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Filmtipp: Wild Hunt - Spielfilm mit Thema LARP

Begonnen von Kaeptn, 23. September 2011, 08:29:36

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Kaeptn

Hallo,

da der Film laut Suche nur 1x kurz im "Welchen Kinofilm als nächstes"-Thread erwähnt wurde, möchte ich ihm doch mal einen eigenen Thread gönnen, denn für alle LARP-Spieler und -Interessenten ist er durchaus einen Blick wert.

Darum geht's:
Erics Bruder hat Erics Freundin Lyn zu einem Live Action Rollenspiel Camp mitgenommen. Das hat ihr so gut gefallen, dass sie nun lieber die Zeit dort als bei Eric und dessem kranken Vater verbringt. Als sie sich nicht einmal mehr meldet, beschließt Eric, der LARP für Blödsinn hält, sie sich zurückzuholen. Doch Lyn spielt die Valkyre der Wikinger und ist in die Hand der Kelten gefallen. Und deren Anführer will sie so einfach nicht wieder hergeben.

Trailer: http://www.youtube.com/watch?v=VK9sHoblOuM

Der Film ist KEINE Komödie, auch wenn einige LARP-Spieler schon ziemlich überzeichnet sind (vor allem der eine Schiedsrichter). Ich fand ihn durchaus spannend - und mich würde vor allem interessieren, ob man sich als echter LARPer darin wiederfindet, oder ob die Darstellungen totaler Blödsinn sind. Vielleicht hat ihn der eine oder andere ja schon gesehen.


chaosqueen

Ich kenne den Film nicht, hab mir aber gerade den Trailer angesehen. Die Szene mit "Du bist schon x-mal tot" - "gar nicht wahr, ich hab nen magischen Umhang an!" kenne ich so oder ähnlich zur Genüge. ;)

Generell kann ich sagen, dass LARP durchaus Suchtpotential hat und dass wohl jeder Larper schon mal davon geträumt hat, für länger als ein paar Tage vollständig in seine Rolle zu schlüpfen. Ich habe Menschen kennengelernt, die jedes Wochenende auf einem LARP waren und auf mich den Eindruck machten, als wären die Rollen von Realität und Spiel vertauscht, als müssten sie notgedrungen "Echtes Leben" spielen, bis sie endlich wieder zu ihrem "wahren Leben", den LARP, zurückkehren dürfen. Insofern ist der Film zwar sicher überzeichnet, aber nicht völlig unrealistisch.

Ich glaub, ich nehm den mal mit meinen Recherche-DVDs bei Amazon mit und schau ihn mir an - könnte die Art von film sein, die ich selber gern gedreht hätte - und könnte meinem NaNo-Roman vom letzten Jahr nahekommen, bei dem es auch um die Verschiebung der Realität beim LARP gehen sollte.

chaosqueen

So, Film gesehen.

Uff.

Die LARP-Welt wird für mein Empfinden ziemlich realistisch dargestellt, auch wenn es bei uns leider keine so tollen Gelände gibt und die Köstüme in Deutschland nicht immer so authentisch gearbeitet sind (ich sag nur Pannesamt ...) und zumindest in meinem Umfeld wesentlich häufiger Leute aus ihren Rollen fielen ("Also, noch mal out-time: Du bist tot!").

Der schwule Elfen-Spielleiter war schon etwas arg, und manche Begriffe wurden offensichtlich nicht von Larpern übersetzt, denn es heißt hier nirgends "Schiri" sondern immer SL.

Was ich schlecht beurteilen kann, weil das eben in Kanada durchaus anders sein kann als hier, ist die Menge der Spielleiter und NSCs (Nicht-Spieler-Charaktere, also Spieler, die für den Plot bestimmte Rollen übernehmen und durchaus je nachdem, was gerade gebraucht wird, im Laufe eines Wochenendes diverse Rollen spielen können). Für mich war nicht klar, wer hier im Film NSC und wer SC war, was ja nicht unbedingt schlecht ist.

Ebenfalls weiß ich nicht, wie das in Nordamerika mit Sanis aussieht, ich hab eigentlich kein Larp erlebt, auf dem nicht mindestens einer anwesend war. Und egal, wie tief jemand in seiner Rolle steckte, bis auf eine einzige Ausnahme, wo der Verletzte selber meinte, er könne noch prima kämpfen und wir müssten nicht unterbrechen, war im Moment einer realen Verletzung immer erstmal Schluss. Da ich aber auch erlebt habe, wie tief manche in ihrer Rolle stecken und dass man als NSC durchaus mal blau und grün geprügelt wird, kann ich mir vorstellen, dass es auch nicht völlig unrealistisch ist, wenn eine Meute im (gespielten) Blutrausch übersieht, dass einer gerade real was abbekommen hat und daher einfach weiterspielt.

