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Die ARIE-Regel zum Szenen schreiben

Begonnen von Fianna, 27. September 2015, 00:59:57

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Fianna

Als ich mir überlegt habe, wie ich am besten die Anteile von Action, Information und Gefühlen in einer Szene verbinde, ist mir aufgefallen, dass man das eigentlich als logische Abfolge betrachten könnte.
Zu der Zeit habe ich relativ viele Schreibtipps gelesen, und in meinem Kopf ploppte eine lustige Abkürzung auf.
Jetzt habe ich das eine Zeitlang sacken lassen, finde es aber immer noch nicht so unpraktisch.

Ob ich es in jeder Szene verwenden möchte, nur bei plot-driven -Projekten, nur in Kurzgeschichten / Novellen oder nur in Schlüsselszenen oder schwierig zu schreibenden Szenen - das weiß ich noch nicht. Aber vielleicht können kritische Anmerkungen oder Rückmeldungen von anderen, die es ausprobiert haben, mir dabei helfen, einzuordnen, inwiefern ich das jetzt anwendbar finde.

Worum gehts denn nu?
Ich glaube, dass sich in vielen Büchern eine bestimmteAbfolge wiederholt: Action, Riddle, Information, Emotion.


Action - es passiert etwas.
Riddle - ein Geheimnis ist damit verbunden.
Information - der Protagonist erhält eine (überraschende) Information.
Emotion - der Protagonist reagiert auf das Geschehene / Erfahrene.


Und sowohl das Rätsel / Geheimnis als auch die Empfindung des Charakters bringen mich dazu, dass ich weiter lese.


Als Beispiel mal Harry Potter:

Action - Harry Potter erhält einen Brief, der an ihn adressiert ist.

Riddle - der Brief kam nicht mit der Post. Er ist auf Pergament und sogar an den Schrank unter der Treppe adressiert.

Information - Onkel Vernon ist nicht überrascht, sondern reagiert vor allem wütend. Er scheint zu wissen, was es mit dem Brief auf sich hat.

Emotion - ich gestehe, ich bin kein so starker Potter-Fan als dass ich jetzt die genaue Reaktion Harrys darauf beschreiben kann. Aber es gab eine.


Und der Leser schmökert weiter - einige vor allem wegen des Geheimnisses (woher stammt der seltsame Brief?), andere vor allem wegen der Beziehung zu dem Charakter (Harry fühlt sich gerade soundso, und das empfinde ich auch und will ebenfalls wissen, was dahinter steckt) oder idealerweise wegen beidem.


Ich glaube, diese Abfolge könnte man durch die meisten Szenen in dem Buch machen. Vielleicht ist noch hier und da eine Szene atmosphärisches Füllsel.



Was haltet ihr davon?
Ist das nur bei High Fantasy / Heldenreise / plotdriven-Büchern sinnvoll?
Oder fallen euch andere (aus character-driven Büchern) Beispiele ein?


Oder habt ihr es mal probeweise getestet und findet das jetzt gut oder schlecht, weil....?

Bin gespannt auf eure Rückmeldungen  :)

Trippelschritt

Was ich davon halte, Fianna? Sehr viel. Zunächst einmal ist es ein Schema für Szenen, über die man in Ratgebern wenig findet. Und Dein Schema wirkt meines Erachtens bei fast allen Szenen. Es kann durchaus sein, dass nicht in jeder Szene jeder Punkt zum Tragen kommt, aber das ist keine Schwäche des Schemas. Für mich ist das Wichtigste einer Szene, dass sie eine Funktionseinheit ist und der Autor wissen muss, warum sie da steht. Und das wird bei Deinen vier Punkten sofort deutlich. Ich überlege nur, ob Protagonist nicht besser durch "handelnde Person(en)" ersetzt werden könnte, denn nicht in jeder Szene ist der Protagonist präsent und manchmal haben mehrere handelnde Persone unterschiedliche Emotionen. Aber das soll keine Kritk sein, sondern höchstens eine Ergänzung.

Liebe Grüße
Trippelschritt

Fafharad

Hallo Fianna! Ich denke, dein Schema funktioniert sehr gut vor allem in Romananfängen, der "Aufbauphase", in der wir es schaffen müssen, unsere Leser zu fesseln.
Action und Information halte ich für obligatorisch - A schreibt die Handlung voran, I entsteht zwangsläufig als Nebenprodukt guten Beschreibens, auch wenn der Autor nicht explizit geplant hat, eine Information in genau dieser Szene zu vermitteln. Emotion finde ich wichtig, sie knüpft das Band zwischen Leser und Protagonisten und macht meiner Meinung nach den Unterschied zwischen einem sorgfältigen und einem oberflächlichen Autor aus.
"Riddle" ist für mich ein beweglicher Punkt - ich könnte ihn auch durch Spannung ersetzen. Rätsel lassen sich nicht beliebig anhäufen, weil sie immer lose Enden darstellen, das ich mir als Leser merken muss. Ab der zweiten Romanhälfte sollt es mehr Auflösungen als neue Rätsel geben.

Aleya Sihana

Cooles Schema! Funktioniert nicht nur für einzelne Szenen, finde ich, sondern genauso gut für den gesamten Plot. Gerade wenn dieser noch in den Startlöchern hockt und man nichts konkretes damit anzufangen weiss, können diese Punkte Struktur hineinbringen.
Schlussendlich ist es - wie gesagt - auch egal in welchem Genre man schreibt. Jedes Buch enthält mindestens einen bis alle dieser Stichpunkte.

Trippelschritt

Ich habe noch einmal überprüft, wie ich meine Szenenliste gestalte. Meine Punkte sind in der Reihenfolge der Wichtigkeit:
1. Funktion: Warum habe ich die Szene geschrieben und was liefert sie für die Geschichte
2. Atmosphäre (Stimmung) umfasst auch, aber nicht nur die Emotionen der Figuren
3. Hinweise (auf später), Rätsel (Fragen), Auflösungen (Antworten). Das ist Info aufgeteilt
4. Ort und Zeit, für viele Szenen obsolet, aber es zwingt zu einer Karte und klaren Zeitstrukturen, wo man leicht einen Fehler machen kann

Aktion habe ich nicht als Punkt drin. Er steckt in den ersten drei Punkten.

Liebe Grüße
Trippelschritt