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1. oder 3. Person?

Begonnen von Veldrys, 30. Oktober 2015, 15:26:01

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Fafharad

Zitat von: Denamio... wenn es mir eher wie eine Übungssache scheint
Das ist der Punkt. Ein geübter Autor wird damit überhaupt keine Probleme haben. Aus diesem Grund einer bestimmten Perspektive den Vorzug zu geben, könnte ich mir nicht vorstellen.
Dein Problem mit den verbi dicendi lässt sich aber noch leichter umgehen: Die sind nämlich immer dann entbehrlich, wenn aus dem Zusammenhang oder dem Dialogverlauf bereits hervorgeht, wer gerade spricht. Als Behelf lässt sich hier auch sehr gut mit nonverbaler Kommunikation oder kurzen Handlungen arbeiten, die der Dialogzeile des Sprechers zugeordnet werden. In der Ich-Perspektive ist das schwieriger, das häuft sich dann wieder das "Ich"  ;).


Denamio

Zitat von: Fafharad am 06. März 2016, 22:42:34
In der Ich-Perspektive ist das schwieriger, das häuft sich dann wieder das "Ich"  ;).

Nicht mehr als in der dritten Person, womit der Kreis sich wieder schließt. Mir geht es nicht darum deine persönlichen Erfahrungen in Frage zu stellen. Da ist jeder individuell. Manches liegt einem, anderes nicht. Mir liegt zum Beispiel die dritte Person nicht so und da war dein Exkurs sicher nett gemeint.
Ich sehe aber nicht den Unterschied auf der sprachlichen Ebene, warum das eine jetzt schwieriger sein soll als das andere. Wohl aber sehe ich den Unterscheid auf der individuellen Ebene und der jeweiligen Befähigung zur einen oder anderen Perspektive, oder vielleicht sogar zu beiden.

Kannst du mal näher ausführen, warum du glaubst, dass sei auf einer sprachlichen Ebene in der Ich-Perspektive schwieriger, als in der Er/Sie Perspektive? Eventuell anhand von Beispielen, damit ich nachvollziehen kann, wie du zu der Aussage kommst? Das fällt mir im Moment noch schwer.  :)

Fafharad

Zitat von: DenamioIch sehe aber nicht den Unterschied auf der sprachlichen Ebene, warum das eine jetzt schwieriger sein soll als das andere.

Ich habe spaßeshalber den Text in der 3.  Person, an dem ich gerade arbeite, in die 1. Person umgewandelt. Verblüffende Erkenntnis (weil ich so was noch nie gemacht hatte): Es gibt keinen nennenswerten Unterschied.
Das Wort "Ich" taucht häufiger auf als "Er". Klar, denn ich musste auch den Namen des Protas durch "Ich" ersetzen (siehe Schneerabe). Aber beim Lesen stört das nicht.
Das liegt daran, dass schon der Ursprungstext keine Häufung von Satzanfängen mit "Er" oder dem Namen hatte und ich mit Verben wie "sagte"/"fragte"/"dachte" generell sparsam bin. Im Umkehrschluss würde ich sagen, dass ich in der 3. Person so dicht an der Reflektorfigur bin, dass der Unterschied zur 1. Person mehr sprachlicher als perspektivischer Natur ist.

Um deine Frage zu beantworten: Für mich ist es tatsächlich nicht schwieriger in der Ich-Perspektive. Meine Argumentation war mehr ein Versuch, mich in Schneerabe hineinzuversetzen.
Jetzt bin ich um eine Erkenntnis reicher   ;D.

Cailyn

Fafharad
Du kannst natürlich anstatt "Ich" auch ab und zu mit "mir" abwechseln
z.B. Ich hatte keine Lust zum arbeiten = Mir war nicht danach, irgendwelche Arbeiten zu erledigen.

Dass die 1. Person etwas mehr Aufwand generiert, finde ich auch. Aber ich sehe es als Herausforderung, die mich reizt. In meinem nächsten Buch werde ich ja auch eine Ich-Perspektive wählen (unter anderem ;)), und ich habe mir vorgenommen, auch oft die Du-Form zu benutzten, wenn die Ich-Figur zu sich selber spricht im Sinne eines inneren Monologs. Natürlich nicht immer, aber ab und zu als weiteres Stilmittels, damit es nicht zu sehr mit Ichs überladen ist.

funkelsinlas

@Alana : Ja, stimmt, ich habe noch nicht so viele gute Ich- Erzähler- Bücher gelesen. Das ist etwas sehr schwieriges und etwas, was oft auch aus dem Lesefluss reißen kann. Wie gesagt. Hut ab, wer das gut kann, aber ich würde die Erzählart nur sehr sparsam verwenden.

Vic

Also ich finde es für mich persönlich einen riesigen Unterschied ob ich 1. oder 3. Person schreibe - da kommen bei mir komplett andere Geschichten und sogar Protagonisten raus.
Aber das liegt vermutlich wirklich daran, dass ich in 3. Person wesentlich sachlicher schreibe und distanzierter und in 1. Person wesentlich flapsiger und viel mehr drauflos labere (das ist für mich auch der Reiz an 1. Person ehrlich gesagt).
Ich find das irre, dass das für einige hier offenbar gar keinen Unterschied macht....

Trippelschritt

Ich glaube, dass das für alle hier einen gewaltigen Unterschied macht, denn man wählt nicht einfach so eine der beiden Perspektiven, sondern die, von der man glaubt, dass sie der Geschichte angemessener ist. Trotzdem gilt, dass sich ganz viele Passagen ohne größere Schwierigkeiten aus beiden Perspektiven schreiben lassen. In mehr, als man vielleicht anfangs glaubt. Das Umschreiben kann aber auch ganz schön Arbeit machen und alles andere als einfach sein.

Liebe Grüße
Trippelschritt