freiwillig aufzuraffen, um von dem angenehmen Phlegma des Erholens ohne äußeren Druck in den "Arbeitsrausch" zu wechseln, das kriege ich nicht hin.
  Wenn ich mich aufraffe und mal Schreibe, übersetze, in einen Text zwecks Lektorierens eintauche, fühle ich mich allerdings auch wieder toll dabei ... und habe Probleme, damit aufzuhören.
  Mein Problem ist kein "schlechtes Gefühl" beim "bösen Arbeiten". Mein Problem ist wirklich nur das Aufraffen, sich hinzusetzen um etwas zu tun, was man nicht unbedingt tun muss. Wenn ich es tue, macht es Spaß. Aber dieser eine Moment des Aufraffens, der Übergang vom Treiben lassen zur Aktivität, das ist das Problem.
  Und ein besonderes Problem ist es dann, irgendetwas zu tun, wenn man sich eigentlich zu etwas aufraffen könnte - aber das Gefühl hat, etwas anderes wäre dringender. Was in der Regel zur Folge hat, dass ich die Tätigkeit mit geringer Hemmschwelle aus Gründen des schlechten Gewissens nicht aufnehme ("Das Buch wollte ich ja immer schon mal lesen - aber eigentlich müsste ich ja mal bei der Übersetzung weiterkommen") - aber das "an sich Wichtigere" auch nicht tue  :wums:

Wäre schön, wenn man in 60 Tagen nachholen könnte, was man in der ganzen Schulzeit und im Studium nie lernen musste (nämlich die Notwendigkeit disziplinierten Durcharbeitens). Aber ich fürchte mal, so tief verwurzelte Verhaltensweisen trainiert man sich nicht sooo einfach wieder ab.

Chris

Hallo,

schönes Thema, das mich wunderbar davon abhält, meine Steuererklärung zu machen oder endlich mein Manuskript zu überarbeiten (ist ja noch ewig Zeit bis zum 31.10.2012  ;)).

Ich arbeite seit 2000 selbstständig und finde es wunderbar, keinen Chef oder keine Chefin mehr zu haben, aber musste mich zur fiesen Chefin entwickeln, damit ich meine Arbeit organisiert bekomme. Was mir geholfen hat, war, dass ich vorher in der Wissenschaft gearbeitet habe und daher schon immer Deadlines und Zeitdruck kannte und unter Stress gut arbeiten kann. Was schlecht war, war, dass ich mir eine just-in-time-Mentalität angewöhnt hatte, die mich schwer unter Druck setzt.

In meinem Brotberuf habe ich das "Glück", externe Kundinnen und Kunden und Termine zu haben - das ist so was wie Vorgesetzte, nur nach außen verlagert und man sieht sie weniger. Hier muss ich mich an den Schreibtisch zwingen, weil ich Abgabetermine habe oder Protokolle schreiben muss etc. Steuer muss sein, sonst gibt es Strafgebühren - also plane ich das auch ein.

Fürs Schreiben ist es schwieriger, weil die Termine deutlich langfristiger sind. Hier komme ich nicht um ausgefeilte Pläne herum, damit ich Brotberuf, Familie und Schreiben einigermaßen unter einen Hut bekomme. Tja, so bitter es für kreative Menschen auch ist, es geht - nach meiner Erfahrung - nicht ohne Disziplin und klare Ziele. Belohnen hilft  :jau: und möglichst kleinteilige Listen, damit man mehr für den Erfolg abstreichen kann.
Liebe Grüße
Chris

PS: Das ist eine tolle Internetseite mit vielen Tipps zum Zeit- und Selbstmanagement: http://seiwert.de/ (vor allem kann man unglaublich viel Zeit dort verbringen  ;)).


phoe

Wirklich gutes Thema. Wobei ich die bewundere, die neben dem Schreiben noch einen anderen Beruf ausüben.  :jau:

Selbstständig war ich vor Jahren schon einmal. Bei der Gelegenheit habe ich das erste Mal lernen dürfen, was Selbstständigkeit bedeutet.
Selbst - wenn etwas fertig werden soll, mach es selbst! Ständig - wenn du etwas erreichen willst, musst du ständig dran bleiben.
Die Freiheit, die man als Selbstständiger hat, ist für mich unbezahlbar. Ich bin froh, dass mir mein Mann dieses gute Gefühl wieder gegeben hat.

Und so sieht es bei mir aus... meistens.

Mein idealer Tag (Mann im Frühdienst)


6.00 Uhr aufstehen, duschen, zwei Pötte Kaffee inhalieren, Geschirr spülen, Betten machen, evtl. Waschmaschine vollstopfen
7.30 Uhr    - E-Mail checken / beantworten
                  - TZ unsicher machen
8.00 Uhr    - aktuelles Projekt weiter schreiben (zwischendrin Wäsche aufhängen, sorgt für die nötige Abwechslung vom Dauersitzen
12 - 13 Uhr Pause
13 - 16.00 Uhr schreiben, recherchieren, TZ
bis 17 Uhr Pause mit Kaffeetrinken, evtl. Einkaufen
17 - 19.30 lesen, recherchieren, Betalesen
Habe ich viel Lesefutter und es passt, dann ist der Donnerstag mein Beta-Lese-Tag. Dann kann der auch schon bis nach 22 Uhr gehen, wenn der Stoff gut ist.  :buch:

Tage, die ich manchmal verfluche. (Mann hat z.B. Dienstfrei)

Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen, ich lasse mich leider zu gern von meinem Mann ablenken.  :versteck:

6.00 Uhr aufstehen, duschen, zwei Pötte Kaffee inhalieren, Geschirr spülen, Betten machen, evtl. Waschmaschine vollstopfen
7.30 Uhr    - E-Mail checken / beantworten
                  - TZ unsicher machen
8.00 Uhr    - aktuelles Projekt weiter schreiben (zwischendrin Wäsche aufhängen, sorgt für die nötige Abwechslung vom Dauersitzen

so weit so gut...

Wenn es dumm läuft, dann steht mein Mann (schon) gegen 11 Uhr auf. (er ist ein Nachtmensch und verschläft gern den ersten Teil des Tages)
Also Frühstücken um 11 statt Pause wie gewohnt um 12 Uhr, das zieht sich dann schon mal bis 14 Uhr hin. Wenn mein Guter nichts vor hat, sitze ich evtl. ab 14.30 Uhr wieder an meiner Geschichte. Allerdings bin ich jetzt so müde und lustlos, dass ich mich mit FB und spielen bis 16 Uhr wach halte. Dann gibt es Kaffee für ihn, mir reicht ein Glas Milch.

Was ich nicht bis Nachmittag geschrieben habe, kann ich gleich auf den nächsten Tag verschieben. Ich bin ein Morgenmensch und der Pegel meiner Kreativität ist da am höchsten.

Ausschreibungen habe ich meistens schon weit vor dem Abgabetermin fertig, schicke sie aber noch nicht ab.

Dazu muss ich sagen, habe ich weder einen Verlag noch eine Agentur, die mich anspornen.
Nur meinen Spaß an der Freude und die Hoffnung, mich bald als Autorin und nicht mehr nur als Hausfrau zu sehen.
Es spornt mich an, tun zu dürfen, was ich will - schreiben und lesen.
Dafür steh ich morgens auf und lebe meinen Traum.  :vibes: Oder ich mache blau, meine Entscheidung

Und noch einen Ansporn habe ich.
Als ich meinem Mann vor knapp zwei Jahren meine Entscheidung mitteilte, wieder mit dem Schreiben anzufangen, war er sofort begeistert und sagte mir seine Unterstützung zu. Wir wissen, dass es nicht von heute auf morgen geht - evtl. klappt es auch nie? Wer weiß das schon? Niemand! Aber ich habe es dann wenigstens versucht.
Mein Dankeschön an meinen Mann wären zwei Flugtickets in die USA, von meinem ersten Scheck, der groß genug dafür ist.
Dafür lohnt es sich weiter zuschreiben, auch wenn es mal wieder nicht so gut läuft.



