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Mitschwimmer vs (Möchtegern)-Trendsetter

Begonnen von Kaeptn, 03. Januar 2009, 16:27:56

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Agrona

Zitat von: Jenny am 07. August 2009, 16:42:34
Ich selbst habe während meiner naiven Schreibanfänge auch noch nach der ultimativ neuen Story gesucht und wollte etwas schreiben, was wirklich neu ist.  ::)

Es muss nicht immer alles neu sein.. im normalen Leben ist das ja auch nicht so das jeder ein völlig anderes Leben hat bzw. niemand schon mal Teile aus diesem Leben selbst erlebt hätte oder zumindest Ähnliches.

Ich jedenfalls werde weiter Ideen mixen, meine hinzuwerfen, ein bisschen da was aus meinem Leben rausschneiden und hinzurühren und schwups ist der perfekte Buchstabensalat fertig ;) Möchte jemand mal probieren?

Maria

Die Sache mit der "White Fantasy" und die Frage nach eigenen Welten hat mich an zwei Dinge erinnert.

Als ich für ein aktuelles Projekt meine Welt und meinen Helden erdachte, hat mich meine Schwester mit der simplen Frage "Und woran glaubt das Volk deines Helden? Gibt es für sie ein Leben nach dem Tod?" ziemlich in die Ecke getrieben, weil ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht hatte.
Wenn es nicht eine klare Mythologie als Basis gibt, eine Götterwelt wie die Nordische, ist es eine Herausforderung, sich sowas auszudenken. Ich habe das Gefühl, dass viele Fantasyautoren, um Glaubensfragen ihrer Helden einen Bogen machen. Häufig ist der Glaube auch nicht relevant, ich denke nicht, dass sich jemand bei Harry Potter gefragt hat, was denn die Zauberer glauben, ob es für sie einen Gott (oder mehrere) und ein Jenseits gibt. Obwohl die Welt der Mugels eine Rolle spielt, hat es der Glaube der Mugels nicht.

Zweitens ist es nicht so leicht, sich eine komplett andere Welt auszudenken, komplett andere Wesen als die bestehenden. Ein Weltenbau benötigt Geschichte, Geographie, Biologie, Wirtschaft, Infrastruktur, gegebenenfalls eine eigene Mythologie, Soziologie, einen Finanzmarkt, Bodenschätze  usw...

Ich bin beim Weltenbau schon ins Schwitzen gekommen, bei der Frage, ob es überhaupt Milch und Käse geben kann und wie die Milchgeber heißen müssen. Wenn es keine Milch und keinen Käse gibt, womit werden dann die Kinder ernährt und wie kommen die Bauern zu ihrem Eiweiß,  und wenn es Kühe gibt, die auch Kühe heißen, gibt es dann auch Schweine und Hühner und Eier?
Im Bestreben, etwas Neues zu schaffen  spickt man die Seiten seines Romans mit zig neuen Wörtern für neue Dinge (um die alten zu ersetzen), die dann den Leser verwirren und erst erklärt werden müssen, wodurch die Handlung ins Stocken gerät usw...
Urbane Fantasy, wo grad mal ein paar Vampire durch eine Stadt laufen, die gleich funktioniert wie es unsere Städte tun, hat es sicher leichter als umfassende Weltenbaufantasy. 

Leser haben Erwartungen an Bücher. Wenn da drauf Fantasy steht, möchten sie gerne das kaufen, was sie unter Fantasy erwarten, ob das nun Drachen, Zwerge, Orks oder Elfen sind. Wenn sie stattdessen verschiedenste fremde Wörter für Völker und Fabelwesen im Klappentext finden, ist das Risiko groß, dass sie das Buch wieder zur Seite legen.  Daher haben sich Herr der Ringe und Harry Potter bei der Irischen Mythologie bedient wie viele andere Autoren sich ebenfalls bei den Volk Tales verschiedener Völker bedienen. Die Begriffe dieser Wesen kennen die Leser.
Wie heißt nochmal das Sprichwort: "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht."  Leider gilt das oft auch für Bücher wie ich festgestellt habe.