Ich habe gerade folgendes Problem:
Mein zweiter Prota ist gefangen genommen worden und soll nun gefoltert werden.
Nun habe ich mich über Foltermethoden erkundigt, doch habe ich ein wenig bammel, dass es zu hart wäre. Deswegen wollte ich das Buch ursprünglich ab 16 machen, was mir in der Plotschmiede jedoch abgeraten wurde.
Die Methoden wären: Kettengeißeln, Zangen, Brandmarken
Also darf ich dann die Folterei beschreiben? Oder ist es zu hart?
Was meint ihr?
Wenn es dir genehm ist, mache ich hier ein allgemeines Thema draus, denn es scheint hier mehr um eine generelle Frage zu gehen als darum, welche Foltermethoden für deine Zielgruppe passend wären. Ich verschiebe das dann mal.
In Ordnung. War mir nicht sicher gewesen...
Ist es wichtig, dass die Folterszenen an sich drin sind?
Oder geht es dir mehr um das Ergebnis, also, dass der Prota gefoltert wurde und jetzt seine Gefährten verraten hat/völlig am Ende ist/nicht in der Lage ist zu fliehen/etc. (wie auch immer du ihn haben willst).
Im zweiten Fall würde ich die Szenen in einem Buch ab 14 komplett weglassen und nur mal erwähnen, dass "sein Körper mit Brandmalen übersät" ist, oder so etwas ähnliches. Oder "nach der Folter der letzten Tage ..." Also, sagen, dass es passiert ist, vielleicht die Spuren erwähnen, auf jeden Fall die Folgen, aber die Szenen nicht ausschreiben. Das halte ich für zu hart, das würde selbst ich nicht lesen wollen.
Im ersten Fall ... hm ... müsstest du wirklich die Altersgrenze anheben, fürchte ich.
Allgemein finde ich die lange Beschreibung von Folterszenen ziemlich unnötig, auch wenn das im Film heutzutage gerne gemacht wird um zu zeigen "wie brutal" die Bewacher so sind. Für mich riecht das allerdings immer zu sehr nach Sensationslust und so was will ich nicht als ... "Unterhaltung" darstellen. Folgen der Folter können auch durchaus klar machen, dass die Menschen genug mitgemacht haben.
Hallo!
Auf der einen Seite bin ich der Meinung das die 14 jährigen von Heute schon ganz anders drauf sind als meine Generation mit 14. ( :gähn: klingt das alt!)
Auf der anderen Seite bin ich nicht dafür das man die Gewalt in diesem alter irgendwie fördern sollte, und schließe mich Felsenkatze an.
Das bloße erwähnen der Spuren oder folgen genügt da vollkommen. (Wenn das nicht auch schon sehr hart an der Grenze ist.)
Ich selbst bin auch nicht der Fan von ausschweifenden Beschreibungen in dieser Art und lese so etwas auch nicht gerne.
Liebe Grüße Juni
Schließe mich den Vorrednern an: Gut finde ich das in "Das Imperium schlägt zurück" gelöst. Man hört Han Solo schreien und er wird völlig erschöpft in die Zelle geschlieft. Was genau sie mit ihm gemacht haben, bleibt der Fantasie des Zusehers überlassen.
Vielleicht bietet sich das bei dir ja auch an, denn abgesehen von der Altersgrenze, gibt es auch ältere Semester die solche Szenen nicht mögen und ein Buch, dass ihnen zu brutal ist, weglegen.
Zitat von: Kaeptn am 17. Februar 2009, 11:36:17
Schließe mich den Vorrednern an: Gut finde ich das in "Das Imperium schlägt zurück" gelöst. Man hört Han Solo schreien und er wird völlig erschöpft in die Zelle geschlieft. Was genau sie mit ihm gemacht haben, bleibt der Fantasie des Zusehers überlassen.
Diese Szene wurde ursprünglich sogar gar nicht in Deutschland gezeigt.
Aber wie du das Beispiel erwähnst: Ähnlich ist es ja auch in Episode IV, als Darth Vader zu Leia in die Zelle geht.
Meine Vorliebe ist auch die Andeutung von Gewalt.