Ich fand den Film gut umgesetzt und sehr beklemmend. Es ist ein Film, somit ist sicher einiges überspitzt, aber insgesamt findet man sich als Larper durchaus wieder.

KaPunkt

Ich habe den Film nicht gesehen.
Ich habe einen Artikel mit Interview in der LARPZeit (Somerspecial, keine Ahnung, ob er gekürzt war) über den Film gelesen und fand einige Aussagen des Filmemachers doch ... eher seltsam.

Amerikanisches, canadisches LARP ist anders als deutsches, dass auf alle Fälle.
Nach allem, was ich bisher gesehen habe, habe ich aber den Eindruck, dass der Standard von Kostüm, Ausrüstung und Darstellung in Deutschland höher liegt.
Ich hatte eigentlich geplant, mit einer Gruppe aus Engländern, Amerikanern und Australiern auf das diesjährige Conquest zu fahren.
Die hatten alle Bilder von deutschem LARP gesehen und waren total begeistert von genau diesem höheren Standard bei uns und wollten deshalb unbedingt mal hier spielen. (und haben entsprechende Reisekosten und Aufwand auf sich genommen)
Wer mag, kann sich auf fb nach der 'Grand Expedition' umschauen, dass ist die Gruppe, mit der ich reisen wollte.

Bei LARP, vor allem im Kampf, ist Adrenalin im Spiel und nicht jeder schafft es immer und in jeder Situation, Spiel und Realität sauber zu trennen.
Trotzdem halte ich eine Entgleisung, wie sie im Film wohl passiert (ich kenne ja nur den Inhalt nach dem, was ich gelesen,  und erzählt bekommen habe) für eher unwahrscheinlich.
Was den Gewalt Faktor angeht: Jetzt kommt einer meiner Standard-Aussagen zum Thema LARP: Wenn man sich mal die Verletzungs und 'Entgleisungs'- Statistiken von Groß Cons (Drachenfst, Conquest, Epic Empires) mit denen von, zum Beispiel, einem beliebigen Fußballspiel (plus Zuschauer und Fans) vergleicht, ist LARP eine wirklich, wirklich sichere und durch Vernunft geprägte Beschäftigung.   ;)
Ich habe noch die hysterischen Diskussionen im Ohr, weil bei der diesjährigen Drachenfest Endschlacht ( wenn sich - grob geschätzt - 3000 Leute auf einer abschüssigen, mit Löchern übersäten Wiese in brüllender Hitze drei Stunden lang gegenseitig in die Schildwälle schubsen ) 11x die Sanis anrückten mussten.
11x! Das war ja ein wahres Gemetzel und lässt sich kaum noch verantworten. (Stimmt, ich kann mich an Schlachten erinnern mit mehr Teilnehmern und deutlich weniger Einsätzen)  :snicker:

Was den Realitäts-Verlust angeht:
Ich habe auch von Leuten gehört, die jedes WE auf Con gehen, und halte das ziemlich ungesund.
Ich habe auch Leute getroffen, die mir in Rolle mehr sie selbst zu sein schienen als 'normal' und halte das für traurig.
Den Prozentsatz halte ich aber für sehr gering.

Naja, letztlich ist es ein Film, der als Aufhänger ein Hobby hat, dass noch relativ unbekannt und ungewöhnlich ist.
Das ist legitim.
(Wir suchen ja auch ständig nach spannenden, unverbrauchten Aufhängern)
Dehalb kann ich gegen den Film nichts haben, nur weil er LARP behandelt.
Es ist aber auch ein Unterhaltungsfilm, ein Thriller, und den sollte man nicht als Dokumentation für LARP heranziehen. (habe ich schon auf die ältere aber gute SWR3 LARP Doku hingewiesen, die man sicher auch noch irgendwo im Netz finden kann?) Er setzt auf Effekte, auf Spannung, dafür werden Dinge überspitzt dargestellt. Das ist ja nicht nur bei diesem Film und diesem Thema so, dass ist bei fast jedem Thema und jedem Film so.
Ob es darüber hinaus ein guter Film ist, kann ich nicht beurteilen, weil ich ihn nicht gesehen habe. Und ich habe ihn nicht gesehen, weil er mich nicht interessiert.
Fertig.

Wobei, als Kontrast Programm empfehle ich einfach mal den Trailer hier: http://www.youtube.com/watch?v=dnQ9Vp4fV4I

Den würde ich mir viellicht sogar anschauen.  ;D

Liebe Grüße,
KaPunkt

She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Silvia

Es gibt noch Leute, die diesen Film kennen? Wow  ;D
Ich habe ihn mir nach der Lektüre diverser Rezensionen beschafft, bin aber in der Mitte hängengeblieben und hatte bisher nicht so den Drang, ihn bis zum Ende zu sehen.
Der Anfang im Larp war ganz witzig *g* so wie man diese überspitzten Larpszenen halt immer mal erzählt kriegt. Mit den Hauptdarstellern konnte ich aber nicht so recht viel anfangen. Das Mädel, um das man sich da zankt, ist ... nichtssagend. Meistens sagt sie auch nicht, was ihr wann nicht so paßt und warum sie so ... komisch drauf ist. Die "falschen" Larpbegriffe wie Schiri fand ich auch unpassend. Die Wikingerspieler, vor allem den Bruder des Hauptcharas, recht überzogen. SLS am Platze fehlten häufig. Bei so einem abseits gelegenen Spielerlagen wie bei dem Schamanen sollte sich wenigstens einer rumtreiben, der ein Auge drauf hat ...
Ich war zwar nur auf wenigen Larps bisher, fand einiges vom Film recht passend, anderes nicht, aber in Kanada kanns natürlich ein paar andere Regeln oder Begrifflichkeiten geben. Die angekündigten Gewaltexzesse habe ich noch nicht gesehen (irgendwann mal sicher ^^), halte sowas im realen Larp aber auch für unrealistisch. Als ich als NSC da mal unten lag und von allen Seiten Schwerter auf mich zukamen und mir das zuviel wurde, reichte ein "Stop, ich bin schon längst tot!" und keiner hat mehr nachgehauen. Außerdem rannten bei der Endschlacht im Dunkeln genügend SLs und Co herum, die auch mal mit "Stop" für alle jemanden rausgezogen haben, um nachzuschauen, was er abgekriegt hatte ... also wie gesagt, die Film-Endschlacht habe ich mir noch nicht zu Gemüte geführt, aber wenn da bei einer Großschlacht kein SL dabei war, wäre das ein eklatanter Logikfehler im Drehbuch.

Judith

Zitat von: KaPunkt am 30. September 2011, 19:25:18
Wobei, als Kontrast Programm empfehle ich einfach mal den Trailer hier: http://www.youtube.com/watch?v=dnQ9Vp4fV4I
Wah, da spielt ja Peter Dinklage mit!  :D Und Ryan Kwanten - mal in einer Rolle mit Kleidung ...  ;D

Rein vom Trailer her finde ich aber Wild Hunt ansprechender. Ich hab allerdings nicht wahnsinnig viel Ahnung vom Larp und würde auch nicht auf die Idee kommen, den als eine Dokumentation zu sehen (was ja wohl auch kaum die Intention des Films ist).

Kaeptn

Zitat von: Silvia am 04. Oktober 2011, 21:43:01
also wie gesagt, die Film-Endschlacht habe ich mir noch nicht zu Gemüte geführt, aber wenn da bei einer Großschlacht kein SL dabei war, wäre das ein eklatanter Logikfehler im Drehbuch.

Man sollte sich davon lösen, einen Film zu erwarten, der eine realistische LARP darstellt. Es ist ein SPIELfilm, der LARP als Aufhänger benutzt, mehr nicht. Und nein, bei der Großschlacht ist kein SL dabei, allerdings hat das seine Gründe und ist mitnichten ein Logikfehler. Schau ihn dir einfach zuende an.

Silvia

Ich hab einfach die Angewohnheit, auch bei Filmen auf eine gewisse innere Logik zu achten  ;D Muss wohl vom Schreiben her kommen. Obwohl ich weiß, dass ich damit regelmäßig enttäuscht werde.
Bei Gelegenheit werde ich mir das Ende von dem Streifen garantiert mal ansehen. Allein schon, um hier posten zu können, wie es mir gefallen hat. ;)