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SMS, Whatsapp, Facebook und co. - Moderne Kommunikationsmittel im Roman

Begonnen von Sonnenblumenfee, 02. April 2016, 21:30:46

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Mindi

Es würde mich auch weniger stören, wenn Social Media wie Instagram oder Facebook namentlich benannt bzw. benutzt wird. Sofern es für die Geschichte tauglich ist - warum nicht? Dann sollte aber auch damit interagiert werden und nicht nur dem Markennamen dienen. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind damit aufgewachsen und sitzen auch gern zusammen und unterhalten sich über die seltsame Insta-Story einer Freundin, die das ganze als Show aufgezogen hat, um den einen Typen zu beeindrucken. Ich habe schon so viele Gespräche über Insta-Storys mitgehört. Mir selbst erschließt sich das Ganze zwar nicht im geringsten, aber für diese Generation ist es normal.

SMS verstört mich dagegen. SMS sind von gestern. Wer mit einem Smartphone eine SMS schreibt, ist vermutlich schon etwas älter und/oder benutzt die Dinger eher selten. Was wiederum auch gewollt sein kann, aber wenn jemand ein Smartphone besitzt, es als Navi, Wecker und Kalender benutzt, dann fühle ich mich etwas veräppelt, wenn er dann eine SMS an die beste Freundin schreibt, vielleicht sogar ganze Chatverläufe als "SMS" bezeichnet werden, nur weil man nicht "WhattsApp" benennen will.

Und ich stimme zu, die Art der Kommunikation und auch die Dienste, die benutzt werden, dienen der Charakterisierung eine Figur genauso wie die Wahl von Marken bei Kleidung, Auto, Technik, die Lage einer Wohnung.
"When we are asleep in this world, we are awake in another." - Salvador Dalí

Gizmo

Ich stimme euch absolut zu, dass die genaue Art der sozialen Medien, Automarke usw. der Charakterisierung der Figuren dienen kann. Es sagt tatsächlich eine Menge über Charaktere aus, mit welchen Mitteln sie kommunizieren, oder wie bewusst sie Marken und Produkte auswählen.
Mir ging es lediglich darum, darauf hinzuweisen, dass diese Dinge ein Ablaufdatum haben können. Deshalb bin ich damit vorsichtig, wenn ich tatsächlich mal etwas schreibe, dass in unserer Welt und Zeit spielt. Aber wenn die genaue Art der verwendeten Kommunikationsmittel und Marken wichtig ist, bin ich da natürlich ganz bei euch!
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

Maubel

Tatsächlich fällt es mir oft auf, dass in englischsprachigen Büchern viel mehr Marken benutzt werden und dabei eine größere Nähe zur Geschichte geschaffen wird. Die Geschichte wird dadurch plastischer, handfester. Ich selbst muss mich aber auch überwinden und das ist einfach eine Sache, an der ich noch arbeite, konkreter zu schreiben.

Das mit dem Veralten ist so eine Sache: Natürlich sind diese Dinge nicht allgemein für immer gültig, ABER nahezu jedes Buch, dass im Contemporary Bereich spielt, ist von seiner Zeit geprägt, seien das Schulsysteme, die schon nach wenigen Jahren ganz anders ablaufen oder neue Technologie/Umgangsformen. Die Welt ändert sich verdammt schnell, auch wenn es einem nicht immer so vorkommt und man wird kein Buch schreiben können, dass jedes Jahr aktuell ist. Aber das muss man auch nicht. Was zum Beispiel mich im Deutschunterricht am meisten fasziniert hat, war zu lernen, wie die Menschen damals gelebt haben und so wird es auch mit unseren Büchern sein. Das Erscheinungsdatum spielt eine Rolle und es sollte ein möglichst genaues Bild von der Zeit zu diesem Zeitpunkt zeichnen, statt so vage zu bleiben, dass keiner weiß, wann es geschrieben wurde. Damit meine ich übrigens nicht, dass die Botschaft nicht dennoch aktuell bleibt, aber dass es eben auch kulturellen Wert hat, solche Momentaufnahmen zu schaffen. Und vieles ergibt sich ja auch aus dem Konzept. Vielleicht kennt man dann das Wort nicht, aber man weiß trotzdem, dass es wohl eine Art Messenger ist oder soziales Netzwerk oder Waffenmarke.

Evanesca Feuerblut

ZitatMir ging es lediglich darum, darauf hinzuweisen, dass diese Dinge ein Ablaufdatum haben können. Deshalb bin ich damit vorsichtig, wenn ich tatsächlich mal etwas schreibe, dass in unserer Welt und Zeit spielt. Aber wenn die genaue Art der verwendeten Kommunikationsmittel und Marken wichtig ist, bin ich da natürlich ganz bei euch!
Haben sie definitiv, aber teilweise kann man genau damit auch die Zeit eingrenzen. Wenn die Leute noch die VZ-Netzwerke nutzen und das sogar recht rege tun und aktiv "gruscheln", spielt es also eher ein paar Jährchen früher als 2019.
Wenn die Leute sich von Facebook und Tumblr abwenden, weil dort keine NSFW-Inhalte mehr zugelassen werden und zu MeWe abwandern, haben wir Dezember 2018.
Da kann man schön die aktuelle Zeit-Mediengeschichte mit einarbeiten. Gerade weil bestimmte Netzwerke und Medien ein Ablaufdatum haben, lässt sich damit gut datieren, das nutze ich recht gern.

ZitatDas Erscheinungsdatum spielt eine Rolle und es sollte ein möglichst genaues Bild von der Zeit zu diesem Zeitpunkt zeichnen, statt so vage zu bleiben, dass keiner weiß, wann es geschrieben wurde. Damit meine ich übrigens nicht, dass die Botschaft nicht dennoch aktuell bleibt, aber dass es eben auch kulturellen Wert hat, solche Momentaufnahmen zu schaffen. Und vieles ergibt sich ja auch aus dem Konzept. Vielleicht kennt man dann das Wort nicht, aber man weiß trotzdem, dass es wohl eine Art Messenger ist oder soziales Netzwerk oder Waffenmarke.
Was @Maubel sagt :)

PBard

Zitat von: Mindi am 12. Februar 2019, 10:52:35SMS verstört mich dagegen. SMS sind von gestern. Wer mit einem Smartphone eine SMS schreibt, ist vermutlich schon etwas älter und/oder benutzt die Dinger eher selten. Was wiederum auch gewollt sein kann, aber wenn jemand ein Smartphone besitzt, es als Navi, Wecker und Kalender benutzt, dann fühle ich mich etwas veräppelt, wenn er dann eine SMS an die beste Freundin schreibt, vielleicht sogar ganze Chatverläufe als "SMS" bezeichnet werden, nur weil man nicht "WhattsApp" benennen will.
Dann muß ich dich jetzt wohl mal veräppeln - denn ich nutze mein S9 für all das, und zusätzlich noch zur Steuerung meines Smart Homes, zur Administration diverser Server, als Fernbedienung und/oder Server für meine Heimkinoanlage und natürlich als tragbare Musikanlage. Trotzdem würde ich mir eher die Finger abhacken, als WhatsApp zu benutzen. :ätsch:

Und genau da sehe ich auch die große Gefahr bei solchen Markennennungen. Wenn ich in einem Buch lese, daß ein Techniker eine WhatsApp verschickt, dann hat die Story schon mal einen großen Teil seiner Glaubwürdigkeit verloren. Wenn das der Hacker von nebenan macht, stehen die Chancen gut, daß ich das Buch einfach als schlecht recherchierten Schund weglege. Wenn der ein S9 benutzt übrigens auch. :rofl:

Steht dort hingegen, daß derjenige einfach "das Smartphone zückt und eine Nachricht schickt", kann ich mir als Leser selbst zusammenreimen, was der Charakter dafür nutzt, ohne daß der Autor dabei seine Glaubwürdigkeit verliert.

