Ich hätte mal eine Formatierungsfrage. Gerade überarbeite ich einen Roman, den ich vor Jahren geschrieben hab. Darin habe ich oftmals Wörter kursiv gesetzt, die im Dialog oder im normalen Text als "besonders betont" dargestellt werden sollten.
"Glaubst du, damit könntest du mich zu etwas zwingen?"
Nun frage ich mich - ist das überhaupt noch zeitgemäss und sinnvoll? Zu der Zeit, als die Geschichte entstand, las ich oft Hohlbein und der macht das gern und viel. Muss ich wohl automatisch übernommen haben. Aber übertreibt man damit nicht? Sollte der Text nicht besser ohne Kursiv wirken? (Das ist zumindest gerade mein Eindruck beim Lesen. Und ich frage mich, ob ich alle rauswerfen sollte oder einige wenige drinlassen kann.)
Wird bei den Normseiten zufällig auch verlangt, dass der Text nicht weiter formatiert ist, flieg so ein Kursivzeug damit nicht automatisch raus?
Ich kann jetzt nur aus meiner Sicht sprechen: Als ich meinen Schreibkursus bei der AAA absolviert hatte, war mein Korrektor schier entsetzt über jedes kursiv gesetzte Wort. "Das kann man auch anders/besser umsetzen."
Allerdings muss ich sagen, dass ganze ist gut und gerne 20 Jahre her.
Beim Lesen spielt beim Leser ohnehin eine Erinnerung mit (darauf zielt die Schreiberei: Erfahrungen/Wissen wieder "aktivieren", so auch Betonungen), so dass man bei einem Wort bestimmte Effekte erzielt.
Bei dem von Ihnen gewählten Beispiel kann man das "damit" ruhig im nichtkursiven Zustand lassen, da es - egal wie der Leser es umsetzt - verstanden wird.
Noch deutlicher wird das ganze, wenn man noch einen Satz dranhängt (respektive voranstellt): Sie deutete auf das Kartoffelschälmesser in seiner Hand und grinste ihn provozierend an: "Und damit willst du mir drohen?"
Der Leser wird die Betonung so oder so verstehen, egal, welche Erinnerung sich beim Lesen in seinen Kopf setzt.
Angeblich soll man kursiv nur benutzen, wenn es überhaupt nicht anders geht, also wenn einem ansonsten beim Lesen nicht auffallen würde, dass dieses Wort betont ist, das aber sehr wichtig ist. Ich sehe auch zu, dass ich es s gut wie nie mache.
Außerdem werden häufig Gedanken kursiv gesetzt, was ich persönlich total sinnfrei finde - trotzdem wurde das in den Lottiromanen noch nachträglich gemacht. ::) Weil auch die telepatische Rede kursiv gesetzt wurde, kann man das nur noch schwer unterscheiden, das finde ich richtig doof.
Zitat von: Coppelia am 16. November 2008, 09:39:22
Außerdem werden häufig Gedanken kursiv gesetzt, was ich persönlich total sinnfrei finde - trotzdem wurde das in den Lottiromanen noch nachträglich gemacht. ::)
Lois McMaster Bujold macht das gerne - ich persönnlich finde, es trägt wesentlich zur Leichtigkeit ihrer Romane bei.
Ich habe auch mal das ein oder andere Wort kursiv gesetzt. Auch die Variante mit den Gedanken in Kursiv habe ich gemacht. Dann fiel mir auf, dass ich es aber nicht durchgehend machte. Mal nutze ich diese Möglichkeit und in anderen Szenen nicht. Ich habe mich dann dazu entschieden alle Kursivstellen zu entkursivieren.
Nicht so viel Schnikschnak! Kursiv, Hochgestellt, Tiefgestellt, in Klammern, Fußnoten... Es kann das Salz in der literarischen Suppe sein, aber auch diese kann versalzen sein.*
* Bei Tolkin liebe ich die Klammern im ersten Kapitel! Ohrenbetäubender Beifall. Ja- (und Nein-)Rufe. :jau:
Weniger ist in der Regel tatsächlich mehr.
Was mir beim Kursivstellen einzelner Worte auch schon aufgefallen ist: Im eigenen Ausdruck sieht man einzelne kurze Worte (z.B. es, so, der etc.) noch rel.gut. In einem Buch gedruckt, fällt es kaum noch auf. Da muss es dann schon ein längeres Wort sein, damit man das entsprechend sieht.
