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[Medizin] Schnittverletzung am Hals

Begonnen von PinkPuma, 11. April 2016, 12:43:34

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PinkPuma

Für meinen aktuellen Roman bräuchte ich mal medizinische Hilfestellung.

Der Plot: Mein Prota (Polizist) wird durch eine Glasscherbe am Hals verletzt. Er ringt noch eine Weile mit seinem Gegner, wird dann aufgrund des hohen Bluverlustes ohnmächtig. Seine Kollegen finden ihn und er kommt mit dem RTW ins Krankenhaus.

Nun die Fragen: Wie wird eine solche Verletzung behandelt? Liegt er eventuell im Koma? Wie lange dauert die Regenerierung?

Alana

#1
Hm. Bei mir ist das alles schon recht lange her, aber ich sehe da folgendes Problem: wenn die Halsschlagader verletzt ist, ringt er nicht mehr lange. Das geht wahnsinnig schnell. Angaben variieren hier von Sekunden bis einige Minuten. Wenn er nicht dort verletzt wird, ist ein so hoher Blutverlust bis zur Bewusstlosigkeit durch eine Schnittwunde am Hals unwahrscheinlich.

Entsprechend ist es sehr unwahrscheinlich, dass so jemand noch lebt, wenn der Krankenwagen eintrifft. Behandeln würde man mit Druck auf die Stelle (wobei ich keine Ahnung habe, ob das an dieser Stelle erfolgreich gemacht werden kann, ich zweifle ehrlich gesagt daran, ein Druckverband ist jedenfalls nicht möglich :P ), massenweise Blutkonserven und sofortiger OP. Aber ich halte für sehr unwahrscheinlich, dass er lebend im Krankenhaus ankäme.
Alhambrana

PinkPuma

Nein, die Halsschlagader ist natürlich nicht verletzt. Das ist klar, dass in einem solchen Falle das Verbluten sehr schnell geht.
Die Verletzung ist schon realistisch; es gab erst vor Kurzem einen solchen Fall. Allerdings mit einem Messer, nicht mit einer Glasscherbe. Ich denke aber nicht, dass das einen großen Unterschied macht.

Die Frage ist halt, wie sehr ein Schnitt am Hals(nicht an der Schlagader) blutet?
Alternativ wird mein Prota eben nicht direkt durch den Blutverlust, sondern durch einen zusätzlichen Schlag ohnmächtig.  :hmmm:
Ich nehme an, Blutkonserven bräuchte er trotzdem ...?
Aber Koma wäre dann wohl zu viel. Ich nehme an, die Verletzung wäre schwer, aber nicht direkt lebensbedrohlich.

Elona

Zum Thema Ohnmacht: Das ist/kann von vielen Faktoren abhängig sein, die noch nicht einmal etwas oder nur indirekt mit Blutverlust zu tun haben.
Gehen wir davon aus dein Prota hat beispielsweise (Nacht)schicht gearbeitet und es geht gegen Ende zu, wird er sicherlich nicht mehr so fit sein (auch körperlich). Generell schwankt die Verfassung in einem Schichtsystem. Unterstellen wir dann noch, dass er privat wegen Umzug und Streit gestresst ist und zusätzlich nichts gegessen hat, ist ein Aussetzer des Körpers gar nicht so weit hergeholt. Klar, Auslöser ist dann die Verletzung. Das muss übrigens auch nicht sofort eintreten. 

Aus den Weiten des Internets:
Zitat
Dabei kann sie sehr plötzlich und unvorbereitet auftreten, in vielen Fällen kündigt sie sich jedoch bereits durch Orientierungsverlust oder Schwindelgefühle an.
Auch die Häufigkeit der Bewusstlosigkeit ist von Mensch zu Mensch verschieden. Die Gründe, wieso das Gehirn nicht mehr ausreichend versorgt werden kann, sind zahlreich. In ungefähr 10% der Fälle sind neurologische Störungen, wie eine Erkrankung des Nervensystems, der Auslöser. Bei 20% hat es körperliche Ursachen, wie Sauerstoffmangel oder Unterzucker. 30% werden durch Störungen des Herz-Kreislauf-Systems ausgelöst. In fast 40% der Fälle kann die Ursache jedoch nicht geklärt werden. Im Falle einer Ohnmacht sollte deswegen sofort ein Arzt konsultiert werden. Zwar ist die Bewusstlosigkeit meist ungefährlich, kann jedoch in einigen Fällen auch lebensbedrohlich sein. Unterschätzen Sie nie eine Bewusstlosigkeit.
Fakt ist jedoch, dass die Hauptursache auf eine Störung des Zentralnervensystems zurück zu führen ist. Dafür können sowohl Durchblutungsstörungen oder auch Blutungen innerhalb des Gehirns verantwortlich sein. Das letzt genannte tritt in der Regel bei einem Schlaganfall auf. 

Je nachdem wie scharf ein Gegenstand ist, kommt es auch nicht sofort zur Blutung. Die Gefäße verschließen sich und die Blutung tritt verzögert ein. Irgendwie so war das. Habe es auf alle Fälle schon erlebt.

Ok, das war jetzt irgendwie so halb am Thema vorbei, also zurück:

Egal ob Hals oder sonst wo, ich denke jede Wunde muss abgedrückt werden. An der Stelle muss man vermutlich höllisch aufpassen, aber weiter bluten lassen kann man sie ja auch schlecht. Operiert werden, sprich vernäht, muss es auf alle Fälle. Eventuell hängen noch Splitter drinnen? Und Blutkonserven benötigt er, denke ich, ohnehin.

Koma und Bewusstlosigkeit fallen übrigens, soweit ich weiß, beide unter Bewusstseinsstörung. Er könnte ja zusätzlich auf den Kopf fallen, wenn er umkippt =>Schädel-Hirn-Trauma. Oder der Körper geht ,,einfach" von Bewusstlosigkeit in Koma über und irgendwann erwacht er. Ich weiß nicht, wie verlässlich die angegeben Zahlen im Zitat sind, aber bei 40% Ungeklärt, halte ich es im Bereich des Möglichen. 

Sternsaphir

Das hängt davon ab, ob die Halsschlagader getroffen wurde. Wenn diese durchtrennt wird, hat die Person meist nur wenige Sekunden bevor sie verblutet ist. Je nach Schnitt und Situation vielleicht noch wenige Minuten.
Bei Arterienverletzungen muss sofort operiert und das Gefäß geflickt werden. Ein Druckverband oder mit der Hand abdrücken sollte man nur so weit machen, dass der Blutfluss nach draußen unterbunden wird, aber nicht die ganze Ader abgeschnürt wird.
Arterien stehen allgemein unter höherem Druck als Venen. Wenn eine Arterie getroffen wird, tut das höllisch weh und es blutet stärker (spritzt auch richtig). Das habe ich mir von einem Sanitäter sagen lassen.


Bleibt die Halsschlagader unverletzt, könnte Dein Prota durchaus noch weiteragieren, sofern Schmerz und Schock ihn nicht schon vorher handlungsunfähig machen.
Ich habe schon von Personen gelesen, denen in den Hals geschossen wurde und die noch weiterlaufen konnten, weil weder Luftröhre, Schlagader noch Wirbelsäule getroffen worden waren.

Alana

#5
Zitat von: PinkPuma am 11. April 2016, 13:22:03

Die Frage ist halt, wie sehr ein Schnitt am Hals(nicht an der Schlagader) blutet?

Genau darauf bezog sich mein Post ja. :) Du wolltest eine Halsverletzung, die durch Blutverlust zu Bewusstlosigkeit führt. Wenn die Schlagader nicht betroffen sein soll, müsstest du dafür meiner Meinung nach die Person halb köpfen, um genug Blutgefäße zu erwischen. Und dann kämpft der nicht mehr und wird schon aus anderen Gründen bewusstlos. Klar kannst du ihn mit einer Scherbe am Hals verletzen, ohne die Schlagader zu treffen, erfüllt aber ja nicht deinen Zweck. Zusammenschlagen geht natürlich, aber es wirkte im Startpost nicht so, als ob du nach generellen Methoden zum außer Gefecht setzen suchst. Da käme ja alles mögliche infrage, zum Beispiel auch Blutverlust durch eine zusätzliche zweite Wunde an anderer Stelle. :)
Alhambrana

PinkPuma

Vielen Dank euch!! :)

@Alana - Genau eigentlich wollte ich eine Schnittverletzung, die ihn durch den Blutverlust außer Gefecht setzt, aber eben auch nicht die Schlagader trifft. Da das aber nicht so zu funktionieren scheint, muss mein anderer Prota ihm wohl noch eine über den Schädel ziehen o.Ä.  ;D

Wenn ich die bisher gesammelten Infos richtig verstehe, müsste man die Halswunde ja dann trotzdem schnell nähen und ggf. Blut zuführen über Konserven.

