Hallo! :)
Seit Jahren träume ich davon, veröffentlichte Schriftstellerin zu werden. Schreiben tu ich seit meiner Kindheit, nunmehr fast dreizehn Jahren (kurz nachdem ich das Schreiben erlernt hatte, fing es an).
Ich würde mich durchaus als sehr kreativen Menschen bezeichnen, und mit der deutschen Sprache habe ich m.E. auch keinerlei Probleme.
Eigentlich ist meine Frage albern, das weiß ich auch. Als ob Schulnoten etwas darüber aussagen, wie kreativ jemand ist und er seine Gedanken verschriftlicht! Etwas, das durch kreative Arbeit erst erschaffen wird, kann wohl kaum bereits im Lehrplan stehen, weshalb es zu einem sehr großen Teil auf den Lehrer ankommt.
Aber ich bin enttäuscht, dass ich nur eine Drei in Deutsch bekommen habe (auch wenn ich mit der Note bereits gerechnet hatte - erste Klausur mit einer 4+ verhauen, weil eigene Meinung zu detailliert dargestellt, obwohl die gar nicht gefragt gewesen war... :nöö:), während es im Parallelkurs viele gibt, die nicht mal die Sprache richtig beherrschen und trotzdem eine Zwei haben. Es gibt sogar Einsen (die, von denen ich weiß, dass sie eine Eins haben, können wenigstens die Sprache ganz gut! Aber eine wirkliche Liebe zum Deutschen habe ich auch da nicht bemerken können!). Irgendwie hat mein Selbstwertgefühl dadurch einen ziemlichen Knacks bekommen. Jetzt zweifle ich wieder daran, dass ich gute Werke verfassen könnte, wenn ich mich endlich mal wieder ans Schreiben machen würde. Sowas hält mich dann wieder davon ab, ich mag das nicht... :-\
(Ich bin schon eine der Besten in unserem Kurs, wenn nicht gar die Beste (hab zweimal die beste Arbeit und die anderen beiden Male eine der besten geschrieben - selbst die 4+ war im Vergleich mit den anderen Arbeiten eine gute Note) - obwohl ich eine Drei habe. Aber ich bin auch auf einer Gesamtschule, nicht dass sich jemand wundert... ;-) Hab gehört, dass auf dem Gymnasium jeder "gut" sei. Was auch immer "gut" bedeutet...) Ich erhebe auch für mich definitiv nicht den Anspruch, perfekt zu sein, aber ich bin dennoch der festen Überzeugung, dass die, welche eine Eins bekommen haben, nicht besser sind als ich und im Gegensatz dazu sogar noch viel weniger Schreiberfahrung besitzen (bitte nicht arrogant auffassen, das ist m.E. eine Tatsache - an dieser Schule zumindest!).)
Was denkt ihr? Kennt ihr das auch? Meint ihr, dass Deutschnoten fair verteilt werden und gute Leistungen in diesem Fach Grundvoraussetzung dafür sind, dass man gute Werke verfassen kann? Korrelieren die Leistungen im Fach Deutsch mit der Intelligenz, Kreativität und dem Potenzial eines Menschen, Schriftsteller zu werden?
Freu mich auf Antworten :)
Btw, ich hoffe, das hier ist das richtige Unterthema ;)
Liebe Grüße
Marty
Edit: Mir ist noch was eingefallen. In der letzten Arbeit habe ich fürs Zitieren null Punkte bekommen, weil ich in meiner achtspaltigen Klausur nur fünf- oder sechsmal zitiert habe, was angeblich zu wenig sei. Seltsam finde ich nur, dass ich nicht mal einen einzigen Punkt von dreien bekomme, wohingegen ich in Geschichte nicht öfter zitiert und dafür die volle Punktzahl kassiert habe! Auch inhaltlich ist mir einiges aufgefallen, das ich angeblich nicht erwähnt habe, man aber eigentlich aus meiner Klausur hätte herauslesen können. Daran sieht man doch wieder, wie stark das Ganze vom Lehrer abhängt! >:( So, nun hoff' ich mal, dass meine Deutschlehrerin hier nicht zuliest ;-) Ich will nicht wissen, wie sich das auf meine Note auswirken würde, würde sie mitbekommen, wie sehr ich mich hier schon wegen einer eigentlich - für Otto Normalverbraucher - ja gar nicht so schlechten Drei echauffiere - dann seh' ich auf dem nächsten Zeugnis wahrscheinlich eine Vier! ;D
Ich denke, dass es hier sehr stark auf den Lehrer ankommt. Wenn ich an meine Abiphase auf dem Gymnasium denke: da hatten wir eine Lehrerin, bei der auch alle Einsen und Zweien abgestaubt hat, und dann gab es eine, bei der das wesentlich schwerer war, weil sie ungleich anspruchsvoller war.
Und ich erinnere mich daran, dass in einem der Deutschleistungskurse fast die Hälfte durch die schriftliche Prüfung gerasselt ist und noch mal mündlich ranmusste. Das waren aber alles Leute, von denen ich wusste: die haben ein Supersprachgefühl, richtig Ahnung und viel Liebe zu Sprache und Literatur. Sonst hätten sie ja nicht den Leistungskurs gemacht. Dass es da eher am Lehrer als an ihnen gelegen hat, ist wohl klar.
Von daher solltest du dir keine grauen Haare wachsen lassen. Sicher ist es frustrierend, vor allem, wenn man weiß, dass man es eigentlich besser kann, als die Note unter der Arbeit behauptet. Aber erstens sind Noten eben eine unglaublich subjektive Sache, und nicht alles im Deutschunterricht hat ja ganz direkt mit dem Schreiben zu tun, würde ich sagen. Es gibt sicher auch Leute, die hervorragende Deutschnoten haben, aber nicht unbedingt zum Schriftsteller geboren sind. Wie du selbst sagst: Es entscheidet ja nicht unbedingt die Liebe zu Fach, Inhalt und Sprache. Es ist sicher nicht zu vergleichen, aber es gibt ja auch Leute, die z.B. tolle Mathenoten haben, weil das Fach ihnen liegt, ohne dass sie sich wirklich dafür begeistern oder ihr Leben ganz in den Dienst der Mathematik stellen wollen.
Schreiberei und Schule sind definitiv zwei Paar Schuhe. Das Schöne ist, dass du die Rückmeldung zum Schreiben nie in einem gleichgeschalteten Notenkorsett bekommen wirst. Lass dich nicht von deiner Lehrerin ärgern. :knuddel:
Von Haus aus wird niemand jemals deine Deutschnoten erfahren, wenn du Texte an Verlage schickst, es sei denn, du wirst berühmt und erzählst das als Anekdote, so wie "Einstein hatte nur eine Fünf in Mathe". Ich war selbst immer tendenziell gut in Deutsch, aber ich habe in der Oberstufe das Fach abgewählt, sobald ich die Chance dazu hatte, weil es für mich nichts mit dem zu tun hatte, was ich mit Sprache machen wollte. (Andererseits habe ich meinen Berufswunsch Journalist sofort begraben, als ich im siebten Schuljahr bei der "Schreibt einen Zeitungsartikel"-Klassenarbeit nur eine Zwei Minus bekommen habe, egal war mir das Fach und die Noten darin also nicht).
Aufsätze, was ich als direktesten Bezug zur Schriftstellerei sehe, haben wir zuletzt im sechsten Schuljahr geschrieben, und jenseits dessen sagt die Deutschnote nichts mehr über Phantasie und Ideenreichtum eines Schülers aus - andererseits ist es auch die Deutschnote und nicht die Phantasienote. Aber ein guter Schriftsteller braucht nicht nur Phantasie und muss sich gut ausdrücken können, es gehören auch analytische Fähigkeiten dazu, um einen Plot zu konstruieren und vor allem die eigenen Fehler finden zu können. Deswegen sind auch so typische Oberstufenthemen wie Textinterpretationen durchaus wichtig für Autoren, und man lernt, sich in Figuren hineinzuversetzen und zu Charakterisieren. Auch einen strukturierten Text schreiben zu können und zu wissen, wie man sinnvoll argumentiert, hilft, wenn man Spannung aufbauen will.
Wenn jemand in solchen Sachen schlecht abschneidet, kann das Fragen über die schriftstellerische Eignung aufwerfen - aber gerade in diesem Bereich hängt es oft sehr davon ab, den Text nicht irgendwie zu interpretieren, sondern so, wie ihn der Deutschlehrer interpretiert - ganz schlimm z.B. bei Gedichten, wenn man da anderer Meinung ist als ein Lehrer, der nur seine Ansicht für zulässig hält. Was die Beherrschung der Sprache selbst angeht, kann man vielleicht Punktabzug für Unfähigkeit bekommen, aber eine inhatlich schwache Arbeit wird nicht besser bewertet, nur weil sich der Schüler gut ausdrücken kann. Anders z.B. bei Englischklausuren, wo allein die sprachlichen Fähigkeiten dreißig Prozent ausmachen und die Rechtschreibung (mein ewiger Schwachpunkt) nochmal zwanzig Prozent.
Was wiederum das Zitieren angeht - das kann ich nicht bewerten, solange ich nicht weiß, worauf es ankommt. Bei Textanalysen sollte man auch immer am Text argumentieren, was nicht ohne Zitate geht. Wenn du dann auf acht Seiten nur dreimal zitierst, hätte ich dir das als Lehrer auch um die Ohren gehauen - separate Punkte allein fürs Zitieren finde ich zwar ungewöhnlich, macht aber Sinn, wenn man als Lehrer den Schülern wissenschaftliches Arbeiten beibringen will (spätestens im Studium braucht man es ja), und dass das nicht ohne richtiges Zitieren geht, zeigen die aktuellen Plagiatsfälle. Geht es dagegen primär um das Verfassen eines eigenen Textes, einer Diskussion zu einem bestimmten Thema, kann man ruhig mehr aus sich selbst heraus argumentieren - daher fallabhängig, wie wichtig es ist.
Fair sind Deutschnoten nie, ebensowenig wie alle anderen Noten, weil man nie sagen kann, was man jetzt benoten will: Bekommt der stinkfaule Begabte die Eins, der keinen Schlag getan hat für die Klausur und im Unterricht pennt, schwätzt oder schreibt, nur weil er eben ein Genie ist? Oder den mittelmäßig begabten, aber fleißigen Schüler, der die Wochen vor der Prüfung damit verbracht hat, die Lektüre auswendig zu lernen und sich alle Schülermaterialien und Interpretationen reingezogen hat? Das ist genauso wie die Frage, warum ich in Sport nie über eine Vier hinausgekommen bin, selbst wenn ich sechs Wochen lang dreimal die Woche mit meiner Partnerin die Rock'n'Roll-Kür geübt habe. Noten sind nie fair, weil man einen Menschen nicht in Zahlen, seien sie von eins bis sechs oder von null bis fünfzehn, packen kann. Man kommt nicht drumherum, in Mathe geht es einfacher, in Deutsch ist es schwieriger, aber so ist das immer.
Aber wie gesagt: Hinterher wird niemand mehr nach deinen Deutschnoten fragen, und wenn du nicht gerade Germanistik studieren willst, kann es dir relativ egal sein. Aber wenn du studierst, egal was außer Ingenieurwissenschaften, wirst du um eines nicht herumkommen: Richtiges Zitieren.
Für die Deutschnote fließen ja verschiedene Punkte zusammen. Da spielt ja nicht nur die sprachliche Ausdrucksfähigkeit eine Rolle - die für einen Autor sicherlich wichtig ist - sondern auch, dass du die inhaltlichen Anforderungen entsprechend den Vorstellungen des Lehrers umsetzt.
Mein sprachlicher Ausdruck wurde beispielsweise in der Schule meistens gelobt, aber inhaltlich hatte ich oft keine Lust, mich mit den Anforderungen auseinanderzusetzen, und das führte dann auch meistens zu Dreien ;)
Nach der Note selbst kräht später kein Hahn mehr. Und wenn du dich fragst, inwieweit deine "schlechten" Noten in den Augen deines Lehrers mit deiner Art zu schreiben zusammenhängen, könntest du ihn vielleicht fragen. Viele Lehrer sind sehr froh und hilfsbereit, wenn sich ein Schüler freiwillig für etwas interessiert, was mit ihrem Fachgebiet zu tun hat.
Ich habe Deutsch in der Oberstufe abgewählt, weil ich mit der Art des Unterrichts nichts anfangen konnte. Und nach dem Abi hab ich dann Germanistik studiert ;) Du siehst, es ist alles möglich ....
LG
Thali
Zitat von: Maja am 22. Juli 2011, 04:09:21
Fair sind Deutschnoten nie, ebensowenig wie alle anderen Noten, weil man nie sagen kann, was man jetzt benoten will: Bekommt der stinkfaule Begabte die Eins, der keinen Schlag getan hat für die Klausur und im Unterricht pennt, schwätzt oder schreibt, nur weil er eben ein Genie ist? Oder den mittelmäßig begabten, aber fleißigen Schüler, der die Wochen vor der Prüfung damit verbracht hat, die Lektüre auswendig zu lernen und sich alle Schülermaterialien und Interpretationen reingezogen hat? Das ist genauso wie die Frage, warum ich in Sport nie über eine Vier hinausgekommen bin, selbst wenn ich sechs Wochen lang dreimal die Woche mit meiner Partnerin die Rock'n'Roll-Kür geübt habe. Noten sind nie fair, weil man einen Menschen nicht in Zahlen, seien sie von eins bis sechs oder von null bis fünfzehn, packen kann.
Wahre Worte Maja. Bin ich froh, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine da stehe.
Ich habe mit Deutsch nie Probleme geht. Meine Noten waren immer gut (zumindest was dieses Fach angbetrift ;) )
Jedoch habe ich das Fach nie mit der Schreiberei in Zusammenhang gesehen oder groß in Verbindung gebracht. Das hat sich erst geändert, als wir mit Kurzgeschichten, Büchern und Gedichtsinterpretationen angefangen haben. Und da begannen auch die Probleme. Ich habe das Gedicht anders gelesen / verstanden wie meiine Lehrerin. Doch sie hatte natürlich immer recht. Als ich dann fragte ob sie Goethe privat kannte, um das zu wissen wurde ich vor die Türe gesetzt. Und einen Betrugsversuch, weil ich eine Zusammenfassung einer KG aus dem Internet gezogen habe, hatte ich auch mal im Klassenbuch stehen.
Geschadet hat mir das alles nichts und wie es auch beim Abschluss der Ausbildung oder noch anderen Sachen ist, zum Schluss interessiert es kaum noch jemanden wie du abgeschlossen oder was du für Noten hattest. Wichtig ist du hast das Ding in der Tasche und das was du gerade machst, tust du gut!