Es sei denn, es beschreibt den Charakter. Nehmen wir zum Beispiel Rambo. Die dargestellte Gewalt ist die beinahe höchstmögliche Darstellung des Charakters und der Geschichte. (Womit sich Rambo auch von anderen Aktionfilmen enorm abhebt) So eine Gewalt wäre aber in anderen Geschichten nicht nur abschreckend sondern auch vollkommen fehl am Platz. Dient die Gewalt nur einmalig zur Entwicklung, dann reicht ihre Erwähnung, so denke ich.
Hm, das mit "14" oder "16" verstehe ich nicht so recht - soll es nun ein ausgewiesenes Jugendbuch werden oder nicht?
Grundsätzlich würde ich die Frage eher davon abhängig machen, was die Szene nun bewirken soll. Wird die Folter selbst in dem Buch thematisiert, fände ich es jedenfalls zu schwach, sie nur im "Off" zu zeigen. Wenn es keine große Rolle spielt, was genau da passiert, gibt es auch keinen Grund, es explizit darzustellen.
Zielgruppe und "Genreübliches" spielen auch eine Rolle: Für wen ist das Buch geschrieben? Dabei ist die Altersgruppe sicher nicht das einzige Kriterium. Eine explizite Folterszene in einem an sich schon düsterem und gewalttätigem Buch hat sicher andere Auswirkungen auf die Leserrezeption als eine solche in einem eher romantisch geprägtem Roman.
"Bammel" ist kein gutes Argument. Natürlich wird es immer Leser geben, die sich von solchen Szenen abgeschreckt fühlen. Andererseits wirst du auch Leser verlieren, wenn du den Eindruck erweckst, dass du um alle problematischen und eindringlichen Szenen "herumschreibst". Das wichtige ist also, was in deine Geschichte "passt" - und das lässt sich schwer pauschal sagen, solange man deine Geschichte nicht näher kennt.
Zitat von: Lomax am 17. Februar 2009, 11:55:21
Grundsätzlich würde ich die Frage eher davon abhängig machen, was die Szene nun bewirken soll. Wird die Folter selbst in dem Buch thematisiert, fände ich es jedenfalls zu schwach, sie nur im "Off" zu zeigen. Wenn es keine große Rolle spielt, was genau da passiert, gibt es auch keinen Grund, es explizit darzustellen.
Dem stimme ich zu. Ich denke auch, dass sich die Zielgruppe schon ein stückweit aus der Wichtigkeit der Szene von selber ergibt. Lässt sich die Folter gut ausblenden und geht es eigentlich um etwas anderes in der Geschichte--um die Informationen zum Beispiel, an die man durch das Verhör rankommen wollte--dann ist das Buch sicherlich eher für jüngere Leser geeignet als wenn die Folter, die Motivation des Foltermeisters und die traumatischen Nachwirkungen der Folter explizit thematisiert werden.
Dasselbe gilt übrigens, finde ich, auch für explizite Sexszenen in Büchern und Filmen. (Es sei denn natürlich, es handelt sich um Nackenbeißerliteratur oder Pornos ;) )
(Okay. Die frisch-16-jährige mit ihren ganzen Folter-Sadisten-Meuchel-Charakteren meldet sich zu Wort)
Ich habe schon mit vierzehn Catan gelesen, und da sind einige Folterszenen zu finden, die nicht ganz ohne sind. Auch "Die Elfen" waren teils sehr brutal und es hat mich nie wirklich geschockt. Abgesehen von einem Haufen anderer Bücher, die Folterszenen beinhaltet haben oder in anderer Weise sehr brutal waren - bislang war alles zu verkraften, und ganz ehrlich, wenn solche Szenen gut sind, lese ich sie sogar recht gerne
:snicker:
Ich habe selbst mit vierzehn Jahren angefangen, Folterszenen zu verfassen - und meine Freunde haben sie gelesen, nachdem ich sie anfangs versteckt habe, und gesagt, hm, soo schlimm ist das doch jetzt gar nicht (waren ähnliche Methoden, ich glaube auspeitschen war noch mit dabei und diverses Geprügel).
