• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Und alles ohne Liebe?

Begonnen von Coppelia, 17. August 2006, 12:47:28

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Serenitatis

Zwischenmenschliche positive Gefühle lassen sich sicher schwerlich in Worte fassen.
Mir fällt es auf, wenn ich über Zuneigung, Liebe, Sex in einer Geschichte lese, wenn die Ausdrucksweise
nicht stereotyp ist. Dann bekommen die Charaktere für mich mehr Tiefe. So solche Szenerie vorkommt.

Ich schreibe sehr viel für mich, Gedanken, Gefühle... um sie in meinem Kopf besser sortieren zu können
und mir über meine Empfindungwelt klar zu werden. Kein Tagebuch. Dabei fällt mir auf, wie oft ich ins
prosaische, lyrische rutsche. Was sich dann eher wie uralte Lebensweisheiten liest. <herzlich lach>
Ich verstehe euch gut, das es nicht leicht ist, Gefühle zu beschreiben.

Geschichten entwickeln sich, meine ich. Ich lese mich mitten in eine Handlung und komme manchmal
spontan in die Realität zurück, weil es mir so erscheint, ich weiss, was der Autor in diesem Moment
dachte oder erlebte. Oder ich bekomme den Eindruck, das ist hineinkonstruiert.

Also ich stehe zu meiner Meinung, das Liebe und Sex nicht in einer Geschichte vorkommen müssen.  :)
Ausser die Charaktere wünschen es anders...  ;)

Lieber Gruss
Serenitatis

Felsenkatze

Ich sehe das ähnlich wie Manja. Gekonnt andeuten klingt leider oft auch wie "der Autor will das nicht schreiben und das merkt man". Bis jetzt hab ich meistens einfach den vorhang fallen lassen. Oder in irgendeinem Halbsatz erwähnt, dass X un Y jetzt in einem Zimmer schlafen.

Einmal musste ich für eine Geschichte eine Sexszene schreiben. Es war wirklich ausnahmsweise essentiell für die Handlung. Ich glaube, ich habe es geschafft, selbst die ziemlich zu umschiffen.

Was mich immer aufregt, sind so Beziehungen oder Sex, die einfach nicht zu den Charakteren passen, und die sich nicht entwickelt haben. Nur, weil da ein Mann und eine Frau vorkommen, müssen die halt miteinander ins Bett, weil "der Leser erwartet das ja".  Ich kenne nur ganz wenige Bücher, wo mich das nicht aufgeregt hat.

Ich selber schreibe gerne Geschichten, in denen auch so was wie Liebe/eine Beziehung vorkommt. Aber es muss sich aus der Handlung und den Charakteren begründen, sonst ist es doof. Und ich hab auch schon welche ohne Liebe erschaffen.

Manja_Bindig

Schönes Beispiel von neulich.
Vyren denkt über seinen toten Lebenspartner und ihre Beziehung nach.
Dieser asatz war vielleicht 20 Zeilen lang.
Ich habe es geschafft, 3 Zeilen draus zu machen. *stolz ist* Manchmal muss man eben erst lang und breit schwadronieren, um es zusammenfassen zu können

Elena

Was mich gefreut hat, dass die nicht vorhandene Sexszene in "Morgendorffer Haus" meinen Testlesern so gut gefallen hat. Da hat es wohl durchaus etwas gebracht, das ganze sanft zu umgehen.

Ich würde niemals Sexszenen schreiben, das mag ich auch nicht lesen, ich gebe zu: das ist mir einfach zu intim, wenn ich eine gewisse Bindung zu den Figuren aufgebaut habe. Ich will andere Leute nicht beim Sex beobachten...  :no:

Kalderon

#49
Ich finde, ohne wieder beim Thema Sex zu landen, Tad Williams hat das Thema Liebe in der Osten Ard Saga ganz gut rübergebracht. Ich fand es schön zu lesen. Kein Sex, kein Geschnulze - einfach nur Menschen, die eben mehr für einander empfinden.
Ich mag das. :innocent:

Elena

So gefällt es mir auch besser - ich mag Liebesgeschichten, in denen die Wörter "Ich liebe dich" nicht vorkommen, ganz einfach, weil sie überflüssig sind. Im wahren wie im "falschen" Leben übrigens auch. :)

Coppelia

#51
Also wo ich schon mal von "ohne Liebe" angefangen habe - gerade Sexszenen zu schreiben oder anzudeuten, kann man gut benutzen, um Charaktere zu kritisieren, die gerade nicht verliebt sind - finde ich jedenfalls. Damit meine ich halt, man stellt dar, wie ein Charakter erotische Erfahrungen sucht, ohne verliebt zu sein, und sich trotz allem einsam fühlt.

Mit Erotik hat das aber nicht viel zu tun. Es dient der Charakterisierung.

Kalderon

Zitat von: Coppelia am 03. November 2006, 23:37:33
Mit Erotik hat das aber nicht viel zu tun. Es dient der Charakterisierung.

Klar. Das funktioniert aber mit allen Möglichen Dingen.

Termoniaelfe

ZitatManja schreib: ich schreie solche Szenen wirklich nicht gern.

:rofl:

Sorry Manja, der musste sein.

Ich habe noch nie eine Sexszene geschrieben, was aber auch daran liegt, dass ich für Kinder und Jugendliche schreibe. Aber so ganz ohne Liebe und etwas Kribbeln im Bauch geht es auch nicht. Was ich sehr schwer fand zu beschreiben, war eine Szene am Ende meines Roman. Kathy hat sich in Termonia in Finn verguckt. Sie kann dieses komische Gefühl, welches sie immer wieder überkommt, wenn er in ihrer Nähe ist nicht so einordnen und es macht sie sehr nervös. Sie mag auch nicht mit ihrem Onkel oder Großeltern darüber sprechen, weil es ihr echt peinlich ist. (Kathy ist zarte 15 und hat noch keinerlei Erfahrung auf diesem Gebiet) Am Ende des Romans kommt es dann, in der Abschiedsszene zum ersten Kuß. guckst du hier:

,,Dem Himmel sei Dank. Ich dachte schon, ich würde dich nie wieder sehen.", sagte er und blickte ihr in die Augen.
,,Weist du Kathy, ich habe noch nie ein Mädchen wie dich getroffen. Du weißt was ich damit sagen will.", versuchte er zu erklären.
,,In den letzten Stunden, da bist du mir ein richtiger Freund geworden."
Kathy schaute jetzt etwas enttäuscht in ihre Tasse.
> Freund?< 
Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie stand auf und ging zu dem Brunnen. Die kleine Fontäne sprudelte wie eh und je.
,,Hab ich was falsches gesagt?", fragte Finn und ging verwundert hinter ihr her.
,,Nein, hast du nicht", antwortete sie knapp.
,,Und warum bist du dann so komisch?"
Sie schaute auf ihre Schuhe. ,,Ich..., ich dachte..., du.", stotterte sie. ,,...ach vergiss es."
Behutsam hob er ihren Kopf und blickte ihr in die Augen.
,,Ich mag dich Kathy, sehr sogar", sagte er leise und dann küsste er sie.


Ich bin nicht sicher, ob ich diese Szene so lassen werde. Aber ganz so schlecht find ich sie nicht. Irgendwie geht mir richtig das Herz auf, wenn ich sie lese.

LG
Termi

Kalderon

Hallo Termi,

Ich mag die Szene auch. Was dagegen, wenn ich dir ne PN schicke mit ner kleinen Röstung? *Röstgeschädigt bin* :vibes:

Liebe Grüße: Kalderon

Termoniaelfe

Musst du nicht Rösten, wird eh noch überarbeitet. Dauert aber noch, da diese Szene sich auf Seite 336 befindet und bis dahin muss ich mich mindestens noch drei Wochen durchackern.

LG
Termi

Serenitatis

Dazu habe ich mal eine Frage bitte, muss Liebe denn gleich mit Sex zu tun haben?
Für mich gibt es da eine Trennung. Eins mag das andere beinhalten, doch jedes für sich kann auch ohne das andere auskommen.
Ich liebe meine Freunde, muss mit ihnen nicht in die Kissen hopsen.
Ich stimme Termi zu, und der beschriebene Ausschnitt ist gut, und schön.
Gerade für Jugendliche... irgendwo habe ich mal so was in der Art gelesen: Wer sagt denn, das die Jugendzeit eine so herrliche, sorglose Zeit ist... sie ist eine Zeit voller Probleme, Dornen und Ranken...
Liebe will entdeckt werden und ist wie eine zarte Pflanze. Sex ist wundervoll, doch mag auch gepflegt werden.
Beides hat letztendlich zu tun mit Vertrauen... selbst ein One-Night. Wenn Charaktere in einer Geschichte Vertrauen zueinander fassen, egal welches Alter sie ab der Jugendzeit haben, eine Geschichte, die anfängt, sie zusammenzuschweissen, dann kann daraus etwas entstehen... liegt wohl an jedem selbst, ob es nun Liebe oder Sex wird. Oder beides. Oder nichts.

Lieber Gruss
Serenitatis

Hr. Kürbis

Also ich finde die Szene gut. Sie ist sehr sachlich und nüchtern geschildert, aber nicht im negativen Sinne.

Behutsam hob er ihren Kopf und blickte ihr in die Augen.
,,Ich mag dich Kathy, sehr sogar", sagte er leise und dann küsste er sie.

Das ist schlicht, ohne große Gefühlsduselei und trifft, denn Kathy ist in dem Moment wahrscheinlich auch erstmal baff. Das muß gar nicht weiter ausgeführt werden...

Termoniaelfe

ZitatDas muß gar nicht weiter ausgeführt werden...

Wird es auch vorerst nicht ;) Danke Kürbis.

LG
Termi

Manja_Bindig

Genau.
Sehr niedlich, sehr zart angedeutet... passt in ein Jugendbuch und passt zu einem Mädchen, das zum ersten mal verliebt ist.