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Wann darf man mit dem Schreiben aufhören und wie?

Begonnen von Sanjani, 19. April 2017, 09:27:19

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Sanjani

Ihr Lieben!

erst einmal vielen Dank für euere Anteilnahme und für euere Gedanken zum Thema. Ohne jetzt auf jeden einzelnen eingehen zu können, muss ich sagen, hat das doch schon einiges ein bisschen klarer gemacht.

Die Unterscheidung zwischen den verschiedenen Medien und dem, was dahinter steht, hat mich darauf gebracht, dass es tatsächlich nicht so sehr das Schreiben ist, das ich vermisse, sondern das Geschichten erfinden. Ich habe heute noch einmal darüber nachgedacht und festgestellt, dass ich das schon extrem lange tue, schon seit frühester Kindheit, also noch bevor ich schreiben konnte. Ich weiß noch, dass wir früher ganz oft nach Serbien gefahren sind und mir da oft langweilig war. Als Kindergartenkind habe ich irgendwas mit Puppen gespielt oder draußen irgendwas gemacht und mit der Zeit sind diese Geschichten dann einfach in meinen Kopf gewandert und haben sich dort weiter gesponnen. Und so habe ich mir die Langeweile vertrieben. Und früher waren es oft auch nicht meine eigenen Figuren, die ich mir ausgedacht habe, sondern irgendwelche, die es schon gab oder die ich mir mit Freundinnen in Rollenspielen ausgedacht habe usw.

Und paradoxerweise habe ich heute Nacht zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder Besuch von Figuren gehabt. Es waren auch diesmal nicht meine eigenen, sondern welche aus Büchern, die ich zuletzt gelesen habe. Da habe ich bemerkt, dass mir das sehr gefehlt hat, obwohl ich das vorher gar nicht so wahr genommen habe, aber ich weiß, dass das vermutlich wieder nur kurz sein wird. Oder, anknüpfend an das, was Feuertraum sagt, ich glaube, ich wollte das Thema irgendwie für mich beenden, um entweder frei zu sein für etwas Neues, das mir genauso viel geben könnte wie früher das Geschichtenerfinden oder aber vielleicht würde das Geschichtenerfinden auf eine andere Art wieder zu mir zurückkehren. Jemand hat, glaube ich, die Frage gestellt, ob es inzwischen ein anderes, gleichwertiges Hobby gibt. Nein, gibt es nicht. Ich habe mich nicht so irre viel mit dem Schreiben beschäftigt, habe weder was geschrieben, noch geplottet, also eigentlich keine Pause gemacht, sondern einfach nichts in dem Bereich. Und trotzdem fühlt es sich nicht an wie aufhören. Es ist eher so, wie wenn man eine Beziehung beendet hat und es dann nicht übers Herz bringt, den Kontakt des anderen aus dem Handy zu entfernen. Deshalb kam ich auf die Idee, ob ich das Schreiben nicht irgendwie ritualmäßig komplett verbannen sollte.

Aber ich merke jetzt, dass das das Problem wohl nicht lösen wird, da es tatsächlich ums Geschichtenerfinden und nicht ums Schreiben selbst geht. Das kann man nicht ritualmäßig entfernen, einen Schlussstrich ziehen oder anderweitig wegstellen ...

Andererseits gibt es ja durchaus auch den technischen Aspekt am Schreiben, dass man aus der Übung kommt und, wenn mal eine neue Geschichte kommen sollte, das Werkzeug nicht parat hat. Aber ich glaube, ich könnte mich einer Geschichte auch nicht widersetzen, wenn sie denn käme. Ich habe es auch schon mit Plotten probiert, aber die Ideen sind einfach ausgeblieben. Und dann gibt es natürlich auch noch die eigenen Grenzen, die aus meiner Sicht unüberwindbar sind. Ich werde z. B. nie in der Lage sein, irgendwelche größeren Schlachten zu schildern, weil man dazu mehr braucht als die Vorstellung eines Handlungsradius, der nur 10 Meter beträgt. Man braucht eine dreidimensionale Vorstellung im Raum, und das ist ohne Visualisierungsmöglichkeiten aus meiner Sicht unmöglich. (Bitte Schlacht hierbei nur als ein Beispiel für alles verstehen, was irgendwie mit sehr vielen Menschen in größerem Raum zu tun hat. Dazu gehören z. B. auch Naturkatastrophen, Fluchten durch große, verzweigte Gebäude oder über weites Gelände oder Ähnliches.) Das heißt also natürlich auch, dass meine Geschichten nicht mehr weiter wachsen könnten oder mir eine Idee sozusagen über den Kopf wachsen könnte - ich glaube, das ist mir letztlich bei meiner Dystopie passiert. Und vielleicht hat das ja auch dazu geführt, dass die Geschichten nicht mehr zu mir gekommen sind, weil sie wussten, dass ich ihnen auch nicht gerecht werden könnte .. also, tschüs liebe Geschichten ...

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

MynaKaltschnee

Ich hatte auch immer wieder solche Phasen, in denen ich (fast) gar nicht mehr geschrieben habe. Phasen, in denen ich keine Ideen hatte und ich mich einfach anderen Dinge gewidmet habe - dem Musikmachen zum Beispiel. Aber seit 2015 hält wieder die Schreibphase an mir fest und ich habe das Schreiben seitdem eigentlich nie wirklich unterbrochen.

Jetzt bin ich gerade auch wieder in so einer Phase, in der ich überlege, warum ich mir das überhaupt noch antue. Mein aktuelles Projekt will nicht so recht und ich bin gerade dabei, es zu pausieren oder gar ganz abzubrechen (das wird die Zukunft zeigen). Eine kleine Idee für eine neue Geschichte habe ich zwar, doch die ist noch völlig unausgereift und bräuchte noch ganz viel Aufmerksamkeit und Zeit, um zu einer richtigen Plotidee zu werden. Und weil ich momentan mit meinem Projekt so auf die Nase gefallen bin, schaffe ich irgendwie nicht, der Idee diese Zeit und Aufmerksamkeit zu gönnen. Einfach aus Angst, es könnte wieder ein Reinfall werden.

Aber das Schreiben ganz aufgeben? Nein. Eine Pause machen, sich mit anderen Dingen beschäftigten - ja, warum nicht. Aber ganz aufgeben könnte ich das Schreiben glaube ich nie. Dafür brenne ich viel zu sehr für dieses Hobby und träume davon, es irgendwann mal zum Beruf zu machen.
Ich bin nur ein schwarzer Geist, dessen Spinnerei Wort für Wort auf das Papier tröpfelt.