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Überarbeiten, von vorne oder von hinten?

Begonnen von Derexor, 31. August 2011, 16:52:18

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Derexor

Hallo liebe Zirkler,

da ich bald vermutlich überarbeiten muss, wollte ich mal nachfragen, wie ihr es so macht.
Da ich notwendigerweise einige Szenen hinzufügen muss, dachte ich mir, dass ich eher von hinten anfange, da ich so ja theoretisch einen besseren Überblick über die Informationen, die dem Leser zu Verfügung stehen müssen, habe. Der zweite Durchgang wäre dann wieder vorn vorne. Wie macht ihr das?
Dem einen oder anderen mag das komisch vorkommen, aber da es mein Erstlingswerk ist und ich einige Handlungsstränge habe, außerdem mein Anfang etwas überhastet ist, dachte ich mir, dass es doch eigentlich so besser sein könnte.


Liebe Grüße

Derexor

Runaway

Hm... also erst mal: Meld dich in der Editorengilde an. Da gibt's ein paar schöne Diskussionen und Links, die dir weiterhelfen dürften.

Ansonsten finde ich deine Argumentation, warum du von hinten anfangen willst, ziemlich schlüssig. Gemacht habe ich das allerdings trotzdem noch nie auf diese Weise, weil ich auch so beim chronologischen Lesen schon merke, was ich zuvor beim Schreiben logisch falsch gemacht habe und es mir sehr viel wichtiger ist, die ganze Entwicklung so nachzuvollziehen, wie sie auch tatsächlich stattfindet.

Vor allem empfehlen sich laut meiner Überarbeitung immer mehrere Durchgänge. Dazu gab's auch gute Ideen in der Editorengilde. Zum Beispiel kann man ja schon mal in inhaltliche und sprachliche Überarbeitung trennen.

Wie gesagt, in der Gruppe dürftest du finden, was dein Herz begehrt :)

Nocturne

Hm..  :)

Also ich finde auch, dass das Überarbeiten von hinten sinnvoll klingt, aber ich mache es eigentlich auch immer von vorne, auch weil ich dann teilweise ganz überrascht bin, was ich am Anfang so alles geschrieben habe... ;) Außerdem 'erlebt' man das Buch ja dann sozusagen auf dem gleichen Weg wie der Leser und kann vielleicht eher nachvollziehen, ob alles verständlich/schlüssig rüberkommt.

LG,
Nocturne

LilFantasy

Ich kann mich Nocturne nur anschließen. Hinzu kommt, dass ich bis dato noch nie eine Geschichte vollendet habe (Schande über mich :wums: ), was bedeutet, ich habe keine andere Wahl, als von vorne anzufangen...

Ary

Ich überarbeite immer von vorn nach hinten. Meist liegen die Sachen, die ich überarbeite, schon eine Weile oder waren komplett bei Betalesern - da muss ich selbst wieder ganz von vorn einsteigen, damit ich die Geschichte auch wirklich komplett verfolge.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Telas

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass das funktionieren kann. Hinten anfangen und sich dann nach vorne arbeiten. Hmm, da müsste ich immer rückwärts denken und das würde das Ganze für mich sehr erschweren. Deshalb mache ich es auch immer von A nach B. Beim Plotten fände ich es sinnvoller, vielleicht noch einmal die Logik von hinten nach vorne durchzuchecken. Aber bei der Editierung, wenn schon alles geschrieben ist?
Ich meine, angenommen, einem gefällt der Schluss nicht. Wie will man denn dann jemals den Anfang wieder gerade biegen, wo doch alles darauf aufbaut?
Ich werde den Eindruck nicht los, dass ich dann das ganze Werk noch einmal neu schreiben müsste, wenn ich hinten zu viel ändere und der Anfang und damit der Ursprung des ganzen Werkes dann nicht mehr dazu passt.

Lavendel

Ich denke, im Grunde ist der Ansatz von hinten anzufagen, nicht schlecht. Wenn man das Ende der Geschichte im Blick hat, kann man den Anfang natürlich besser beurteilen und die Details ändern, die noch nicht ins Bild passen. Aber: Der Leser liest die Geschichte von vorn. Deshalb würde ich eher mit dem Ende im Kopf vorn anfangen zu überarbeiten. Ansonsten könnte man sich da vielleicht verheddern, man versaut zum Beispiel vielleicht das Timing, weil die Dinge aus der 'falschen' Richtung betrachtet, einfach nicht so wirken, als wenn man die Geschichte von vorn nach hinten liest.

Serena Hirano

Ich für meinen Teil würde die Logiksachen vom Anfang zum Ende hin überarbeiten, damit Du selbst merkst, wie der Lesefluss sich ergibt, ob Du ins stocken gerätst etc. Man überarbeitet ja meist recht zügig, so dürftest Du nicht allzu schnell vergessen, was vorne stand (keine Panik, geht mir auch so ^^)
Lavendels Bedenken finde ich auch sehr sinnig. Du kannst schlecht wirklich von hinten lesen und würdest dann irgendwann in Blöcken arbeiten und somit "hüpfen". Also letzter Block vom Anfang zum Ende...vorletzter Block vom Anfang zum Ende. Somit kannst Du Dich extrem schnell verheddern.

Von hinten anfangen finde ich super für einen anderen Zweck. Zu guter letzt Satz für Satz Rechtschreibung und Ausdruck. Da kommt man dann sorum gar nicht auf die Idee sich "einzulesen", sondern geht wirklich stupide die Wörter durch.


