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Die Elder Scrolls-Reihe

Begonnen von Nirathina, 24. November 2011, 09:14:38

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Dämonenbändiger

Ich bin ein großer Fan von Rollenspielen, aber mit allen Teilen der Elderscrolls-Reihe, die ich gespielt habe, war ich nicht zufrieden.
Angefangen habe ich mit Morrorwind. Ich habe es mir in der G.o.t.y.-Edition für 10 Euro geholt und der Einstieg war sehr ansprechend. Doch die ersten paar Stunden waren dann schon ernüchternd. Die Welt wirkte leer und nicht sonderlich lebendig und man hatte sehr lange Laufwege. Aber darüber kann man hinweg sehen.
Doch das Fertigkeiten- und Aufstiegssystem ging mir sehr auf die Nerven. Die Grundidee war ja nicht ganz verkehrt, aber wenn ich durch die Gegend hüpfe steigt Akrobatik und nach fünf Erhöhungen der Fertigkeit muss ich ein Level aufsteigen, wobei ich wählen kann, welches Hauptattribut erhöht wird ?! Dabei war es dann schlau das Attribut zu nehmen, das mit der meist genutzten Fertigkeit in Verbindung stand, denn dieses erhielt dabei die meisten Punkte. Klingt auf den ersten Blick immer noch nicht problematisch, aber der Spieler, der hier nach dem Mini-Max-Prinzip vorgeht, holt viel mehr aus einer Stufe raus als jemand der einfach nur vor sich hinspielt.
Aus dem Ruder läuft es vor allem durch das Mitleveln der Gegner, was mir am Spiel am meisten auf die Nerven ging! Das Anpassen der Gegner führt bei vielen Spielen dazu, dass man den Eindruck hat, der beziehungsweise die Charaktere, die man spielt werden überhaupt nicht stärker. Dann muss man sich nach Tagen an Spielzeit immer noch ausschweifend mit Ratten und Ähnlichem kloppen, obwohl man eigentlich schon ein Held sein sollte. Außerdem mag ich es, wenn ich mich früh im Spiel in Gebiete vorwage in denen die Gegner mächtig und eine Herausforderung sind, die Belohnung für ihr Bezwingen aber umso größer ist.
Den Nagel in den Sarg trieb jedoch folgendes: In Rollenspielen plündere ich, was ich schleppen kann. Dabei muss man abwägen, was sich am meisten lohnt. Da ich zudem noch ein Forscher und Entdecker bin, trieb ich mich in irgend einem weit entfernten Dungeon herum. Einige Mumien und Zombies verpassten mir eine "Schwächungen", was dazu führte, dass ich so gut wie nichts mehr tragen konnte und meine Stärke soweit reduziert war, dass ich fast mein gesamte Ausrüstung zurücklassen musste. Um diese Schwächung aufzuheben braucht es entweder den richtigen Zauber oder einen Priester. Zauber hatte ich nur in der Schule "Zerstörung" und die nächste Siedlung mit Priestern war sonst wo und ich hatte keine Möglichkeiten zum Schnellreisen. Das war's dann mit der Spielelust. ;D

Dann erschien irgendwann Oblivion und ich gab der Reihe eine weitere Chance. Diesmal habe ich wesentlich länger gespielt, aber auch hier wurde mitgelevelt.
Insgesamt wieder viel Rennerei und ich fühlte mich eher wie ein Botenjunge. Handwerklich natürlich gut gemacht, aber wirklich gepackt, hat es mich wieder nicht.

Letztes Jahr kam dann Skyrim mit viel Tamtam. Ich habe es erstmal nicht gespielt, bis ein Freund von mir es anschleppte und ich es mal ausgetestet habe.
Warum es überall so hochgejubelt wird und so genial sein soll, hat sich mir nicht erschlossen.
Der Beginn war cineastisch und episch inszeniert, aber schon kurz darauf, wird die Luft ziemlich dünn. Ich habe mich für den Weg des "Kaisertreuen" entschieden und ich war überrascht, dass mir im nächsten Dorf und auf dem Schloss des Kaisers ungezählte Personen sofort vertrauen. Mir werden wertvolle Schwerter zu Überbringung anvertraut, ich soll Artefakte für den Hofmagier besorgen und niemand stellt meine Vertrauenswürdigkeit in Frage, so als ob ich der Stadtbekannte Wohltäter wäre. Man kann darüber hinwegsehen, aber ich war schon überrascht, dass ein angeblich so hochqualitatives Rollenspiel so glatt gebügelt daher kommt, aber ich mag es auch, wenn man in einer Welt nicht sofort erkennt, wer gut und wer böse ist, wenn es auch graue Charaktere gibt und man als Charakter fragwürdige und zwiespältige Pfade beschreiten kann. Bethesda fährt da sehr stark die schwarz-weiß Schiene.
Obwohl die Gutgläubigkeit eigentlich vernachlässigbar ist, fiel stärker ins Gewicht, dass ich in fast allen Quests Postbote spielen darf. Jeder gibt mir irgendwas für Person XY. Vielleicht spiele ich schon zu lange solche Spiele, aber ich mag es, wenn ich in eine Welt verwickelt werde in der ich Entscheidungen treffen muss und in der auch gerne lange Textpassagen und Erzählungen vorkommen in die ich mit meiner Figur eintauche, anstatt dass ich generische Transport und Besorgungsmissionen anhand einer Aufgabenliste abhake.
Dann noch die Charakterentwicklung. Für mich braucht ein Rollenspiel ein Regelsystem und die Möglichkeit meinen Charakter mit Werten und Eigenschaften zu formen. Skyrim schmeißt Hauptattribute raus, kennt nur noch Skills und Perks und letztere werden noch in einem unsinnig überladenen grafischen Hierachiebaum dargestellt. Grafik über Übersicht und Qualität - die Seuche moderner Computerspiele. Jedenfalls fühle ich mich als würde ich ein Light-Rollenspiel-Charakter spielen.
Bethesda hat im Spiel mal wieder unzählige Details eingebaut - man kann Holz sägen, es gibt ewig viele Gegenstände und Objekte, die man "benutzen" kann - sie haben sich sichtlich Mühe gegeben. Aber vieles davon ist in meinen Augen überflüssig, denn zum Einen nutze ich es nicht und zum Anderen erweitert es für mich nicht das Spielerlebnis.
Zauberhaft auch das Inventar, das erst durch Fanmods brauchbar wird.
Von der (angeblich) inflationären Nutzung der Drachen bin ich auch nicht wirklich begeistert. Der Spielercharakter haut sie ja schon zu Beginn des Spiels um und sie tauchen sehr oft im Spiel auf. Weniger wäre da mehr gewesen. Augenmerk auf Atmosphäre und Geheimnisse, harte Kämpfe und / oder Rätsel.
Langsam bekomme ich den Eindruck, dass ich zu anspruchsvoll geworden bin oder einfach schon zu viel gespielt habe, aber andererseits gibt es alte Spiele, die mich heute immer noch fesseln.