Generell finde ich kursive Textstellen nicht schlimm. Wenn sie zum Kunstwerk beitragen und sinnvoll sind, dann nur her damit.
Was ich aber nicht so toll finde, ist, wenn etwas nicht konsequent durchgehalten wird, z.B. nicht alle Gedanken kursiv gesetzt sind, oder, ich weiss nicht, ob es an der Übersetzung liegt, aber bei Trudi Canavans "Götter" ist mir aufgefallen, dass plötzlich bei Traumvernetzungen und Gedankenrede Leute unkursiv gesprochen haben, aber es war ganz deutlich geredet. Das kann mitunter sehr verwirren.
Also: Es sollte verständlich sein, möglichst wenig verwirren (Bei kursiv alleine ist es ja noch schön und gut, aber bei wenn dann (wie bei gewissen Fanfics...) Sachen in Sternchen, Schrägstriche oder anderen mathematischen Zeichen gesetzt werden... :wums: ), konsequent und sinnvoll sein. Und natürlich zum Gesamtwerk passen, aber das ist weniger das Problem, denke ich.
Ich bevorzuge es, bei meinem eigenen Schreiben, simpel, und daher ohne Formatierung. Vielleicht bin ich auch nur zu faul dafür, wer weiss.
Momentan überlege ich, meine Zaubersprüche und ein paar fremdländische Sprachbröckchen, die vorkommen, kursiv zu setzen und den Rest normal zu formatieren. Wenn selbst mir das im Gesamtlesen als "zu viel" auffällt, dann geht das dem Leser oder dem Lektor sicher ebenso. Unsicher bin ich noch bei der Gedankenrede, in der sich meine Magier unterhalten, wenn sie gerade Tiergestalt angenommen haben. Das kursiv zu setzen, weil es ja nicht "normales Sprechen" ist, wäre auch noch ne Idee.
Aber ansonsten werde ich wohl eine Radikalkur machen. Was gestrichen ist, kann ja bekanntlich nicht durchfallen. ;)
Wenn man es für bestimmte Wörter/Sätze wie Gedanken, fremdsprachliche Ausdrücke oder Ähnliches konsequent verwendet, stört kursive Formatierung meines Erachtens nach nicht und erleichtert auch die Lektüre. Bei Hervorhebung von Betonungen würde ich es dagegen auch nur sehr selten einsetzen, wo es, wie schon erwähnt, sonst nicht aus dem Zusammenhang hervorgeht und von besonderer Wichtigkeit ist - anderenfalls verliert diese Formatierung ja auch schnell ihre Wirkung. Soweit ich weiß, sollte man bei einem eingesendeten Manuskript nur fett und kursiv als Formatierungen benutzen.
Auffälligerweise wird ja in Bereichen, die sich selbst als »höhere Literatur« titulieren, öfter mit solchen Normen gebrochen und die Form bewusst eingesetzt, auch wenn es das Buch nicht unbedingt leserfreundlich macht. Aber in diesen Bereichen dürfte Fantasy nicht unbedingt anerkannt sein ...
Hallo!
Ich mache das eigentlich sehr gerne, dass ich besonders betonte Wörter oder auch Gedanken und Gedankensprache (also Telepathie u.ä.) kursiv schreibe. Allerdings will ich mir das mal abgewöhnen. Es gibt Wettbewerbe und Verlage, die die Manuskripte vollkommen unformatiert wollen, da ist der Blocksatz schon zu viel, von Kursiv u.ä. mal ganz abgesehen ...
In letzter Zeit schreibe ich Wörter, die ich besonders betonen möchte, manchmal in Großbuchstaben. Aber ich habe mich noch nicht entschieden, ob mir das wirklich gefällt und ob ich das beibehalten will ... :hmmm:
Aber egal, ob man es nun tut oder nicht, man sollte konsequent sein. Mal die Gedanken kursiv zu schreiben und mal nicht, sähe nun wirklich UNprofessionell aus :hmhm?:
Aus Lesersicht, wenn ich selbst Leserin eines fertigen Buches bin, stören mich kursive Textstellen gar nicht. Ganz im Gegenteil, meist gefallen sie mir sehr gut und wie Melchior schon sagt, kann sowas das Lesen erleichtern ...
Zitat von: Romilly am 17. November 2008, 17:25:50Es gibt Wettbewerbe und Verlage, die die Manuskripte vollkommen unformatiert wollen, da ist der Blocksatz schon zu viel, von Kursiv u.ä. mal ganz abgesehen ...
Ähm, nein - das ist eigentlich ganz normal. Kursiv bzw. unterstrichen* ist die einzige Formatierung, die in Normseiten erlaubt ist. Blocksatz ist tatsächlich verpönt, aber daraus lässt sich nicht schließen, dass kursiv ebenfalls Probleme machte. Das wäre ungefähr genauso, als würde man im Straßenverkehr die Schlussfolgerung ziehen: "Ich muss die Scheinwerfer aus meinem Auto ausbauen. Der TÜV will ja nicht mal, dass ich geschlossene Vorhänge an die Windschutzscheibe hänge" ;D
*kursiv
und unterstrichen deshalb, weil zu den Zeiten, als die Manuskriptseite entstand, es in aller Regel gar nicht möglich war, in Manuskripten kursiv zu formatieren - und wenn doch, wurde es bei der Übernahme im Satz leicht übersehen. Darum galt die Norm, dass alles, was später im Buch kursiv gesetzt werden sollte, im Manuskript zu unterstreichen war.
Heute, da ohnehin alles automatisch übernommen wird, spielt das keine so große Rolle mehr. Da kann man auch im Manuskript gleich kursiv formatieren. Man sollte nur daran denken, dass kursiv und unterstrichen im Manuskript dasselbe bedeutet und es allgemein nicht üblich ist, Dinge im Manuskript zu unterstreichen, die später auch unterstrichen werden sollen. Unterstrichen im Manuskript bedeutet kursiv im Buch.
Zitat von: Lomax am 17. November 2008, 18:01:58
Ähm, nein - das ist eigentlich ganz normal. Kursiv bzw. unterstrichen* ist die einzige Formatierung, die in Normseiten erlaubt ist. Blocksatz ist tatsächlich verpönt, aber daraus lässt sich nicht schließen, dass kursiv ebenfalls Probleme machte. Das wäre ungefähr genauso, als würde man im Straßenverkehr die Schlussfolgerung ziehen: "Ich muss die Scheinwerfer aus meinem Auto ausbauen. Der TÜV will ja nicht mal, dass ich geschlossene Vorhänge an die Windschutzscheibe hänge" ;D
Ähm, den Vergleich mit dem Auto kapiere ich jetzt nicht wirklich (was haben Scheinwerfer mit Vorhängen zu tun? ::) Bei Blocksatz und kursiv handelt es sich jeweils um Formatierungsarten, von daher ist das durchaus eher vergleichbar, finde ich, aber das nur nebenbei ;D), aber beim Rest kann ich sagen: Gut zu wissen ;D Das war mir wirklich neu, wobei ich mich schon länger gefragt habe, wie denn das Kursive letztlich in viele Bücher rein kommt, wenn man es nicht ins Manuskript machen darf ... :D
Aber was ist, wenn z.B. in einer Ausschreibung explizit steht, dass die das Manuskript "unformatiert" wollen? Meinst Du, auch in einem solchen Fall wäre kursiv wirklich okay?
Zitat von: Romilly am 17. November 2008, 18:18:42Ähm, den Vergleich mit dem Auto kapiere ich jetzt nicht wirklich (was haben Scheinwerfer mit Vorhängen zu tun? ::) Bei Blocksatz und kursiv handelt es sich jeweils um Formatierungsarten, von daher ist das durchaus eher vergleichbar
Eigentlich ist die Analogie sogar sehr groß - Scheinwerfer und Vorhänge an den Windschutzscheiben kann man beides als Fahrzeugausstattung bezeichnen, nur dass die Scheinwerfer dazugehören und einen Sinn haben, während die Vorhänge bestenfalls der Verzierung dienen und schlimmstenfalls ein Sichthindernis darstellen.
Bei kursiv und Blocksatz ist es dasselbe, denn nur auf den ersten Blick scheinen beide gleichwertige Formatierungsarten zu sein. Der Unterschied ist allerdings, dass die Kursivsetzung tatsächlich einen Sinn hat: Sie ist nicht nur eine Verzierung des Manuskripts, sondern auch eine Satzanweisung, die festlegt, wie eine Textstelle im späteren Buch aussehen soll. Das ist bei Blocksatz und manch anderer Formatierung eines Manuskripts nicht der Fall: Egal wie man diese Formatierung setzt, am Aussehen des fertigen Buches ändert sich nichts. Also dient der Blocksatz tatsächlich nur der Verschönerung des Ausdrucks - und verstellt schlimmstenfalls den Blick auf Fehler, stünde dann also dem Sinn und Zweck eines Manuskriptausdrucks sogar entgegen.
Zitat von: Romilly am 17. November 2008, 18:18:42Aber was ist, wenn z.B. in einer Ausschreibung explizit steht, dass die das Manuskript "unformatiert" wollen? Meinst Du, auch in einem solchen Fall wäre kursiv wirklich okay?
Wenn es eine professionelle Ausschreibung ist, kann man davon ausgehen, dass die branchenüblichen Standards bekannt sind und akzeptiert werden. Wenn irgendwelche Laien Wettbewerbe ausschreiben, kann man natürlich gar nichts voraussetzen und muss sich selbst überlegen, wie weit man sich über alles den Kopf zerbrechen möchte, was irgendwer möglicherweise irgendwie verquer verstanden haben könnte ;D
Zitat von: Lomax am 17. November 2008, 19:50:56
Eigentlich ist die Analogie sogar sehr groß - Scheinwerfer und Vorhänge an den Windschutzscheiben kann man beides als Fahrzeugausstattung bezeichnen, nur dass die Scheinwerfer dazugehören und einen Sinn haben, während die Vorhänge bestenfalls der Verzierung dienen und schlimmstenfalls ein Sichthindernis darstellen.
Achso. Ja, wenn man die Vorhänge an der Frontscheibe anbringt, wär das wohl nicht so sinnig. Ich dachte eher an hinten, wo man sie dann ähnlich gebrauchen könnte, wie getönte Scheiben, die ja auch nicht verboten sind und für einen viel gefragten Promi sicherlich auch Sinn machen ... ;D
Zitat von: LomaxBei kursiv und Blocksatz ist es dasselbe, denn nur auf den ersten Blick scheinen beide gleichwertige Formatierungsarten zu sein. Der Unterschied ist allerdings, dass die Kursivsetzung tatsächlich einen Sinn hat: Sie ist nicht nur eine Verzierung des Manuskripts, sondern auch eine Satzanweisung, die festlegt, wie eine Textstelle im späteren Buch aussehen soll. Das ist bei Blocksatz und manch anderer Formatierung eines Manuskripts nicht der Fall: Egal wie man diese Formatierung setzt, am Aussehen des fertigen Buches ändert sich nichts. Also dient der Blocksatz tatsächlich nur der Verschönerung des Ausdrucks - und verstellt schlimmstenfalls den Blick auf Fehler, stünde dann also dem Sinn und Zweck eines Manuskriptausdrucks sogar entgegen.
So habe ich das noch nicht gesehen, aber bei genauerer Betrachtung stimmt das natürlich völlig :D
Na dann kann ich ja meine zukünftige Kursiv-Politik ruhigen Gewissens noch mal überdenken und lockern. Juhu! :D
Zitat von: LomaxWenn es eine professionelle Ausschreibung ist, kann man davon ausgehen, dass die branchenüblichen Standards bekannt sind und akzeptiert werden. Wenn irgendwelche Laien Wettbewerbe ausschreiben, kann man natürlich gar nichts voraussetzen und muss sich selbst überlegen, wie weit man sich über alles den Kopf zerbrechen möchte, was irgendwer möglicherweise irgendwie verquer verstanden haben könnte ;D
Hm, wenn mir sowas noch mal unterkommt, werde ich im allergrößten Notfall nachfragen ... obwohl man sich bei solchen Laien vermutlich nicht sonderlich beliebt macht, wenn man den Vollprofi raushängen lässt ... aber darüber werde ich mir Gedanken machen, wenn/falls es wieder mal soweit ist ;)
Hallo,
ich kann die Frage nur ganz persönlich beantworten:
Wenn der Autor zu viele Wörter kursiv druckt, frage ich mich schnell, ob der mir das nicht zutraut, dass ich es auch ohne diese Betonung verstehen kann. Ich fühle mich da schnell als dumm verkauft und vermeide deshalb allgemein Kursivsetzungen zur Betonung eher. Wenn ich sie in der Rohfassung benutze, fliegen sie in der Überarbeitung in der Regel raus. Meiner Meinung nach sind sie unnötig. Kursivsetzung benutze ich nur, um Gedanken hervorzuheben, nicht, um Betonungen zu setzen.
Bye
caity
Hallo
Ich persönlich benutze Kursiv hauptsächlich für die Gedankengänge meiner Protagonisten.
Gruß
Leon
Hallo,
wie an anderer Stelle schon mal kurz erwähnt, hab ich aus einem lektorierten Manuskript alle meine Kursivsetzungen "entformatiert" bekommen. Ich fand es mit der Begründung in Ordnung (= ein Satz soll für sich selbst sprechen und nicht erst durch Formatierungen dem Leser seine Bedeutung klarmachen) und hab die Änderungen daher übernommen.
Nun lese ich mir den Text aber nochmal durch und stolpere ständig über die ehemals kursiv gesetzten Wörter. Vielleicht liegt das einfach nur daran, dass ich mich jetzt schon so daran gewöhnt habe, aber ich bin kurz davor, doch wieder ein paar Wörter kursiv zu setzen.
Mal zwei Beispiele:
"Für sie würde ich töten. Für sie habe ich getötet."
"Das Mädchen hing weniger an, als vielmehr in der Mauer."
Würdet ihr "habe" und "in" da lieber kursiv sehen oder nicht?
Und wie steht es um die Konsequenz - wenn jemand einmal ein Wort durchs Kursivsetzen besonders betont, sollte er es dann jedes Mal machen, wenn er etwas betont haben will? Oder wirklich nur in wenigen Einzelfällen, damit diese Textteile dann besonders wirken?
Die hier angesprochene Sache mit den kursiven Gedanken habe ich auch lange gemacht, sie mir inzwischen aber abgewöhnt. Nur, wenn jemand etwas ungläubig in Gedanken wiederholt, was jemand anderes gesagt hat, überlege ich manchmal noch, den Gedanken kursiv zu setzen, eben um die Ungläubigkeit zu betonen.
Hallo Ryadne,
ich habe bei den von dir erwähnten Beispielen die Betonung auch ohne Kursivsetzung gefunden, daher würde ich das nicht vermissen. Ich habe den Thread kurz überflogen, Feuertraum hatte in einem der ersten Posts etwas von Rückschlüssen geschrieben, das trifft hier ziemlich gut zu.
An sich habe ich das Kursivschreiben bei mir auch schon bemerkt, allerdings eher dann, wenn die Rückschlüsse ohne eigene Betonung eher verwirrend wären. Zum Beispiel war in einer Geschichte von einer sie die Rede, die ich allerdings nie beim Namen genannt habe. Um also zu vermeiden, dass der Leser das "sie" als Rückschluss zu einem Satzteil ansieht, habe ich es kursiv gesetzt, damit durch die Betonung das "sie" zu der Namenlosen Dame wurde. Und eben nicht zu einem "sie haben dieses oder jenes getan", z. B. Oder noch besser: "Ich hatte sie". Da das ganz ohne vorherige Erklärung kam, könnte das sie alles bedeuten - um zu betonen, dass es die namenlose Dame ist, habe ich es kursiv gesetzt.
Ich hoffe, das ist Verständlich, ich kriege irgendwie gerade meine Aussage nicht vernünftig hin.
Ansonsten bin ich auch eher der Meinung, dass ein Text ohne großartige Betonungen verständlich sein müsste. Es sei denn eben, es wäre verwirrend, wäre es nicht betont, dann vermisse ich das Kursive manchmal, weil es einfach verständlicher ist.
Die Sätze kannst du auch so stehen lassen, denke ich. Ich habe mir vorher denken können, welche Teile kursiv gesetzt waren, also der Leser betont das schon von sich aus so. Ich musste mir das Kursivsetzen auch mühevoll abgewöhnen, aber es ist leider wirklich so, dass Leser sich, wenn zuviel kursiv gesetzt ist, ein bisschen veralbert vorkommen. Als würde ihnen der Autor nicht zutrauen, den Text richtig zu lesen. Das steht ganz oben auf der Liste der "pet peeves" gleich neben "schwere Wörter erklären". Also, diese beiden Beispiele lassen sich sehr gut aus dem Kontext heraus richtig betont lesen, ohne, dass du es kennzeichnen musst. :)
Was ich aber weiterhin mache, ist Gedanken kursiv setzen. Ich schreibe viel Ich-Perspektive und, wenn meine Figur etwas denkt, das nicht zum eigentlichen Erzählen gehört, setze ich es kursiv. Das ist für mich so ähnlich wie wörtliche Rede kennzeichnen. Allein schon, um Verwirrung zu vermeiden, wenn ich innerhalb der Ich-Perspektive zwischen den Zeiten herumspringe. Also ungefähr so: "Ich versuchte die Tür zu öffnen. Verdammt, sie ist verschlossen!" Selten doofes Beispiel, aber ich glaube es wird klar, was ich meine. :) Außerdem habe ich die Angewohnheit, dass meine Figuren in Gedanken mit sich selbst sprechen, also wie so eine kleine Stimme im Kopf. Das setze ich dann auch kursiv.
@Ryadne: Bei deinen Beispielen finde ich es nicht unbedingt nötig. Ich denke, beim ersten würde mir eine Kursivsetzung eventuell noch gefallen, sie passt zur Nachdrücklichkeit des Satzes. Beim zweiten würde ich nicht kursiv setzen. Da ergibt sich die korrekte Betonung eigentlich schon durch den Inhalt.
Ich versuche, Kursivsetzung zur Betonung eines einzelnen Wortes zu vermeiden - aber ich bin auch der Meinung, dass es eben nicht immer ohne geht. Da kann man auch nicht einfach sagen, dass der Autor einen Fehler gemacht hat, wenn der Satz nicht allein für sich spricht. Es ist manchmal einfach so, dass sich die Bedeutung eines Satzes je nach Betonung verschiebt und man als Leser verwirrt ist, wenn man beim Lesen erstmal einen anderen Fokus wählen würde. Wir hatten dazu mal sehr schöne Beispiele im Englischunterricht:
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
Je nachdem, welches Wort betont ist, liegt der Fokus anders:
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht jemand anders, z.B. der einhändige Antagonist
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht nur die anderen, weil die z.B. verschlossen sind.
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht durch die Tür oder die kleine Luke.
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber wir kommen dann nicht mehr raus.
Natürlich ergibt es sich auch manchmal aus dem Kontext. Aber so ganz ohne Kursivsetzung würde ich z.B. auch nicht auskommen.
[EDIT] Kati und Nirahil waren schneller. :)
Zitat von: Ryadne am 21. März 2013, 12:45:55
Ich fand es mit der Begründung in Ordnung (= ein Satz soll für sich selbst sprechen und nicht erst durch Formatierungen dem Leser seine Bedeutung klarmachen) und hab die Änderungen daher übernommen.
Sprechblase. Meistens geht es nicht um den Satz oder seine Semantik, sondern um die Person/Figur, die diesen Satz verwendet. Kursive Formatierung ist die vielleicht effizienteste Methode, um einen Subtext unterzubringen. Ein Stilmittel. Nur bitte sparsam verwenden, sonst nutzt es sich ab.
Danke für eure Rückmeldungen. Dann werde ich das meiste so lassen, und in ganz unsicheren Fällen besser nochmal mit der Lektorin Rücksprache halten.
Zitat von: Nirahil am 21. März 2013, 13:07:06
Zum Beispiel war in einer Geschichte von einer sie die Rede, die ich allerdings nie beim Namen genannt habe. Um also zu vermeiden, dass der Leser das "sie" als Rückschluss zu einem Satzteil ansieht, habe ich es kursiv gesetzt, damit durch die Betonung das "sie" zu der Namenlosen Dame wurde.
Das habe ich auch mal in einer Kurzgeschichte ausprobiert. So etwas mag ich eigentlich ganz gerne in kurzen Texten, aber ich hab mich letztlich dann doch nicht getraut, es völlig durchzuziehen...
Zitat von: Ryadne am 21. März 2013, 19:50:47
Das habe ich auch mal in einer Kurzgeschichte ausprobiert. So etwas mag ich eigentlich ganz gerne in kurzen Texten, aber ich hab mich letztlich dann doch nicht getraut, es völlig durchzuziehen...
Diese Geschichte kenne ich ja (denke ich?), da war das auch völlig legitim. (Oder hast du da überhaupt das
sie verwendet? Ich glaub du hast das anders gelöst, aber ich meine mich erinnern zu können, dass du in diesem Text viel mit Kursivschrift gearbeitet hast)
Allgemein denke ich, dass man das Kursive sehr schön als Stilmittel und Betonung einsetzen kann. Auch ich habe es in letzter Zeit für mich entdeckt, gehe allerdings relativ sparsam damit um, da es meiner Meinung nach durchaus einen inflationären Charakter besitzt. Zum Beispiel hatte ich gestern einen Dialog geschrieben, in dem eine Person gefragt wird, was denn hinter dieser Türe sei und sie antwortet: "Da ist mein Zimmer". Und auf die wiederholte Frage, was denn da drinnen sei, verdeutlicht die Person: "Du verstehst nicht. Da ist
mein Zimmer". Also als Warnung, dass man sich davon fernhalten sollte.
Ich denke hier ist es angebracht, wenn nicht sogar nötig, mit der Kursivschrift zu arbeiten. Immer wenn der Leser irritiert werden oder einen Hinweis versäumen könnte, muss man meiner Meinung nach durch dieses Werkzeug eine Betonung markieren. Und ich werde das in Zukunft auch weiterhin so machen, denke ich.
Bei deinen Beispielen, Ryadne, hätte ich allerdings auch kein Problem gehabt, wenn es nicht markiert gewesen wäre :)
Ich finde, dass bei "alternativer" Kommunikation und Wahrnehmung (Gedanken, magisches Sprechen, kurze Träume/Visionen etc.) Kursivsetzen ein probates Mittel ist, um den Leser zügig darauf hinzuweisen und nicht die ewig gleichen Gerüste drum herum bauen zu müssen. Imho ist das, gerade bei Fantasy, auch noch immer verbreitet.
In (fast) allen anderen Fällen finde ich sie aber schwierig, als Ersatz für Betonung schlicht fehlt am Platz.
Als Autor hat man ja nicht nur die sprachliche Ebene, sondern kann sie auch jederzeit noch mit einer Handlungsebene verbinden. Und das sollte man auch unbedingt nutzen, wenn es nötig ist.
Ich greife jetzt mal Malinches Beispiele raus, um zu zeigen, was ich meine:
Zitat von: Malinche am 21. März 2013, 13:11:53
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
Je nachdem, welches Wort betont ist, liegt der Fokus anders:
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht jemand anders, z.B. der einhändige Antagonist
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen", gab xy mit einem mitleidigen Blick in zys Richtung zu bedenken.
Zitat
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht nur die anderen, weil die z.B. verschlossen sind.
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen." Sie deutete mit dem Kinn auf das einzige Fenster, welches nicht vergittert war.
Zitat
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber nicht durch die Tür oder die kleine Luke.
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen." Er ging von der eisenbegeschlagenen Tür weg und zeigte nach oben.
Zitat
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen."
... aber wir kommen dann nicht mehr raus.
"Wir können durch dieses Fenster einsteigen, aber ..." Der Satz hing unbeantwortet in der Luft.
Das sind nun natürlich alles Schnellschüsse, man versteht aber vermutlich, worauf ich hinaus möchte.
ZitatNatürlich ergibt es sich auch manchmal aus dem Kontext. Aber so ganz ohne Kursivsetzung würde ich z.B. auch nicht auskommen.
Ich behaupte mal ganz frech: Kursiv in solchen Fällen ist einfach nicht nötig. Und ich kann mir vorstellen, dass einige Lektoren das sogar als "faul" ansehen.
Zitat von: Ryadne am 21. März 2013, 12:45:55
Und wie steht es um die Konsequenz - wenn jemand einmal ein Wort durchs Kursivsetzen besonders betont, sollte er es dann jedes Mal machen, wenn er etwas betont haben will? Oder wirklich nur in wenigen Einzelfällen, damit diese Textteile dann besonders wirken?
Und man steht sonst auch dauernd vor diesem Problem.
Ich setze nur Fremdwörter (erfunden; lateinisch; altägyptisch) oder die Gedanken des personalen Erzählers kursiv. Letzteres fällt vllt ohnehin auf, da dort schon mal ein ich auftaucht, aber kursiv finde ich besser.
Ich gebe noch zu bedenken, dass beim Umkopieren eines Textes in ein Textsatzprogramm ( bei mir z.B. QuarkXpress) oder in das Ebook-Programm Sigil meist alle Formatierungen mit kursiv wie durch Zauberhand verschwinden, und ich dann mühsam den ganzen Originaltext durchforsten und das Kursive von Hand wieder einfügen darf.
Deshalb: nein, ich mag kein kursiv.
Und das geht möglicherweise auch anderen Kleinverlegern so, je nachdem mit welcher Software die arbeiten.
Mich wirft kusiv oft aus dem Text und ich mag es dashalb nicht. Obwohl die Verwendung manche Betonungsproblem oft vereinfachen würde. Kursiv verwende ich eigentlich nur, wenn ein Wort wirklich stark betont werden soll (und auch dann nur selten) oder wenn ein sonst gebräuchliches Wort eine ganz spezielle Bedeutung bekommt. Mir fällt nur grade kein geeignetes Beispiel dafür ein.
Zitat von: Fianna am 22. März 2013, 14:44:04
Ich setze nur Fremdwörter (erfunden; lateinisch; altägyptisch) oder die Gedanken des personalen Erzählers kursiv. Letzteres fällt vllt ohnehin auf, da dort schon mal ein ich auftaucht, aber kursiv finde ich besser.
Für Fremdwörter oder Namen von Dingen (Schiffsnamen z.B.) finde ich Kursivsetzung auch ein sehr passables Instrument, so mache ich es im Moment auch. Ansonsten habe ich früher zur Betonung viel mit Kursivsetzung gearbeitet, aber inzwischen festgestellt, dass ich das selber beim Lesen auch nicht brauche. Ich setze die Betonungen auch intuitiv, ohne Hilfestellung vom Autoren. Seitdem mache ich es viel weniger.
@FeeamPC
Das Argument kann ich natürlich verstehen, so etwas macht wirklich unnötig Mehrarbeit. Danke für den Hinweis, das werde ich in Zukunft berücksichtigen. :)
Interessant.
Am Besten finde ich den Vergleich mit dem Salz, das ist eine gute Arbeitshilfe.
Ich mag als Autor wie als Leser sinnvoll und konsequent eingesetzte Kursiva eigentlich ganz gern. Ich hätte bei den aktuellen Fragesätzen den ersten kursiviert und den zweiten vielleicht nicht. Wobei es mich nicht gestört hätte.
Irgendein amerikanischer Autor hat in einem Online-Workshop mal gesagt, dass Kursiv als Betonung nur dann in Betracht käme, wenn man beim Vortrag dabei den Zeigefinger heben würde, weil normale Stimme nicht reicht. Als letztes Mittel der Betonung quasi, ein formattechnischer Drama-Button.
Wenn ich statt einem Kursiva, immer auf einen Nebensatz ausweiche, dann verliere ich auch leicht mal "Dichte". Gerade bei atmosphärisch aufgeladenen Dialogen, spart man ja gern jedes Wort. Da ist dieser Workaround evtl. kontraproduktiv.
Ich bin da versöhnlicher. Es muss passen. Ein guter Text wird durch Kursiva nicht schlecht und ein schlechter im "richtigen" Format nicht zu einem guten. Als Leser will ich einen homogenen Text. Terry Pratchett zum Beispiel verwendet die gesamte Bandbreite der Formatmöglichkeiten: Schriftgrad, Kursiv, Kapitälchen, Zentrierung... Und genau dafür wird er geliebt - und nicht nur von mir.
Als Autor verwende ich mein Kursiv beim Schreiben nach Gutdünken und schriftstellerischer Willkür. Allerdings schon aus Bequemlichkeit nicht so oft.