AlpakaAlex

Zitat von: PBard am 12. Februar 2019, 18:42:09
Und genau da sehe ich auch die große Gefahr bei solchen Markennennungen. Wenn ich in einem Buch lese, daß ein Techniker eine WhatsApp verschickt, dann hat die Story schon mal einen großen Teil seiner Glaubwürdigkeit verloren. Wenn das der Hacker von nebenan macht, stehen die Chancen gut, daß ich das Buch einfach als schlecht recherchierten Schund weglege. Wenn der ein S9 benutzt übrigens auch. :rofl:
Wieso sollte ein Techniker das nicht tun? Ich bin Informatiker mit Technikausbildung und die meisten Leute in meinem Umfeld nutzen WhatsApp. Unsicher? Ja. Klar. Aber wir machen uns nichts vor: Wer nicht mit VPN und mehrfach Verschlüsselung im Internet unterwegs ist, ist dem großen Bruder G eh schon lang bekannt. In meiner Ausbildung war ich damals die einzige Person, die kein WhatsApp hatte. (Damals weil ich noch ein altes Handy hatte.) Ich kenne als Informatiker auch nur eine Person in meiner Firma (und das ist die Person mit VPN und 3fach Verschlüsselung), die WhatsApp nicht nutzt. Selbst die Profs an der Uni ... Es ist halt ein klassischer Fall von Gruppenzwang eines Produktes. Die meisten schicken ihre Nachrichten darüber. Es hat ein paar Komfort-Features. Daher verwenden es die meisten.
 

Sturmloewin

Zitat von: NelaNequin am 12. Februar 2019, 20:50:56
Zitat von: PBard am 12. Februar 2019, 18:42:09
Und genau da sehe ich auch die große Gefahr bei solchen Markennennungen. Wenn ich in einem Buch lese, daß ein Techniker eine WhatsApp verschickt, dann hat die Story schon mal einen großen Teil seiner Glaubwürdigkeit verloren. Wenn das der Hacker von nebenan macht, stehen die Chancen gut, daß ich das Buch einfach als schlecht recherchierten Schund weglege. Wenn der ein S9 benutzt übrigens auch. :rofl:
Wieso sollte ein Techniker das nicht tun? Ich bin Informatiker mit Technikausbildung und die meisten Leute in meinem Umfeld nutzen WhatsApp. Unsicher? Ja. Klar. Aber wir machen uns nichts vor: Wer nicht mit VPN und mehrfach Verschlüsselung im Internet unterwegs ist, ist dem großen Bruder G eh schon lang bekannt. In meiner Ausbildung war ich damals die einzige Person, die kein WhatsApp hatte. (Damals weil ich noch ein altes Handy hatte.) Ich kenne als Informatiker auch nur eine Person in meiner Firma (und das ist die Person mit VPN und 3fach Verschlüsselung), die WhatsApp nicht nutzt. Selbst die Profs an der Uni ... Es ist halt ein klassischer Fall von Gruppenzwang eines Produktes. Die meisten schicken ihre Nachrichten darüber. Es hat ein paar Komfort-Features. Daher verwenden es die meisten.

Ich glaube auch da kommt es ganz stark auf den Charakter an. Wenn es um einen Charakter geht, der total paranoid und/oder vorsichtig ist, eventuell keiner mainstream Gruppe angehört etc. ist es schon wahrscheinlicher, dass er WhatsApp eben nicht nutzt. Reden wir aber von jemandem aus der Mitte der "coolen" Leute, ist es wahrscheinlich, dass dieser aus Gruppenzwang eben WhatsApp benutzt, oder, weil er so selbstsicher ist, dass er denkt, er hätte eh nichts zu verbergen.

Ich persönlich sehe sowohl Vorteile in dem Benennen der Apps, als auch im Umschreiben. Aber allen recht machen kann man es sowieso nicht. Wahrscheinlich sollte man es davon abhängig machen, was zur Geschichte passt.
So when the world knocks at your front door
Clutch the knob tightly and open on up
And run forward and far into its widespread, greeting arms
With your hands outstretched before you
Fingertips trembling, though they may be
--- Anis Mojgani "Shake the Dust"

Zit

#37
Zitat von: NelaNequin am 12. Februar 2019, 10:40:27
Ich meine, das ist auch etwas, das mir aktuell bei dem Buch, das ich lese, auffällt. Der Autor hat ein ähnliches Ding mit den Waffen und mir hilft es ein kompletteres Bild von den Charakteren zu bekommen, zu wissen, welche Waffen sie aktiv nutzen und welche sie als Ersatz haben. Zu lesen, dass ein Charakter eine spezifisches Remington mit einer spezifischen Modifikation nutzt, sagt mir halt mehr, als "er nahm sein angepasstes Jagdgewehr".

