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Ich schreibe vollkommen wirr, ist das normal?

Begonnen von Grummel, 04. Mai 2010, 14:55:55

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Söfchen

Schreibt Ihr eigentlich kontinuierlich von Anfang bis Ende oder habt Ihr auch Szenen, die ihr später noch an anderen Stellen einsetzt?
Mir kommt es so vor, als wenn meine Handlung irgendwie zu schnell von statten geht und ich überlege, ob ich noch ein paar Szenen einfüge, um das zu Strecken und spannender zu machen.

Rynn

Ich hab an mir beobachtet, dass ich mich selbst behindere, wenn ich anfange, die Szenen durcheinander aufzuschreiben. Wenn ich meine "Lieblingsszenen" zuerst schreibe und schwerere oder ungeliebte oder anstregende Szenen auslasse, dann habe ich immer mehr Schwierigkeiten, wieder in den Schreibfluss zu kommen. Daran ist mir erst vor Kurzem ein Manuskript total gestorben. Für den NaNo habe ich mir deshalb vorgenommen, alles in Reihenfolge zu schreiben. Ich beiße mich durch jede Szene durch. :happs:
Was anderes ist es natürlich, wenn man komplett durch ist, dann noch eine Szene zu ergänzen. Wenn man den Eindruck hat, da fehlt noch was, das ist ja was anderes.
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Söfchen

Ja, deshalb bin ich da auch unsicher. Hinterher komme ich komplett durcheinander oder es passt von der Logik her nicht... Also doch besser erstmal durchschreiben, und dann muss ich hinterher mal schauen.

Sprotte

Im Allgemeinen schreibe ich chronologisch Anfang bis Ende. Letztes Jahr im NaNo gab es einige Szenen, die wie ein Flummi in meinem Hirn auf und absprangen und soooo-fort geschrieben werden mußten. Sie paßten später perfekt. Aber meine übliche Vorgehensweise ist das nicht.

Nirathina

Ich schreibe eigentlich auch eher chronologisch - kaum zu glauben, wenn man mein Notizen-Chaos kennt  ;D

Wenn mir etwas einfällt, das ich am liebsten sofort schreiben würde, dann skizziere ich mir die entsprechende Situation auf irgendein Papier, durchlebe es im Kopfkino und merke es mir für eine bestimmte Stelle in der Geschichte vor.

Wirr schreiben würde bei mir nicht viel bringen, weil sich die Geschichte bei mir eigentlich so ziemlich während der Schreibens entwickelt.

Arcor

Ich schreibe auch ziemlich chronologisch. Dann habe ich direkt eine Vorstellung davon, wie sich einzelne Kapitel und Szenen aneinanderfügen und kann besser auf vorherige Sachen Bezug nehmen, nicht nur auf Ereignisse, sondern auch auf Formulierungen.

Ein Zettelchaos habe ich allerdings auch und meine Überlegungen sind auch furchtbar wirr. Wenn es um Detailplanungen von Kapiteln geht, fertige ich die allerdings auch meistens chronologisch an, es sei denn einzelne Kapitel sind losgelöst von der Haupthandlung, gehören aber zusammen, dann arbeite ich die auch schon mal an einem Stück runter (mach ich gerade).
Not every story is meant to be told.
Some are meant to be kept.


Faye - Finding Paradise

AngryMuffin

Als ich die Betreffzeile gelesen habe, habe ich instinktiv 'Ja' gesagt - was etwas seltsam wirkt, wenn man alleine vor dem PC sitzt, aber egal  :rofl:
Normalerweise schreibe ich meine Sachen chronologisch runter, aus dem simplen Grund, weil ich meist am Anfang noch nicht weiß, wo ich am Ende landen werde *räusper* oder wie ich vom Anfang zum Ende komme. Aber auch bei mir gibt es den Fall, wie Sprotte es beschrieben hat, dass ich Szenen habe, die in meinem Hirn als Endlosschleife laufen und die ich dann einfach bind runterschreibe, um sie aus dem Kopf zuhaben. Denn mein Problem in einer solchen Situation ist immer, dass ich dann möglichst schnell zu dieser Szene kommen möchte, was aber den negativen Side-Effect hat, dass alles was davor kommt unsauber wird und viel zu kurz kommt. Daher finde ich dieses "Puzzle-Schreiben" oft sehr hilfreich, um die Qualität des Textes zu erhalten, denn man schreibt am besten das, wo man sich am leichtesten einfühlen kann. Und so kann man sich dann bei einem relativ gut bekannten Plot immer entsprechend an die Szenen setzen auf die man "gerade Lust hat"  :) Einen ganze Roman auf diese Weise zu schreiben würde natürlich das Extrem bedeuten und eine genau feststehende Plotline voraussetzen.

Nirathina

ZitatNormalerweise schreibe ich meine Sachen chronologisch runter, aus dem simplen Grund, weil ich meist am Anfang noch nicht weiß, wo ich am Ende landen werde *räusper* oder wie ich vom Anfang zum Ende komme.

Exakt so geht mir das auch  8) Ich weiß zwar ungefähr, wie ich anfange und wo ich landen will, aber alles zwischen Kapitel 1 und dem letzten Kapitel ist mir noch ein ziemliches Rätsel. Das hat sich erst bei der Fortsetzung meines Projektes gelegt.  ::)

Ich könnte gar nicht anders als chronologisch vorgehen, weil sich bei mir jeden Tag haufenweise Ideen und Eindrücke sammeln. Wenn ich da wirr schreiben würde, hätte ich hinterher vermutlich an die dreißig Kapitel, die man wiederum in fünf ganz unterschiedliche Romane verteilen könnte.

Judith

Im NaNo hab ich bisher immer chronologisch geschrieben (auch aus dem Grund, dass ich oft noch gar nicht wusste, wohin genau die Handlung führen wird).
Dieses Jahr schreibe ich halb-chronologisch: Ich hab mehrere Handlungsstränge, die nicht alle auf demselben zeitlichen Stand sind, und da ich manchmal an dem einen und manchmal an dem anderen Strang weiterschreibe, bin ich zwar innerhalb der jeweiligen Handlungsstränge chronologische, nicht aber in der tatsächlichen Handlung.
Allerdings habe ich an genau diesem Roman bisher oft eher "Puzzle-Schreiben" betrieben, da ich manchmal Szenen im Kopf hatte, die im Roman erst später reingehörten.

Verena

Meinen ersten Roman habe ich strikt chronologisch geschrieben, den zweiten wild durcheinander. :hmmm:
Beim dritten möchte ich nun wieder versuchen, der Reihenfolge nach zu schreiben, denn es ist wirklich sehr anstrengend, die vielen fehlenden Szenen im Nachhinein einzusetzen, so dass es einen Sinn ergibt und keine Logikfehler entstehen.
Wenn man aber eine Szene im Kopf hat, die unbedingt sofort geschrieben werden möchte, sollte man sie vielleicht separat abspeichern und dann im MS einsetzen, wenn man soweit ist. ;)

Lg
Verena

HauntingWitch

Ich bin auch eher der Chaot. Ja, ich würde sogar behaupten, der Schreibordner auf dem Windowsexplorer ist der einzige Chaosherd in meiner Wohnung, abgesehen von der Kartonsammlung. Normalerweise habe ich nur einen groben Plot und einen Kleiderhaken, an dem ich den Kontext aufhänge. Das ergibt dann den Faden, dem ich insgesamt folgen will, aber das tue ich völlig durcheinander mit meinem hundert Dateien. Für diesen Abschnitt eine Datei, für jenen Charakter eine Datei, für alles, was den bestimmten Ort betrifft, eine Datei, und so weiter. Dazu gehört dann immer auch ein Hauptdokument, worin ich die Szenen im chronologischen Ablauf der Geschichte reinkopiere, also dann quasi die Geschichte von Anfang bis Ende drin habe, wie sie sein soll. Wo was fehlt, mache ich eine kurze Notiz direkt in das Hauptdokument, dass diese Szene dort rein muss. Solche Notizen habe ich übrigens auch in den Einzeldateien. Und dann ist es nur noch eine Frage der Tagesform und des Zugangs, welche Szenen wann geschrieben werden und wie die genau aussehen.

Das geht so weit ganz gut, aber es führt dazu, dass selbst wenn ich einen genauen Plot habe, neue Charaktere und Ideen für Handlungsstränge nur so die Tür einrennen. Das wiederum kann dazu führen, dass ich darüber nachdenke, ein Skript von Grund auf umzukrempeln und an einem völlig anderen Haken aufzuhängen. Oder dazu, dass ich bei gewissen Charas, Orten oder Handlungssträngen einfach keinen Enthusiasmus dafür habe und die erst ganz am Schluss irgendwann dann einmal eventuell eingefügt werden. Vielleicht bleiben sie aber auch auf ewig auf der Ersatzbank, ebenfalls für jedes Projekt eine Pflichtdatei. Dort kommt alles "gelöschte" rein, weil ich es ja nicht wirklich löschen will, für den Fall, dass ich es irgendwann doch noch brauche.

Der grosse und für mich auch einzige wirkliche Nachteil von diesem Nicht-System ist, dass ich immer wissen muss, wo ich was finden kann. Wenn mir da mal etwas abhanden kommt, heisst es lesen, lesen, lesen. Aber in der Regel habe ich meine Geschichten gut genug im Kopf, dass das nicht passiert. ;)

Für den Nano schreibe ich jetzt ausnahmsweise mal einfach vorwärts, aber ich merke, dass die Qualität erheblich darunter leidet und ich es auch schwieriger habe, nach einer Pause wieder in die Geschichte hineinzukommen. Nur braucht mein mehr oder weniger geordnetes Chaos Zeit und Musse, die ich diesen Monat nicht habe. Das kommt also hier kaum in Frage, aber vielleicht werde ich es drauf anlegen. Mit der Überlegung, dass wenn ich in meiner gewohnten Art schreibe, die einzelnen Szenen besser fliessen (was normalerweise der Fall ist) und ich somit besser vorankomme.

Das ist noch ein Grund, warum ich nicht schön der Reihe nach schreibe. Einmal habe ich für diesen Part mehr Inspiration, einmal für einen anderen. Würde ich diese Parts jeweils erst dann schreiben, wenn ich im Verlauf der Geschichte dazu komme, würden sie schlechter, weil die Inspiration vielleicht gerade nicht stimmt. Schreibe ich sie aber dann, wenn es stimmt, bin ich auch zufrieden mit der Qualität und kann somit wieder besser an die anderen Parts denken.

Kongruenzen und Logik prüfe ich in der Regel erst bei der Überarbeitung. Ich weiss ja während dem Schreiben, was ich schon ungefähr geschrieben habe und wenn mir etwas komisch vorkommt, schaue ich eben nach. Natürlich gibt es dann im Nachhinein immer Dinge, die noch zurechtgebogen werden müssen, aber damit lebe ich ganz gut. Ich mache das auch lieber, wenn ich sowieso gleichzeitig durchlese, dann habe ich einen bessern Überblick.

Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu lang und einigermassen verständlich. Manchmal kann ich nämlich mein wirres Gehirn selbst nicht ganz nachvollziehen. Das sind dann übrigens die besten Momente, um drauflos zu schreiben. An solchen Szenen hängen mitunter ganze (Teil-)Konzepte.


