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Was bringt einem eine Literaturagentur?

Begonnen von gbwolf, 29. Dezember 2008, 23:32:48

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gbwolf

#75
Zitat von: Valkyrie Tina am 15. Januar 2015, 10:06:19
... ich merke grad, das ist off topic. Das wäre wohl eher "wie arbeitet eine Literaturagentur" Sorry, da hab ich mich vergalloppiert.
Hm. Wäre auf jeden Fall ein schönes eigenes Thema, wie sich die Zusammenarbeit zwischen Autor und Agent gestalten kann. Ich glaube, einen Thread, der sich ganz konkret damit befasst, haben wir gar nicht.

DoroMara

Ich finde wie Malinche, dass mit einer Agentur alles verhandelbar ist.
Ich arbeitete zwei Jahre mit einem Agenten zusammen und was ich brauchte, war etwas Demut (ich weiss, das tönt so christlich, aber ich finde kein anderes Wort dazu.)
Mein Agent sah genau, wo ich im Plot Hänger hatte, zudem leitete er mich an, etwas strukturierter zu arbeiten. Zwischen uns herrschte eine Art Hassliebe: Ich wusste, genau, das er recht hatte, andererseits war mein Ego nach seinen Mails immer etwas angeschlagen. Darum trennte ich mich schlussendlich von ihm. Doch kurz darauf war ein Verlag interessiert an meinem Manuskript und noch heute denke ich oft an seine Tipps.

Maja

#77
Zitat von: Nadine am 15. Januar 2015, 09:38:53@Maja: Darf ich einen Teil deines Postings - gekennzeichnet natürlich - im Startposting zitieren? Ich finde gut formulierte Meinungen passender, als wenn ich das in eine neue, dröge Liste packe. Und sonst geht das schöne Posting unter.
Klar, darfst du, gerne!

Ich bin mir nicht sicher, ob wir einen eigenen "So arbeitet eine Literaturagentur"-Thread brauchen, weil ich zu viel Überschneidnungspotenzial mit dem, was gerade schon hier besprochen wird, sehe. Vielleicht kann man das Thema etwas ausweiten?


EDIT
Um auch noch auf Tinas Frage einzugehen:
Du arbeitest nicht für deinen Agenten. Dein Agent arbeitet für dich; er erbringt eine Dienstleistung, für die du ihn bezahlst. Weil man sich als Autor bei einer Agentur bewerben muss, ist es naheliegend zu denken, dass man sowas wie ein Jobverhältnis eingeht, bei dem der Agent alle Regeln festlegt, aber das stimmt nicht. Der Agent ist ein Dienstleister, der in der glücklichen Situation ist, sich seine Kunden selbst auszusuchen. Das Risiko, dich nicht zu vermitteln und damit auch keinen Lohn zu bekommen, liegt beim Agenten, und das möchte er minimieren. Aber: Es ist immer noch deine Entscheidung, was du schreibst, sowohl vom Genre her als auch vom konkreten Einzelprojekt.

Wenn ein Agent mit dem Genre, das du schreibst, nichts anfangen kann, wird er dich nicht als Autor aufnehmen, umgekehrt sollte also an dem, was du schreibst, immer ein grundsätzliches Interesse vorliegen. Deswegen ist es wichtig, dich bei einer Agentur zu bewerben mit etwas, das du gerne geschrieben hast und nicht nur, um bei der Agentur zu landen. Wenn du dich mit einem Thriller bewirbst, aber eigentlich lieber Fantasy schreiben willst, wird dein Agent sich von dir Thriller wünschen und ihr endet beide frustriert. Für Klein- und Liebhaberprojekte neben dem durch die Agentur betreuten Hauptprojekt bietet sich die Arbeit mit Deadlines an: Du verspricht dem Agenten, dass er dann-und-dann sein fertiges Script auf dem Tisch hat. Was du in der gleichen Zeit sonst noch schreibst, ist dann erst einmal egal, Hauptsache, das Buch, mit dem der Agent zur Messe fahren will, ist rechtzeitig da.