Mein Rat also - schreib es einfach, schließlich leben wir nicht in America, wo wir gleich auf den banned-Listen landen. Mach dir da nicht so viele Gedanken. In Fantasy wird so oft Gewalt thematisiert, dass es schon eine Grundbasis ist (da nun einmal in den meisten Fantasywelten das Recht des Stärkeren herrscht). Und es geht ja nicht darum, Folter zu verharmlosen. Ich denke sehr wohl, dass die Jugend mit vierzehn solche Methoden ohne weiteres in der Lektüre ertragen kann. Ich würde so weit gehen zu sagen, dass sogar milde Sexszenen schon problemlos in Büchern für die Altersgruppe passen. Falls du das auch vorhast.
:pfanne:
Meine armen Charaktere müssen auch leiden, und ich mache mir keine Sorgen um Leser unter 16, sondern um alle über 30. ;D
Danke Euch allen.
Die Szene dient zur Charakterisierung meines 2. Antas, der den 1. Anta beeinflusst. Der erste weiß z.B. nicht, dass in seinem Namen gefoltert wird (ist allerdings auch selbst brutal, weil er unter einem magischen Einfluss steht.
Habe mich nun entschieden, erstmal einfach zu schreiben. Nur deswegen wird es sicher nicht abgelehnt. Wenn es der Agentur/dem Verlag nicht gefällt, kann es dann eh noch mal geändert werden...
Wie ihr schon geschrieben habt, hängt es von der Bedeutung der Folterszene ab, ob sie geschrieben werden soll oder nicht. Wenn das, was bei der Folter passiert, einen großen Einfluss auf den Plot hat, dann sollte das auch erzählt werden. Zum Beispiel, wenn der Prota aus seinem friedlichen Leben gerissen wird, während der Folter schreit, dass er der Königsmörder sei und dann dadurch die ganze Geschichte überhaupt seinen Lauf nimmt. Ich wüsste keinen Grund, warum man solch eine Schlüsselszene ausblenden sollte.
Ist das, was während der Folter passiert nicht so wichtig, sondern nur, dass gefoltert wurde, kann man überlegen, ob man ausblendet und sich stattdessen mehr auf die Folgen für den Gefolterten konzentriert.
Ob eine Folterszene für die Leser zumutbar ist, hängt letztendlich davon ab wie der Autor sie beschreibt. Wenn man für Hartgesottene schreibt und es zum Gesamtbild passt, kann man ins Detail gehen, jeden Schmerzensschrei, jeden Blutspritzer, die kränksten Gedanken des Folterers und Todeswünsche des Opfers beschreiben. Passt es nicht oder will man aus Verantwortung seiner Zielgruppe so etwas nicht zumuten, geht man eben weniger ins Detail und stattdessen mehr auf die Gefühle des Gefolterten ein.
Was Han Solos Folter angeht, ich finde, das kann man nicht ganz so gut mit Folterszenen in Büchern vergleichen. Beim Film kommen visuelle und auditorische Aspekte dazu, die einen mehr beeindrucken als in Schriftform. Deswegen geht man bei diesem Medium vorsichtiger und empfindlicher mit Folterszenen um als bei Romanen.
Richtige Entscheidung, Sarina!
Ich habe oft genug gelesen, dass man beim Schreiben eines Buches keinen einzigen Gedanken ans Veröffentlichen verschwenden sollte. Wichtig ist nur, das Buch zu schreiben.
Letztendlich legt ja der Verlag fest, für welche Altersgrenze dein Buch geeignet ist. Die kennen sich damit besser aus. Was du auf deinem Expose angibst, ist deine Einschätzung, aber am Ende entscheidet der Verlag. Bei den allermeisten dingen wie Titel, Altersgrenze, Umschlaggestaltung u.s.w. hat man als Autor, gerade als Anfänger, wenig Mitspracherecht. also würde ich mir darüber möglichst wenig Gedanken machen.
Viel Erfolg noch!
Hanna
Zur Charakterisierung dessen, der foltert, halte ich die explizite Darstellung tatsächlich für wichtiger als nur in Hinblick auf die Folgen für den Gefolterten. Denn den Opfern sieht man die Wunden auch an, wenn sie den Folterkeller verlassen haben; aber bei den Tätern sieht man das Blut an den Fingern nur, wenn man zu ihnen hinabsteigt. Man hat plötzlich eine ganz andere Figur in seinem Roman, wenn man sie nur nach getaner Gräueltat auf der Straße zeigt.
Vor allem dann, wenn der Täter auch noch Perspektivträger ist und ganz ungeniert seine Weltsicht ausbreiten und seine Taten begründen kann, ohne dass der Leser je das Blut zu sehen bekommt.
Da ich derzeit ja einen Roman mit Revolution und Bürgerkrieg schreibe, hab ich zufällig eine sehr dezidierte Meinung zu dem Thema und viele Beispiele im Kopf :) Und da empfand ich bei Folter, die Protagonisten erleiden, tatsächlich meist die explizite Darstellung entbehrlich. Aber Taten, bei denen wichtige Figuren beteiligt sind, habe ich deutlicher ausgeführt.
Hallo Sarina!
Es ist für mich auch immer eine Frage des gesamtplots. Die Geschichte hat mittlerweile ja an Tiefe und Härte zugelegt. In der Erstfassung fand ich das Problem mit dem Foltern darin, dass das der einzig "erwachsene" Aspekt war und der Plot nach einer Kindergeschichte klang und wenig Tiefe hatte.
Neben der Frage, "wen" man charakterisieren möchte, stelle ich mir bei harten Szenen immer die Frage, ob es zum Rest der Geschichte passt.
Ansonsten stehe ich selbst noch unter dem Eindruck von Conan, den ich gestern wieder gesehen habe. Man braucht nicht explizit zu werden.
Er ist ein Kind an der Hand seiner Mutter.
Der Böse dreht sich um.
Dann wirbelt er herum, man sieht ein Schwert durch die Luft wirbeln, nur ganz kurz.
Dann sieht man, wie etwas am Bildrand fällt, Haare ragen ins Bild, Conans Gesicht spiegelt namenloses Entsetzen wieder.
Der Körper der Mutter fällt, ihre Hand entgleitet Conan.
Der Böse steckt mit unbewegter Miene das blutige Schwert ein und geht.
Man sieht fast nichts, die Brutalität spielt sich bloß im Kopf ab und dennoch charakterisiert diese Szene den Charakter des Bösen und seinen Umgang mit Menschen mehr als gut.
Das hast du, finde ich, in dem, wie dein Bösewicht das Bauernmädchen behandelt, viel besser dargestellt, als in jeder Folterszene.
Grüße,
Wölfin
Zitat von: Die Wölfin am 17. Februar 2009, 23:58:31Man sieht fast nichts, die Brutalität spielt sich bloß im Kopf ab und dennoch charakterisiert diese Szene den Charakter des Bösen und seinen Umgang mit Menschen mehr als gut.
Na ja - ich denke, es wurde hier im Thread sogar schon mal angemerkt: Es ist problematisch, bei solchen Themen mit Vergleichen aus dem Film zu kommen. Denn, wie heißt es so schön: "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte." Und bei einem Buch hast du nur die Bilder, die der Leser selbst sich macht. Und die werden umso unterschiedlicher ausfallen, je indirekter etwas im Text vermittelt wird.
Wenn man in einem Buch also will, dass ein Leser etwas genau so sieht - muss man es auch genau so sagen. Natürlich kann man auch in einem Buch vieles implizit deutlich machen. Aber eben besser nicht an den Stellen, wo die Geschichte unkorrigierbar in eine ganz andere Richtung laufen würde, wenn der Leser die Andeutung falsch versteht.
Ohne jetzt vorherige Beiträge gelesen zu haben (Asche über mein Haupt), kann ich dir als 14-jähriger sagen, dass mich Gewalt in Büchern nicht unbedingt abschreckt. In meinem aktuellen Plot geht es ebenfalls sehr brutal so (allerdings nicht aus Lust an der Gewalt, sondern weil der eine Prota ein halbwahnsinniger Massenmörder ist). Ich habe nichts dagegen, wenn es auch mal etwas "härter" zugeht, solange es nicht übertrieben wirkt, d.h., so lange das Buch nicht eine ewige Reihe aus gewalttätigen Szenen ist. In meiner Altersgruppe kenne ich auch niemanden, der so etwas wirklich schlecht finden würde (außer natürlich denjenigen, die für Lesen sowieso nicht viel übrig haben).
Ich glaube wirklich, dass man 14jährigen heute mehr zumuten kann, es sind häufig eher die Älteren, die bei einer solchen Szene dann überblättern, weil sie nicht viel für Brutalität übrig haben - zumindest trifft dass auf meine Eltern zu.
Dann möchte ich mal die gegenteilige Auffassung vertreten: Ich kann mich noch gut erinnern, früher einen richtigen Graus, wenn nicht sogar Angst vor Folterszenen gehabt zu haben. In Filmen sind sie oft schlimm genug, die Frage ist, ob man sie in Buchszenen (durch Arbeit der eigenen Fantasie) nicht noch intensiver erlebt.
Ich habe nichts mehr gegen angebrachte Folterszenen und habe auch selbst welche der harmloseren Art geschrieben. Auch für meinen neuen Plot ist eine Szene dieser Art relativ unumgänglich, aber auch die wird sich in Grenzen halten.
Mit vierzehn hätte ich vermutlich höchstens abgeschwächte Folterszenen lesen wollen. Wenn die Szene für die Charakterisierung wichtig ist, würde ich sie aber auf keinen Fall weglassen. Es wäre vielleicht am zielführendsten, die Szene zu schreiben und unerschrockene Probeleser in dieser Altersstufe zu bitten, ihre Meinung dazu abzugeben. :)
Soweit ich mich erinnern kann, wurde das Thema "Folter" bei uns damals in der sechsten oder siebten Klasse Geschichtsunterricht angesprochen (14 Jahre dürften da gut hinkommen), und wir haben ausnahmslos alle gespannt der Methoden-Auflistung unseres Lehrers gelauscht - der eine mit Grusel, der andere mit Faszination. Zumindest bei uns Mädels war es spätestens nach diesen Unterrichtsstunden voll im Trend, reihenweise historische Romane über Hexenverbrennung zu verschlingen, vielleicht gerade wegen der Folterszenen, denn die haben das Lese-Erlebnis erst so richtig intensiv und damit lohnenswert gemacht. Deshalb bin ich für meinen Teil schon der Meinung, dass man 14jährigen solchen Stoff zumuten kann.
Zumal ich zu den Personen zähle, die jeden Kettensägen-Splatter harmloser finden als einen gut gemachten Psycho-Thriller... Die Beschreibung an sich ist die eine Sache, das Drumrum jedoch eine ganz andere.
@ Issun: Kann sein, dass sich da mein Foto-Gedächtnis bemerkbar macht, aber ich finde brutale Filmszenen wesentlich schlimmer als detailliert beschreibende Texte. Beschreibungen kann man sich schön denken, aber wenn ich so einer Filmszene erst mal ausgesetzt war, frisst die sich so tief in meine Erinnerung, dass ich mich noch nach Jahren davor ekeln kann.
Zitat@ Issun: Kann sein, dass sich da mein Foto-Gedächtnis bemerkbar macht, aber ich finde brutale Filmszenen wesentlich schlimmer als detailliert beschreibende Texte. Beschreibungen kann man sich schön denken, aber wenn ich so einer Filmszene erst mal ausgesetzt war, frisst die sich so tief in meine Erinnerung, dass ich mich noch nach Jahren davor ekeln kann.
Hm, nachdem ich Pans Labyrinth gesehen habe, wage ich da gar nicht mehr zu widersprechen. ;D Es kommt vermutlich immer darauf an, wie die Szene im Film/Buch aufgebaut ist: Es gibt auch Geschriebenes, das einem den Magen umdreht.
Bei beiden Medien bin ich der Meinung, dass es bei der Darstellung eine Grenze des guten Geschmacks gibt. Ein subtiler Psychothriller hat mehr künstlerischen Wert als eine Häufung sinnentleerter Szenen in denen aus reiner Sensationsgier literweise Blut vergossen wird. Das ist es wohl auch, was man beim Schreiben einer Folterszene beherzigen sollte. Die Stimmung macht meiner Meinung nach die Qualität, nicht die grausigen Details.
Interessant, als ich gepostet habe, musste ich an die Flaschen-Szene in genau diesem Film denken - wobei das noch eins meiner harmloseren "Fotos" ist. Da wurde aber die Mischung aus Detail und Drumrum ziiiemlich gut getroffen...
Zitat von: Issun am 24. Februar 2009, 17:21:44Es gibt auch Geschriebenes, das einem den Magen umdreht.
Wenn du dazu gerade einen Beispiel-Titel im Kopf hast - sowas würde ich gerne mal lesen. ;)
Zitat von: eclipse am 24. Februar 2009, 05:13:13
@ Issun: Kann sein, dass sich da mein Foto-Gedächtnis bemerkbar macht, aber ich finde brutale Filmszenen wesentlich schlimmer als detailliert beschreibende Texte. Beschreibungen kann man sich schön denken, aber wenn ich so einer Filmszene erst mal ausgesetzt war, frisst die sich so tief in meine Erinnerung, dass ich mich noch nach Jahren davor ekeln kann.
Das geht mir genauso. Ich habe schon mit elf oder zwölf bei der Lektüre von "Felidae" nicht einmal mit der Wimper gezuckt, aber den Film habe ich mich bis heute nicht getraut, anzusehen.
Ich kann mich dunkel erinnern mit dreizehn 'Es' gelesen zu haben. Ich fand es totlangweilig - bis auf die Splatterszenen, die waren Spannend. Viele Jugendliche lesen sowieso gerne Bücher für Erwachsene, jedenfalls meiner persönlichen Erfahrung nach (denn mit vierzehn oder fünfzehn hält man sich schon für ziemlich erwachsen). Es mag Unterschiede geben. Es gibt Leute, die finden Gewaltszenen mit dreißig noch so schrecklich, dass sie danach nicht schlafen können.
Wenn du ein Jugendbuch schreiben willst, dann orientier dich doch an Harry Potter. Ich habe zwar nich alle Bände gelesen, aber ich war doch ab und an schockiert von der vielen Gewalt in einer Jugendreihe.
Komischerweise geht's mir genau andersrum ... ich kann Bilder besser ertragen als Formulierungen. Als kleines Kind habe ich mal zufällig einen Nachrichtensprecher von einem Unfall reden hören - ohne Bilder. Er hat beschrieben, wie der Verunglückte aussah. Ich kann die Formulierung heute noch exakt wortwörtlich. War völlig fertig und aufgelöst. Es geht mir noch heute so, dass ich mir Formulierungen auf Anhieb merken kann und auch nicht schnell wieder vergesse (wahrscheinlich größtenteils nie wieder, sie brennen sich richtig ein). Bei Dingen, die mich schockieren, ist das besonders ausgeprägt. Wenn man mich als kleines Kind (und auch heute noch) also so richtig schocken wollte, dann mit einem brutalen Text. Denn dann arbeitet meine Fantasie noch dazu und liefert mir die furchtbarsten Bilder. Ich kann mich an genau ein Bild erinnern, dass mich fürchterlich erschreckt hat, aber an sehr viele Texte.
Aber das ist wohl Veranlagung, ich kann mir z. B. auch beim Lernen das meiste eher vom Hören merken. Z. B. konnte ich mich nach 8 Jahren noch erinnern, wie altgriechische Wörter ausgesprochen werden, aber nicht, wie man sie korrekt schreibt (wir sprechen ja mehrere unterschiedliche Buchstaben gleich aus, zumindest hier in D).
Na ja, also kurz gesagt, ich würd das Schriftliche (bzw. Bilderlose) nicht verharmlosen.
Nun bin ich wohl auch ein bisschen zart besaitet, wenn es um Gewalt gegen Menschen geht ... aber selbst schreiben ist ok. ;D
Zitat von: eclipse am 27. Februar 2009, 22:06:53
Wenn du dazu gerade einen Beispiel-Titel im Kopf hast - sowas würde ich gerne mal lesen. ;)
Mich hast du nicht gemeint, aber mir würde die Necroscope-Reihe (über Vampire) einfallen. Mir zumindestens wurde übel und habe es weggelegt. Und ich lege eigentlich nie Bücher wieder weg...
ZitatWenn du dazu gerade einen Beispiel-Titel im Kopf hast - sowas würde ich gerne mal lesen.