Alana

#7
Das kommt darauf an, wie tief der Schnitt ist bzw. ob die Wundränder glatt sind oder nicht. Wenn nur die Haut verletzt ist, reicht Nähen unter lokaler Betäubung. Wenn die Muskeln oder andere Strukturen verletzt sind, muss unter Umständen unter Vollnarkose operiert werden. Eine Blutkonserve ... da sind wir wieder bei obigem Thema. Ich denke nicht, dass der Blutverlust hoch genug wäre, um das zu rechtfertigen. Da bräuchte man wahrscheinlich noch eine weitere Verletzung irgendwo.
Alhambrana

PinkPuma

Danke! :)

Ich hab mittlerweile doch noch meine Freundin erreicht, die Ärztin ist. Ich gebe mal weiter, was sie gesagt hat, falls es hier noch jemanden interessiert:

Je nach Tiefe können Schnittverletzungen am Hals sehr stark bluten, auch wenn nicht die Schlagader getroffen ist. Venen bluten stark, es sprudelt jedoch nicht heraus. Bluttransfusionen sind eher nicht notwendig, aber die Blutung muss durch (vorsichtigen) Druck gestoppt werden und anschließend sollte genäht werden.
Ohnmacht ist aus denen von Aurora genannten Gründen gut möglich. Der Blutverlust kann ebenfalls bis hin zur Ohnmacht führen.

Eluin

Momentan kann ich dir gerne aus erster Hand berichten, wie es sich anfühlt mit einem Verband am Hals bzw. vernähtem Zugang. Damit ist nämlich alles andere als leicht sich richtig hinzulegen und wieder hoch zu kommen.  :wart: Ich hätte nie gedacht, dass man dafür so viele Halsmuskeln braucht. Ist zwar keine Schnittverletzung, sondern ein Routine-Eingriff, aber ich merke doch, dass es einschränkt und ich vermute deinem Prota würde es da ähnlich gehen.
Träume verändern die Zukunft. Doch erst wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!
Mein Spruch, mein Motto.

PinkPuma

Uuuh Eluin, das ist interessant, das hatte ich bislang tatsächlich nicht bedacht ...
Ich frage mich ohnehin gerade, ob das nicht böse Wundschmerzen gibt und wie lange das dauert, bis es verheilt ist.

OT: Gute Besserung! :knuddel: Antwort-Mail kommt heute Abend noch.

Eluin

Danke :knuddel: Katheter kommt morgen raus, dann kann es nur noch besser werden. Mir wurde aber gesagt, dass ich wohl mit so drei Tagen rechnen kann, bis die "Wunde" zu ist (es ist ein gezielter Eingriff von daher nicht zu vergleichen mit einer schnittwunde) und ich wieder schwimmen gehen kann. Im Moment ist vor allem der Zug durch die Pflaster (richtig verbunden wie bei einer Hand wurde es bei mir nicht) sehr unangenehm sowie auch die Naht mit der der Katheter am Hals angenäht ist. Dadurch hatte ich vor allem in den ersten Tagen ziemliche Schluckprobleme. Fast so wie bei Halsschmerzen nur einseitig. Ob dies natürlich für jede Verletzung am Hals gilt ist eine andere Frage. Bei mir wurde eben gezielt der Katheter für eine Woche eingesetzt, um die halsschlagader anzuzapfen. Ganz besonders die ersten Tage waren grauenvoll (erst recht die erste Nacht, da die Ärzte den Verband ziemlich doof geklebt hatten und dadurch ständig alle Muskeln auf Spannung waren). Also am Hals eine entsprechend schwerere Wunde ist nicht nett und bereitet durchaus Probleme, die ich vorher auch nicht für möglich gehalten hätte. Je nachdem, wo die Wunde und damit die Naht liegt sind eben Muskeln betroffen, die ggf eingeschränkt sind oder durch Nähte sehr unangenehm ziehen, wenn man diese anspannt (besonders beim hinlegen aber auch je nach Position im liegen selbst).

P. S. Keinen Stress mit der Mail. Und wenn du noch weitere Fragen zu meiner Erfahrung derzeit hast, nur zu. Noch sind die Erlebnisse frisch.
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PinkPuma

Vielen Dank!! :) Das ist echt interessant! Das stelle ich mir jetzt auch echt unangenehm vor...

Eluin

Die ersten zwei, drei Tage waren am schlimmsten. Mittlerweile ist es deutlich besser und nervt nur noch etwas. Aber ja, ich habe da nun so Aspekte erlebt, die ich vorher nicht so gedacht hätte. Daher sehr interessantes Thema, auch zum reflektieren für mich. :jau:
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