Ich mache es oft so - und bin soweit ich weiß die einzige, die so vorgeht - dass ich meiner Agentin Überraschungseier schicke: "Schau mal, hier ist ein neuer Roman von mir, Exposee hab ich gleich dazugetan, kannst du was damit anfangen?". Damit habe ich geschrieben, was ich liebe, meine Agentin kann selbst entscheiden, ob sie es will (durch die Bank will sie). Allerdings hat meine Agentin schon eine ganze Kiste mit Manuskripten von mir, mit denen sie arbeiten kann, ich bin ja tendenziell von der produktiven Sorte. Ich möchte ungern ein Buch als Auftragsarbeit für die Agentur schreiben mit der Aussicht, dass es am Ende vielleicht keiner kaufen will. Darum mein "Schreib was du willst"-Credo. Man braucht dafür eine Agentur, die mitspielt und so viel Vertrauen in seinen Autor hat, dass der wirklich freie Hand bekommt, weil die Agentur denkt, mit dem richtigen Pitch alles verkaufen zu können bzw. man für jedes Buch den passenden Verlag finden kann.

Wenn ich gerade nicht genau weiß, was ich schreiben will, schicke ich meiner Agentin Pitches von den aktuellen Ideen bzw. Werken-in-Arbeit und lasse sie aussuchen, womit sie am liebsten arbeiten will. Das schreibe ich dann, aber eben aus einer Auswahl an Sachen, die ich sowieso schreiben will. Wie ich schon schrieb, für diese Herangehensweise braucht man Sitzfleisch, langen Atem und Bereitschaft, im Zweifelsfall viel für die Schublade zu schreiben. Auf die lange Sicht empfinde ich es aber, für mich, als sehr lohnend.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

gbwolf

Die Liste habe ich schon länger nicht mehr gepflegt, aber in den letzten Tagen gab es bei Montségur einen interessanten Thread, den ich euch nicht vorenthalten möchte und der die Liste gut ergänzt: http://montsegur.de/ipb-forum/index.php/topic/20878-die-literaturagentur-ruft-an-welche-fragen-stelle-ich/
Konkret geht es um das erste Gespräch mit der zukünftigen (?) Agentur und welche Fragen man stellen könnte, um sich besser kennenzulernen.

Emacyl

Liebe Tintenzirkler

Derzeit bin ich etwas unsicher, was mein weiteres Vorgehen betrifft, daher möchte ich kurz meine gegenwärtige Situation erläutern:

Ich habe einen High-Fantasy-Dreiteiler beendet und ein Exposé inkl. Leseprobe des ersten Teils an zwei Agenturen verschickt. Gehört habe ich nichts, was einer Absage gleichkommt. Natürlich sind zwei Agenturen noch nicht viel, und ich habe auch keineswegs die Hoffnung verloren. Mir ist aber der Gedanke gekommen, ob Agenturen eine Art "schwarze Liste" führen, auf der mein Name draufkommt, soblad ein Manuskript von mir abgelehnt worden ist.

Ich mache es mir selbst etwas schwer: High Fantasy gibt es derzeit offenbar sehr viel, ein Dreiteiler ist ein grösseres Risiko und veröffentlicht habe ich (bis auf eine Kurzgeschichte) noch nichts.
Daher nun meine Frage: Soll ich es einfach weiter versuchen, im Wissen, dass die Voraussetzungen nicht ideal sind? Oder soll ich warten, mein Science-Fiction-Projekt abschliessen (nur ein Band) und es dann damit versuchen, in der Hoffnung, auf diese Weise leichter eine Agentur zu finden? Und wenn ich dann nicht mehr als ein allzugrosses Risiko eingestuft werde und man sich ein wenig kennt, würde ich mit dem Fantasy-Skript anklopfen... :hmmm:

Besten Dank bereits im Voraus. :)

Kuddel

Hi Emacyl,

rein erfahrungsgemäß kann ich dir sagen, dass unveröffentlichte Autoren von Agenten am liebsten mit einem Einbänder verkauft werden. So können sie dich quasi anbieten und falls es ein Reinfall ist, hat der Verlag keine Sorge Leser zu verlieren, weil die auf einen zweiten Teil warten, der nie kommen wird. Empfehlen würde ich dir daher deinen Sci-Fi-Einbänder abzuschließen und dich dann an die Agenturen zu wenden.

Bei Agenturen kenne ich solche Listen nicht, aber soweit ich weiß, kann man sicher einfach nachhaken nach einer gewissen Zeit. Auch Agenturen nehmen sich manchmal bis zu 3 Monate Zeit, ehe sie antworten.

The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Kerstin

Ich stimme @Kuddel prinzipiell zu. Da der Drei-Teiler allerdings beendet ist, sehe ich nicht unbedingt etwas, das dagegenspricht, es mit ihm bei den Agenturen zu versuchen.
Solange man nicht komplett daneben auftritt (also Drama macht bei einer Absage, Telefonterror ...) wüsste ich nicht, dass Agenturen Autoren auf eine schwarze Liste setzen. Wozu auch? Entweder die Texte sind so schlecht, dass ohnehin auf den ersten Blick klar ist, dass man damit nichts anfangen kann (dann braucht man auch keine Liste). Oder es liegt an der Markttauglichkeit / Verkaufbarkeit und da kann es einem Autor einfach passieren, dass man wenige Monate zu spät oder früh dran ist. Warum sollte eine Agentur einen dann auf eine schwarze Liste setzen? Das nächste Manuskript könnte ja im richtigen Moment kommen.

Deswegen würde ich den 3-Teiler Agenturen anbieten, aber nicht zu Verlagen gehen. Wenn dein Ziel wirklich Agentur und Großverlag sind, würde ich in der Zwischenzeit an dem Einbänder arbeiten.
Es kommt vor, dass Agenturen nachhaken, ob es nicht noch andere Projekte gibt. Gerade wenn das angebotene zwar gut, aber aktuell nicht verkäuflich ist.
Sollten alle Agenturen absagen, kannst du es dann immer noch mit dem Einbänder versuchen.
Zu verlieren hast du in meinen Augen nichts - es könnte sogar positive Auswirkungen haben, wenn die Agenturen sehen, dass du es wirklich willst und auch mehr als nur eine Reihe / Genre schreiben kannst.

Alana

#82
Kuddel hat auf jeden Fall recht, allerdings wird High Fantasy gerade ein bisschen gesucht, während SF immer schwierig ist. Mein Tipp wäre, wenn es irgendwie geht, konzipier deine Reihe so, dass Teil 1 auch alleine stehen bleiben könnte. So mache ich das immer. Du musst es nicht mal umschreiben, aber wenn dein Plot so ist, dass du im Exposé den Vermerk machen kannst: Teil 1 kann unter Umständen so verändert werden, dass er auch als Einzelband funktioniert, dann kann das schon viel helfen. :)
Alhambrana

Emacyl

Danke für eure Antworten.  :)

@ Alana Darüber habe ich noch nie nachgedacht, danke. Ich werde mir die Idee mal durch den Kopf gehen lassen.  :)  :hmmm:

Slenderella

High Fantasy ist auch bei Agenturen einfach sehr schwer.
Ich finde einfach die Mail nicht mehr, aber ich hatte mal einen ellenlangen Text von einer großen Agentur, warum High Fantasy so schlecht geht und welche Art von High Fantasy gut geht.
Der hat sich wirklich viel Mühe gegeben, das zu begründen und da auch viele Hinweise darauf gegegen, wie man derzeit schreiben muss, wenn man High Fantasy machen will, dass es für große Verlage interessant ist.

Wenn ich sie wiederfinde (verdammte drölfhundert Emailkonten!) kopiere ich dir gerne die Infos hier rein.
Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

Kerstin

@Slenderella: Das ist sicherlich interessant (ich würde sie gerne lesen) - je nach Alter wird sie aber vermutlich nicht mehr sehr viel Aussagekraft haben, da sich der Markt recht schnell ändert.
Davon abgesehen, ist es bis zu einem gewissen Grad von der Agentur abhängig, welche Genres angeblich gehen und welche nicht.

Alana

Ja, genau. Ich kenne jedenfalls einige Autoren, deren High Fantasy in letzter Zeit recht gut vermittelt wurde, und das waren sehr verschiedene Stoffe, von ganz klassisch bis romantisch oder grim and gritty, alle sind bei verschiedenen Agenturen.
Alhambrana