Michaela

Ein Thema an dem auch ich knabbere, seit dem mein Jüngster geboren ist und gelernt hat, das man von Mama ganz viel Zeit vordern kann.  :gähn:

Ich bin Hauptberuflich Hausfrau und Mama und arbeite nebenher noch im Krankenpflegedienst. Meine Tage gestalten sich durch die Kinder:

6.00 Uhr aufstehen, (wenn ich Glück habe und mein Kleiner mich so lange schlafen lässt) der übliche Morgenstress bis die beiden Großen in der Schule sind, den Jüngsten bespaßen, mit dem Hund raus gehen und nebenher im TZ rumtiegern.
11.00 Uhr mein Kleiner schläft und ich kann eine Stunde schreiben und das Mittagessen kochen.
13.00 Uhr kommen die Großen von der Schule. Der Mittag ist gefüllt mit Hausaufgaben, noch einmal mit dem Hund raus, Haushalt machen, die beiden Großen zum reiten, schwimmen und musizieren fahren und im TZ tiegern so wie jetzt.
20.00 Uhr schläft mein Kleiner und die Großen liegen im Bett. Erst jetzt habe ich wirklich Zeit zum schreiben, was ich dann auch bis zur völligen Erschöpfung mache.

Mein Mann geht morgens schon um fünf aus dem Haus und kommt Abends um fünf erst zurück. Auch bei mir gibt es Tage, an denen ich zu müde vom Tag bin um noch irgendetwas zu schreiben, aber ich achte darauf, das ich meine Tagesziele dann nachhole. Ich freue mich schon darauf wenn mein Kleiner in eineinhalb Jahren in den Kindi geht, dann habe auch ich wieder meinen gewohnten Morgenrythmus.





Linda

Geheimtipp 1:  TV wegwerfen. Kommt eh nix Gescheites und frisst Zeit ohne Ende. (es lebe die Pauschalisierung :-) )

Geheimtipp 2:  nicht zuviel in den Tag packen. Leerläufe bewusst einbauen.

Da ich hochmotiviert bin, ist das mit der Selbstmotivation eigentlich kein Problem. Wenn ich für mich selbst schreibe, sitze ich halt ein faules Jahr am Roman, schreibe ich mit Abgabetermin, schreibe ich mich bis auf bis 2 oder 3 Monate heran, damit genug Zeit für eine gründliche Überarbeitung bleibt.

Man kann diese 5-Minutenfalle im Übrigen produktiv herumdrehen:
Nur '5 Minuten' plotten, oder 'mal eben' die Szene überarbeiten, oder nur noch schnell das Kapitel zuende schreiben.  Ja, man sitzt meist dann doch länger als gedacht dran. Und ja, im Gegensatz zu "Zeitfressern" wie den Kaffee kühl rühren, ist das produktiv  ;)

Meine Regel lautet, ich schreibe immer meine Seiten. Ob ich motiviert bin, oder nicht, ob Regen fällt oder Sonne scheint. Wenn meine Lieblingsschreibzeit blockiert wird, schreibe ich halt danach oder (würg) davor.  Nur eine halbe Stunde Zeit, bloß eine halbe Seite geschafft? Na und? Besser als nix!

Zwei Ausnahmen gibt es: wenn ich übel krank bin.
Oder wenn eine Szene noch einen Tick reifen muss. Für letzteres nutze ich Wartezeiten und Nichtstun und versuche, nicht zuviele Termine in eine Woche zu quetschen. Und während der Schreibzeit wird dann halt verschärft korrigiert oder überarbeitet.

Alia

Zitat von: Lomax am 04. Oktober 2012, 14:43:03
Mein Problem ist wirklich nur das Aufraffen, sich hinzusetzen um etwas zu tun, was man nicht unbedingt tun muss. Wenn ich es tue, macht es Spaß. Aber dieser eine Moment des Aufraffens, der Übergang vom Treiben lassen zur Aktivität, das ist das Problem.
Vielleicht dann einfach die TidA Methode. Ich brauche nicht viel Druck von außen. Wenn der zu viel wird, mache ich sogar komplett dicht und dann geht gar nichts mehr.