Frage von mir: Hast Du niemanden, der es als erste Überarbeitung lesen kann? Dazu macht es auch nix, wenn Du gleich vorwarnst, er/sie soll den Anfang nicht so wichtig nehmen oder dass Du schon einen bestimmten Fehler weißt etc.
Ich hab mein Skript nach dem Schreiben (und natürlich dabei auch erstem groben Bearbeiten) gleich einem guten Freund gegeben, der es liest um mir zu sagen wie sein Verständnis vom Text ist. Dazu habe ich auch konkrete Fragen gestellt, die er beim Lesen im Auge behält. Ich persönlich tue mich schwer damit zu erkennen, ob jemand es logisch und nachvollziebar findet, daher bin ich da lieber fremdgesteuert. Bisher auch die beste Entscheidung, mittlerweile beschäftige ich schon zwei Leute *muahahaha*  ;D

Tintenweberin

Bei meinen Kurzromanen arbeite ich mich einfach zwei- bis dreimal von vorne bis hinten durch. Bei einem längeren Fantasy-Roman habe ich es (vielleicht) ähnlich gemacht wie Derexor: Ich habe mit den Hinweisen der Betaleser nachgeplottet und fehlende oder stark veränderungsbedürftige Szenen von hinten nach vorne "an die richtigen Stellen" geschrieben. Danach habe ich das Flickwerk von vorne nach hinten stilistisch geglättet.

caity

Hallo,

Ich finde das Überarbeiten meist wesentlich anstrengender als das Schreiben selbst und ob es da ein ,,richtig" oder ,,falsch" gibt, weiß ich auch nicht. Wenn ich dich richtig verstanden habe, ist dein Problem, dass du ,,Logikbrüche" in der Geschichte hast, weil sie sich während dem Schreiben entwickelt hat. Mein erster Schritt in einem solchen Fall wäre, mir eine Szenenstruktur der Geschichte anzulegen und mir in irgendeiner anderen Farben (z.B. rot) reinzuschreiben, wo genau ich etwas ändern muss, also mir erst einmal auf diese Weise einen Überblick über die Geschichte und die notwendigen Änderungen zu verschaffen. Dann würde ich diese Änderungen der Reihe nach abarbeiten, das muss nicht von vorne nach hinten sein, aber halt an denen Stellen ansetzen, an denen es erst einmal am dringendsten ist.
Anschließend würde ich die Geschichte von vorne nach hinten lesen und schauen, wie sich die Änderungen in das Gesamtbild einfügen, ob jetzt in sich alles logisch ist und falls nicht, das auch wieder in meiner Szenenstruktur vermerken. Wenn dann in sich alles stimmig ist, würde ich einen letzten Durchgang starten, in dem ich mich mal auf die Satzmelodie der einzelnen Szenen konzentrieren würde. Danach bekommt es dann jemand zu lesen und derjenige darf mir dann die Sachen um die Ohren hauen, die ich selber übersehen habe ^^"

Allerdings sollte ich vielleicht dazu sagen, dass ich mittlerweile ohnehin vor dem Schreiben schon eine solche Szenenstruktur anlege, das heißt, Logikfehler gibt es bei mir selten und wenn, finde ich sie meist sehr schnell. Das hat mir schon einiges an Arbeit erspart. Die Vorgehensweise liegt nur nicht jedem ...

Ich wünsche dir viel Erfolg beim Überarbeiten!

Bye
caity
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Amaretin

Hallo,

ich selbst sitze auch über meinem Erstlingswerk und habe daher auch immer von vorn angefangen zu überarbeiten.

Die Idee von Caity dir die Szenenstruktur bewusst zu machen, finde allerdings ziemlich gut. Selbst wenn man so etwas ähnliches schon hatte, als man mit dem Roman beginnen wollte, kann sich ja nun nach dem Schreiben auch noch einiges geändert haben. Daher würde ich versuchen für jede Szene eine kurze Zusammenfassung in Sätzen oder Stichwörtern zu schreiben. So kannst du, wenn du bei dem letzten Kapitel angelangt bist das zumindest mit den anderen Kapiteln im Grobüberblick vergleichen und so logische Fehler herausfiltern oder unlogische Charakterwandlungen von Protas. Ich stelle mir das ziemlich hilfreich vor.

Viel Erfolg!


Arcor

Ich habe beim Korrigieren bisher immer von vorne angefangen und fand das auch irgendwie am sinnvollsten. Gut, ich bin sowieso ein von vorne bis hinten Schreiben, der nur in Ausnahmefällen spätere Kapitel und Szenen beim Schreiben vorzieht, aber es ist irgendwie sinnvoller, sofern man sich vorab überlegt, was man verbessern will und wo die Fehler/Logikbrüche liegen. Denn wenn man dann noch beim Schreiben spontan was ändert oder einbaut - und seien es auch nur Details - dann kann man das in der weiteren Korrektur vielleicht aufgreifen.
Wenn man hinten anfängt, muss man vielleicht auch mehrmals wieder erneut hinten in der Geschichte korrigieren, wenn man an anderen Stellen was ändert. So oder so, vorausschauende Planung ist da wahrscheinlich das beste - und viele Notizen. Ich habe für meine Geschichte inzwischen über ein Dutzend Notizseiten nur mit Änderungen vollgeschrieben (kleine wie große).
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise