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Rangfolge bei Kleinverlagen

Begonnen von Kaeptn, 26. April 2014, 10:43:35

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Kaeptn

Hallo,

für mein nächstes Werk suche ich eventuell einen neuen Kleinverlag, vor allem mit dem Ziel, mehr Buchhandelspräsenz zu bekommen und generell mehr Print abzusetzen. Natürlich könnte ich es auch wieder über die Agenturen versuchen, aber da ich ein Bauchschreiber (einfach drauflos) bin, tauge ich für eine Agentur meiner Meinung nach nicht, allenfalls für Werkverträge, die viele Agenturen ja ausschließen. Aber das ist ein anderes Thema.

Wenn ich also nach einem "besseren" Kleinverlag suche, finde ich in diesem Form zwar viele Infos über die immer zahlreicher werdenden Kleinverlage, aber über Verkaufserfolge, Marketing/PR und insbesondere Buchhandelspräsenz wird i.d.R. nicht berichtet - und außerdem selten aktualisiert.

Was ich bräuchte wäre eine Art Hackordnung bei den Kleinverlagen, eine Einteilung in Ligen, wie auch immer man es nennen möchte, wobei mich in erster Linie die erste und zweite Liga interessieren würden, die sich meiner Meinung nach durch folgende Aspekte auszeichnen müssten:
1) Gutes Lektorat/Korrektorat
2) Professionelle Cover
3) Gute PR, Rezensionen und Erscheinungs-Meldungen in bekannten Magazinen (und eben NICHT: PR macht der Autor bitte komplett selber)
4) Auflagendruck (nicht Print-On Demand, nicht "nur eBook")
5) wenigstens vereinzelte Buchhandelspräsenz
6) Con-Präsenz

Nun die Frage: Welche Kleinverlage erfüllen diese Punkte zumindest mit einigen ihrer Neuerscheinungen? Gerade Punkt 5 ist da kaum zu überblicken, weil man i.d.R. ja nur eine Handvoll Buchhandlungen selber durchforsten kann und sich daraus ja keine Rückschlüsse auf ganz Deutschland ziehen lassen. Von daher wäre ein Zusammentragen von Eindrücken vieler (Verlag X hatte einen tollen Stand auf Con Y, einige Bücher von Verlag ABC habe ich in einer Buchhandlung gesehen) hilfreich, oder?

Ich denke eine solche Einteilung der vielen Kleinverlage wäre für alle interessant, die sich nach einem "besseren" Kleinverlag umschauen und derzeit oft bei einem auf den ersten Blick guten landen, nur um am Ende festzustellen, dass sie sich nicht wirklich verbessert haben und auch bei ihrem bisherigen hätten bleiben können.

Ob man das nun hier im Thread macht, oder man zukünftig in jedem Verlagsthread Eindrücke sammelt ("Meiner Meinung nach nur 3. Kleinverlags-Liga, bei denen muss man seine PR hauptsächlich allein machen und sie machen nur Print on Demand"), sei dahingestellt. Im ersten Schritt würde es auch schon helfen, wenn hier einfach jeder mal sagen würde, welche Phantastik-Kleinverlage seiner Meinung nach, die Größten unter den Kleinen sind - gerade auf die Meinung der Buchhändler unter uns wäre ich gespannt.

Malinche

#1
Hm, also die Einteilung in "Ligen" fände ich deshalb problematisch, weil für mich die Frage bleibt, wie man die einzelnen Punkte gegeneinander aufwiegt. So kann ein Kleinverlag sehr tolle und professionelle Cover machen und wunderschön gestalteten Auflagendruck, aber vielleicht nie auf Cons oder im Buchhandel auftauchen - wie vergleicht man das mit einem Verlag, dessen Cover ein wenig gruselig aussehen, der aber unglaublich aktiv auf Cons und in PR-Fragen ist? (Rein fiktive Beispiele.)

Hinzu kommt, dass "gutes" Lektorat und "gute" PR gerade auch aus Autorensicht häufig subjektive Eindrücke sind, wo die Bewertung auch mit der eigenen Erwartungshaltung zu tun hat.

Das nur mal als kritische Anmerkungen dazu. Was ich aber grundsätzlich einen guten Aspekt finde, wäre, die von dir angesprochenen Aspekte möglichst zentralisiert wiederzufinden - eine tatsächliche Rangfolge halte ich, wie gesagt, für schwer umsetzbar. Cairiel macht sich gerade sehr viel Arbeit wegen der Kleinverlagslisten, das wäre ein Ort, an dem man diese Infos - so noch nicht vorhanden - möglicherweise ergänzen könnte. Dann müssten sich natürlich noch Leute finden, die helfen, sie zusammenzutragen und zu koordinieren. Eine neue Übersicht wäre natürlich auch denkbar, oder ein aktualisierter Steckbrief im ersten Posting jeden Verlagthreads. Auch hier gilt allerdings: Es muss jemand machen.

Abgesehen davon finde ich schon, dass diese Aspekte öfter durchaus angesprochen werden. Das Problem wäre meiner Ansicht nach dann eher, dass sie sehr versprengt auftauchen. :)

[EDIT] Außerdem hab ich dich mal umgetopft. Das interne Verlagsboard ist zunächst mal nur für die Übersicht über die Agenturen und Verlage da. Sobald wir uns überlegt haben, in welcher Form die Infos zusammengetragen werden, packe ich den Thread aber auch gern wieder in einen internen Bereich, falls hier direkt Infos über Verlage hinkommen.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Chris

Ich finde die Idee sehr spannend, einen Thread zu haben, in dem Kaeptns sechs Aspekte kurz und knackig aufgelistet werden, vielleicht noch ergänzt um ein oder zwei Themen wie Einflussmöglichkeiten der Autorin / des Autors oder Kommunikation / Antwortzeiten.
An so einem Thread würde ich auf jeden Fall mitarbeiten.
Liebe Grüße
Chris

Alana

#3
Die Einteilung finde ich auch problematisch, aber eine Auflistung mit den "Features" eines Verlages fände ich auch sehr gut. Würde da auch mein (zugegebenermaßen nicht so ausuferndes) Wissen beisteuern. Ich finde, dass wir da vielleicht auch diese ganzen neuen E-Book Labels der Großverlage mit einbeziehen könnten, denn die sind für viele von uns auch interessant und in der Qualität sehr unterschiedlich.
Alhambrana

FeeamPC

Buchhandelpräsenz fände ich problematisch, weil es für Kleinverlage nur minimale Möglichkeiten gibt, in  den Buchhandel zu gelangen- und die unterscheiden sich oft nicht nur nach Verlag, sondern sogar verlagsintern nach Titeln.
Beispiel: Meine Verlagskrimis sind im Nachbarort in einer Buchhandlung zu sehen- die ist aber auf Krimis spezialisiert. Fantasy würden die mit der Kneifzange nicht anpacken.

Kleinverlagsbücher kommen nur in Buchhandlungen über Vitamin B (Autor oder Verlag kennt Buchhändler), oder über spezielle Interessen der Buchhandlung, die rein zufällig von einem bestimmten Kleinverlagsbuch voll getroffen werden.

Das Kriterium würde ich daher nur sehr eingeschränkt werten.

Sogenannte "Kleinverlage" mit regelmäßigen Buchhandelspräsenzen würde ich bereits in der mittleren Verlagskategorie einordnen, nicht mehr bei Kleinverlagen.

gbwolf

"Ligen" würde ich ebenfalls nicht einteilen, aber die Punkte finde ich schlüssig. Man muss sich aber auch als Autor ganz bewusst sein, in welcher Liga man spielen möchte und welche Ziele man hat. Zu einigen Verlagen und Punkten kann ich auch etwas beitragen, andere Zahlen werden nicht so öffentlich ausgetauscht. Ich würde das vielleicht auch nicht direkt in den Threads zu den Verlagen machen, also diese standardisieren. Denn dann trauen sich in Zukunft vielleicht weniger Leute, da einen Thread aufzumachen. Man könnte da eher einen Diskussionsthread machen und einen Sammelthread, der die Verlage quasi mit kurzen "Karteikarten" in normierter Form präsentiert und zu den Zahlen noch Meinungen stellt - so in der Art der aktuelle Verlagsübersicht, nur inhaltlich stark erweitert. Die Arbeit muss sich dann allerdings jemand machen und auch alles aktuell halten.
Verkaufszahlen könnten wir natürlich in einem internen Bereich untereinander tauschen, aber ich will ehrlich sein: Das erzähle ich lieber bei einem Latte Macchiato auf einem Treffen, anstatt es ins Internet zu schreiben.

Die Qualität des Lektorats ist sicherlich am schwersten einzuschätzen, so lange man nicht eine ganze Palette Lektoren kennengelernt hat, von Hobbylektor bis zum Großverlag. Für meinen Teil kann ich sagen, dass ich die meisten Kleinverlagslektorate bislang als erweitertes Korrektorat empfand und selten richtig stark am Text gearbeitet und umgearbeitet wurde.

Zitat von: FeeamPC am 26. April 2014, 13:47:10
Kleinverlagsbücher kommen nur in Buchhandlungen über Vitamin B (Autor oder Verlag kennt Buchhändler), oder über spezielle Interessen der Buchhandlung, die rein zufällig von einem bestimmten Kleinverlagsbuch voll getroffen werden.
Ich würde das durchaus werten, denn die Liste ist ja eine Entscheidungshilfe für Autoren. Und wer da so ambitioniert ist, dass er zwischen 500 und 1.000 Exemplare oder mehr verkaufen möchte, braucht fast immer einen Partner mit Anschluss an ein Barsortiment. Das sagt ja nichts darüber aus, ob ein Verlag schlecht arbeitet oder schlechte Bücher hat. Es ist lediglich eine Orientiertung für einen Autor, der einen gewissen Stundenlohn haben möchte.

FeeamPC

Sorry, aber da vergleichst du Äpfel mit Birnen. Im Barsortiment sind die meisten Kleinverlage. Das heißt, Buchhandlungen können sich dort eindecken. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie es auch tun. Meist bestellen sie (wenn überhaupt) nur auf ausdrückliche Kunden-Anfrage. Das meine ich mit nicht im Buchhandel präsent: Wir werden dort einfach nicht auf Vorrat eingekauft.

gbwolf

#7
Ah, das wusste ich nicht. Ich dachte, ans Barsortiment hätte man erst ab einer gewissen Menge Umschlag Anschluss, bzw. der Verlag fliegt irgendwann raus, wenn er nicht genügend Umsatz bringt. Mir teilte vor einigen Jahren ein Verleger stolz mit, dass er es endlich mit einer Reihe geschafft hätte, dort auf Lager zu liegen und seine Hauptumsätze gehen jetzt darüber.

FeeamPC

Fürs Barsortiment braucht man eine ISBN, einen entsprechenden Balkencode auf dem Buch, und einen Vertrag mit dem Barsortimenter. Die wollen, um einen Vertrag zu machen, bestimmte Prozente haben, und natürlich auch einen Verlag, der mehr als eine Eintagsfliege von Buch produziert hat. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kommt man rein.

Übrigens, der Kleinverlag mit der sympatischsten Werbung ist für mich Torsten Low, bzw. dessen kleine Tochter im verlagseigenen T.Shirt.

Amber

Finde ich eine gute Idee. Da würde ich mich auch, so gut ich kann, mit meinem Wissen beteiligen.

Maria

Bei mir ist bei Kleinverlagen vor allem wichtig, dass ich einen entscheidungsbefugten, freundlichen Ansprechpartner habe.
Zu oft jammern die Autoren in anderen Foren, dass man ihnen unpassende Klappentexte, schreckliche Cover und Titel, die sie nie und nimmer wollten aufs Auge drückt und sie oft erst durch die Vorschauen letztendlich wissen, wie ihr Buch aussieht, heißen wird und was auf der Rückseite steht.
Das ist für mich ein wichtiger Grund, lieber einen kommunikativen Kleinverlag als einen Großverlag zu wählen, wenn es rein um die Liebe zum Buch und nicht ums Geldverdienen mit dem Buch geht.