ZitatUnd ein besonderes Problem ist es dann, irgendetwas zu tun, wenn man sich eigentlich zu etwas aufraffen könnte - aber das Gefühl hat, etwas anderes wäre dringender. Was in der Regel zur Folge hat, dass ich die Tätigkeit mit geringer Hemmschwelle aus Gründen des schlechten Gewissens nicht aufnehme ("Das Buch wollte ich ja immer schon mal lesen - aber eigentlich müsste ich ja mal bei der Übersetzung weiterkommen") - aber das "an sich Wichtigere" auch nicht tue  :wums:
Habe ich das jetzt richtig verstanden. Du würdest gern A und müsstest B und deshalb machst du C? Sowas ist mir noch nie passiert. Entweder ich "muss" wirklich - dann wird es gemacht. Oder aber jetzt ist "frei" und dann mache ich was ich möchte (oder Kind oder Mann oder Ponys.)

ZitatWäre schön, wenn man in 60 Tagen nachholen könnte, was man in der ganzen Schulzeit und im Studium nie lernen musste (nämlich die Notwendigkeit disziplinierten Durcharbeitens). Aber ich fürchte mal, so tief verwurzelte Verhaltensweisen trainiert man sich nicht sooo einfach wieder ab.
Ich habe damit ganz gute Erfahrungen gemacht. Ausprobieren kostet ja nicht wirklich was. Man sollte aber immer nur 1 Sache angehen und dann auch nur eine Kleinigkeit. Also zB jeden Tag von x bi y Uhr ein oder zwei Stunden schreiben, wäre so was. Gibt sogar Leute, die meinen 1 Monat reicht. Ich "gönne" mir aber immer eher zwei. Einen Monat habe ich zB "geübt" jeden Tag wirklich ins Bett zu gehen, wenn ich müde bin (ich schlafe sonst einfach auf der Couch ein und wache mitten in der Nacht mit Rückeschmerzen auf.) Klappt heute. Kleine Briefe werden sofort erledigt - auch so eine Sache, die ich mir angewöhnt habe. Auch mein morgendliche Zeit, zu der ich spätestens am Schreibtisch sitze ist eine. Und auch die abendliche Deadline. Auch eine fixe Viertelstunde für mein Buch hatte ich mal sehr erfolgreich. Das ist allerdings in der Zeit, wo ich krank war abhanden gekommen. Kommt aber sicher wieder auf den Plan.

Alana

Das Thema kommt für mich wie gerufen. Ich hab oft schon Probleme, mich hinzusetzen und zu arbeiten. (Ich übersetze.)

Meine Tricks:

-Ich rechne mir genau aus, wie viele Seiten ich pro Tag übersetzen muss, ohne wenn und aber.
Ich versuche, spätestens um 9 anzufangen. Total bescheuert: Wenn es 10.00 Uhr ist und ich habe noch nichts gemacht, demotiviert mich das total.  ::) Und ich habe noch weniger Lust, anzufangen.

- eine kleine Gewohnheit: Bevor ich anfange, mache ich mir einen schwarzen Tee. Den trinke ich nur beim arbeiten.

- Woanders arbeiten. An Tagen, wo es zu Hause gar nicht klappt, gehe ich außer Haus. Meist zum goldenen M oder zum schwedischen Möbelhaus, weil man da unbegrenzt Getränke nachfüllen kann, dann wird es nicht so teuer. Aber wer mag, kann ja auch in eine öffentliche Bibliothek z.B. an der Uni gehen. (Im Garten zu arbeiten, funktioniert für mich übrigens überhaupt nicht.)

- wenn ich arbeite, ist das Internet aus. Recherche wird extra gemacht, Stellen, die ich recherchieren muss, versehe ich mit einem Kommentar, damit ich sie nicht vergesse und übersetze dann einfach weiter. Außer der ganze Absatz ergibt dann keinen Sinn. Lexika habe ich offline auf meinem Handy und meinem Laptop

- Arbeitsplatz innerhalb der Wohnung wechseln. Weg vom Internetanschluss und mal eine andere Pesepktive. Bringt mehr, als man meinen sollte.

Viel mehr habe ich leider nicht zu bieten. Mich nach dem Übersetzen zum Schreiben aufzuraffen, ist sehr schwierig, wenn ich dann aber mal drin bin, könnte ich das ewig machen. Es ist also auch bei mir das Aufraffen und nicht die Arbeit selbst.

Gefährliche Fallen:

- es lohnt sich jetzt nicht mehr, damit anzufangen
- nur noch eine Folge von dieser Serie, dann mache ich weiter
- nur schnell was im Internet recherchieren (daraus wird dann eine Forumssitzung)
Alhambrana