Nun ja, mit "angepasstes Jagdgewehr" oder auch gern "abgesägte Schrotflinte" kann ich mehr anfangen als mit speziellen Typbezeichnungen, einfach weil ich nicht in der Materie stecke. Das kann mir aber auch genauso mit Pflanzen passieren "die Allee säumten Schlehen", da müsste ich auch nachschauen.
Markennamen zu nennen folgt halt diesem Schreibrat "sp spezifisch wie möglich" zu schreiben. Wenn dieses Spezifische aber dann nur in Name Dropping ausartet, dann erzeugt das, zumindest bei mir, kein Bild im Kopf. Ich habe da allgemeine Beschreibungen, die den Eindruck des Erzählers wiedergeben, lieber. Und mir persönlich ist es auch egal, ob jemand Whatsapp oder SMS benutzt, wenn das Wichtige an der Szene ist, dass die Nachricht geschrieben wird (und auch ankommt).
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

PBard

Zitat von: NelaNequin am 12. Februar 2019, 20:50:56Wieso sollte ein Techniker das nicht tun? Ich bin Informatiker mit Technikausbildung und die meisten Leute in meinem Umfeld nutzen WhatsApp. Unsicher? Ja. Klar. Aber wir machen uns nichts vor: Wer nicht mit VPN und mehrfach Verschlüsselung im Internet unterwegs ist, ist dem großen Bruder G eh schon lang bekannt. In meiner Ausbildung war ich damals die einzige Person, die kein WhatsApp hatte. (Damals weil ich noch ein altes Handy hatte.) Ich kenne als Informatiker auch nur eine Person in meiner Firma (und das ist die Person mit VPN und 3fach Verschlüsselung), die WhatsApp nicht nutzt. Selbst die Profs an der Uni ... Es ist halt ein klassischer Fall von Gruppenzwang eines Produktes. Die meisten schicken ihre Nachrichten darüber. Es hat ein paar Komfort-Features. Daher verwenden es die meisten.
Ich kenn hier in IT (insbesondere Programmierer-)Kreisen nicht einen einzigen seriösen Vertreter, der WhatsApp nutzen würde.

Um Sicherheit geht es da nur nebenher (wie gesagt, dann dürfte man auch kein Mainstream Android Smartphone benutzen), einer der Hauptgründe ist vielmehr die Rechtslage bezüglich der Kontakte, weil es gang und gebe ist, aus Gründen der Erreichbarkeit auch auf dem Privathandy mit Beratern und Kunden Kontakt zu haben. WhatsApp auf einem solchen Gerät installiert zu haben ist nicht nur absolut verantwortungslos, sondern zudem noch rechtswidrig.

SMS sind der absolute Standard in der Branche, vor allem seit man die Dinger in nahezu unendlicher Zahl kostenlos bekommt - moderat sicher ohne Datenkralle, mit halbwegs modernen Systemen konfortabel zu bedienen, man müllt sich nicht das Datenvolumen mit unerwünschten Grußkarten und Katzenvideos zu und da selbst das älteste Dumbphone noch damit umgehen kann, hat man eine Reichweite von 100%.

Wenn's um Gruppenzwang geht, ist das hier eher die Vernetzung über Xing.

Zitat von: Regentänzerin am 12. Februar 2019, 21:34:54Ich persönlich sehe sowohl Vorteile in dem Benennen der Apps, als auch im Umschreiben. Aber allen recht machen kann man es sowieso nicht. Wahrscheinlich sollte man es davon abhängig machen, was zur Geschichte passt.
Das sowieso immer. ;D

Aber je mehr man ins Detail geht, umso besser muß man sich im Milieu auskennen, und derart in die Tiefe gehen relativ wenige.

AlpakaAlex

Zitat von: PBard am 12. Februar 2019, 23:08:58
Ich kenn hier in IT (insbesondere Programmierer-)Kreisen nicht einen einzigen seriösen Vertreter, der WhatsApp nutzen würde.
Also ich sehe mich und meine Kommilitonen durchaus als seriöse Programmierer an ;) Ich meine, die Kollegen auf der Arbeit programmieren weniger, als dass sie verwalten.

Und, natürlich, etwaige rein berufliche Sachen werden über die vom Arbeitsgeber ausgegebenen Handys gemacht. Private Zusammenbesprechung (selbst wenn es das Teamabendessen ist) erfolgt dennoch über WhatsApp oder bei diversen Kollegen auch über den Facebook-Messenger. Zumindest bei mir in der Abteilung sind gerade die etwas älteren Herren noch sehr Facebook aktiv.