Ich fürchte, da habe ich nichts Passendes für dich, weil mir, wie gesagt, auch "harmlosere" Szenen nahe gehen. Wenn du etwas suchst, vor dem es dir graust, wirst du bei meinen Anti-Büchern eher nicht fündig werden. Mir reicht es schon, wenn ich bei Gabaldon reinlese und mitbekomme, wie jemandem die Hand zertrümmert wird.
ZitatKomischerweise geht's mir genau andersrum ... ich kann Bilder besser ertragen als Formulierungen. Als kleines Kind habe ich mal zufällig einen Nachrichtensprecher von einem Unfall reden hören - ohne Bilder. Er hat beschrieben, wie der Verunglückte aussah. Ich kann die Formulierung heute noch exakt wortwörtlich. War völlig fertig und aufgelöst.
Mir geht es ebenfalls so, nur dass ich solche Dinge verdränge, wenn ich sie gehört habe. Genauso verhält es sich bei mir bei Beschreibungen von Krankheiten. Ich kann mich erinnern, als Kind über die Pest gelesen zu haben- danach hatte ich wochenlang Angst. ::)
Zitat
Genauso verhält es sich bei mir bei Beschreibungen von Krankheiten. Ich kann mich erinnern, als Kind über die Pest gelesen zu haben- danach hatte ich wochenlang Angst.
Krankheiten sind da meiner Meinung nach aber ganz was anderes. Bei Krankheiten hast du einen Realitätsbezug. Klar kann es sein, dass jemand dich entführt und dich foltert, aber das ist dann doch eher Fantasie, die du leicht verdrängen kannst. Krankheiten kannst du wirklich bekommen. Ich habe mit zehn oder elf ein Buch mit einem Leprakranken als Hauptperson gelesen und hatte Wochen danach immer noch Angst. Mit Krankheiten wird man eben auch in der Realität konfrontiert, sowas wie Entführung kennt man nur aus den Nachrichten. Deshalb würde ich, wie ich schon gesagt habe, eine Gewalt-Szene nicht aus der Hand legen, es sei denn, es wäre eine ohne Tiefgang, in der einfach nur beschrieben wird, wie welche Körperteile malträtiert werden ohne dass die Gedanken und Gefühle des Folternden oder Gefolterten eine Rolle spielen.
ZitatKlar kann es sein, dass jemand dich entführt und dich foltert, aber das ist dann doch eher Fantasie, die du leicht verdrängen kannst.
Dein Wort in Gottes Gehörgang - leider geht es vielen Menschen auf der Welt nicht so.
Zitat von: Issun am 24. Februar 2009, 17:21:44
Hm, nachdem ich Pans Labyrinth gesehen habe, wage ich da gar nicht mehr zu widersprechen. ;D
Oh JA! Ganz ehrlich? Hätte ich gewusst, dass in diesem Film
solche Szenen vorkommen (ich sage nur Stichwort "Flasche"... *würg*), dann hätte ich mir wahrscheinlich zweimal überlegt, ob ih da tatsächlich reingehen will. Und ja, ich habe den Film im Kino auf einer Riesenleinwand gesehen. :-X
Zum Thema "wieviel Gewalt ab 14" muss ich sagen, dass ich mir diese Frage auch schon gestellt habe. Wobei in meinem Fall das Problem eher darin besteht, dass mein Projekt eigentlich keine ausdrückliche Jugendliteratur sein soll, ich allerdings gelesen habe, dass es wohl die Regel ist, dass die Protagonistin oder der Protagonist jeweils ungefähr im selben Alter sein sollte wie die Zielgruppe.
Tja, ist bei mir schonmal echt blöd, denn meine Protagonistin 12. :P Aber die Trilogie soll definitiv nicht ab 12 Jahren sein. Eigentlich auch nicht ab 14. :-[ Aber ich kann und will meine Protagonistin jetzt auch nicht älter machen. Das hat schon seinen (triftigen) Grund, dass sie so alt ist, wie sie ist und muss auch so bleiben, sonst müsste ich schon meine Story drastisch umschreiben und dann passt alles vorne und hinten nicht mehr. Ehrlich gesagt bin ich da selbst ein bisschen ratlos. :gähn: