Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Darien am 17. November 2007, 20:40:44

Titel: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Darien am 17. November 2007, 20:40:44
Mich würde interessieren wie es bei euch aussieht mit der Anzahl der Pro und Antagonisten, oder einfach wichtigen Figuren.

Ich habe bei meinem momentanen Roman das Problem, dass ich schon allein 14 Protagonisten, in zwei Gruppen aufgespalten, in der jeweils einer meiner Hauptcharaktere ist, habe.
Dazu kommen noch 7 Antagonisten und etwa 8 Nebenchras die auch wichtig sind.
Außerdem kommen dazu noch Leute wie Könige, die zwar für die Welt wichtig aber im Moment für die Geschichte unwichtig sind.
Ich habe oft zu hören bekommen, dass das zu viele sind, doch ich sage, jeder von denen ist einzigartig genug, damit man sie auseinanderhalten kann. Außerdem hab ich extra Wert darauf gelegt, dass Namen sich möglichst nicht ähneln.

Haltet ihr das für zu viel?

Wie viele Charaktere habt ihr denn so?


Gruß

Darien
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Maja am 17. November 2007, 21:15:15
Es kommt darauf an, welchen Umfang dein Epos hat und ob es bei den Hauptfiguren Abstufungen in der Wichtigkeit gibt. Bei einem Werk von 300 Seiten würde ich sagen: Das ist viel zu wuselig, da verliert jeder den Überblick. Siebenköpfige Heldengruppen halte ich persönlich für zu groß, aber Eddings und Tolkien haben gezeigt, daß sie sich durchaus handhaben lassen.
Wenn dein Epos über 3.000 Seiten geht und auf verschiedene Handlungszweige aufgeteilt ist, können durchaus so viele Personen zusammenkommen. Wobei - selbst dann wären sie mir wohl noch zu viele, es fällt dann schwer, den Überblick zu behalten. Bei Robert Jordan habe ich diese Zerzuzzelte sehr gehaßt, und wir wissen ja, wohin es ihn am Ende gebracht hat...

Ich habe mich bei den »Chroniken der Elomaran« schon in zwei völlig getrennte Handlungsstränge aufgeteilt, und jeder von denen hat ein Halbdutzend Protagonisten und um die drei Antagonisten. Und ich bekomme von meinen Lesern regelmäßig zu hören, daß das zu viele sind. Nun ist das natürlich auch so ein episches vielbändiges Werk, wo man das noch eher verzeihen kann.

Zur Zeit schreibe ich ein Buch mit genau zwei Hauptfiguren, das ist regelrecht erfrischend, vor allem, weil ich nur eine Perspektive habe. Das Buch kann dadurch viel dichter und intensiver erzählt werden, als wenn der Leser ständig zwischen Figuren und Schauplätzen springen muß, daß er am Besten ein Diagramm hätte, um alle Parteien mit ihrer gegenwärtigen Konstellation zu verfolgen.

Grundsätzlich denke ich aber, daß bei deiner Aufstellung viel zu wenig Nebenfiguren sind, um so viele Hauptfiguren verkraftbar zu machen - das ist unausgewogen. Oder auch so: Bei zu vielen Haupt- und zu wenig Nebenfiguren werden sich einige Hauptfiguren selbst in Nebenfiguren verwandeln. Als Beispiel nehme ich mal den "Hobbit" - dreizehn Zwerge, nominell alle irgendwie Hauptpersonen und doch irgendwie nur belebte Kulisse mit Zipfelmützen, von Thorin und Balin mal abgesehen. Der Rest war zwar immer anwesend (bis am eEnde, wo sie zum Teil tot sind), aber die Hälfte von ihnen hätte man weglassen können, ohne der Geschichte Abbruch zu tun. Sobald ein einzelner Charakter keine Funktion mehr hat, die nicht auch ein anderer übernehmen könnte, ist er überflüssig. Das wird er dir zwar übelnehmen, aber deine Leser werden es dir letztenendes danken, weil die verbleibenden Charaktere dann viel besser und differenzierter rüberkommen können.
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Lavendel am 17. November 2007, 21:35:09
Es gibt ja durchaus Beispielbücher mit wirklich vielen Protas. Ganz bekannt natürlich das 'Lied von Eis und Feuer' von G.R.R. Martin (mit einer Anzahl an Bänden, die näher bei 10 als bei 5 liegt).

Ich persönlich finde es auch leichter, wenn die Handlung sich auf wenige Hauptfiguren beschränkt. Oben genanntes Epos ist zwar super geschrieben und zum Ende jedes Bandes hin dann auch wieder spannend, aber es nervt doch schon oft enorm, wenn man unbedingt wissen will, wie der eine Handlungstrang sich entwickelt, der aber wohlmöglich erst im nächsten Band weitergeführt wird.

Vor allen Dingen machst du dir selbst das Leben nicht ganz einfach, wenn du mit so großem Personal hantierst. Da verliert man viel schneller die Übersicht und vor allem, denke ich, den Blick fürs Wesentliche. Denn alle Charaktere wollen ja gleich wichtig sein, gleich viel von ihren Konflikten, Spannungen, Beziehungen oder Geschichten preisgeben - denn sonst wären sie ja langweilig und keine Hauptfiguren mehr  ;).

Letztendlich hängt die Entscheidung aber wohl davon ab, was du aus dem Projekt machen willst. Generell kann man da schlecht ein Urteil fällen. Man müsste da schon im Einzelfall genauer hinschauen. Jedenfalls denke ich, du solltest so ein 'Mammutprojekt' genaustens durchplanen, sonst endet es vermutlich in einer Menge Frust.
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Lapislazuli am 17. November 2007, 23:06:56
Als Leser hab ich nichts gegen viele Charaktere, auch wenn es dann meist so ausgeht, dass mir dann meine Lieblingscharaktere zu wenig vorkommen.  Je mehr Personen desto wenig Platz für Charakterentwicklung des einzelnen.

In meinen Geschichten verwende ich im Endeffekt auch oft nur ein drittel der anfangs geplanten Figuren. Ich rede jetzt einmal von meinen zwei aktuellen Projekten "Hexenkinder" und "Die Schwarzen Schatten". Die werden beide nur aus einer Perspektive erzählt, mit einem einzigen Handlungsstrang. Es gibt einen Protagonisten und ein bis zwei Figuren die ihm sehr nahe stehen und für die Handlung sehr wichtig sind. Dann gibt es noch ein paar Nebenpersonen von unterschiedlicher Wichtigkeit. Das war's.
Und die Sache mit dem Antagonisten? Also ich mag einerseits gut geschriebene Bösewichte. Andererseits sind meine Geschichten nie als Kampf von Gut gegen Böse angelegt, da ich mit solchen Kategorien persönlich nicht viel anfangen kann.

In "Hexenkinder" ist die antagonistische Kraft quasi im Protagonisten selber angelegt. Er muss sich selber besiegen, bzw. gewisse Dinge lernen - quasi ein Selbstfindungsplot.
In "Die Schwarzen Schatten" ist der Antagonist nicht wirklich eine Person, sondern eine unsichtbare Kraft die man nicht sehen kann, und da sie an dunklen Orten vorkommt und man nicht recht weis, was das ist gewöhnt mein Prot sich mit der Zeit an, es "Die schwarzen Schatten" zu nennen. Allerdings können die auf Personen überspringen. Und im Moment sieht es so auf, als würde sich die Schwester des Prot gerade auf deren Seite ziehen lassen ...

Also auch keine Antagonistenschaar. Ich mag lieber wenige Personen, und ich finde es am faszinierendsten beim Schreiben, diese zu erforschen und zu schauen, wo sie die Handlung hintreiben - denn bei mir kommen immer zuerst die Figuren und aus denen ergibt sich die Handlung.



Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: saraneth am 17. November 2007, 23:52:59
Also in meinem momentanen Projekt gibt es auch nicht so viele Figuren, aus deren Sicht erzählt wird und die unabdingbar wichtig wären.

Theoretisch gibt es zwei Hauptfiguren und mehrere Nebencharaktere, aus deren Sicht aber nichts dargestellt wird. Sie werden quasi nur von meinen Hauptcharas geschildert und ich denke, das ist auch gut so.

Irgendwie komme ich bei Büchern mit zu vielen handelnden Personen immer ein wenig durcheinander, es sei denn, sie sind wirklich klar voneinander zu unterscheiden. Aber das ist meistens leider nicht der Fall, finde ich jedenfalls.

Des Weiteren stimme ich Lapislazuli zu, was die Entwicklung der Charaktere anbelangt. Mir persönlich geht es in meinen Geschichten um die Personen, aus deren Sicht ich erzähle und mir ist ihre Geschichte in diesem Fall wichtig. Das heißt natürlich nicht, dass mir die der anderen egal wäre. Ich bin da wohl etwas eigen veranlagt. ;)

Wechselst du denn die Sicht zwischen deinen Charas oder beschreibst du sie nur sehr ausführlich aus der Sicht eben dieser deiner Hauptfiguren?
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Grey am 18. November 2007, 00:01:29
Zitat von: saraneth am 17. November 2007, 23:52:59
Also in meinem momentanen Projekt gibt es auch nicht so viele Figuren, aus deren Sicht erzählt wird und die unabdingbar wichtig wären.


In meinen Projekten gibt es sogar *nur* Figuren, die unabdingbar wichtig sind. Denn sonst könnte man sie sich ja sparen ;)
Ich will keinem guten Charakter zumuten, für eine Geschichte verwurstet zu werden, in der er sich nicht voll entfalten kann. Schließlich sind das alles interessante Leute, die da in meinem Kopf wohnen, und sie haben alle ihren Teil Aufmerksamkeit verdient ...
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Coppelia am 18. November 2007, 10:09:39
Hmm ... also, was ich denke, erstmal:

Ein Antagonist ist kein Protagonist. Er kann es sein, aber normal ist das nicht. Und es mag mehrere Leute geben, die auf der bösen Seite der Geschichte stehen, aber meist ist nur einer davon wirklich der Antagonist. Die anderen Figuren mögen in irgend einer Beziehung zu ihm stehen, aber sehr häufig gibt es doch einen Antagonisten, bei dem sozusagen die Fäden zusammenlaufen.

Dann denke ich: Nicht jeder Perspektiventräger ist ein Protagonist. Und umgekehrt: Nicht jeder Protagonist ist Perspektiventräger (siehe Sherlock Holmes). Ich habe in einem Roman zwei immens wichtige Figuren, die keine Perspektiventräger sind, aber trotzdem den Mittelpunkt der Handlung ausmachen (und einer davon ist der Antagonist ;)). Und neben einem Ich-Erzähler gibt es häufig auch noch weitere echte Hauptfiguren, obwohl sie nie die Perspektive erhalten.

Die meisten Perspektiven habe ich wohl in meinem Monsterroman verteilt, es mögen *nachzähl* so um und bei 5 Perspektiven und halt noch mehr wichtige Personen sein. Das ist mir persönlich aber zuviel. Ich weiß, dass es möglich ist, mit noch mehr Perspektiven zu schreiben, aber irgendwann macht sich halt doch mein fehlendes Organisationstalent bemerkbar.
Ideal finde ich eigentlich 2 wechselnde Perspektiven, wenn es nicht zugleich 2 verschiedene Handlungsstränge sind, weil man dann dasselbe Geschehen wunderbar auf ganz unterschiedliche Art bewertet werden lassen kann (schon wieder so'n Satz!) :)
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Lapislazuli am 18. November 2007, 10:40:54
Zitat von: Coppelia am 18. November 2007, 10:09:39
Ideal finde ich eigentlich 2 wechselnde Perspektiven, wenn es nicht zugleich 2 verschiedene Handlungsstränge sind, weil man dann dasselbe Geschehen wunderbar auf ganz unterschiedliche Art bewertet werden lassen kann (schon wieder so'n Satz!) :)

Find ich auch - deswegen habe ich gestern in der Nacht noch beschlossen eine zweite Ich-Perspektive bei mir einzubauen. :-)
Oft ist es interessant zu sehen wie eine Figur sich selbst sieht, und dann wie sie von anderen gesehen wird.
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: saraneth am 18. November 2007, 14:08:03
@ Grey: Ich meinte das so, dass es einige Nebenfiguren gibt, die halt nur ein paar mal auftauchen, aber nicht wirklich *wichtig* für die Handlung sind.

Zum Beispiel der Feuertänzer auf dem Markt oder ähnliches. ;)
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Linda am 18. November 2007, 14:24:51
Ganz ketzerisch gesagt, darf ein Autor meines Erachtens nach soviele Figuren (und damit meine ich auch Protagonisten und Gegenspieler) einbauen, wie er handhaben kann.
Das dürfte naturgemäß bei einem erfahrenen Autor mehr sein als bei einem Schreibanfänger.

Gruß,

Linda
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Ary am 18. November 2007, 14:43:58
Ich arbeite lieber mit wenig Pro-und Antagonisten als mit einem ganzen Heer. Meine ersten Schreibversuche endeten meist damit, das ich Plotlöcher mit dem Auftauchen weiterer "Darsteller" gestopft" habe, was zwar die Geschichte verlängerte, sie aber nicht weiterbrachte.
Im Moment arbeite ich an drei Projekten, von denen eins mein NaNoWriMo-Buch ist. In dem gibt es einen Hauptprotagonisten und zwei wichtige Nebendarsteller und als Antagonisten keine spezielle, definierte Person, dondern "den Feind", einen neuen, unbekannten, bedrohlichen gegne, der aber erst gegen Ende der Geschichte wirklich ein Gesicht bekommen wird. Heißt, meine Superhelden dürfen die ganze Zeit über rätseln, wer da versucht, ihr ganzes Volk auszulöschen.

In einem anderen Projekt, das gerade in der Überarbeitung festhängt, gibt es zwei Hauptcharaktere, aus deren Perspektive abwechselnd erzählt wird, und von denen jeder sogar einen ganz eigenen Antagonisten bekommen hat.

Ich mag es übersichtlich. Bei Eddings und Tolkien haben mich die großen Heldengruppen nie gestört, an Robert Jodan habe ich mich wegen des "Zerfaserten" nicht rangetraut.
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Darien am 18. November 2007, 16:25:00
Bei mir ist es auch so, dass es im Prinzip 2 Hauptcharas gibt die in zwei parellen Handlungssträngen handeln, und jeder dieser Haupcharas bekommt nach und nach immer mehr Gefährten, die die ganze Zeit "dabei" sind und auch wichtig für die Handlung sind. Mit diesen Gefährten komme ich auf 14.
Es wird die meiste Zeit nur aus der Perspektive der 2 Hauptcharas geschrieben.
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Ary am 18. November 2007, 16:42:32
Aua. 14 Protagonisten? Da wüde ich ganz schnell den Überblick verlieren.  ::)
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Pandorah am 18. November 2007, 17:37:58
Die größte Ansammlung an Protagonisten mit Perspektive ist bei mir 6. Darüber bin ich wohl noch nie rausgekommen, und ich denke, das reicht mir auch. *g* Die sind dann auch immer in Paare geteilt, und wenn sie aufeinander treffen und miteinander agieren, bekommt trotzdem nicht jeder seine Gedankengänge gestattet. Ich glaube nicht, dass ich das gut handeln könnte, wenn in einer Szene sechsmal der Blickpunkt wechselt.

Meine größte "Heldengruppe", die ich zusammen in der Weltgeschichte herumlaufen habe, besteht auch aus 6 Personen, von denen sind aber nur drei Perspektiventräger - und zugleich die Haupthelden.
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Warlock am 19. November 2007, 14:38:52
Ich bin mit meinen 7 Charakteren gut bedient. Es ist schwierig jedem Einzigartigkeit zu verleien und dann sind da auch noch die ganzen Statisten, die vielleicht etwas mehr als das doppelte einnehmen (Magier, Anführer, Erzfeinde, etc.).

Ich rate dir jedoch, dass du nicht übertreiben solltest, denn sonst verlierst du und der Leser den Überblick. Wenn du mit sovielen jonglieren kannst, dann bleib dabei!
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Coppelia am 19. November 2007, 14:46:54
ZitatEs ist schwierig jedem Einzigartigkeit zu verleien

Das meine ich jetzt wirklich nicht böse, aber es interessiert mich einfach, ich zerbreche mir gerade den Kopf darüber: Wie ist es denn möglich, dass ein Charakter nicht einzigartig ist? Ich hab den Fall noch nie erlebt und frage mich ernsthaft, warum es schwierig sein kann, einem Charakter EInzigartigkeit zu verleihen. Die hat er doch meiner Meinung nach schon gleich, nachdem er erfunden ist. Ernsthaft, das würde mich interessieren. Was macht denn die Einzigartigkeit eines Charakters aus und was schränkt sie ein? Aber es führt vielleicht vom Thema weg.
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: DarkDreamer am 19. November 2007, 15:49:42
Ich melde mich mit Absicht erst jetzt hier zu Wort, stehe ich momentan doch vor dem gleichen Problem: Wieviel ist zu viel? Da war es echt interessant den Beiträgen hier zu folgen, bestätigen sie mir doch in etwa meist das, was ich mir selbst gedacht habe.
- Zu viele Perspektiven verwirren, ok, manchmal muss man springen, um etwas darzustellen, was nur aus der Sicht so geht
- Nur so viele Charas, wie nötig sind: Was einer machen kann, muss man nicht auf zwei verteilen
- zu viele Personen drohen unhandlich zu werden, sodass man den Überblick verliert

Von daher würde ich sagen, dass man sowohl als Autor, als auch als Leser den Überblick über die wichtigen Figuren behalten können sollte (*argh, was für ein Satz*)
Aktuell habe ich eine überdimensionale KG, die etwa acht Personen hat, die ständig vorkommen, aber nur einer ist wirklich der Prota. Einer von den Personen entwickelt sich für kurze Zeit zum Antagonisten, aber der eigentliche Antagonist bleibt den größten Teil der Story über im Hintergrund. Die anderen besitzen mehr oder weniger wichtige Rollen, ohne die die Story eben nicht laufen würde. Wobei ich hier schon klar an meine Grenzen stoße. Bin da wirklich froh gewesen, dass sich das im Verlaufe an Figuren reduziert hat. Ist doch schon erheblich einfacher den Überblick zu behalten und jedem seine gerechte Rolle zukommen zu lassen. Nur leider ging es hier wirklich nicht anders ... Wenn möglich sollte man das mMn nach aber vermeiden, so viele Figuren auf einmal zu führen, denn einfach ist es nicht. In einem Roman sieht das natürlich wider anders aus, können doch viele Figuren wider auftauchen und verschwinden. Es kommt einfach auch auf die Personendichte an, die in der Szene eine Rolle spielen. Aber ich schweife ab ...
Von daher: So viele Protas und Antas wie der Autor handhaben und der Leser verkraften kann. Überladen heißt das Zauberwort, überladen darf eine Geschichte nicht sein. Nur das, was sinnvoll ist und das hängt nun einmal von mehreren Faktoren ab.

Einzigartigkeit. Ist irgendwie schwierig, da die Figuren doch auf irgeneine Weise alle anders sind. Ich würde höchstens sagen, sie könnten "schwammig" werden, die Grenzen zu sehr verschwimmen, dass sie sich einfach viel zu viel ähneln, sodass beim Leser ein Gefühl der relativen Gleichheit einsetzt.
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: caity am 20. November 2007, 14:31:51
Hallo,

ui, das klingt aber schon nach ganz schön vielen!
Bist du sicher, dass du wirklich absolut jeden einzelnen davon brauchst? Auch in ihrer vollen Wichtigkeit?
Ich habe insgesamt 3 Protagonisten und 1 Antagonistin, um die sich wieder weitere Personen ranken, die zum Teil mehr, zum Teil weniger miteinander zu tun haben. Wenn ich jetzt alle namentlich genannten Personen aufzählen würde, die mehr als nur einen "Gastauftritt" haben, würde ich auf etwa 23 (mit den 4 genannten) kommen, wobei es dabei alle Personen innerhalb einer Trilogie sind (vermutlich so 1500 Seiten), die auch nicht in jedem Band auftauchen (4 von ihnen sterben innerhalb des zweitens, manche werden wirklich unwichtig und treten ab und zu mehr als Gastrollen auf ...)
Also 14 Hauptpersonen - ich nehme mal an solche Hauptersonen, wie es für mich meine 3 Protagonisten sind - finde ich wirklich etwas sehr viel. Da wäre nicht die Frage, ob man manche zusammen legen könnte ...

Bye
caity
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Tenryu am 24. Juni 2008, 04:19:16
Mein Maximum liegt bei 16. Bezeichnenderweise ist der Roman (Erz11!) unvollendet geblieben.  :-[
Ich mag Symmetrien und symbolträchtige Zahlen. Deshalb brauchte ich für meine 7 + 2 Helden auch 6 Bösewichter + 2 weitere Figuren.

Die Gefahr bei so vielen Charakteren ist, daß man, um sie von einander unterscheiden zu können, nur allzu leicht in Stereotype abgleitet. Außerdem sollte jede (Haupt-)Figur eine unabdingbare Rolle spielen.

