• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

[Recherche] Welche Rüstung nehme ich bloß?

Begonnen von Smaragd, 11. August 2010, 16:56:54

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Smaragd

Hallo ihr Lieben,
ich habe wieder mal ein Problem. Meine Leute brauchen Rüstungen, in den man gut gegen wilde Raubtiere kämpfen kann. Ob die gegen Schwerter, Lanzen oder Pfeile wirksam sind, ist völlig egal. Es gibt Kavallerie, Fußtruppen und Bogenschützen. Ich stelle mir vor, dass die Rüstungen möglichst umfassend schützen sollten und dabei flexibel genug sind, damit man sich einigermaßen bewegen kann. Reicht ein Kettenhemd oder kommen Krallen da durch? Wäre ein Schuppenpanzer sinnvoll? Oder ein Lederharnisch?
Irgendwie ist wikipedia nicht konkret genug. Jedenfalls für die südlichen Regionen sollte es auch nichts sein, unter dem man schnell einen Hitzeschlag bekommt, die haben nämlich grob gesagt italienisches Klima. Auf welchem Stand sich die Metallverarbeitung befindet, kann ich nicht genau sagen, aber jedenfalls prä-Industrialisierung.
Hat davon irgendjemand Ahnung?
Liebe Grüße
Smaragd

Calysta

Hi Smaragd,

mit einem Kettenhemd sind deine Truppen natürlich immer geschützt. Einen besseren Schutz gab es im Mittelalter nicht. Allerdings würde ich nur deine Reitertruppe damit ausstatten und "leichte" Kettenhemden für das Fußvolk. Bogenschützen brauchen nicht "solchen" Schutz, weil sie ja -eigentlich-aus der Ferne schießen und nicht so aktiv am Kampf teilnehmen. Ansonsten musst du schauen, welches Metall im Mittelalter benutzt wurde. Römer hatten Muskelpanzerungen, also nur "partiell" wirklich geschützt. Wichtige Organe, Muskelgruppen, etc.. Leder ist leider sehr starr und auch nicht sooo schützend. Krallen gehen da wie ein heißes Messer durch Butter. Denk an die "Lederhaut" der Kuh, da kommen Wolfsklauen auch gut durch. Lederbeinschienen und Armschienen sind in Ordnung, aber nicht auf Brust oder Rücken.
Du könntest eine Mischung aus Leder und Kettenhemd "bauen". Also, wattierte Unterkleidung-damit das nicht so drückt-und in das Leder partiell Schuppenpanzerunng einarbeiten. Aber denk dran, dass Schuppenpanzer unglaublich schwer sind, also nix für Hänflinge.
Ich hoffe ich konnte dir ein bissl helfen :) 

Telas

Grundsätzlich würde ich auch zu einem Kettenhemd tendieren. Die kleinen, eng beisammen liegenden Ringe können Gewalteinwirkung leichter absorbieren, da die Belastung nicht nur auf einen "Teil" der Rüstung trifft, sondern auf viele kleine.
Ein Lederharnisch würde meiner Meinung nach reißen, wenn er nicht grob genug ist.
Ich habe noch einen anderen Vorschlag, sofern es sich um ein Fantasybuch handelt.
Dann könnte man doch einfach ein neues, metallartiges Material erfinden, das leicht und flexibel ist. Aber wie gesagt, neue Werkstoffe zu erfinden, macht nur bei Fantasybüchern Sinn.

Churke

Also ein Kettenhemd würde ich nicht nehmen.
Punkt 1 ist das Gewicht. Je nach Ausführung muss man da mit 10 - 20 kg rechnen. Darin auf die Pirsch gehen? Forget it. Punkt 2: Das Kettenzeug schützt gegen Schnitte und Fangzähne, aber nicht vor stumpfen Traumata. Knochenbrüche, innere Blutungen... Tiefe kämpfen nicht nur den Zähnen.

Ich denke, ich würde Leder wählen. Dass *normale* Krallen durch Leder gehen, glaube ich eher nicht. Die Haut auf der Kuh ist nicht gekocht, gegerbt und gehärtet. Die Mauren haben aus Antilopenrohhaut sogar die berühmten Adarga-Reiterschilde gemacht. 
Bei einer Velociraptorkralle sähe das alles wahrscheinlich anders aus, aber ehrlich gesagt denke ich, dass man sowieso eher mit Piken oder Hellebarden (und natürlich Fernwaffen) aus der Distanz arbeiten würde, also den Nahkampf eher vermeidet.

Sprotte

Leder wäre auch mein erster Gedanke. Mit Lederschuppen, Hornscheiben (in Scheibchen geschnittene Geweihe) oder Knochenscheiben verstärkt.
Vorteil: Relativ leicht, ermöglicht maximale Beweglichkeit
Nachteil: Ekelig schwer, wenn man in Regen kommt. Beim Trocknen wird Leder dann auch starr. Also immer schick fetten und ölen

Arminius-Schlacht: Die Römer haben ihre naßgeregneten Lederschilde weggeworfen, weil sie zu schwer zum Tragen geworden sind.

Churke

Was ich vergaß: Kettenpanzer sind schweineteuer.

