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Das Herbeizwingen von Ideen

Begonnen von Rigalad, 14. Juli 2011, 22:14:23

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Calysta

Zitat von: Kaeptn am 15. Juli 2011, 12:00:25
Jedenfalls könnte ich mir nicht vorstellen nur noch mit Exposees und Leseproben von unfertigen Romanen hausieren zu gehen, zu hoffen das ein Verlag anbeisst und nur noch fertig zu schreiben, wenn wirklich ein Vertrag zustande kommt. Das fände ich (davon ausgehend, das immer ein paar Exps für die Tonne wären, bis mal was klappt) sehr unbefriedigend.
Darüber hatten sich Kuddel, ein paar andere Autoren und ich mich schon letztes Jahr unterhalten. Dieses Vorgehen ist Gang und gebe im Geschäft. Man schreibt ein Exposé, die ersten 100 Seiten als Probekapitel und dann macht man sich an das nächste Projekt. Und wie ich es gerade erlebe, ist es auch so. Es geht darum, dass nicht alle Ideen markttauglich sind und noch weniger finden bei den Verlagen Anklang. Idealismus beim Schreiben hin oder her, ab dem Zeitpunkt, ab dem man in einer Agentur oder in einem Verlag ist, ist die Schiftstellerei Arbeit und jeder weiß, dass Arbeit toll sein kann, aber auch stressig und manchmal hat man keine Lust drauf.
Exposés und Leseproben sehe ich als Kostenvoranschläge für die Verlage und nur, wenn sie dem zustimmen, mache ich meine Arbeit. Vielleicht bin ich da zu kapitalistisch, aber ich sehe mich in gewisser Weise auch als Dienstleister.

Ich bin der Planer und das ist auch gut so, weil meine Agentin auch will, dass ich plane. Sie will wissen, wohin die Geschichte gehen wird, damit sie vermitteln kann. Das geht mittlerweile soweit, dass ich grobe Kapitelexposés schreibe, damit sie besser mit mir arbeiten kann - weil in meinen Kopf hineinschauen kann sie nicht.
Wenn der Plot dabei eine andere Drehung bekommt (was er jetzt schon hat), teile ich ihr das mit, bespreche das mit ihr und dann geht es weiter. Ganz kleinlich kann man sich nicht an Plotvorgaben halten, aber man kann sich daran entlanghangeln. Mir ging das bei meinen Dämonen auch so. Das Exposé hatte ich vorher geschrieben, wann was passiert, damit ich den Spannungsbogen einhalte. Zum Schluss ist die Geschichte teils anders, als ich sie mir am Anfang vorgestellt hatte - aber immer noch nahe am Plot.
Dabei fühle ich mich nicht zu einer Idee gezwungen, sondern sehe es eher als Rettungsseil, weil ich Logikbrüche ausrotte, bevor sie entstehen und mir lästiges Umschreiben erspare.

Wie gesagt, ich bin ein Planer, deswegen legt meine Worte nicht auf die Goldwaage.

Runaway

OT:
Zitat von: Kaeptn am 15. Juli 2011, 12:00:25
Denn eigentlich will ich schreiben, wozu ich Lust habe, und wenn es fertig ist, kann man über alles reden. DANN soll die Agentur versuchen, es irgendwo unterzubringen und wenn es keiner will - dann eben nicht.
Versteh ich total. Deshalb bin ich auch froh, daß ich mit meiner Agentin zuerst mal "nur" einen Werksvertrag geschlossen habe. Sie konzentriert sich jetzt auf das Werk, das ich ihr vorgestellt hab, und das paßt mir ganz hervorragend in den Kram. Sie schielt nicht auf andere Sachen und ich muß mich dementsprechend nicht drüber aufregen.
Von daher wär das mein heißer Tip für dich: Guck dich nach sowas um!

/OT

Judith

#17
Dein Problem ist eins, das auch mich ziemlich beschäftigt.
Es ist nicht so, dass ich nicht plotten kann. Allerdings sind die Ideen, die mir beim Plotten im Vorfeld kommen, oft zwar durchaus nett und brauchbar, aber es fehlt meistens etwas. Mir fallen da immer nur recht "klassische" Plotelemente ein. Die wirklich interessanten Ideen, unvorhergesehenen Wendungen und größeren Zusammenhänge erschließen sich mir immer erst beim Schreiben (und wenn ich die Figuren einfach machen lasse).
Das ist auch der Grund, weshalb ich befürchte, dass ich sozusagen nicht "verlagsfähig" bin.

Ich kann diszipliniert arbeiten, wenn es notwendig ist. Ich kann auch ein bestimmtes Pensum schreiben, ich kann Deadlines einhalten und ich kann mich auch dann hinsetzen und "irgendwas" runterschreiben, auch wenn ich keine Lust habe. Ich hab auch nicht wirklich ein Problem damit, das Schreiben auch einfach als Arbeit zu sehen, die ich auch dann erledige, wenn ich gerade nicht so darauf eingestimmt bin.
Aber was ich nicht kann, das ist eben das Herbezwingen von Ideen beim Plotten. Und ich weiß auch nicht, wie ich mir das "Antrainieren" könnte.

Andererseits muss es ja wohl auch veröffentlichte Schriftsteller geben, die dieses Problem haben. Und ich hab auch schon in Interviews oder bei Lesungen bekannte Autoren davon erzählen hören, dass ihr tatsächlicher Roman mit dem anfänglichen Exposé nicht mehr allzu viel gemeinsam hatte.
Das beruhigt mich dann wieder ein wenig.  ;)
Aber trotzdem: Müsste ich vor dem Schreiben des Romans eine ausführliche Handlungszusammenfassung schreiben (also eben eine, die über den groben Plot hinausgeht), wäre ich völlig aufgeschmissen.  :seufz:

Insofern kann ich dir da nicht weiterhelfen, Riga, sondern dir nur sagen, dass ich das voll und ganz nachvollziehen kann.

Leo

Mit freiem Schreiben komme ich nie weit, ich habe mich daher zu einem ausgesprochenen Planer entwickelt. Dabei habe ich allerdings die Erfahrung gemacht, dass selbst der ausgefeilste Plot sich während des Schreibens ändern kann; es sind diese Momente wenn man merkt, dass irgendetwas nicht aufgeht und man sich was neues ausdenken muss, wenn man eine ganz tolle neue Idee entwickelt hat oder ein unwichtiger Nebencharakter sich plötzlich für eine ganz große Rolle aufdrängt. Ich liebe diese Momente!
Man kann jedenfalls nie so genau wissen, was einen noch so erwartet. Du könntest vielleicht klar machen, dass dein Konzept noch hypothetisch ist und nichts sicher feststeht, aber dafür ist es ja auch nur ein Konzept (und kein Exposée). Bitte korrigiert mich, wenn die Agenturen das anders sehen sollten - Erfahrung habe ich da keine.

Generell zum Threadtitel: Ideen kann man nicht herbeizwingen. Unmöglich.
LG, Leo

Telas

Für mich ist der TZ hier immer die beste Anlaufstelle wenn ich merke, dass mein Plot noch nicht genug Tiefgang hat. Oft merken die Leute Dinge an den Plots an, auf die ich von alleine wahrscheinlich nicht gekommen wäre und deren Fehlen das gesamte Konstrukt unlogisch werden lassen. Also meine Plots sind jedenfalls oft sehr weitmaschig und erst zur Mitte des Buches kann ich die Plotkette vollenden. Enorm detaillierte Plots kriege ich nicht zustande, da mir die Ideen dazu ebenfalls zunächst noch Fehlen und ich mich außerdem in Sachen vertiefen würde, die keinen interessieren.