@Marty nicht zweifeln, glaune an dich, die Schule sollte einen stärken und weiterbringen und nicht runter ziehen!!
Diesen Aussagen:
ZitatWenn jemand in solchen Sachen schlecht abschneidet, kann das Fragen über die schriftstellerische Eignung aufwerfen - aber gerade in diesem Bereich hängt es oft sehr davon ab, den Text nicht irgendwie zu interpretieren, sondern so, wie ihn der Deutschlehrer interpretiert - ganz schlimm z.B. bei Gedichten, wenn man da anderer Meinung ist als ein Lehrer, der nur seine Ansicht für zulässig hält.
von Maja, und:
ZitatUnd da begannen auch die Probleme. Ich habe das Gedicht anders gelesen / verstanden wie meiine Lehrerin. Doch sie hatte natürlich immer recht. Als ich dann fragte ob sie Goethe privat kannte, um das zu wissen wurde ich vor die Türe gesetzt.
von Drachenfeder - kann ich nur zustimmen.
Genau aus diesen Gründen bin ich im Abitur zu meiner drei in Deutsch gekommen, weil damals wäre es mir nicht im Traum eingefallen, irgendetwas anders zu interpretieren, nur weil die Lehrerin das so sieht und es "Gesetz" ist, was sie sagt.
Noten von Lehrern sind halt auch Bewertungen von Menschen, die nach eigenen Prinzipien und Geschmäckern beurteilen. Trotzdem sind sie nicht allgemeingültig, auch wenn Du die Noten mitnehmen musst.
Mach Dich nicht verrückt. Das sind zwei Paar Schuhe!
Liebe Grüße
Sanne
Erst einmal möchte ich diesen Satz, auf dem Gymnasium seien die Noten immer gut, korrigieren. Die Noten sind da genauso mal gut, mal schlecht wie in anderen Schulen.
Dann: Natürlich hängt vieles vom Lehrer ab, aber ich halte einen guten Deutschunterricht für sehr wichtig. Ich war die ersten Jahre auf dem Gymnasium immer recht schlecht, bis wir in der 9. Klasse einen Profi bekommen haben, den ich dann auch im LK später hatte. Ein Mönch zwar, aber genial. Ihm verdanke ich sehr viel meines jetzigen Sprachgefühls.
In Deutsch geht es ja auch nicht darum, jemanden zum Autoren auszubilden. Kreativität hat da wenig Platz. Aber du lernst das Handwerk, das du mal brauchst. Neben Rechtschreibung und dergleichen auch ein Gefühl für Struktur, Logik, Analytik, Aufbau usw. Und ich finde schon, dass man das lernen muss und sich dabei immer schlecht mit anderen vergleichen kann.
Vieles lernt man im Laufe der Jahre danach noch mit dem Sammeln der Erfahrung dazu, aber ja, ich denk schon, dass ein guter Unterricht schon den Grundstein für die eigenen Ambitionen legen kann. Oder auch nicht.
Ich stimmte dir zu Rigalad. Natürlich ist der Deutschunterricht auch wichtig! Sehr sogar. Grammatik, Rechtschreibung und und und. Das muss ein Autor drauf haben und die Grundregeln und Weiterführendes lernt man nunmal in der Schule. Platz für Kreativität ist da nicht. Konflikte entstanden bei mir auch erst in den höheren Klassen.
Zitat von: Rigalad am 22. Juli 2011, 07:26:32
Dann: Natürlich hängt vieles vom Lehrer ab, aber ich halte einen guten Deutschunterricht für sehr wichtig. Ich war die ersten Jahre auf dem Gymnasium immer recht schlecht, bis wir in der 9. Klasse einen Profi bekommen haben, den ich dann auch im LK später hatte. Ein Mönch zwar, aber genial. Ihm verdanke ich sehr viel meines jetzigen Sprachgefühls.
Ja, er hängt verdammt viel vom Lehrer ab. Ich habe die Frau gemocht, war aber auch gleichzeitig der Meinung, dass sie nicht viel Ahnung hatte.
@Rigalad sende mich in die Vergangenheit und schick mir den Mönch!
Zitat von: Rigalad am 22. Juli 2011, 07:26:32
Aber du lernst das Handwerk, das du mal brauchst. Neben Rechtschreibung und dergleichen auch ein Gefühl für Struktur, Logik, Analytik, Aufbau usw.
Also solche Sachen habe ich im Deutschunterricht nie gelernt. Rechtschreibung konnte man entweder ab der fünften Klasse, oder man hatte bis zur Entlassung Probleme.
Interpretationen wurden aber viele gemacht. Nicht nur von Gedichten, sondern auch von Romanen. In dieser Zeit sträubte sich mir alles, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich ein Autor hinsetzt und überlegt, wie er seine Aussagen am besten verschlüsseln kann.
Eine Lektion habe ich auch bis heute nicht vergessen: Benutzt möglichst viele Adjektive, denn die machen einen Text lebendig!
Nein, man muss in Deutsch ganz sicher nicht gut gewesen sein, um ein brillanter Schriftsteller zu werden. Die meisten Deutschlehrer haben vermutlich von belletristischen Schreiben keine Ahnung ;)
Zitat von: Sven am 22. Juli 2011, 08:19:31
Interpretationen wurden aber viele gemacht. Nicht nur von Gedichten, sondern auch von Romanen. In dieser Zeit sträubte sich mir alles, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sich ein Autor hinsetzt und überlegt, wie er seine Aussagen am besten verschlüsseln kann.
*lach* ganz meine Meinung!
Zitat von: Sven am 22. Juli 2011, 08:19:31
Eine Lektion habe ich auch bis heute nicht vergessen: Benutzt möglichst viele Adjektive, denn die machen einen Text lebendig!
Nein, man muss in Deutsch ganz sicher nicht gut gewesen sein, um ein brillanter Schriftsteller zu werden. Die meisten Deutschlehrer haben vermutlich von belletristischen Schreiben keine Ahnung ;)
*schauder* tja, so viel zum allgemeinen Deutschunterricht. Mein Dozent (Rechtsanwalt) den ich bei meiner Weiterbildung im Privatrecht habe und auch bei unseren Lehrlingen Deutsch unterrichtet hat vor einigen Wochen etwas ganz tolles gesagt:
ZitatDie Verben sind die Seele unserer Sprache
Ich denke auch, dass gute Deutschnoten nicht unbedingt etwas damit zu tun haben, ob man ein guter Schriftsteller ist/werden kann oder nicht.
Sicher ist das Beherrschen der deutschen Sprache Grundvoraussetzung, ebenso wie ein nicht nur rudimentärer Wortschatz, um abwechslungsreich und ansprechend schreiben zu können, aber theoretisches Wissen ist nicht alles.
Kochrezepte auswendig zu können ist das eine. - Ein gutes Essen zustande zu bringen ist das andere. Da gehört wie beim Schreiben mehr dazu, als nur zu wissen, wie welche Zutat heißt. Sie aufeinander abzustimmen und richtig zu behandeln ist das Entscheidende.
Ich hatte zwar seit der Grundschule immer gute Deutschnoten und hab auch Leistungskurs Deutsch gewählt - allerdings nur auf Basis folgender Überlegung: ich spreche deutsch, ich schreibe deutsch, also nehm ich auch LK Deutsch.
Meine LK-Lehrerin konnte mich allerdings nicht ausstehen und ich werde mich mein Leben lang an den Satz erinnern, mit dem sie mir einmal eine Klausur, für die sie mir dummerweise 13 Punkte geben musste - auf den Tisch warf: "Wissen Sie, Manuela, ich habe mir gedacht einmal kann ich Ihnen ja so viele Punkte geben." Mit besonderer Betonung auf "einmal". So viel zum Thema Zusammenhang von Deutschnote und Sympathie/Antipathieempfinden des Lehrers.
Ich hatte auch nie Probleme mit Rechtschreibung (zumindest nicht mit der alten), Zeichensetzung etc. Allerdings habe ich von den richtigen Termini keine Ahnung. Meine Kenntnisse gehen über Subjekt - Prädikat - Objekt kaum einen Millimeter hinaus und wenn ich eine Arbeit über Satzbestandteile schreiben müsste, wäre eine 6 vorprogrammiert.
Aber nur weil ich Grammatik und Co. intuitiv halbwegs passabel beherrsche, dafür aber von der Theorie keinen blassen Schimmer habe, sagt das noch lange nichts darüber aus, ob ich ein guter oder schlechter Schriftsteller bin/werden kann.
Zwar finde ich die Textanalysen à la "Was wollte uns der Autor damit sagen" zwischenzeitlich auch mehr als fragwürdig und manche Analyseergebnisse mehr als an den Haaren herbeigezogen, aber sie können zumindest hinsichtlich der Verwendung von Stilmitteln oder dergleichen hilfreich sein, auch wenn man sie selbst später nicht oder zumindest nicht bewusst benutzt.
Je nach Lehrer kann der Deutschunterricht durchaus das Gefühl für Sprache fördern, aber ich denke, um ein guter Schriftsteller zu werden, muss man sich mit Texten und auch mit Schreibtheorie ganz anders und vor allem auf einer anderen Basis befassen als im Deutschunterricht.
Abgesehen von Mathe, in dem 1+1 nunmal immer 2 geben muss, sind viel Fächer Auslegungssache des Lehrers.
Obwohl ich von mir behaupte ein angeborenes Gefühle für Sprachen zu haben und stets auch gute Noten in Deutsch (hallo, bin Sekretärin) hatte (bis zur 10. Klasse), hatte ich während der Ausbildung eine Lehrerin, der mein Gesicht nicht passte. Dementsprechend fielen meine Noten aus. Von einer 1++ zu 3--. Das Thema Interpretation spielte zu dieser Zeit eine extrem wichtige Rolle und ich merkte schnell, dass andere Meinunge neben denen von Gott (äh pardon, meiner Lehrerin) nicht zählten.
Bin ich deswegen eine schlechte Schriftstellerin? Ich denke nicht, wenn ich mir die Resonanzen meiner Betas ansehe. Abgesehen davon, kann man ein guter Geschichtenerzähler sein, ohne schreiben zu können. Meine Mutter beispielsweise hat sich die fantastischsten Kindermärchen ausgedacht und hat von Rechtschreibung keine Ahnung.
Ich schätze, man braucht als Autor einfach auch genug Selbstvertrauen, wenn man eine diesbezügliche Schwäche hat. Im Forum gibt es immer mal wieder Bitten, dass sich die Betas insbesondere um Rechtschreibung und Grammtik kümmern. Warum auch nicht, wer sich dazu berufen fühlt. Abgesehen davon würden viele Korrektorate pleite gehen, wenn jeder Autor perfekt wäre, ne?
Du hast ja schon genügend Antworten bekommen, die alle darauf hinauslaufen, dass Noten in der Schule nicht viel über eine Begabung aussagen. Bei mir sah es zum Beispiel so aus, dass ich in Kunst je nach Lehrer eine 1, 2, 3 oder 4 auf dem Zeugnis hatte, das gleiche in Musik. In Deutsch wanderte es auch von 1 bis 3, in Mathe ebenfalls ... Das alles war sowohl Ausdruck meiner aktuellen Interessen als auch der unterschiedlichen Anforderungen und Lehrmethoden der Lehrer.
Mein Papa ist im ersten Anlauf durchs Abitur gerasselt, weil er sich verrechnet hatte: zwei Vieren und eine Fünf in Mathe, Latein und Griechisch hätte er ausgleichen können, es wurden leider zwei Fünfen und eine Sechs (eine davon in Griechisch). Er hat dann Philosophie und Germanistik studiert und nebenbei (brauchte er natürlich auch für die Philosophie, aber es hat ihn dann auch wirklich interessiert) noch ein wenig Altphilologie, also Latein und vor allem Griechisch. Am Ende hat er seine Doktorarbeit über die Stoa geschrieben und musste sehr, sehr viele Texte im Original lesen können.
Nein, eine Drei in Deutsch sagt nichts darüber aus, ob jemand ein guter Schriftsteller ist. Eine Eins ebenso wenig - ich kenne Menschen, die hatten in allem immer Einsen, aber ihnen fehlt es an Kreativität, so dass sie nie einen phantasievollen Text schreiben könnten. Umgekehrt kenne ich mindestens einen Legastheniker, der tolle Geschichten schreibt und bisher einen Roman veröffentlich hat und einen weiteren in Vorbereitung. Natürlich braucht er mehr Zeit zum Überarbeiten und gute Korrektoren, aber möglich ist alles.
Deutschunterricht. Puh, da hab ich quer durch die Bank alle möglichen Noten gehabt. Von einer schwachen 4 bis zu einer glatten 1 war da alles dabei. (Inklusive Lehrer und Schulwechsel.) Aber für mich hatte das Schreiben in der Schule immer einen faden Beigeschmack. Ich hab früher zwar nicht intensiv geschrieben, aber fühlte mich doch ständig durch die "antrainierte" Sprache eingeengt, wenn ich etwas formulieren wollte. Von Grammatik hab ich keinen Schimmer und alles was ich gelernt habe, habe ich inerhalb kürzester Zeit wieder vergessen. Ich brauche diese ganzen Bezeichungen nicht, um zu schreiben. (Ihr dürft mich für die Aussage gerne teeren und federn. *duck*)
Die letzten Jahre hab ich bei den Deutscharbeiten auch meistens den leichtesten Weg gewählt. Ich hab das geschrieben, was mein Lehrer lesen wollte und hab auf sämtlichen sprachlichen Schnickschnack verzichtet. Für mich hatten die Texte im Unterricht nichts mit meiner Schreiberei zu tun. Sie waren mir eher lästig, weil meistens keine Kreativität verlangt war. ::)
[EDIT] Ich hab auch eine ganz nützliche Methode fast perfektioniert: Fehler vermeiden. War ich unsicher, wie man was schreibt (Wörterbücher durften wir eine Zeit lang nicht verwenden), dann habe ich umformuliert oder ein Wort genommen, bei dem ich mir sicher war.
Man könnte weniger gute Deutschnoten ja als Training für die ohnehin fälligen Verlagsabsagen ansehen. Erstens zum Abhärten, zweitens um sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass jemand, der meine Geschichte nicht absolut genial findet, vielleicht zumindest in einigen Punkten ansatzweise Recht haben könnte. Während man vom Verlag nur in seltensten Fällen eine Begründung bekommt, warum der Text nicht so gut angekommen ist, sollte ein Lehrer die spätestens auf Nachfrage liefern können. Jedenfalls schadet es nicht, sich die monierten Punkte nochmal anzuschauen und drüber nachzudenken, evtl. nachzuschlagen, egal, ob sie nun der Lehrer, die Rechtschreibprüfung oder ein Betaleser anmeckert.
Ach, die gute Schule und Deutschnoten... bei euch wird kommuniziert, daß die im Gymnasium ja eh alle gute Noten nachgeworfen kriegen würden? Das ist interessant, uns wurde immer erzählt, die "doofen" Gesamtschüler seien ja mit "uns elitärem" Haufen in keinster Weise zu vergleichen und die würden alles nachgeworfen kriegen... bla, bla ;D Ich glaub, sowas hängt von dem ab, den man fragt ;)
Ich hab in meiner "Deutsch-Karriere" auch ein lustiges Auf und Ab hinter mir. Als Kind lief das ganz super, da durfte man ja noch massenhaft Geschichten schreiben und von denen waren die Lehrer damals schon begeistert. Bis in die Mittelstufe wäre ich beleidigt gewesen, hätte was anderes als eine 1 auf dem Zeugnis gestanden.
Und dann kam die Mittelstufe ;)
Ich weiß nicht, woran es lag. Am Lehrer, an fachlichen Inhalten, an mir selbst. Aber plötzlich war das dann keine 1 mehr, sondern eine 3. Anfangs war ich entsetzt, dann sah ich ein, daß ich es wohl wirklich nicht mehr so drauf habe... und dann war's mir egal.
Bis... ja, bis Ende der 12 die Interpretation zu einem Thema kam, das mich angesprochen hat. Ich rechnete allerdings mit nichts, bis der Lehrer plötzlich eine riesige Ansage vorm Kurs hielt und mir meine 15-Punkte-Klausur überreichte.
Das war wie ein Weckruf, für ihn und mich gleichermaßen. Ab da hab ich ihm Einsen und Zweien serviert... oder er mir? ;) Darüber mag man streiten. Jedenfalls war im Deutsch-Abi dann auch wieder eine 1 dabei.
Ich kann da jetzt also für mich, was Noten angeht, keine pauschale Aussage treffen. Da spielen viele Faktoren mit.
Was allerdings Begabung angeht... das ist eine andere Sache und da würde ich auch sagen, ein gewisses Talent, Sprachgefühl, was auch immer braucht man als Autor einfach. Das hat man eigentlich auch.
Ich habe in der Schule viele nützliche Dinge fürs Schreiben gelernt, das muß ich sagen. Allerdings auch einigen Quatsch, wie den von Schommes angesprochenen Mist mit den Adjektiven. Die Adjektivitis mußte ich mir erst mal mühsam wieder abgewöhnen!
Ich finde es aber auch wichtig, daß ein Autor sprachlich was auf dem Kasten hat. Mir geht es zwar wie zDatze und ich kenne für viele grammatikalische Phänomene nicht die Bezeichnungen - ich kenne aber die Phänomene. Ich beherrsche die Grammatik bis auf wenige Ausnahmen. Ich beherrsche auch die Rechtschreibung - alte und neue, wobei ich mich einfach aus logischen und ästhetischen Gründen weigere, die neue zu benutzen.
Sprache ist nicht wie Mathe, in Deutsch ist nicht unbedingt 1+1=2. Allerdings sollte man es nicht zu großzügig sehen mit den ganzen künstlerischen Freiheiten. Falsche Interpunktion ist falsche Interpunktion und kein Stilmerkmal. Mich regt auch auf, wenn Autoren das nicht so eng sehen. Es treiben sich ja so manche Möchtegerns herum, die sich für ach so perfekt halten und überhaupt nicht kritikfähig sind, obwohl sie es dringend bräuchten (siehe Stilblüten und Blackouts)... mag ich nicht leiden.
Aber eine Deutschnote gibt nicht unbedingt Auskunft über sowas! Wenn ich mir anhand der Postings hier im Forum das allgemeine Niveau angucke, seh ich aber auch, daß das sowieso schon gehoben ist. Es sind Autoren anwesend! ;)
Zitat von: ShainaMartel am 22. Juli 2011, 02:09:34
Meint ihr, dass Deutschnoten fair verteilt werden und gute Leistungen in diesem Fach Grundvoraussetzung dafür sind, dass man gute Werke verfassen kann? Korrelieren die Leistungen im Fach Deutsch mit der Intelligenz, Kreativität und dem Potenzial eines Menschen, Schriftsteller zu werden?
Nein. Wie hier einige schon geschrieben haben: Noten sind niemals fair. Lehrer können letztlich auch nur subjektiv urteilen. Deshalb sind Noten meiner Meinung nach nur sehr begrenzt aussagekräftig. Wenn man daran wirklich Intelligenz, Kreativität und schriftstellerisches Potential eines Menschen ablesen könnte, das wäre ja was.
Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke - bei gewissen Lehrern in meiner Schullaufbahn hätte ich mir ein Bein ausreißen können und wäre doch nie über eine 4 hinausgekommen, einfach weil ich ihnen nicht sympathisch war. Der Deutschunterricht hat mich meistens nur frustriert. Mein Deutschlehrer in der Oberstufe erkannte nur Goethe und Schiller als "richtige" Schriftsteller an, alle anderen (z.B. auch Grass) waren für ihn höchstens "Schreiberlinge" und wir Schüler wären ja seiner Meinung nach niemals fähig gewesen, so etwas Hochkomplexes wie eine Metapher jemals hinzubekommen. Bei solchen Ansichten konnte ich mir schon damals nur an den Kopf greifen.
Außer Kenntnissen der Rechtschreibung (na ja, mehr oder weniger) habe ich für mich aus dem Deutschunterricht kaum etwas mitgenommen. Vielleicht, weil es da meist nur ums Analysieren ging, um die Frage "Was will uns der Dichter damit sagen?" - wobei ich mich schon immer gefragt habe, wenn er uns vor allem etwas
sagen wollte, warum hat er dann nicht gleich den direkten Weg gewählt und einen Brief oder einen Essay geschrieben?
Das Schreiben habe ich nicht im Deutschunterricht gelernt, sondern mir im Laufe der Jahre selbst beigebracht. Wenn du mit der Schule fertig bist, fragt irgendwann sowieso keiner mehr nach deinen Noten. Bei meinen bisherigen Kontakten mit Verlagen wollte auch noch niemand Zeugniskopien von mir haben. ;) Wenn, dann haben sie sich für mein Manuskript interessiert. Aber die Schule hat meine Kreativität nie gefördert - höchstens, wenn mich der Unterricht langweilte und ich statt Zuzuhören lieber was zeichnete. ;D
Naja, es kommt darauf an, welche Noten gemeint sind. Wie ungefähr alle Vorredner halte auch ich es für ziemlichen Quatsch, zu glauben, dass Noten bei Aufsätzen gerecht wären. Zum einen sind die Lehrer auch nur Menschen, zum anderen finde ich gerade Textinterpretationen zu benoten, einen ziemlichen Unsinn. Natürlich muss man lernen, mit Texten umzugehen und auch versuchen, die Aussage dahinter zu entschlüsseln, aber es sträubt sich alles in mir, wenn meine Meinung bewertet wird. Die ist doch genau so subjektiv, wie die Note, die ich dafür kriege...
In der Grundschule war ich nie gut in den Aufsätzen, meine Fantasie war meiner absolut fantasielosen Lehrerin damals wohl zu blühend, oder was weiß ich... Als ich ins Gymnasium kam, schnellten meine Aufsatznoten plötzlich nach oben. Rechtschreibung und Grammatik habe ich schon immer recht gut beherrscht.
Und dann kamen die Gedicht- und Textinterpretationen... Und oh Graus, auf einmal standen wieder 3-4 oder 4 darunter. Warum? Weil ich angeblich immer "falsch" interpretiert habe. Eine Sache, bei der ich bis heute stur sage: "Das stimmt nicht!" Der Autor bzw. Dichter des jeweiligen Werks war zu dieser Zeit teilweise schon mehrere Jahrzehnte bis Jahrhunderte tot.
Woher wollen jetzt die Lehrer wissen, was damit wirklich gemeint war? Und ich lasse mir meine eigene Meinung nicht von einem Noten- oder Punktesystem abtrainieren!
Das Ulkige war immer, in den Kommentaren darunter hieß es immer irgendwie: "Du argumentierst schlüssig, deine Zitate sind gut und man kann deinen Gedanken gut folgen, leider bist du da und da auf die falsche Fährte geraten..."
Das heißt doch, ich habe das Handwerkszeug gelernt?
Und als ich in die Kursstufe kam, LKs gab es bei uns nicht mehr, Deutsch war in jedem Fall Hauptfach, machte ich eine interessante Entdeckung. Wenn ich das Aufsatzthema furchtbar fand, mir keine besonderen Gedanken machte und stur das hinkrakelte, woran ich mich aus dem Unterricht noch erinnerte und dann halt darauf achtete, ein wenig hochgestochen zu klingen, war ich bei 14 oder 15 Punkten, obwohl die Aufsätze in meinen Augen grottig waren. Lag mir das Thema aber und ich schrieb eigene Gedanken nieder und fand die Aufsätze in meinen Augen wesentlich besser, war ich nur noch bei 11 oder 12 Punkten.
Das zeigt ja wohl schon die Subjektivität des Ganzen, denn wäre ich meine eigene Schülerin gewesen, hätte ich es anders herum benotet.
Also lass dich nicht von den Deutschnoten kirre machen, es sei denn, du bekommst mangelnde Rechtschreibpunkte, dann würde ich shcon genauer hinsehen.
Oh, ich hoffe doch nicht. Ich bin halbe Lega und angeblich Phosphat- Sensibel, oder so. Ich habe eine seltsame Art zu schreiben und die Deutsche Rechtschreibung zu verdrehen, so wie sie mir gerade gefällt. Allerdings komme ich immer besser zurecht, je mehr ich schreibe und lese. Doch für den letzten Schliff lasse ich immer jemanden Korrektur lesen. Ich muss mir eingestehen, daß ich niemals perfekt sein werde, was die Rechtschreibung angeht, aber ich kann doch trotzdem schöne Texte verfassen, die andere in fremde Welten mitnehmen.
Ich will mich auf der Schienen auch nicht ausruhen, nur herausfinden, wo meine Stärken und Schwächen sind und diese dann in den Griff bekommen, ... wie auch immer das aussieht.
Somit ist die Deutschnote an sich nicht Ausschlag gebend, sondern, wie ernsthaft man versucht, an dem Geschriebenen zu arbeiten und auch auf andere Meinungen zu hören, so sie logisch erscheinen.
Nur meine Meinung :).
Lg Merrit
Hallo,
Also - Deutschunterricht. Ich stecke ja auch noch mitten drin.
ZitatMeint ihr, dass Deutschnoten fair verteilt werden und gute Leistungen in diesem Fach Grundvoraussetzung dafür sind, dass man gute Werke verfassen kann?
Deutschnoten werden nicht unbedingt fair verteilt, wie schon gesagt. Es gibt Lehrer, die sehr viel verlangen und Lehrer, die praktisch nichts verlangen (eine meiner letzten Deutschklausuren war eine bessere Inhaltszusammenfassung, in der Stufe 11 ::)). Außerdem, wie schon geschrieben, jeder Lehrer analysiert auch anders bzw. ist anderer Meinung. Und es kommt ja auch darauf an, wie gut der Lehrer ist (meine Deutschlehrerin schrieb cholerisch 'kollerisch', bevor ich sie darauf hinwies).
Im Deutschunterricht habe ich die Grammatik und Rechtschreibung anzuwenden gelernt (ich könnte niemandem die deutsche Sprache erklären - ich wende nur an, wie Dani).
Aber es ist auch wichtig, dass man die versch. Stilmittel (er)kennt, denn die will man ja vielleicht mal selbst anwenden...
Ich denke also, eine gewisse Methodik lernt man schon im Deutschunterricht - aber zum Schreiben gehört so, so viel mehr.
ZitatKorrelieren die Leistungen im Fach Deutsch mit der Intelligenz, Kreativität und dem Potenzial eines Menschen, Schriftsteller zu werden?
Ja und nein. Kreativität - großes Nein. Das kreativste, was ich in den letzten Jahren in Deutsch gemacht habe, waren, mir Argumente auszudenken.
Intelligenz? Es gibt solche und solche Intelligenz. Ein mathematisch, analytisch begabter Mensch wird in Deutsch eher Probleme haben, weil es hier eher auf das "Fühlen" ankommt.
Potenzial, Schriftsteller zu werden? Ich denke, ein Schriftsteller sollte schon in der Lage sein, sich in andere hineinzuversetzen und sprachliche Mittel kennen. Man lernt durchaus im Deutschunterricht, Feinheiten der Sprache kennen. Aber wie schon vorher geschrieben: zum Schreiben gehört unendlich viel mehr, Fantasie und Kreativität oder auch die Fähigkeit, Sprache lebendig zu benutzen (was in meinen Deutschklausuren bei mir definitiv nicht wirklich der Fall ist).
Also: Deutschunterricht ist für Methodik wie Grammatik, Rechtschreibung, sprachliche Mittel etc. schon wichtig. Aber einen Schriftsteller macht noch einiges mehr aus.
(Nur ein Beispiel: Eine Freundin von mir hat überall supergute Noten, auch in Deutsch hat sie die 1 abonniert. Als wir das Thema Kommunikation hatten, sollten wir Beispiele für gestörte Kommunikation erfinden - sie scheiterte kläglich)
LG, Rosentinte
Oh man, ich werde immer noch so wütend, wenn ich an meine Deutschlehrer denke, und was ich hier lese, scheint es den meisten nicht anders gegangen zu sein. Am besten war ein Lehrer, der uns die ganze Stunde diskutieren ließ, und dann am Ende sagte, wir lägen alle falsch, es aber nie erklären konnte, warum. Aber da es ja falsch war, bekam man eine schlechte Note. ::)
Auf meiner alten Schule hatte ich nur gute Noten gehabt, da hatte ich einen Lehrer, der eine eigene Meinung zuließ.
Dann hatte ich eine Lehrerin, die eigentlich ganz coole Sachen gemacht hat, wir konnten Kurzgeschichten und Gedichte schreiben. Aber wirklich was gelernt hat man da nicht. Und danach hatte ich einen Lehrer, den ich einfach nur gehasst habe. Entsprechend hatte ich keine Lust mitzumachen und hatte eine fünf. Einsen gab es bei dem glaube ich nie, also auf dem Gymnasium kriegt man bestimmt keine besseren Noten. Irgendwas zu Stil habe ich nie im Unterricht gelernt. Es ging entweder um Grammatik oder Interpretation. Ich meine, Noten sagen eigentlich kaum was aus. Mir tun die Schüler heute so leid, die Deutsch und Mathe als Prüfungsfach nehmen müssen. Also diesen Mönch hätte ich auch gerne als Lehrer gehabt. Meinen Lehrern hätte ich außer in de Grundschule nie erzählt, dass ich schreibe. Helfen hätten die mir da auch nicht können.
Ich hoffe wirklich, dass das mit der neuen Lehrergeneration besser wird. Meine waren auch alle schon kurz vorm Ruhestand und hatten eigentlich keine Lust mehr zu unterrichten. Eigentlich könnte man im Deutschunterricht doch so tolle Sachen machen.
Zitat von: Rosentinte am 22. Juli 2011, 13:36:54
(meine Deutschlehrerin schrieb cholerisch 'kollerisch', bevor ich sie darauf hinwies).
Bei sowas - ganz speziell aus dem Munde eines studierten Lehrers, der es besser wissen MUSS - verspüre ich das unerklärliche Bedürfnis zu töten ;D
Zitat von: Dani am 22. Juli 2011, 14:10:12
Bei sowas - ganz speziell aus dem Munde eines studierten Lehrers, der es besser wissen MUSS - verspüre ich das unerklärliche Bedürfnis zu töten ;D
Die Frau... sagen wir, Intelligenz ist nicht ihre Stärke. Ihre Argumentation war, dass sie dachte, cholerisch würde sich von "einen Koller haben" ableiten ::)
Deutsch als Fach - ein sehr heikles Thema. Ich hatte zwischen 1 und 5 alles. Und da muss ich mich noch nicht mal schämen. Letztendlich entscheidet der Lehrer.
In der 3. Klasse hatte ich das erste einschneidende Erlebnis, als mir meine Lehrerin für meine "überaus geniale Reizwortgeschichte, die ich mir aber niemals selbst ausgedacht haben konnte, sondern garantiert aus einem Buch hatte" eine 3+ statt eine 1 gab. Die Geschichte war zwar von mir, aber glauben würde sie es mir heute noch nicht.
In der 6. Klasse Gymnasium hatte ich dann eine 5, da die Lehrerin mich nicht sonderlich mochte und mir kein Talent für Deutsch zu schrieb. Ich musste dann in die Deutschfördergruppe. Interessanterweise fand mein Förderlehrer meine Aufsätze gar nicht so schlecht und fragte mich, warum ich überhaupt in der Gruppe bin. Auf einen Prüfungsaufsatz, denn ich ihm 1:1 abgeschrieben zur Bewertung gab, hatte ich 3 (!) Notenstufen besser. Häte ich da Mal lieber einen anderen Lehrer gehabt...
In der 10. Klasse kam dann der umgekehrte Fall. Da hat der Deutschlehrer sogar einen meinen Aufsatz zum Direktor getragen, weil er ihn so gut fand. Das ich in dieser Zeit sehr gut war, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Es war übrigens der einzige Deutschlehrer mit Doktortitel.
Ich habe dann zur FOS Gestaltung gewechselt, wegen bestimmter Begabungen. Lustigerweise hatten wir dort den strengsten, aber meiner Meinung auch besten und fairsten Deutschlehrer. Zwar hatten wir fast immer 4er Schnitte und sogut wie keine 2er und 3er (1ser waren ein kaum auftretendes Phänomen), aber bei ihm hatte ich wenigstens das Gefühl es geht mit rechten Dingen zu. Er konnte wirklich gut begründen und hat mir viele meiner damaligen Fehler aufgezeigt. Ich hatte bei ihm 9 von 15 Punkten (3+) in der Fachhochschulreife-Prüfung (Fachabi ist nicht das selbe wie Fachhochschulreife - nur so angemerkt). Damit war ich einer der Besten in Deutsch. Die Beste unseres Jahrgangs hatte in Deutsch 11 Punkte (saß zufällig neben mir).
Ich weiß jetzt nicht, ob man mich jetzt deswegen als gut oder schlecht einstufen sollte. Soweit ich weiß hat sich noch keiner an meinem Sprachgebrauch gestört und bei formellen Angelegenheiten, wurde mir noch nie vorgeworfen, dass ich unseriös auftrete oder eine verkorksten Sprachgebrauch habe. Vermutlich bin ich einfach durchschnittlich und die Lehrer haben die Noten nach ihrem Geschmack verteilt. Da steckt man nunmal nicht drinnen.
Was ich von meinem Deutschunterricht mitgenommen habe? Je mehr ich labere, desto besser wird die Note ;D
Spaß beiseite, ich habe mir die Frage auch mal gestellt. Als wir in der neunten Klasse zum ersten Mal interpretieren sollten und ich auch nur eine 3 in der Arbeit hatte, habe ich doch sehr an meinen schriftstellerischen Qualitäten gezweifelt. Aber dann habe ich mich gefragt, ob das eine wirklich etwas mit dem anderen zu tun hat. Muss ich gut interpretieren können um gut schreiben zu können? Ich habe für mich die Frage mit einem klaren Nein beantwortet (im Übrigen wurde die nächste Note schon sehr viel besser und in der Oberstufe hatte ich fast immer 14 oder 15 Punkte).
Mit Grammatik und Rechtschreibung ist das so eine Sache. Ich denke nicht, dass man beides beherrschen muss, um gut schreiben zu können - aber wenn man es nicht beherrscht, wird man es auch immer schwer haben, bei Verlagen und Agenturen unterzukommen.
Der Deutschunterricht hatte für mich (und das Schreiben) eigentlich nur dann Bedeutung, wenn es darum ging, sich Geschichten auszudenken. Und da habe ich von meinen Lehrern immer eine positive Resonanz bekommen, selbst von denen, die mich nicht mochten.
Ansonsten stimme ich meinen Vorrednern zu: Noten sind nicht fair. Und man sollte sich davon niemals einschüchtern lassen.
Falls es Dich beruhigt:
Ich hatte auf dem FG in einem Schuljahr drei verschiedene Deutschlehrer, und meine Zensuren lagen zwischen 4 und 14 Punkten - abhängig vom jeweiligen Deutschlehrer.
Deutschnoten sind ein schwieriges Thema, insbesondere wenn die Fragestellung in Zusammenhang mit Schriftstellerei steht. Die Frage läßt sich einfach nicht so pauschal beantworten.
Wenn die Noten aufgrund der Rechtschreibung generell schlechter sind, würde ich sagen, daß es egal ist. Dafür gibt es Rechtschreibprüfprogramme, gute Betaleser etc. Etwas ganz anderes ist es allerdings, wenn die Noten aufgrund von verfehlten Themen und nichtverstandenen Fragestellungen/Texten zustande kommen.
Sry, jetzt wurde ich unterbrochen, und habe den Faden verloren. Worum es mir geht ist folgendes:
Ein Text ist eine Art Gesprächspartner. Er erzählt etwas. Wenn man nicht in der Lage ist, zumindest eine Grundaussage zu erkennen und zu verstehen (vorausgesetzt, es besteht überhaupt eine), dann spricht man nicht dieselbe Sprache. Dann versteht man Wortbedeutungen falsch, setzt Begriffe in falsche Zusammenhänge etc. Und in diesem Falle wäre es nicht sehr sinnvoll, sich schriftstellerisch betätigen zu wollen, denn ich denke, daß man als Autor seine Leser erreichen will und soll(te).
Von meinem Deutschlehrer der siebten bis zehnten Klasse habe ich sehr viel gelernt. Er hatte vor uns nur in der Oberstufe unterrichtet und hatte die Angewohnheit, uns gnadenlos zu überfordern - mich vielleicht nicht so sehr wie andere, aber seine Auswahl wenig kindgerechter Lektüren war legendär. Aber ich konnte mit ihm nach dem Unterricht übers Schreiben reden, er hat meine ersten längeren Texte sehr kritisch testgelesen und mir Interpretationen dazu geschrieben, was ich sehr fair fand - warum sollte immer nur bei anderen Autoren "Was will uns der Dichter damit sagen?" gespielt werden? Er meinte mal, dass er sich ein Zubrot verdient als Groschenromanautor, und ich weiß bis heute nicht, ob das ein Witz war oder nicht. Ich verdanke ihm jedenfalls sehr viel, und leider ist er nach meiner Mittelstufe ins Rheinland gezogen und hat mich anderen, längst nicht so guten Lehrern überlassen. Aber wenn ich mal meinen ersten Roman veröffentliche, sorge ich dafür, dass er ein Exemplar bekommt, und hoffe, er erinnert sich nach so vielen Jahren noch an mich.
Mein Hauptgrund, Deutsch nach der Zwölf abzuwählen, war meine Oberstufendeutschlehrerin. Der entscheidende Moment war, als wir als Lektüre "Homo Faber" gelesen haben. Sie hatte den Stapel mit Büchern auf dem Tisch, und noch bevor sie die ausgeteilt hat, fing sie an, uns en detail die Handlung zu erzählen. Da hab ich mir die Ohren zugehalten, was natürlich etwas zu provokant war, aber so war ich nunmal, ich habe immer schon gern provoziert. Sie fragte natürlich, was ich da mache, und ich gab zurück, ich wolle nicht, dass mir die Spannung kaputtgemacht wird.
"Es geht nicht um Spannnug", sagte sie. "Das ist Weltliteratur."
"Aber auch Weltliteraten schreiben ihre Bücher für Menschen, die sich von der Handlung überraschen lassen wollen", gab ich zurück. "Gerade bei so überraschenden Wendungen wie hier."
"Sowas lenkt nur ab", sagte meine Deutschlehrerin. "Sie sollen sich auf die Syntax und den Aufbau konzentrieren.«
"Lesen soll immer Spaß machen", sagte ich. Und danach war klar, ich krieg im Deutschunterricht kein Bein mehr auf den Boden. Sie hat zum Glück nie das Gedicht gelesen, das ich noch in der gleichen Stunde über sie geschrieben habe...
Was sollen wir Schüler noch lesen?
Was soll das sein: Literatur?
Am Buch, dem befremdlichen Wesen,
da stört uns die Handlung doch nur!
Autoren verfassen Geschichten
nicht etwa, damit man sie liest.
Die Sachen, wovon sie berichten,
sind etwas, das Schüler verdrießt.
Wir hegen nur Groll gegen Handlung,
und Spannung lenkt Leser nur ab.
Was zählt, ist syntaktische Wandlung.
Es dreht sich der Autor im Grab.
Nein, Deutschlehrer, die mich nicht toll fanden, fand ich auch nicht toll. Ich habe einmal im Leben eine Nachhilfestunde Deutsch gegeben für den Sohn einer Bekannten meiner Mutter, achtes Schuljahr, Gedichtinterpretation. Es gab es ein schwer depressives Stück Trakl (ich finde Trakl ja immer noch toll), und ich habe aus dem Jungen ganz viel rauskitzeln können, was das Gedicht in ihm bewegt hat, und es ist eine wirklich schöne Hausarbeit geworden. Er war stolz drauf und hat sie am anderen Tag in der Schule vorgelesen. Und was war? Es war eine andere Interpretion, als sein Lehrer im Kopf hatte, und wir hatten nicht die Intenzionen rausgearbeitet, auf die der Lehrer gewartet hätte. Er hat dem Jungen eine Vier gegeben für die Arbeit. Danach habe ich nie wieder irgend jemandem Deutsch-Nachhilfe gegeben.
Zitat von: Maja am 22. Juli 2011, 21:34:31
Was sollen wir Schüler noch lesen?
Was soll das sein: Literatur?
Am Buch, dem befremdlichen Wesen,
da stört uns die Handlung doch nur!
Autoren verfassen Geschichten
nicht etwa, damit man sie liest.
Die Sachen, wovon sie berichten,
sind etwas, das Schüler verdrießt.
Wir hegen nur Groll gegen Handlung,
und Spannung lenkt Leser nur ab.
Was zählt, ist syntaktische Wandlung.
Es dreht sich der Autor im Grab
Boah, Maja, sei froh, dass ich nichts getrunken habe, sonst wärst du jetzt Schuld daran gewesen, dass ich meinen Lappi versaut hätte.
Das Gedicht ist göttlich! Mensch, wenn du das irgendwie vertont kriegst, das würden dir Schüler und Menschen wie ich aus der Hand reißen!!
Aber leider trifft das häufig den Deutschunterricht 1:1!
Darf ich mal gegen den Trend anreden? Zuviel wohlfeiles Lehrerbashing geht mir irgendwann ein bisschen auf den Sack. Sorry.
In der Mittelstufe bekamen wir eine neue Klassenlehrerin, die zugleich auch unsere Deutschlehrerin war. Die war nicht nur clever, einfühlsam und attraktiv sondern unglaublich engagiert. Sie leitete an unserer Schule auch die Theater AG, in der jeder mitspielen wollte, der was auf sich hielt. Leider wurde man erst ab Oberstufe aufgenommen, aber sie hat mir vorher eine freie Gruppe bei einer Freundin vermittelt. Die Frau hat mich nachhaltig beeinflusst.
In der Oberstufe hatte ich dann Deutsch-Leistungskurs bei der Mutter eines guten Freundes. Ebenfalls sehr engagiert. Wir hatten einen Kurs Werbedeutsch, dann Sturm und Drang, schließlich Romantik und Schauerroman. Ohne sie hätte ich wahrscheinlich bis heute viele Klassiker nie angefasst. Als Teenager ist man da manchmal fürchterlich borniert (jedenfalls ging es mir so: "Goethe? Igitt!"). Insofern bin ich froh über den Input.
Formal war ich immer etwas angestrengt. In meiner Kindheit konnte ich nicht ordentlich schreiben (ich meine jetzt die physische Seite) und habe lange Stunden mit dem Malen von riesigen Schreibschriftbuchstaben verbracht. Sollten so eine Art Entspannungsübung sein. In der Grundschule stand dann im Zeugnis meine Schreib- und Vorlesekenntnisse und Wortschatz wären die eines Älteren. Auf dem Gymnasium war ich ein fauler Sack, bin immer nur so mitgelaufen, habe keine Hausaufgaben gemacht und mich nie auf eine Klausur vorbereitet. Meine Noten waren dann auch eher mäßig bis durchschnittlich. In Deutsch etwas besser. Grammatik und Orthographie waren nie ein Thema. Irgendwie habe ich ein gutes Auge für Strukturen. Was bei mir bis zum Tod nicht klappen wird, ist Zeichensetzung. Meine Lehrerin in der Oberstufe meinte immer, ich vermittele ihr den Eindruck ich würde erst einen Text verfassen und danach ein paar Kommata mit dem Salzfass verstreuen, in der Hoffnung das es passt. In der Abiklausur hat sich mich wegen dreiundreißig Zeichenfehlern auf acht Seiten um eine ganze Note auf eine Drei herabgestuft. Sie hatte damit völlig recht.
Heute lebe ich in vielerlei Hinsicht vom Sprechen und Schreiben, als Jurist, Professor und Schriftsteller. Nach meinen Interpunktionsproblemen, oder der Tatsache, dass meine Handschrift immer noch völlig unleserlich ist kräht heute kein Hahn mehr.
Deutsch sollte ein Schriftsteller können und zwar sehr gut. Ein großer Wortschatz, ein gutes Textgefühl, solide Orthografie und Grammatik sind unerlässlich. Verlage werden Bücher auch ablehnen, wenn sie das Gefühl haben, dass der Autor formal seine Sprache nicht beherrscht, auch wenn die Grundidee interessant ist. Zuviel Arbeit im Lektorat. Das heißt doch auf der anderen Seite nicht, dass eine Schwäche auf der Schule den Ausschlag geben muss. Ein Freund von mir ist Legasteniker und erfolgreich veröffentlichter Wissenschaftler. Schließlich hören wir nach der Schule ja nicht mit dem Lernen auf, im Gegenteil.
Die Schule soll nur einen Fundus bieten. Dass es dort nicht ohne Überforderung, Ungerechtigkeiten und Unfairness abgeht, liegt am Leben selbst. Ich hatte wohl Glück, meine Lehrer haben ohne unkritisch zu sein, meine Liebe zur eigenen Sprache verstärkt. Das hat sich dann später nochmal vertieft, als ich zwei Jahre in die USA gezogen bin und irgendwann anfing englisch zu träumen. Da gehen einem Zusammenhänge und Strukturen auf, die man vorher nie gesehen hat.
Liebt Euer deutsch. Hört Euren Lehrern aufmerksam zu, aber lasst Euch von Ihnen nicht deprimieren oder unterbuttern. Die sind auch nur Menschen, die wie ihr, versuchen das Richtige zu tun. Solltet Ihr es wieder erwarten doch mit einem unfähigen Monster zu tun haben, dann tut, was man in solchen Situation tut, beschwert Euch oder klappt einfach die Ohren zu.
So ... genug gestandpaukt. Zurück ans Schreiben. ;)
Zitat von: Schommes am 23. Juli 2011, 19:50:06
Darf ich mal gegen den Trend anreden? Zuviel wohlfeiles Lehrerbashing geht mir irgendwann ein bisschen auf den Sack. Sorry.
Hört Euren Lehrern aufmerksam zu, aber lasst Euch von Ihnen nicht deprimieren oder unterbuttern. Die sind auch nur Menschen, die wie ihr, versuchen das Richtige zu tun. Solltet Ihr es wieder erwarten doch mit einem unfähigen Monster zu tun haben, dann tut, was man in solchen Situation tut, beschwert Euch oder klappt einfach die Ohren zu.
Ich hatte nicht den Eindruck, daß die anderen hier Lehrerbashing betreiben, weil es schick ist. Ich kann in meiner Laufbahn sowohl auf tolle, engagierte Lehrer zurückblicken - die Grundschullehrerin, die mich schon in der ersten Klasse den Deutsch-Stoff vom zweiten Schuljahr machen ließ, weil ich unterfordert war... oder die Deutschlehrerin, die sagte, man sollte Kritik begründen können oder die Klappe halten.
Ich hatte aber auch Lehrer auf meiner Schule, bei denen ich den Glauben an die Menschheit verloren habe. Die Physiklehrerin, die mir ohne Vorwarnung eine 5 gab und im nächsten Halbjahr trotz anhaltender Resignation meinerseits und unveränderter Leistung eine 3. (Beide Male wäre eine 4 gerecht gewesen.)
Oder der Lehrer, der meinen Freund in Latein sitzenbleiben ließ und ihm sagte, wer kein Latein könne, habe nichts an einem Gymnasium verloren. Oder der Sportlehrer, der ihm einen Verweis angedroht hat, weil er sein Asthma für vorgetäuscht hielt.
Oder die Lehrer, die in der Oberstufe auf unserem lesbischen Stufenpärchen rumgebasht haben. Eine der beiden ist eine hochtalentierte Künstlerin, der eine 4 im Kunst-Abi reingewürgt wurde. Der anderen wurde die Abiqualifikation verwehrt - mit System. Die darf jetzt auf zweitem Bildungsweg die nötige Quali für ihr Studium nachholen.
Mich selbst hat meine Biolehrerin im mündlichen Abi nach anderthalb Minuten auf das Thema gebracht, das ich am wenigsten beherrschte, um mich ins Blackout zu drängen und hinterher mit 3 Punkten in dieser Prüfung meinen Schnitt zu versauen und damit mein Wunschstudium.
Man beschwert sich halt nur sehr schlecht, wenn's die Frau des Direktors ist.
Ich bin eigentlich ein sehr selbstbewußter Mensch, aber ich bin Monate nach meinem Abi schweißgebadet aus Alpträumen hochgeschreckt, weil ich dachte, ich hätte was vergeigt und müßte da nochmal hin. Das hat Spuren hinterlassen.
Ich traue jedem meiner Vorposter hier zu, sachlich über Lehrer zu urteilen, weil ich selbst gut genug weiß, wie Lehrer sein können. Hier basht bestimmt keiner aus Spaß. Ich würde überhaupt nicht sagen, daß hier jemand basht.
Uneingeschränkte Zustimmung meinerseits jedoch hierzu:
Zitat von: Schommes am 23. Juli 2011, 19:50:06
Deutsch sollte ein Schriftsteller können und zwar sehr gut. Ein großer Wortschatz, ein gutes Textgefühl, solide Orthografie und Grammatik sind unerlässlich. Verlage werden Bücher auch ablehnen, wenn sie das Gefühl haben, dass der Autor formal seine Sprache nicht beherrscht, auch wenn die Grundidee interessant ist. Zuviel Arbeit im Lektorat. Das heißt doch auf der anderen Seite nicht, dass eine Schwäche auf der Schule den Ausschlag geben muss. Ein Freund von mir ist Legasteniker und erfolgreich veröffentlichter Wissenschaftler.
Ich glaube auch, daß die Verlage sehr viel härter urteilen als die meisten hier. Ehrlich gesagt versteh ich auch nicht, warum nicht jeder Autor den Anspruch an sich hat, seine eigene Muttersprache perfekt zu beherrschen. Besonders seit der Rechtschreibreform hat sich so ein "weiß doch eh keiner mehr, wie es geschrieben wird, mach ich jetzt halt irgendwie" eingeschlichen, was ich sehr schade finde.
Das Beispiel mit dem Legastheniker finde ich als Dyskalkuliker übrigens interessant. Ich hab grad am eigenen Leib erlebt, was alles möglich ist, wenn man mit der richtigen Hilfe an seiner Schwäche arbeitet. Ich habe auch als Kind bei einer befreundeten Legasthenikerin gesehen, daß sich diese Leistungsschwäche ausmerzen läßt, wenn man kompetente Förderung in Anspruch nimmt.
Aber irgendwo ärgert es mich, daß einem Fehler in Mathe immer vorgehalten werden und für die Sprache dann Argumente ins Feld geführt werden wie "es gibt ja Betaleser und Rechtschreibhilfen". Warum gibt es da diese Verwässerung im Anspruch an die Korrektheit? Ich finde auch als Betaleser Texte mit vielen Fehlern nicht gut lesbar und verstehe mich als Betaleser auch nicht als Komma-Jäger oder sowas. Ja bitte, wenn schon der Autor das nicht kann, warum sollte ich das können?
Wenn ich Texte zum Betalesen rausgebe, dann immer in einem Zustand, für den ich mich nicht schämen muß. Mag der Perfektionist in mir sein ;)
@Schommes
Ich habe nicht das Gefühl, dass es hier einen allgemeinen Trend zum Lehrerbashing gibt. Vielmehr glaube ich, dass gerade Deutsch ein Fach war, das uns insgesamt deutlich mehr beschäftigt hat als z.B. Erdkunde, weil wir durch unser Interesse an Schreiben, Lesen und Literatur eine viel höhere Erwartungshaltung aufgebaut haben, was uns dieses Fach und die dazugehörigen Lehrer bieten sollten. Deswegen bleiben schlechte Erfahrungen mit Deutschlehrern mehr hängen, sie gehen oft mit großen Enttäuschungen einher, wenn man sich z.B. in eine Gedichtinterpretation voll reingekniet hat und eben dann hören muss, dass man nicht den Geschmack des Lehrers getroffen hat.
Dass wir unseren Deutschlehrern eine Menge verdanken, hat hier niemand abgestritten, es geht mehr um das Problem, dass ein Großteil der Benotung durch persönlichen Geschmack beeinflussbar ist. Ich war heute zu Besuch bei den Eltern meines Freundes, beides Lehrer, und wir haben uns auch über dieses Thema unterhalten. Sie sind Mathe- und Physiklehrer, und ich meinte, dass da die Benotung deutlich einfacher ist als eben in Deutsch - sie haben mir aber erklärt, dass sich seit meinem Abitur (das immerhin siebzehn Jahre zurückliegt) einiges geändert hat, es gibt auch dort jetzt ein Punktsystem, mit dem einzelne Abschnitte der Arbeit benotet werden - also drei Punkte, wenn dieser oder jener Punkt herausgearbeitet wurde, keine Punkte, wenn das fehlt, etc. Das macht die Noten vielleicht etwas besser nachvollziehbar und es für die Schüler einfacher zu wissen, was der Leser will, und so kommt es vielleicht heute seltener vor, dass jemand total engagiert komplett am Thema vorbeischreibt.
Ich bin Lehrerkind, mit einem Lehrerkind zusammen, und pauschales Lehrerbashing liegt mir wirklich fern. Trotzdem hat meine Oberstufendeutschlehrerin viel getan, um mir dieses Fach madig zu machen. Wenn deine da besser war, herzlichen Glückwunsch. Ich trauere ja auch immer noch meinem Mittelstufendeutsch- und Klassenlehrer nach. Aber wenn wir hier trotzdem Autoren geworden sind, weil uns selbst der garstigste Lehrer nicht vom Schreiben und Lesen abhalten konnte, und umgekehrt das, was wir an Förderung von den guten Lehrern bekommen haben, auch zwanzig Jahre später nicht vergessen, ist das eine wie das andere ein gutes Zeichen in meinen Augen.
EDIT (weil es sich mit Danis Post überschnitten hat)
Ich denke, dass ich gut bin in Deutsch. Ich habe ein Gefühl für Sprache und Grammatik, und ich leide sicher nicht unter einer Lese/Rechtschreibschwäche. Trotzdem bin ich extrem unfähig, wenn es darum geht, meine eigenen Rechtschreibfehler zu finden - nicht Deutsch ist mein Problem, sondern Konzentration. Mir helfen Rechtschreibprogramme, trotzdem muss ich meine Betaleser immer vorwarnen, dass meine Texte fehlerintensiv sein können. Dass ich wegen Aufmerksamkeitsdefiziten von meinen Deutschlehrern nicht heruntergestuft worden bin, wo es um die Benotung geht, halte ich ihnen immer noch zugute, denn damals war ADHS noch kein Begriff und auch nicht so eine Modeerscheinung wie heute - trotzdem haben sie das Problem erkannt und mir keinen Strick drausgedreht.
Ich beherrsche die Rechtschreibung, aber ich bin meistens einfach schneller als mir guttut und stehe dann wie der Ochs vorm Berg vor einem Texthaufen, den ich auf die Schnelle nicht mehr selbst erfassen kann. Dass ich mich damit nicht zum Deutschlehrer eigne, steht außer Frage. Als Autorin bin ich aber sicher keine Fehlbesetzung, gerade weil es nette Programme und nettere Menschen gibt, die bei diesen Problemen helfen können.
Danke Dani und Maja.
Ich hatte mir verkniffen dazu etwas zu schreiben, aber ihr trefft den Punkt ;).
Bashing (dt.: öffentl. Beschimpfung :P) liegt mir wirklich fern, da ich finde, dass mir sowas nicht steht. Eigentlich wollte ich nur möglichst objektiv zeigen, dass man manchmal eben doch wenig der Spielball der Lehrer ist. Aber selbst ich hatte am Ende einen wirklich guten Deutschlehrer. Und im Gegensatz zu Deutsch, waren meine Noten in Mathematik wesentlich konstanter.
Den Einfluss des Deutschunterrichts auf mein Schreiben beziffere ich mit knapp über 0 (abgesehen von Rechtschreibung und Grammatik).
Meine ganz persönliche Meinung:
Nach meiner Erfahrung (die zugegebenermaßen schon lange her ist) ist der Wert dessen, was man in der Schule lernt, eher begrenzt, insbesondere ab Klasse 9 oder 10 aufwärts. Von dem, was man in der Oberstufe lernt, wird man in seinem späteren Leben allenfalls 10% erinnern und noch weniger davon wirklich nutzen. Man geht zur Schule, um eine gewisse Allgemeinbildung zu erhalten und um einen guten Ausbildungsplatz oder einen Studienplatz zu bekommen - davon abgesehen sollte man in irgendwelche Noten nicht zu viel hinein interpretieren, schon gar nicht bei einem Fach wie Deutsch.
Zitat von: Sternlicht am 24. Juli 2011, 01:02:11
. Von dem, was man in der Oberstufe lernt, wird man in seinem späteren Leben allenfalls 10% erinnern und noch weniger davon wirklich nutzen. Man geht zur Schule, um eine gewisse Allgemeinbildung zu erhalten und um einen guten Ausbildungsplatz oder einen Studienplatz zu bekommen
Später gehe ich noch kurz auf die Deutschnoten Thematik ein, aber erstmal möchte ich kurz auf diese Aussage reagieren.
Nein.Was man in der Oberstufe lernt (lernen sollte), ist, sein Hirn selbstständig zu benutzen. Klingt blöd für alle Nicht-Abiturienten, aber so habe ich es empfunden. Die Aufgaben drehten sich in fast allen Fächern um Dinge wie: Dieses Thema. Besorg dir Informationen. Bewerte sie, entwickele eine eigene Meinung, vertrete sie. Untersuche die Aussagen anderer. Diskutiere.
Kurz: Lerne, deinen eigenen Kopf selbstständig und verantwortungsbewusst zu benutzen.
Und
das war so ziemlich das wichtigste, was ich in der Schule mitbekommen habe.
So, leidiges Thema Deutschnoten:
Jupp, da ist Ermessensspielraum drin. Genauso wie in Kunst. Z.B.
Meiner Meinung nach ist die Sprache die Heimat des Schriftstellers. Möglichst Fehlerfreie Beherrschung in Sprache und Schrift sollte für uns doch eigentlich schon eine Frage des Stolzes sein, oder?
Wenn man diese Leidenschaft für Sprache hat, dann agiert doch meistens auch interessiert im entsprechenden Unterricht. Und wenn dass dann nicht in entsprechenende Noten honoriert wird -
Es sind nur Noten. Mein Abi war Noten-Technisch nicht gerade überragend. Woran lag das? Ich hab mir Lehrer und Fächer gesucht, die mir was beibringen konnten, die mich gefordert haben. Und die streng benotet haben.
Kleines Beispiel: In der 11. hatte ich in Kunst bei Herrn H. 14 Punkte. Völlig entspannt.
In der 12. habe ich einen Kurs bei Herrn M. belegt. Wupps. 7 Punkte.
Bei wem habe ich mehr gelernt? Bei Herrn M.
Was ich da über Bildkomposition, Spannung u.ä. gelernt habe, hat mir im Studium eine ganze Menge gebracht.
Ach ja, Mathe und Physik hätten mir beinahe mein Abi komplett versaut.
Heute bin Diplom Ingenieurin und verbringe einen signifikanten Teil meines Lebens mit Rechnen und Physik.
Gut. Ich gebe zu: Schlechte Noten sind blöd. Und wenn man sich um NC kümmern muss, sind sie nicht gleichgültig.
Aber Noten sind nicht der einzig wichtige Maßstab für die Qualität von Erkenntnis und Leistung.
Liebe Grüße,
KaPunkt
Hallo Shaina,
ohne jetzt alle Beiträge zu dem Thema gelesen zu haben, möchte ich dazu sagen, dass die Deutschnote meiner ansicht nach nur bedingt etwas mit dem Schriftstellern zu tun haben kann. In Deutsch wird ja nie gefragt, was beim kreativen Schreiben gefragt ist. Wenn du Glück hast vielleicht noch in der fünften Klasse, aber danach nicht mehr. Jedenfalls auf dem Gymnasium nicht. Dort geht es ja darum Interpretationen zu schreiben über andere Literatur, Berichte, Inhaltsangaben, alberne Argumentationen und so was. Da könntest du auch fragen: Muss man ein gutes Exposé schreiben können um ein guter Schriftsteller zu sein?
Und bei den Interpretationen musst du, das war leider meine Erfahrung, genau das schreiben, was der Lehrer hören will, sonst gibt es keine gute Note. Wenn deine persönliche Meinung nicht gefragt ist, darfst du sei auch nicht hinschreiben und schon gar nicht auswalzen. Der sprachliche Ausdruck zählt im Deutschunterricht nicht mehr allzu viel.
Ich hatte z. B. auch so eine Lehrerin, die hat mir in den ersten beiden Klausuren immer eine Eins gegeben und in der letzten eine Drei oder Vier, sodass ich am Ende wieder auf einer Zwei stand. Ich glaube, die mochte mich einfach nicht. Es war jedenfalls schon ziemlich auffällig.
Kurz gesagt: Scheiß auf die Deutschnote :)
LG Sanjani
Man könnte jetzt natürlich auch sagen, was ist ein guter Schriftsteller? Aber das wäre dann wieder eine endlose Diskussion. Ich denke nicht, dass die Deutschnote die Schriftstellerei beeinflusst, sondern dass es so ziemlich anders herum ist. Seit ich schreibe, habe ich meinen Stil in den Aufsätzen um viele Formulierungen erweitern können und auch habe ich meinen Wortschatz ein wenig erweitern können. Mir fallen in den Deutschklausuren schneller die richtigen Worte ein, die meine Meinung ausdrücken sollen.
Wer aber nicht selbst schreibt und vor allem keine Bücher liest, der tut sich bei komplexeren Themen meiner Meinung nach schwerer. Manche Deutschlehrer sagen sogar sie könnten erkennen, dass ein Mensch noch nie ein Buch gelesen hat.
Zitat von: KaPunkt am 24. Juli 2011, 09:00:04
Was man in der Oberstufe lernt (lernen sollte), ist, sein Hirn selbstständig zu benutzen.
Ich beglückwünsche Dich, Du hattest offenbar eine wesentlich bessere Schulzeit als ich :jau:.
Bei uns lautete die Devise: halte Dich ans Lehrbuch und erfülle die Vorstellungen des Lehrers. Die Oberstufe war da keine Ausnahme und auch im Studium galt es, möglichst genau die Anforderungen zu erfüllen. (Im Grunde genommen ist diese Methode vielleicht auch keine so schlechte Vorbereitung auf das Leben, da es in den meisten Berufen auch darauf hinaus läuft, sich an die Regeln zu halten und die Vorgaben des Chefs zu erfüllen.)
Glücklicherweise war ich schon immer sehr trotzig :darth: .
Ich stand in Deutsch schon immer zwischen 1 und 2, in den letzten Jahren war es dann immer eine glatte 1. Dabei hat mir aber - oh Wunder oh Wunder - der Wortschatz geholfen, den ich durch das Lesen / Schreiben erworben habe. Die Schriftstellerei hat also bis zu einem gewissen Grade meine Zensur beeinflusst.
Allerdings würde ich ohne meine gute Deutschnote bzw. das dadurch erworbene Wissen keinen so guten Stil haben. Meine Deutschlehrerinnen waren nämlich bisher allesamt so, dass sie einzelne Kapitel von mir unbedingt testlesen wollten - darauf, dasss ich selbst schreibe, kamen sie ob meiner Kreativität in Aufsätzen und Co.
Ohne eine ganz bestimmte Deutschlehrerin, die ich von der 3. bis zur 6. Klasse hatte, wäre ich wohl nie wirklich zum Schreiben gekommen, bzw. es wäre nie etwas Ernsthaftes draus geworden. Sie sagte nämlich zu mir: "Sabrina, du hast ein großes Talent geschenkt bekommen. Mach' was draus."
Ja, und jetzt bin ich halt Hobbyautorin :) Ohne sie und ihre großartige Unterstützung wäre es wohl nie so gekommen.
Zitat von: Fizz am 23. Juli 2011, 23:52:50
Bashing (dt.: öffentl. Beschimpfung :P)
:jau: Danke, so erspare ich mir das Nachblättern... :jau:
Zitat von: Schommes am 23. Juli 2011, 19:50:06
Zuviel wohlfeiles Lehrerbashing geht mir irgendwann ein bisschen auf den Sack. Sorry.
Liebt Euer deutsch. Hört Euren Lehrern aufmerksam zu, aber lasst Euch von Ihnen nicht deprimieren oder unterbuttern.
Solltet Ihr es wieder erwarten doch mit einem unfähigen Monster zu tun haben, dann tut, was man in solchen Situation tut, beschwert Euch oder klappt einfach die Ohren zu.
Ich denke auch nicht, dass hier Deutschlehrer allgemein beschimpft werden. Wie überall gibt es solche und solche. Ich hatte in der 9. Klasse einen tollen Deutschlehrer, bei dem ich anhand einer Textanalyse Dinge übers lebendige Schreiben gelernt habe, an die ich mich heute noch erinnere. Ich weiß auch nach 25 Jahren den Titel der Erzählung noch ("Brudermord im Altwasser"), der ist mir genauso im Gedächtnis haften geblieben wie der miese Spruch meiner Deutsch-LK-Einpeitscherin.
Das Problem bei "Monsterlehrern" ist, dass Beschweren oft genau das Gegenteil von dem bringt, was man erreichen will, sprich man rutscht auf der Abschussliste noch ein paar Plätze weiter nach oben und die Noten entsprechend nach unten.
Zitat von: Pestillenzia am 24. Juli 2011, 16:46:09Ich weiß auch nach 25 Jahren den Titel der Erzählung noch ("Brudermord im Altwasser"), der ist mir genauso im Gedächtnis haften geblieben wie der miese Spruch meiner Deutsch-LK-Einpeitscherin.
[OT on/] Die Geschichte mussten wir im Zuge der Prüfungsvorbereitung in Deutsch auch bearbeiten. Brrr, gar nicht so einfach! [/OT off]
Was ich in meinen drei Jahren Gymnasium gelernt habe: Lass dir niemals anmerken, dass du selbst schreibst. Sobald das geschehen ist, wird der Lehrer dich immer nach deiner Meinung fragen zu bestimmten Themen, weil du ja besonders "qualifiziert" bist -- wenn du dich dann nicht damit auskennst, bist du am A* und der Lehrer könnte dir wieder eine reinwürgen ... Wobei ich sagen muss, dass mein Deutsch- und Sport-Lehrer auf dem Gymnasium mich wahrscheinlich nicht immer volle Möhre aufs Glatteis und vorführen wollte. Aber seitdem ich in einer Klausur erörternd über Autor = Protagonist philosophierte, mich dabei als Autor "outete", hatte ich das Gefühl, dass er mich noch mehr auf dem Kieker hatte als davor. Der Mann hatte aber auch einfach ein (zu) großes Ego -- und ich hatte ein ebensolches, war dazu noch in gewissem Umfang einfach ignorant und direkt und da sind wir mehrmals aneinander geraten. Es gibt auch die ein oder andere Sportanekdote, die beweist, dass er mir nichts geschenkt hat. Trotzdem stand ich letztlich zwischen 10 und 12 Punkten in Deutsch. Mir hats gereicht, ich war zufrieden. Ich mein, ganz ehrlich, so nützlich es als Autor ist, Charaktere und ihre Handlungen zu durchschauen (a ka: zu interpretieren) -- im Deutsch-Unterricht wird einfach jedes Werk zeredet. Besonders Lyrik. Und wenn einem als Autor dann sowas völlig abgehet ... Mir war der Lehrer lästig, mir war der Deutsch-Unterricht lästig -- aber mir war bis auf Kunst und Ethik eh jedes Fach letztlich lästig. *Schultern zuck* Man kann sich seine Schulzeit auch selbst unnötig schwer machen.
Was ich letztlich rückblickend resümieren kann: Viele theoretische Dinge aus dem Deutsch-Unterricht sind ein guter Einstieg für Autoren, wenn sie sich ernsthaft mit dem Schreiben auseinander setzen wollen. Aber man muss sie nicht auswendig können, um tiefer in die Materie vorzustoßen -- und vorallem reicht das Schulwissen nicht aus. Man muss sich selbst alles erlesen und erarbeiten und dann entscheiden, was einem davon passt oder nicht. Den Rest kann man dann wieder vergessen. ;D (Funktioniert nur leider nicht in einer Deutsch-Klausur. Schule ist mittlerweile nur noch eine Leistungs-, keine Vorbereitung-aufs-Leben-Anstalt. Ordentliches und absolut eigenständiges Arbeiten wurde mir erst in der Uni abverlangt, nicht in der Schule wie bei Dani. Glückwunsch im Übrigen dazu. ;) )
Ich glaube auch nicht, dass Deutschnoten auch nur irgendetwas über das schriftstellerische Talent einer Person aussagen. Zwar sind, wie Schommes schrieb, Grammatik und dergleichen sehr wichtig, sobald man den Roman verkaufen möchte, während des eigentlichen Schreibens aber meiner Meinung nach vollkommen zweitrangig. Eine meiner Freundinnen hat eine massive Rechtschreibschwäche. Sie schreibt seit knapp sechs Jahren historische Romane und, obwohl es schon besser geworden ist, kämpft sie immer noch damit. Das sogenannte Deppenleerzeichen, falsch geschriebene Wörter, fehlende Satzzeichen...sie kriegt es einfach nicht hin. Dementsprechend sahen ihre Deutschnoten aus. Trotzdem lese ich ihre Sachen viel lieber, als die in korrektem Deutsch verfassten Versuche an Kurzgeschichten meiner alten Mitschüler. Sie hat einen wunderbar ironischen Schreibstil, ein Talent für Dialoge und weiß, wie man Spannung geschickt aufbaut. Sie ist deshalb trotz ihrer Schwäche in meinen Augen hundertmal mehr Schriftstellerin als die anderen mit ihren trockenen Handlungen und hölzernen Dialogen, obwohl die die guten Deutschnoten bekommen haben.
Eigentlich ist es doch so, oder nicht: Im Fach Deutsch geht es einerseits um Grammatik und dergleichen, andererseits darum die Werke anderer Schriftsteller kennenzulernen, zu verstehen und zu bewerten zu lernen. Um Phantasie, Plots und Sprachgefühl geht es doch überhaupt nicht. Es ist ja auch nicht Kreatives Schreiben.
Ich selbst habe auch gemischte Erfahrungen mit Deutschlehrern und -noten gemacht. Keiner meiner Deutschlehrer war inkompetent oder so, keinesfalls. Sie hatten nur natürlich alle eine ganz andere Auffassung von guter und schlechter Literatur, das ist ja auch völlig normal. In der Grundschule haben mein bester Freund und ich angefangen richtige "Bücher" zu schreiben. Ich stand total auf Tiergeschichten und schrieb über eine Katze, die Mordfälle löst. Meine Lehrerin war total begeistert. In der Orientierungsstufe fand ich sowas immer noch toll und habe einen Aufsatz zum Thema "Märchen" über eine Prinzessin und deren Katze geschrieben. Was kam bei der neuen Lehrerin dabei raus? Eine 5. Sie hat sogar mit meinen Eltern darüber gesprochen, weil sie meinte, ich hätte eine merkwürdige Phantasie und was nicht alles. In der siebten hatte ich dann wieder eine andere Lehrerin. Und plötzlich hatte ich wieder meine 2en, obwohl ich immer noch über total abstruse Szenarien geschrieben habe. Wer von diesen Lehrern hatte nun recht, was mein Talent für Plots angeht?
Was Interpretationen betrifft: In der 11. war ich da der totale Verlierer. Immer nur 5en, weil ich nieeee herausgefunden habe, was der Autor mir wirklich sagen wollte. :wart: Ab der 12. hatte ich wieder eine neue Lehrerin und die fand, dass meine Interpretationen 13 oder 14 Punkte wert waren.
Was ich damit sagen möchte: Deutschnoten sind eigentlich ziemlich subjektiv und sagen überhaupt nichts über das schriftstellerische Talent eines Schülers aus.
Zum Lehrerbashing: Obwohl das hier eigentlich nicht passiert, finde ich trotzdem, dass man auch über seine Lehrer seine Meinung äußern darf. Und obwohl ich in Deutsch nie so einen hatte, es gibt genug Lehrer, die es wirklich nicht drauf haben. Oder was sagt man sonst dazu, wenn ein Mädchen, dass gern Gedichte schreibt und diese ihrer Lehrerin zum Lesen gegeben hat, zu hören bekommt: "Lass es einfach sein, du kannst es nicht." :gähn:
Hui, was für eine rege Beteiligung! ;D Danke für eure vielen Antworten.
Aaalso, auch ich denke, wie im Eingangspost bei der Threaderöffnung schon dargestellt, dass Noten nicht allzu viel aussagen, aber durchaus etwas aussagen können. Und eben diese zuletzt genannte Tatsache ist es, die mich ob meiner Deutschnote an meinem Können hat zweifeln lassen. Mittlerweile bin ich darüber wieder etwas hinweggekommen...
Hach ja, das liebe Schreiben ;D Mir wird man sicher nicht anmerken, dass ich viel lese.... weil ich es nicht tue ;) Wenn, dann merkt man mir an, was ich lese: Sachbücher ;D Das ist mein Problem. Ich liebe es, Fantasy zu schreiben und mich in einer eigenen Geschichte zu verlieren, aber Fantasy lesen? Nee, dat is' nich'. Sobald ich ein Fantasybuch zu lesen versuche, meldet sich die Schriftstellerin in mir zu Wort und sagt mir, ich solle das Lesen aufhören und endlich mit dem Schreiben anfangen ;D Kennt jemand das Problem? Das ist echt mies, wenn man gescheite Geschichten zu Papier bringen will und dann ständig Bandwurmsätze mit mitunter mehr als zehn Kommata fabriziert... Das letzte Fantasybuch, das ich gelesen habe, war "Die Elfen" von Bernhard Hennen - anno 2009...
Aber mich würde mal interessieren, ob meine Lehrerin davon ausgeht, dass ich selbst schreibe. Habe in den letzten Tagen sogar darüber nachgedacht, ihr mal was von mir zum Lesen zu geben, sollte sie daran denn Interesse haben, aber euren Erfahrungen nach sollte man das wohl besser lassen, ist einem eine Note jenseits der drei schlechtesten heilig ;D
Meine Deutschlehrerin weiß, dass ich bereits als Lektorin "gearbeitet" habe und fragt mich des Öfteren nach der korrekten Buchstabierung diverser Wörter... weiß nicht, was das soll, vielleicht will sie mich testen. ;)
@Kati: Das ist echt hart :o Ich finde, als Lehrerin sollte man seine Schüler eher motivieren denn demotivieren. Selbst wenn sie deinen Stil oder dieses eine Gedicht nicht mochte, und wer weiß, vielleicht gefiel ihr dein Gedicht sogar so gut, dass sie einfach dein Talent beneidete, sollte sie einem Mädchen, das von ihr in Deutsch unterrichtet wird, doch nicht davon abraten, selbst kreativ tätig zu werden... Ich versteh' sowas nicht.
Ich denke schon, dass die Deutschnoten etwas über das schriftstellerische Können aussagen - aber eben nur in der Sek I. Da geht es zumeist (zumindest war das bei uns der Fall) nur um Sprache an sich, Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik. Aber auch da hatte ich immer eine Zwei, obgleich mein Deutschlehrer meinen mit 14 Jahren verfassten Krimi zur Hälfte gelesen und dabei sicher gemerkt hat, dass ich nicht wirklich schlecht bin (nicht dass eine Zwei schlecht wäre, aber ich habe eine Hauptschule besucht - da ist eine Zwei doch schon etwas traurig). Also, ihr habt sicherlich Recht, wenn ihr sagt, dass man die Sprache selbst, in der man seine Geschichten verfasst, beherrschen sollte - aber hier müsste man sich dann wieder fragen, inwieweit die Deutschnote in der Oberstufe mit dem sprachlichen Können zusammenhängt. Wie bereits angedeutet; Ich persönlich denke, dass sprachliches Können und Deutschnote noch weniger zusammenhängen als schriftstellerisches Talent und Deutschnote in der Oberstufe. Wen interessieren denn Rechtschreibung und Zeichensetzung, wenn man für das korrekte Schreiben ohnehin nur vier von hundert möglichen Punkten bekommt und die Sprache somit eh nur vier Prozent ausmacht?
Mein Erdkundelehrer hat mir doch tatsächlich nur drei Punkte für die Rechtschreibung gegeben - und begründete das mit einem Flüchtigkeitsfehler! :wums: Das ist mir in meiner Pädagogikklausur auch passiert ("Zene" statt "Szene"... obwohl ich das Wort schon so oft geschrieben hab!), doch da habe ich die volle Punktzahl kassiert. Aber gut, es gibt Schlimmeres... Solange ich wenigstens die anderen drei Punkte bekommen habe, sollte ich mich nicht beschweren.
Und Maja, der Aussage deines Gedichts stimme ich eindeutig zu! ;D Um noch auf einen anderen Post von dir einzugehen... wegen dem Zitieren bei wissenschaftlichem Arbeiten, etc. Das Problem bei den wenigen Zitierpunkten ist, dass ich bisher nie Punkteabzug bekommen und daher nicht gewusst habe, dass ich, um die volle Punktzahl zu erlangen, eigentlich öfter zitieren müsste, als es bei mir normal ist. Ich habe noch nie öfter als zehnmal in einer Klausur zitiert, und wenn sie zwölf Seiten lang war - bisher hat es immer gereicht. Aber gut, man lernt immer wieder dazu... Noch mal lasse ich nicht zu, dass man mir meine zu wenigen Zitate ankreiden kann! ;) Aber ich habe es mir einmal geleistet, meine Lehrerin zu korrigieren.... wohlgemerkt nicht vor allen Schülern, aber nach dem Unterricht. Ich glaube, mit solchen Aktionen macht man sich auch nicht gerade beliebt. Dabei wollte ich nur wissen, weshalb es mir rot angekreuzt worden war, dass ich in der Klausur nach einem Semikolon großgeschrieben hatte, weil ein kompletter Satz folgte...
LG
ZitatMeine Deutschlehrerin weiß, dass ich bereits als Lektorin "gearbeitet" habe und fragt mich des Öfteren nach der korrekten Buchstabierung diverser Wörter... weiß nicht, was das soll, vielleicht will sie mich testen. ;)
Ich würde sagen, das kommt auf die Situation an. Vll. fragt sie auch dich, weil sie eh jemanden fragen will, und eben weil du ihr vom Lektorieren erzählt hast, spricht sie dir eine gewisse Qualifikation zu und nimmt dich dann eben? Ich mein, bevor sie jemanden nimmt, der es nicht kann oder kann, sich aber vorher noch weigert? Weiß ja nicht, wie mitarbeitswillig deine Klassenkameraden sind. ;D
Zitat(...) ihr mal was von mir zum Lesen zu geben, sollte sie daran denn Interesse haben, aber euren Erfahrungen nach sollte man das wohl besser lassen, ist einem eine Note jenseits der drei schlechtesten heilig ;D
Naja, ich habe das auch nur erwähnt (wenn du dich auf mich beziehst :) ), weil ich ab da einen deutlichen Anstieg an Fragen vernehmen konnte, die von mir eine Meinung forderten, die man nur haben kann, wenn man sich näher mit dem Schreiben beschäftigt. An sich ist das sicher nicht schlimm, ich fands nur bisschen nervig, weil ich zu der Zeit wenig Interesse an aktiver Mitarbeit hatte ... Ich wollte gemütlich durch die Stunden kommen ohne Aufregung. ;D Allerdings hatte ebenjener Deutschlehrer ein Gespür dafür, wenn jemand abgeschalten hat ... und manchmal war auch mein halbes Ohr taub gewesen und dann hatte er mich und frug mich so manches. Komische Type; aber, wie gesagt: zwei große Egos.
Also, wenn es dir nichts ausmacht, dann auf das Schreiben angesprochen zu werden bzw. bei bestimmten Fragen die erste zu sein, die gefragt wird, ist das sicher kein Problem, deiner Lehrerin etwas zu zeigen. Ich seh eher das Problem darin, dass Oberstufenlehrer (scheinbar) nicht in Richtung "kreatives Schreiben" geschult werden und ihr Urteilsvermögen eingeschränkt ist. Was ich von einem Deutschlehrer erwarte, ist die Beherrschung der dt. Grammatik und Rechtschreibung -- als Korrektoren sind sie also allemal gut. Aber für Charakterstudien? Sie könnten vll. mit Beispielen aus der Weltliteratur aufwarten -- aber ob mir das bei der Erschaffung hilft?
Ich denke, wenn du deiner Lehrerin etwas zeigen willst, solltest du dir vll. Gedanken machen, was du dir davon versprichst. Unter Umständen könnte es doch nach Aufmerksamkeitsheischen aussehen, wenn du ihr einfach mal so etwas in die Hand drückst.
Stimmt schon. Kann sein, dass ich das nur wieder überbewerte und direkt ins Negative ziehe, obwohl sie es eigentlich nur ehrlich meinte und wissen wollte, wie es geschrieben wird ;D Na ja, demotivierte Schüler... ;) Wir haben teilweise schon motivierte Schüler in der Stufe, aber kaum jemand dort beherrscht Rechtschreibung oder Grammatik, was nicht zuletzt daran liegt, dass solche Dinge in Schulen, vor allem in Real- und Hauptschulen, kaum noch wirklich gelehrt werden (-> meiner Erfahrung nach zum.). Wenn man eine passable Rechtschreibung haben will, muss man sich die selbst beibringen, und ich glaube nicht, dass es in meiner Klasse jemanden gibt, der schreibt, also außer mir. Ich werd mal versuchen, solche Fragen nicht direkt als "Test" zu sehen ;D
Ja, du hattest geschrieben, dass die Fragen danach mehr wurden.... Irgendwie ist mein Reflexionsvermögen heute schon zu Bett gegangen (was ich auch besser langsam tun sollte ;D). Ich hab nur schon etwas Angst, dass das passiert, was du weiter unten erwähnt hast.... dass sie vielleicht denkt, ich wolle mich profilieren, ihr zeigen, was ich "kann", etc. ... Ich würde mich zwar nicht mal als sonderlich gut im Schreiben bezeichnen (drifte leider viel zu oft in Details ab >:(), aber allein der Versuch könnte seltsam wirken. Schlimmstenfalls würde es wohl nur als misslungener Versuch, mein Können zu beweisen, abgetan.
Der Grund, aus dem ihr überhaupt was zum Durchlesen anbieten möchte, ist eigentlich nur, dass sie mal meinte, sie lese selbst viel an Fantasy und historischen Romanen. Und da sie eben auch als Deutschlehrerin tätig ist, dachte ich, dass sie ihre Meinung zu etwas Gelesenem wahrscheinlich besser in Worte fassen könne als andere Menschen (<- Konjunktiv, ich werd's mit Sicherheit noch irgendwie, irgendwo und irgendwann austesten :)). Also würde ich damit ihre "persönliche" Meinung erfragen - vor dem Hintergrund, dass sie sich (hoffentlich!) besser artikulieren und ausdrücken kann :)
Ach ja, mir fiel eben noch ein, dass irgendwer meinte, die Gymnasiasten dachten von den Gesamtschülern dasselbe wie umgekehrt... Dass ich meinte, Gymnasiasten hätten bessere Noten, lag daran, dass ich bisher nur von Gymnasiasten gehört habe, die allesamt ein gutes Abi geschafft haben. Ich persönlich kenne niemanden, der ein Gymnasium besucht und hinterher einen schlechteren Schnitt als 2,5 geschafft hat - aber klar, wo es Gesamtschüler gibt, die meinen, die Gymnasiasten hätten es einfacher und daher immer bessere Noten als die Gesamtschüler, gibt es natürlich auch das gegenteilige Beispiel ;)
Nochmal zum Lehrerbashing, weil das Wort hier so einen Wirbel verursacht hat: Ich hatte einfach zu dem Zeitpunkt, als ich das geschrieben habe, das Gefühl der Thread bekommt diesbezüglich Schlagseite und wird damit immer mehr OT. Schließlich war die Ausgangsfrage ja: "Kann ich mit schlechten Deutschnoten ein guter Schriftsteller sein" und nicht: "Sind bei schlechten Deutschnoten die Lehrer schuld oder der Schüler". Da fühlte ich mich versucht auch mal die Partei der anderen Seite zu ergreifen, die sich hier nicht verteidigen kann, wobei ich da sicherlich als quasi-Lehrer nicht frei von Bias bin. Und ich habe gerade sechzig Juraklausuren korrigiert und mich bei nicht wenigen gefragt, wer den Leuten eigentlich ein Deutschabi geschenkt hat und vor allem: Wofür? Da kommen dann aber bestimmt mehrere Faktoren zusammen. Ich vermute, dass geht schon in der Familie los, wo die Eltern ihre Kids lieber vors TV setzen, als mit Ihnen zu kommunizieren und dann können Lehrer oft auch nicht alles retten, was da verbockt wurde.
Das es auch Monsterlehrer gibt, denen man mitunter schutzlos ausgeliefert ist, habe ich bis an den Rand der gefährlichen Körperverletzung am eigenen Leib erfahren. Aber ich finde, man sollte sich hüten, jedes mal, wenn man eine schlechte Note kassiert, dahinter eine unfaire Aggression des Lehrers zu vermuten. Das wäre meiner Meinung nach mit Verlaub keine sehr reife Sichtweise.
Was Meinungsäußerungen von Lehrern über Schüler angeht, sollte man differenzieren: Wenn der Lehrer mich immer wieder auf grammatische Mängel aufmerksam macht, schildert er eine Tatsache, wenn er meine Lyrik oder Prosa schlecht findet, äußert er seine eigene Meinung. Phänomene wie Legasthenie gehören meiner Meinung nach gar nicht in diese Diskussion, weil man dagegen eben machtlos ist. Ich bin Dyskalkuliker und weiß wovon ich rede (wäre allerdings auch im Traum nicht darauf gekommen ein Studium anzustreben, in dem ich rechnen muss ;-).
Deutsch und Schreiben: Sauberes Deutsch ist sicherlich nur eine von vielen Fähigkeiten, die im Gesamtbild einen guten Schriftsteller ausmachen können und im Zweifelsfall kann man sicherlich auch mit mangelhaftem Deutsch ein Bestsellerautor sein, wenn man in den anderen Bereichen entsprechende Stärken aufzuweisen hat. Aber ich denke, es ist eine Binsenweisheit, dass ein mit Fehlern übersähtes Manuskript bei Agenten oder Verlagen schonmal schlechtere Chancen hat, auch wenn es ansonsten den Anforderungen entspricht.
Ein Aspekt der hier immer zu kurz kommt, ist der, dass das Leben nach der Schule weitergeht. Wer in der Schule mit Deutsch wirklich schlecht bedient war, kann ja ins Auge fassen, hieran aktiv etwas zu ändern. Schließlich gibt es Volkshochschulen, Universitäten, private Schreibkurse, Lehrbücher usw. Dass mein Deutsch immer noch stark verbesserungsfähig ist, habe ich im Zuge des Lektorats meines Buches gemerkt und deswegen gnadenlos alles im Duden nachgeguckt, was mir da an den Rand geschrieben wurde. Leben ist lernen.
Haltet die Ohren steif. Meine Posts dünnen sich leider etwas aus, da wir doch in zwei Wochen unser erstes Kind erwarten und ich davon immer mehr beansprucht bin.
Zitat von: Schommes am 27. Juli 2011, 07:51:48
Phänomene wie Legasthenie gehören meiner Meinung nach gar nicht in diese Diskussion, weil man dagegen eben machtlos ist. Ich bin Dyskalkuliker und weiß wovon ich rede (wäre allerdings auch im Traum nicht darauf gekommen ein Studium anzustreben, in dem ich rechnen muss ;-).
Und wieder muß ich widersprechen. Man ist weder der Legasthenie noch der Dyskalkulie hilflos ausgeliefert. Das klingt - sorry - für mich so, als würde man sich drauf ausruhen. "Ich bin Legastheniker/rechenschwach, ich kann das einfach nicht."
Ich würde jetzt gern das Wort Bullsh* dafür benutzen, wie ich das finde ;) Eine gute Freundin von mir hat im 3. Schuljahr eine Lerntherapie gegen die Legasthenie begonnen, die 2 oder 3 Jahre gemacht und kann seitdem lesen und schreiben wie der Durchschnitt.
Ich hab vor einem halben Jahr eine Dyskalkulietherapie begonnen und mit Nachteilsausgleich (den muß man da natürlich berücksichtigen) gerade eine 1 vorm Komma in meiner Matheprüfung gehabt.
Also erzähl mir nix von machtlos ;) Das ist schlicht und ergreifend falsch.
@Shaina
Oh, also dann, wenn sie Fantasy und Histos liest, wird es wohl nicht so schlimm sein, wenn du ihr irgendwann etwas zeigst. Ich denke, solange du das mit einer konkreten Anforderung verknüpfst (Sind die Charaktere zu schwach? Ist irgendwo etwas am Stil krumm? Ist die Perspektivenverteilung gut so?) wird das schon; ist wie im Beta-Board "Sagt mir mal, wie es euch gefällt." ist ziemlich schwammig und führt im Endeffekt zu keinen Ergebnissen. (Und dann siehts auch nicht so aus, als wenn du dich profilieren wolltest. ;) )
Schlechter als 2,5 ... Auch auf Gymnasien gibt es Leute, die es dann doch nicht packen und dann sogar zurück auf die Realschule gehen; das war bei uns meist so in der achten/neunten. Wobei ich ja damals noch auf einer Realschule war. Also, klarer: Ab der 5ten/6ten, weiß nicht mehr genau, wurde ausgesiebt, wer aufs Gymnasium geht und wer nicht, das wurde nicht bereits nach der Grundschule entschieden. Wer es nicht packte, kam, wie gesagt, zurück. Nachdem ich meine Mittlere Reife hatte, machte ich aufm Gymnasium weiter (3 Jahre) und hatte am Ende eine 2,8 (weil ich die letzten mündl. Prüfungen völlig in den Sand gesetzt hatte mit unter 5Pkt. :-\). Aber es gab auch ein/zwei Schüler, die das Abitur letztlich nicht geschafft haben. Natürlich sind zwei von 60 sehr wenig -- aber es stimmt einfach nicht, dass jeder Gymnasiast einfach so sein Abitur bekommt. Da gibt es auch bessere und schlechtere Schüler und wir hatten auch einige, die es gerade so geschafft haben. Und nicht jeder Gymnasiast liest auch viel, das ist das nächste. Da gibt es genauso faule Socken oder die, die es langweilig finden. (Um mal beim Deutschunterricht zu bleiben.)
Fühl dich nicht schlecht, weil du kein Abitur machst. Mit einer super-guten Mittleren Reife kann man in alle möglichen Berufe einsteigen und wenn du eh nicht studieren willst, ist es sowieso gehüpft wie gesprungen. Aber auch ohne Abi kann man auf die Uni/FH, da gibt es dann spezielle Tests, die feststellen, ob dein bspw. mathematisches Wissen ausreichend ist, um problemlos damit an den Uni-Stoff anknüpfen zu können. Wobei jede Hochschule da nochmal ganz eigene Regeln hat, aber ohne Abitur verbaut man sich nicht automatisch alles. Aber ich drifte gerade ab.
Also ich habe seit meiner neuen Deutschlehrerin dieses Jahr auch keine Eins mehr. Sie hat ihre Notengebung sehr nett begründet: Ich wäre ein Freigeist, der sich nicht in den Käfig einer vorgegeben Aufgabestellung zwängen kann, wenn ihm diese missfällt, denn daran würde ich ersticken. Lieb gesagt, aber die Zwei die sie mir reingedrückt hat mach das auch nicht wett...
Zum Thema Leghastenie: Laut dem offizielen Test habe ich LRS. (Obwohl Leseschwäche Schwachsinn ist, Vorlesen gehört zu meinen Stärken.) Daran glauben tun weder Ich noch meine Lehrer und nach dem ich mir ein halbes Jahr lang die sogenannte "LRS-Förderung" angetan habe (Die bestand aus Aufgaben wie [ich zittiere]: Welches Wort passt nicht in diese Reihe: glauben, hoffen, denken, Kerze.) gab ich den Schutz freiwillig wider ab, da meine Deutschlehrerin mir bestätigt hat was wir "LRS-Förderschüler" alle wussten: Ein Großteil von uns hat kein LRS und die Aufgaben sind Schrott.
@ Simara: Das klingt ja krude. Und nach Schrott ;) Und nicht nach dem, was ich damals bei meiner Freundin beobachtet habe. Die Beispielaufgabe ist ja für Legastheniker total sinnfrei. Da geht's doch eher um Semantik und darum, daß man da zwei verschiedene Wortarten vor sich hat.
Aber im Bereich Teilleistungsstörungen ist auch eine Menge Nicht- oder Halbwissen in der Welt unterwegs. Als ich letztes Jahr wissen wollte, ob ich Dyskalkulie habe oder nicht, hat mein Freund durch Zufall im Internet den Namen einer Professorin an meiner Uni entdeckt, die fit in dem Thema ist und dazu auch schon publiziert hat. Also hab ich mal hingemailt und gefragt, was ich machen kann und zur Antwort erhalten: Bei Erwachsenen kann man Dyskalkulie nicht feststellen.
???
Und warum nicht? Ist das ab einem bestimmten Alter nicht mehr sichtbar? ;D
Meine Lerntherapeutin hat 10 Minuten gebraucht, um es zu wissen. Es scheint also irgendwie auch damit zusammenzuhängen, mit wem man zu tun hat. Nicht jeder Mensch, der beim Schreiben Fehler macht, ist ein Legastheniker... zumal per Hand schreiben und Tippen noch was anderes ist, allein wegen der Tippfehler.
Aus eigener Erfahrung, als ich mit dem kleinen Cousin von meinem Freund bissl Musik gelernt habe: Er liest Wörter, ohne sie zu verstehen. Du kannst ihn fragen "Was ist ein Metronom?" und er weiß es einfach nicht, obwohl er es kennt. Da fehlt die Verbindung zwischen Wort und dem real anzufassendem Ding. Möglicherweise ist er auch ein ganz harter Fall, was diese Lernschwäche betrifft, aber die "Lehrer" haben auch an die sieben Jahre gebraucht um überhaupt eine Lernschwäche festzustellen. (Und nein, das soll kein Lehrerbashing sein. Die Mutter war in der Hinsicht genauso blind, was mich fast noch trauriger macht.) Ich bezweifle aber irgendwie, dass er dieses "sinnfreie Beispiel" alleine richtig lösen kann.
Zitat von: Dani am 27. Juli 2011, 11:30:27
Und wieder muß ich widersprechen. Man ist weder der Legasthenie noch der Dyskalkulie hilflos ausgeliefert. Das klingt - sorry - für mich so, als würde man sich drauf ausruhen. "Ich bin Legastheniker/rechenschwach, ich kann das einfach nicht."
So war das natürlich nicht gemeint. Aber für mich persönlich kann ich sagen, dass ich mich mittlerweile in meiner mathefreien Nische relativ gut eingerichtet habe. Das hat sicherlich auch was mit Bequemlichkeit zu tun, aber wozu soll ich mich jetzt noch quälen.
Zitat von: Dani am 27. Juli 2011, 11:30:27
Ich hab vor einem halben Jahr eine Dyskalkulietherapie begonnen und mit Nachteilsausgleich (den muß man da natürlich berücksichtigen) gerade eine 1 vorm Komma in meiner Matheprüfung gehabt.
Also erzähl mir nix von machtlos ;) Das ist schlicht und ergreifend falsch.
Hört sich jedenfalls interessant an. Vor ca. zehn Jahren befiel mich mal der Wahnsinn, ich müsste nun auch noch BWL studieren. Da ich Mathe schon nach der zwölf abgewählt habe (in Nds ging das damals) habe ich ein Propädeutikum gemacht, um zumindest den Oberstufenstoff drauf zu haben. Dabei habe ich immerhin festgestellt, dass ich mit einiger Mühe (während sprachliche Dinge mir eher zufliegen) die abstrakten Konzepte (Trigonometrie, Kurvendiskussion, Matrizenrechnung etc.) verstehe und beherrsche. Das ändert aber leider nichts daran, dass ich mich häufig schon bei simpelsten Grundrechenaufgaben voll verhaue. Aber ich merke gerade, ich drifte ab.
zDatze, das beweist aber auch, daß diese Problematik sehr individuell ist. Die Aufgaben, die ich kenne, sehen halt völlig anders aus, aber die sind natürlich auch für einen anderen Menschen. Simara kann ja offensichtlich Buchstaben lesen, deuten und benutzen, was der Cousin wohl nicht kann. Bei ihm besteht also kein Zweifel, daß er da ein Problem hat und für ihn mag die Aufgabe passen, aber für andere eben nicht. LRS ist ja nicht nur "gar nicht lesen", sondern auch "falsch lesen". Was mich an dieser Beispielaufgabe so stört, ist, daß ich da nicht sehe, wie das helfen soll.
@ Schommes
Was du beschreibst, klingt für mich bekannt ;) Probleme verstehen ja, aber dann mit Zahlen hantieren und ausrechnen nein. Aber von wegen quälen: Mir hat die Lerntherapie die Angst vor Zahlen genommen. Ich weiß jetzt, wie ich die Sachen machen muß, die ich nie konnte und wenn ich nicht grad nervös bin, weil ich geprüft werde, geht das mittlerweile auch. Von Qual keine Spur!
ZitatWas mich an dieser Beispielaufgabe so stört, ist, daß ich da nicht sehe, wie das helfen soll.
Du verstehst die Wörter aber auch. Wenn jemandem die Verbindung zwischen Wort und Bedeutung fehlt, dann können solche Aufgaben durchaus helfen, denjenigen dazu zu bringen nachzudenken. Auch wenn für die Menschen ohne eine solche Schwäche die Lösung offensichtlich ist. Simaras LRS-Förderung war vielleicht auch weiter gefächert und nicht individuell zugeschnitten. Und da sie selber festgestellt hat, dass LRS bei ihr anscheinend nicht vorhanden ist, wundert es mich nicht, dass die Aufgaben in ihren Augen sinnfrei und Schrott waren.
Es wurde ja an früherer Stelle schon einmal gesagt: Die Schule und das Leben haben nicht notwendigerweise viel miteinander zu tun. Ich war im Schulsport eine Niete und habe als Erwachsene gut genug reiten und fechten gelernt um als Double auf einer Freiluftbühne aufzutreten. Ich habe mich auch in Englisch oft genug nur mit knapper Not (und vielen Nachhilfestunden) auf eine Vier retten können und durch meine Mitarbeit im Orgateam einer amerikanischen Lehrerin gut genug Englisch gelernt, um sie in ihren Seminaren zu übersetzen.
Außerdem ist es bedauerlicherweise so, dass die meisten Lehrer Menschen sind. Menschen haben ihre Stärken und ihre Schwächen, ihre Vorlieben, Abneigungen und Empfindlichkeiten. Ich halte es für einen Fehler in allgemeinbildenden Schulen immer noch Fachlehrer unterrichten zu lassen. Normalerweise studiert jeder angehende Fachlehrer sein Lieblingsfach und das ist nur selten das Fach, für das er sich anstrengen musste um gut abzuschneiden. In unserer Schulform unterrichte ich fast alle Fächer (außer Sport, Musik und Kunst) und ich weiß, dass mein Deutschunterricht schlechter ist, als mein Mathe- oder Physikunterricht, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, wieso man mit der Sprache oder einem Text Schwierigkeiten haben kann. Die Schwierigkeiten mit Rechenoperationen oder physikalischen Zusammenhängen kann im Gegensatz dazu sehr gut nachvollziehen.
Zum Thema Legasthenie möchte ich noch anfügen, dass die Forschung in den letzten Jahren in den Bereichen der Teilleistungsschwächen oder Inselbegabungen große Fortschritte gemacht hat. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe für eine Lese-Rechtschreib-Schwäche. In manchen Fällen sind sogenannte Teilleistungsschwächen die Folgen eines posttraumatischen Belastungssyndroms. Wenn es z.B. in einer kritischen Phase des Spracherwerbs durch Unfall, Krankheit oder unglückliche äußere Umstände zu Entwicklungsverzögerungen kommt, kann es durchaus passieren, dass ein Kind sehr viel später beim Erwerb von Lese- und Schreibfertigkeiten blockiert ist weil es den Zugang zur Grundlagenkompetenz für den Erwerb dieser Fertigkeiten zusammen mit dem traumatisierenden Ereignis "abgespalten" hat.
Bei Texterkennungsproblemen hilft es mitunter, das Medium (vom Buch zum Computerbildschirm) oder die Schrift zu wechseln. Ich habe (eher zufällig) festgestellt, dass meine leseschwachen Schüler signifikant besser lesen können, wenn ich Arbeitsblätter in der Word-Schrift "Comic Sans" erstelle. Meine Idee ist die, dass das "offene A" leichter zu erkennen ist als das "Buchdrucker-A" weil es dem handschriftlichen "A" ähnlicher ist.