Ja, ich bin es mal wieder mit meinen typischen medizinischen Fragen ...
Also, da ist dieser Bewusstlose, und da ist der Heiler. Der Heiler will dem Bewusstlosen eine Medizin verabreichen. Nun lernt man ja immer, Bewusstlose sollten auf keinen Fall irgendwas zu trinken eingeflößt bekommen, da sie daran ersticken könnten. Das sehe ich ja auch vollkommen ein. Mein Heiler muss es aber trotzdem irgendwie schaffen. Meint ihr, da gäbe es irgend eine Möglichkeit? Er kann ihm die Medizin leider nicht wirklich in den Körper spritzen, da er über keine entsprechende Technologie verfügt. Magische Praktiken kann er aus bestimmten Gründen auch nicht benutzen, und das, obwohl er Magier ist.
Na ja, normal heißt es ja, dass man Bewusstlosen kein Wasser einflößen sollte - darunter verstehe ich aber eine recht große Menge. Ob man an einer kleinen Menge Flüssigkeit ersticken könnte, weiß ich nicht. Wie groß ist denn die Portion Medizin? Ist das ein Tee, den man richtig trinken muss? Oder irgendein Sud, ein Sirup, von dem man nur ein paar Schlucke braucht? So was könnte man dem Patienten vielleicht schon eher in den Hals schütten, weil das gleich runterfließt und weg ist.
Hallo,
Schleimhäute nehmen so einiges auf, vor allem, wenn es z.B in Allohol :prost: gelöst ist. Wenn du ihm also eine kleine Menge in den Mund befördern und verhindern kannst, dass er schluckt bzw es runterläuft (Schlucken wäre ja der gewünschte Effekt) sollten Wirkstoffe trotzdem ankommen. Wo auch immer.
Muss es ein Trank sein? Wie wäre es mit einatmen?
Gruß,
Linda
Zitat von: Linda am 06. Juni 2008, 20:01:29
Schleimhäute nehmen so einiges auf, vor allem, wenn es z.B in Allohol :prost: gelöst ist.
Oder vielleicht etwas, das man mit der Medizin tränken könnte, einen Zuckerwürfel zum Beispiel. Den kann man unter die Zunge legen und langsam zerlaufen lassen.
Bei uns stand letztens ein etwas schockierender Fall in der Zeitung. Ein Sechzehnjähriger war irgendwann so betrunken, dass er nicht mehr ansprechbar war. Seine 'Freunde' haben ihn trotz Bewusstlosigkeit weiter abgefüllt. Ob sie es nur über die Schleimhäute geschafft haben, ihn auf mehrere Promille zu bringen, weiß ich nicht, aber normalerweise fällt dann der Schluckreflex ja aus. (Der Junge hat das Ganze übrigens unbeschadet überlebt).
Allerdings gibt es ja auch verschieden schwere Formen der Bewusstlosigkeit. Wenn sich der Kranke nur in einem Dämmerzustand befände, dann könnte er eigentlich auch noch Schlucken. Allerdings ist in so einem Fall die Desorientierung meist so groß, dass es zu Abwehrreaktionen kommen kann.
Es ist ein Tee. Aber die Idee mit den Zuckerwürfeln ist gut. :) Abgesehen davon, dass das Setting nicht modern genug ist für Zuckerwürfel. ;D Kann man einen Tee irgendwie "konzentrierter" machen? Dann könnte der Heiler ihn wirklich auf irgend etwas geben, was sich auflöst, und seinem Patienten geduldig eine Portion nach dem anderen in den Mund stecken. Nur was könnte das sein?
Also Zuckerrohr gibt es auf der Ecke, aber ich weiß nicht, wie das aussieht, was man in einem MA-Setting draus herstellt. Bestimmt nicht wie das braune Zeug in Tüten, das bei mir auf der Fensterbank steht.
Der Bewusstlose ist allerdings total bewusstlos, schlimmer geht es gar nicht.
Aber danke schon mal für eure kreativen Anregungen.
Konzentrierter wird Tee ja eigentlich, wenn du eine kleinere Menge Wasser benutzt oder eben mehr Teebeutel ;). Du kannst natürlich auch einkochen, also Wasser verkochen lassen - aber ich weiß nicht, ob dabei nicht Wirkstoffe verloren gehen könnten (Aromastoffe in jedem Fall).
Gibt es nicht bei ausgetrockneten Leuten, die nicht mehr schlucken können, diese Methode Wasser langsam an einem dünnen Stoffstreifen in den Mund laufen zu lassen? Das geht dann tröpfchenweise.
