• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Eigenlob stinkt?

Begonnen von Guddy, 22. April 2014, 09:35:18

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Guddy

#45
das ganze Thema ist ziemlich abgedriftet, da darfst du auch darauf antworten :D

Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich auch Person a) den Vortritt geben. Ich kann das zwar selber ganz gut.... Aber ich mag Duckmäusertum einfach nicht so gerne. Ist Ansichtsache, wie fast alles in diesen Forum und ich möchte keinem damit zu nahe treten, zumal ich selber auch nicht besser bin.

heroine

Zitat von: Nika am 25. April 2014, 21:18:40
Das driftet jetzt zwar evtl. etwas ab aber wenn ich ganz ehrlich bin: Nr. 1 würd ich meinen Text schicken, Nr. 2 nicht. Wieso? Wenn man schon den eigenen Stärken und Schwächen so zurückhaltend gegenüber steht, wie zurückhaltend reagiert man dann auf fremde Texte?

Irgendwie musste ich gerade voll grinsen. Da sieht man wieder, wie subjektiv alles ist.  :vibes:

Maria

Ein wirklich interssantes Thema.
Bescheidenheit, sich klein machen, nur nicht vordrängen, nicht auffallen, in Sack und Asche gehen, das hat bei uns (in Vorarlberg) in meinen Augen sehr katholische Wurzeln. Es ist eine konservative Weltanschauung, die der Kirche gefällt und daher auch uns Mädchen anerzogen wurde. So kommen wir nie auf den Gedanken, dass wir unbequeme Fragen stellen dürfen oder das Wort Gleichberechtigung in den Mund nehmen.
Zurück zum Autorenleben. Ich kann nicht hochliterarisch schreiben. würde schrecklich gern zeichnen können, um meine Bücher mit viel mehr schwarz weiß Zeichnungen zu illustrieren wie Brandon Sanderson es machen lässt. Ich kann auch nicht sehr gut vorlesen, da müsste ich noch fleißig üben, ehe ich an Lesungen denke.
Was ich immer besser kann ist Welten erschaffen, ich schreibe auch gern Gedichte, daher mag ich Beschreibungen schreiben und ich mag meine eigenen Geschichten und auch andere Texte von mir. Ich kann mich in meine eigenen Texte hineinziehen lassen. Das ist einerseits ungünstig, da ich selten genug Distanz aufbaue, um gut Rechtschreibung zu korrigieren, andererseits freut es mich, dass meine Geschichten mir selber Spaß machen.
Ich habe jede Menge Ideen für weitere Bücher, auch wenn ich nicht die Zeit habe, diese im Moment zu schreiben. Ich kann weder Schifahren noch singen, ich spiele auch kein Instrument und ich schwimme gerade gut genug, um nicht unterzugehen. Ich kann so viel Dinge nicht. Daher bin ich stolz darauf, dass ich mich selbst und andere für meine Geschichten begeistern kann. 
Und ich würde mich freuen, wenn hier noch andere Autoren ihre Stärken benennen. Ich finde es wichtig, zu erfahren, was sich jemand zutraut und worin er schon von anderer Seite bestärkt worden ist. Man kommt ja nicht aus dem Nichts auf den Gedanken, dass man etwas gut kann. Man hört und liest es von Betalesern, von Lektoren, von Lesern, von Rezensenten.

Ary

Zitat von: Cailyn am 23. April 2014, 16:34:51

Aryana,
Bei Bewerbungen finde ich es aber auch wichtig, dass Chefs oder Arbeitgeberinnen sich nicht darauf versteifen, dass nur selbstbewusste Frauen oder Männer gute Arbeitskräfte sein können. Heutzutage wird das ziemlich überbewertet. Es geht häufig darum, dass derjenige die Stelle kriegt, der sich am besten verkaufen konnte. Aber unterm Strich ist so jemand ja überhaupt nicht besser als eine graue Maus.
Eine stille und wenig redegewandte Person könnte ja andere Talente haben, die ein "Schwätzer" (ich wähle jetzt extra die Extremformen ;)) ganz sicher nicht hat.
Mir tut es dann halt ein wenig weh, wenn wirklich gute Leute keinen Job kriegen, nur weil sie zu ehrlich, zu scheu oder zu wenig redegewandt sind. Einem guten Freund von mir geht es seit Jahren so. Er ist super intelligent, teamfähig, kreativ und effizient - er bringt alles mit. Aber er kann sich schlecht verkaufen, ganz schlecht. Daher dümpelt er auf einem blöden Job umher und findet keinen besseren. Das ist einfach schade, und ich finde, es wäre an der Zeit, dass Vorgesetzte, welche Leute einstellen, auch mal versuchen, "graue Mäuse" zu testen.

Cailyn, ich habe nicht gesagt, dass ich diesen Umstand GUT finde. Ich habe nur geschrieben, dass ich diese Erfahrung immer wieder mache. ich bin selber auch eher von der schüchternen und "untertreibenden" Sorte, aber ich merke, so kriegt man einfach keinen Job, man muss schon ein bisschen - vulgär gesagt: auf die Kacke hauen. Das muss man nicht mögen und es ist sicher auch nicht gut, dass es so ist. Bei der Auswahl unserer Chemilaboranten-Azubis fiel die Wahl dieses Jahr auf eine sehr schüchterne und nervöse Bewerberin, letztes Jahr machte ein auch nicht so draufgängerischer junger Mann das Rennen, es sind also nicht immer nur die tollen Hechte und Glänzer, die die Stellen bekommen. Aber oft ist es eben so. Ich gehe inzwischen mit dem Gefühl in Vorstellungsgespräche, auf eine Bühne zu gehen. Ich spiele mich selbst, aber ich spiele mich selbstbewusster, als ich mich in dem Moment fühle. Sicher auch nicht optimal, aber es hilft mir. 
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Nirahil

Es hat nichts mit dem Schreiben oder Ähnlichem zu tun, sondern ist eher sehr banaler Natur, aber ich hatte gestern ein sehr schönes Erlebnis, das irgendwie zum Thema passt. Eigentlich ist es mehr zum selber dran freuen, aber mir ist gestern etwas aufgegangen, das ich wichtig finde, deshalb schiebe ich es hier rein.

Meine Gilde in Final Fantasy 14 hing 6 Wochen an einem Raid, ehe sie die Mechaniken gut genug beherrschten, um den Boss zu legen. Weil gestern einer fehlte, haben sie mich als Ersatz mit und außer einem Guide habe ich nix gesehen. Nun kann ich mit Guides aber nur bedingt etwas anfangen, ich muss den Kram selber machen - oft selber machen, weil sonst nichts dabei hängen bleibt. Ich dachte also, wir sterben uns da eine Weile durch und irgendwann in ein paar Wochen  ;) klappt das dann auch. Meine Gruppe wollte den sofort legen. Dementsprechend unter Druck stand ich, weil ich natürlich auch was vernünftiges abliefern wollte und mich nicht gleich in den ersten 20 Sekunden episch ablegen - aber auch aus den Erklärungen des Raidleiters bin ich erst nicht so recht schlau geworden (da waren so lustige Sachen dabei wie Ketten zwischen den Spielern, die durch auseinander laufen gebrochen werden müssen, oder Tankwechsel an bestimmten Punkten (ich spiele als Tank), etc.).

Interessanterweise habe ich es trotzdem geschafft, die ganze Gruppe zu überraschen - und am allermeisten mich selbst - weil eigentlich alles sofort super klappte, obwohl ich mir anfangs kein Bild davon machen konnte, was von mir erwartet wird. Nur eine einzige Mechanik gegen Ende hin habe ich fast immer versaut, aber die ist auch verdammt stressig und einmal hatten wir den Boss sogar bis 3 % runter. Wäre nicht einem Mitglied das W-LAN abgeraucht und die Zeit nicht schon so weit fortgeschritten gewesen, dann hätten wir den sicherlich gelegt und ich hätte an einem Tag geschafft, wofür die Gruppe 6 Wochen verbraten hat.