Dealein

Ich habe letztens bei Galileo irgendwas über Samurai gesehen. Die hatten Rüstungen aus Leder oder Baumwolle. In diesen Rüstungen befanden sich Bambus- (günstigere Variante) oder Metalplättchen (teurere Variante). Bei der Variante mit Metalplättchen haben sie mit einem Pfeil draufgeschossen und der ist einfach abgeprallt. Als sie mit dem Schwert draufgingen ist vorerst auch nichts kaputt gegangen. Also es hält schon einiges aus und ist viel leichter und flexibler wie unsere Rüstungen.

Ich hab mal versucht das zu finden worüber die geredet haben, doch ich konnte nur das hier finden, welches so ähnlich ist: http://de.wikipedia.org/wiki/Japanische_R%C3%BCstung

Smaragd

Zitat von: Telas am 11. August 2010, 17:33:55
Ich habe noch einen anderen Vorschlag, sofern es sich um ein Fantasybuch handelt.
Dann könnte man doch einfach ein neues, metallartiges Material erfinden, das leicht und flexibel ist. Aber wie gesagt, neue Werkstoffe zu erfinden, macht nur bei Fantasybüchern Sinn.
Klar, das könnte ich machen. Hätte sich jetzt partout nichts gefunden, hätte ich das auch gemacht, aber wenn man auch mit bekannten Materialien und Formen hinkommt, ist mir das lieber. Erfundenes gibt`s ohnehin genug in der Welt. Ich denke, ich werde entsprechend bearbeitetes Leder nehmen. Da noch Metallplättchen reinzunehmen, ist zwar eine gute Idee, aber dann wird doch alles noch schwerer. Nach Sprottes Hinweis mit Nässe und Schwere tendiere ich doch eher zu reinem Leder, nicht dass mir alle nach einem Schauer zusammenbrechen. ;) Und gegen Dinosaurier müssen sie ja nun auch wieder nicht kämpfen.
Danke, ihr Lieben :gruppenknuddel:

Geli

Die ollen Griechen - Thermophylenschlacht, Salamis und so - behalfen sich mit Panzern, die aus LEINEN bestanden. Jawohl! Wenn man Schicht und Schicht gewebten Leinenstoff miteinander verklebt, kriegt man am Schluss eine relativ leichte Schale, die in der Luxusausführung auch noch nach Maß am Körper geformt werden kann. Offenbar war das Teil hart genug, um gegen "normale" Broncewaffen zu schützen. Sollte somit auch gegen die Pfötzchen von der großen gelben Katze helfen, die ja bei aller Schärfe doch nur aus Hornsubstanz sind.

Volker

Leinenrüstung (Linothorax) war anscheinend auch die Wunderwaffe von Alexander dem Großen. Ein gutes Dutzend Schichten festes Leinentuch übereinander geleimt ergibt eine sehr leichte aber ziemlich feste und vor allem auch schusssichere Rüstung.

Anders als damalige Bronze- oder Lederrüstungen (v.a. Glocken- bzw. Muskelpanzer) schützt diese auch vor Pfeilbeschuss (http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,675814,00.html). Pfeile bleiben stecken, auch wenn ab und an die Spitze schon ein wenig nach innen durchschaut ("Da kratzt was!" - "Du hast ja auch zwei Pfeile im Rücken!").  Außerdem sind die Tuchrüstungen vergleichsweise verfügbar und billig in der Herstellung.

Thosuko

Gegen welche Tiere muss die Rüstung denn schützen? Wölfe, Bären, Löwen, etc. oder Fabelwesen?

Ilargi

Kaixo,

Kann sein das ich es überlesen habe, aber wie ist es denn mit der Bewegungsfreiheit? Jede Rüstung egal welche engt die Bewegungsfreiheit ein... ist das auch schon bedacht worden?

Smaragd

Von diesen Leinenpanzern habe ich mal was gelesen und ich glaube gern, dass die gegen Menschen und menschliche Waffen gar nicht mal schlecht sind, nur ist die Wahrscheinlichkeit, dass Bären Bögen benutzen, eher gering ;) Ist das Leinen so hart, dass es Krallen stand hält und einen gewisen Schutz dagegen bietet, von so einigen Kilos angesprungen/über den Haufen gerannt zu werden?

Die Tiere sind keine Fabelwesen, eher altbekanntes. Wölfe, Bären, Wildschweine usw.

Dass die Beweglichkeit durch eine Rüstung begrenzt wird, ist mir schon klar. Deswegen frage ich ja gerade nach etwas, das recht flexibel ist - und ich denke, sowohl bei Leder als auch bei Leinen wäre die Beweglichkeit nicht allzu eingeschränkt.

Thosuko

Wäre es da nicht besser, ein Schild zu benutzen? Für den ersten Angriff eines Tiers reicht es allemal. Am besten wäre es, du richtest dich nach den Gladiatoren aus dem alten Rom.

Churke

Venatores (Gladidatoren kämpften nur gegen Gladiatoren) sind Schaukämpfer. Die "wilden" Tiere in der Arena waren scharf gemacht, damit sie Menschen angreifen. Alles Show und ein Riesenschwindel.