Na ja, Zuckerrohr verarbeitet man eigentlich genau wie die Rüben: Mahlen, die Bruchstücke auspressen und den Saft überm Feuer eindampfen - übrig bleiben die Zuckerkristalle. Davon könnte ein geübter Zuckerbäcker durchaus Zuckerstücke herstellen. Warum sollte man das im Mittelalter nicht können? So viel Hexerei steckt da ja auch nicht drin, oder?
Zitat von: Coppelia am 06. Juni 2008, 20:12:39
Kann man einen Tee irgendwie "konzentrierter" machen? Dann könnte der Heiler ihn wirklich auf irgend etwas geben, was sich auflöst, und seinem Patienten geduldig eine Portion nach dem anderen in den Mund stecken. Nur was könnte das sein?
Da würde ich auf den Alkohol von Linda zurückgreifen - dann hättest du eben mittelalterliche Homöopathie ;) Die Kräuter eben statt mit Wasser mit starkem Alkohol aufsetzen, der nimmt die gesunden Stoffe wesentlich besser auf.
Ah, das hört sich schon sehr logisch an. Aber bleiben die Wirkstoffe wirklich erhalten, wenn man Tee mit Alkohol kocht? Ich kenne mich damit leider nicht aus, daher frag ich ja. Na ja, in Klosterfrau Melissengeist ist auch fast nur noch Alkohol ...
Das mit den Stoffstreifen finde ich aber auch sehr sinnvoll. Das ist vielleicht sogar weniger aufwändig als mit dem Zucker, obwohl es eigentlich auch gehen sollte ...
Die Idee, dass es dort, wo die Szene spielt, Würfelzucker gibt, ist irgendwie etwas seltsam, Stoffstreifen sind wahrscheinlicher. ;D
Zitat von: Coppelia am 06. Juni 2008, 20:26:42
Ah, das hört sich schon sehr logisch an. Aber bleiben die Wirkstoffe wirklich erhalten, wenn man Tee mit Alkohol kocht? Ich kenne mich damit leider nicht aus, daher frag ich ja. Na ja, in Klosterfrau Melissengeist ist auch fast nur noch Alkohol ...
Normal lässt man die Brühe wochenlang ziehen - nur so können sich die Stoffe richtig entfalten. Aber ob dein Patient diese Geduld aufbringt, wage ich zu bezweifeln ;)
Eine Möglichkeit wäre noch, dass du zu einem stark wirkenden Alkaloid, also einem Pflanzengift greifst. Alkaloide gibts beispielsweise in in der Tollkirsche (Atropin), dem Schlafmohn (Morphin) und der Herbstzeitlosen (Colchizin). Da reichen schon geringste Mengen, aufgelöst in etwas Weingeist. Aber das Zeug mit Vorsicht genießen, sonst hat dein Heiler mehr als einen nur bewusstlosen Patienten an der Backe ;)
Oder du nimmst Pflanzensäfte wie die alten Schamanen, da muss man auch nichts einköcheln.
http://de.wikipedia.org/wiki/Suppositorium ;)
Zitathttp://de.wikipedia.org/wiki/Suppositorium
Keine schlechte Idee, aber irgendwie nicht ganz das, was ich suche. ;D
ZitatOder du nimmst Pflanzensäfte wie die alten Schamanen, da muss man auch nichts einköcheln.
Hm, das mit dem Schamanen hat mich auf eine Idee gebracht. Man müsste also den Tee dann mit diesem Pflanzensaft aufkochen und kann ihn dann gleich benutzen? Hoch die Geheimnisse des Dschungels.
So, hab es ins richtige Board verschoben. Bitte denkt auch daran, solche Recherchefragen mit dem Wort [Recherche] im Betreff zu kennzeichnen. Ich weiß, das macht nie jemand - aber ich weiß, warum ich das in die Regeln geschrieben habe...
BTW, ich hab erst "Trinken bis zur Bewußtlosigkeit" gelesen - aber da bin ich hier wohl falsch! ;D
Zitat von: Coppelia am 06. Juni 2008, 21:37:52
Man müsste also den Tee dann mit diesem Pflanzensaft aufkochen und kann ihn dann gleich benutzen?
Nein, der Pflanzensaft wird roh und vor allem frisch zubereitet dem Patienten gegeben. Bei saftigen Wurzeln oder Stengeln (Stängeln? Wäh, blöde Rechtschreibung :gähn:) kann man die einfach so pressen oder hechseln, um an den Saft zu kommen. Trockenere Pflanzenteile weicht man etwas ein und drückt sie dann aus. Den Saft zum Schluss durch ein Mulltuch laufen lassen und dem Patienten verabreichen.
Allerdings sollte man sich davon nicht zu viel versprechen - Pflanzensäfte sind eher für eine längere Kur gedacht, nicht für die Soforthilfe. Bei deinem Knock-Out-Patienten sollte man schon zu einer etwas härteten Medizinkeule greifen ;)
Woran genau leidet der Gute überhaupt? Und behandelst du ihn mit allgemein bekannten Kräutern oder ausgedachten?
