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Handlungsfäden

Begonnen von Alaun, 18. Juli 2009, 08:28:43

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Kraehe

Hey.
Ich wollte das Thema hier noch einmal unter etwas anderem Gesichtspunkt aufgreifen, ehe ich dafür ein neues Thema aufmache.
Und zwar habe ich mir neulich mal die Frage gestellt, wie man das wohl cleverer löst bzw. wie das andere so machen.
Wenn ihr verschiedene Handlungsfäden/-stränge innerhalb der Geschichte habt, die auch mal an verschiedenen Orten ablaufen, wie macht ihr das dann beim Schreiben?
Schreibt ihr sie chronologisch nach Zeitablauf, also so, wie sie dann auch im Buch angeordnet sein sollten und wie die Szenen tatsächlich nacheinander "zeitlich" abfolgen?
Oder schreibt ihr erst Handlungsstrang A bis zu einem Fixpunkt, arbeitet dann Strang B bis dahin auf und macht so weiter?
Würde miche infach mal interessieren; ich neige derzeit eher zu letzterem, finde es aber doch recht anstrengend, immer sehen zu müssen, wo jetzt was wann kommen kann/darf. (wie hier schon besprochen erfordert das dann viel Planung... ;) )
lG
Krähe

Smaragd

Also ich schreibe chronologisch. Ständig einen Handlungsstrang zu schreiben finde ich langweilig bei einer Geschichte, bei der es mehrere parallele Handlungsstränge gibt, die sich gegenseitig beeinflussen. Vor allem, weil ich nicht allzuviel im Voraus plotte, bin ich praktisch gezwungen, zwischen einzelnen Szenen die Handlungsstränge zu wechseln, um bei den Veränderungen auf dem Laufenden zu bleiben. Außerdem fällt es mir durch die Abwechslung leichter, mir die nächste Szene vorzustellen - da haben die Szenen Zeit, kurz im Hinterkopf zu reifen.

caity

Ich habe das bislang nur bei einem Projekt gemacht und das ging relativ gut, weil meine eine Protagonistin deutlich mehr Raum einnimmt, als die anderen beiden, und ich alles ausführlich zuvor geplottet habe:
Ich habe zuerst alle Szenen aus der Sicht der ersten Perspektivträgerin, dann alle aus der Sicht des zweiten Perspektivträgers und dann zum Schluss alles aus der Sicht der dritten Perspektivträgerin geschrieben. Das hatte den Vorteil, das sich den Szenen auch sprachlich den Charakteren angemessen gestalten konnte, aber den Nachteil das ich v.a. die Szenen, in denen es zu deutlichen Überschneidungen kam, später während dem Verflechten noch einmal das ein oder andere Detail überarbeiten musste und ohnehin die Geschichte erst als sie komplett fertig war auch Betalesern ,,anbieten" konnte.
Bei meinem momentanen Plotprojekt weiß ich noch nicht, wie ich es machen werde, da sich dort zwei Charaktere so ziemlich die Hand geben und gleich viel Anteil am Plotgeschehen haben, außerdem fast ständig aneinander kleben. Den dritten Charakter könnte ich im Nachhinein einbauen, aber wie ich es bei den beiden mache – zumal auch viel parallel geschieht ...
Mir hat es eigentlich Spaß gemacht, mich zuerst komplett um den einen und dann um die anderen Charaktere zu kümmern, da ich ein sehr charakterbezogener Schreiber bin. Ich weiß nur noch nicht, ob das bei jedem Plot möglich ist. Ich denke, das wird sich während dem Schreiben zeigen ^^"
Wenn ein Autor behauptet, sein Leserkreis habe sich verdoppelt, liegt der Verdacht nahe, daß der Mann geheiratet hat. - William Beaverbrook (1879-1964)

Telas

#18
Grundsätzlich verlaufen bei mir die Handlungen entweder zeitgleich, also parallel ab, oder aber die zeitlichen Lücken, die es zwischen den einzelnen Szenen des Buches gab werden in ihrer Länge angegeben. Wenn etwas gleichzeitig geschieht, mache ich zum Szenenwechsel einfach eine Leerzeile und schreibe dann Dinge wie "Zur selben Zeit", oder "Inzwischen". Anhand der Figuren, die dann in der jeweiligen Szene vorkommen, kann der Leser gerade ableiten, wo sich die Handlung abspielt, auch wenn entsprechende Informationen fehlen oder nur spärlich sind. Geschieht etwas zeitversetzt, dann schreibe ich eben "einige Stunden später", oder ähnliches.
Wenn man Strang I bis zu einem bestimmten Grad beschreibt und ausarbeitet, dann schränkt das meiner Meinung nach die Möglichkeiten für Strang II ein, da bereits Vorgaben vom Parallelstrang existieren, die man beachten muss. Außerdem, so finde ich, muss man so viel häufiger daran denken, was in Strang I geschehen ist, wenn man Strang II schreibt, weil man praktisch für diesen zweiten Strang eine Reise in die Vergangenheit macht, auch wenn das etwas albern klingt. Meiner Meinung nach kommt man so eher durcheinander. Allerdings gebe ich zu, dass bei Parallelverläufen die Gefahr besteht, dass einige Charaktere zu kurz kommen, da es schwierig sein dürfte, zwei gleichwertige Handlungen auch wirklich gleich stark auszuarbeiten.

