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Logik. Ja, bitte! vs. Nein, Danke!

Begonnen von Feuertraum, 06. März 2012, 09:22:45

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Rynn

Der dritte Band ist auch mein Lieblingsband. Aber die Tatsache, dass man Hermine die Möglichkeit gegeben hat, durch die Zeit zu reisen, um ein paar mehr Fächer zu belegen (und das im dritten Schuljahr, bei dem es nicht mal einen Abschluss gibt!), aber niemand durch die Zeit reist, um Leute rechtzeitig vor Voldemorts Angriffen aus ihren Häusern zu holen ... Da lache ich mir immer ein bisschen einen ab. :rofl:
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Debbie

Zitatwarum Harry und Hermine, als sie in der Vergangenheit unterwegs sind, nicht auch auf der Karte des Rumtreibers auftauchen, die ja angeblich nicht lügt. So weit ich mich erinnere, benutzt Lupin die ja, um zur Hütte zu kommen. Er müsste sie darauf dann ja eigentlich doppelt gesehen haben

Harry und Hermine warten aber glaube ich außerhalb der Ländereien (die ja nur auf der Karte angezeigt werden) - als Lupin die Beiden bei der peitschenden Weide verschwinden sieht, müssen sie sich ja außerhalb ihres eigenen Sichtfeldes aufhalten um nicht entdeckt zu werden - (am Randes des Verbotenen Waldes, wenn ich mich recht erinnere  ???) ein "Paar" taucht also auf der Karte nicht auf.

Aber es gibt ein paar andere Logikfehler in den Büchern, die mir jetzt partout nicht einfallen wollen...

Es hat ja auch niemand gesagt, dass einem bei solch einem Mammutprojekt, bei dem jede Menge Planung involviert ist, nicht auch Fehler unterlaufen können und dürfen - allerdings gab es da eine Extra-Assistentin, die sich ausschließlich um diese Logiksachen gekümmert hat - das hat m. E. auch nichts mit Bequemlichkeit zu tun; bei soviel Arbeit ist das wohl das Letzte, was man Mrs. Rowling unterstellen kann...

Grey

 :wache!:

Liebe Leute, bitte reduziert diese schöne Diskussion jetzt nicht auf Logikfehler in Harry Potter. Danke!

Feuertraum

Nochmal hallo an alle!

Ersteinmal vielen lieben Dank für die ganzen Antworten und Meinungen.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man bei einer guten Idee über die Logik hinwegsehen sollte. Nehmen wir als Beispiel den Film (respektive das Buch) "Eine Leiche zum Dessert". Dieser Film strotzt nur so vor Unlogik - und ist trotzdem ein Quotenhit. Auch heute noch.
Natürlich wird wohl ein jeder jetzt sagen: "Moment, DAS ist ja auch etwas vollkommen anderes. Der Autor (Neil Simon) hat es bewußt darauf angelegt, wollte mit den Ideen das ganze Krimigenre ad absurdum führen und sich drüber lustig machen. Das ist ein anderes Genre, und da sieht es nunmal vollkommen anders aus."
Ja!
Und nein!
Es gibt noch weitaus mehr Genres, wo die Idee der Logik (teilweise auch die Prämisse der Logik) vorgezogen wird.
Nehmen wir zum Beispiel Märchen.
Oder diverse Romane von Jules Verne.

Zum Thema Recherche.
Natürlich sollte ein Autor zu einem Thema recherchieren. Es wäre - glaube ich - mehr als peinlich, wenn zum Beispiel Ägypten in Russland liegen würde. Aber - manchmal muss er seine Recherchen dem Wissen der Allgemeinheit anpassen.
Angenommen, ich würde einen Roman schreiben über die Namensgebung Amerikas. Dann würde der Leser natürlich erwarten, dass ich als Namensgeber Amerigo Vespucci angebe. Das hat ein jeder von uns gelernt, das steht in jedem Lexika, das steht sogar bei Tante Wiki.
Das dies mit großer Wahrscheinlichkeit falsch ist, das steht auf einem anderen Blatt.
Wenn ich jetzt aber jenen Namen nenne, der wohl wirklich für die Namensgebung verantwortlich ist (Richard Ameryk), dann wird mir jeder schlechte Recherche vorwerfen und das Buch in die Ecke pfeffern.

LG
Feuertraum

P.S. Mir ist übrigens wieder eingefallen, wo ich die Idee mit dem benzindurchtränkten Spaghettis herhabe: Aus einer Folge der Zeichentrickserie "Grisu - der kleine Drache"  :D
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Alana

Ich fand, dass das mit der Zeitreise bei Harry Potter noch mit am Besten umgesetzt war. Mir gefällt das Konzept, dass alles schon passiert ist und deshalb eigentlich keine echten Veränderungen möglich sind.
Alhambrana

Zit

#35
Zitat von: FeuertraumEs gibt noch weitaus mehr Genres, wo die Idee der Logik (teilweise auch die Prämisse der Logik) vorgezogen wird.
Nehmen wir zum Beispiel Märchen.
Oder diverse Romane von Jules Verne.

Märchen, alte Märchen, sind althergebrachte Geschichten vom Hörensagen, mit Wahrheitskernen dann und wann. Und da kommt etwas, das ich letztens gelesen habe (vll. kriege ich noch raus, wo genau), sinngemäß: "Das Leben ist nicht logisch. Aber fiktive Geschichten, Romane müssen es sein, der Leser erwartet es." Ich denke, das liegt daran, weil die Welt in Romanen für den Leser greifbar und beherrschbar sein muss. Kennt der Leser die Gesetze der Welt, hat er gewisse Erwartungen, was die Handlung, was das Charakterverhalten angeht. Das ist dann wohl Logik; die Summe an möglichen Ereignissen folgend aus dem, was bisher passiert ist.

