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(Wie) wieder anfangen nach langer Schreibpause

Begonnen von Phlox, 13. August 2023, 12:06:40

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Phlox

So langsam gehen meinem inneren "Prokrastinator" die Vorwände aus: Recherchen, Weltenbau, Figuren, Handlungsfaden... sind natürlich nicht komplett, aber den Lücken darin kann ich mich jetzt eigentlich nur noch schreibend nähern, denke ich. Ich bin mir noch nicht sicher, welchen "Ton" mein aktuelles Projekt haben wird, und mein letzter größerer (abgeschlossener) Roman ist mittlerweile wirklich lange her.
Daher würden mich eure Erfahrungen interessieren: Habt ihr schon mal nach jahrelanger Schreibpause wieder neu angefangen? Was hat euch geholfen, wieder reinzukommen? Habt ihr irgendwelche "Schreibübungen zum Warmwerden" gemacht, aus dem ersten Satz ein Ritual zelebriert oder ist es euch einfach passiert? Ich würde mich freuen zu hören, wie es euch damit ergangen ist. 

Golden

#1
Was mich nach einer Schreibpause wieder hereingebracht hat, war das Feuer für eine Geschichte und das Verlangen zu schreiben. Ich würde da tatsächlich gar nicht so eine große Nummer draus machen und einfach nur schreiben, wozu du gerade Lust hast. Wenn du ein Projekt mit Weltenbau etc hast, kannst du ja da einfach anfangen - wo fängt die Geschichte an? Mit welcher Person? -> und los geht's!

Eventuell kannst du auch alte Sachen lesen, um zu schauen, dass du doch ganz brauchbare Dinge zu Papier gebracht hast, aber das lenkt natürlich wieder ab ... würde also einfach schreiben, der Rest kommt dann wieder von selbst, wenn du überarbeiten musst.

Christopher

Einfach machen. Nicht so viel drüber nachdenken. Den Anfang wirst du sowieso öfter überarbeiten als alles andere von einem Projekt. Daher ist es egal, ob du dort bereits den Ton triffst oder nicht, ob der Stil sich schon gefestigt hat oder nicht etc. etc.

All diese Sachen sind egal. Das kommt alles mit der Zeit wieder und sobald es dann wieder da ist, schaust du eh noch mal über den Anfang drüber und passt es an.


Der Anfang ist immer das schwerste, darum sollte man es sich mit solchen Gedanken nicht noch schwerer machen und sie stattdessen über Bord werfen ;)
Be brave, dont tryhard.

Coppelia

Mir hilft es immer, die Notizen aus meinen Notizbüchern ins Dokument zu übertragen (zumindest die, die ich brauche). Falls du sowas hast, wäre das vielleicht eine Idee. Aber ich hatte nie ganz so lange Schreibpausen.

Barra

Meine längste Schreibpause war "damals" nach der Uni. In meiner "Lücke in der Vita". Eine Zeit, in der ich künstlerisch gar nichts gemacht habe. Da gab es auch ich sag mal "seelisch" viel Leerlauf und daraus resultierend kaum Kreativität. Hab auch kaum was gelesen zu der Zeit, keine Larps, keine Cons. Das Geld war auch knapp.

Als wir dann umgezogen sind hat mich die Fanfiction letztlich wieder gecatcht. Ich hab mich in einem Forum angemeldet, zwei Figuren erstellt zu einem Fandom und einfach losgelegt mit deren Hintergrundgeschichten und dann eben dem "Spiel" mit den anderen.

Erst dabei hab ich dann so Sachen wie NaNoWriMo entdeckt für mich. Wurde Buchbloggerin und dann wurde es immer mehr.
Daher würde ich rückblickend sagen: Mir hat es geholfen KEINE eigene Welt entwerfen zu müssen. Sondern nur eine Figur. Außerdem wichtig war für mich das parallele Lesen. Sprich: Etwas sehen/ erfahren, dem man nicht ganz zustimmen kann und den Wunsch hat es anders machen zu wollen.
Weltenbau und Plot etc, das mach ich ja erst, seit ich hier im Forum bin und dazugelernt habe. Damals war alles Bauchschreiben aka Pantser.

Ob dir das hilft, @Phlox weiß ich nicht. Aber ich lese ein bisschen heraus, dass du schon echt viel Vorarbeit reingesteckt hast und dennoch dich innerlich davor drückst in dieser erarbeiteten Welt eine Figur agieren zu lassen.

Ähnlich ging mir das mit meinem Adventskalender Projekt. Da ist der Knoten jetzt geplatzt, als ich die Figuren geswitcht habe. Sprich: Angedacht war eine Menschenfrau auf einem fremden Planeten und ein Dämon der Unterwelt. Jetzt ist es ein Menschenmann und eine Dämonin. Das fühlt sich so viel besser an und jetzt reden sie auf einmal mit mir und ich müsste nur noch Zeit finden, das runterzuschreiben. :ätsch:
Der Tipp ist jetzt einfach "anwendbarer". Alle Vorarbeit fürs Setting und den Plot hilft mir nicht, wenn die Figuren noch nicht erzählen wollen. Vielleicht ist es auch bei dir der Fall, mein Vorschlag also: Nimm doch erst Mal eine andere Figur in dem Projekt, die die am lautesten schreit im Moment und spiel mit ihr. Oder experimentier mit ihr und ihrer "Hintergrund" Geschichte in dem Setting. Wenn dann "das weiße Blatt" erst Mal bewortet ist, kommen die anderen vielleicht von alleine.

Bunte Grüße Barra

SebMeissner

Mir hilft nach Pausen das schnelle Wachstum. Der Anfang ist immer mies, weil ich mich nichtmal 3 Zeilen lang auf die Sache fokussieren kann und die Worte nicht die Vorstellung treffen, aber von Tag zu Tag erlebe ich dann, wie sich alles verknüpft und stetig mehr geht.

Es ist also eine Mischung aus stoischem Dranbleiben und gelassenen Minischritten, bis das Gemisch zündet und zum Selbstläufer wird.

Ob du besser im Projekt arbeitest oder mit generellen Übungen einsteigst, probierst du am besten selbst aus. Ich empfehle nur, den ersten Satz nicht allzu ernst zu nehmen. Hauptsache er führt erstmal zum zweiten und dann immer weiter.

Phlox

Lieben Dank für eure Antworten! Vielleicht muss ich aber doch zuerst noch ein ganz praktisches Problem lösen: Anders als früher habe ich mittlerweile eigentlich kein eigenes Zimmer mehr zum Schreiben. Soll ja Leute geben, die gehen dafür ins Café - aber die Schreibsachen im Wohnzimmer aufzubauen, hat die letzten beiden Nanos eigentlich nicht so dolle funktioniert... Naja, aber vielleicht ist das auch bloß ein Vorwand, ich werd's herausfinden...

Nina Louise

Wenn man etwas will, gibt es einen Weg. Just do it.

Man braucht kein eigenes Zimmer; das ist zwar förderlich, aber im Grund braucht man nur Stift und Papier. Oder etwas, wo der Laptop draufstehen kann. Dieses "ich würde ja, aber ich brauche zunächst X" fällt ebenfalls unter Prokrastination.
Ich habe knapp 25 Jahre nicht geschrieben und mir ein Zeitfenster dafür eingerichtet (bevor alle anderen hier munter werden und das Telefon klingelt). Es kommt nicht jeden Tag Text dabei heraus, aber ich beschäftigte mich mit meinen Geschichten und dem Drumherum. Dieses Zeitfenster funktioniert für mich besser als ein fester Ort. Das ist eine Verabredung mit mir selbst.
Fantastische Geschichten aus der Luftschlosserei.

Nante

Zitat von: Nina Louise am 15. August 2023, 06:28:15Es kommt nicht jeden Tag Text dabei heraus, aber ich beschäftigte mich mit meinen Geschichten und dem Drumherum. Dieses Zeitfenster funktioniert für mich besser als ein fester Ort. Das ist eine Verabredung mit mir selbst.
Das finde ich super. Wenn es bei mir stockt, suche ich mir manchmal einen anderen Ort zum Schreiben (dank Laptop ist das möglich), so sitze ich mal am Esstisch oder auf dem Sofa oder auch mal im Grünen. Zumindest mir hilft das, um meine Gedanken frei fließen zu lassen.

Zudem hatte ich es auch schon, dass ich die grobe Geschichte (eigentlich mehr die Idee) einer Person erzählt habe, um sie zu testen. Durch das Feedback hatte ich mehr Lust, die Geschichte Wirklichkeit werden zu lassen.