• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Roman mit vielen Rückblenden - was machen im Exposé?

Begonnen von Sascha, 30. Juli 2015, 17:28:03

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Sascha

Hi all!

Während sich schon mal ein bis zwei Testleserinnen gefunden haben, überlege ich, wie ich mein Exposé zum "Zorn der guten Mutter" (nicht Butter, Norrive!! :darth:) aufziehen könnte.
Das Problem: Der Roman besteht beinahe zur Hälfte aus Rückblenden. Jedes zweite bis dritte Kapitel ist eine Episode aus der Vergangenheit. Der Sinn ist, den Leser neugierig zu machen, was zum Geier mein Held denn so schlimmes getan hat, daß er von daheim fliehen mußte. Es ist also ein relativ wichtiger Spannungsbogen, den ich damit aufbaue. Mehr oder weniger lasse ich damit zwei Geschichten (die Flucht und ihre Vorgeschichte) parallel laufen. Es gibt aber auch noch Rückblenden zu zwei weiteren Personen (je ein Kapitel), die ich ebenfalls bewußt so gestaltet habe. Der Leser soll damit u.a. auch erfahren, wie es zu den "heutigen" Zuständen gekommen ist, die ziemlich ... strange ... sind.

So, nun soll ja ein Exposé auch gerade die Spannungsbögen darstellen. Wenn ich alles in eine chronologische Reihenfolge bringe, mach ich das ziemlich kaputt. Ergo tendiere ich dazu, die Reihenfolge der Kapitel auch im Exposé beizubehalten und eben die Rückblenden als solche kenntlich zu machen.
Sprotte meinte hier http://forum.tintenzirkel.de/index.php/topic,10454.msg383406.html#msg383406, Rückblenden seien tabu.
Im Dt. Schriftstellerforum habe ich diese Diskussion hier gefunden, wo man etwas geteilter Meinung ist: http://www.dsfo.de/fo/viewtopic.php?t=44164
Mehr Hilfreiches finde ich einfach nicht dazu.

Ich will das mal konkret machen mit einem Mini-Ausschnitt des Exposés, wie es aussehen könnte.
Alle potentiell noch interessierten Testleser (Der Thread steht noch im Beta-Board) sollten vllt. hier aufhören zu lesen!!

Für den Rest: Das Ganze könnte also etwa so aussehen:

Die übliche kleine Vorstellung der Hauptfiguren, Setting usw. und der Hinweis: "Die Flucht des Helden und die Geschehnisse, die zu dieser Flucht führten, werden parallel erzählt, indem immer wieder in ganzen Kapiteln in diese Vorgeschichte zurückgeblendet wird."
Und dann ginge es etwa so los:

Gegenwart: Der junge Baatar ist auf der Flucht vor der Tempelgarde. Die hohe Priesterin Khulan will seiner habhaft werden, um ihn für ein Vergehen zu bestrafen, das nicht seine Schuld war. Er hat Angst, als Stadtjunge so alleine in der Wildnis, und sehnt sich nach seiner Frau Ai zurück, die er verlassen musste.

Rückblende: Baatar ist gerade einmal 14, als seine Mutter, die hohe Priesterin Nara, ihn seiner zukünftigen Gattin vorstellt. Baatar ist verwirrt, fühlt sich noch viel zu jung, doch das Wort seiner Mutter gilt. Immerhin, die sechs Jahre ältere Schmuckmacherin Ai ist ebenso schön wie liebenswert und wohl die beste Wahl, die Nara treffen konnte.

Gegenwart: Baatar glaubte, der Garde entkommen zu sein, doch das ist ein Irrtum. Sie spüren ihn auf, und nur mit einer waghalsigen Flussüberquerung - seine Schwimmkünste sind nicht sehr groß - entkommt er den Gardisten und ihren scharfen Hunden. Seine Vorräte sind aufgeweicht, seine ganze Habe durchnässt, aber er lebt.

Rückblende: Baatars Hochzeit steht an. Er platzt vor Nervosität, fürchtet, peinliche Fehler zu machen. Männer, die sich nicht geboten schicklich verhalten, haben im Volk der Khen mit drakonischen Strafen zu rechnen. Und wie, um der Göttin willen, soll er sich in der Hochzeitsnacht benehmen? Doch seine Sorgen sind unbegründet: Die Zeremonie läuft bestens, und Ai erwartet von dem Knaben keine Erfüllung ehelicher Pflichten.

Das sind jetzt nur mal die ersten vier Kapitel, und sicher kann man auch da schon viel verbessern. Aber so als kleiner Eindruck, wie ich mir das denke.

Was meint Ihr? Kann man das so machen? Natürlich könnte ich diese Rückblenden auch als Vorgeschichte zuerst erzählen und dann die Flucht hinterher, nur ist dann irgendwie der Witz weg, ich mach mir den Spannungsbogen kaputt, der da heißt: "Was zum Geier hat der angestellt, daß dieses blöde Weib von Khulan ihn so hasst?" Und die Auflösung ist gleichzeitig noch ein Gag. Ich würde viel von dem, was m.M.n. den Roman ausmacht, zerstören. Auch die Darstellung der Gesellschaft, die sich so in den Rückblenden langsam entfalten kann.

Danke!

pink_paulchen

Für mich funktioniert es überhaupt nicht. Es wirkt zerstückelt und unzusammenhängend. Ich würde chronologisch erzählen und nebenbei erwähnen, dass ich das im Roman anders präsentiere.

BiancaS

#2
Ich kann dich verstehen, Sascha. Ich dachte bei einem meiner Projekte auch, dass es ganz schön doof kommt, wenn ich die Rückblenden alle vorher im Exposé erzähle und es chronologisch mache. Ich habe beide Fassungen geschrieben und die Chronologische hat mir eindeutig besser gefallen, weil sie einfach klarer war. Ich habe im Exposé markiert, wo ich mit der Handlung einsteige und auch erwähnt, das alles davor in Rückblenden eingeflochten wurde (dazu gleichzeitig angeboten eine Kapitelübersicht zu schicken, um dafür einen Blick zu bekommen). Bei mir haben die Rückblenden auch was damit zu tun, dass der Leser nach und nach versteht, was wirklich bei den Figuren abgeht, aber es hat dem Spannungsaufbau im Exposé nicht geschadet, dass ich sie schon vorher zusammengefasst habe und nicht in der Reihenfolge, in der sie im Manuskript stehen.

Die Fassung mit den Rückblenden in der Reihenfolge, in der sie im Buch waren, war so zerstückelt und verwirrend, dass ich das keinem zumuten wollte ;D Probier doch einfach mal beides aus und wenn du dich dann nicht entscheiden kannst, was du besser findest, frag jemanden, der das Projekt nicht kennt, welches Exposé er besser versteht und welches ihm die Story mehr eröffnet.

Sascha

Hm... okay, ich werd mal beide Varianten versuchen. Vllt. auch die Rückblenden nicht so deutlich kennzeichnen, sondern einfach im Fließtext durch die Vergangenheitsform kennzeichnen. Könnte zumindest den zerstückelten Eindruck wegnehmen. Wenn ich mich nicht selbst entscheiden kann, stell ich eben beides mal zum Vergleich in die Skriptschmiede.
Danke Euch derweil!

Grey

So wie du es vorhast, wird es vor allem eines: Viel zu lang. Und verwirrend auch. ;) Spannungsbögen lassen sich auf die Art jedenfalls nicht gut darstellen, und ein Lektor will auch nicht in erster Linie gespannt sein beim Lesen, sondern sich schnell einen Überblick über Plot, logische Schlüssigkeit und Stimmung des Romans verschaffen können. Dazu müssen die Informationen aber ganz anders angeordnet sein als später im Buch, wo der Leser natürlich bei der Stange gehalten werden soll!

Ich mache es immer so: Nach Kurztext und knapper Vorstellung der wichtigsten Figuren kommen ein bis mehrere Punkte "Hintergrund", je nach Komplexität und Anzahl der Handlungsebenen. Dort stelle ich dann Vorgeschichte etc. dar - also alles, was man zum Verstehen der Haupthandlung braucht und was logischerweise auch in eventuellen Szenen einer Vergangenheitsebene auftauchen könnte. So eine Vergangenheitsebene hat einen eigenen SPannungsbogen, den man am besten in sich geschlossen darstellt. Weiß der Expo-Leser dann darüber Bescheid, braucht man beim Beschreiben der Haupthandlung auch keine umständlichen Erklärungen mehr.

Diese Methode wurde mir von meiner Agentin vor etlichen Jahren sehr ans Herz gelegt und ich bin seither immer gut damit gefahren. :)

Sascha

Ich probier mich mal dran. Zumindest den Zeitpunkt der Auflösung (Was hat er angestellt) bekomme ich auch gut unter, wenn ich Vorgeschichte und Fluchthandlung chronologisch abhandle.
In dem Thread vom Schriftstellerforum hieß es halt irgendwo, man soll auch die Spannungsbögen rausarbeiten, was ja auch irgendwie logisch klingt. Aber wenn ich dadurch nur verwirre, bringt das ja nun auch nix.