• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

[Sammlung] Informationen zu verschiedenen Berufen

Begonnen von Shin, 27. Juni 2012, 23:59:14

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Christopher

#15
Mich einfach mal bei "Soldat" eintragen. Zu nahezu allem was das Soldatenhandwerk betrifft kann ich Auskunft geben. Entweder, weil ich mich da selbst auskenne, oder über Beziehungen/Bekannte/Kameraden die Infos einholen kann.

Beantwortung der Fragen folgt, sobald ich etwas Zeit und Muße dafür habe. In der Zwischenzeit kann natürlich jeder per PM Fragen stellen. :)

So, viel zu lange her (ich hab es wohl irgendwie aus den Augen verloren...) aber dennoch, hier mal ein kleiner Ausschnitt:

Vorweg: Ich kratze nur an der Oberfläche. Viele Themen sind so vielschichtig, dass ich sie hier nicht wiedergeben kann. Ebenso wie es das "typische" Tätigkeitsbild nicht gibt. Es gibt endlos viele Verwendungen bei den Streitkräften, selbst eine grobe Zusammenfassung würde bereits den Rahmen sprengen. Daher nur eine grobe Zusammenfassung der für die Allgemeinheit gültigen Punkte, evtl. gespickt mit eigenen Erfahrungswerten.
Viele Dinge sind auch meinem eigenen Standpunkt geschuldet, der nicht überall und von allen so gelebt wird. An vielen Punkten läuft es nicht so wie es soll, aber das ist ein Thema für sich.

Soldat (Deutschland)
Gibt es Vorraussetzungen, um den Beruf zu erlernen oder ausführen zu dürfen? (Besondere Abschlüsse, erforderte körperliche Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse, usw.)

Es gibt nahezu keine Voraussetzungen für den Dienst in den Streitkräften, zumindest was Berufsabschlüsse, Schulabschlüsse oder sonstiges angeht. Jedoch beschränken die Vorkenntnisse die Laufbahn die man einschlagen kann (hierzu später mehr). Hervorzuheben sind jedoch die körperlichen Voraussetzungen die da im groben wären: Gesunde Grundfitness, keine chronischen körperlichen Gebrechen die den Dienst maßgeblich erschweren oder einschränken würden (nahezu jede Form von Behinderung fällt darunter, schlechte Augen z.B. jedoch nicht) und kein Drogenkonsum o.ä. Sämtliche körperlichen Aspekte werden von einem Arzt im Vorfeld untersucht. Dieser entscheidet dann über die körperliche Eignung.
Weitere Voraussetzung ist, Deutscher im Sinne des Grundgesetzes zu sein.

- Gibt es ein Mindestalter oder Höchstalter?
Mindestalter gibt es meines Wissens nicht, jedoch ist eine Erlaubnis des gesetzlichen Vormunds/der Eltern erforderlich, sollte man noch <18 sein.
Ein Höchstalter gibt es in den meisten Verwendungen nicht mehr, die Altersgrenze wurde aufgehoben. Dem steht jedoch die Eignungsuntersuchung beim Arzt, der die Eignung für den Dienst feststellt, entgegen. 


- Kann man sich selbstständig machen?
Nein. ;D

- Arbeitet man hauptsächlich im Team oder alleine?

Kommt tatsächlich auf den Dienstposten (Soldatendeutsch "Arbeitsplatz") an. Die Arbeit im Team/mit einer Gruppe überwiegt jedoch im Gesamtbild deutlich.

- Gibt es direkten Kontakt zu Kunden?
Da wir für das Grundbedürfnis nach Sicherheit zuständig sind und demnach alle unsere Kunden sind: Ja. Quasi ;D

- Vollzeit, Teilzeit, flexible Arbeitszeiten?

Für gewöhnlich Vollzeit. Teilzeit ist auf Antrag möglich (ebenso wie im zivilen auch, die Rechtsprechung ist da fast dieselbe), flexible Arbeitszeiten gibt es nur in wenigen Verwendungen.

- Wie viele Wochenstunden sind üblich?

Festgesetzt sind 46 Wochenstunden. Diese sind jedoch durch den jeweiligen Chef einer Einheit herabregelbar. In den meisten Dienststellen in denen ich bisher war geht die Tendenz eher zu 40-42 Std/Woche.

Jedoch gibt es oftmals Gelegenheiten, zu denen der Dienst verlängert wird. Übungsplatzaufenthalte oder längere Übungen sind keine Seltenheit, dabei kann der Dienst auch über mehere Wochen 24Std/Tag laufen. Dies ist jedoch der Extremfall bei Übungen. Die üblichen Übungsplatzaufenthalte schwanken in ihrer Arbeitszeit von Einheit zu Einheit und je nach Übungsvorhaben stark. Man kann hier nicht pauschalisieren.

Im Gegensatz zu vielen zivilen Betrieben ist die Bundeswehr allerdings eine staatliche Institution. Ein Ausgleich der erworbenen Ansprüche findet tadellos statt. Wer mehr arbeitet bekommt auch mehr Geld und Freizeit.


- Gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung oder ist eine Beförderung möglich?
Uff. Ein breites Feld. Ich teil das mal auf.

Beförderungen:
Beförderungen hängen von vielen Faktoren ab. Erste Voraussetzung ist die Laufbahn der man angehört. Also: Mannschaften, Unteroffizere ohne Portepee (Unteroffizier, Stabsunteroffizier), Unteroffiziere mit Portepee (die Feldwebel), Offiziere. Die Laufbahnen begrenzen den maximal erreichbaren Dienstgrad. Für den Einstieg in die jeweilige Laufbahn gibt es Grundvoraussetzungen die erfüllt sein müssen, wie z.B. Hochschulreife für die Laufbahn der Offiziere.
Befördert wird nach Eintritt in die Streitkräfte anhand vielfältiger Kriterien. Eines der Grundkriterien ist die Dienstzeit, also wie lange jemand bereits in den Streitkräften ist. Für jeden Dienstgrad gibt es eine Mindestdienstzeit die erreicht sein muss. Bei manchen gibt es auch Voraussetzungen, wie lange man bereits einen anderen Dienstgrad haben muss, um befördert werden zu können (hauptsächlich wichtig für diejenigen, die mit langer Dienstzeit von einer niedrigeren, in eine höhere Laufbahn wechseln).
Ab den Unteroffiziersdienstgraden müssen zusätzlich bestimmte Lehrgänge bestanden werden bzw. Qualifikationen vorhanden sein.
Bei den Unteroffizieren ohne Portepee ist die Berufsausbildung ausschlaggebend bzw. der Unteroffiziersanwärterlehrgang.
Bei den Unteroffizieren mit Portepee ist das die Berufsausbildung, der allgemeinmilitärische Feldwebellehrgang sowie der fachspezifische (Verwendungsabhängige) Feldwebellehrgang.
Bei den Offizieren die diversen Offiziersanwärter- und Offizierslehrgänge und das Studium. Wann welcher Offizier wie befördert werden kann/darf ist jedoch sehr komplex.

Ab einem gewissen Dienstgrad werden anhand vielfältiger Kriterien (Beurteilungen, Lehrgangsnoten usw.) Beförderungsreihenfolgen festgelegt. Leistung wird durchaus belohnt. Manche werden z.B. direkt mit erreichen der nötigen Dienstzeit zum Hauptfeldwebel befördert, andere warten jahrelang darauf.

Weiterbildung:
Hier gibt es eine Trennung zwischen Fach- und Truppendienst.
Im Truppendienst (also diejenigen, welche in rein kämpfenden Truppen wie Grenadieren z.b. unterwegs sind) gibt es grundsätzlich keine Weiterbildung. Jedoch steht jedem Soldaten ein gewisses Budget und ein Zeitraum am Ende seiner Dienstzeit zu, welches von seiner Dienstzeit abhängt, von dem er vielfältige Weiterbildungen in Anspruch nehmen und bezahlen lassen kann. Die Angebote sind nicht auf Dinge beschränkt, welche der Dienstherr (der Staat) anbietet, sondern es können auch Bildungsangebote aus der freien Wirtschaft in Anspruch genommen und aus diesem Budget bezahlt werden.

Im Fachdienst bekommt jeder Unteroffizier ohne Portepee eine Berufsausbildung die für seine vorgesehene Verwendung geeignet ist (Instandhaltung z.b. Kfz-Mechatroniker, Stabsdienstsoldaten Bürokaufmann usw. usf.). Diese Ausbildung bekommt er voll bezahlt, macht sie während seiner regulären Dienstzeit und bekommt auch weiterhin seine Bezüge (der Unterschied zwischen den Bezügen eines Azubis in der freien Wirtschaft ist gravierend).

Jeder Unteroffizier mit Portepee im Fachdienst, bekommt eine Berufsausbildung die für seine Verwendung geeignet ist und nach ein paar weiteren Jahren (mindestens zwei Jahre als Feldwebel) eine Ausbildung auf Meisterebene. Diese Ausbildungen laufen ebenfalls während der Dienstzeit unter vollen Bezügen.

Jeder Offizier im Fachdienst bekommt ein Studium welches sich an seiner vorgesehenen Verwendung orientiert (oder relativ allgemein gefasst ist. Dipl. Psychologe/Politologe/BWL etc. alles schon gesehen). Auch dieses läuft während der Dienstzeit in Trimestern an den Bw-Unis in Hamburg/München bei vollen Bezügen ab.

Das oben angesprochene Budget für die Weiterbildung steht auch den Leuten im Fachdienst zur Verfügung, jedoch verringert um einen Teil der Beträge und Zeiträume, welche die Berufsausbildungen/das Studium gekostet haben.

- Ist der Beruf auf eine bestimmte Region oder ein Land beschränkt?

Man ist da, wo der Dienstherr einem sagt, dass man zu sein hat. Flexibilität sollte man mitbringen, sonst wird es (meistens, aber nicht immer) ein hartes Brot. Die Anstrengungen dieses abzumildern sind auch der Öffentlichkeit bekannt, daher muss ich das hier denke ich nicht groß ausbreiten.

- Muss man sich auch in seiner Freizeit mit dem Beruf beschäftigen?

Muss nicht. Es wäre aber wünschenswert.

- Wird der Alltag sehr durch den Beruf bestimmt? (z.B. durch ungewöhnliche Arbeitszeiten?)

Ja. Die Arbeitszeiten und -orte schränken den Alltag oftmals ein. Der Grad der Einschränkung hängt aber wieder von zahlreichen Faktoren ab. Vorranging von dem Dienstposten und der Verwendung der man angehört.

- Wird das Familienleben eingeschränkt?

Ja. Siehe vorheriger Punkt.

Alles, was euch wichtig erscheint oder besonders ist.

Puh, was ist besonders?
Das Führen von Menschen. Das Lernen, wie man Menschen führt, die so viel Respekt und Vertrauen entwickeln sollen, dass sie einem sogar im Gefecht folgen würden. Das ist eine große Herausforderung. Die Verantwortung für eben jene Menschen zu tragen und das Beste zu geben, sie aus so etwas auch wieder rauszuholen.

Kameradschaft. Nicht zu vergleichen mit Kollegialität oder ähnlichem. Wer Tage-/Wochenlang mit jemanden zusammen in der Sch***e gelegen hat und durch dick und dünn gegangen ist, seine Kameraden mitgeschleppt hat wenn die nicht mehr konnten und sich durchgebissen hat, erlebt mehr als eine reine Arbeitsbeziehung für gewöhnlich erreichen kann. Natürlich hat man das nicht mit allen, aber über die Jahre, gibt es Kameraden die mir sehr nahe stehen und mit denen ich alles mitmachen würde. Naürlich gibt es auch solche, auf die das Gegenteil zutrifft, aber das gibt es überall.

Der Umgang mit Waffen. Richtigen Waffen, keine Jagdwaffen oder ähnliches. Der Respekt den man davor bekommt. Die Sicherheit im Umgang und die Selbstsicherheit, damit umgehen zu können. Die Verantwortung tragen zu können.

Die Erfahrungen, die man an keiner anderen Stelle machen kann.

Das vielfältige Berufsbild, die vielfältigen Chancen und Möglichkeiten, der Mangel an Monotonie (sofern man es zulässt und annimmt). 

Woher habt ihr eure Informationen?

Ich bin selbst Soldat und ziehe meine Kenntnisse daher aus meinen eigenen Erfahrungen oder Berichten von Kameraden, sofern es Truppengattungen/Verwendungen betrifft, die ich selber nicht kenne und/oder durchlaufen habe.

Habt ihr den Beruf in euren Geschichten verwendet und darüber recherchiert, so dass ihr noch informative Links oder Lektüren angeben könnt?

Insbesondere meine Kenntnisse beim führen einer Gruppe/eines Zuges (ca. 20-50 Mann) im Gefecht kann ich an vielen Stellen in meine Geschichten einfließen lassen. Die Kenntnis von bestimmten taktischen Grundsätzen, Befehlsgebung, Logistik, Umgang mit Untergebenen, Führung, Gruppeninternen Prozessen, Gedankengänge im/beim Gefecht, körperliche Entbehrungen und ihre Folgen, Kenntnis über die (wirkliche) Belastbarkeit von Menschen, Verhalten beim Erreichen derselben, Leben im Felde, Tarnen und Täuschen, Waffenkunde (Handhabung, Wirkung, Schießtechnik etc.), Verschleierung, Waffenwirkung, und, und, und, geben mir auch einen recht breiten Erfahrungsschatz mit, aus dem ich zehren kann um meinem Werk eine gewisse fachliche Tiefe und Glaubwürdigkeit sowie Realismus zu geben.
Es ist auf jeden Fall eine massive Hilfe, mal selbst als Führer einer größeren Gruppe von Menschen im Gefecht (oder einer Übung desselben) tätig gewesen zu sein und zu sehen: Wie ist das? Wie fühlt sich das an? Was sollte man tun und was nicht? Was kann schiefgehen? Was WIRD schiefgehen? Was muss man tun, um eben jenes zu verhindern? usw.


Ihr merkt vielleicht, dass das ganze recht große Dimensionen annimmt. Bevor ich mich hier jedoch totschreibe lasse ich es gut sein und biete einfach an, dass Fragen zu Details direkt an mich gerichtet werden können :)

Be brave, dont tryhard.

LinaFranken

#16
Dann möchte ich mal gerne den Bereich SECURITY vorstellen.
Oder wie es bei uns eigentlich genannt wird: Objektschutz  :wache!:

- Gibt es Voraussetzungen, um den Beruf zu erlernen oder ausführen zu dürfen? (Besondere Abschlüsse, erforderte körperliche Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse, usw.)
>Es ist tatsächlich ein Job für "Jedermann". Für den einfachen Schutz braucht man nur eine einwöchige Schulung in der man paar rechtliche Grundbegriffe beigebracht bekommt. (z.B. Darf ein Wachmann einen durchaus so lange festhalten, bis die Polizei eintritt, das ist keine Freiheitsberaubung.) Man kann zusätzliche Abschlüsse machen (für die man in Kursen oder eigenständig lernt) um Waffen tragen zu dürfen, Wachhunde mitzuführen oder spezielle Einrichtungen bewachen zu dürfen. Man muss auch dazu sagen, das man meist nur zur Abschreckung da ist oder um die "echten" Polizisten im Notfall zu rufen.

- Gibt es ein Mindestalter oder Höchstalter?
>Mindestalter wäre 18. Wird sowohl von Studenten aber auch von Rentnern gerne als Nebenverdienst getätigt.

- Kann man sich selbstständig machen?
>Man kann eine eigene Sicherheitsfirma eröffnen. Wie bei anderen Branchen muss man sich aber gründlich überlegen, ob es sich lohnt im Vergleich zu den hohen Kosten von Versicherungen, die man braucht um sich für Notfälle abzusichern. Die Firma muss hierbei sowohl für Unfälle, Rechts-Streitigkeiten wie auch die Dummheit der eigenen Mitarbeiter haften.

- Arbeitet man hauptsächlich im Team oder alleine?/ Gibt es direkten Kontakt zu Kunden?
>Man wird von seinem Arbeitgeber an verschiedene "Objekte" ausgeliehen. Wie viel Kontakt man mit Kunden hat, hängt davon ab, ob man an einem Empfang landet, an der Einfahrts-Pforte, als Wachmann bei der Bahn oder in einem einsamen Raum vor Überwachungskameras. Manche Objekte möchten nur eine Person, manche wüschen sich mehrere. Hierbei können die Kollegen oft wechseln. Zudem hängt es davon ab, ob man Tag- oder Nachtschichten zugeteilt bekommt. Man kann Wünsche äußern (dies aber besser mit Nachdruck, damit sie beachtet werden).

- Vollzeit, Teilzeit, flexible Arbeitszeiten?
>Theoretisch werden flexible Arbeitszeiten angeboten. In der Realität sieht es jedoch anders aus. Flexibel bedeutet vor allem für den Arbeitgeber. Wenn man es nicht mit Nachdruck verbietet, kann man zu endlosen Überstunden genötigt werden. Es kann vorkommen, dasd man nach ner 8-Stunden Schicht angerufen wird und gesagt bekommt: "Fahren Sie doch gleich zum Kunden XY, da ist einer krank geworden, machen Sie mal noch seine 12-Stunden-Schicht."  :gähn:

- Wie viele Wochenstunden sind üblich?
>240 Stunden im Monat sind keine Seltenheit. 12-Stunden täglich sind ebenfalls eher Regel als Ausnahme. Viele lassen sich darauf ein um über einen bestimmten Zeitraum mehr zu verdienen und dann den Job zu wechseln.

- Gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung oder ist eine Beförderung möglich?
>Kaum. Tatsache ist, das dies ein Mindestlohnjob ist. Der Verdienst hängt davon ab, wie viel das Objekt, das einen bestellt, bereit ist zu zahlen und beim Wachdienst sparen alle gerne. Die wenigsten bieten Fortbildungen oder Aufstiegsmöglichkeiten. Dementsprechend ist die Arbeitsmoral meistens gering und die Kündigungsrate seitens der Mitarbeiter sehr hoch.  :nöö:

- Ist der Beruf auf eine bestimmte Region oder ein Land beschränkt?
>Nein und die Nachfrage expandiert aufgrund der unsicheren Zeit extrem.

- Muss man sich auch in seiner Freizeit mit dem Beruf beschäftigen?
>Nein, sofern man persönlich in der Lage ist, den Stress abzuschalten und zu vergessen.

- Wird der Alltag sehr durch den Beruf bestimmt? (z.B. durch ungewöhnliche Arbeitszeiten?)
>In vielen Objekten muss man auch an Wochenenden und Feiertagen arbeiten.

- Wird das Familienleben eingeschränkt?
>Für Menschen, die nebenbei Kinder versorgen müssen, ist der Beruf durch die chaotischen Arbeitszeiten sehr ungünstig, für Alleinerziehende ohne Unterstützung sogar völlig unmöglich. Praktisch für Singles, die viel arbeiten möchten, weil sie ihre Stunden aufstocken können, statt einen Nebenjob zu suchen.

-Ist der Job gefährlich?
>Jein. Hängt auch wieder vom Objekt und dem Publikum ab. Ein Wachmann in einer Bank braucht ne Zusatz-Schulung und trägt ein höheres Risiko. Einer im Kaufhaus muss sich meist nur mit klauenden Teenager rumplagen oder wie eine Wachsfigur rumstehen. Oft werden auch nette Damen gesucht, die im einem Foyer oder auf Messen bloß als Begrüßungskomitee fungieren, was völlig ungefährlich ist. Bewachung von Industrieanlagen und Baustellen ist solange langweilig, bis ausnahmsweise etwas passiert. Ich habe die Nachtschicht in einer Behörde, was an sich ungefährlich ist, da es ein abgeschlossenes Gebäude ist mit Sicherheitsanlagen. Jedoch wäre das keine Tätigkeit für leicht schreckhafte Menschen ohne Selbstbewusstsein.

-Und als Frau?
>Der Dienst bei Messen oder Empfang ist kaum von üblicher Büro-Arbeit oder dem Kellnern zu unterscheiden. Will man als Frau aber nächtliche Bewachung oder ähnliches machen, braucht man viel Selbstbewusstsein und ein respekteinflößendes Auftreten um sich bei männlichen "Herumtreibern" und den männlichen Kollegen (die oft Macho-Allüren an den Tag legen) Respekt zu verschaffen. Ich musste gerade schon Kollegen öfter sagen: "Herzchen, du kannst die Ich-bin-hier-der-Mann-also-gehorche-mir-Tour gerne bei deiner Frau daheim ausleben, aber wenn du mir nochmal damit kommst (ohne mein Vorgesetzter zu sein) dann fahre ich mit dir Schlitten!"  :pfanne:

Imperius


Ich steuere mal etwas zum Beruf des Rechtsanwalts bei. Aus Zeitgründen erstmal eine Kurzfassung.

- Gibt es Vorraussetzungen, um den Beruf zu erlernen oder ausführen zu dürfen? (Besondere Abschlüsse, erforderte körperliche Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse, usw.)

Man benötigt Abitur, um einen Studienplatz an der Uni zu bekommen. Das Studium lässt sich theoretisch in etwa acht Semestern absolvieren, ein großer Geist, der sich nicht hetzen lässt, sollte eher 10 - 12 Semester einkalkulieren. Im Studium beginnt die Jagd auf Scheine, kleine und große in verschiedenen Rechtsgebieten ( Grobeinteilung: Strafrecht, Zivilrecht, Öffentliches Recht ). Wenn alle Scheine vorhanden sind, geht's meist noch zum Repetitor zur Prüfungsvorbereitung. Dann folgt das erste juristische Staatsexamen.
Während des Studiums sind besondere körperliche Fähigkeiten, wie Ausdauer am Kopierer und gute Koffeinverträglichkeit von Vorteil.

Dann folgt das Referendariat. Man durchläuft als Referendar verschiedene Stationen ( Gericht, Staatsanwaltschaft, Verwaltung, Anwaltskanzlei .. ) und darf also mal Richter, Staatsanwalt usw spielen. Nach zwei Jahren folgt das zweite juristische Staatsexamen.
Wer das auch besteht, darf sich Volljurist nennen und hat damit die Qualifikation zum Richteramt, Anwaltsberuf etc.   

- Gibt es ein Mindestalter oder Höchstalter?

Als Rechtsanwalt nicht. Wer zum Beispiel auch Notar ist ( ist in einigen Bundesländern möglich ), muss dieses Amt ab einer gewissen Altersgrenze abgeben.

- Kann man sich selbstständig machen?

Ja.
 
- Arbeitet man hauptsächlich im Team oder alleine?

Die meisten Anwälte bearbeiten ihre jeweiligen Mandate allein, auch wenn sich viele in Sozietäten oder Bürogemeinschaften organisieren.
   
- Gibt es direkten Kontakt zu Kunden?

Lässt sich nicht vermeiden.  :)

- Vollzeit, Teilzeit, flexible Arbeitszeiten?

Alles denkbar. Meist Vollzeit. Als selbständiger RA lässt sich Flexibilität gut einrichten.

- Wie viele Wochenstunden sind üblich?

Nächste Frage!

- Gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung oder ist eine Beförderung möglich?

Viele Anwälte sind spezialisiert auf bestimmte Rechtsgebiete. Das lässt sich oft daran erkennen, dass sie auch einen Fachanwaltstitel tragen ( z.B. Fachanwalt im Verkehrsrecht etc. ). Den Fachanwalt bekommt man nicht an der Uni, sondern erhält ihn nach einer gesonderten Fachanwaltsprüfung ( i.d.R., wenn man als RA schon einige Jahre gearbeitet hat ) und nach Erbringen eines Nachweises, dass man als Rechtsanwalt eine bestimmte Zahl von Fällen in diesem Rechtsgebiet praktisch bearbeitet hat.


- Ist der Beruf auf eine bestimmte Region oder ein Land beschränkt?

Die Anwaltsplage gibt es überall.

- Muss man sich auch in seiner Freizeit mit dem Beruf beschäftigen?

Nein. In seiner Freizeit soll man doch Romane schreiben.

- Wird das Familienleben eingeschränkt?

Familienleben? Was war das nochmal?  :)   Ist wohl sehr individuell und wie bei jedem Vollzeitjob.

Fianna

#18
So, ich trau mich auch mal zu schreiben. Es ist viel länger, aber ich hab da ja auch ca ein halbes Dutzend verschiedene Jobs drin. Und es wurde von 2 Leuten gewünscht, die ein Hotel als Schauplatz haben.
Ich versuche Fachbegriffe zu meiden, bei Bedarf googlen oder nachfragen.
Grundsätzlich kann man fast jede Figur (Protagonist, Antagonist, Zeuge, Statist) an jeden Ort in einem Hotel bringen, man muss nur das Hotel entsprechend ,,designen", dann ist es realistisch.
Ich finde schon seit längerem, ein Hotel schreit geradezu danach, Schauplatz eines Krimis zu werden. (Mir fällt nur eine Monk-Folge ein, in der das Reinigungspersonal auch Täter ist und den Tatort so perfekt sauber macht, dass niemand an Mord denkt.)


Hotellerie

Gibt es Vorraussetzungen, um den Beruf zu erlernen oder ausführen zu dürfen? (Besondere Abschlüsse, erforderte körperliche Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse, usw.)
Ideal: Ausbildung, mehrere Sprachen, fit und gelenkig. In einigen Bereich kann man auch ohne Ausbildung arbeiten.
Housekeeping: meist keine Ausbildung und Migranten / Ausländer, teilweise komplett ohne Deutschkenntnisse
Küche: Als Spüler oder Küchenhelfer in der Regel ungelernte Kräfte.
Service: Kommt drauf an, je weniger Fachkenntnis erforderlich ist, desto eher gibt es ungelernte Kräfte. In einem fancy Restaurant, das nur mit silbernen Glochen serviert und eine dicke Weinkarte hat, wird man die maximal im Hintergrund antreffen (Brot schneiden, Getränke zubereiten), weil sie keine Fragen zu der Weinauswahl oder den fancy Speisen beantworten können.* Eventuell im Frühstücksdienst, Biergarten oder Terrassenservice anzutreffen.
In anderen Restaurants / Gaststätten natürlich mit größerer Wahrscheinlichkeit.

Wenn man es für seinen Plot braucht, kann man im Bankettbereich eigentlich immer ungelernte Kräfte an einen bestimmten Ort bringen (z.b. das fancy Restaurant). Bankett heisst Großverstaltungen, also private Feiern, Betriebsfeiern, Vereinsfeiern, Abiball... Alles Sachen, wo es entweder ein Buffet oder eingeschränkte Speisenauswahl (in der Regel 2 Alternativen, die vorher auszuwählen sind) gibt. Oft auch nur eingeschränkte Getränkeauswahl, ggfs. Festgesetzt was zu welchem Gang. Also nur begrenztes Fachwissen, kann man vorher alles erklären, was evt von den Gästen gefragt wird. 
Nochmal zu der Ausbildung: in vielen Berufen ist es so, dass man nach einer gewissen Zeit nicht mehr reinkommt. Beim Hotel sind Leute mit murkeligem Lebenslauf nicht schlecht aufgehoben. Man beweist sich viel durch seine praktische Arbeit, zum anderen ist Fachkräftemangel.
Also ob ungelernt oder gelernt, man kann für jede Figur eine glaubhafte Erklärung finden, warum sie sich dort (beruflich) aufhält. Im schlimmsten Fall hospitiert die Figur oder ist ein Mystery Guest (eine Art Hoteltester, der tut, als wäre er ein ganz normaler Gast).

* Das ist jetzt kein Hinweis auf Sterneküche, das gibt sehr oft auch bei ,,normalen" Restaurants. Es gibt ohnehin nur eine geringe Anzahl an Sterne-Restaurants in Deutschland, und die Anzahl wird bewusst klein gehalten. (Ob das jetzt ein offizieller Fakt ist, weiß ich nicht, es ist jedenfalls so.) Nicht jeder, der einen Stern verdient, kriegt ihn auch. Und wenn man im Urlaub schön ins Hotel-Restaurant geht, wo man richtig teuer (und hoffentlich auch gut) essen kann und an der Türe an 3 Sternen vorbeigeht... die gelten für den Beherbergungsbetrieb. Mit dem Restaurant haben die nichts zu tun. Außer, dass Hotels mit mehr Sternen in der Regel mehr Wert auf die Qualität der Küche legen (weil die Gäste das erwarten, dass das Restaurant so speziell ist, wenn sie in einem 4-Sterne-Haus sind).


Gibt es ein Mindestalter oder Höchstalter?
Mindestalter: das normale Alter eben für eine Berufsausbildung, wobei Kinder, die im Hotel aufwachsen, da oft auch schon in jüngeren Jahren mal kurz mit anpacken.
Höchstalter: wenn man an seine körperliche Belastungsgrenze kommt.

Kann man sich selbstständig machen?
Ja, und zwar ohne Vorkenntnisse. Sowie ohne Ausbildung. Jeder Hansel, der Lust drauf und eine gesicherte Finanzierung hat, kann morgen ein Hotel eröffnen. Erst wenn es um die Beschäftigung von Auszubildenden geht, werden bestimmte Sachen erforderlich.
Meines Wissens müssen auch die Köche keine Kochausbildung haben, man muss nur gewisse Nachweise (sagen wir mal salopp Hygienenachweise) erbringen. Z.B. als Mitarbeiter: Bescheinigung gemäß des Infektionsschutzgesetzes, da guckt man nur einen Film (und hat danach für mehrere Wochen keine Lust mehr, etwas zu essen, wenn man nicht gesehen hat, wie es zubereitet wird).
Natürlich macht niemand komplett ohne Fachpersonal ein Haus auf.
Aber man könnte es!


Arbeitet man hauptsächlich im Team oder alleine? Gibt es direkten Kontakt zu Kunden?
Ja und Nein,  je nach Arbeitsplatz.


Vollzeit, Teilzeit, flexible Arbeitszeiten?
Bei den Abteilungen mit komplexeren Computersystemen oder Multitasking-Aufgaben in der Regel Vollzeit. Je nachdem wo man seine ungelernten Kräfte rekrutiert, z.B. Studenten / Mütter, oft auch Teilzeit. Ist mir bisher nur im Service begegnet.

Wie viele Wochenstunden sind üblich?
Abhängig von Arbeitsplatz & Position. ,,Bürojobs" und Housekeeping i.d.R. 40-Stunden-Wochen.
Alles mit Kundenkontakt richtet sich nach dem Kundenfluss. Bsp: im Restaurant bleibt man so lange, bis alle Gäste weg sind, alles sauber ist, ggfs für den nächsten Tag vorbereitet / eingedeckt... Mitternacht, 1 Uhr, bei Bankett gerne später. Da hat man schnell seine 12-15 Stunden zwischen Arbeitsbeginn / Ende. In der Regel Teildienst: man hat 1-3 Stunden Pause. Das kann sich zwischen 50-70 Stunden Woche bewegen (reine Arbeitszeit). Zu Hochterminen gerne mehr, teilweise 2.30 / 4.00 Uhr Feierabend, aber wieder zur gewohnten Zeit (10 Uhr / 11 Uhr / 12 Uhr) anfangen.
An der Rezeption ist es ähnlich. Entweder Dreischicht-System mit Überstunden-Option, oder wenn keine 24 Stunden auf ist: da bleibt teilweise die Rezi, bis alle Gäste angereist sind. Einige Hotels haben ein Schließfach vor der Türe, wo sie den Schlüssel hinein legen – der Gast bekommt mit der Bestätigung einen Code.
Allerdings klappt das nicht immer (je nach Gästegruppe) und dann muss man telefonisch helfen bzw. im schlimmsten Fall nochmal hinfahren. In der Regel die arme Socke, die den Spätdienst hatte. Besonders schön ist es, wenn die Gäste zwar pfiffig sind und wissen, was sie tun müssen, sich aber noch mal telefonisch rückversichern – in Hotels ohne 24-Std-Rezeption führt diese Rufumleitung oder Notfallnummer in der Regel zu einem Mitarbeiter des Hotels, der schon (noch) schläft, weil er Spätdienst (Frühdienst) hatte (haben wird).

EDIT:
Da sich die Arbeitszeit nach dem Arbeitsaufkommen (also den Kunden) richtet, freuen sich Restaurants immer waaaaaahnsinnig, wenn man einen Tisch für 10 oder 14 Personen bestellt und dann kommen doch nur 4 oder 5 oder so... Diese große Ansage hat nämlich für diesen Tag den Dienstplan bestimmt
. Einer der Kellner steht sich die Beine in den Bauch, weil man ihn nicht braucht.
Vorher am Tag waren eventuell seine Kollegen richtig in der Scheiße, aber er hatte ja Pause oder noch nicht Arbeitsbeginn, weil für abends so ein großer Tisch angesagt war... dann sind bei zusammen geschobenen Tischen auch noch mehrere Tische in diese Tafel verbaut, die man anderswo besser brauchen könnte (und sei es nur, damit die anderen Gäste mehr Auswahl haben und nicht so spack Tisch an Tisch sitzen müssen)... Wenn die Gäste erstmal sitzen und sagen "Ach nein, wir sind nur 4 (5) Leute" da fangen die nicht mehr an, die Tische auseinander zu ziehen und zurück zu stellen... also egal wie kurzfristig die Änderung erfolgt, es ist immer ziemlich wichtig, dass man solche Reduzierungen auch vorab erfährt. Und sei es nur, dass man ein paar Tische wieder anders stellt (wenn die Absage schon für den Tages-Dienstplan zu kurzfristig kommt)...
... theoretisch könnte ein Restaurant für Absagen eine Entschädigung geltend machen. Macht nie einer. Glück gehabt.
Mit rechtzeitiger Absage (und bei großen Tischen ist auch noch rechtzeitig, bevor man durch die Türe tritt, falls man selbst es einmal überraschend erfährt mit der Reduzierung der Personen) tut man den Leuten einen extrem großen Gefallen.

Gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung oder ist eine Beförderung möglich?
Nur mit Ausbildung.

  • Es gibt, gerade im Service oder bei Häusern mit mehr Zimmern, viele kleine Rangstufen-Unterschiede, die einen fancy englischen Namen bekommen. (Im Restaurant in der Regel französische.) Das Gehalt ist oft mehr oder weniger das Gleiche (damit meine ich nicht ,,zu wenig", obwohl es stimmt), die Aufgaben teilweise auch, aber es ist innerhalb der Hotelhierarchie sehr wichtig ob man Demi-Chef de Rang oder Chef de Rang ist. Oder dass man es so schnell nach Ausbildung / Arbeitsbeginn geworden ist.
    In der Küche ähnlich, da ist man auf verschiedene Posten eingeteilt (Vorspeise, Fleisch, Saucen, Nachtisch – auch alles mit tollen französischen Namen). Theoretisch soll jeder alles können und bei größeren Sachen packt jeder mit an, aber grundsätzlich hat man die Verantwortung für einen Posten. Und der fürs Fleisch fühlt sich natürlich toller als der für die kalte Küche oder Vorspeisen.
    Abteilungsleiter kann man werden.
  • Abteilungsleiter können nach x Jahren (3 oder 5) eine IHK-geprüfte Weiterbildung im Personalwesen machen.
  • Man kann einen Hotelmeister / Servicemeister / Küchenmeister machen.
  • Dann gibt es noch diverse Studiengänge, die man machen kann, entweder an einer normalen Uni oder an einer Hotelfachschule. Absolventen einer Hotelfachschule sind in der Regel eher gerne gesehen, denn es gibt mehrere private oder staatlich geförderte Hotelfachschulen, die nur die Weiterbildung / Studiengänge in bestimmten Bereichen anbieten, und die sind eben genau auf das Berufsbild angepasst.
Die ,,Bürojobs" besonderer Art bekommt man eher, wenn man Weiterbildung / Studium hat. Außer man ist in einer Hotelkette, die bauen gerne ihr Personal selbst auf und fördern einen und bringen einen an genau solche Positionen. Wer jetzt an Sachen wie Reservierung oder Marketing denkt, macht es sich zu einfach, es gibt in großem Hotels mehrere Bereiche der Verkaufsförderung (Restaurant,  Beherbergung, Bankett, Tagung), außerdem teilweise auch einen Menschen, der sich nur damit beschäftigt, dass er jeden Tag überlegt, wie viel so ein Zimmer denn kosten soll. (Das heisst Yield Management.)


Ist der Beruf auf eine bestimmte Region oder ein Land beschränkt?
Ist überall auszuüben, je nach Spezialisierung / gesuchtem Arbeitsplatz oder Anspruch ist es dann aber eventuell eingeschränkt, da es z.b. nicht überall so detailgenaues Yield Management gibt.
Umgekehrt hat man es als Angestellter einer größeren Kette einfach, zu wechseln, da gerne in andere Städte oder Länder Angestellte ausgeliehen oder dorthin empfohlen werden. Innerhalb Deutschlands kommt es auch manchmal zu einem ,,Ausleihen" von Mitarbeitern, wenn es irgendwo eng ist. Falls man also eine Figur mal spontan ans andere Ende des Landes bringen will oder sich eine Lüge für dessen plötzliches Auftauchen einfallen lassen will...
Im Hotel zählen die beruflichen Zwischenstationen sehr stark. Die erste Frage ist immer ,,Wo haben Sie denn gelernt?", danach geht der Small Talk schnell über, wo man denn als was und wie lange beschäftigt war. Häufiges Wechseln ist auch nicht schlimm, gerade wenn man sich dabei verbessert.
Besondere Beachtung hat hierbei ein Schiff, wer Kreuzfahrten im Lebenslauf hat, hat quasi den Doktortitel der Hotellerie. Man kann allerdings nicht einfach morgen auf einem Schiff anfangen, muss gewisse Nachweise erbringen (auf eigene Kosten) und manche Arbeitgeber mit Sitz im Ausland haben auch miese Lohnbedingungen (weil man sich dann selbst versichern muss usw und das auch teurer ist als die Beträge in Deutschland), mehr auf Nachfrage.
Achja, Ausland, gerade Schweiz und Dubai, bietet ein ähnliches Prestige, da es dort sehr viele Sternehotels / anspruchsvolle Gäste gibt.


Muss man sich auch in seiner Freizeit mit dem Beruf beschäftigen?
Je nach Position & Arbeitsplatz.
Ansonsten nehmen viele Leute den Beruf mit, weil sie ständig die Leute bei der Arbeit beobachten und unbewusst Sachen registrieren. Wer in einem großen überfüllten Pub geistesabwesend auf einen Fleck starrt und auf einmal japst ,,Oh mein Gott, die haben nur eine Station, wie krass ist das denn!!", stößt normalerweise auf Unverständnis im Freundeskreis. (Erklärung? Das Lokal ist nicht aufgeteilt in ,,Links Anja, rechts Tine" usw, sondern jeder Kellner geht überall hin. Vor allem wird auf eine Kasse und mit einem Portemonnaie gearbeitet, was besonders toll ist, wenn bei der Kollegin jemand die Zeche prellt oder sie zu doof zum Zählen / Rechnen ist. Dann sind Fehlbeträge beim Geld automatisch bei allen, statt nur bei dem, der gepennt hat oder langsam oder faul war.)
Man rückt bei Familienfeiern das Besteck gerade oder darf erklären, warum trockener Sekt nicht wenig Zucker enthält, sondern genau umgekehrt.
Und so weiter. Man lernt viele interessante Dinge, aber viele Menschen können das nicht ausschalten. Wenn man als desinteressierte 16jährige die Ausbildung macht oder 25 Jahre fernab des Restaurantbetriebs arbeitet, sieht das vielleicht anders aus. Trifft bei mir aber beides nicht zu, daher nehme ich meinen Beruf überall mit hin, besonders wenn ich auf der anderen Seite stehe und die Leute bei mir etwas falsch machen.
Oder mich hungern lassen, weil sie schlecht organisiert sind. Oder sowas.


Wird der Alltag sehr durch den Beruf bestimmt? (z.B. durch ungewöhnliche Arbeitszeiten?)
Es ist schon flexibel von der anderen Seite, wie bei einigen Berufen hier. Bei Teildienst kann man sich nicht für die Pause verabreden (bzw. nur mit sehr flexiblen Leuten), man hört eventuell auf einmal ,,Geh mal und komm in 2 Stunden wieder."
Der Dienstplan wird so 1-3 Wochen vorher erstellt, teilweise ist er erst kurz vorher verbindlich oder wird oft noch umgeswitcht.
Arbeit an Wochenende, Feiertagen und so weiter ist normal.
Kann aber auch Vorteile haben, da man morgens / unter der Woche frei hat, wenn andere Leute arbeiten. Da ist es beim Kleiderkauf leerer usw. Mit entsprechendem Rang (Abteilungsleiter/Chef), Arbeitsplatz oder Glück kann man das auch etwas selbstbestimmter herbeiführen.
Die Regel ist es nicht.


Wird das Familienleben eingeschränkt?
Kommt auf den Arbeitsplatz an (z.B. Frühstückdamen/Housekeeping haben immer abends frei).
Und was für ein Familienleben man führt. Wenn man sich klassisch immer an Feiertagen und Geburtstagswochenenden trifft, dann schon.


Weitere Besonderheiten:


  • Es herrscht teilweise ein ziemlich rauer Ton (nette Umschreibung. In manchen Küchen sind ,,Homo" oder ,,Spasti" die beliebtesten Spottbezeichnung untereinander).
  • Es gibt teilweise abteilungsübergreifend lustige Bündnisse / Lager.

  • Überstunden sind oft unbezahlt (nicht nur bei wichtigen Leuten mit mehr Verantwortung/Gehalt, auch bei den normalen Mitarbeiterin) und werden teilweise nicht mal aufgeschrieben.
    Eigentlich gibt es seit 2015 ein strengeres Arbeitszeitgesetz. Eigentlich.
  • Gerade der Bereich Housekeeping (seltener Service) wird outgesourcet - aber aufpassen wenn man es als Baustein im Plot verwenden will, macht nicht bei allen Hotels Sinn.
  • Ein Trend in der Hotellerie ist starke Technologisierung, teilweise bis zum Verzicht auf echte Menschen an der Rezeption, da sucht der Gast online selbst aus, in welches Zimmer er will (wie bei der Platzreservierung in der Bahn).
  • Jeden kann man überall antreffen: Hofas (Hotelfachleute) sind im Gegensatz zu Refas (Restaurantfachleuten) für Autoren interessanter, da die im Vertrag immer stehen haben, dass sie einspringen, wenn Not am Mann ist. Wenn Not am Mann ist, geht die Reservierungsdame spülen, die Rezeptionistin in den Frühstücksraum, die Frühstückslady kassiert Abreisen, der Chef macht Rührei oder die Direktorin faltet Handtücher, der (Chef-)Koch bringt den Teller an den Tisch. Die Azubine (!!) vertritt den Chef und ist dabei auch im Zweifelsfall chefig. Alles schon gesehen oder (glaubwürdigen) Freunden geschehen.
    Hängt natürlich immer von der Art des Hotels, Größe usw. ab.


Und wer jetzt tatsächlich immer noch eine Frage zu seinem Hotel-Plot hat, kann mir gerne eine PN schreiben.
Mir fällt ein, dass ich auch erstaunlich viele Videos bei Youtube kenne mit Dokumentationen, vielleicht kann ich was Passendes linken wenn ihr was sucht.

Slenderella

Ich habe zwei Themenbereiche für euch: Einmal Rennpferdetraining (Jockey) und einmal den Game Master. Ich starte für heute Abend aber mal mit dem Rennreiter :)

- Gibt es Vorraussetzungen, um den Beruf zu erlernen oder ausführen zu dürfen? (Besondere Abschlüsse, erforderte körperliche Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse, usw.)


maximal 60 Kilo, wenn man Berufsrennreiter und später Jockey werden will ist selbst das zu viel, 55 bis 58 ist so das höchste der Gefühle. Die Ausbildung muss absolviert werden für den Berufsrennreiter, da es sonst nur den Amateurschein gibt. Um Arbeitsreiter zu sein, braucht man nichts, außer den entsprechenden Reitfähigkeiten und maximal 65 Kilo. Die Ausbildung ist eine ganz Normale, mit Berufsschule und allem drum und dran, inklusive Abschlussprüfung und wird von der Kammer abgenommen. Ein Schulabschluss ist übrigens uninteressant. Es zählt einzig und allein die Kilozahl und das reiterliche Können - und das wird in der Regel massiv von den Bewerbern überschätzt.

- Gibt es ein Mindestalter oder Höchstalter?
Mindestalter 18, drunter stellen Trainer nicht gerne an, weil sie dann auf Zeiten achten müssen, die nicht immer gegeben sind. Höchstalter - so lange es der Körper zulässt, darf geritten werden. Auch im Rennen.

- Kann man sich selbstständig machen?

Ja, wenn man seinen Trainerschein macht.

- Arbeitet man hauptsächlich im Team oder alleine?
Absolut im Team. Wer kein Teamplayer ist, bekommt Probleme - wirkliche Probleme. Wir reden hier nicht von etwas Gezicke, das wäre noch harmlos.

- Gibt es direkten Kontakt zu Kunden?
Ja, die Besitzer stehen oft auf der Matte und die freuen sich natürlich mehr darüber, wenn man nett zu denen ist, als dass man denen mit grantigem Gesicht erzählt, was sie für ein blödes Pferd haben.

- Vollzeit, Teilzeit, flexible Arbeitszeiten?

Der Arbeitsreiter hat Vollzeit - und mit Vollzeit ist Allzeit bereit und ständig im Stall gemeint.

- Wie viele Wochenstunden sind üblich?
Open End. Absolut wörtlich zu verstehen.

- Gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung oder ist eine Beförderung möglich?
Der Berufsrennreiter hat die Möglichkeit Jockey zu werden (nach dem 50. Sieg), später seinen Pferdewirtschaftsmeister zu machen. Beförderungen gibt es keine. Höchstens, dass man 1. Jockey am Stall wird. Das heißt, man hat die freie Pferdewahl, sofern das nicht mit den Wünschen der Besitzer kollidiert - was es genau dann häufig tut, wenn es ums Derby geht - nur weil da ein erster Mann ist, holt man trotzdem lieber einen Star aus England.

- Ist der Beruf auf eine bestimmte Region oder ein Land beschränkt?
Nein und ja. Es gibt keine Rennbahnen in manchen Regionen von Deutschland. Und ohne Rennbahn keine Rennpferde.

- Muss man sich auch in seiner Freizeit mit dem Beruf beschäftigen?
Absolut! Es wird gewünscht und gefordert. Man sollte schon wissen, selbst wenn man frei hatte, wie die Pferde seines Stalles abgeschnitten haben. Sich auf der Rennbahn blicken lassen, selbst wenn man frei hat, genauso.

- Wird der Alltag sehr durch den Beruf bestimmt? (z.B. durch ungewöhnliche Arbeitszeiten?)
Vollkommen. Morgens um 4 raus, um 11 Feierabend (wenns schnell geht) - um 5 wieder los am Nachmittag, dann um halb 7 wieder zurück. Feiertage? Sind Arbeitstage und was für welche, immerhin sind die meistens Renntage und dann gehts auf die Bahn. Nachts um 3 losfahren nach Baden-Baden nicht ungewöhnlich. Koliker? Open End am Abend. Da ist nichts mit planen.

- Wird das Familienleben eingeschränkt?

Ja. Kann nicht jeder gut ab.

Alles, was euch wichtig erscheint oder besonders ist.
Krisenfester Job, definitiv. Man findet immer Arbeit. Und man sitzt den ganzen Tag auf dem Pferd - allerdings auch auf jedem Pferd und Sympathien sind nicht immer gegeben. Trotzdem ein unglaublich mitreißender Job, der einen an emotionale und körperliche Grenzen und darüber hinaus treibt. Adrenaline Junkies kommen auf ihre Kosten. Ist aber auch nicht ungefährlich. Eher im Gegenteil.

Woher habt ihr eure Informationen?
Hab's selbst lange gemacht.

Ich brauch noch eine Katze
Und ein Beil wär nicht verkehrt
Denn ich gehe heute abend
Auf ein Splatter-Pop-Konzert

Koboldkind

Gärtner/In (Zierpflanzenbau)

Ein dualer Ausbildungsberuf, der in die sechs Fachrictungen Zierpflanzenbau, Friedhofsgärtner, Obstgärtner, Gemüsegärtner, Baumschule und Staudengärtner unterteilt wird. Es gibt auch noch die Garten- und Landschaftsbauer, aber die haben mehr mit Bau als mit Garten zu tun. Ist ein anerkannter Gesellenberuf mit Möglichkeit des Meistertitels

Was macht ein Gärtner/eine Gärtnerin?
Als Zierpflanzer gibt es verschiedene Gärtnereien, in denen man arbeiten kann. Die kleine traditionsreiche Gärtnerei am Dorffriedhof, die noch selbst ein paar Stiefmütterchen zieht bis hin zur Gewächshauslandschaft eines deutschlandweit agierenden Gartencenters, von Topfpflanzen bis Schnittblumen hin zu botanischen Gärten und dem Gartenbauamt der Stadt. Je nachdem sieht dann die Arbeit aus.
Bei Schnittblumen wird morgens geerntet, mittags die Blumen aufbereitet, nachmittags Feldpflege betrieben. In der kleinen Gärtnerei müssen regelmäßig die Töpfe gefüllt, bepflanzt und umgesetzt werden, wenn die Pflanzen zu groß sind, und wenn alle abverkauft wind, kommt die nächste Saisonware dran. Als Stadtgärtner hat man mit Glück noch ein Gewächshaus, aber hauptsächlich geht es dort dann um die Bepflanzung der öffentlichen Beete und Tröge und die Pflege der Grünanlagen, also von Rasenmähen und Unkraut jäten bis zu Baumbeschnitt und Laub kehren.
Davon abgesehen müssen Pflanzen gegossen werden. Das ist kein Hexenwerk: Wenns heiß ist, kommt frühs etwas mehr wasser drauf. Wichtiger ist das Gießen, wenn noch Düngemittel ins Wasser kommt, das muss man auch kennen. Was eine NPK-Düngung ist, in welcher Dosierung das Eisenpräparat auf wieviel Liter Wasser kommt. Ähnlich verhält es sich mit dem Pflanzenschutz: Lässt die Pflanze die Blätter hängen, weil sie durst hat, weil ein Virus, Bakterium, Insekt, Pilz da dran ist oder  gar eine Wühlmaus an den Wurzeln frisst? Welche chemischen Mittel gibt es, oder welche biologischen Pflanzenschutzmittel, präventiv oder bei akutem Befall, und wann ist die Pflanze endgültig tot?
Zu guter letzt kommt eben die Technik um das ganze drum herum: Wie ist ein Gewächshaus aufgebaut und wie reguliere ich das Klima darin, hat mein Betrieb ein Kühlhaus oder unterschiedlich temperierte Räume. Welche Werkzeuge benutze ich zum Äst schneiden oder Unkraut jäten und wie pflege und führe ich einen Schlepper/Traktor mit der großen Spritzeinrichtung? Wo gehen die Wasserleitungen lang und die Heizung, und wie pflege ich das alles?

Gibt es Voraussetzungen, um den Beruf zu erlernen oder ausführen zu dürfen? (Besondere Abschlüsse, erforderte körperliche Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse, usw.)
Hauptschulabschluss reicht, wer mitdenken kann und Dreisatz schon mal gehört hat kann auch ohne Abschluss in einem Betrieb landen. Sprachlich gibt es keine anderen Voraussetzungen als die Anweisungen zu verstehen, nur zum Dosieren brauchts ein paar einfache Mathekenntnisse. Körperlich muss man kein Mannweib oder 100kg-Kerl sein, aber mit jedem Wetter klar kommen und laufen, heben, schieben, anpacken können. Immerhin, Abends weiß man, was man gemacht hat. Kilometer zählt man da längst nicht mehr :)

Gibt es ein Mindestalter oder Höchstalter?
Nein. Man darf U18 nur noch nicht mit den chemischen Pflanzenschutzmitteln umgehen oder Schlepper fahren. Nach Oben hin kann man noch lange in dem Beruf arbeiten.

Kann man sich selbstständig machen?
Ja, Gärtner dürfen auch als Geselle eine eigene Gärtnerei übernehmen oder eröffnen, bei anderen Berufen der Handwerkskammer waren dafür ja Meistertitel nötig.

Arbeitet man hauptsächlich im Team oder alleine?
Eigentlich gibt es immer Teams, wenn der Betrieb nicht gerade sehr klein ist. Immerhin müssen einige Hektar bearbeitet werden, und wenn man mit Gerätschaften unterwegs ist, ist es nicht verkehrt, wenn ein Kollege bei einem Unfall schnell da ist. (Trifft jetzt zwar eher auf die Forstwirtschaft zu, aber niemand kommt doch auf die Idee, einen Baum alleine zu beschneiden). Alleine kann man auch arbeiten, wenn etwa ausgesät wird, die Setzlinge in eigene Töpfchen kommen (pikieren) oder diese dann nochmal umgetopft werden - halt Arbeiten, für die vom Platz oder Aufwand her eine Person reicht. Auch Spritzen tut man i.d.R. alleine, weil das reicht und weil niemand in das behandelte Gewächshaus sonst darf, der nicht ebenfalls Pflanzenschutzmittel ausbringt.

Gibt es direkten Kontakt zu Kunden?
Kommt auf den Betrieb an. Als Friedhofs-oder Dorfgärtnerei muss man auch mal den Leuten beratend zur Seite stehen ("Ich such eine Pflanze, die meine Freundin hat. Die hat grüne Blätter!" "... aha."). In einem Größeren Betrieb kann sich das vielleicht in pflegende und beratende Gärtner aufteilen. In rein Produzierenden Betrieben wird selten ein Kunde aufm Hof stehen, und wenn, dann ist der Chef da.

Vollzeit, Teilzeit, flexible Arbeitszeiten?
Saisonarbeit.
Heißt: Im Sommer ist man schon um 6 Uhr zwischen den Blumen und ackert bis 18 Uhr durch (vor allen, wenn Ernte von Schnittblumen ist oder jemand Abends nochmal zum gießen vorbei muss). Und im Winter hat man möglicherweise für zwei Monate Urlaub. Im Sommer gibts gefühlt kein reguläres Wochenende, Urlaub am Stück sowieso nicht. Im November kann man sich von seinen Kollegen bis nächstes Jahr verabschieden. Natürlich sind immer noch Kulturen zu hegen, in Botanischen Gärten bleibt ein ruhiger Betrieb durchgehend erhalten, oder die Stiefmütterchen, die im Herbst getopft werden, müssen noch gerückt werden. Aber ich kenne es vom Feld, und da ist im Winter dicht.

Wie viele Wochenstunden sind üblich?
Standart 40h mit saisonalem Einschlag.

Gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung oder ist eine Beförderung möglich?
Gärtnermeister, staatlich geprüfter Techniker, natürlich anschließend ein Studium im Gartenbau oder Agrarbereich ... Aber meist bleibt der Gärtner bei seinem Spaten. Es ist ein Gesellen-Meister-Handwerksberuf, auch wenn es nicht von der Handwerkskammer, sondern von den Landesbetrieben Landwirtschaft Hessen (oder andere Äquivalente) organisiert wird. Abgesehen von staatlichen Möglichkeiten gibt es immer irgendwo ein Seminar etwa vom Bundesverband der Junggärtner oder ein Baumschneide-Schein zu machen.

Ist der Beruf auf eine bestimmte Region oder ein Land beschränkt?
Prinzipiell nicht. Praktisch gibt es Hochburgen, z.B. der Niederrhein ist eine Hochburg für riesige Gärtnereien, Holland natürlich auch. Schnittblumen-Gärtnereien finden sich in Deutschland nur wenige, und Dorfgärtnereien sind am Aussterben, ebenso spart die Stadt gerne an der Stadtgärtnerei.

Muss man sich auch in seiner Freizeit mit dem Beruf beschäftigen?
Wenn man einen Job als Gärtner gefunden hat, und der relativ sicher ist, eigentlich nicht. Da aber als Geselle wenig weiterkommen ist, bringt es viel, sich umzuhören, weitere Pflanzen oder neue Mittel kennen zu lernen, sich biologischen Pflanzenschutz anzueignen (Des Images wegen) und so weiter. Die Taspo ist die Gartenbau-Fachzeitschrift, und Messen wie die Grüne Woche oder die Internationalen Pflanzenmesse gibts viele, ebenso Blumengroßhandelszentren, wo man die Kollegen trifft.

Wird der Alltag sehr durch den Beruf bestimmt? (z.B. durch ungewöhnliche Arbeitszeiten?)
Wenn man starken Saisoneinschlag hat, dann siehe oben. Aber meist handelt es sich um einen 40h-Job, von dem man nur etwas verdreckt und geschwitzt nachhause kommt.

Wird das Familienleben eingeschränkt?
s.o.

Besondere Fähigkeiten:
Ein Auge für die Bedürfnisse der Pflanzen. Wird es Heiß, hat es geregnet, muss ich mal gegen Blattläuse vorgehen oder woher kommen sonst diese komischen Flecken auf den Blättern?

Außerdem:
Wie die anfangs erwähnte Aufteilung in die sechs Fachrichtungen deutlich macht, kann man sich auch als Geselle mit vielem interessantem umgeben. Wie viele botanische Kuriositäten und Lebensformen man etwa in einem botanischen Garten kennen lernt! Es ist schon ein erfüllender Beruf, wenn man etwas ansät und umtopft und hegt und pflegt und verkaufen kann, sei es ein Stiefmütterchen, Gurken oder Schnittblumen. Man umgibt sich immer irgendwie mit Leben und Schönheit. Und ja, auch wenn ich den Beruf nicht mehr praktiziere, liebe ich den Gartenbau sehr :)

Quelle: Eigene Ausbildung und Erfahrung
Wer jetzt nicht wahnsinnig wird, muss verrückt sein.

Villyana

#21
Hi,
dann möchte ich euch auch mal meinen sehr besonderen Beruf vorstellen, den der Physiklaborantin.
Wenn mich jemand frägt, was ich beruflich mache muss auch immer eine Erklärung dazu folgen, sonst höre ich die dollsten Sachen über meinen Beruf (angeblich repariere ich Autos und baue Bomben). Sehr spannend, aber was macht ein Physiklaborant wirklich? Erstmal: es gibt nicht viele. Vor ein paar Jahren war es noch so, dass im gesamten deutschsprachigem Raum pro Jahr nur etwa 100 Physiklaboranten Ausgebildet wurden (Wissensstand 2014)

Was macht also ein Physiklaborant?
Nachdem lange Zeit nicht einmal das Arbeitsamt wusste, dass es diesen Beruf gibt, haben sie mittlerweile hier auch ihren Wissenstand erarbeitet und die Informationen auf der Seite des Arbeitsamtes stimmen. Ein Physiklaborant beschäftigt sich mit sehr vielseiteigen Bereichen, hauptsächlich allerdings aber mit dem Messen und dem Auswerten oder Erfassen von Messdaten. Auch wie diese z.B. technisch erfasst werden können mit Sensoren oder bildlich dargestellt werden. Früher einmal war das der Schreiber, denn man aus dem Fernsehen noch hin und wieder kennt von Lügendetekor Test. Ich bezweifle, dass man dafür noch so einen Schreiber nimmt, sie waren allerdings sehr empfindlich. Ich habe hier schon mit vielen Geräten gearbeitet, auch Ultraschall, digitale Bildanalyse, Messen von Lichtgeschwindigkeit, von geringen Mengen und Dicken (im Nanobereich) etc. Manchmal kann es aber auch ganz banal sein. Man lässt etwas fallen, filmt es, bestimmt Geschwindigkeit, Beschleunigung etc.
Dabei ist der Beruf tatsächlich sehr vielseitig. Einige von uns führen Messungen in Chemie- oder Physiklaboren durch (auch z. B. die Analyse von Papier in Laboren, die auch dem Kriminalamt zuspielen oder die Qualitätskontrolle von Glasspritzen), andere arbeiten im Service und reparieren Geräte, arbeiten an Platinen, tauschen elektrische Bauteile aus und wieder andere machen optische Vermessungen, arbeiten mit Holographie oder ähnlichem. Also wirklich sehr vielseitig.
Ich persönlich arbeite in der Lehre. Ich helfe bei dem praktischen Teil der Lehrerausbildung und versuche hier die Ideen anderer in die Praxis um zu setzen. Dass ich in meiner Ausbildung so viele Themengebeite durchlaufen habe, kommt mir hier nur zu Gute. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass man hier auch in der digitalen Sprachanalyse und Co. sich gut nützlich machen könnte.
Außerdem bin ich Strahlenschutzbeauftragte :) also eine Fachfrau für Radioaktivität besonders im Umgang mit Schülern.

Gibt es Vorraussetzungen, um den Beruf zu erlernen oder ausführen zu dürfen? (Besondere Abschlüsse, erforderte körperliche Fähigkeiten, Fremdsprachenkenntnisse, usw.)
 Naja, man darf zumindest mal nicht Farbenblind sein, so wie in vielen anderen elektrotechnischen Berufen. Da man hier auch mit Strom, mit der Stromversorgung von Geräten, Platinen und co arbeitet darf man auf keinen Fall ein grünes Kabel mit einem roten verwechseln oder die Erdung nicht finden. Generell reicht die Ausbildung zum Physiklaboranten völlig, die aber umfangreicher als andere Laboranten Ausbildungen ist, da hier Optik, E-Lehre, Akustik, Wärmelehre, Mechanik, moderne Physik und noch vieles mehr mit ein fließt.

Gibt es ein Mindestalter oder Höchstalter?
Nein, den Beruf kann man bis ins hohe Alter ausüben und darüber hinaus. Wir arbeiten auch mit Schülern, die natürlich nicht alles im vollen Umfang erfassen, aber auch löten lernen oder die Grundlagen der Sensorik und co. Und Physik sollten wir auch - hoffentlich - alle in der Schule mal gehabt haben :)

Kann man sich selbstständig machen?
Das kann man, auch wenn es selten ist. Da der Physiklaborant so vielseitig ist, kann man sich z. B.  eine Firma gründen, die Geräteprüfungen nach DGU AV durchführen kann oder man kann Prüfscheine erwerben und in die Richtung Werkstoffprüfer gehen. Man braucht meist noch eine zusätzliche Qualifikation dazu, aber oft erfüllt man schon viele Voraussetzungen für diese.

Arbeitet man hauptsächlich im Team oder alleine?
Beides. Man führt Messungen oft alleine durch, versucht aber im Team neue Daten oder Methoden zu erarbeiten, Abläufe zu verbessern oder holt sich Tips wie man diese oder jene Messung effektiver gestalten könnte oder was schief gelaufen sein kann. Oft werden in Teams neue Messmethoden oder gar neue Messgeräte erarbeitet. Zum Beispiel Methoden um LED´s zu drucken oder zu bedampfen habe ich persönlich schon miterlebt. Auch wie man dann misst, ob diese effektiv sind, ob Farbe oder Langlebigkeit stimmen etc.

Gibt es direkten Kontakt zu Kunden?
Ja, in der Materialprüfung gibt es bedingt Kundenkontakt. Es gibt auch eine "Kundenbasierte Forschung" bei der man Versucht ein Produkt zu entwickeln, um das Produkt des Kunden zu verbessern. Hierzu zählen z.B. Additive für Kraftstoffe. Mehrere Tankstellen teilen sich eine Raffinerie, den Unterschied an der Tankstelle macht dann das Additiv. Das sorgt z.B. dafür, dass Dieselfahrzeuge im Winter trotzdem fahren können. Auch hier konnte ich schon praktische Erfahrungen sammeln. Der Kundenkontakt ist aber nicht wie im Verkauf. Er ist sehr... speziell. Man kennt seine wenigen Kunden oft persönlich, wird auch mal zu einer Reise ins Ausland mit Besichtigung des Werkes geladen und trifft sich abends zu Geschäftsessen. Mein Chef ist sogar mit seinen Kunden regelmäßig ins Kasino gegangen. Also wirklich nicht, wie an der Kasse im Laden ;)

Vollzeit, Teilzeit, flexible Arbeitszeiten?
Alle Arbetismodelle sind möglich, meist ist man Vollzeit angestellt mit Gleitzeitmodellen. Da einem die Arbeit nicht davon läuft, man selten an konkrete Termine gebunden ist, ist man hier auch Recht flexibel. Es hängen ja keine pflanzlichen, tierischen oder gar Menschenleben von einem ab. Trotzdem machen viele in der Physik oft Überstunden. Ich kenne generell keinen Physiker, der seinem Beruf nicht mit Leidenschaft nach geht! Auch wenn man dadurch die ein oder andere Überstunde dann verfallen lässt...


Gibt es Möglichkeiten zur Weiterbildung oder ist eine Beförderung möglich?
Eine Beförderung als solche ist nicht möglich. Man kann sich aber weiterbilden und damit Zusatzqualifikationen erreichen, so wie ich das mit der Strahlenschutzbeauftragten gemacht habe oder Prüfscheine und sich als Werkstoffprüfer weiterbilden oder weitere solche Bereiche. Da gibt es ziemlich viel, ich bin mir sicher, dass ich selbst noch nicht alle Bereiche des Physiklaborants als solche kenne.

Ist der Beruf auf eine bestimmte Region oder ein Land beschränkt?
Laboranten, wie wir sie verstehen gibt es generell nur im Deutschsprachigen Raum, soweit ich das weiß. Mein Job entspricht im Englischen dem "Laboratory Assistant", aber das stimmt in den Aufgaben nicht überein. Bei uns wäre das eine Art "Laborhelfer". Im Asiatischen Raum gibt es den Beruf auch nicht in dieser Form. Meine Kollegin hat in Shanghai Mitarbeiter ausgebildet. Sie machen 1:1 nach, was man ihnen hier vor macht. In Deutschland beinhaltet der Beruf aber nicht nur das Messen, sondern auch Messungen planen, das Handling mit Sensoren und die Arbeitsweise mit Glas- oder generell Laborgeräten. In anderen Ländern lernt man oft nur das Handling, dass man für seine tägliche Arbeit braucht. Gibt es Geräte, die man nicht benutzt, muss man auch nicht wissen, wie man mit ihnen umgeht. Daher unterscheidet sich der Beruf in Deutschland von den ausländischen Entsprechungen.

Muss man sich auch in seiner Freizeit mit dem Beruf beschäftigen?
Nein, muss man nicht. Aber gerade in der Physik ist es schwer sich dem zu entziehen. Sieht man einen Regenbogen, eine Lichtbrechung oder sonst ein physikalisches Phänomen ist man schon voll in seinem Beruf drin. Bei uns in der Arbeit beschäftigen wir uns auch mit der Physik von Spielzeug und da ist es natürlich schwer beides von einander zu trennen. Ich kenne aber auch viele Physiker, die sich gerade für alte Technik interessieren. Ein Radio, ein altes Auto aufmotzen, besonders Soundanlagen in Autos, generell alles mit Tönen und Technik scheint ein Hobby von vielen zu sein. Alte Fernseher, 8-Spur-Bänder, funken, etc. All das ist in meinem beruflichen Umfeld sehr beliebt.

Wird der Alltag sehr durch den Beruf bestimmt?
Die Arbeit nimmt erheblich Einfluss auf den Alltag. Auch durch ganz gewöhnliche physikalische Phänomene, bei denen vielen gar nicht klar ist, dass es sich um Physik handelt. Man wird ein bisschen zum Erklärbär. Das kann für das Umfeld sehr anstrengend werden, andererseits suchen sie dann auch gezielt Rat bei einem.
"Ich muss da was abdichten" - "Kann ich das machen, wenn da Strom drauf ist" - "Wie teste ich meine Sicherung in der Wohnung?" - "Wie kann ich das da dämmen" - "Was kann ich da gegen die Vibration tun" etc.
Aber man antwortet auch ganz ungefragt, wie in diesem Fall: Eine Freundin erzählt mir, sie hat sich ein mobiles Klimagerät geholt, dass "kaputt" sein muss, denn an der Rückseite ist es immer feucht wenn es läuft. Da habe ich sie erstmal ganz lange ungefragt und ungewollt belehrt, wie hier die physikalischen Zusammenhänge sind. Ich glaube, generell sieht man die Welt ein wenig anders, als andere, wenn man sie "durch die Augen der Physik" betrachtet.

Wird das Familienleben eingeschränkt?
Nein, das wird es gar nicht. Im Gegenteil, man ist oft sehr flexibel, hat oft flexible Arbeitszeiten, aber es kann auch sehr Zeitintensive Phasen mit vielen Überstunden geben. Je nachdem in welchem Teilgebiet man arbeitet. Bei einer Stelle, die ich hatte, hatten wir immer vor/um Weihnachten rum unsere heiße Phase. Da muss die Familie dann mal verstehen, wenn man sich hier um die Vorbereitungen kümmern muss. Dafür konnte ich sonst ganz flexibel Urlaub machen. Jetzt arbeite ich an einer Hochschule und bin hier an die Semesterzeiten gebunden, wie viele Dozenten und Studierende auch.