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Streitende Protas (lange Dialoge)

Begonnen von Drachenfeder, 19. Oktober 2008, 11:01:24

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Drachenfeder

Huhu  :winke:

Ich eröffne dieses mir momentan sehr wichtige Thema, da ich vor kurzem beim Schreiben etwas gezweifelt habe. Ich erarbeite gerade eine neue Szene in meinem Manuskript, in dem sich zwei Hauptcharaktere (ein Irrlicht und eine Magierin) einem heftigen (aber recht lustigen) Schlagabtausch geben. Sie stehen sich sozusagen nahe Gegenüber und ein Satz ergibt den anderen. Keiner will aufgeben und so steigert sich dieser Streit immer weiter und die Antworten kommen immer schneller. Damit es wirklich so rüber kommt, wie ich es gerne wollte besteht dieses "Gespräch" nun fast nur aus Dialog. Einer nach dem Anderen. Beim nochmaligen Durchlesen kann ich von mir aus sagen: "Klasse! Hab ich richtig gut hinbekommen." Es ist echt lustig und ist für mich eigentlich bestens und doch nagen Zweifel: Kommt es denn auch so bei anderen rüber? Und die größte Frage: Stört so ein langer Dialag den Leser? Was meint ihr? Kann ich den Streit vielleicht anders gestalten, ohne so viel Dialog?



THDuana

Hallo Drachenfeder,

Wie lang ist der Dialog denn genau? Wenn er an die zwei Seiten ist - also, der reine Dialog, nur noch bestehend aus Wörtlicher Rede - fände ich das absolut in Ordnung. Bei mehr würde ich dir wohl raten, den Dialog in eine etwas andere Form zu bringen.
Was du machen könntest, ist den Anfang des Streits etwas "langsamer" zu gestalten, als das Ende. Wie du gesagt hast, die Aktionen und Reaktionen kommen nach und nach immer schneller. Das heißt, am Anfang des Streits könntest du noch öfter das "...", sagte Irrlicht/Magierin einbauen und auch etwas Handlung, Gefühle und so weiter. Das speckt dann immer weiter ab mit dem zunehmenden Tempo des Streits.

Lange Dialoge finde ich gut, wenn sie angebracht und sinnvoll sind. Sie lockern meiner Meinung nach für kurze Zeit auf, erhöhen die Geschwindigkeit und machen Spaß. Von daher würde ich schon sagen, dass du den Streit mit gutem Gewissen auch länger machen kannst.

Lord Zahnstocher

Hallo,

Also, lange Dialoge gehe eigentlich in Ordnung und sie helfen dem Leser auch, die Charaktere besser kennen zu lernen, aber es sollte während der Dialoge immer klar erkennbar sein, wer gerade redet, da es sonst ziemlich wirr werden kann.
Allerdings solltest du eine Figur den Dialog beenden lassen, bevor sich die Argumente wiederholen. Denn irgendwann ist das Limit überschritten, und dann können die Figuren nur das schon Genannte zum Ausdruck bringen, und es wird eine festgefahrene Situation.

Das wars dann.
LG

Churke

Ein guter Dialog kann nicht zu lang sein. Und ein zu langer Dialog ist nicht gut.

Luisa

Hallo Drachenfeder!

Lange Dialoge lese ich sehr gerne, solange sie gut gemacht sind.
Ich glaube, dass man ruhig das ganze Gespräch hindurch Informationen über Mimik und Gestik geben kann. Einfach einen kurzen Satz über den Gesichtsausdruck und die Bewegung. Das finde ich wichtig, denn es kommt mir sehr unrealistisch vor, dass zwei Personen eine Viertelstunde oder mehr in der gleichen Position stehen/sitzen sollen.

Ein Gespräch nur mit wörtlicher Rede und ohne das ewig "blablabla", sagte das Irrlicht kann auch sehr fesselnd sein, aber ich würde nicht zu lange Abschnitte einfügen. Dass sich zwei streitende Personen die Sätze nur so entgegenschleudern ist zwar realistisch, aber nicht über zu lange Zeit. So lange kann niemand schlagfertige Antworten geben, außer deine Protas sind ganz besonders begabt.
Außerdem sind Mimik und Gestik dann eingefroren. Der Leser orientiert sich immer an den zuletzt gegebenen Informationen und sobald sich eine Kleinigkeit ändert, ist seine Fantasie gefragt. Das ist zwar nicht schlimm, aber man sollte diese Fantasie mMn nicht überstrapazieren.

Allerdings habe ich die gleiche Frage wie Duana. Wie lang ist dein Dialog? Und wie lang der Teil, der ausschließlich aus Dialog besteht?

Coppelia

Ich denke, für Dialoge gilt wie für den übrigen Text: Die Handlung sollte vorangetrieben werden, und inhaltliche Wiederholungen sind zu vermeiden. Text um des Textes willen streckt eine Szene unnötig.
Ich weiß aber nicht, wo das Problem mit der Dialoglänge ist. Ich habe Szenen, die noch wesentlich länger sind als ein paar Seiten und nur aus Dialog bestehen. Wichtig ist eben, dass alles an der Stelle steht, an die es gehört, und nicht in "sinnloses Geschwätz" ausartet. Dialoge sind auch eine Art der Handlung.
Wusstet ihr, dass die Ilias zu 45% aus wörtlicher Rede besteht? Darüber habe ich neulich eine Untersuchung gelesen. ;)

Drachenfeder

Also der Dialog geht nicht ganz eine Normseite. Verschiedene Mimik habe ich mit reingenommen, damit ich dieses nervige "sagte er"   "sagte sie" weglassen kann. Länger als eine Seite soll es nicht werden, da das Streitgespräch wegen eines Dämons plötzlich unterbrochen wird und meine Protas sich zusammenraufen müssen da sie in Lebensgefahr schweben. Ich mag wörtliche Rede auch sehr, doch habe ich schon einiges gelesen bei dem ich dachte "hat ers/sies bloß gelassen". Aber ich kanns ja vielleicht besser ... wer weiß



felis

Das ist, finde ich überhaupt kein langer Dialog. Ich habe eine ganze Menge dialoge, die länger als eine Normseite sind.
Allerdings dann immer mit Einschüben zu Mimik und Gestik um halt die Infos mitzuliefern, die man sonst im Gespräch sieht.

Feuertraum

Hallo Drachenfeder!

Die Frage läßt sich nicht so einfach beantworten, da mir persönlich jetzt der Kontext fehlt. Aber gehen wir einmal davon aus, dass der Streit in den Rahmen paßt: Es ist schon in Ordnung, dass sich ein Dialog - auch wenn es ein Streit ist - über eine Normseite erstreckt.
In diesem Fall kann man sogar einen Sinn dahinter sehen, wenn die beiden zum Beispiel vor Wut kochend auf den Gegner treffen und einfach ihre ganze Kampfeskunst durch die hochgeschaukelten Emotionen vergessen ist und sie dadurch ins Lebensgefahr geraten (Alternativ: sie sind so wütend, dass sie draufdreschen, dass es eine wahre Freude ist. In diesem Falle kann man sogar einen stärkeren Gegner nehmen).
Fakt jedoch ist - und da schließe ich mich Coppelias Worten an - muss auch ein Dialog eine bestimmte Aufgabe erfüllen, sei es, Szenen voranzutreiben, sei es, Hinweise geben, sei es, etwas über die Persönlichkeit der Person zu verraten (die dann unter Umständen nochmal zum Zuge kommt. Zum Beispiel durch Provokation)

LG

Feuertraum
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Kiwi

Ich finde auch, dass das kein langer Dialog ist. Manchmal verschätzt man sich mit der Zeit, die man braucht, es zu schreiben und der, die man braucht, es zu lesen. Wenn er wirklich gut geworden ist und sich hochschaukelt, dann ist es fast schon enttäuschend, dass er nach ner knappen Seite schon rum ist...

Beihilfen würde ich bei einem wilden Stakkato fast ganz weglassen, wenn man durch die Worte allein erkennen kann, wer was sagt.

LG,Kiwi

Drachenfeder

Hm ok, da hab ich mich wohl völlig verschätzt. Ist für mich persönlich der längste Dialog den ich bis jetzt geschrieben habe ohne groß Pause zu machen. Der Streit passt meiner Meinung nach sehr gut rein. Ohne ihn würde das nächste Ereignis einen ganz anderen Lauf nehmen. Ihr habt mich mal wieder beruhigt.



Hanna

Eventuell spielt auch die Altersgruppe eine Rolle. Ich kann mich daran erinnern, dass ich als Jungleser Seiten mit zu viel Blocktext überlesen und bis zum nächsten Dialog vorgeblättert habe.

Ansonsten gilt für den Dialog das gleiche wie für den Rest des Buches: er sollte die Handlung vorantreiben oder etwas über deine Charaktere verraten und natürlich gut geschrieben sein.

Man kann einen Dialog aber auch verwenden, um das Ganze etwas aufzulockern nach Passagen mit langen Beschreibungen oder sehr spannenden Szenen.
#notdeadyet