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Autoren in der digitalen Öffentlichkeit: Dos and Don'ts

Begonnen von Calysta, 21. August 2012, 17:48:46

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Franziska

Ein interessantes Thema, über das ich auch schon oft nachgedacht habe. Ich denke, dass es sehr vom Typ abhängt und auch davon, was man selbst preisgeben möchte. Ich möchte auch nicht, dass mein echter Name irgendwo steht, meine Adresse oder irgendwelche intimen Dinge. Es gibt ja Autoren, die ständig in der Öffentlichkeit sind, Interviews geben, in Talkshows gehen ... und um beim Thema zu bleiben, im Internet alles mögliche machen. Ich denke, dass man dass auch sehr wollen muss, damit das funktioniert. Beispiele wären da Charlotte Roche oder Frank Schätzing.
Eine andere Sache ist die direkte Kommunikation über Facebook und Blogs mit Lesern. Da entscheidet man selbst, was man schreibt und muss keine Fragen beantworten, die man nicht beantworten möchte. Ich finde es toll, wenn man mit Lesern in Kontakt kommt und denke, dass ich das auch nutzen würde, wenn ich etwas veröffentliche. Aber so etwas wie über andere Autoren, Leser oder den Verlag herziehen geht für mich gar nicht, genauso wie es für mich privat auch nicht geht, wenn es lästern ist und keine sachliche Warnung.
Ich finde es okay und gut, wenn sich ein Autor für etwas einsetzt oder politisch engagiert. Man sollte sich aber bewusst sein, dass man mit unbedarften Aussagen, die vielleicht auch noch falsch verstanden werden auch Leser gegen sich aufbringen kann.

Jemand der das mit der digitalen Öffentlichkeit auch sehr gut macht, wie ich finde ist Partick Rothfuss. Er hat Website und einen Blog, auf  dem er auch regelmäßig schreibt. Manchmal sogar sehr persönliche Sachen wie über den Tod seiner Mutter, was mir schon zu intim wäre. Aber er schreibt auch über seine Bücher, übers Schreiben und macht Leserumfragen, wie er seine neue Sendung mit Autorendiskussion nennen soll. Er ist bei goodreads und facebook und ... irgendwie überall. Aber dabei nicht aufdringlich. Vor allem hat er viel Humor und postet witzige Sachen. Aber so etwas muss man eben auch können. Und ich zweifle, ob man dadurch Leser gewinnt, denn die müssen ja erstmal auf einen kommen, googeln, damit sie überhaupt darauf kommen, den Blog zu lesen.

@pinkpaulchen: der Autor klingt interessant, muss ich mir mal anhören.

zDatze

@Thali: Dann sind wir ja auf einer Linie. :D (Ich mein jetzt nicht das Rülpsen. :P )
Ich fand nur die anfängliche Aussage, dass ein netter Gesamtbild-Autor seine Aussagen filtern soll, ein wenig seltsam, weil ich im ersten Moment darunter verstanden hab, dass man seine ehrliche Meinung tunlichst für sich behalten soll. Besonders wenn es um eine kritische/negative Aussage geht, weil man damit irgendwo anecken könnte.

So, dann möchte ich noch ein Do hinzufügen, das die meisten wahrscheinlich nur als nebensächlich ansehen: die Aufmachung der Platform. Man sieht einer Homepage oder einem Blog leicht an, ob der Autor Zeit (oder Geld) für ein individuelles Design investiert hat. Und wenn es nur das Wallpaper ist, das angepasst wurde. Standardeinstellungen vermitteln gefühlsmäßig so ein unterschwelliges "ist ja eigentlich eh egal"-Gefühl.
Ein weiteres Do, das mich selbst auf Autorenblogs festnagelt: interessante Artikel. Ich finde es immer wieder spannend, über welche Dinge Autoren bei der Recherche stolpern oder sich den Kopf zerbrechen. Bilder/Fotos machen sich auch immer ganz toll, da fühlt man sich nicht gleich von einem Textklotz erschlagen.

Am einfachsten ist es wohl, wenn man sich mal umguckt, was einem selbst ins Auge springt oder im Gedächtnis hängen bleibt. :)

Fianna

#17
@Franziska
Ich denke schon, dass man so neue Käufer  gewinnen kann.
Klar, ganz Fremde nicht, die müssen den Blog ja erstmal finden. Aber es gibt viele Menschen mit begrenztem Bücherbudget, die müssen halt irgendwo nach eine Prioritätenliste machen. Und ein "Autor zum Anfassen" oder ein "authentischer Autor" können dann eben den Ausschlag geben, das Buch zu kaufen statt zu leihen, über Büchertausch zu ergattern oder ewig auf seiner "Will ich kaufen"-Liste zu haben. Statistisch schlägt sich das in den Käufen genau so wenig nieder wie Leute, die nie davon hörten oder das Buch nicht mögen (Genre etc).

Nachtrag:
Ausserdem kann man vermutlich dennoch neue Leute damit aufmerksam machen: man verlinkt die Becher oder den Blog auf seiner Homepage (bei Rezensenten) oder postet Links zu Artikeln in Foren, auf Facebook oder Twitter - und schon hat der Autor neue Besucher auf der Seite, die dann auch mal schauen, was der so schreibt.

pink_paulchen

Zitat von: Franziska am 23. August 2012, 00:00:11
@pinkpaulchen: der Autor klingt interessant, muss ich mir mal anhören.
Sag Bescheid wenn du ein Junkie geworden bist (Mitglied im Fanclub). Aber vorsicht: Scott schreibt keine Fantasy, sondern ziemlich ruppigen Horror. Wenn man Bücher von ihm kennt und das Bild des Autors sieht, denkt man unweigerlich: möchte ich auch nicht nachts begegnen dem Irren ;)

Tanrien

Zitat von: Franziska am 23. August 2012, 00:00:11
Und ich zweifle, ob man dadurch Leser gewinnt, denn die müssen ja erstmal auf einen kommen, googeln, damit sie überhaupt darauf kommen, den Blog zu lesen.

@pinkpaulchen: der Autor klingt interessant, muss ich mir mal anhören.

Hier sieht man ja schon, um was es bei Social Marketing eher geht: Dass Leute über den/die AutorIn reden und ihn/sie sympathisch finden, und deswegen auch gerne weiterempfehlen per Mundpropaganda. Denn ich würde sagen, betrachtet man Goodreads, etc. läuft heutzutage so viel darüber, dass Leser das Buch "persönlich" anderen empfehlen. Mit einem Autor, den man mag und nett findet, geht das viel einfacher und man hat direkt mehr zu erzählen als nur, "joar, das Buch ist ganz gut". Siehe deine Antwort zu pink_paulchen: Hätte Scott nicht so eine gute Darstellung und wäre nicht so sympathisch, hätte pink_paulchen ihn nicht hier erwähnt und weiterempfohlen und du wärst nicht über ihn gestolpert und hättest dir überlegt, ihn mal anzulesen...

Ryadne

Zitat von: Fianna am 23. August 2012, 07:26:21
@Franziska
Ich denke schon, dass man so neue Kaeufer  gewinnen kann.
Klar, ganz Fremde nicht, die muessen den Blog ja rstmal finden.

Da wäre ich mir nicht mal so sicher. Vielleicht liegts an mir, aber manchmal lese ich einen guten Kommentar auf einem Blog oder bei Facebook auf den Beitrag eines mir bereits bekannten Autoren hin und dann klicke ich den Namen an. Wenn das dann ein Autor ist, der mir bis dahin nicht bekannt war, kann es schon mal vorkommen, dass ich mich dann intensiver mit ihm auseinandersetze.

Calysta

Ryadne, du scheinst wirklich viel über die Verkauszahlen mit und ohne Hilfe von Social Media zu wissen. Kannst du vielleicht ein paar Zahlen in den Raum werfen? (ohne Romantitel, sondern einfach nur als Beispiel, wie weit die Lücke zwischen 'alt-' und 'neumodische' Werbung klafft).
Und ich finde es echt toll, dass Autoren, die noch kleine Goodies für ihre Leser machen, so gut angenommen werden. Ich muss ehrlich sein, dass mir Autoren, die mir auch auf meinen Post antworten, sympathischer sind als Andere. Man fühlt sich einfach, als ob man den Autor ein Stückchen kennt. Und diese Nähe zu manchen Autoren gibt bei manchen Käufen auch das Zünglein an der Waage - habe ich zumindest bei mir festgestellt. 20€ für ein Hardcover von einer Autorin, die ich kenne, auszugeben, überlege ich nicht so lange, wie 20€ für den Roman eines Autors auszugeben, den ich nicht kenne.

Fianna


Calysta


Ryadne

@Calysta
Sehr konkret kann ich da leider nicht werden; hatte ein paar Autoren und Verlage dazu angeschrieben, wurde aber gebeten, das nicht außeruniversität weiterzugeben. Ein Kleinverlagsautor X hat aber beispielsweise angegeben, Buch 1 nicht beworben zu haben und letztlich einen schleppenden Verkauf von damals etwas weniger als 150 gehabt zu haben. Buch 2 wurde über Facebook beworben und kam bis zur Anfrage immerhin auf das Doppelte.

Ansonsten kann ich ein paar Buchreport-Bestsellerdatenvergleiche in den Raum werfen. Habe Kai Meyer ja eh schon genannt, da kann ich da auch noch konkreter werden:

In einem relativ engen Zeitrahmen sind die Sturmkönige- und die Arkadien-Trilogie erschienen. SK wurde auf herkömmliche Weise behandelt, Arkadien wurde massiv über Facebook und Blog beworben. Von SK schaffte es in die Buchreport-Bestsellerlisten nur ein Band in nur einer Kategorie - Wunschkrieg erreichte Platz 50.
Von Arkadien schafften es alle Bände in diversen Kategorien in die Bestsellerlisten, Arkadien brennt kam sogar in die Top 7 des Jugendbereichs und auch die anderen beiden haben die Top 10 nur knapp verpasst.

Wie gesagt, das kann natürlich auch andere Gründe haben wie den Romantasy- und All Age-Trend. Aber gerade bei diesem Autor ist es denke ich sehr auffällig, wie er seine Leser über Facebook mobilisiert.

Ein weiterer Autor, nennen wir ihn Herr Y ;), hat ebenfalls bewiesen, dass er sich auf die Social Media-Nutzung versteht und was bei ihm besonders auffällt: Er hat dafür nicht mal Facebook gebraucht (auch wenn er es inzwischen ähnlich exzessiv nutzt wie Kai Meyer), sondern sich das Forenverhalten des Phantastik-Fandoms zu Nutze gemacht. Und dabei hat er nicht nur sich einfach in den Foren angemeldet und sein Werk vorgestellt, sondern er hat Interesse an den anderen Usern gezeigt, indem er sich auch in andere Themen eingebracht hat. Nicht viel, aber doch so, dass die anderen User ihn als Teil der Gemeinschaft erkannt haben. Die Kommentare im Stil von "jetzt kauf ich dein Buch auch endlich mal" kamen dann natürlich häufiger, als wenn er wie so viele andere nur sein Werk vorgestellt hätte und dann wieder in der Versenkung verschwunden wäre.
Sein Verlag hat kein Werbebudget zur Verfügung gestellt und auch wenn das besagte Werk es nicht in die Top 100 geschafft hat, hat sein Werk ganz andere Verkaufszahlen erreicht als andere Bücher aus dem Verlag und inzwischen finden sich seine Bücher sogar in den allgemeinen Top 30.