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Muss sich noch jemand aufraffen, um zu schreiben?

Begonnen von Alana, 07. August 2011, 21:58:39

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Naudiz

Ob ich mich aufraffen muss? Und wie!

Es ist nicht so, dass ich keine Ideen hätte, im Gegenteil - die überfallen mich immer gleich in Rudeln. Und genau das führt dann immer zur Misere, welche Geschichte ich denn nun als Erstes schreibe.
Meistens läuft es darauf hinaus, dass ich auf das neueste Projekt am meisten Lust habe und das Schreiben an den älteren zur regelrechten Qual wird. Das ist immer der Punkt, an dem ich mit mir selbst kämpfen muss, um überhaupt noch irgendetwas zu schreiben. Denn durch die Quälerei mit den alten Geschichten verliere ich auch die Motivation für die neuen. Das ist wirklich frustrierend.

Mein größtes Problem ist aber nach wie vor mein Perfektionismus. Ich will am liebsten im ersten Anlauf gleich alles so optimal wie möglich schreiben. Klar, dass das nicht funktionieren kann. Und klar, dass ich gefrustet bin, wenn es nicht klappt, und irgendwann auch resigniere.

Deswegen suche ich mir jetzt Quellen inneren und äußeren Drucks, um einfach draufloszuschreiben und nicht ständig zu überarbeiten. Das Experiment Betaleser ist ja leider fehlgeschlagen. Bleibt noch der NaNo. Ich hoffe, dass dieser mich lehren kann, mich wirklich jeden Tag zu einem bestimmten Pensum aufzuraffen und meinen Perfektionismus so lange in irgendeinen dunklen Kerker zu sperren, bis ich die Geschichte fertiggeschrieben habe und es ans Überarbeiten geht.




Alana

@Erdbeere: Ja das stimmt, man darf sich nicht einschüchtern lassen.
Ich denke, alles was man schreibt, lohnt sich auf irgendeine Art und Weise, egal, ob es verlegt wird oder nicht.
Und auch, wenn es mal grottenschlecht geworden ist, lernt man trotzdem was dabei, denke ich.

@Naudiz: Ja der Perfektionismus bricht mir auch oft das Genick.
Das ist auch ganz typisch für extreme Perfektionisten, dass sie alles so gut machen wollen, dass sie dann nichtmal anfangen.
Da kann ich dir echt nur raten, nimm die zwischendurch mal was vor, was dir nicht so am Herzen liegt.
Etwas, was Spaß macht, zu schreiben und dir aber eigentlich nicht so wichtig ist.
Das hilft bei mir jedenfalls.
Alhambrana

Naudiz

Deswegen habe ich ja jetzt mit Scaretale angefangen - sehr simpler Plot, stilistisch nicht anspruchsvoll, leicht und flüssig runterschreibbar... ja, ich glaube, sowas brauche ich einfach mal.

Zum Thema extremer Perfektionismus kann ich auch noch einen Bekannten von mir nennen.
Bei ihm ist es nämlich so, dass er derartig viel Zeit, Energie und Kreativität in seinen Weltentwurf und die Background-Historie steckt, dass er nicht zum Schreiben kommt. Die paar Seiten, die er schon getippselt hat, sind schon ewig her und kaum nennenswert.

Und da mein bester Freund sich mit besagtem Bekannten duelliert, was Weltenbau angeht, schreibt er auch nicht weiter. Und ich als Will-Gerne-Beta bekomme vielleicht halbjährig mal 2 Seiten vor die Nase geklatscht. Frustrierend  :wart:

Sanne

Da stimme ich doch Erdbeere glatt nochmal zu!

Hier bekommt man schon seinen Ansporn. ;-)

Adiga

gebe bekannt - schreibe wieder (jeden Tag) - seit ungefähr einer Woche - die Pause dauerte ca. 2 Jahre...

Sanne

 :pompom:

Das ist doch schön! Ich wünsch Dir Glück, dass Du am Ball bleiben kannst.  :jau:

Alana

@Naudiz: Ich glaube, dass es ganz vielen Leuten so geht.
Mir ging es genauso wie deinem Bekannten.
Zuerst hab ich schon einiges geschrieben.
Dann hab ich aber gemerkt, dass ich ständig wieder alles verwerfen musste, weil der Plot sich noch dauernd änderte und das Geschriebene daher unbrauchbar wurde. Und dann hab ich angefangen, zu plotten, zu überlegen, Figuren zu entwerfen.
Es ist halt alles sehr verschachtelt. Ich hoffe trotzdem, dass ich das irgendwann mal fertig kriege.
Ich wollte eigentlich den Nano nutzen, um da einfach mal was zu schreiben, auch wenn ich dann die Hälfte oder mehr hinterher wieder verwerfen müsste. Aber ich glaube, ich habe jetzt gar keine Lust dazu. Ich hab noch ein  anderes, recht einfaches Projekt rumliegen, dass ich dann wohl für den Nano nutzen werde. Das Andere hat jetzt erstmal Pause.

