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Zeitangaben

Begonnen von Drachenkind, 24. November 2007, 18:47:54

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Sprotte

Bei Zeitangaben orientiere ich mich gerne an der Art Kultur, von der ich schreibe, und habe mich an irdische Kulturen dabei angelehnt.
Bsp: Kultur mit großem Anteil Landwirtschaft: Einmal nach Ägypten geschaut und dort als Jahreszeiten Überflutung, Saat und Pflege und Ernte gefunden (die braune, die schwarze bzw. grüne und die goldene Zeit)
In christl. Kirchen wird Zeit nach Gottesdiensten eingeteilt (wunderbar nachzulesen "Der Name der Rose"), Zeit zwischen zwei Gottesdiensten wird durch Gebete abgemessen.

Ich verwende die Begriffe "Tag" und "Stunde", wobei ich es dem Leser überlasse, ob er diese Begriffe mit den irdischen Zeitabschnitten gleichsetzen will oder nicht. Es ist zumindest ein vertrauter Begriff. Minuten oder gar Sekunden gibt es bei meinen klass. Fantasyromanen nicht.

Romy

Na, ich denke mal, den Begriff "Tag" kann man nun wirklich bedenkenlos verwenden  ;)

Sprotte

Klar kann man  :D Aber "Woche" oder "Monat"?  :hmmm:
Schauen wir bei Pratchett, wird das richtig kompliziert, weil es da zwei Jahre in einem gibt - und die Woche hat acht Tage  ;D

Romy

Ja klar, Woche und Monat sollte man näher definieren. Das hab ich ja weiter oben auch schon gesagt.  ;)

Echt, hat Pratchett 2 Jahre in einem? Ich hab ewig kein Buch mehr von ihm gelesen, das sollte ich wohl mal wieder tun. - Aber sowas würde ich als Leser, glaube ich, auch nur in humorvoller Fantasy akzeptieren. Normalerweise würde man meinen, dass die Menschen überall auf die ganz natürliche Idee kommen, nach einem Jahreszeitenzyklus (jeweils einmal Frühling, Sommer, Herbst, Winter) ein Break zu machen und ein neues Jahr beginnen zu lassen.  :hmmm:

Sprotte

Randjahre und Mittenjahre, jepp. Wird am umfangreichsten in den ersten beiden Büchern beschrieben. In der Mitte hat man dadurch 1. Frühling, Sommer..., 2. Frühling, Sommer... in einem Jahr von doppelter Länge gegenüber dem Erdenjahr. In späteren Büchern vernachlässigt er das etwas. Entweder der Leser weiß es und interessiert sich dafür - oder eben nicht  :D

Einfach ist es, wenn die Heroen in freier Wildbahn unterwegs sind: Sonnenaufgang, Sonnenuntergang - und irgendwo in der Mitte eine Mittagspause  ;D

TheaEvanda

Da ich recht häufig religiöse Charaktere habe, kommen oft Anweisungen wie "Du sollst den Tee drei "Lob er Erde" lang ziehen lassen" - das impliziert im Rückschluss, dass das "Lob der Erde" etwa eine Minute 30 Sekunden lang ist. Zeitmessung durch Gebete ist im mittelalterlichen Europa ja Gang und Gäbe. Alte Rezeptbücher verlangen unter anderem, dass man Gebäck "vier Vaterunser" lang im Ofen lassen soll.

Für mein aktuelles Projekt gibt es viele verschiedene Jahre: Die Kirchenjahre orientieren sich an den Hochfesten und berechnen sich nach diesen. Somit beginnt das Jahr der Sternentempel mit der längsten Nacht des Jahres, und das Jahr der Sonnentempel mit der Sommersonnenwende.
Die weltlichen Jahre dagegen richten sich nach einem modifizierten Mondkalender: Jahreswechsel ist immer zum Vollmond, der am nächsten an die längste Nacht fällt; der Versatz ist die Zeit zwischen den Jahren und existiert rechtlich nicht - es ist also ein langer Feiertag, da niemand arbeitet.
Das habe ich übrigens auch bei den Ägyptern abgeschaut: Die hatten einen Mondkalender, der kontinuierlich durchlief (das war der weltliche Kalender), und einen Sternenkalender, ausgerichtet am Aufgang des Sirius, der kirchlichen Zwecken diente.

Mit Stunden, Minuten und Sekunden zur Zeiteinteilungbin ich lax. Zeitangaben durch meine Charaktere richten sich nach ihren persönichen Bedürfnissen, und die sind selten so exakt, dass eine Minutenangabe herhalten müsste.

Stunden, Minuten und Sekunden sind allerdings sehr alte Begriffe - schon die Sumerer kannten diese Einteilungen, allerdings bezogen auf Winkelmaße (man vergleiche einen Kompass). Diese Winkelmaße wurden irgendwann auf den Tag übertragen und haben sich dann in der Allgemeinsprache verankert. Wenn ich also einen Charakter habe, der mit solchen Begriffen um sich wirft, dann verpasse ich ihm einiges an mathematischer Bildung.

Aber nur auf Gedeih und Verderb die bösen Begriffe nicht benutzen - das ist vor allem bei der Zeit nicht notwendig. Jede irdische Kultur hat ihren Tag strukturiert und kennt mindestens drei exakt messbare Tageszeiten: Sonnenaufgang, Mittag, Sonnenuntergang. Und ein paar Einteilungen dazwischen.

--Thea
Herzogenaurach, Germany

Rhiannon

Hallo,
jetzt erlaube ich mir meinen Senf dazu zu geben. In meinem momentanen Roman ist das Zeitsystem so, dass der Tag mit dem Sonnenaufgang beginnt, man zählt nach dem Sonnenaufgang die Stunden durch. Die erste Stunde des Tages ist also die, die direkt nach dem Aufgehen der Sonne kommt. Ab Mittags, also wenn die Sonne ihren ZEnit erreicht hat, zählt man die Stunden bis zum Sonnenuntergang. Nehmen wir zur Verdeutlichung mal einen Sommertag. Die Sonne geht meinetwegen um 5 auf, erreicht um 14 Uhr ihren Zenit und geht um 22 Uhr unter,  die Stunde von 5 bis 6 Uhr wäre dann beispielsweise die erste Stunde des Tages. Will sich jemand drei Stunden nach Sonnenaufgang mit mir treffen, will sich derjenige um 8 Uhr treffen. 6 Stunden vor Sonnenuntergang wäre in unserer Zeit 16 Uhr usw. Die Nacht wird einfach von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang als Nachtstunden durchgezählt. Die vierte Nachtstunde wäre also 2 Uhr früh. Allerdings kann man das natürlich nur bei meinem sehr an der Natur orientierten, hochzivilisierten Volk durchführen, da diese Einteilung eine gewisse REchenfähigkeit und die Kenntnis des Sonnenstands zu bestimmten Zeiten voraussetzt, da die Tage ja nicht immer gleichlang sind. Mein Tag hat 24 Stunden und eine Stunde ist so lang wie bei uns auch. Allerdings rechne ich mit einer 10-Tage Woche und außer Mittsommer und Mittwinter gibt es keine besonderen Einteilungen. Erntezeit ist mehr eine Bezeichnung des Vorgangs, denn wirklich eine Zeit. Aber bei einem Sci-Fi-Volk könnte sowas problematisch werden.
Ich denke, es ist wichtig, dass die Zeiteinteilung auch zu dem Volk passt und selbst wenn sie ein bisschen verquer klingt, so lange man aufpasst, dass man sie konsequent durchhält und sie passt, kann man sie verwenden.
lg
Rhiannon