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Das Ende einer Szene

Begonnen von Sanjani, 07. März 2011, 22:32:59

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Sanjani

Hallo zusammen,

meine aktuelle Betaleserin hat mich auf eine Sache aufmerksam gemacht, bei der ich mir nicht sicher bin, wie ich sie finde und ob ich sie ändern möchte oder nicht. Deshalb ist euere Meinung erbeten. Wie immer, entschuldigt, wenn es so einen Thread schon geben sollte.

Ich beende Szenen öfter recht abrupt, jedenfalls kommt es ihr so vor. Ich persönlich habe das nie so empfunden. Z. B. sind zwei Personen im Gespräch und die Szene endet mit einer Aussage der einen Person.
Ein Beispiel: Es fand ein Gespräch statt und der Elfenkönig sagt zuletzt: "Und nun erzählt mir, wie Ihr meinen Sohn gefunden habt."
Danach folgt eine neue Szene. Wie der Sohn gefunden worden ist, erfährt der Leser schon viel früher direkt während des Geschehens, es muss also nicht wiederholt werden. Das hier zitierte Gespräch findet in der Nacht nach einem Angriff statt, ich befand es aber nicht für nötig danach noch zu schreiben: Er erzählte dem Elfenkönig, wie sich alles zugetragen hatte und wünschte ihm anschließend eine gute Nacht. Daraufhin verließ er das Zimmer und ging zu Bett.

Das ist jetzt nur mal exemplarisch. Wie handhabt ihr das? Rundet ihr euere Szenen immer ab oder gibt es bei euch auch solche Brüche?

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Luna

Ich würde das bei o.g. Szene auch nicht mit diesem Statement enden lassen. Ich würde den Elfenkönig sich noch im Stuhl zurücklehnen lassen und damit die Szene beenden. Halt mit einer art "finalen Geste".

Churke

Zitat von: Sanjani am 07. März 2011, 22:32:59
Ein Beispiel: Es fand ein Gespräch statt und der Elfenkönig sagt zuletzt: "Und nun erzählt mir, wie Ihr meinen Sohn gefunden habt."

Jetzt speziell in dieem Beispiel könnte ich mir vorstellen, dass deine Betaleserin sich nicht am Ende der Szene, sondern am Ende des Dialogs stört. Es scheint ja so zu sein, als ob hier schon ein längeres Gespräch statt gefunden hat, das nun plötzlich abbricht.

Romy

Es ist unterschiedlich wie ich Szenen beende.
In dem von Dir genannten Beispiel Sanjani, würde ich auch nicht noch einmal schreiben, wie der Sohn gefunden wurde. Gerade wenn vorher schon ein längeres Gespräch stattfand, dann ist dieser Endsatz ja ein Themenwechsel und daher gut geeignet, die Szene zu beenden. Meiner Meinung nach jedenfalls, sowas könnte sehr ähnlich von mir ebenfalls kommen. ;-) Der Leser hat bereits einen längeren (wohl hoffentlich spannenden) Dialog bekommen und weiß mit diesem Themenwechsler: Aha, das Gespräch ist noch nicht vorbei, die sitzen da zwar noch und reden, aber es kommt nichts Relevantes mehr. Ich finde, an so einer Stelle kann man gut abrupt abbrechen. ;-)

Es mag hingegen andere Szenen geben, wo so ein abruptes Ende nicht passen würde, sondern wo man noch einen ausführlichen Szenenabschluss schreiben würde. Zum Beispiel Szenen, die sehr nachdenklich und nah dran am Prota sind.

Sanjani

Hallo ihr lieben ;-)

@Churke: Na ja, sie meinte, es wirke auf sie wie im Film, wo plötzlich eine neue szene kommt, aber ich empfinde es als Palaver da noch was anzufügen. Das Ende des Dialogs ist halt gleichzeitig auch das Ende der Szene und für die Nacht ist alles wichtige gesagt und getan. Es stimmt, dass das Gespräch an dieser Stelle abbricht, aber alles weitere, was gesprochen würde, weiß der Leser ja schon.

Ein anderes Beispiel ist, wo Sanjani mit ihrer Tante kurz über ihren Status als Seherin spricht und dem Leser langsam eröffnet wird, was das für sie bedeutet. Und das endet damit, dass sie sagt: Ich brauchte einfach einen Freund. Ich fand das ganz schön, weil recht eindringlich, und ich hab den Eindruck, dass es die Atmosphäre eher zerstören würde, wenn ich danach noch was dranklebe, dass sie noch im Wohnzimmer saßen und sich unterhielten. Die nächste Szene beginnt nämlich am Tag darauf.

Aber es scheint schon etwas zu sein, das für mich charakteristisch ist und daher zögere ich, ob ich das ändere oder nicht. Vielleicht warte ich erst mal ab. Ich hab ihr gesagt, sie soll mir die Stellen mal anmarkern, damit ich einen Überblick bekomme und dann werde ich vielleicht mehr wissen. Daher wollte ich auch mal hören, wie andere das so handhaben.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

der Rabe

Hallo Sanjani,

so ein bisschen von der Beschreibung her, erinnert mich das an den ersten Harry Potter. Der kam mir (besonders beim ersten Lesen), nach vielen Szenen am Anfang, wenn Harrys Leben beschrieben wird, auch sehr abgehackt vor und die Szenen zu plötzlich zu Ende. Irgendwann habe ihc das mal "analysiert", weil es mir gewurmt hat, und ich bin darauf gekommen, dass eigentlich immer nur Kleinigkeiten fehlten, die die Sache rund gemacht hätten.

Um dein letztes Beispiel als -äh- Beispiel zu nehmen:

Zitat von: Sanjani am 08. März 2011, 00:08:07
Ein anderes Beispiel ist, wo Sanjani mit ihrer Tante kurz über ihren Status als Seherin spricht und dem Leser langsam eröffnet wird, was das für sie bedeutet. Und das endet damit, dass sie sagt: Ich brauchte einfach einen Freund.

In diesem Fall würde ich (! :)) vielleicht noch einen kleinen Satz dazu schreiben z.B. im Sinne, Tante nimmt Sanjani tröstend in den Arm. (oder so.) das könnte ich dann stehen lassen.

Keine Ahnung, ob dir das was hilft. Das waren nur meine Gedanken dazu.

Gruß
vom Raben :winke:
Bist du erst unten im Tal angekommen, geht es nur noch bergauf. (C) :rabe:

Smaragd

Zitat von: Sanjani am 08. März 2011, 00:08:07
Das Ende des Dialogs ist halt gleichzeitig auch das Ende der Szene und für die Nacht ist alles wichtige gesagt und getan. Es stimmt, dass das Gespräch an dieser Stelle abbricht, aber alles weitere, was gesprochen würde, weiß der Leser ja schon.

Aber eigentlich geht der Dialog ja weiter, er wird nur nicht beschrieben. An so einer Stelle würde ich versuchen, noch irgendwie deutlich zu machen, dass dem Elfenkönig nun auch wirklich erzählt wird, wie der Sohn gefunden wurde. Was mir jetzt spontan einfällt, wäre ein Satz wie: X lächelte den Elfenkönig selbstzufrieden an und begann damit, die Geschehnisse zu schildern.
So würde ich es als rund empfinden.

zDatze

Wie ich eine Szene beende, hängt stark davon ab, welches Gefühl ich mit dieser Szene verknüpfe. Ist ein Chara aufgebracht, dann macht ein ruhiges Ende nicht wirklich viel Sinn, da kann es schon passieren, dass ich die Szene absichtlich "abhacke".
Generell versuche ich zu verhindern, dass ich in einen regelmäßigen Trott verfalle. Ich finde nichts schlimmer, als wenn man erraten kann, wie eine Szene endet. Betrifft vor allem abgedroschene Floskeln, die man schon xmal gelesen oder auch selber geschrieben hat. Aber okay, man kommt da nicht immer aus.

Wird der letzte Satz gesprochen, habe ich beim Lesen meistens (!) das Gefühl, dass die Szene "aktiver" endet, als wenn man nur ein "erzählter" Satz steht. Es kommt natürlich darauf an, was gesprochen wird. Und vor allem wie. Trotzdem kann man - finde ich - gerade mit einem gesprochenen letzten Satz die Spannung noch einmal leicht anheben. (Bitte nicht als Cliffhanger verstehen.)

@Sanjani: Vielleicht hat deine Betaleserin das Gefühl, dass du sie mit der letzten Aussage in der Luft hängen lässt. AngelFilias abschließende Geste finde ich eine gute Idee. Gerade weil ich es (ohne es gelesen zu haben) als eher ruhigere Szene einstufe. (Die Aufregung ist vorbei, der Sohn gerettet ...)

Runaway

Ich kann verstehen, daß dich das irritiert, Sanjani. Du warst zufrieden mit dem, wie du es gemacht hast, und kannst deshalb erst mal nicht viel mit der Anmerkung anfangen. Das ist immer die blödeste Situation zwischen Autor und Beta: Wer hat nun recht?
Ich finde, es ist Geschmackssache. Und laut meinem Geschmack finde ich abrupte Szenenenden sehr gut. Das Beispiel, was du da gebracht hast, gefällt mir total gut so. Da jetzt noch was zuzuschreiben, fände ich gar nicht nötig.
Im Gegenteil, ich hab das beim Schreiben oft, daß ich mir denke: Nee, so abrupt kannst du jetzt nicht aufhören. Also schreib ich da noch irgendein Zeug hin. Und hinterher streiche ich es sowieso immer weg!
Ich beende Szenen nicht immer abrupt, aber manchmal kann man das machen. Deshalb: Laß dich nicht verwirren!