Und ich habe gestern wieder meine 3000 Wörter geschaft, das ist so ein schönes Gefühl!

@Adiga: Das ist toll! Wie hast du das erreicht?
Alhambrana

Naudiz

@Alana: Bisher habe ich nur ein einziges Mal derartig viel Zeit in den Entwurf einer Welt gesteckt... mit dem Ergebnis, dass ich heute überhaupt keine Lust mehr darauf habe, weil ich einen Riesenhaufen Hintergrundmaterial, aber einen unbrauchbaren Plot habe. Und besides nicht mal mehr so wirklich mit High Fantasy klarkomme. Da habe ich wohl einfach zu lange gewartet, bis ich angefangen hab' zu schreiben.

@Adiga: Hey, Glückwunsch!  :pompom: Das ist toll. Nach 2 Jahren Pause... dass du aus dieser Schreibblockade überhaupt wieder rausgekommen bist... Respekt!

Adiga

thx...  ich nenne es trotzdem nicht Schreibhemmung oder so .... der Hauptplot meiner Geschichte liegt schon länger wie 2 Jahre danieder.... sicher schon 4 Jahre - da hab ich bemerkt - das mein Schreibstil viele Dinge unmöglich macht... Es kann nie die Geschichte draus entstehen, die ich aufschreiben will. Also habe ich dran gearbeitet meinen Erzählton umzuarbeiten und einen späteren Teil der selben Geschichte geschrieben bis auch das vor etwa 2 Jahren zu einen vorzeitigen Ende führte...

Im siebenden Kapitel des vermutlichen vierten Bands dieses Plots - hab ich mich in der Handlung festgefahren, ich brauchte plötzlich Figuren aus der Haupthandlung von früher, von denen ich nicht wusste, durch welche Schicksale sie an diesen späten Punkt ankamen. Also hatte ich keine Ahnung in welcher inneren und äußeren Verfassung sie dort auftraten... Beim Hauptplot gab's schon dasselbe Problem...

Und plötzlich hab ich entdeckt, ich hab noch eine wichtige Hintergrundfigur, die schon vor dem Einsetzen des Hauptplots für die Bestrebungen der Haupthandlung tätig ist, sich dessen auch bewusst ist, aber nach kurzer Zeit in den Hintergrund verschwindet. Wofür sie mir Anfangs immer unpassend schien mit ihr die Geschichte zu beginnen. -  Doch diese Figur kommt aus einer Lage, dass sie von Anfang an mit den späteren Entscheidungsträgern in Verbindungs steht - oder mit einer wichtigen Figur so schnell wie nur möglich in Verbindung tritt - sich danach jedoch zurückzieht... und das beste ist zu dieser Figur - passt der neue Erzählton wohl am besten, weil diese Figur keine inneren Zweifel in sich trägt, und somit von sich aus keine Handlung mit endlosen Refelxsionen verzögert.

Das hat mich jetzt überzeugt, dass diese Figur die richtige ist, um mit ihr der Geschichte anzufangen: Sie ist ein Akteur der sich immer mehr um die anderen kümmert, wie um sich selbst. Er kennt auch schon am Anfang am meisten Details über die Haupthandlung, bringt also Ereignisse in Gang, wo die anderen noch immer mit vagen Vermutungen beschäftigt sind.- Auf Grund seiner Tätigkeit in der Geschichte ist er wie geschaffen andere Personen einzuführen, sogar solche, die noch gar nicht auf den Plangetreten sind und über die man höchstens spekulieren kann.

Außerdem hat er im Hindergrund noch einen Helfer - mit denen er sowieso schon immer (auch in meinem Kopf) über mögliche Entwicklungen aller Bestrebungen sowohl von Verbündeten wie Verfeindeten Gruppen Gespräche führt.

Jedenfalls schreibe ich jetzt mit dieser Figur einen neuen Anfang, bis er an dem Punkt ist, wo er einfach untertaucht.... Vor 4 Jahren blieb ich genau an diesem Problem hängen, dass zwei der wichtigsten Figuren bis Seite 300 nie erwähnt werden und dann eine davon plötzlich ganz wichtig ist, doch ihre Einführung ist mir immer misslungen. Und jene Figur, die jetzt als Einstieg nehme, tauchte sowieso nie vor Seite 700 auf, obwohl sie längst agierte, nur die anderen sahen spürten davon nichts. Jedenfalls hab ich wieder Spaß an dieser Geschichte zu schreiben, und ich hab Hoffnung, dass diesmal die Dinge möglich sind - die mir damals nicht gelingen wollten.