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Die Kunst des Angst einflößens

Begonnen von TheMadZocker, 24. Oktober 2018, 02:57:17

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Kyvenn

Ich sehe das genau wie Yamuri: Die Käuflichkeit der meisten Menschen ist ein viel besserer Köder, als sie durch Angst oder Gewaltandrohung einzuschüchtern. Bestimmt gibt es irgendetwas, dass der Soldat um jeden Preis haben will, und der Pirat könnte ihm dabei helfen.

Wenn man den Piraten aber als unbedingt als jemanden präsentieren will, der angsteinflößend ist und so seine Ziele erreicht, müsste man da schon weit vorher ansetzen und erklären, warum der Soldat. überhaupt Angst vor jemanden hat, den er zum ersten Mal trifft.. Meistens ist es ja der Ruf eines Menschen, der den anderen Angst einflößt - sie haben Angst vor ihm, ohne ihn wirklich zu kennen.
Als Beispiel fällt mir da die Polizei ein - man kennt keinen der Polizisten, die dort Streife fahren, aber unterbewusst hat man sofort Respekt. Genauso verhält es sich in meinen Augen mit Angst.

Was auch noch eine Möglichkeit wäre: Gutes Zureden. Die Argumente des Soldaten entkräften, ohne irgendwie gewalttätig oder laut zu werden. Der Soldat hält sich für unentbehrlich? Warum ist das so? Weil er eine Aufgabe hat? Weil er etwas weiß? Weil er mit dem Kommandanten gut befreundet ist? Keiner ist unentbehrlich, und das könnte der Pirat dem Soldaten zeigen. Wenn die eigene Wertvorstellung zerstört wird, sind die meisten Menschen verstört genug, dass sie auch so nachgeben, ohne dass Gewalt angewandt werden muss.

Gilwen

Ok, du willst, dass dein Pirat einem Soldaten Angst einflößt? Und der Soldat ist sowohl sprachgewandt als auch unerschrocken dem Tod gegenüber? Hm.

Vielleicht kann der Pirat eine so bedrohliche Stimmung aufbauen, dass dem Soldaten seine Gelassenheit vergeht? Ich weiß nicht, ob es bei dir passt, aber wenn du vorher in einer Szene zeigst, wie der Soldat mit jemand anderem umgeht, sich nichts sagen lässt, sich immer aus allem rausredet und auch sonst eine schnoddrige Lebenseinstellung an den Tag legt, und wie er dann auf einmal, als der Pirat ihm gegenüber steht, das Grausen bekommt, dann musst du den Piraten gar nicht so genau beschreiben.

Oder, was mir noch einfällt: Der Pirat muss ja nicht unbedingt mit dem Tod drohen, wenn er weiß, dass das ein sinnloses Unterfangen ist (das kann er sich bei einem Soldaten vielleicht denken). Was aber vielleicht funktioniert, ist die Angst vor einem schmerzvollen Tod. Ich habe nun schon öfter Szenen gelesen oder gesehen, in denen einem Opfer zB die brutalsten Foltermethoden angedroht werden. Nur angedroht, und zwar in den düstersten Farben, detailreich beschrieben und vielleicht mit einem Blick auf ein Instrument, bei dem man nur durch die Gedanken über dessen mögliche Anwendung bereits den Angstschweiß auf der Stirn spürt.

Oder, Gedanke drei: Vielleicht schafft der Pirat es, durch sein Auftreten eine solche Bedrohung zu erzeugen, wie du sie brauchst. Indem er spöttisch lacht und nicht mit sich diskutieren lässt. Indem er einen Betrunkenen, der ihn aus Versehen anrempelt, beiläufig verprügelt oder ohne mit der Wimper zu zucken ins Hafenbecken stößt. Oder ein Schankmädchen schlägt und beschmimpft, das es wagt, sein Bier zu verschütten. Oder einen Auftragsmörder ohne größere Probleme abwehrt und umbringt (wie brutal du ihn halt auch darstellen willst). In dem Szenario könnte ich ihn mir sogar sehr freundlich vorneherum vorstellen, und nach und nach enttarnt er sich selbst als Kerl, mit dem nicht zu spaßen ist.
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."