Grey

Also, ich habe beides schon gemacht, und es ist sicher immer davon abhängig, was für eine Geschichte man erzählt - und ob die Stränge erzählerisch gleichwertig sind. Bei meinen Vampiren habe ich zum Beispiel bewusst erst den einen, dann den anderen Handlungsstrang erzählt, weil es eigentlich zwei eigenständige Geschichten mit unterschiedlichen Charakteren sind, die sich nur an manchen Stellen überschneiden. Trotzdem beantwortet der zweite Teil viele Fragen, die im ersten aufgeworfen wurden. Zum Beispiel habe ich eine Szene, die der Hauptcharakter aus Teil Eins nur unter Drogen recht diffus erlebt hat, in Teil Zwei noch einmal aus der Sicht eines Charakters dargestellt, der bei vollem Bewusstsein dabei war. Damit kann man richtig schön rumspielen, und es macht echt viel Spaß.

In den meisten Fällen schreibe ich aber auch chronologisch, was für Autor und Leser wahrscheinlich einfacher zu handhaben ist und sich in den meisten Fällen auch anbietet, weil man eben einen Haupthandlungsstrang und einen Nebenhandlungsstrag hat, der ohne den Hauptstrang keinen Sinn macht.

Kraehe

Danke schonmal für eure Rückmeldungen; das finde ich recht interessant...;)

@caity: momentan halte ich es ja auch so wie du, mit ähnlichen >abers<... allerdings hat sich bei mir eben diese Frage hier gezielt ergeben, weil ich sicher bin, dass das beim nächsten Projekt nicht funktionieren wird...

@Telas & Grey: meine Bedenken gem chronolgischen Schreiben gegenüber sind eben genau die, dass ich für meinen Teil mich gerne linear auf einem Strang bewege, damit ich dem die nötige Aufmerksamkeit widmen kann. Denn momentan finde ich das HIn- und Herspringen anstrengend und finde, dass ich mich nicht genug auf eienn Chara einlasse, wenn ich "ständig" wechsle...

Aber trotzdem fand ich es jetzt interessant mal zu hören, wie das andere so handhaben :)

Luna

Bei mir verlaufen die Handlungsfäden zeitgleich. Zunächst schreibe ich die Geschichte aus der Sicht meiner jeweiligen Protas oder Perspektivträger. Die sich daraus ergebenen verschiedenen Handlungsfäden ordne und flechte ich dann anhand einer chronologischen Auflisung der Szenen ein.

Romy

Normalerweise schreibe ich chronologisch, wechsle also immer zwischen den Handlungssträngen und Perspektiventrägern. Das finde ich allein schon der Abwechslung wegen ganz nett. Wenn ich immer nur an dem einen Perspektiventräger dran hänge, wird mir sonst auf die Dauer leicht mal langweilig ;) und darunter leidet dann nicht nur meine Motivation, sondern auch meine Schreibe.

Es kann aber mal vorkommen, dass ich bei dem einen Strang so gar nicht weiter komme bzw. gerade keine Lust habe bzw. den anderen aus irgendwelchen Gründen gerade lieber mag - und dann mache ich das und schreibe erst Mal da weiter, wo es leichter geht.

Grummel

Also ich schreibe grundsätzlich die Handlungsstränge als eigene abgeschlossene "Kapitel". dann pfück ich das ganze wieder auseinander und mische ordentlich durch. Dabei hilft mir dann tatsächlich der ywriter. Dort kann ich die einzelnen Szenen sehr schön über eine große Zeittafel hin und her schieben wie es mir beliebt.
"Kaffee?"
"Ja, gerne."
"Wie möchtest du ihn?"
"Schütte ihn mir einfach ins Gesicht!"

Judith

Bei den Göttersteinen schreibe ich auch chronologisch - wechsle also immer die Handlungsstränge. Mir hilft es da auch sehr, dass ich bei Scrivener fröhlich Kapitel und Szenen durch die Gegend schieben kann, da es schon einige Male notwendig war, die Reihenfolge zu ändern.
Ich überlege allerdings schon länger, ob es nicht besser wäre, die Handlungsstränge jeweils hintereinander zu schreiben, weil ich besser in die Charaktere und die Situationen eintauchen kann, wenn ich länger bei ihnen bleibe. Allerdings hätte ich dann wieder dort, wo sie sich überschneiden, ein Problem. Ich finde es also weder so noch so wirklich optimal.  :-\