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Mehrere Gespräche desselben Inhalts abkürzen/zusammenfassen - aber wie?

Begonnen von Christopher, 08. Oktober 2018, 20:04:02

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Christopher

Ich bin nicht sicher, ob es vielleicht eher in den Workshop gehört, aber da es eher ein konkretes Problem ist als eine allgemeine Frage nach dem "wie mach ich xy", bin ich hier denke ich richtig.

Zum Problem:
Im letzten Drittel meiner Walküren hat die Protagonistin gerade eine Verschwörung der Götter aufgedeckt. Jetzt möchte sie die anderen drei Walküren auch darüber aufklären, ohne dass das jemand mitbekommt. Da sie befürchten muss, dass einer oder mehreren ihrer Kolleginnen bei der Offenbarung die Hutschnur platzt und sie etwas unüberlegtes tun, hat sie sich dazu entschieden, es erst mal nur derjenigen zu eröffnen, von der sie sich die besten Chancen ausrechnet, dass sie nicht ausrastet.

Mit dem folgenden Dialog und allem bin ich sehr zufrieden, allerdings stellt sich mir dann das Problem: Wiederholung. Ich kann jetzt schlecht noch quasi zwei mal dasselbe machen, bloß mit steigender Anzahl von Gesprächsteilnehmern, wo aber im Grunde der Kern des Gesprächs derselbe sein wird. Alle gleichzeitig zu holen ist aber keine wirkliche Option, da die Reaktionen wie gesagt schwer vorhersehbar sind und eine spontane Aktion einer einzelnen bereits katastrophale Folgen haben kann.
Plotmäßig bin ich also zufrieden mit quasi drei Gesprächen mit steigender Teilnehmerzahl.

Allerdings ist das verdammt langweilig in meinen Augen und eine elegantere Lösung als drei Gespräche zu führen wäre mir ganz recht. Nach Möglichkeit auch eleganter als ein kurzer Cut, nach dem dann einfach die Endreaktion auf die Offenbarung abgebacken wird. Das ist aktuell die Lösung mit der ich fahren müsste, aber die gefällt mir nicht wirklich.

Darum suche ich hier Hilfe.
Hat vielleicht jemand eine Idee, wie ich das ganze verpacken könnte, ohne mich zu wiederholen oder drastische Cuts zu setzen?
Be brave, dont tryhard.

Maja

Nach langer und reifer Überlegung schiebe ich das hier doch in den Workshop, weil du zwar ein individuelles Problem hast, aber keinen Plot brauchst, sondern eine technische Lösungshilfe, von der später auch andere profitieren können.
Niemand hantiert gern ungesichert mit kritischen Massen.
Robert Gernhardt

Alia

Du musst doch die beiden folgenden Gespräche gar nicht 1:1 wiedergeben. Hier ist der Unterschied zwischen Erzählzeit und erzählter Zeit. Du kannst das Interessante ausführlich darstellen und unwichtige Wiederholungen einfach kurz abhandeln.
Langweiligen Smalltalk oder Begrüßungen blendet man doch z.B. genauso aus, wie unwichtige Abschiede. Stattdessen steht dann z.B. "Er verabschiedete sich und ging nach Hause."

Bei deinem Beispiel würde ich also bei der ersten Walküre alles recht ausführlich schreiben. Bei der zweiten und dritten aber nur die interessanten Teile. Der Anfang des nächsten Gesprächs könnte evtl. noch interessant sein. Musst du schauen, wie ausführlich du das schilderst. Wenn die sich heimlich in Ecken rumdrücken, etc. kann da schon Spannung aufkommen. Dann fasst du die ganze Erklärung in einem Satz zusammen. "X und Y berichteten Z von der Verschwörung." (Mal ein ganz plattes Beispiel) Und dann schilderst du wieder ausführlich, wie Z reagiert. Bleibt sie cooler als angenommen? Fällt sie den anderen ins Wort und schreit rum? Wird sie gewalttätig? Lässt sie sich leicht überzeugen oder zweifelt sie alles an? Der Teil ist ja, was den Leser interessiert.

Araluen

Ich würde auch das erste Gespräch ausführlich ausbreiten und bei den weiteren die Teile zusammenfasen, die dem Leser vereits bekannt sind.
Bsp.: "Hallo X, wir müssen etwas besprechen." Während Y Von dem berichtete, was sich am Vorabend zugetragen hatte, wurde X immer unruhiger.
"Das ist ja nicht zu fassen", rief X aus, "Und du bist dir wirklich sicher?"

So in der Art kann man es machen.

Aylis

Ich würde es genauso wie meine Vorgänger machen. Ein eleganterer Cut könnte vielleicht noch entstehen, wenn die erste Walküre der zweiten ihre Bedenken über die Reaktionen der anderen mitteilt.
In etwa:
A: "Ich hatte Angst, dass die beiden darauf etwas drastisch reagieren könnten."
B: "Du meinst, C würde sofort ihre Waffe ziehen und D würde laut durch die Gegend brüllen und uns alle verraten?"
So schlimm wurde es aufgrund von A's Taktik und B's Unterstützung dann nicht, aber dennoch reagierten beide der anderen heftig, als sie nacheinander eingeweiht wurden.
C: "Du glaubst also, dass die Götter hinter allem stecken?"

Sowas in der Art?
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

heroine

Kannst du eventuell direkt nach den Gesprächen einsetzen? Also gar nicht das Gespräch rein nehmen sondern direkt zur Aktion wechseln?

Alternativ: gibt es eine Möglichkeit die Gespräche so zu führen, dass mit jedem Gespräch ein anderes Detail betont wird und somit eine Spannung entsteht was beim dritten Dialog zusätzlich aufpoppt?

Ebenfalls alternativ: kann das Gespräch delegiert werden? Person a spricht mit b und gibt b auf mit c und d zu sprechen; z.b. weil feinfühliger, enger befreundet oder welche Gründe auch immer.

Fianna

Vielleicht könnte man anderweitig etwas Variation reinbringen in die gekürzten Gespräche mit Walküre 2 & 3... Die Protagonistin könnte jedes Mal eine andere Reaktion auf die Entdeckung berichten
Bei der einen sagt sie, sie habe natürlich zuerst den Verschwörer stellen wollen, aber es sich anders überlegt... bei der zweiten Erzählung wollte sie angeblich den Großen Rat zuerst befragen und so weiter.

Diese variierte Erzählweise muss zu den Dialogpartnern passen, daher ist es schwer, da ins Blaue Beispiele zu geben.
Man könnte da eine Schwäche des Dialogpartners einbauen, um eine Verbindung zu schaffen. Die direkte mutige Person hätte auch als Erstes an die fatale Möglichkeit einer Konfrontation gedacht, das schafft eine Gemeinsamkeit, die die Gesprächsführung der Protagonistin erleichtert.
Oder man greift etwas auf, was der Dialogpartner immer als Ratschlag gibt, um diese Verbindung herzustellen.

Oder es wird auf andere Weise ein Bezug zu vorigen Ereignissen geschaffen.

Zit

Für eher verrücktere Texte kam mir noch die Variante in den Sinn, dass man die zwei nachfolgenden Gespräche je auf der linken und rechten Seite eines Buches drucken könnte, und dabei für den Protagonisten immer die gleichen Formulierungen benutzt – sodass man als Leser beide Reaktionen parallel lesen könnte. ;D Aber ich gebe zu, dass sowas nur in Texten funktionieren könnte, die vorher schon durch kreative Textsetzung glänzten. Vermutlich passt es auch eher zu Texten im Flair der Per-Anhalter-durch-die Galaxis- oder Thursday-Next-Serie.
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt

Christopher

Erst mal danke für so viel Rückmeldung und so viele Ideen :)

@Aylis Variante werde ich definitiv mal durchdenken. Quasi eine Vorausschau über die Reaktionen der anderen beiden über die zuerst eingeweihte einbringen, dann eher eine Erzählung der Erzählung. Die Reaktion ist dann schon vorbereitet, da sie sich ähnlich (oder genauso) wie erwartet abspielt.

@Alia
Das Zusammenfassen/Ausblenden ist zwar eine Möglichkeit, gefällt mir aber gerade hier nicht besonders. Bei unwichtigen Dingen ist das natürlich das Mittel der Wahl. "Tina fragte auch Tim und Tom ob sie zum Kiosk mitkommen wollen würden und so war es dann auch." Aber das ist der wichtigste Plotpunkt, lange vorbereitet - da wäre mir eine elegantere Lösung lieber.
Be brave, dont tryhard.

Kunstmut

"allerdings stellt sich mir dann das Problem: Wiederholung"
"eine elegantere Lösung als drei Gespräche zu führen wäre mir ganz recht"

Hier einige Vorschläge von mir. Aus Leserperspektive. Du könntest die Dialoge stets ein wenig verändern. Das Ziel muss gleich bleiben, aber die Art, wie man sich dem Ziel nähert, darf verschieden sein und Informationen enthalten, die in den anderen Gesprächen nicht vorkommen. Das bringt Würze rein, weil man somit schön moralische Grauzonen ausloten kann. Dass die Protagonistin Walküre Nummer 2 mit etwas überzeugt, das Walküre Nummer 3 wütend machen würde, muss Walküre 3 ja nie erfahren. Was der Metzger verschweigt, macht den Veganer nicht heiß. Zugegeben, es eignet sich eher für Thriller und politische Schlammschlachten.

Ein weiteres Mittel wäre es, die Sinnesorgane zu nutzen. Mit Walküre 1 gibt es ein Gespräch, Walküre 2 erhält einen Brief und Walküre 3 bekommt eine magische Vision. Oder aber die Umstände des Gesprächs werden haptisch verändert. Quasi gleiches Gespräch, aber um Langeweile zu vermeiden, wechseln die Handlungsorte in Farbe, Größe und Geschwindigkeit. Dann muss man die Szenen nur sehr ausführlich beschreiben und der Leser sieht darüber hinweg, dass es letztlich um das selbe Gespräch geht. (Wie beim Monsterschnetzeln in RPGs. Einmal ist es der Waldzombie, dann der Wüsten- und dann der Eiszombie. Simpel, aber tut seinen Zweck).

Noch eine Variante wäre der Hemingway-Trick. Nicht das Gespräch an sich schildern, sondern die Kleidung oder das Essen oder die Architektur, und wie sich die Mimik verändert, was der Schönheitsfleck macht, welche Ader pocht, wie sich die Farbe des Gesichts im Vergleich zu einem Tier deiner Wahl verändert. Je nachdem, wie weit man gehen will, kann man noch ins Unbewusste abdriften, und die Protagonistin bekommt die Hälfte des Gesprächs nicht mit, weil sie in ihre eigenen Assoziationen und Erinnerungen vertieft ist. Selbstverständlich müssen das dann Facetten der Persönlichkeit sein, die im gesamten Roman noch nicht auftauchten und die Protagonistin weiter entwickeln. Dann kann man den Leser damit ablenken. Die radikalste Methode wäre natürlich, eine der Walküren sterben zu lassen bzw. den Koffertrick zu ziehen, dass Nummer 3 es ja schon wusste, und bisher nur so tat, als wüsste sie es nicht. Allerdings muss man dann aufpassen, dass es nicht logisch fragwürdig gerät.

Aylis

@Christopher : Schön, dass mein Anreiz dir hilft. Lass mich gerne wissen, ob es dann eine gute Lösung war, vielleicht profitiere ich dann auch mal davon. :)
Wo genau sollen wir einbrechen? - In die namenlose Festung.

Gilwen

Ich weiß nicht, ob es bei dir passt, aber ich hatte gleich als erste Intention, die ersten beiden Gespräche zu überspringen und mit dem dritten einzusteigen. Vielleicht musst du nicht gleich zeigen, was die anderen beiden dazu sagen, sondern kannst es nach und nach zeigen. "So hat sie bei mir auch angefangen..." - "Bei mir hat sie das nicht so vorsichtig ausgedrückt." - "Genau das habe ich auch gesagt."
Ist wahrscheinlich schwierig umzusetzen, dass man bei jedem Gesprächsteilnehmer erfährt, was er zu dem Thema sagt, und du wolltest ja auch keine zu drastischen Cuts, aber ich dachte, vielleicht hilft es dir ja trotzdem weiter :)
,,Ist schon gut", sagte das Feuer. ,,Du musst das sicher erstmal alles sacken lassen."

Christopher

So! Am Wochenende habe ich das Problem nun aufgedröselt und "gelöst".

Gespräch eins fand wie bisher statt, anschließend habe ich Walküre 1 losgeschickt um mit 2 zu sprechen während die Prota Nr. 3 gesucht hat - dort dann das Gespräch abgekürzt mit Überleitung zum folgenden. Eine Kleine Mischung also, Walküre Nr. 1 loszuschicken um mit 2 zu reden, streicht aber ein Gespräch komplett. Zwei Gespräche zum selben Thema von denen das erste ausführlich und das zweite gekürzt ist geht in meinen Augen.

Danke noch mal für eure Hilfe! :)
Be brave, dont tryhard.