• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Stilpluralismus

Begonnen von Spinnenkind, 01. Oktober 2012, 19:27:29

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 4 Gäste betrachten dieses Thema.

Spinnenkind

Hallo ihr Lieben,

ich weiß nicht, ich denke, ich bin hier thematisch  an der richtigen Adresse.

Und zwar geht es um Stilpluralismus.

Während der Seminare beim LiLaWo in Wolfenbüttel ist mir aufgefallen, dass ich für verschiedene Texte extrem unterschiedliche Sprachstile benutze - für Fantasy eine ziemlich überladene, für Kurzgeschichten eine ziemlich knappe, für Kindergeschichten eine...naja, kindliche. Wenn es wild zugeht, wie zum Beispiel beim NaNo, mische ich die Stile auch mal ganz gerne, was natürlich überhaupt nicht geht.

Irgendwie hat mich das gestört. Weil ich dachte: Man muss als Autor doch seinen eigenen Stil haben, der wiedererkannt werden kann.

Wie geht es euch damit? Hattet ihr auch ähnliche Erfahrungen? Würdet ihr euch deswegen Sorgen machen?

Thaliope

Ich glaube, es ist erstmal ein gutes Zeichen, wenn man verschiedene Stile einsetzen kann. Welches derjenige ist, mit dem man sich am besten ausdrücken und seine Geschichten am besten umsetzen kann, wird sich im Laufe der Zeit herauskristallisieren, denke ich.
Außerdem wird es vermutlich eine gewisse, für dich typische Komponente geben, die sich durch die verschiedenen Varianten zieht. Es sind alles "deine" Stile, sie richten sich nur an unterschiedliches Publikum.

Ich kenne aber auch das Bedürfnis, mich auf einen Stil festlegen zu müssen. Und muss mir dann selbst den Ratschlag geben: Schreib einfach weiter, der Rest findet sich von allein.

LG
Thali

Churke

Zitat von: Spinnenkind am 01. Oktober 2012, 19:27:29
Man muss als Autor doch seinen eigenen Stil haben, der wiedererkannt werden kann.

Ich kann eine Robotergeschichte nicht wie einen historischen Roman schreiben. Ich schreibe immer so, dass der Stil zur Geschichte passt. Wenn ich 2 Perspektivträger habe, weise ich denen manchmal unterschiedliche Stile zu.
Würde mir da keine Gedanken machen.

Runaway

Na ja, nur weil du in unterschiedlichen Genres unterschiedlich schreibst, muß das doch nicht heißen, daß du in diesen unterschiedlichen Stilen nicht doch irgendwie deine eigene Handschrift hast. Ansonsten sehe ich es wie die anderen, es ist gut, daß du deinen Stil dem Genre anpaßt!

Farean

#4
Zitat von: Spinnenkind am 01. Oktober 2012, 19:27:29
Wie geht es euch damit? Hattet ihr auch ähnliche Erfahrungen? Würdet ihr euch deswegen Sorgen machen?
Sorgen würde ich mir höchstens dann machen, wenn ich mich in der Science Fiction desselben gepflegten Tones befleißigte, der mich für mittelalterlich anmutende Phantastereien geeignet deucht, oder wenn ich dir die Fantasy hinklatschen würde wie mein SF-Prota Jase, ey. ;) Ernsthaft, freu dich doch, daß du sogar verschiedene Stile hinbekommst und jeweils passend zur Geschichte. "Deine" sind es alle.

Fianna

#5
Ich denke, den Stil eines Autors erkennt nicht so sehr an der Sprache wie an der Struktur von Geschichten, oder ihren Themen.

Z.B. gibt es Autoren, die gerne politische Stoffe nehmen. Romane/Perspektivträger klingen vollkommen unterschiedlich, doch dieses Merkmal wird als Handschrift des Autors gesehen. Eine andere Autorin hat aus meiner Sicht als herausragendstes Merkmal/Handschrift, dass sie in jeder Epoche eine Frau als Perspektivträgerin nimmt.

Oder (ich nehme jetzt mal (noch ^^) nicht berühmte Beispiele) eine Autorin geht immer stark auf Emotionen oder Innenleben der Figuren ein, eine andere nimmt nur jugendliche Aussenseiter, die sich behaupten müssen; der nächste bricht immer Klischees auf oder dreht sie um, ein anderer schreibt bevorzugt mit negativem Ende oder tragischen Wendungen...
... sowas würde ich vor allem als Stil eines Autors erkennen. Nicht wie lang die Sätze sind, wie viele Adjektive vorhanden sind o.ä.

Im ersten Augenschein würde es sicherlich irritieren, 3 unterschiedliche Texte eines Autors zu lesen, aber ich denke, bei diesen tiefer liegenden Dingen würde man schnell Gemeinsamkeiten finden, so dass man eine "Handschrift" des Autors in Struktur, Thema o.Ä. findet.


~~~~~~~~

Und wie andere schon sagten: es ist kein Nachteil, in unterschiedlichen Genres unterschiedlich zu schreiben.
Ich würde eher Texte innerhalb eines Genres vergleichen und schauen, ob dann immer noch so starke Unterschiede im Sprachlichen herrschen. :)

Farean

Zitat von: Fianna am 02. Oktober 2012, 01:26:51
Ich würde eher Texte innerhalb eines Genres vergleichen und schauen, ob dann immer noch so starke Unterschiede im Sprachlichen herrschen. :)
Ich würde nicht einmal das als tragisch ansehen. Dann wäre es eben dein persönlicher Stil, daß du immer "mit der Stimme des Protagonisten" sprichst. ;)

Shin

Spinnenkind, ich finde es besser, dass du es schaffst, deine Schreibe an deine Werke anzupassen, als wenn du bei jeder Geschichte in jedem Genre einen festen Stil hast, der nur ein wenig passt und für die Art des Romans und des Genres nicht gänzlich perfekt ist. Das ist, als würdest du einen Kompromiss eingehen. Du nimmst von jedem deiner Schreibstile ein bisschen, mischst es zusammen und das, was dabei heraus kommt ist fortan deine Universal-Lösung.
Da finde ich die Variante der unterschiedlichen Stil viel besser.

Und ja, ich kenne das selbst auch von mir. Das ist eher abhängig von meinen Charakteren. Der kleine, stumme Junge nimmt nun mal anders wahr, als der kaltblütige Auftragsmörder. Das soll der Leser ruhig merken.
"The universe works in mysterious ways
But I'm starting to think it ain't working for me."

- AJR
"It's OK, I wouldn't remember me either."        
- Crywank          

Liliane

Viele Leute sagen immer, sie hätten keinen eigenen Stil, aber das ist - sag ich jetzt mal - gar nicht wahr. Jeder hat seinen ganz persönlichen Schreibstil.
Ein Goethe jetzt vielleicht so, dass man es für eine eigene Sprache halten könnte, jemand der nun wirklich nie schreibt und es auch irgendwie nicht kann, vielleicht weniger, aber jeder hat Ausdrücke, die er bevorzugt, Wörter, für Umschreibungen, die ihm gefallen, Stilmittel, die er gerne nutzt. Jeder hat ja auch bestimmte Themen, zu denen er gerne schreibt. Und genauso, wie man seinen eigenen Charakter meist falsch einschätzt, sein Aussehen, kann man seinen Stil wohl auch nicht so gut einschätzen. Eine Freundin sagte mir mal zu einer Passage, die ich geschrieben hatte, dass sie sehr typisch für mich ist und ich war total verwirrt. Außerdem, genauso, wie man in verschiedene Launen gerät, je nachdem, welche Musik man hört, nutzt man auch unterschiedliche "Stile", um zu unterschiedlichen Themen zu schreiben. Also, mach dir mal keine Sorgen :)