KaPunkt

Ich mag solche Szenenende auch. Ein passendes 'Letztes Wort' und gut ist.
Aber es ist wie mit allem: Zu viel ist auch nicht gut. Wenn es deiner Beta störend aufgefallen ist, hast du dieses Ende vielleicht zu oft angewendet und an Stellen, an denen etwas anderes (noch) besser wäre.
Ich verweise da mal auf zDatzes weise Worte:
ZitatWird der letzte Satz gesprochen, habe ich beim Lesen meistens (!) das Gefühl, dass die Szene "aktiver" endet, als wenn man nur ein "erzählter" Satz steht. Es kommt natürlich darauf an, was gesprochen wird. Und vor allem wie. Trotzdem kann man - finde ich - gerade mit einem gesprochenen letzten Satz die Spannung noch einmal leicht anheben. (Bitte nicht als Cliffhanger verstehen.)

Deshalb würde ich dir raten, wenn es dir wirklich wichtig ist, nochmal jede Szene durchzugehen und dich zu fragen, ob sie anders noch besser enden könnte.

Liebe Grüße,
Kirsten
She is serene
with the grace and gentleness of
the warrior
the spear the harp the book the butterfly
are equal
in her hands.
(Diane di Prima)

Alia

Hallo,

ich schließe mich an, dass ich nach der Frage der Königin noch etwas schreiben/gerne lesen würde. Es muss wirklich nicht viel sein. Halt ein kurzer Satz, dass auch wirklich berichtet wird. Der kann ja auch in wörtlicher Rede sein. Z.B. der erste Satz des Berichts. Ich glaube, das was hier so stört ist, dass eine Aufforderung der Königin kommt und dann stehen gelassen wird, wie dein Prota reagiert. Es könnte ja z.B. auch so weiter gehen, dass der Prota gerade NICHT macht, was die Königin von ihm will. Wobei es super schwer zu beurteilen ist, was hier jetzt stimmiger wäre. Dafür müsste man den Erzählfluss und die Stimme des Textes besser kennen.

Ich mag es generell lieber, wenn meine Szenen mit einem Bild enden, dass der Leser sich vielleicht noch etwas ausschmücken kann, aber wo zumindest die grobe Skizze feststeht. Diese "Mini-Cliffhanger" wo jede Szene mit einer kleinen offenen Frage endet, finde ich furchtbar. Aber das ist auch Geschmackssache.

LG Alia

Farean

#11
Ohne die Szene selbst gelesen zu haben, kann ich absolut nicht beurteilen, ob ich es so als in Ordnung empfände oder nicht.

@Sanjani: hast du nur diese eine Betaleserin? In solchen Fällen, wo etwas mir gut gefällt, der Betaleser aber meint, es müsse anders sein, hole ich gern eine zweite Meinung ein. (Unvoreingenommen, das ist das wichtigste, also nicht von vornherein auf die "Problemstelle" hinweisen und fragen: "XY meint, es wäre schlecht so, ich finde es so OK, was ist deine Meinung?") Wenn der zweite Betaleser von sich aus nicht über die Stelle "stolpert", ist das meist schon ein Anzeichen für "Geschmackssache", und es kann so bleiben, wie es dir besser gefällt.

Sanjani

Hallo ihr Lieben,

danke für euere zahlreichen Anregungen. Also, es waren jetzt innerhalb von 70 Normseiten nur die zwei Beispiele, allerdings hat das Werk ja etwas über 1000 und da wird es sich bestimmt lohnen mal drauf zu gucken, ob das bei mir wirklich ein häufig wiederkehrendes Muster ist oder sich nur auf wenige Ausnahmen beschränkt.

Ich hatte vor einem Jahr oder so schon mal eine Beta, die dazu nichts gesagt hat, allerdings war sie auch weniger instruiert. Sie sollte halt einfach mal die Geschichte lesen und schauen, ob sie einigermaßen stimmig ist und ob ihr was auffällt. Sie hat aber auch nicht alles angekrittelt, z. b. meinte sie, manche Dialoge seien zu lang, aber hat nicht direkt eine Anmerkung gemacht, an welcher Stelle. War aber damals auch nicht verlangt.
Meine jetzige Beta ist aufmerksamer und hat auch einige Sachen richtigerweise bemängelt, z. B. meine oftmals extrem langen Sätze. Das ist ja wirklich eine Schwäche von mir, wo ich dankbar bin, dass sie darauf achtet. Aber bei dieser Sache sind wir uns halt etwas uneinig.
Ich könnte mir aber vorstellen, wenn sie es durch hat, noch einen Beta zu suchen. Mal schauen.

Jetzt beobachte ich das erst mal weiter ;-)

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)