Alana

Ich schreibe im Nano immer chronologisch, aus dem gleichen Grund wie Rynn. Ich würde sonst nicht durch kommen. Wenn kein Nano ist, dann schreibe ich die Szenen, die von der Stimmung am besten zu meiner aktuellen Stimmung passen und mir gerade Spaß machen.
Was allerdings vorkommt ist, dass mir beim Schreiben Szenen einfallen, die ich noch brauche und die vorher spielen. Die werden dann angelegt (dank yWriter geht das ja recht übersichtlich und hinterher sehe ich auch am Wordocunt, dass die Szene noch geschrieben werden muss) und später bearbeitet.
Alhambrana

Nycra

Ich schreibe an und für sich auch chronologisch Szene für Szene in der richtigen Reihenfolge. Aber (daher kommen vermutlich auch die hohen Wordcounts der ersten zwei Tage) wenn mir eine Szene unter den Nägeln brennt schreibe ich diese und zähle sie auch. Dank meines Schreibprogrammss kann ich den Text dann "beiseite legen" und jederzeit an der passenden Stelle darauf zugreifen.

Schon im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass es für mich wichtig ist, einfach alles aufzuschreiben. Bis der Roman fertig ist, fliegen ohnehin wieder Szenen raus oder werden neugeschrieben. Da haben mir meine Ideenschnipsel schon oft geholfen. Ich schiebe sie einfach dorthin, wo sie gebraucht werden, um Spannung zu erhöhen oder Tempo rauszunehmen und da sie eben zur gleichen Story gehören, zählen sie auch beim Wordcount.

Das Feintuning solltet ihr ohnehin erst am Ende vornehmen, sonst verheddert ihr euch. Ich für meinen Teil habe festgestellt, dass ich tatsächlich schönere Szenen kreiere, wenn ich battle oder unter Zeitdruck schreibe, weil ich nicht wirklich nachdenke. Sicher sind manche Formulierungen nacher noch glattzuziehen, aber im Grunde passt es meistens.

Söfchen

Zitat von: HauntingWitch am 03. November 2011, 09:36:00

Das geht so weit ganz gut, aber es führt dazu, dass selbst wenn ich einen genauen Plot habe, neue Charaktere und Ideen für Handlungsstränge nur so die Tür einrennen. Das wiederum kann dazu führen, dass ich darüber nachdenke, ein Skript von Grund auf umzukrempeln und an einem völlig anderen Haken aufzuhängen.

Obwohl ich chronologisch schreibe, ist mir das trotzdem passiert. Auf einmal kam ein neuer Charakter daher, auch noch ein sehr interessanter, und der hat nun irgendwie alles durcheinander gebracht.  :o
Tja, was nützt einem der rote Faden, wenn man sich nicht wirklich daran hält?!

Na ja, ich denke, ich werde trotzdem bei meiner Arbeitsweise bleiben. Es käme mir auch seltsam vor, jetzt das Finale zu schreiben, obwohl ich noch gar nicht fertig bin. Wer weiß schon, was zwischendurch passiert, hinterher passt es gar nicht mehr!

Dogtales

Ich schreibe chronologisch. Jedenfalls so weit mir das möglich ist.
Im Großen und Ganzen geht es mir so wie manche hier schon gesagt haben, meine Geschichte und meine Figuren entwickeln sich zu einem gewissen Teil mit der Geschichte mit, erleben schöne und schlechte Dinge, die die Charaktere ändern und zum Teil auch dafür sorgen, dass die Geschichte nicht mehr so funktioniert, wie ich mir das am Anfang gedacht hatte. Dazu kommt, dass ich beim Plotten unheimlich chaotisch vorgehe. Mal bei dem Chara ein paar Informationen, mal zu dem Ort etwas ... da versuche ich wenigstens beim Schreiben selbst Ordnung zu halten.
Manchmal habe ich allerdings auch Szenen im Kopf, die mir so gut gefallen, dass ich sie unbedingt zu Papier bringen muss oder die ich gern ausprobieren will. Die hebe ich mir dann auch in ganz vielen extra-Dateien auf und wenn ich das Gefühl habe, diese Szene passt jetzt genau an diese Stelle, dann füge ich sie auch genau an dieser Stelle ein. Meist ein bisschen abgeändert, aber im Grunde ist es die gleiche Szene. Leider bleiben manche Szenen dabei auch auf der Strecke, weil sie beim besten Willen nicht reinpassen wollen.
Es gibt bei mir nur eine Regel, ich lese kein Ende vorher, deshalb schreibe ich auch kein Ende vorher :)