Allgemeine Zahlen kann man schlecht nennen. Denn es hängt doch sehr von der Geschichte ab. Ich bin inzwischen dazu übergegangen, fünf bis max. zehn Protagonisten einzusetzen, von denen aber nicht alle immer gleichzeitig "auf der Bühne stehen".
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: gefion am 24. Juni 2008, 08:56:02
Ich habe drei Varianten in meinem Schreibrepertoire:

>Gruppenerzählungen<: da dominiert ein Hauptchara, der von zwei bis fünf Nebenprotas, die wirklich Protas sind und keine Nebenfiguren, begleitet wird. Das schreibe ich dann entgegen allen Ratgebern am liebsten im Perspektivmix. Schwer an den Verlag zu bringen.
Eine Sonderform dieser Variante konnte ich veröffentlichen, da sie eher dem Normalen entspricht (Siehe TKKG, Drei Fragezeichen etc.): zwei Kinderkrimis, in denen vier Kids agieren, aber keines Hauptchara ist.

>Duos<: stets aus Frauenperspektive, mit ein paar maskulinen Szenen, sind es Geschichten mit zwei Protas: Sie und Er, verbrämt als Thriller/Fantasy etc. Diese Form schätze ich sehr. Lässt sich leichter veröffentlichen.

>Singles<: hier erzählt genau ein Prota. Bei mir ist der stets männlich. Fragt bloß nicht nach den Gründen. Lässt sich auch veröffentlichen.

Mehr Protas als in Variante 1 überfordert mich als Autorin und erst recht als Lesende.

Und was die Antas betrifft:
Sofern sie keine tragende Rolle spielen und Hintergrundrauschen sind, das nur im Finale den großen Outingauftritt hat, zähle ich sie nicht mit. Dann bleiben sie gewissermaßen Nebenfiguren.
Wenn sie eine tragende Rolle erhalten sollen, sind sie meistens männlich und der Part des ER im Duo.


Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Aidan am 24. Juni 2008, 10:33:42
Ich finde das schwer zu sagen, wieviele Charaktere eine Geschichte vertragen kann. Generell würde ich sagen, so wenig wie möglich, so viele wie nötig.

Bei mir ist eine Hauptprotagonistin, deren Geschichte den roten Faden bildet, dazu zwei wichtige Persönlichkeiten, die sie zu unterschiedlichen Zeiten ihrer Geschichte begleiten und lehren, und nebenher noch mehrere mehr oder weniger bedeutsame Figuren, die ihren Einfluss geltend machen. Ihrem Gegner ist sie bisher nur kurz begegnet, sie weiß nicht, wer er ist. (Ich weiß allerdings auch noch nicht viel über ihn.)

Da ich aber noch nicht so weit in der Ausarbeitung bin, weiß ich noch nicht, wer sich da noch alles ins Geschehen einbringen wird. (Und wann sich mein Antagonist mal zu Wort melden wird, aber ich denke, es wird dann wohl auch Passagen geben, die sich ihm widmen und seine "Gegendarstellung" erlauben. Ohne das Fräulein Prota auftreten wird.)

Zusammengefasst: eine Hauptprota, zwei bis drei Nebenprotas, einige Einflussnehmer, eine Reihe Statisten und ein Anta. (Klingt seltsam, diese Verkürzung...)
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Churke am 24. Juni 2008, 13:56:57
Zitat von: gefion am 24. Juni 2008, 08:56:02
Ich habe drei Varianten in meinem Schreibrepertoire:

>Gruppenerzählungen<: da dominiert ein Hauptchara, der von zwei bis fünf Nebenprotas, die wirklich Protas sind und keine Nebenfiguren, begleitet wird. Das schreibe ich dann entgegen allen Ratgebern am liebsten im Perspektivmix. Schwer an den Verlag zu bringen.
Das mit dem Perspektivmix verstehe ich jetzt nicht.  Wenn du aus der Perspektive eines Nebenprotas schreibst, dann wird der doch automatisch zum Hauptprota aufgewertet, oder etwa nicht?

ZitatGenerell würde ich sagen, so wenig wie möglich, so viele wie nötig.
Ganz meine Meinung. Charaktere, die man für die Geschichte nicht braucht, machen nur Schwierigkeiten.
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: gefion am 25. Juni 2008, 11:05:14
@Churke
Folgendes: da gibt es x, der die Story dominiert. Eigentlich sollte ich alles aus seiner Sicht beschreiben. Aber er hat gute Kumpel, meistens 2 oder 3, und die geben ihren Senf dazu, sind sehr präsent, also Nebenprotas, die gewissermaßen dazwischenquatschen.
Dabei sträubt sich jedem Lektor das verbliebene Haupthaar. Man sieht x nämlich zwischendurch von außen, erlebt dann mit den NP einige Extraszenen, womöglich ohne x, um wieder zu x zurückzukehren. Alles Kraut und Rüben.

Dazu kommen die echten Nebenfiguren, die dann auch mal ihre Sicht der Dinge zum Besten geben dürfen. Wenn ich dann noch Auktoriales einstreue, wird jeder Lektor kapitulieren und Fußballtrainer. Denn die Sicht hüpft wie ein Ball umher.
Für mich ein Riesenspaß, Laienleser haben sich nie beklagt, aber eben ... ein echtes don't.

Ich hoffe, das ist nun verständlicher.

LG
Gefion
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: Churke am 25. Juni 2008, 13:25:52
Ich verstehe. Zumindest glaube ich das... :innocent:

So wie du es erklärt hast, klingt als Konzept logisch und durchdacht, also nix mit Kraut und Rüben. Bei vielen Perspektiven besteht das Risiko, dass es zu Brüchen in der Erzählstruktur kommt, aber wenn es funktioniert, sehe ich damit überhaupt kein Problem. Außer die Scheuklappen des Lektors... ::)

Ich finde es generell sehr reizvoll, einen Charakter aus der Sicht eines Dritten zu zeigen. :jau:
Titel: Re: Wie viele Pro- Antagonisten haltet ihr für zu viel?
Beitrag von: gefion am 26. Juni 2008, 14:20:59
@ Churke: Ja, ich mag es auch, mal von außen auf meinen Prota zu gucken - wo der doch gewöhnlich ein schnuckliges Bürschchen ist.  ;)
Diese spezielle Variante mit der Mehrfachperspektive ist aber wirklich ein eigenwilliges Konstrukt, wie ich zugeben muss. Da erzählt x (in 3. Person natürlich) alles Mögliche und zwischendurch gibt es Absätze, in denen sich a - d zu Wort melden. Im Grunde ist da die Handlung selbst der Prota und die Personen sind ihre Körperteile: X ist Kopf, Herz und mindestens eine Hand und ein Fuß, die anderen verteilen sich auf die Zweithand, Finger, Ohren, Mund, eben kleinere Partien.
Und alles zusammengenommen stapft so eine Handlung dann ihrem Ziel entgegen.

Das Lektorenargument - und das von anderen Autoren lautet: man entwickelt keine enge Bindung als Leser an einen Prota, der nicht durchgehend erzählt. Mir ist das als Leserin bisher selten so gegangen, da müssen die Anteile von x schon sehr wenig werden - und was ich besonders verabscheue sind Romane mit sagen wir 5 Protas, die Kapitelweise immer bis zum Cliffhanger erzählen dürfen, Dan Brown lässt grüßen.
LG
Gefion
 
Titel: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Mogwied am 25. April 2009, 00:50:41
Gestern beim Duschen habe ich über Folgendes nach gedacht:
Es gibt Autoren, die neigen dazu nur handlungsrelevante Personen zu erwähnen, und andere, die jede Menge Personen einführen.
Was meine ich damit jetzt genau: Während bei den einen zwei Personen einen Dialog halten, und rundherum keine namentlich erwähnte Person vorhanden sind, wuseln bei den anderen mindestens sieben namentlich erwähnte Diener und Handlanger herum, die für die Story unerheblich sind.

Als konkrete Beispiele fällt mir ein: Dawn Cook hat ganz wenig Figuren, Robert Jordan maximal viele (deren Namen ich IMMER durcheinander werfe).

Ich sehe jetzt folgende Vor- und Nachteile:

Viele Personen: Lebendig und Realistisch. Aber unübersichtlich und es kommt zu dem "Wer war das denn nochmal" Effekt.

Wenige Personen: Übersichtlich, Story-orientiert und leichter zu lesen. Oft sehr kalt und leer.

Ich glaube ich stehe so auf die Mitte, mit Tendenzen zu wenigen Figuren.
Ich sehe das auch so, dass die handelnden Figuren ja meist für den Leser ihre Umwelt wahrnehmen, und da einiges für den Leser schon wegblenden. Sprich, die eine handelnde Figur konzentriert sich auf die wichtigen Dinge, und somit ignoriert sie die Unwichtigen.

Was weiß ich. Wenn ich dusche, denke ich über viel Schrott nach. Was meint ihr denn so? Wieviele Personen kann eine Story vertragen, bzw. braucht sie unbedingt?

Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: maggi am 25. April 2009, 02:53:27
Also ich habe auch immer ziemlich viele Figuren. Beim schreiben kommt es mir vor, als könnte ich ganze Lininebusse mit all den Personen füllen, aber es liest sich angenehm (sagen auch meine Beta-Leser). Eventuell liegt es daran, dass es bestimmte Figuren als Statisten einführe (so ungefähr 5 pro Personen Gruppe, also wenn jetzt die Handlung in einer Schule spielen würde, 5 jüngere Schüler, 5 ältere Schüler, 5 Lehrer), die immer wieder auftauchen, aber kaum Relevanz für die Handlung haben. Beim Lesen erkennt man den Namen, aber da die Person kaum in Erscheinung getreten ist, fragt man sich nicht ständig "was hat die noch mal mit dem zu tun?" "wessen Freund war der jetzt noch mal?" "was wollte der noch mal machen?".
Wenn tatsächlich zu viele Story-relevanten Figuren da sind, füge ich meistens zwie ähnliche Charaktäre zusammen. So muss man kaum verzichten und reduziert trotzdem die Anzahl.

Wie viele Figuren eine Geschichte generell vertragen kann, ist schwer zu sagen. Schauen wir uns zum Beispiel Harry Potter an. Da haben wir mindestens 50-60 handelnde Personen, aber natürlich auch unglaublich viel Story (7 Bände eben), deshalb hat der Leser auch kaum Probleme die Figuren ein zu ordnen und wieder zu erkennen.
Also ich würde sagen (meine Gefühl nach), 1-5 Hauptcharaktäre (5 ist aber echt schon an der Grenze) und dann pro Sub-Plot noch mal etwa die selbe Anzahl Nebencharaktäre. Für mich ist das ganz klar an die Handlung geknüpft. Wenn man nur einen Handlungsstrang hat, wird es schnell verwirrend wenn darin 20-30 Personen involviert sind, aber wenn die Personen in zusammenhang mit bestimmten Nebenhandlungen stehen, ist es ok. So vermeidet man auch, dass es zu viele Verbindungen auf Beziehungstechnischer Ebene gibt. Denn wenn man 10 Personen hat, die alle mit der selben Sache (zum Beispiel dem Hauptplot) beschäftigt sind, muss man sich natürlich auch darüber Gedanken machen, wie diese Personen zu einander stehen. das kann schnell ausarten (Bob mag Tom, Bob liebt Lisa, Tom liebt Lisa auch, Tom mag Lena, Bob hasst Lena, Lena mag Lisa und so weiter...)
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Mogwied am 25. April 2009, 03:45:29
Das mit den "Statisten" ist keine schlechte Sache. Bringt Leben, ohne Verwirrung zu stiften. Damit bekommt man aber Schwierigkeiten, wenn man den Ort der Handlung oft verlegt, oder nicht? Man braucht dann ja ständig neue.

Bei "Harry Potter" kann man die Figuren ja auch deshalb gut auseinanderhalten, weil sie alle eine sehr extreme EEigenschaft haben.
Snape ist fie, Mcgonogall streng, Hermine eine Streberin, Voldimort böse usw.
Außerdem sind die Charaktere da sehr festgelegt. Eigentlich entwickeln sich nur arry und Hermine.
(Ist alles nicht als Kritik gemeint, ich hab die Bücher schließlich auch gern gelesen)

Aber vor allem in langen High-Fantasy Epen komme ich gerne mal mit den Figuren durcheinander. Rad der Zeit ist da mein Extrembeispiel. Da tauchen Hauptfiguren ja schon ganze Bände lang nicht auf, wie soll ich da die 100 Statisten sortieren?

Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Coppelia am 25. April 2009, 06:07:24
Ja, man muss wahrscheinlich erstmal zwischen Haupt- und Nebenfiguren unterscheiden ... dann zwischen Perspektiventräger und Nicht-Perspektiventräger (wobei Perspektiventräger nicht unbedingt Hauptfiguren sein müssen, sie können auch z. B. dazu dienen, die Bedeutung einer Hauptfigur zu unterstreichen).
ZitatBei "Harry Potter" kann man die Figuren ja auch deshalb gut auseinanderhalten, weil sie alle eine sehr extreme EEigenschaft haben.
... und das ist wohl auch relativ wichtig. Bedeutende Figuren sollten einfach unverwechselbar sein, wenn alle in derselben Geschichte rumwuseln.

Aber wie viele Figuren jetzt tatsächlich verwendet werden, hängt wohl von der Vorliebe des Autors ab. Ich z. B. habe so wenige wie möglich, weil ich am besten Zweier-Szenen schreiben kann. Szenen, in der viele Figuren zugleich etwas machen sollen und alle dabei auch noch ihren großen Auftritt haben sollen, finde ich schwierig. Ich hab da z. B. eine Szene, in der *zähl* 4 mächtige Magier einen Dämon, der auch noch ein Charakter ist, exorzieren. Ich hab nicht geschafft, alle Figuren gleichrangig auftreten zu lassen, und soll auf Wunsch meines Coautors noch mehr einbauen ...
Ich versuche daher immer, alle wichtigen Personen möglichst in Handlungssträngen zu zweit unterzubringen, sodass sie jemanden für ihre Dialoge haben. Oder ich gebe ihnen jemand für Dialoge an ihre Seite. Besonders bei perspektiventragenden Nebenfiguren mach ich das eher etwas schematisch. Da ist auch die Charakterisierung grober (muss kein Nachteil sein und auch nicht platt, die Figuren werden einfach nur in Bezug auf bestimmte Aspekte gezeigt. Bei meinem König in Lotti 3 ist es z. B. sein Versuch, an Geld zu kommen und sein ständiges Zoffen mit dem Adel der Stadt. Dass er eine unglückliche Ehe hat, sich mit seinem pubertierenden Sohn streitet, Kuchen liebt, Schiffe ästhetisch findet usw. weiß ich zwar, es wird aber wegen mangelnder Handlungsrelevanz nicht erwähnt. Noch etwas, was mein Coautor anders sieht.).
Namen von Figuren verwende ich nur, wenn es unbedingt nötig ist. Auch das sieht mein Coautor anders. ;)

Bisher hatte ich nie mehr als 4 Perspektiventräger.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Wolfskind am 25. April 2009, 08:17:33
Bei Robert Jordan hab ich mich auch irgendwann in den ganzen Fäden verheddert. (Vielleicht der teuflische Versuch, auch seine Leser ins Muster einzuweben?^^)

Ich mag auch Geschichten mit vielen Personen, aber ebenfalls mit ein paar Einschränkungen: Die Nebenfiguren sollten Namen haben, die sich deutlich voneinander unterscheiden (das hat mich an den Geschichten von MZB manchmal ziemlich genervt: dass die Namen oft sehr ähnlich sind), wenn eine Figur wirklich Nebenfigur ist, reichen mir wirklich 2-3 "Pinselstriche" zur Charakterisierung und sie sollten nicht in Großgruppen auftreten.

Bei den Hauptfiguren finde ich wichtig, dass nicht ständig zu viele gleichzeitig aktiv sind, sondern ich genügend Zeit habe, die einzelnen Personen kennenzulernen.
Wenn jeder erstmal ein Merkmal als "so einer ist das nämlich" aufgeklebt bekommt (der Fiese, die Schüchterne usw) hilft das natürlich, den Überblick zu behalten, aber das kann auch schnell ziemlich platt klingen, finde ich.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Smaragd am 25. April 2009, 10:52:26
Hmm... ich denke, das Problem, dass so viele mit dem Rad der Zeit haben, ist, dass Robert Jordan sich eben viel Mühe gegeben hat, seine Nebencharaktere auch "lebendig" zu machen, ihnen einen Hintergrund und eigene Ziele zu geben. Dass diese Charaktere dann immer wieder mal auftauchen, lässt gerade noch soviel Wiedererkennungseffekt zu, dass man denkt: Moment mal, irgendwoher kenne ich den doch...? Wie war das nochmal? (Ok, ich hab das nicht, aber ich hab die Bücher auch schon einige Male gelesen... ich habe eine Schwäche für epische fantasy.)

Ich persönlich mag diese Komplexität sehr gerne und ich mag es, wie er hunderte von eigenen Geschichten andeutet und mit der Haupthandlung verwebt. Es lässt es für mich sehr echt wirken. Aber ich kann auch verstehen, dass es nervig sein kann, dauernd neue Charaktere und Handlungsstränge vorgesetzt zu bekommen, die einen eigentlich gar nicht interessieren.

Es ist Geschmackssache - und kommt vielleicht auch darauf an, was der Leser erwartet. Bei epischer fantasy rechnet man schon eher mit vielen Charakteren als bei einer sword and sorcery-Geschichte, in der sich der Prota schwertschwingend seinen Weg durch die Welt bahnt. Ok, schlechtes Beispiel, aber mir fällt gerade kein besseres ein. Was ich damit sagen will: Wie viele Figuren eine Story verträgt, kommt darauf an, was man schreiben will. Es muss zum Plot passen.

Wie ich das selber mache, kann ich ehrlich gesagt nicht ganz definieren. Mein nano hatte sechs Perspektivträger, wenn ich mich nicht irre, und zwei davon hatte eigentlich nur je eine Szene. Wenn ich das jemals überarbeite, werden die wahrscheinlich entweder ausgebaut oder eingestampft. Nebencharaktere gab es so einige (ich glaub, ich habe an die 30 Namen), aber davon sind nur vielleicht 10 wichtig, der Rest ist Dekoration. Fragt mich nicht, wie gut die alle zu unterscheiden sind, daran erinnere ich mich nicht. ;)
Und mein gegenwärtiges Machwerk hat nur einen Perspektivträger, bei dem ich ganz stur bleiben will. Mal schaun, ob das funktioniert. Nebencharas hab ich bisher zwei, von denen der zweite sich noch nicht hat blicken lassen.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Churke am 25. April 2009, 12:24:49
Ich denke,  ob eine Welt aus Statisten bestehen soll oder aus Menschen, kommt auf den Plot an und das, was der Dichter damit sagen will. Figuren transportieren Meinungen und können Helfer oder Gegner des Protagonisten sein. Helfer oder Gegner würde ich auf jeden Fall namentlich erwähnen.

Aktuell sitze ich an einem Projekt mit 3 Hauptfiguren, weiteren 4 Perspektivträgern und und schätzungsweise 70 namentlich genannten Nebenfiguren. Plus ein paar, über die nur geredet wird, die aber nicht auftauchen. Dem Autor macht das vor allem Arbeit, aber die Figuren sind entweder historisch oder so plotrelevant, dass sie einen Namen brauchen. :hmhm?:
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Mrs.Finster am 25. April 2009, 12:41:27
Zitat von: Churke am 25. April 2009, 12:24:49
Aktuell sitze ich an einem Projekt mit 3 Hauptfiguren, weiteren 4 Perspektivträgern und und schätzungsweise 70 namentlich genannten Nebenfiguren.

Ähhh...über das ganze Buch verteilt oder regelmäßig erscheinend  :hmhm?: Das stelle ich mir als Meisterleistung vor  ;D

Ich habe leider auch zu viele Nebenfiguren. Am Anfang sind es zwei, dann vier und hinterher eine große Gruppe von 8 Reitern, die sich zusammen auf Reisen befinden. Ich bin wirklich am überlegen das zu dezimieren, denn das wird auf Dauer echt zu viel. Ich komme teilweise schon selbst durcheinander  :rofl: wie soll es da erst beim Leser sein? Das Problem ist, teilweise sind diese Personen unheimlich wichtig für die Story. Ich denke, ich sehe es wie Mogwied. Ein guter Mittelweg muss gefunden werden. Da passt doch das Sprichwort: zu viele Köche verderben die Suppe  ;)
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Mogwied am 25. April 2009, 13:53:07
Ich sehe schon, da gehen die Meinungen auseinander.
Ich selbst habe beschlossen, wenig Figuren zu nutzen, weil ich selbst als Leser nie Interesse an Nebenfiguren habe. Ich sag mal so, meine Figur nimmt das Gewusel auf der Straße war, OHNE irgendjemanden zu sehen, den sie kennt. Dann ist es lebendig, aber dem Leser bleibt ein Name erspart.

Fand da, wie gesagt, Dawn Cook sehr angenehm. In den erste zwei Bänden gab es praktisch nur 4 oder 5 Hauptfiguren (etwa gleich wichtig, eine etwas wichtiger) und praktisch niemanden sonst. Andererseits hatte Dawn Cook in ihrem Buch andere Schwächen, passt hier aber nicht hin.

Robert Jordan finde ich ja selbst klasse. Und ich habe es auch 3x gelesen. Aber, abgesehen von den Handlungshängern in der Mitte) ist mein Gedächtnis teilweise einfach zu schlecht.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Churke am 25. April 2009, 16:08:44
Zitat von: Mogwied am 25. April 2009, 13:53:07
Ich sag mal so, meine Figur nimmt das Gewusel auf der Straße war, OHNE irgendjemanden zu sehen, den sie kennt. Dann ist es lebendig, aber dem Leser bleibt ein Name erspart.

Sicherlich muss man sich beschränken, aber ich will mal ein griffiges Beispiel bilden: Angenommen, die Figur A ist Soldat. In einer Einheit von sagen wir 60 Mann. Figur redet immer nur vom Essen, Figur B drückt sich hinten und vorne, Figur C bereitet sich auf die Desertion vor, Figur D ist ein Schwerverbrecher, der Hauptmann ist ein spielsüchtiger Säufer... Aus der Ausarbeitung solcher Nebenfiguren entsteht erst ein lebendiges Bild. Und zu sehen, wie sich diese ganzen Figuren z.B. im Kampf gegen einen Drachen verhalten, kann die Story schon viel interessanter gestalten als ein simples "veni, vidi vici".

Figuren, die einen Beitrag für die Handlung leisten, sollte man mit dem Namen nennen. Die Frage ist natürlich, wie viele dieser Figuren man braucht. Conan arbeitet bekanntlich alleine, Harry Potter ist ohne Freunde aufgeschmissen  :engel:
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Sprotte am 25. April 2009, 18:19:42
Mein Negativbeispiel für viele, namentlich genannte Statisten ist Clive Cusslers "Hebt die Titanic". Viele Techniker, Taucher und was noch alles, die mit Namen und einer Minibeschreibung vorgestellt werden. Einige gehen nachher sogar bei drauf, aber sie interessierten mich beim Lesen nicht, da ich ohnehin nicht mehr wußte, wer das da gerade war.
Manche Geschichten brauchen viele Nebenfiguren; manche Geschichten wären reicher, wenn der Sklave, der morgens die Puschen ans Bett rückt, nicht namentlich erwähnt werden würde.
Ich mag keine zu großen Personenansammlungen. Ich habe Gruppen schon in zwei kleinere Grüppchen unterteilt, um nicht mit sieben Personen durch die Gegend zu rennen (zum Ende hin kommen sie natürlich wieder zusammen, aber zwei konnte ich dann im Lager lassen, einer frißt einen Apfelbaum leer, und nur die restlichen vier, die ich mal zusammen mal getrennt zuschlagen ließ, haben weitergemacht. Sehr entspannend!).

Georgette Heyer ist ein gutes Beispiel, wie man es richtig macht. Sie hat immer ein Hauptpaar - es sind nun einmal Liebesromane. Dazu kommt eine perfekt balancierte Gruppe an Nebenpersonen - Helfer des Paares, manchmal ein Antagonist, manchmal dessen Helfer. Sie beschreibt jede Person und zwar strikt mit Show don't Tell, indem sie sie sprechen läßt, nervös oder selbstsicher in einem Raum warten läßt. Jede Person ist je Roman einzigartig, unverwechselbar.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: FeeamPC am 26. April 2009, 23:39:51
Also, ich mag Geschichten mit vielen namentlich erwähnten, liebevoll ausgearbeiteten Nebenfiguren.
Ich mag sie gerne lesen und gerne schreiben.
Habe aber auch schon die Erfahrung gemacht, daß solche Szenarien manche Leute ganz schön nerven.
Wie immer scheint auch das Geschmackssache zu sein, und über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Tenryu am 27. April 2009, 00:57:11
Ich denke, daß es weniger darauf ankommt, eine Person mit Namen zu nennen, als sie der Szene entsprechend lebendig zu beschreiben. Es gibt ja sogar Romane, in denen der Held bzw. Erzähler noch nicht einmal namentlich genannt wird.

Im allgemeinen mag ich es aber nicht mit überflüssigen Namen und Personen verwirrt zu werden. (Mit ein Grund, warum den "Herrn der Ringe" nicht mag.)
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: gbwolf am 27. April 2009, 08:19:59
Ich habe das Thema mit einem älteren Thread zusammengfeührt. Also nicht wundern, warum das alles plötzlich etwas länger ist  :winke:
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Drachenfeder am 27. April 2009, 08:41:23
Hmm... also bei mir in der Saga kommen ziemlich viele Figuren vor. Wobei einige davon den engeren Kreis bilden und die restlichen Nebenfiguren sind, die jedoch recht häufig erwähnt werden. Ich versuche in Kurzgeschichten so wenige Figuren wie möglich einzubinden. In meinen Romanen sieht das jedoch ganz anders aus. Ich lese auch selbst gerne Romane in denen viele unterschiedliche Charaktere drin sind.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Mogwied am 27. April 2009, 14:01:35
Ich glaube mein Problem mit vielen Namen hängt mit meinem total miesen Namensgedächtnis zusammen. Es kommt vor, dass mir aus dem Stehgreif nichtmal der Name des Helden des Buches, das ich aktuell Lese einfällt. Mein Nick stammt aus einem Buch, wo ich außer diesem nur noch einen weiteren Namen weiß, aber da kamen mindestens 100 eute drin vor. Eher 200. Da dreht sich mimmer alles in meinem Kopf :-)

Kann mir aber vorstellen, dass man das lebendiger findet, wenn man ein gutes Gedächtnis hat, wenn viele Figuren auftauchen. Geschmacksache, schätze ich.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Romy am 05. Mai 2009, 02:11:20
Zitat von: FeeamPC am 26. April 2009, 23:39:51
Also, ich mag Geschichten mit vielen namentlich erwähnten, liebevoll ausgearbeiteten Nebenfiguren.
Ich mag sie gerne lesen und gerne schreiben.
Habe aber auch schon die Erfahrung gemacht, daß solche Szenarien manche Leute ganz schön nerven.
Wie immer scheint auch das Geschmackssache zu sein, und über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten.

Da kann ich jedes Wort unterschreiben!  :D Und als Leserin kann ich mir gewöhnlich auch alle Namen gut merken. Mein Paradebeispiel ist da Krieg und Frieden von Tolstoi. Alle Leute, die es gelesen haben, erzählen mir, dass sie sich eine Personenliste anfertigen mussten, aber ich bin auch ohne ganz wunderbar zurecht gekommen und die meisten Namen habe ich auch jetzt, nach bald 2 Jahren, immer noch im Kopf 8)

Protagonisten (also Perspektiventräger) habe ich meistens 2, meine maximale Zahl waren glaube ich mal 8, das war aber wirklich hart an der Grenze und das Ergebnis ist kein Meisterwerk ...
Personen an sich - also nicht unbedingt Perspektiventräger, sondern wichtige Nebenfiguren, Statisten etc. - habe ich aber meistens sehr viele. Man muss sich dann aber doch Mühe mit ihnen geben, um keine Stereotypen aus ihnen zu machen. - Wobei ich finde, dass es noch mal ein Unterschied hat, ob man einfach 8 Figuren hat, oder 8 Perspektiventräger. Es ist wohl logisch, dass Perspektiventräger ausführlicher dargestellt werden müssen, als Nebenfiguren, die der Leser nur von außen zu sehen bekommt - und trotzdem darf man sie nicht vernachlässigen.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Coppelia am 05. Mai 2009, 07:10:48
Ich les ja grad die Vanguard-Reihe von Star Trek ... die ist eigentlich gar nicht schlecht. Aber sie hat einen wirklich merkwürdigen Tick, der irgendwie zu diesem Thread passt: Alle Figuren werden sehr ausführlich vorgestellt, auch unwichtige Nebenfiguren, die nur auf 2 Seiten vorkommen, weil sie gleich anschließend sterben. Es wird berichtet, welche Philosophie hinter ihrem Bartschnitt steht und welche Angewohnheit sie wann zeigen und noch sehr viel mehr. Und ich meine wirklich Nebenfiguren, nicht einmal Perspektiventräger, die kurz vorkommen, um die Tragik ihres Todes zu untermalen, sondern Leute, die sich auf den 2 Seiten, in denen der Perspektiventräger, der anschließend stirbt, vorkommt, zufällig mit ihm im selben Raum befinden.
Dadurch gewinnt die Geschichte an Glaubwürdigkeit ...
Aber sie verliert auch sehr an "Schwung". Und was dazu kommt, die eigentlich wichtigen Figuren geraten aus dem Blickfeld. Insgesamt macht die Reihe einen langsamen, schon fast langweiligen Eindruck, und ich glaube, das ist einer der Hauptgründe dafür, denn sonst kann man eigentlich gar nichts an ihr aussetzen. Ich dachte in Teil 1 erst, es sei eine Macke des Autors, aber in Teil 2 ist es immer noch so. Die Autoren haben offenbar entsprechende Anweisungen.
Ich frage mich, warum ...
Natürlich sterben nicht alle unwichtigen Nebenpersonen sofort, aber die meisten sind bisher auch nie wieder aufgetreten, und sollten sie es jemals wieder tun, kann ich mich bestimmt nach mehreren hundert Seiten nicht mehr an sie erinnern. ;)
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Kati am 10. Mai 2009, 14:11:02
Ich versuche immer nur so viele Personen in die Geschichte einzubauen, wie unbedingt sein muss. Es gibt meist bloß einen Protagonisten (kann daran liegen, dass ich aus der Ich-Perspektive schreibe) und einen Antagonisten und dann gibt es natürlich die Freunde des Protagonisten und die Bekannten. Und Leute die er/sie vielleicht mal irgendwann, irgendwie sieht, aber niemals kennenlernen oder wiedersehen wird. Die sind dann meistens in einem Satz erwähnt. Zum Beispiel:
"Als ich die Straße hinunterlief, folgten mir die Augen eines zwielichtigen Mannes, der an einer Hauswand lehnte und auf irgendetwas zu warten schien."
Der Kerl wird nie wieder vorkommen, aber er hilft halt dabei sich die Gegend vorzustellen, in der der Prota gerade unterwegs ist.
Jetzt könnte ich natürlich beschreiben was er für Kleidung trägt, vielleicht kommt der Mann, auf den er wartet auch noch dazu, aber wozu?
Was ich besonders ätzend finde war das, was Stephenie Meyer in "Breaking Dawn" gemacht hat: Tausende von Vampiren wurden auf den letzten Seiten vorgestellt und von den meisten hat man danach nie wieder etwas gehört.

LG,

Kati
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Schreiberling am 10. Mai 2009, 14:32:43
Ich versuche, so viele Personen einzubauen, wie ich für nötig halte, um die Geschichte möglichst lebendig werden zu lassen. Sind dafür 10 Personen nötig, baue ich zehn ein, sind dafür nur zwei nötig, baue ich nur zwei ein. Was ich jedoch nicht mag, ist wenn es viele Personenbeschreibungen/-einführungen auf wenigen Seiten gibt. Ich versuche es dort so zu Hand haben, dass es ausgewogen ist. (Hört sich leichter an, als es manchmal ist. ;) )

Meistens hilft mir die Überlegung, was ich selbst als Leser gerne lesen würde, bzw. wann ich als Leser gerne nähere Informationen zu der Person hätte. Da versuche ich auch immer, meine Betaleser nach zu fragen, ob sie mehr über die Person wissen wollen oder ob ihnen das reicht oder ob sie vielleicht finden, sie ist gänzlich unrelevant.

Liebe Grüße,
Schreiberling
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Joscha am 10. Mai 2009, 16:17:15
Ich kann nur eines sagen: Ich bin erst einmal sehr beruhigt. Ich habe im gesamten vier Protagonisten und habe schon befürchtet, das wären viel zu viele. Ich versuche normalerweise, die Handlung auf möglichst wenige Personen zu fixieren, also möglichst wenige Hauptcharaktere zu haben. Dadurch fühlt sich der Leser den einzelnen Figuren meist viel näher und auch der Effekt "Mann, warum tritt er denn jetzt diese Szene mit Chara x so breit, der interessiert mich doch gar nicht, ich will lieber wissen was mit Chara y passiert." tritt seltener auf. Das hat mich besonders bei der »Das Zeitalter der Fünf«-Trilogie von Trudi Canavan gestört.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Murphy am 10. Mai 2009, 17:17:33
Hm, ich persönlich halte viel von Personen. Habe aber meist auch unter diesen dann zwei Hauptprotagonisten, um die sich die anderen "sammeln".
Wobei von diesen mehreren Personen auch nicht alle oft wiedererwähnung finden. Es gibt ein paar Personen, die im engeren Umfeld der Hauptperson sind und deswegen öfters wieder auftauchen, während andere kommen und gehen und nie wieder kommen.

lediglich bei einer Geschichte gibt es viele Charaktere, zumindest namentlich. Die allerdings alle enorm wichtig sind, einfach weil ihre Existenz für die Geschichte der Welt, in der es spielt, enorm wichtig sind und sie halt JEDER kennt und kennen sollte in der Welt.

Hm ich denke aber auch, dass viele Personen oder weniger im Grunde auch darauf ankommt, wie der Autor es in der Geschichte umsetzt. Wenn es total wirr und unübersichtlich wird, dann hat es natürlich einen schlechteren Beigeschmack. Andererseits könnte es genauso schnell vorkommen, dass in einer Geschichte mit nur wenig Person schnell das Gefühl aufkommt: Warum sind denn da nur so wenig Menschen? Ist das nicht irgendwie seltsam (Das kommt natürlich auch drauf an wo es spielt. Bei einer Wanderung durch den Wald werden wohl grundsätzlich weniger Menschen erwähnt werden, als in einer Geschichte, die im üblichen Umfeld der Person spielt, sprich an ihrem Wohnort, einer Kleinstadt, in der man sich untereinander kennt und grüßt).

LG Murphy
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Sialan am 15. Juli 2009, 20:51:10
Ja, das ist mein Thema - eine Frage, die ich mir leider nicht gestellt habe, als ich anfing meinen Roman zu schreiben. Ich habe mehr als 100 Personen mit Namen, darunter ca. ein Dutzend Hauptcharaktere, sowie einige weitere wichtigere Nebencharaktere, deren Namen die Leser_innen kennen sollten. Die Zahl der Perspektivträger dürfte auch noch mal ein gutes Stück über der Zahl der Hauptcharaktere liegen.
Da der Roman die zentralen Geschehnisse der Welt (wie z.B. in HdR) darstellt, fände ich es auch unrealistisch nur eine Handvoll Personen vorzustellen, die darin verwickelt sind. Ein Großteil der Hauptfiguren erlebt einen Großteil der Geschichte gemeinsam, was zwar einerseits erleichtern mag sie unterzubringen, andererseits aber der Charakterausgestaltung nicht gerade zugute kommt.
Irgendwann habe ich gemerkt, dass es ein paar viele Namen sind und habe eine nicht unwichtige Figur namenlos gelassen und praktisch nur mit einer Bezeichnung versehen. Bot sich an, da sie eh kein Wesen im natürlichen Sinne ist. Bereue es trotzdem ein bisschen.
Was meint ihr wie sehr ein Namensregister die große Zahl der Charaktere aufwiegen könnte? Wobei ein Namensregister halt erst recht das Problem mit sich bringen würde, dass es diesen namenlosen Jemand gibt.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Alaun am 16. Juli 2009, 08:31:18
Uff,
diese Menge an Figuren wäre für mich wahrscheinlich ein Grund, mich an das Buch nicht heranzuwagen... Ich stelle fest, dass ich schnell aussteige, wenn zu viele Namen in der Gegend rumspuken- habe einfach ein schlechtes Gedächtnis für Namen. Wenn die Figuren dann nicht wirklich gut eingeführt werden und unverwechselbare Kennzeichen haben (eigenen Tonfall, unverkennbares Aussehen,...) bin ich ziemlich schnell draußen. Und ich fänds schwierig, immer wieder nachzuschlagen, wer denn jetzt wer war.

Liebe Grüße,
*Alaun
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: FeeamPC am 16. Juli 2009, 08:52:27
Hängt wohl immer vom Inhalt ab. R.R. Martins Ice and Fire -Epos hat auch unendlich viele Figuren und mehrere Perspektiventräger, ohne deshalb unlesbar zu sein. Er gibt aber auch konsequent für jedes Kapitel einen Perspektiventräger vor und hält den dann eisern durch.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Artemis am 16. Juli 2009, 10:03:35
Tad Williams und seine Drachenbeinthron-Tetralogie ist auch nicht zu verübeln. Ist schon einige Zeit her, seit ich die Bücher das letzte Mal gelesen habe, aber auch da gab es etliche Handlungsstränge. Und da der Mann ein Faible für Cliffhanger am Kapitelende hatte, war es bitter, 100 Seiten warten zu müssen, ehe man erfuhr, wie es weiterging  :wums:
Manchmal hab ich einfach vorgeblättert, weil ichs nicht mehr ausgehalten habe  :psssst: Aber nur einmal kurz gespitzt, damit ich beruhigt weiterlesen konnte ^^


Zu Herr der Ringe:
Wesentlich schlimmer ist das Silmarillion. Wer zum ersten Mal die drei Seiten Stammbäume am Buchende sieht, kriegt einen Schock fürs Leben  :gähn: Ich hatte irgendwann permanent den Finger zwischen den Seiten, um beim Lesen immer schnell nachschauen zu können. Und wenn gar nix mehr half, wurde das Handbuch von Mittelerde ausgepackt.


Solche Bücher sind einfach geschmackssache. Vorteilhaft ist (bei gut ausgearbeiteten Charaktern), dass man als Autor nicht das Risiko eingeht, einen unsympathischen Protagonisten zu entwickeln. Bei 10 Perspektiventrägern ist normal für jeden Geschmack was dabei  ;) Dafür verwässert die Geschichte gern, weil sich der Leser nur schlecht auf eine Figur einschießen kann.
Ich persönlich halte mich an 4-5 Stück, das reicht mir, um die Geschichte von allen Seiten zu beleuchten. Besonders, da ich oft an mehreren Schauplätzen arbeite und viele Handlungsfäden zusammenlaufen lasse.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Steffi am 16. Juli 2009, 11:08:33
Beim Simarillion hab ich beide male einfach irgendwann aufgegeben, die Verwandschaftsbeziehungen nachzuverfolgen und hab es einfach so gelesen. Und dann hat es auch mehr Spaß gemacht :)
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Fianna am 19. Juni 2012, 12:33:39
Vielen Dank für dieses schöne Forum!

Ich plotte gerade einen Roman mit 3 verschiedenen "Ländern" (sie sind ziemlich klein und alle aufeinander angewiesen, irgendwie passt das Wort Land nicht so recht drauf, das klingt zu bombastisch). Nun habe ich mich auf je 2-3 Figuren pro Land im Focus eingeschossen. Eigentlich sind es jeweils 2 - nämlich Gegenspieler - aber manchmal hängt da eben noch jemand mit dran (beispielsweise der erwachsene Sohn, der anfangs noch als Einheit mit dem Vater auftritt).

Da habe ich mir schon gedacht, ob 2 Personen im Focus denn zu wenig sind. Ist es nicht ziemlich einfach gestrickt, wenn die wesentlichen Handlngsmomente zu Beginn, aber auch durch das Buch verteilt von einem so kleinen Personenkreis ausgehen?

Da in dem Buch jedoch so ziemlich jeder gegen jeden ist (Bündnisse werden nur kurzzeitig geschlossen und gerne auch direkt verraten), hat mich dieser Thread jetzt dazu gebracht, dieses "Minimal-Konzept" zu fahren. Ich denke, sonst ist es wirklich zu unübersichtlich.

Der Plan sieht nämlich einen abgeschlossenen Einzel-Roman vor ;)
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Fianna am 19. Juni 2012, 12:34:33
Zitat von: Fianna am 19. Juni 2012, 12:33:39
Vielen Dank für dieses schöne Forum!

Ich plotte gerade einen Roman mit 3 verschiedenen "Ländern" (sie sind ziemlich klein und alle aufeinander angewiesen, irgendwie passt das Wort Land nicht so recht drauf, das klingt zu bombastisch). Nun habe ich mich auf je 2-3 Figuren pro Land im Focus eingeschossen. Eigentlich sind es jeweils 2 - nämlich Gegenspieler - aber manchmal hängt da eben noch jemand mit dran (beispielsweise der erwachsene Sohn, der anfangs noch als Einheit mit dem Vater auftritt).

Da habe ich mir schon gedacht, ob 2 Personen im Focus denn zu wenig sind. Ist es nicht ziemlich einfach gestrickt, wenn die wesentlichen Handlungsmomente zu Beginn, aber auch durch das Buch verteilt von einem so kleinen Personenkreis ausgehen?

Da in dem Buch jedoch so ziemlich jeder gegen jeden ist (Bündnisse werden nur kurzzeitig geschlossen und gerne auch direkt verraten), hat mich dieser Thread jetzt dazu gebracht, eher in Richtung dieses "Minimal-Konzept" zu fahren. Ich denke, sonst ist es wirklich zu unübersichtlich.

Der Plan sieht nämlich einen abgeschlossenen Einzel-Roman vor ;)
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: moonjunkie am 29. Juni 2012, 10:57:31
Hallo Fianna,

danke, dass du den Thread wieder hochgeholt hast - den hatte ich glatt übersehen. Ich habe mich das letztens auch gefragt, erstmal im Hinblick auf meine Perspektivträger, da hatte ich nämlich 9... Am Anfang sprang es nur Kapitel- oder mal Szenenweise zwischen zwei oder drei Personen hin und her, aber später im Buch kommen dann noch neue dazu. Das war mir selbst etwas viel und ich habe jetzt entsprechend gekürzt - also auf fünf Perspektivträger runtergeschraubt, das finde ich geht noch. Es ist auch ein Einzelroman bis jetzt, obwohl ich mir einen zweiten Teil vorstellen könnte.

Bei deinen zwei bis drei Figuren pro "Land", sind das auch Perspektivträger oder spielen sie einfach nur mit? Ansonsten finde ich sechs bis neun Figuren in einem Roman gut zu vertreten, du fandest es ja sogar zu wenig. Es kommt wirklich darauf an, wie es umgesetzt ist, meine ich. Und wenn die Handlung sehr komplex und ereignisreich ist, fände ich diese Anzahl vermutlich ganz passend.

Ich denke es kommt am meisten auch darauf an, wie gut sich die Figuren untereinander unterscheiden und wie gut du sie einführst. Kompliziert finde ich z.B. solche Politthriller, wo am Anfang gar eine Liste mit Figuren drinstehen muss, damit man noch zuordnen kann, wer jetzt wer ist. Das ist nicht so mein Ding. Wenn die Figuren gut und schön nacheinander eingeführt werden, nicht alle direkt im ersten Kapitel vielleicht, dann finde ich das deutlich einfacher zu lesen und man kann sich eher einen rauspicken, mit dem man sich identifizieren kann. Wobei ich wahrscheinlich kein Limit setzen würde, wie viele Personen im ersten Kapitel drin sein dürfen. Aber erstmal mit vier oder fünf maximal anzufangen, ist vielleicht eine gute Zahl. Davon nicht zu viele Protagonisten.

Vermutlich ist auch das Geschmackssache, aber allzu sehr verwirren sollte man seine Leser wohl nicht, dann vergrault man sie schnell. Ich als Leserin bin dann jedenfalls schnell dabei, das Buch wegzulegen.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: TheaEvanda am 30. Juni 2012, 09:22:48
Abhängig von der Länge des Buchs würde ich sagen, dass du einen Haupt-Protagonisten und einen Haupt-Antagonisten brauchst. Der Rest kann Nebenrollen besetzen, darf aber nicht vom Hauptkonflikt ablenken. Egal, wie toll deine Kulturen sind, die Leser werden dir die Geschichte um die Ohren hauen, wenn "kein roter Faden" erkennbar ist.

Ich war jetzt an einem Projekt beteiligt, in dem es (auf 6*500.000 Zeichen) acht Haupthandlungsträger gab. In meinem Einzelband war es unmöglich, allen gerecht zu werden, ich musste auf vier Handlungsträger runterkürzen, um überhaupt einen Plot zustande zu bringen, den der Leser dieses Bandes auch nachvollziehen konnte. Und selbst da bin ich mit der Verteilung nicht glücklich.
Mein Fazit: Zu viele Nasen hatten was zu sagen.

Für mein 1,5mio-Zeichen-Monster habe ich auch nur zwei "echte" Perspektivträger: Sie und Ihn. Der Rest des Casts of Thousand bekommt vielleicht mal ein oder zwei kurze Szenen, wenn die Hauptpersonen gerade KO sind und der Leser wissen muss, was abgeht - aber das ist noch nicht sicher.

Auch sonst bin ich mit 1 Protagonist, 1Antagonist, 2-3 Hauptnebencharaktere und der ganze Rest unter "ferner liefen" immer gut gefahren.

--Thea
Herzogenaurach, Germany
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Ary am 30. Juni 2012, 09:47:05
Bei zu vielen Personen, vor allem zu vielen auch wechselnden Perspektiventrägern, werde ich flusig. Ich habe nicht immer Zeit zum Lesen und lasse ein Buch auch mal liegen - da ist so eine Figurenflut einfach nichts, weil ich dann immer wieder zurückblättern muss, um zu gucken, was denn mit der-und-der Figur nun eigentlich los war. Mein Lieblingsbeispiel: Game of Thrones. Davor habe ich richtig Schiss. Ich würde es gern mal lesen, aber ich trau mich nicht ran und habe bisher nur die Serie gesehen.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Lisande am 30. Juni 2012, 15:25:58
Game of Thrones ist genau mein Negativbeispiel für Charakterfluten. Ich lese durchaus durchgehend, lasse Bücher in der Regel auch nicht mehr liegen, aber das sind so viele Perspektivträger, dass man schon nicht mehr weiß, wo man bei dem einen war, wenn man mehrere Kapitel später wieder bei ihm ankommt. Fürchterlich. Mehrere Figuren und Perspektivträger sind okay, aber mehr als drei bis vier sollten es meiner Meinung nach nicht sein, sonst wird es unübersichtlich und der rote Faden geht verloren.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: KaPunkt am 30. Juni 2012, 19:09:06
Naja, bei Game of thrones sind es ja eher die Handlungsfäden.

Ich habe kein Problem mit mehr Perspektiven, solange es der gleiche Faden ist, und sich die Figuren vielleicht sogar am gleichen Ort aufhalten.
Dann weiß ich, was grad los ist und freue mich, es mal aus der Sicht von jemand anderen zu sehen.
Game of thrones springt fröhlich auf zwei Kontinenten und in diversen Städten, Burgen, Landschaften und was ich nicht noch alles herum, zusätzlich zu einem echt enormen Cast.
Da geht einem wirklich jeder Überblick verloren.  ???

Grundsätzlich halte ich aber auch weniger Perspektiven für besser.
Im Moment habe ich drei (vier?) zwei Protagonisten, eine Antagonist und vermutlich nochmal eine oder zwei kleine Episodn aus Sicht des Love Interests. Mit dem letzten bin ich nicht eben glücklich, eben weil ich gerade übe, mich zu beschränken.
Aber gleichzeitig mag ich diese kurzen Ausflüge in die Köpfe anderer Leute sehr gern als Leser. Wenn sie bewusst und nicht zu häufig eingesetzt werden.
(Das aktuelle Projekt wird übrigens sehr vermutlich die 500NS knacken)

Liebe Grüße,
KaPunkt

Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Franziska am 30. Juni 2012, 20:57:29
naja, Game of Thrones zeigt ja gerade, dass das Geschmackssache ist. Ich bin bei den Büchern auch ausgestiegen, das lag vor allem daran, dass ich so lange Pausen beim Lesen gemacht habe und dann bin ich durcheinander gekommen. Aber die Bücher sind Bestseller, es gibt also Leser dafür.
Mir fallen jetzt keine konkreten Beispiele ein, aber ich habe auch durchaus schon andere Bücher mit vielen Perspektiven gelesen, ohne durcheinanderzukommen. Die Kunst beim Schreiben ist, dass man alle Perspektiven gleich spannend macht.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Fianna am 30. Juni 2012, 23:06:25
Genau das Muster "1 Protagonist, 1 Antagonist..." wollte ich aufbrechen  :D

Mich stört es an Büchern weniger, wenn mehrere gleichberechtigte Protagonisten auftauchen, als wechselnde Handlungsorte oder zu viele Handlungsfäden. Am besten wird noch mit einem Cliffhänger beendet und dann erstmal 50-80 Seiten mit einem (oder mehreren) anderen Handlungsfäden weitergemacht *grusel* Danach war es mir meist auch einfach nur egal, was mit den Protagonisten 1 (oder 2) Handlungsstränge vorher war.
Maggie Furey und Joe Abercrombie haben mich da gestört. Bei Abercrombie habe ich den ersten Band noch nicht ganz gelesen, da ich zuerst die Szenen mit Logan gelesen habe und später die Ferro-Szenen. Den zweiten Band habe ich noch nicht angefangen, weil mich diese Wechsel so sehr stören :(
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Notrya am 02. Juli 2012, 04:38:46
Zitat von: KaPunkt am 30. Juni 2012, 19:09:06
Ich habe kein Problem mit mehr Perspektiven, solange es der gleiche Faden ist, und sich die Figuren vielleicht sogar am gleichen Ort aufhalten.
Dann weiß ich, was grad los ist und freue mich, es mal aus der Sicht von jemand anderen zu sehen.
Game of thrones springt fröhlich auf zwei Kontinenten und in diversen Städten, Burgen, Landschaften und was ich nicht noch alles herum, zusätzlich zu einem echt enormen Cast.
Da geht einem wirklich jeder Überblick verloren.  ???

Genau das stört mich beim Song of Ice and Fire auch, obwohl ich mich grad mehr oder weniger fleißig durch Band 2 arbeite. Am meisten regt es mich auf, wenn ich ständig im Anhang nachschlagen muss, welchem "Lager" Person xy angehört, und da ich meist keinen Schimmer habe, muss ich jede dieser Familienübersichten komplett durchlesen, um die Figur überhaupt erst einmal wiederzufinden...  :gähn:

Ich habe auch eine Geschichte mit sieben Perspektivträgern (und einer weiteren "Perspektive", die allerdings nur aus Briefen besteht) hier gerade auf meinem virtuellen Schreibtisch, und ich habe festgestellt, dass meine Testleser anfangs noch ein wenig verwirrt waren, aber die vielen Perspektiven schnell angenommen haben, weil die Schilderungen aus den einzelnen Perspektiven relativ schnell ineinandergreifen. Nicht alle, und nicht alle gleichzeitig, aber drei davon sind Geschwister und befinden sich am selben Ort, und zwischen allen anderen entsteht ein mehr oder weniger regelmäßiger Austausch, sodass man aus jeder Perspektive auch etwas über einige der anderen Figuren erfährt.

So bleibt der rote Faden meiner Meinung nach erhalten und der Leser muss sich nicht Cliffhanger von vor 50 Seiten in Erinnerung rufen, wenn der Perspektivträger wechselt. Mein anderes Projekt hat bisher nur zwei Perspektivträger; noch hält man sie beide für "gut", aber sie werden sich bald als Prota und Anta erweisen... Damit bin ich ehrlich gesagt noch nicht zufrieden. Es muss mindestens noch eine weitere Figur herein; warum genau, kann ich gar nicht sagen, aber es fühlt sich komisch an mit "nur" den beiden, die ich bisher habe. Entweder fliegt der Anta wieder heraus und ich bleibe bei einer Protagonistin, oder ich baue noch eine dritte Perspektive ein. Mal schauen, was sich beim Weiterschreiben "logischer" anfühlt.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Judith am 02. Juli 2012, 09:01:27
Zitat von: Franziska am 30. Juni 2012, 20:57:29
naja, Game of Thrones zeigt ja gerade, dass das Geschmackssache ist.
Ja, das würde ich mal unterschreiben. Die meisten, die A Song of Ice and Fire mögen, mögen es gerade wegen der vielen Personen und nicht trotzdem. Ich liebe auch gerade all die verschiedenen Perspektiven - im 4. Band hab ich mich dann zwar gefragt, ob das nicht allmählich etwas ausufert, aber zumindest bis dahin hätte ich keine einzige missen mögen. Für mich ist gerade das ja das Besondere an der Serie.
Und ab und zu würde ich mir wirklich mehr Romane wünschen, in denen mit ähnlich vielen Perspektiven ähnlich mühelos jongliert wird (ich fand den Wechsel zwischen ihnen nie anstregend). Daher denke ich eben, dass es eine objektive Antwort auf die Frage, wieviele Personen eine Story abkann, ohnehin nicht geben kann.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Fianna am 02. Juli 2012, 21:37:43
Ich glaube Steven Eriksson ist schlimmer. Wenn ich die begeisterten Erklärungen meines Exfreundes richtig in Erinnerung habe, sind in verschiedenen Bänden verschiedene Personen und Erzählstränge, und man weiß als Leser erstmal nicht, wie das alles zusammen gehört.

Ich warte noch auf einen Beinbruch, der mich 6 Wochen lang ans Bett fesselt, bevor ich seine Bücher anfange zu lesen.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Churke am 03. Juli 2012, 16:54:10
Hatte letztens mal wieder David Weber in der Hand. 15 - 20 Perspektivträger in EINEM Buch sind dann doch etwas viel.  Bei Weber verliert man zwar nicht den Überblick, aber ich finde nicht, dass das dem Plot bekommen ist. Der Autor verzettelt sich und durch das ständige Wechseln wirkt das auch nicht richtig fesselnd.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: FeeamPC am 03. Juli 2012, 18:00:08
Ich habe eine Geschichte mit zwei Haupt-Perspektiventrägern und 3drei Neben-Perspektiventrägern und noch drei oder vier weiteren Figuren, die nur jeweils in einem kleineren Teil des Buches auftauchen, aber auch ihre eigene Perspektive bekommen.

Bislang hat kein Betaleser darüber gemeckert.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Arcor am 03. Juli 2012, 18:11:32
Ich denke, dass es zum einen mit der Dicke des Buches zusammenhängt, wie viele Perspektivträger zu viel sind. Bei 300 NS können schon mehr als zwei deutlich zu viel sein, bei 2000 machen auch sechs bis acht meiner Meinung nach nichts.
Zum anderen hängt es aber auch davon ab, wie diese Perspektivträger angeordnet sind. Wenn mit jedem Perspektivträger ein eigener Handlungsstrang verbunden ist, kann es bei mehreren sehr schnell sehr unübersichtlich werden. Teilen sich mehrere Perspektivträger hingegen einen Strang, sehe ich da nicht so das Problem. In meinem High-Fantasy-Monster habe ich sechs primäre und sicherlich ein Dutzend sekundäre Perspektivträger, allerdings teilen die sich auf zwei Handlungsstränge auf, wodurch das ganze weniger unübersichtlich ist, als man denkt.

Generell begünstigen mehr Figuren und mehr Perspektivträger komplexe Handlungen, da man sie so vielschichtig und aus vielen verschiedenen Perspektiven darstellen kann. Ich persönlich bin da ein Fan von und komme damit auch meist gut klar. Allerdings sind Handlungen mit einem einzigen Perspektivträger oftmals ungleich intensiver, weil man einfach nur die eine Sicht auf die Handlung hat. Das würde ich gerne mal selber ausprobieren, bin bisher aber noch nicht dazu gekommen.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Zit am 03. Juli 2012, 21:33:48
Nun ja, Perspektiven und Personen sind ja zwei dinge, würde ich sagen. Bei den Perspektiven stimme ich dir natürlich zu. Wobei ich denke, dass die vielen Perspektiven zu mehr Normseiten führen und mehr Perspektiven von mehr Protagonisten kommen und die wiederum von einem komplexeren Plot. Auf der anderen Seite gibt es sicher auch 1k-Wälzer, die maximal 2 Perspektiven bieten.

Was ich sagen wollte: Wenige Perspektiven sind gar nicht so schwer, wenn man sich eingesteht, dass man den Plot straff halten muss -- und dass man nicht alles, was so in einer Welt geschieht außerhalb der Reichweite der Protagonisten, in Szenen packen muss oder überhaupt mitteilen muss.
Bei meinen Iden teilen sich auch Protagonisten die Perpsektiven, allerdings liegen geschätzte 70% dabei beim Hauptprota, weil ich auch nicht so ein Freund von "perspective hopping" bin. Am liebsten würde ich gar nicht wechseln, aber das geht dann doch nicht, weil gewisse Plotentwicklungen dann zu willkürlich wirken würden.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Arcor am 04. Juli 2012, 11:30:25
Zitat von: Zitkalasa am 03. Juli 2012, 21:33:48
Was ich sagen wollte: Wenige Perspektiven sind gar nicht so schwer, wenn man sich eingesteht, dass man den Plot straff halten muss

Wenn man das schafft.  ;) Meine Plots verselbstständigen sich immer schon sehr früh und schreien dann bald nach neuen Perspektivträgern. Ich bin ja schon froh, dass ich bei meinem neuen Projekt nur 2 habe und bis auf Einzelszenen wohl auch in Folgebänden keine weiteren Perspektiven hinzukommen werden.

Aber du hast natürlich recht, Perspektivträger und Personen sind zwei paar Schuhe. Bei Personen finde ich es schwieriger zu sagen, wie viele zu viele sind. Hängt auch sicher wieder mit der Dicke des Buchs zusammen, aber ich schätze noch stärker mit der Aufteilung. Personen, die fest an einen Handlungsort oder einen Plotstrang verknüpft sind, lassen sich leicht behalten, selbst wenn die Personenzahl des gesamten Buchs sehr hoch ist. Schwieriger wird es, wenn mehrere kleine Nebenfiguren an verschiedenen Orten in verschiedenen Plotsträngen und aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet auftauchen. Sobald das dann munter hin und her geht, leidet die Übersicht.
Ich bin allerdings auch niemand, den ein Namensregister im Anhang wie bei Song of Ice and Fire abschreckt. Im Gegenteil, ich freue mich darüber, weil ich dann einen Ort zum Nachschlagen habe. Schlimm ist es, wenn so ein Register nicht vorhanden ist, obwohl es nötig wäre.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Simara am 20. Juli 2012, 21:49:01
Ich habe mich gerade erst dabei ertappt die Handlung auf zu viele Charaktere aufzubröseln. Hab jetzt mit dem momentanen Projekt noch einmal ganz von vorne angefangen um den Versuch zu wagen aus der Ich-Perspektive zu erzählen. Mal sehen ob ich dabei weniger abschweife.  :versteck:
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Judith am 20. Juli 2012, 23:16:46
Zitat von: Fianna am 02. Juli 2012, 21:37:43
Ich glaube Steven Eriksson ist schlimmer. Wenn ich die begeisterten Erklärungen meines Exfreundes richtig in Erinnerung habe, sind in verschiedenen Bänden verschiedene Personen und Erzählstränge, und man weiß als Leser erstmal nicht, wie das alles zusammen gehört.
Ja, dem würde ich zustimmen. Während ich mit den verschiedenen Personen im Lied von Eis und Feuer kaum Probleme hatte (da sieht man ja sehr schnell, wie die mit wem zusammenhängen), war Eriksson für mich ein komplettes Tappen im Dunkeln. Viele Figuren (in die ich mich nicht recht einfinden konnte - irgendwie kam ich mit seinen Figuren nicht gut klar), bei denen viele zunächst komplett isoliert erscheinen. Und da waren es mir dann schnell zu viele Personen, weil sie mir auf zu viele Handlungsstränge aufgeteilt waren, die ich nicht in einen Zusammenhang bringen konnte.
Und das zeigt auch wieder, dass man kaum pauschal sagen kann, wieviel Personen oder vielleicht eher Perspektiventräger eine Story abkann - das kommt auch sehr darauf an, wie sie eingeführt und zueinander in Bezug gesetzt werden. Und auch da ist das oft reine Geschmacksache, wobei ich sogar von eingefleischten Eriksson-Fans schon gehört habe, man müsse sich durch den 1. Band eben durchquälen, ehe man anfängt, den größeren Plot zu verstehen und bei den Handlungssträngen durchzublicken.
Titel: Re: Wieviele Personen kann eine Story ab
Beitrag von: Luna am 21. Juli 2012, 09:48:35
Zitat von: Judith am 20. Juli 2012, 23:16:46
Ja, dem würde ich zustimmen. Während ich mit den verschiedenen Personen im Lied von Eis und Feuer kaum Probleme hatte (da sieht man ja sehr schnell, wie die mit wem zusammenhängen), war Eriksson für mich ein komplettes Tappen im Dunkeln. Viele Figuren (in die ich mich nicht recht einfinden konnte - irgendwie kam ich mit seinen Figuren nicht gut klar), bei denen viele zunächst komplett isoliert erscheinen. Und da waren es mir dann schnell zu viele Personen, weil sie mir auf zu viele Handlungsstränge aufgeteilt waren, die ich nicht in einen Zusammenhang bringen konnte.
Und das zeigt auch wieder, dass man kaum pauschal sagen kann, wieviel Personen oder vielleicht eher Perspektiventräger eine Story abkann - das kommt auch sehr darauf an, wie sie eingeführt und zueinander in Bezug gesetzt werden. Und auch da ist das oft reine Geschmacksache, wobei ich sogar von eingefleischten Eriksson-Fans schon gehört habe, man müsse sich durch den 1. Band eben durchquälen, ehe man anfängt, den größeren Plot zu verstehen und bei den Handlungssträngen durchzublicken.
Hi hi, Erikson bin ich gerade am lesen. Ich hatte auch das Problem, das ich mich in viele Figuren einfach noch nicht hineinversetzen kann. Viele waren für mich noch zu blass. Die Reihe hat ja mittlerweile 14 Bände und da gabe ich dem Autor noch eine Chance. Ich bin gerade bei Band zwei, kann aber nicht wirklich viel dazu sagen, ob das besser geworden ist. So weit bin ich da noch nicht. Es gibt ja sogar ein eigenes Forum (http://www.malazan.de/) mit etwa 400 Mitgliedern. Von daher kann ich mir schon vorstellen, das das bei Erikson noch was wird. Ach ja, etliche Handlungsstränge führen auch erst nach einigen Büchern wieder zusammen.
Da hat es Martin schon besser hinbekommen. Mit seinen Figuren fiebert man ja von Anfang an gleich mit. Von daher würde ich auch sagen, dass sich das pauschal nicht sagen lässt, wie viele Perspektiven eine Story abkann. Es kommt eben auch immer drauf an, wie diese vielen Protas eingeführt werden und ob der Autor es schafft, das man gleich einen Bezug zu ihnen bekommt.