Der Grund, warum ich das erzähle, ist der: Ich habe sehr viel Lob dafür eingeheimst und war deshalb sehr verlegen, weil ich dachte, das ist nichts. Es war Zufall, es war Glück, es war sonstwas, aber nicht meine Leistung. Später habe ich noch mal genauer darüber nachgedacht und dabei gemerkt, dass ich eigentlich gar nicht immer so begriffsstutzig bin, wie ich denke. Oft, ja, aber genauso oft fummle ich mich in neue Aufgabengebiete ein (gerade jetzt mit der Versetzung), verstehe Raidmechaniken und kann ganz ausgezeichnet auf Ansagen arbeiten (man hat mir z. B. Tankwechsel auf Bitte hin immer angesagt). Im Prinzip fände ich auch das nicht so wichtig, um es zu erwähnen, aber es hat mir den Spaß und das Selbstvertrauen an der Arbeit zurück gebracht. Ich sitze hier und könnte mir plötzlich nichts Schöneres vorstellen, als das mir unbegreifliche System nach den Materialien zu durchsuchen, die auf dem Papier vor mir stehen, obwohl ich keinen blassen Schimmer habe, was sich wo versteckt. Und das ist eine Sache, die ich an dieser Erkenntnis und diesem Erlebnis extrem wichtig finde - festzustellen, dass es auch Sachen gibt, die ich intuitiv kann, selbst wenn es anfangs total konfus erscheint und mich dann an dem Ego-Push erfreuen.  ;)

In der Beziehung würde mich jetzt interessieren: Hattet ihr sowas auch schon? Aufgaben, die euch viel zu groß und unmöglich erschienen, aber dann plötzlich wie geschmiert von der Hand gehen, und euch Sachen auffallen, die euch wirklich liegen?
Ich tanze wie ein Kind im Nebel,
zufrieden, weil ohne Ziel.
Callejon - Kind im Nebel

Aleya Sihana

Zitat von: Nirahil am 23. Juli 2014, 10:48:48
In der Beziehung würde mich jetzt interessieren: Hattet ihr sowas auch schon? Aufgaben, die euch viel zu groß und unmöglich erschienen, aber dann plötzlich wie geschmiert von der Hand gehen, und euch Sachen auffallen, die euch wirklich liegen?
Ja, ich denke, so etwas Ähnliches kann ich auch vorweisen. Damals, als ich die Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium absolvierte, war ich vollkommen überzeugt, dass ich sie nicht bestehen würde. Ich habe sonst nie Prüfungsangst, aber an diesen beiden Tagen hatte ich sogar Prüfungspanik! Mir war leider auch nur allzu bewusst, dass ich so viel auch gar nicht dafür gelernt hatte. Ein paar Arbeitsblätter gelöst, ein paar Mal in der Gruppe Französischvokabeln geübt... Und als ich dann vor der eigentlichen Prüfung sass, hatte ich ständig das Gefühl, dass ich nur Mist aufschreibe.
Die Zeit bis ich die Ergebnisse erhielt, war eine Qual. Ich wollte damals noch nicht arbeiten und die Vorstellung eine Berufsausbildung machen zu müssen, fand ich schrecklich.
Und dann, als die Ergebnisse da waren, haute es mich schier aus den Socken. Ich war unter denen in unserer Klasse, die die Prüfung gemacht haben, sogar die beste! Ich konnte es nicht fassen und das Ganze kam mir einfach surreal vor.
Aber wenn ich heute darüber nachdenke, wird mir klar, dass ich eigentlich schon immer die "Begabung" hatte, mich gut durch Prüfungen zu schummeln, ohne viel dafür gelernt zu haben. Ich weiss allerdings bis heute nicht, woran das liegt ???

Jedenfalls gehöre ich auf alle Fälle zu der Sorte Menschen, die sich ganz schwertun, sich selbst eine positive Eigenschaft einzugestehen. Wenn sich mal eine diskret an die Oberfläche drängt, drücke ich sie mit ganz viel Pessimismus und dem Wissen über meine Fehler und Macken wieder tief nach unten. Ja, so ist das eben...

Anj

ZitatIn der Beziehung würde mich jetzt interessieren: Hattet ihr sowas auch schon? Aufgaben, die euch viel zu groß und unmöglich erschienen, aber dann plötzlich wie geschmiert von der Hand gehen, und euch Sachen auffallen, die euch wirklich liegen?
Ich habe das immer wieder, wenn es um behördliche, bzw. wirtschaftliche Dinge geht. Die Steuererklärung? Der nächste Banktermin, bei dem ich Entscheidungen treffen muss? Formalien erledigen? Dokumente zusammensuchen? Furchtbar! Ich hab jedes Mal das Gefühl, dass ich komplett überfordert bin (ja, wirklich jedes Mal aufs Neue :'( )! Sobald ich mich dann aber hinsetze und das mit Zeit und Ruhe durchgehe, stelle ich fest, dass das alles eigentlich ganz einfach ist. Leider hält das Gefühl nie an und ändert was an der Überforderung beim nächsten Mal.

Ansonsten bin ich generell jemand, der seine Stärken sehr gut kennt, aber ich benenne sie sehr selten. Aus denselben Gründen wie die meisten hier.
Beim Schreiben allerdings ist das für mich noch mal etwas ganz anderes. Da ist soviel Geschmackssache dabei, dass es mir besonders schwerfällt, zu sagen, dass ich etwas gut kann. Denn, das was mir von 5 Leuten als gut rückgemeldet wird, kann mir von den nächsten 4 um die Ohren gehauen werden. Insbesondere, wenn ich mich traue, dem Text Kontur zu geben in dem ich  Worte und Sätze als Stilmittel benutze und nicht versuche, die Sprache so weit wie möglich hinter die Geschichte zu stellen.
Mir fehlen da die objektiven Kriterien, die ich für ein gut-schlecht-Urteil anwenden kann.
Das fällt mir auch besonders in Textkritikforen auf, wenn vollkommen unterschiedliche Meinungen untereinander stehen. Oftmals scheint es eher eine Entscheidung im Sinne von "Wessen Meinung/Geschmack ist gewichtiger?" zu sein, als eine objektiv-sachliche.
Ein weiterer Punkt, weswegen ich in der Schreibszene da sehr still geworden bin, ist der, dass es so wahnsinnig schnell ich Konkurrenz und Neid abdriftet. Dann wird der eigene Text zerpflückt um Inkompetenz nachzuweisen etc. (Und ich bin sehr froh, dass hier im TiZi ein gegensätzlicher, sehr wertschätzender Umgangston herrscht.)

Ich habe jetzt nicht alle Beiträge gelesen (meine Zeit ist einfach zu knapp und die Threads hier wachsen so unglaublich schnell ;) ), deswegen hoffe ich, dass nichts doppelt ist, aber ich möchte noch mal aufgreifen, was ich irgendwo gelesen habe. Show, don't tell in Bezug auf eigene Fähigkeiten. Mir geht es auch so, dass ich selten im Vorfeld sage, was ich gut kann, weil ich im Vorfeld ja auch nie weiß, was ein Text braucht. Wenn der Autor schon Fragen miteinstellt, weiß ich zumindest, ob er gezielt nach meinen Schwächen sucht - dann melde ich mich gar nicht erst. Ansonsten sage ich aber auch nie, worin ich gut bin, sondern zeige es tatsächlich im ersten Feedback.
Aber das ist ja auch schon wieder etwas anderes, als wenn man einfach nur für sich selbst sagt, was man gut kann. Denn sage ich es einfach nur über mich, ist keine Hierarchie zu anderen mit eingebaut. Das Maßstab gut gilt nur für mich und mein Können. Und das halte ich für sehr gesund! Man muss es nicht immer laut sagen, aber zumindest für sich selbst sollte man sich das gönnen! (Und wie sehr das pusht und Freude macht, erlebe ich in dem neuen Stall in dem ich bin, wo es völlig ohne Neid zugeht und jeder für seine persönlichen Fortschritte gelobt wird. Laut und offen und vor, bzw. von allen. Ich habe noch nirgends so eine tolle Athmosphäre zwischen (Dressur)reitern erlebt.)
Begebe ich mich aber in die Rolle des Helfenden, liegt der Arroganzverdacht automatisch näher. Je neidbehafteter das Umfeld ist, desto eher gehen heimliche Beurteilungen/ Tuscheleien und die Lästerei los. (Okay, ich bin da auch Dressurreiter geschädigt, vielleicht achte ich deswegen besonders auf das Umfeld, in dem ich mich bewege^^)

Vielleicht gab es die Idee ja auch schon, aber wie wäre es denn mit einem Thread, in dem man einfach mal posten kann, was einem Spass macht/was man gut kann oder was einem einfach leicht fällt. So eine Art Übersichtsthread, den man nach Schlagworten durchsuchen kann und gezielt die User für Tipps ansprechen könnte? Vielleicht in der Betaleservermittlung? Niemand muss, aber jeder kann einfach mal seine Stärken in den Raum/zur Verfügung stellen ...
"Wenn du andere Leute ansiehst, frage dich, ob du sie wirklich siehst, oder ob du nur deine Gedanken über sie siehst."
Jon Kabat-Zinn.