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Ortsbeschreibung

Begonnen von Nitewolf, 18. Oktober 2007, 10:48:07

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saraneth

@ DarkCicero: Also möchtest du am Anfang gern ein wenig Action und dann kann der "notwendige" Teil der Ortsbeschreibung folgen?

Hm... prinzipiell finde ich beides nicht wirklich abschreckend. Mich stört es nicht, wenn eine Geschichte langsam anfängt und dann aber relativ schnell spannend weitergeht oder eben andersherum.

Nun ja, aber ich denke, das ist Geschmackssache. :)

Im Allgemeinen würde ich das aber ganz nach Geschichte entscheiden. Wenn du beispielsweise eine Fantasywelt hast, ist die Beschreibung notwendiger, als wenn dein Roman in der heutigen Zeit angesetzt ist.

felis

Zitat von: Nitewolf am 18. Oktober 2007, 23:13:40
Bei mir würde sich der Text dann eher so lesen:
Stephane rannte durch den Flur und stieß die Tür zum Wohnzimmer auf.
Die Möbel in dem heruntergekommenen Zimmer sahen aus, als stammten sie noch aus vormanatronischen Zeiten. Ein kurzer Blick durch die engen Fenster offenbarte, dass die Vermutung gar nicht so unwahrscheinlich war. Obwohl die Elementarebene des Feuers hoch am Himmel stand, war es draußen Stockdunkel – die Wohnung lag so tief im Schatten der Häuserriesen Babels, das keiner von Samaschs Strahlen bis hier hinab drang.
,,Oma?" rief Stephane und erhielt keine Antwort. Verdammt, wo war sie bloß? Er hastete weiter in die Küche, die ebenso heruntergekommen aussah. Inmitten des Verfalls stand ein manatronischer Ofen, um den sich bunt leuchtende Transkriptionszirkel drehten, deren geometrische Formen und mystische Symbole den Raum in fahles Licht tauchten. Wie konnte sich die alte Frau so einen Luxus leisten? Und wo in Sebettus Namen bekam sie das Mana her? Sicher nicht aus der Steckdose. Die Versorgung dieses Bezirks war bestimmt schon vor achtzig Jahren eingestellt worden. Er lief weiter ins Schlafzimmer. Dort, auf einem rostigen Bett, lag seine Oma – oder was von ihr übrig war. Ihr Blut tränkte die Wände des Zimmers...

Hi nightwolf. Weißt Du was mich an dieser Beschreibung stöärt - sie ist out of Charakter. So würde vielleicht ein Dedektiv die wohmnung sehen, der zum ersten Mal da ist aber nicht Stefan die wohnung seiner Oma, in der er schon hundert mal war.

Stefan würde garantiert nix auffallen, was in der Wohnung "schon immer so war" aber Veränderungen bestimmt, und damit kannst Du auch Beschreibung trnasportieren: z. B.
"Stefan sah sich suchend im Wohnzimmer um. Da fiel ihm auf, dass die von seiner Oma heißgeliebten, scheusslichen Porzellankatzen, die sonst in Reih und Glied auf der Anrichte standen, kreuz und Quer durcheinander lagen, eine war sogar auf den Boden gefallen und in 3 Teile zersprungen. Hier war etwas oberfaul"!"

Surana

Die Beschreibung mit den ach-so-süße- Porzellankätzchen die felis geschrieben hat, finde ich dort sehr gelungen, weil dem Leser so indirekt gesagt wird: "dort stehen kleine Kätzchen aus Porzellan (die bestimmt ganz hässlich sind), ganz ordentlich neben einander." Und im gleichen Augenblick dann noch: "Es ist etwas passiert, ein Kätzchen liegt auf dem Boden!"

Aber zu Lavendels Text:
Ich hab mich jedenfalls köstlich amysiert, als Stefan den Raum mit der Toten Oma betrat. Ich mein in einen Raum zu kommen und nicht sofort die (blutverschmierte) tote Oma zu sehen sondern erst einmal eingehend die hässliche Tapete zu begutachten und dann auch noch den Rost am Bett (auf dem die Oma liegt!) seelenruhig zu begucken.....
herrlich!  :rofl:

Lg, Surana

Lavendel

Jaja, dann amYsier du dich mal weiter *kopfkratz*. Welche Sprache das sein, hä?

Ich find es ja echt niedlich, was ihr alles mit Omas Wohnung macht^^.

Surana

Huch, in der Eile nicht aufgepasst und vertippt  ::)
Lg, Surana  ;)

Nitewolf

Ehrlich gesagt war für mich an Lavendels Beispiel das entscheidende, dass es zwar schön und lebendig die Wohnung vor Augen geführt hat, aber - egal unter welchen Umständen - viel zu ausführlich und damit im Endeffekt langweilig war. Sehr eindrucksvoll demonstriert  :P

Ich wollte nur in einem Gegenbeispiel darstellen, dass eine ausführliche Ortsbeschreibung auch Sinn machen kann, wenn man damit interessante Infos über die Welt einfließen lässt (falls man die an anderer Stelle nicht eh schon fünf mal erwähnt hat). Ob mir das Gelungen ist, sei mal dahin gestellt.
Dass die Szene, so wie ich sie beschreibe an sich vollkommen Schwachsinnig ist, war mir auch. Ausser der Kerl kennt seine Oma noch als nette alte Dame und war noch nie in ihrem neuen Unterschluf, seit sie zur Unterweld-Größe mutiert ist ;)
Das war aber für mich auch nicht der springende Punkt. Danke trotzdem für die dahingehenden Rückmeldungen. Die sind natürlich korrekt.

@DarkCicero
Es handelt sich bei der fraglichen Stelle nicht um den Anfang des Romans.
Ich gebe allerdings zu, dass mein Roman auch mit einer Beschreibung der Strassenschluchten meines Schauplatzes Babel beginnt  ;D
Ich will natürlich am Beginn eines Romanes auch nicht erst mal 10 Seiten ausführliche Beschreibung einer idylischen (und jedem Erdenbürger auch durch 2 Sätze vermittelbaren) Wald- und Wiesenlandschaft sehen.
Aber ich hab es schon ganz gern, wenn ich mir, bevor die Handlung richtig losgeht, wenigstens ein grobes Bild davon machen kann, wo ich mich befinde, vor allem dann wenn es sich um ne eher abgefahrene Welt handelt.

Ich mein, in nem Buch wie die Zwerge von Heitz brauch ich keine großen Worte um mir ne Vorstellung von seiner 0815 Fantasywelt zu machen (Trotzdem gutes Buch).

In men Buch wie Tristopolis von John Meaney hab ich jede Zeile Ortsbeschreibung verschlungen, mich bei jeder zweiten Seite gefragt, wann das Rollenspiel rauskommt, weil ich Sourcebooks zu der Welt haben will und  kanns kaum erwarten, dass der 2. Teil rauskommt, weil ich dann endlich mehr über die Welt erfahre.

Is halt sehr Setting abhängig, finde ich.

Wölfin

Ich lese momentan die Stilfibel von Ludwig Reiners (wirklich sehr empfehlenswert, wenn auch schon älter) und da wird unter anderem als Tipp gegeben:
Geben Sie keine vollständigen Beschreibungen von Landschaften, Häusern oder Menschen! Wenige, aber charakteristische Einzelheiten, sparsam in die übrige Darstellung eingeflochten, möglichst so, dass sie eine Handlung erzählen!

Also nicht: Er sah die alte Tapete, die längst hätte erneuert werden müssen und bemerkte nebenbei, dass der Herd nicht ausgeschaltet war. ... Im Schlafzimmer fiel ihm dann das rostzerfressende Bettgestell ins Auge, auf dem seine Oma in ihrem eigenen Blut lag.
Sondern: Während er durch das Vorzimmer hastete, vorbei an der halb von der Wand hängenden Tapete, stolperte er fast über das auf dem Boden verstreute Gerümpel. Kaum dass er die Schlafzimmertür aufgerissen hatte, sprang ihm das Bild seiner toten Oma entgegen, deren Blut in einer großen Lache um sie herum schon zu gerinnen begonnen hatte und sich farblich fast an den Rost des alten Bettgestells anpasste.

:-\
Naja, nicht perfekt (ich übe noch...), aber ich hoffe, es wird deutlich, was ich damit sagen wollte. Die Beschreibung soll mehr in die Handlung einfließen. Der Leser muss nicht unbdeingt bemerken, dass er gerade eine detaillierte Beschreibung des Handlungsortes bekommt. Interessanter ist es für ihn, wenn die Einzelheiten mehr "nebenbei", während der Handlung einfließen.

Okami

Adiga

Wenn eine Figur mit seiner Umgebung interagiert, wird sie sichtbar. Möchte man eine Umgebung schildern, muss die handelnde Figur zwangsläufig interagieren.
Hat es eine Person eilig, wird die Beschreibung nur Flüchtig ausfallen; Wenn sie stoplert, wird man erfahren, woran sie sich gestoßen hat, Wenn sie den Boden berührt, lässt man die Figur den Untergrund spüren, wenn sie bewusst atmet, wird sie den Geruch feststellen, Wenn sie Zeit hat den Himmel zu beobachten, wird sie davon irgendeinen Eindruck haben.
Ist eine Figur aber in ihren Gedanken versunken, während sie durch eine Räumlichkeit oder durch offenes Gelände wandert, wird sie von dieser auch nur soviel mitbekommen wie man mit einem einzigen Gedanken ausdrücken kann, weil sie sich keine Zeit dafür nimmt mehr zu erkennen, und als Leser möchte man vom Autor nicht mit verwirrenden Ortsbeschreibungen traktiert werden, wenn die handelnde Person derweil etwas ganz anderes tut, schließlich ist es schwer genug, den Leser dazu zu bekommen die Handlung durch viel Kapitel weiter zu verfolgen.
Nur manchmal ist es ganz gut, wenn man dem Leser durch eine Stimmungsvolle kurze Beschreibung, ein kurze Verschnaufpause von einer Kräfte zerrenden Handlung gibt, für meinen Geschmak reichen dafür drei Sätze und die Beschreibung sollte, unbedingt der Stimmung der Situation entsprechen und sie natürlich verstärken.
   

Lord Bane

Ich beschreibe Orte nur dann ausführlich, wenn sie entweder besonders ungewöhnlich sind oder etwas an ihrem Aussehen entscheidend zur Handlung beiträgt. Ich mag selbst keine Bücher, in denen der Autor jedes Blümchen am Wegesrand beschreibt, auch wenn es für die Story nicht die geringste Bedeutung hat.

Eine Landschaft dient natürlich auch immer dazu, Atmosphäre zu erzeugen, ähnlich wie ein Gemälde. Ein dunkler, unheimlicher Wald wird beim Leser eine ganz andere Hintergrundstimmung schaffen als ein Garten mit Springbrunnen und bunten, exotischen Blumen.