Bei echter Bewusstlosigkeit etwas zu trinken zu geben ist extremst gefährlich - es sind schon diverse bewusstlose an ihrem eigenen erbrochenen erstickt - weil nämlich der Verschluss der Luftröhre nicht mehr funktioniert und der schützende Hustenreflex natürlich auch nicht. Sorry, aber wenn du Wert auf medizinischen Realismus legst geht ein Medikament über shclucken verabreichen leider gar nicht.
Ich muss felis zustimmen: da ich selbst Ersthelfer-Seminare gebe, kann ich nur bestätigen, dass bei tiefer Bewusstlosigkeit kein Schluckreflex mehr vorhanden ist. Die Folge: alles, was sich im Mund oder in der Speiseröhre befindet, wird mehr oder weniger automatisch beim Einatmen in die Lunge befördert. Und das ist nicht gut - es sei denn, es handelt sich um eine Art Aerosol, dessen Partikelgröße so klein ist, dass es die Lungengänge nicht verlegt (also dicht macht).
Allerdings könnte man sich einen anderen, in der Notfallmedizin eher unerwünschten Effekt zunutze machen: Um den Patienten künstlich zu beatmen, wird dieser in der Regel intubiert, d.h. es wird ein Schlauch durch den Mund in die Luftröhre geschoben. Knackpunkt bei der Intubation ist aber, dass der Schlauch sehr schnell in Richtung Magen gelangt und dort bei der Beatmung den Magen aufbläht - Folge: der Mageninhalt wird zurück in die Speiseröhre gedrückt, blockiert dort die Atemwege, usw ...
Für einen Rettungsmediziner eine mittlere Katastrophe, für Deine Geschichte aber damit eine passable Möglichkeit, das Heilmittel in den Patienten zu bekommen (schließlich sollen ja nicht zwei Liter Luft, sondern nur ein paar Tropfen Medizin im Magen landen): die Medizin mit einem biegsamen Röhrchen verabreichen (vielleicht mit Hilfe einer Wasserpflanze, z.B. einer Seerose? Die haben durchgehende, luftgefüllte "Adern" in den Stängeln und sollten zudem ausreichend stabil sein, um in die Speiseröhre geschoben werden zu können, ohne abzubrechen).
Also eine Art alternative Sondenernährung ;D
Liebe Grüße,
Julia
Hast du auch schon die Lage des Patienten bedacht? Mir ist gerade so, als wäre da mal was gewesen...
Ich bin der Meinung, dass es mit der Zunge Probleme bei Bewusstlosigkeit geben kann und man den Betroffenen deshalb schnellstmöglich in die stabile Seitenlage befördern sollte.
Um die Atemwege halbwegs frei zu bekommen, muss man ja den Hals überstrecken... Aber ich bin keine Medizinerin. ;) War nur eine spontante Überlegung, die mir zu deinem Thema nicht unwichtig erschien.
LG
Ja, genau so war es auch, von der Ersten Hilfe kann ich mich noch gut erinnern, dass man Bewusstlosen eben gar nichts verabreichen soll, was mir ja, wie gesagt, auch einleuchtet. Daher war ich ein bisschen überrascht, dass die anderen meinten, es würde doch gehen. Aber wie gesagt, ich bin ja keine Fachfrau, ich glaube es dann gern. ;)
Von daher kenne ich auch das, was Saraneth erwähnt, dass man eben aufpassen muss, dass Bewusstlose nicht an ihrer Spucke, Blut oder was auch immer ersticken. Hoffe, das stimmt soweit ...
Dann kann ich wohl die Sachen vergessen, die ich gestern noch geschrieben hab - schon wieder Tagespensum für heute weniger. ;D
Die Idee mit der Seerose ist ja mal echt originell. Hm, ein kreativer Anatom würde vielleicht drauf kommen ... aber ist das nicht irgendwie, äh, gefährlich? Würde dabei nicht Schmutz in den Körper gelangen? Oder wäre das dann eher das geringere Übel?
ZitatWoran genau leidet der Gute überhaupt? Und behandelst du ihn mit allgemein bekannten Kräutern oder ausgedachten?
Mit ausgedachten (aber nicht von mir ausgedacht). Ich kann mir immer leisten, etwas dazu zu erfinden, aber es wird nicht immer so gern gesehen.
Was er hat, ist nicht so leicht zu sagen. Er ist eigentlich einfach nur halb verhungert und völlig erledigt, und er würde auch daran sterben, wird aber künstlich am Leben gehalten. Der Heiler möchte, dass er kräftiger wird, damit letzteres nicht mehr nötig ist. Theoretisch müsste man solchen Leuten vielleicht ein stärkendes Mittel direkt ins Blut spritzen. Ob man dem Heiler die Erfindung einer Art behelfsmäßigen Spritze unterschieben kann? Aber wenn man nicht in steriler Umgebung (und mit sterilen Spritzen) arbeitet, ist das bestimmt ein Risiko.
Ich möchte den Heiler als wirklichen Fachmann darstellen, daher lege ich auf Realismus Wert. :) Na jedenfalls hab ich mir wirklich eine sehr interessante Frage ausgesucht.
@ Maja
Sorry. Das mit der Recherche war mir nicht klar (wird ab jetzt gemacht ;)). Ob es wohl ok ist, wenn ich mir einen Thread für meine ganzen medizinischen Fragen eröffne? Dann muss ich nicht immer einen neuen eröffnen, und andere könnten ihn natürlich auch nutzen. Schön übrigens, dich hier wieder zu sehen ...
Also Ziel der ganzen Prozedur soll ja sein, dass das Heilmittel (schnell) in den Blutkreislauf gelangt, oder? Daher würde ich die "anale" Verabreichung bevorzugen (nicht persönlich ;)). Erstmal ist sie sicherer bei einem Bewusstlosen, unkomplizierter (man glaubt es kaum) und wesentlich effektiver. Das Zeug geht über die sehr aufnahmefähigen Schleimhäute direkt in die Blutbahn, nicht erst den Umweg über den Magen.
Außerdem ergibt sich eine wunderbar zu schildernde Situation, oder? :rofl:
Ehrlich gesagt, ich weiß nicht recht. Ich sehe ja ein, dass es medizinisch sinnvoll ist, aber für die Szene wäre es Gift. Das würde vorne und hinten ;) nicht stimmen. Irgendwo ist auch bei meinen Hauptfiguren Schluss, und diese Hauptfigur möchte so nicht gezeigt werden. Das hat eher persönliche Gründe. Ich will hier auch nicht zu viel rumspoilern.
Für den Heiler natürlich kein Problem ...
Man muss es ja auch nicht explizit schildern oder der Lächerlichkeit Preis geben ("Preis" eigentlich groß oder klein :hmmm:), wobei die Möglichkeiten hier natürlich geben sind.
Aber bei mir fallen, wenn es um medizinische Angelegenheiten geht, erstmal alle Schamgrenzen, Ärzte (und Heiler) haben wohl schon alles gesehen und keinerlei (oder kaum) Befindlichkeiten, wenn es um solche Dinge geht. Und wenn man es so schildert bin ich mir ziemlich sicher, dass dadurch kein Charakter sein "Gesicht" verliert ...
"Wie habt Ihr mir das Mittel eigentlich verabreicht?", fragte er mir zittriger Stimme.
"Das ist jetzt unwichtig, schlaft Euch erstmal richtig aus." Sanft drückte der alte Mann seinen Patienten zurück in die weichen Kissen und lächelte.
XYZ fühlte sich schon weitaus besser und schloss erschöpft die Augen. Nun musste nur noch das schmerzende Gefühl in seinem Unterleib vergehen und morgen früh würde die Welt gleich ganz anders aussehen.
;)
Das hätte irgendwie auch etwas, das stimmt ... vor allem, wenn ich darüber nachdenke, was anschließend so alles passiert ...
Ich glaube trotzdem nicht, dass ich es so mache, aber hmmm ...
Zitat von: Coppelia am 07. Juni 2008, 06:04:29
Mit ausgedachten (aber nicht von mir ausgedacht). Ich kann mir immer leisten, etwas dazu zu erfinden, aber es wird nicht immer so gern gesehen.
Was er hat, ist nicht so leicht zu sagen. Er ist eigentlich einfach nur halb verhungert und völlig erledigt, und er würde auch daran sterben, wird aber künstlich am Leben gehalten. Der Heiler möchte, dass er kräftiger wird, damit letzteres nicht mehr nötig ist.
Hm, schade ... Da häte ich einige sehr interessante Pflanzen auftischen können, die du dem Patienten hättest verabreichen können. Beispielsweise die
Selenicereus grandiflorus (http://de.wikipedia.org/wiki/Selenicereus_grandiflorus), auch Königin der Nacht genannt, eine wunderschön blühende Kaktee, die ihre Blüten allerdings nur nachts öffnet und tagsüber total unansehnlich wirkt. Die wird meist bei schwachem Herzen eingesetzt und hat ein sehr schwach wirkendes Gift, das das Herz anregt.
Zitat
Theoretisch müsste man solchen Leuten vielleicht ein stärkendes Mittel direkt ins Blut spritzen. Ob man dem Heiler die Erfindung einer Art behelfsmäßigen Spritze unterschieben kann?
Sofern du den Patienten nicht mit der Spritze aufspiesen willst, wirds schwierig. Bei Kanülen reden wir hier von einem Innendurchmesser von 0,6 bis 1,7 mm, je nach Verwendung. So was mit gewöhnlichen Werkzeugen herzustellen ist praktisch unmöglich. Die ersten Spritzen mit Hohlnadeln tauchten schließlich erst in der Neuzeit, so um 1800, auf. Es gab um 1600 zwar schon Nadeln, aber die waren nicht hohl, wie Akkupunkturnadeln eben.
Das mit dem Zäpfen finde ich auch etwas ... äh ... befremdlich ^^° Ok, logisch ist es schon, schließlich gelangen über die Darmwände die Inhaltsstoffe am besten in den Blutkreislauf. Aber es liest sich unschön, wenn der Patient da was in den Allerwertesten kriegt - ist einfach unästhetischer als oral :-\
Diese Firma hat eine Technologie entwickelt, um Wirkstoffe über die Mundschleimhaut zu verabreichen. Das ist so eine Pumpspray.
http://www.generex.com/buccaldelivery.php?id=buccaldelivery
"The buccal mucosa offers a near ideal, non-invasive portal through which large-molecule drugs might enter the body. The large surface area of the buccal mucosa provides direct access to a rich network of blood vessels, offering the potential of rapid absorption of medications into the circulatory system. Using this route, drugs avoid the gastrointestinal system and other hostile environments.
Although the buccal mucosa is relatively permeable, large molecules typically are too big to traverse this membrane."
Das ist Biotechnologie und inzwischen keine Science-Fiction mehr. Vielleicht wär das ja was für dich... :hmmm:
Warum das Medikament nicht einfach in irgendwelches Naschwerk / Zuckerwerk mischen? Süßigkeiten gab es ja schon recht früh und in Fantasywelten sollten sie auch existent sein. Irgendetwas wie ein süßes, pappiges Muss oder etwas, das die Vorstufe zu einem Bonbon sein könnte und sich im Mund langsam auflöst, so dass die Wirkstoffe entweder von den Mundschleimhäuten aufgenommen werden, oder das ganz in kleinsten Mengen über die Zunge in den Rachen läuft. Das sollte m.E. kein Problem sein. Und Schlucken ist ja auch ein Reflex, demzufolge sollte das noch funktionieren, sofern keine 'schwerwiegenden Schädigungen' außer Erschöpfung und halb verhungert vorliegen.
O.T. - coooool, wir haben hier jetzt eine Rechtschreibprüfung. Und ich hab mich schon gewundert, was mit dem Tintenklecks passiert ist! :jau:
deshalb:
"Although the buccal mucosa is relatively permeable, large molecules typically are too big to traverse this membrane." :(
Also Zucker alleine wird da nicht helfen...
Aber man könnte sich eine zuckerrohrähnliche Pflanze ausdenken, deren Saft zufällig genau die Eigenschaften von RapidMist(TM) hat. :D
Zitat von: Churke am 07. Juni 2008, 09:43:38
Diese Firma hat eine Technologie entwickelt, um Wirkstoffe über die Mundschleimhaut zu verabreichen. Das ist so eine Pumpspray.
Pumpspray im Mittelalter? In einer Zeit, wo man Leuten sagte, das Waschen krank macht und ein kräftiger Aderlass Wunder wirkt? Wo man Todkranken den Knochen eines Heiligen in die Pfoten drückte und palaverte, Gott wirds schon richten?
Also ich weiß ja nicht ... Für mich klingt das so abgedreht wie ne Herztransplantation in der Bronzezeit :-\ Ein bisschen authentisch sollte die Behandlung schon sein, finde ich O.o
Was habe ich einen Beitrag vorher geschrieben? Dass du einen Pflanzensaft erfinden kannst, der die biotechnischen
Eigenschaften dieses Sprays hat, nicht, dass er zerstäubt werden muss. Sei doch mal nen bisschen kreativ :)
ZitatIn einer Zeit, wo man Leuten sagte, das Waschen krank macht
Das war übrigens erst im Barock... ;D
Mit welcher Begründung hat man denn den Leuten gesagt, dass Waschen krank macht ????
Zitat von: Churke am 07. Juni 2008, 12:47:48
Was habe ich einen Beitrag vorher geschrieben? Dass du einen Pflanzensaft erfinden kannst, der die biotechnischen Eigenschaften dieses Sprays hat, nicht, dass er zerstäubt werden muss. Sei doch mal nen bisschen kreativ :)
Sorry fürs OT, aber:
Würde es dir etwas ausmachen, nicht so zu reden, als wären wir alle dumm? Das wäre nett. Danke.
Entschuldigung. War nicht ernst gemeint... :schuldig:
Man hat geglaubt, dass Wasser in den Körper eindringt, sich mit dem Körpersäften (vgl. Hippokrates) mischt und Krankheiten überträgt.
Zitat von: Wieoderwas am 07. Juni 2008, 13:16:22
Mit welcher Begründung hat man denn den Leuten gesagt, dass Waschen krank macht ????
/OT an
Um die "Unzucht" zu unterbinden, die in Badehäusern üblicherweise nebenher betrieben wurde. Und wenn man es nur oft genug zu hören bekam, glaubte man zu der Zeit der Kirche eben alles.
/OT aus
Waschen machte ab und an krank. Ganz einfach, weil die Leute Abfälle und Fäkalien direkt ins Wasser (s. Burggräben) oder zu nahe am Wasser entsorgt haben. Es war nicht umsonst so, dass noch Mitte des 19. Jahrhunderts niemand John Snow geglaubt hat, als er sagte, die Leute würden die Cholera durch verseuchtes Wasser bekommen.
So. Jetzt aber genug davon. :zensur:
Ich hielte den Vorschlag der Inhalation noch für am besten geeignet. Nasenschleimhaut und Lunge haben ein wesentlich besseres Absorptionsvermögen als die Mundschleimhaut, zumal über die Nasenschleimhaut ein Zugang zum ZNS möglich ist - den Anteil der Resorption der Nasenschleimhaut kann ich allerdings nicht abschätzen. Zumindest sollte es sich technisch auch in einem mittelalterlichen Setting bewerkstelligen lassen.
Aber du musst natürlich selbst wissen, ob sich das mit dem Tee/den Kräutern machen lässt.
Die Idee mit der analen Verabreichung klingt mir auch nicht ganz angemessen für eine solche Szene, obwohl man es noch gut umschreiben kann (s. Stefan).
Für letzteres hab ich sogar schon einen Dialog geschrieben, wenn auch nicht ganz ernst gemeint ... aber ich glaub nicht, dass ich ihn verwende, obwohl er ganz lustig ist. Mein Prota ist nämlich strikt dagegen, dass ich ihm so übel mitspiele (wie ers empfindet), während er bewusstlos ist. Man muss ein bisschen Verständnis mit ihm haben. Oder auch nicht. Auf jeden Fall fände er es im Augenblick schlimm, überhaupt angefasst zu werden.
Ich finde eigentlich die Idee, ihm so eine Art Schlauch in den Magen zu stecken, inzwischen ganz spannend, vor allem, weil das ja wirklich eine schwierige Sache ist, dann nicht die Lunge zu erwischen. Bin aber nicht sicher, ob er dazu nicht auch schlucken können müsste ...
Aber auf jeden Fall würde es zu meinem Heiler passen, der immer krasse Einfälle hat.
Zitat von: Coppelia am 07. Juni 2008, 06:04:29
Die Idee mit der Seerose ist ja mal echt originell. Hm, ein kreativer Anatom würde vielleicht drauf kommen ... aber ist das nicht irgendwie, äh, gefährlich? Würde dabei nicht Schmutz in den Körper gelangen? Oder wäre das dann eher das geringere Übel?
Nein, Schmutz ist eher kein Problem, schließlich gibt es weder in der Luft- noch in der Speiseröhre eine sterile Umgebung. Nur die Partikelgröße eines Fremdkörpers kann in der Lunge Probleme bereiten, weil die Lungengänge von den Bronchien bis in die Alveolen immer feiner werden. Was dort feststeckt, kommt nur schwer (oder gar nicht) wieder raus => bei Bewusstlosigkeit gibt es auch keinen Hustenreflex.
Zitat von: Coppelia am 07. Juni 2008, 06:04:29
Was er hat, ist nicht so leicht zu sagen. Er ist eigentlich einfach nur halb verhungert und völlig erledigt, und er würde auch daran sterben, wird aber künstlich am Leben gehalten. Der Heiler möchte, dass er kräftiger wird, damit letzteres nicht mehr nötig ist. Theoretisch müsste man solchen Leuten vielleicht ein stärkendes Mittel direkt ins Blut spritzen. Ob man dem Heiler die Erfindung einer Art behelfsmäßigen Spritze unterschieben kann? Aber wenn man nicht in steriler Umgebung (und mit sterilen Spritzen) arbeitet, ist das bestimmt ein Risiko.
Ich meine mal in einem Buch gelesen zu haben, dass dort der Heiler irgendwelche Medikamente über hohle Schlangenzähne (spitz genug, um sie in die Haut zu pieken) verabreicht hatte. Subkutan oder Intramuskulär wäre wäre die Idee ja noch denkbar (wobei das sterile Arbeiten dabei einen Heidenaufwand bedeuten würde), aber auf diese Art etwas in eine Vene zu bekommen, geht gar nicht - selbst wenn man die Sterilität sicherstellen könnte, hätte man trotzdem Luft in dieser Behelfsspritze, und die wäre dann i.v. gespritzt eine Katastrophe.
Wenn der Patient allerdings "nur" in der Bewusstlosigkeit liegt, weil er fast verhungert ist (und er keine anderen lebensbedrohlichen Verletzungen hat), ist es allerdings wahrscheinlich, dass er immer mal wieder aus dieser tiefen Bewusstlosigkeit (zumindest teilweise) erwachen wird. Selbst wenn er dabei dass Bewusstsein nicht völlig erlangt, könnten die Reflexe (auch der Schluckreflex) dann wieder kurzfristig funktionieren. Wäre das vielleicht ein Ansatz?
Viele Grüße,
Julia
Zitat von: Coppelia am 07. Juni 2008, 23:29:51
Ich finde eigentlich die Idee, ihm so eine Art Schlauch in den Magen zu stecken, inzwischen ganz spannend, vor allem, weil das ja wirklich eine schwierige Sache ist, dann nicht die Lunge zu erwischen. Bin aber nicht sicher, ob er dazu nicht auch schlucken können müsste ...
Muss er nicht. Aber da ich es nicht so schön Wikipedia erklären kann, verweise ich einfach mal auf die entsprechende Seite:
http://de.wikipedia.org/wiki/Intubation
Ein weiterer Link könnte zu diesem Thema auch noch passen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Magensonde
Viele Grüße,
Julia
Die Sache mit der Inhalation würde mir jetzt am ehesten zusagen, irgendein Kraut lässt sich schon wirksam verbrennen oder verdampfen, flugs einen Trichter vor Nase und Mund des Charakters basteln und das Zeug von ihm einatmen lassen. Riechsalz lässt grüßen und die Anwendung erscheint mir immer noch am unproblematischsten, da der Atemreflex ja noch funktioniert und ohne großen Aufwand durchzuführen ist ...
Die Inhalation birgt in soweit Probleme, als dass die Partikelgröße des zu inhalierenden Stoffes ziemlich stark eingeschränkt ist. Schließlich müssen die Substanzmoleküle auch von den Zellen in die Lungenbläschen resorbiert werden können. Bei kurzkettigen, lipophilen Substanzen ist das kein Problem (sonst würde das Rauchen verschiedener Drogen keinen Erfolg haben :snicker: ), bei langkettigen Molekülen klappt es schon nicht mehr - sie können nicht durch die Zellwände nach innen transportiert werden, um von dort in den Blutkreislauf zu gelangen.
Die größten Moleküle, die meines Wissens über die Lunge verabreicht werden können, sind unter anderem Insulin und Kortison - aber das sind körpereigene Stoffe, von daher nehme ich an, dass es dafür auch in den Zellen spezielle Transportvorrichtungen gibt.
Abgesehen davon denke ich aber auch, dass Riechsalz oder ähnliches in dieser Situation nichts bringen würde - schließlich dient es durch seinen scharfen Geruch vor allem dazu, jemanden aus einer leichten Bewusstlosigkeit, z.B. Ohnmacht zu wecken.
Bei einer tiefen Bewusstlosigkeit reagiert der Patient aber überhaupt nicht mehr auf äußere Reize, weder auch Gerüche, noch auf Schmerzen. Von daher vermute ich mal, dass man an diesem Punkt nicht weiterkommt.
Viele Grüße,
Julia
Andererseits ist das ein FANTASY-Stoff, also zumindest gehe ich da mal von aus ... Da kann man die medizinischen Möglichkeiten beugen und auch die eventuelle Größe von Molekülen und deren daraus resultierende Aufnahmefähigkeit durch den Körper ruhig etwas vernachlässigen, oder? ;)
Dafür ist es eben Fantasy und das Mittel, was es in der Welt gibt (und vielleicht nur von unserer inspiriert), lässt sich für mich eben ohne Stirnrunzeln und den Ausruf "Das ist UNMÖGLICH!" durchaus so verabreichen! Ich als Leser würde da nicht drüber stolpern ...
@ Stefan:
Selbstverständlich hast Du natürlich recht, was die Fantasy betrifft ;) :jau: !
Aber manchmal geht eben doch die Biologin in mir durch ;D ("Ich weiß was, ich weiß was ..." *an-dieser-Stelle-fehlt-der-hüpfende-Melde-Smiley*)
Liebe Grüße,
Julia
Ich finde es gut, wenn es medizinisch stimmig ist. "Das ist Fantasy, das wird schon irgendwie gehen" lasse ich bei mir selbst als Argument nicht gelten.
Ich warte erstmal ab, ob mir die Lösung noch einfällt ... bislang bin ich dafür, er verabreicht seinem Patienten die Medizin durch eine Art spezielles Gras (die Halme sind ja innen hohl), das er biegsam gemacht hat oder das schon vorher biegsam war.
Der arme Mann ist wirklich so tief bewusstlos, dass gar nichts mehr klappt. Bewusstloser geht es nicht. *g*
Zitat von: Coppelia am 08. Juni 2008, 16:47:17
Ich finde es gut, wenn es medizinisch stimmig ist. "Das ist Fantasy, das wird schon irgendwie gehen" lasse ich bei mir selbst als Argument nicht gelten.
Ich warte erstmal ab, ob mir die Lösung noch einfällt ... bislang bin ich dafür, er verabreicht seinem Patienten die Medizin durch eine Art spezielles Gras (die Halme sind ja innen hohl), das er biegsam gemacht hat oder das schon vorher biegsam war.
... was ungefähr genauso "plausibel" ist wie jede andere Möglichkeit, denn auch hier wird es wahrscheinlich ein Gras sein, das so nicht in "unserer" Welt gibt, zumindest ist mir keins bekannt, mit dem ich es versuchen würde. Aua! ;)
*lach* Ja, irgendwie hast du Recht. Dann ist es wahrscheinlich medizinisch und biologisch nicht sinnvoll. ;D
Obwohl ich mir mit meiner blühenden Fantasie vorstellen könnte, dass es mit bestimmten Bambusarten gehen würde. Ausprobieren würde ich es aber lieber nicht!
Auf die Gefahr hin, mich als Klugscheißerin jetzt völlig unbeliebt zu machen :innocent: :
Gräser oder Bambus werden sich vermutlich nicht besonders gut eignen, da die Stängel immer mehr oder weniger stark "holzig" sind (sprich: einen hohen Zelluloseanteil haben müssen, damit sie nicht beim leichtesten Wind sofort umknicken oder abbrechen). Damit wird die Verletzungsgefahr aber relativ hoch, vor allem, wenn man solch einen Fremdkörper in die empfindliche Speiseröhre einführen möchte.
Bei den reinen Wasserpflanzen ist aber genau das nicht der Fall, weil die Blätter allein durch den Auftrieb im Wasser nach oben "gezogen" und stabilisiert werden. Im Gegenteil, sie müssen sogar besonders weich und biegsam sein, um sich verändernden Wasserständen problemlos anpassen zu können.
So nu halt' ich abba ma meine Schnüss ...
Liebe Grüße,
Julia
Das ist doch gut zu wissen! Sprich dich nur aus! ;) Man kann ja nicht auf jedem Gebiet Fachfrau sein ...
Es gibt in dieser Gegend viele Sümpfe. Da wächst bestimmt etwas Geeignetes.
Zitat von: Julia am 08. Juni 2008, 22:43:55
Auf die Gefahr hin, mich als Klugscheißerin jetzt völlig unbeliebt zu machen :innocent: :
[...]
So nu halt' ich abba ma meine Schnüss ...
Klugscheißer sind was anderes ;)
Hey, wenn Coppi keine sachlichen und kritischen Antworten wollte, hätte sie wohl kaum diesen Thread aufgemacht! Dafür ist das Board ja da, damit man anderen mit seinem Wissen helfen kann, also immer raus damit :D
Danke ! :vibes:
Hmmmm, ich habe die Szene jetzt mit der Sumpfwurzel geschrieben. Aber irgendwie finde ich sie richtig schlecht. Na ja. Egal. Weiter. ;D Die Idee war jedenfalls gut, mir fehlt nur die Erfahrung mit Sumpfwurzeln, die man Leuten in den Hals schiebt ...
Zitat von: Coppelia am 11. Juni 2008, 19:22:41
Hmmmm, ich habe die Szene jetzt mit der Sumpfwurzel geschrieben. Aber irgendwie finde ich sie richtig schlecht. Na ja. Egal. Weiter. ;D Die Idee war jedenfalls gut, mir fehlt nur die Erfahrung mit Sumpfwurzeln, die man Leuten in den Hals schiebt ...
sei froh! ;)
Gibt es nicht in "Hamlet" eine Szene, wo einer vergiftet wurde, indem man ihm im Schlaf etwas ins Ohr geträufelt hat? Das wäre doch mal eine originelle Variante des Verabreichens von Medizin.
Alternativ könnte man ihn an etwas riechen lassen. Vielleicht ein spezieller Dampf oder Rauch.