Jules Verne, nun ja, er lebte in einer anderen Zeit mit anderem Wissenstand, vorallem in einer Welt voll Technikbegeisterung. Heute ist das ja nicht so. (Wobei ich bisher nicht dazu gekommen bin, all seine Werke zu lesen, leider.) Ich würde lieber über zeitgenössische Literatur diskutieren; eben weil die Ansprüche der Leser für mich klarer sind. Zumindest habe ich keine wirkliche Ahnung, was man vor 150 Jahren von einem Roman erwartete, was die Maßstäbe waren.

Zitat von: Feuertraum
Angenommen, ich würde einen Roman schreiben über die Namensgebung Amerikas. Dann würde der Leser natürlich erwarten, dass ich als Namensgeber Amerigo Vespucci angebe. Das hat ein jeder von uns gelernt, das steht in jedem Lexika, das steht sogar bei Tante Wiki.
Das dies mit großer Wahrscheinlichkeit falsch ist, das steht auf einem anderen Blatt.

Ehrlich gesagt, begrüße ich Romane, die solche streitigen Themen aufgreifen und genauso streitig darstellen. Um nochmal Thursday Next zu bemühen: Dort wird zum Beispiel der Streit aufgegriffen, ob Shakespeare nun existierte und wenn ja, ob wirklich alle Werke tatsächlich von ihm sind oder ob nicht andere diese Werke verfassten und er nur der Prügelknabe war. Wobei Fforde dann die Thematik auch noch herrlich übertreibt. Spontan fällt mir dann auch noch Die Shakespeare Morde von Jennifer Lee Carrell ein. Dort geht es nur um die Thematik, ob William nun existierte oder nicht und überhaupt. (Natürlich wird am Ende eine Verschwörung entdeckt, aber, na ja, beweisen kann niemand, was nun wirklich war und so nutzt der Roman eben den Grauschleier der Geschichte.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Tanrien

Zitat von: Zitkalasa am 06. März 2012, 18:48:37
Ehrlich gesagt, begrüße ich Romane, die solche streitigen Themen aufgreifen und genauso streitig darstellen.

Wobei es dann ja aber fuer den Leser - behaupte ich mal - etwas anderes ist, ein Buch ueber eine Problematik zu lesen und diese behandelt zu sehen, als wenn irgendwo in einem Nebensatz von Romeo und Julia von einem wildfremden Autor gesprochen wird und das halt einfach so da steht. Es mag korrekt sein, der Leser runzelt trotzdem die Stirn.

Zit

"So wie in Romeo und Julia von Faulkner [Anm.: Name ausgedacht]."
"Du meinst Shakespeare."
"Auch. Die Gelehrten streiten sich darüber. Aber was ich meine: (...)"

So schwierig? ;D
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Churke

Zitat von: Feuertraum am 06. März 2012, 18:11:33
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man bei einer guten Idee über die Logik hinwegsehen sollte. Nehmen wir als Beispiel den Film (respektive das Buch) "Eine Leiche zum Dessert". Dieser Film strotzt nur so vor Unlogik - und ist trotzdem ein Quotenhit. Auch heute noch.

In einem Film ist man wahrscheinlich eher bereit, über so etwas hinweg zu sehen. Geht ja auch alles ziemlich schnell. Aber in einem Buch soll(te) sich der Leser mit einer Figur und ihren Gefühlen und Motiven identifizieren. Und da kommt es halt nicht gut, wenn ich 10 Seiten lang lesen muss, wie jemand etwas grob Unlogisches tut.

Ich denke, diese Logikbrüche kommen daher, dass man einen Vorwand für eine bestimmte Handlung sucht. Und wenn eine bestimmte Situation vorgegeben wird, dann weicht man auf unglaubwürdigen Mist aus. Das ist ähnlich wie mit Angeklagten. Die flüchten sich vor Gericht auch gerne in unglaubwürdige Ausreden.

Fall 1:

"Und dann hat er mich bedroht."
"Auf dem Lidl-Parkplatz?"
"Ja."
"Haben Sie um Hilfe gerufen?"
"Nein.
"Warum nicht?"
"Da war niemand."
"Wirklich? Aber der Lidl war doch offen."
"Ich kann nur sagen, dass es so gewesen ist..."

Weiter im Text.

Fall 2: Polizeisportverein
Wie erklärt man, dass ein Mann, 1,62 m groß, schmächtig, nur mit einer Unterhose bekleidet, eine Jochbeinprellung hat?
"Sie kamen mit drohend erhobenen Händen auf die Beamten zu."
Ja, nee, is klar...

Fall 3: Körperverletzung
"Und dann stieß sie meinem Sohn den Ellenbogen ins Gesicht."
"So im Vorbeilaufen?"
"Ja."
"Hat sie sich nach unten gebeugt?"
"Nein."
"Ist Ihr Sohn hoch gesprungen?"
"Nein."
"Ihr Sohn ist 4 Jahre alt. Wie soll das gehen mit dem Ellenbogen?"
"Ich hab keine Ahnung. War aber so."

Lügen will gelernt sein.

Alana

#39
Ich hatte gerade das Problem: Soll mein Charakter sich etwas untypisch verhalten oder soll ich mich lieber an den Rand der Logik begeben? Ich habe jetzt etwas konstruiert, dass meinem Charakter in mehreren Szenen ein hoffentlich authentischeres Verhalten ermöglicht, dafür aber ist die Logikkette jetzt stellenweise etwas wackelig und teilweise sehr kompliziert. Ich hoffe, dass mir dazu entweder noch was einfällt, oder es trotzdem funktioniert. Aber der Charakter geht auf jeden Fall vor, solange man es noch irgendwie logisch begründen kann.
Alhambrana