• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Fremdsprache darstellen

Begonnen von Gizmo, 01. November 2018, 21:03:52

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

AlpakaAlex

Ich hoffe es ist okay, auf diesen Thread ein wenig später zu antworten. Allerdings ist es ein Thema, mit dem ich öfter zu tun habe.

Wie andere schon gesagt haben: Ein perfektes Patentrezept gibt es nicht. Ich habe mit verschiedenen Herangehensweisen experimentiert. Am meisten allerdings in der Zeit, als ich viele Fanfictions geschrieben habe, da ich dort ein paar sehr internationale Projekte hatte.

Dort habe ich es immer so gehalten, dass jede Szene eine Sprache hatte, die dem Leser als Deutsch präsentiert wurde - für gewöhnlich die Muttersprache des PoV Charakters. In den meisten Fällen daher Japanisch, Englisch oder Chinesisch. Sprich: Dialoge in der Sprache wurden auf Deutsch geschrieben, sämtliche andere Dialoge wurden in ihrer eigentlichen Sprache niedergeschrieben (allerdings mit unserem Alphabet) und annotiert, um Lesern eine Übersetzung in den Fußnoten zu geben. Orientiert hatte ich mich damals an Serien, die eine ähnliche Herangehensweise genutzt haben. Ich habe das nicht zuletzt auch benutzt, um sprachliche Fehler der Charaktere in Fremdsprachen besser unterstreichen zu können.

Bei einer meiner aktuellen Geschichten, in der auch viele Sprachen vorkommen, musste ich es allerdings anders halten. Die Charaktere wechseln relativ viel zwischen Afrikaans, Englisch und gegebenenfalls einigen anderen Sprachen Südafrikas hin und her. Da der PoV Charakter Afrikaans und Englisch gleich gut kann, käme es seltsam, da eine Sprache in dieser Sprache auszuschreiben. Daher mache ich es dort über Inquit-Formeln und Beschreibungen. Bspw. mit "erwiderte er in Afrikaans" und "Sie wechselte ins Englische zurück". Wenn der PoV Charakter eine Sprache nicht oder kaum kann, steht meistens etwas dort wie "Sie brüllten etwas in Zulu, ohne, dass Pakhet es verstand" oder ähnliches.

Nur mit einer Sache schlage ich mich seit jeher rum: Wie ich in Geschichten, in denen die Hauptsprache eigentlich Englisch ist, die ich allerdings auf Deutsch schreibe, damit umgehe, wenn jemand Deutsch spricht. Weil gerade da finde ich es als Leser immer sehr irritierend, einfach "sagte sie auf Deutsch" zu schreiben. Wenn der Text auf Deutsch geschrieben ist, wirkt das auf mich komisch. Aber vielleicht bin das nur ich?  :hmhm?:
 

Churke

Zitat von: NelaNequin am 30. Januar 2019, 11:12:23
Die Charaktere wechseln relativ viel zwischen Afrikaans, Englisch und gegebenenfalls einigen anderen Sprachen Südafrikas hin und her.

Ich bin da etwas skeptisch. Solche Sprachpanschereien (,,Code-Switching") geschehen unbewusst. Dem sollte man als Autor keine größere Aufmerksamkeit widmen als es die Sprechenden tun. Imho.

AlpakaAlex

Zitat von: Churke am 30. Januar 2019, 12:00:14
Ich bin da etwas skeptisch. Solche Sprachpanschereien (,,Code-Switching") geschehen unbewusst. Dem sollte man als Autor keine größere Aufmerksamkeit widmen als es die Sprechenden tun. Imho.
Also meine Charaktere wechseln dazwischen schon sehr bewusst - nicht zuletzt aufgrund ihrer Berufsumgebung, die es manchmal verlangt. Ich finde es zudem auch sehr wichtig, dass die Leser darauf aufmerksam gemacht werden. Es sagt durchaus etwas über das Verhältnis zwischen den Charakteren aus, welche Sprache sie miteinander sprechen, ob und wie viel sie wechseln etc. Teilweise ebenso über den Charakterhintergrund der beteiligten.
 

Wildfee

Zitat von: NelaNequin am 30. Januar 2019, 11:12:23
Nur mit einer Sache schlage ich mich seit jeher rum: Wie ich in Geschichten, in denen die Hauptsprache eigentlich Englisch ist, die ich allerdings auf Deutsch schreibe, damit umgehe, wenn jemand Deutsch spricht. Weil gerade da finde ich es als Leser immer sehr irritierend, einfach "sagte sie auf Deutsch" zu schreiben. Wenn der Text auf Deutsch geschrieben ist, wirkt das auf mich komisch. Aber vielleicht bin das nur ich?  :hmhm?:
Geht aber nicht anders, wenn du es deutlich hervorheben willst. In den Mercy Thompson Romanen von Patricia Briggs ist es nicht immer hervorgehoben und dadurch entgeht einem in der deutschen Übersetzung ab und an ein Wortspiel. Im englischen Original merkt man das selbstverständlich, wenn z.B. plötzlich von einem "kaffeeklatsch" die Rede ist  ;)

Gizmo

@NelaNequin

Zitat von: NelaNequin am 30. Januar 2019, 11:12:23
Ich hoffe es ist okay, auf diesen Thread ein wenig später zu antworten.
Natürlich ist das ok, neue Blickwinkel helfen immer!
Ich habe mich mittlerweile wie du auch darauf verlegt, es im Text zu erwähnen, wenn jemand die Sprache wechselt. Wenn zwei Charaktere miteinander interagieren und die ganze Zeit über dieselbe Sprache sprechen bzw. es keine Bedeutung hat, erwähne ich es nicht.
Ich habe auch etwas damit experimentiert, einem Charakter eine einfachere / falsche Grammatik zu geben, wenn er in einer Fremdsprache spricht, die er nicht wirklich beherrscht. Es ist ein gutes Mittel (wurde hier auch schon vorgeschlagen) allerdings muss ich damit noch ein wenig üben, damit es nicht verwirrt oder gekünstelt wirkt.

Zitat von: NelaNequin am 30. Januar 2019, 11:12:23
Nur mit einer Sache schlage ich mich seit jeher rum: Wie ich in Geschichten, in denen die Hauptsprache eigentlich Englisch ist, die ich allerdings auf Deutsch schreibe, damit umgehe, wenn jemand Deutsch spricht.
Das ist nicht nur für dich irritierend. In Fernsehserien wird in der Synchronisation z.B. häufig die Nationalität des betreffenden Charakters verändert. Wenn es im Original heißt: "Ugh, these Germans!", wird daraus in der deutschen Version ein "Ugh, diese Franzosen!" (reales Beispiel aus einer Krimiserie).
Eine schlaue Lösung dafür habe ich aber gerade auch nicht anzubieten.

@Churke
Zitat von: Churke am 30. Januar 2019, 12:00:14
Ich bin da etwas skeptisch. Solche Sprachpanschereien (,,Code-Switching") geschehen unbewusst. Dem sollte man als Autor keine größere Aufmerksamkeit widmen als es die Sprechenden tun. Imho.
Da stimme ich zu, wenn es tatsächlich unbewusst ist. Wechseln die Charaktere aber z.B. die Sprache, weil es die Gepflogenheiten erfordern, um einen anderen Charakter auszuschließen usw., sollte es meiner Meinung nach erwähnt werden.
Anderenfalls würde mir der Hineis reichen, dass sie sich in einer Mischung verschiedener Sprachen unterhalten.
"Appears we just got here in the nick of time. What does that make us?"
"Big damn heroes, sir!"
- Joss Whedon's "Firefly", Episode 5, "Safe"

PBard

Ich denke auch, daß das Wechseln zwischen Sprachen situationsabhängig ist, aber im Normalfall würde ich persönlich am Anfang oder Ende des Gespräches einfach ein kleines "dazwischen wechselten sie immer wieder die Sprache um XY miteinzubeziehen/ YZ auszuschließen / aus Nervosität". Selbst wenn es für die Story relevant wäre, fände ich es wirklich nervtötend, wenn hinter jeder zweiter direkten Rede eine Variation "sagte er in Sprache ABC" stehen würde.

Wobei ich mich bei "nervtödend" vermutlich selbst schuldig mache - ich hab bei einer meiner Geschichten einen taubstummen Charakter, der mit seinen Freunden in einer Fantasy-Version der heutigen Gebärdensprache kommunitiert. Dabei beschreibe ich im normalen Textfluß die Gestik und Mimik und hänge im Anschluß kursiv die Übersetzung (oder zumindest das, was der Perspektivträger glaubt zu verstehen) dran. Vermutlich überspringt der Leser die Beschreibung und springt direkt zum kurzsiven Satz, aber hey ... ;D

Was mir in Büchern recht häufig unterkommt, und was ich entsprechend oft selbst so handhabe, ist das Kursivsetzen von Worten (oder ganzen Sätzen) in einer Fremdsprache. Ich seh das auch keineswegs als "Angeberei" des Autors - ich finde es persönlich einfach schön, wenn ein Text mir den Klang einer Sprache direkt übermittelt.

Zitat"Mi dôl chîn tuia thâr!" beschimpfte er ihn auf Elbisch.
Das gibt mir persönlich einfach mehr als ein schnödes:
ZitatEr beschimpfte ihn auf Elbisch.

Wobei man halt, gerade mit realen Sprachen, höllisch aufpassen muß. Da ich gerade die letzte Staffel von Grimm durchgestanden hab, ist mir eins noch sehr deutlich in Erinnerung: Wie FÜRCHTERLICH es ist, wenn jemand meint eine Sprache einbauen zu müssen, ohne die Sprache zu beherrschen (und wenigstens einmal einen Muttersprachler querlesen zu lassen). :wums: