Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Workshop => Thema gestartet von: Norrive am 08. Juli 2014, 23:12:46

Titel: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Norrive am 08. Juli 2014, 23:12:46
Liebe Tintenzirkler,

mein erstes selbsterstelltes Thema behandelt ein Problem, dass ich eigentlich schon ziemlich lange mit mir herumtrage, und ich hoffe euch fällt dazu was ein  :jau:

Ich schaffe es nicht, meinen Charakteren Schwächen zu geben, die sie auch irgendwann mal  in Schwierigkeiten bringen, und die nicht völlig klischeehaft sind. Ich habe das Gefühl, diese Schwächen nur pro forma zu schreiben, weil ich weiß, dass das zu einem vielschichtigen Charakter dazugehört, aber sie haben keinerlei Auswirkungen.

Dazu kommt noch, dass ich bisher keinen (!) Charakter schreiben konnte, der sich Hals über Kopf in eine Situation stürzt, bei der die Schwäche zu tragen kommen würde. Die sind alle zu vernünftig, um nicht vorher noch Hilfe/das richtige Werkzeug oder ein anderes Schlupfloch zu besorgen. Oder die Protagonisten ergänzen sich so gut, dass immer einer der anderen das Problem umgehen kann.

Vielleicht einmal ein Beispiel aus einer meiner Geschichten.

Meine Hauptperson Victoria Christensen ist um die 350 Jahre alt. Sie ist durch Gaben des Ares übermenschlich stark, schnell und geschickt, zusätzlich noch praktisch unsterblich. Soweit eine durchschlagkräftige Kriegerin, aber nicht zu stark, da in dem Buch die Antagonisten zahlreich und ebenfalls mehr oder weniger unsterblich und/oder stark sind. Außerdem musste für den Plot eine sehr mächtige Heldin her.

Jetzt habe ich sie in meinem Charakterbogen in dem Unterpunkt 'Schwächen' als einschüchternd beschrieben, als verständnislos für einige Charakterzüge (bspw. Faulheit, Halbherzigkeit ...), ungeduldig, leicht reizbar und schwierig bezüglich emotionalen Beziehungen.

Soweit hat das Ganze eigentlich recht viel Potential, aber da die Story ein Fantasykrimi wird (ein bisschen im Stile von den Dresdenfiles), ergibt sich in meinem Plot einfach kein größeres Problem durch die manchmal mangelnde Sozialkompetenz, da für Vic zu viel auf dem Spiel steht um unvernünftig auf die Marotten ihres Ermittlerpartners Jesse einzugehen oder sich gegenüber Zeugen o.Ä. danebenzubenehmen. Dazu kommt, dass Jesse eigentlich der Obermotz im Plot ist, der ihre Ausbrüche im Zweifel auch abkann. :hmmm:

Solche Sachen kommen eigentlich in allen meinen Stories vor, obwohl ich eigentlich gerne einmal hätte, dass die Schwächen die Fallhöhe erhöhen, ohne gleich ins Klischee abzurutschen (wie zum Beispiel ein cholerischer Feuermagier, der sich mit seinem lodernden Temperament (höhö) vor seinem Erzmeister blamiert...)

Es stellt sich jetzt auch die Frage, ob das ein Charakterproblem oder ein eher Plotproblem ist. Ich könnte die Situationen im Plot ja auch heraufbeschwören, aber da muss ich die Protagonisten schon mit der Keule hineinprügeln, damit sie nicht doch noch rausschlüpfen.

Wie macht ihr das denn so, die Schwächen der Charaktere glaubwürdig und sinnvoll im Plot unterzubringen? Oder gebt ihr euren Charakteren nur Schwächen für den Charakterfluff? Und, MÜSSEN meine Schwächen zwangsläufig in den Plot greifen (das habe ich mal in einem Schreibratgeber und mehrfach im Internet gelesen)?

:vibes:
Grüße
Norrive
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Sprotte am 08. Juli 2014, 23:26:23
Hui, nettes Thema.

Frage ist dabei immer, was ist eine Schwäche? Ich nenne es "Kante", einfach weil es da ist, damit die Figur nicht allzu glatt wirkt. Ich denke nicht, daß eine Schwäche unbedingt Plotelevanz haben muß. Zum Beispiel habe ich einen überheblicher Weiberhelden, der überzeugt ist, die fleischgewordene Antwort auf alle Frauengebete zu sein. Wichtig ist für mich, daß diese Eigenheit die Figur auszeichnet und unverwechselbar macht. Ist das Fluff? Ich nenne es Profil und Erkennungszeichen. Auch einen Helden mit einer Phobie habe ich an Bord. Er erreicht seine Ziele, wenngleich unter erschwerten Bedingungen.

Wichtig finde ich bei solchen Kanten, daß die glaubhaft sind und der Figur durchaus menschlich ein wenig Steine in den Weg legen. Wegen sich keiner daran stört, die Eigenheit also sinnlos verpufft, würde ich mir etwas anderes überlegen.

Anmerkung: Ich schreibe Heroic Romance, da sind solche Kanten für die Beziehungsseite des Romans durchaus wichtig, nicht aber unbedingt für den Plot.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Melenis am 08. Juli 2014, 23:35:38
Na ja, sagen wir's mal so: Schwächen auf deinen Charakternotizen sind an sich für den Mülleimer, wenn du sie nicht in die Geschichte mit einbaust. Der Leser kennt deine Notizen ja nicht. Die Schwächen die du deiner Protagonistin gegeben hast klingen für sich schon sehr gut und sie erscheinen mir auch passend. Aber wie gesagt, sie helfen dir nicht, wenn sie nicht zum tragen kommen.
Ich würde einfach mal behaupten, dass du deine Protagonistin zwingen musst, ihre Schwächen auszuleben. Ich habe auch eine Figur, die sehr kontrollsüchtig ist, und diese Schwäche wird zu einem tragenden Teil des Plots. An sich löst diese Schwäche einen großen Teil der Handlung erst aus. Das muss natürlich nicht immer sein, aber ich bin ein Fan von Schwächen. Ich bin ein Fan von Überraschungen  :)
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Siara am 08. Juli 2014, 23:36:59
Hallo Norrive. :)

Zuerst einmal zu dieser Sache:
Zitat von: Norrive am 08. Juli 2014, 23:12:46Es stellt sich jetzt auch die Frage, ob das ein Charakterproblem oder ein eher Plotproblem ist.
Ich denke eher, es ist ein Problem der Ansicht. Du als Autorin hast die Übersicht, du weißt, welche Folgen Fehlentscheidungen haben würden, wenn deine Figuren sie begingen. Allerdings geht es deinen Figuren da anders, denn die stecken immerhin mitten in der Sache drin.

Du sagst, deine Vic würde nicht unvernünftig handeln, weil zu viel für sie auf dem Spiel steht und sie deshalb anscheinend über manches hinwegsieht - aber dann ist Reizbarkeit auch keine ihrer Schwächen. Eine Schwäche ist für mich etwas, das einen Menschen in einer oder mehreren Hinsichten Steine in den Weg legt und gewisse Dinge erschwert. Wenn sie ihre "Schwächen" einfach ignorieren und umgehen kann, dann sind es keine Schwächen.

Kurz gesagt: Vic erscheint mir auf diese kurze Beschreibung hin noch zu stark. Gerade die Sache, dass sie wenig Verständnis für Andere aufbringen kann, ist aber ein guter Ansatz, mit dem sich bestimmt arbeiten lässt. Denn dies kann zu Missverständnissen führen, zu Feinden, dazu, dass sie jemanden unterschätzt oder Absichten Anderer nicht erkennt, ... All das sind Dinge, die für sie böse enden können.

Denn in meinen Augen, ja, sollten zumindest einige Schwächen Plotrelevanz haben. Das macht die Sache schlicht spannender und es festig außerdem die Figuren an ihrem Platz innerhalb der Handlung. Wenn es nur darum geht, dass ein starker Held her musste, der den Drachen besiegt, hätten das eine Menge Leute erledigen können. Aber nur der Held, der leider so gar keinen Orientierungssinn hat, verirrt sich unterwegs im Wald und stößt dort auf ... tja, auf was auch immer. Ich denke du, weißt, was ich meine. Schwächen sind einfach Teil eines Menschen (oder auch jedes anderen Wesens) und sie wirken sich auf deren Handlungen aus. Deshalb glaube ich, wenn du deinen Charakteren "echte" Schwächen gibst, die sie nicht einfach unbeachtet lassen können, gliedern diese sich ganz automatisch in den Plot ein. Das muss nicht bedeuten, dass sie den Plot groß verändern. Aber sie verkomplizieren vielleicht Kleinigkeiten, führen zu Umwegen und so weiter.

Sprotte gebe ich allerdings auch recht. Nicht jede Schwäche muss plotrelevant sein. Da verhält es sich wie jede andere Eigenschaft der Figur auch - sie treten je nach Situation mehr oder weniger zutage und sind auch schlicht zur Vertiefung der Charaktere zu gebrauchen.

Also: Nicht jede Schwäche muss tief in den Plot eingeflochten werden. Aber meiner Meinung nach sollte jeder Plot hier und dort durch Schwächen der Charaktere gezeichnet sein.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: heroine am 08. Juli 2014, 23:55:58
Charakterschwächen müssen nicht nur negative Konsequenzen haben, fällt mir dabei auf und genau dadurch kann ein Plot vorangetrieben werden. Im Beispiel von Vic, nur die Beschreibung "einschüchternd". Einerseits kann sie damit jemanden so verschrecken, dass die betreffende Person Vic nicht für die richtige Person hält um etwas zu erwähnen. Dieses Detail ist plotrelevant, aber Vic kommt aufgrund ihrer Art nicht dran. Gleichzeitig, wird diese einschüchternde Art bei jemand anderem richtig ziehen und er wird Infos rausgeben, die er für sich behalten hätte, hätte er nicht soviel Angst.

Damit will ich nicht sagen, dass aus jeder Schwäche automatisch eine Stärke wird und man den Superhelden heranzüchtet. Sondern eher wie schon erwähnt die Kante betonen. Es ist eben nicht schwarz und weiß ohne etwas dazwischen und ich denke allein damit, kann man dann schon mehr mit den Kanten anfangen.

Genau da fängt auch die Arbeit des Autors an. Er ist im Prinzip dafür zuständig die Situation so zu formen, dass aus den Kanten nicht nur positive Erlebnisse werden und nicht nur negative. Mit dem richtigen Setting kann nämlich aus dem absoluten Superprotagonisten immer noch ein anderes Bild geschaffen werden. Z.B. verständnisvoll, intelligent, aufmerksam und loyal. Setting 1: Der Held kommt großartig an, trumpft auf ganzer Linie und wird angehimmelt. Setting 2: Der Held ist ein absoluter Langweiliger und alles was er gut meint, wird ihm als arrogantes Angeben ausgelegt.

Edit:
Okay noch ein kurzer Nachtrag dazu wie ich es handhabe.
In Geschichten ergeben sich plotrelevante Ereignisse aus der Handlung meiner Charaktere und die ist maßgeblich durch die Charakterschwächen und -stärkeren beeinflusst. Ich muss nicht jedes Mal erwähnen, wenn er/sie etwas gutes oder schlechtes tut. Aber manchmal sind diese Taten eben so weitreichend, dass sie irgendwann wieder zurückkommen. Dann weigert sich ein Nebencharakter der Gruppe zu helfen, weil der Protagonist unfair zu ihm war. Darauf hin muss ein ganzer Plan über den Haufen geworfen und eine Alternative gesucht werden. Oder es ergibt sich aus einer freundlichen Handlung nochmal ein Hinweis, der im richtigen Moment auftaucht.

Vor allem im Bezug auf die Interaktion mit Antagonisten spielen die Stärken und Schwächen eine große Rolle. Weil in dem Fall zwei besonders starke Persönlichkeiten (meistens, also nicht immer) aufeinandertreffen.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Kadeius am 09. Juli 2014, 00:28:17
Liebe Norrive,

anfangs hatte ich ebenfalls zwei Charaktere, die zu glatt waren. Der Effekt war: Einer war so langweilig, dass ich mich jedes Mal davor gedrückt habe, seine Perspektive weiter auszugestalten. Der andere war so fehlerlos und hat seinen einzigen "Fehler" (leicht rassisitisch veranlagt) auch noch zum Vorteil für sich nutzen können. Es ergab sich für mich nur eine Konsequenz: Es musste sich etwas ändern. Der zweite Charakter war irgendwie eine Synthese aus all den Helden, die ich immer sehen wollte, die Rassenfeindlichkeit hat sich irgendwie aus dem Plot ergeben.
Ich habe angefangen, die Figuren zu überdenken, "Was-wäre-wenn"-Fragen zu stellen und einfach mal geschehene Situationen anders ausgehen lassen. Fakt ist: Es ist zwar ganz nett, mal jemanden zu sehen, bei dem alles perfekt läuft, aber warum willst du seine Geschichte erzählen? Was ist das Besondere an seiner Geschichte und wie ist er hineingelangt? An Start-Ziel-Plot hat weder der Leser noch der Schreiber lange Spaß. Ich empfehle dir daher: Lass sie einfach mal spontan reagieren. Wie würdest du in ihrer Situation reagieren? Dir fällt vielleicht in dem Moment etwas ein, das du sofort verwirfst und wobei du sagst: "Oh, nein. Das kann ich jetzt nicht machen." Warum nicht? Deine Welt, deine Regeln. Das heißt, du kannst auch den "perfekten" Charakter konstruieren, aber du scheinst damit ja selbst unzufrieden zu sein. Also: Schreib' mal spontan drauf los, eine uralte Regel zum Ideensammeln.

Ich schreibe High Fantasy und habe keinen klassischen Frodo oder (nicht so klassischen) Eragon als Held; ich habe mehrere, die alle ihre Ecken und Kanten haben und dadurch in ihre Probleme geraten. Dadurch lebt der Plot und ich wüsste nicht, wie sie ohne ihre Probleme so weit gekommen wären und sich so weit entwickelt hätten.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Miezekatzemaus am 09. Juli 2014, 07:52:29
Ich denke auch immer: Ja, sie kann ja so und so sein, dafür bekommt sie dann auch die negative Eigenschaft XYZ. Leider lässt sich das in der Praxis so kaum umsetzen, weil, wie Melenis schon richtig schrieb, Charakterbögen nicht nur der Übersicht dienen, sondern auch verwendet werden müssen.
Ich neige zudem dazu, allen Protagonisten die gleiche Schwäche zu geben, weil ich diese Schwäche einfach am besten - für mich - darstellen kann.

Wie man das umgehen kann ist eine wirklich gute Frage. Ich schätze, ich umgehe das Problem üblicherweise, indem ich den Protagonisten Schwächen verpasse, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Will zum Beispiel eine Polizistin gerne morden, dann darf sie in ihrem Beruf gerne schießen, wenn es Not tut. Der Leser merkt erst nach und nach, dass diese Sucht danach fast schon krankhaft ist, und dass man die Frau wohl doch nicht als so symphatisch einordnen kann.
Das ist meines Erachtens nach ein ganz guter Weg, weil es einem als Autor nicht wehtut, nur stückchenweise und man hinterher nicht mit einem Haufen Mary Sues mit Hang zum Perfektionismus.

Wenn ich recht überlege, haben meine Protagonisten meistens psychische Schwächen und leider kaum solche, gegen die man nichts machen kann. Eine hat beispielsweise Angst vor der Regierung und mutiert im Laufe des Buches zur Anführerin gegen den Staat und zur Führerin der Rebellion.
Ich nutze diese Schwächen meist, um meine Charaktere ausführlich darüber nachdenken zu lassen, denn dabei lernt man sie besser kennen.

Viele Grüße
Mieze
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Ary am 09. Juli 2014, 09:29:02
Ich mag die von Sprotte beschriebenen Ecken und Kanten und lasse meine Figuren diese auch hin und wieder ausleben. Das macht für mich Figuren erst richtig interessant - und ich meine nicht nur Charaktereigenschaften, auch blöde Angewohnheiten. Ein Typ aus meinem Urban Fantasy-Projekt ist nicht nur stinkarrogant und redet gern arg geschwollen und mit einem Hauch Zynismus. Er ist auch noch lungenkrank und raucht trotzdem wie ein kaputter Ofen und ist nicht gewillt, damit aufzuhören. Dazu steht er auf Halstücher und silberne Zigarettenetuis. Eine andere Figur gehört zu einem Volk, das eigentlich durch seine angeborene Gabe der Geduld besticht - der Held selber ist aber ein Ungeduldsbeutel, wie es schlimmer nicht sein kann, damit nervt er seine Umgebung und sorgt immer wieder für komische oder schräge Situationen. Wieder ein anderer wird in eine Welt voller Vorurteile hineingeboren und sieht absolut nicht ein, warum es diese Vorurteile gibt und warum sich keiner die Mühe macht, mal damit aufzuräumen. Damit eckt er natürlich bei den Konservativen an und reitet sich so richtig in die Sch***.
Macken, Angewohnheiten und Kanten machen eine Figur für mich erst so richtig lebendig. Plotrelevant ist Theos Raucherei zum Beispiel nicht, aber sein Sidekick kann sich so herrlich über das verqualmte Büro aufregen und immer wieder auf der angeschlagenen Gesundheit des Kettenrauchers rumreiten.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Klecks am 09. Juli 2014, 09:31:37
Wenn Figuren keine Schwächen hätten, würden sich bei mir die meisten Probleme, die sie bekommen, gar nicht erst ergeben. Ich äußere die Schwächen selten; viel mehr sollen sie im Laufe des Plots dadurch offensichtlich werden, wie die Figuren sich verhalten. Schwächen sind auch immer ziemlich subjektiv. Es gibt Eigenschaften, die werden nicht allgemeingültig als Schwächen angesehen.  :hmmm: 
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Ary am 09. Juli 2014, 09:40:02
:) Deswegen ist mir der Ausdruck "Macken" eigentlich auch lieber.
Sowas wie Spontaneität kann eine Stärke sein, sie kann aber in Situationen, in denen es sinnvoll ist, erst zu planen, eher nerven, oder sogar alle in Gefahr bringen.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Churke am 09. Juli 2014, 09:45:55
Zitat von: Norrive am 08. Juli 2014, 23:12:46
Soweit hat das Ganze eigentlich recht viel Potential, aber da die Story ein Fantasykrimi wird (ein bisschen im Stile von den Dresdenfiles), ergibt sich in meinem Plot einfach kein größeres Problem durch die manchmal mangelnde Sozialkompetenz, da für Vic zu viel auf dem Spiel steht um unvernünftig auf die Marotten ihres Ermittlerpartners Jesse einzugehen oder sich gegenüber Zeugen o.Ä. danebenzubenehmen.

Wenn man es kontrollieren kann, ist es keine Schwäche! Lass sie ausrasten, lass sie ihr soziales Umfeld gegen sich aufbringen, und dann sieh, was geschieht!

Außerdem halte ich das vorwiegend für ein Plotproblem. Man kann jeden Superhelden in Schwierigkeiten bringen und wenn er erst mal in Schwierigkeiten steckt, dann habe ich als Autor zwei Möglichkeiten: Ich kann zeigen, wie toll Mr. Superheld ist - oder ich zeige, wie er es versemmelt. In der ersten Variante spiele ich auf der Stärken-Tastatur, in der zweiten schlage ich die Schwächen-Saiten an. Und wie jeder weiß, steckt in einer guten Komposition beides drin.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Norrive am 09. Juli 2014, 09:55:23
Guten Morgen :)

Beim Lesen der Posts ist mir aufgefallen, dass ich die Sache mit den Fehlern viel zu extrem betrachtet habe. Ich hatte jetzt eigentlich nur Szenarien im Kopf, die allein durch die Fehler ausgelöst wurden. Aber wie vor allem Heroine und Siara geschrieben haben, können die Schwächen die Sache ja einfach nur  verkomplizieren.

Und wenn eine Schwäche, deren sich meine Protagonisten bewusst sind, irgendetwas schwierig gemacht hat, bietet das natürlich auch Raum für Einiges an Innenleben. Lässt sich Vic von einem Zeugen so provozieren, dass sie ihn verprügelt, wird Jesse sie aufhalten müssen. Danach wird sie sich, wenn sie wieder klar im Kopf ist, schuldig fühlen, genervt von sich selbst (''Verdammt nochmal, wieso bin ich denn bloß so ausgerastet? Ich weiß doch, dass Zeuge X ein Dummschwätzer ist.'') und es gibt die Möglichkeit die Beziehung zwischen Vic und Jesse zu beeinflussen.

Und klar, mit den Schwächen die Vic hat, kann ich sie gerade unter vielen Unsterblichen, mit all ihren Regeln und Traditionen, eigentlich gewaltig in Schwierigkeiten bringen, ohne dass der eigentliche Plot (die Aufklärung einer Mordserie) sich allzu sehr ändern muss. 

Ich finde Miezes Methode übrigens sehr cool, einfach etwas Positivem (diensteifrige Polizistin) einen sehr unangenehmen Beigeschmack zu verpassen, der sich erst im Laufe der Handlung als richtiges Problem (Polizistin hat Mordlust)
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Vic am 09. Juli 2014, 18:59:19
Ich finde viele Fehler ergeben sich tatsächlich aus den Stärken. ;-)
Also jemand, der sehr gutherzig und großzügig ist, ist vielleicht auch ein bisschen naiv und lässt sich leicht ausnutzen. Jemand der sehr selbstbewusst und eigenständig ist, schafft es vielleicht nicht immer um Hilfe zu bitten und fällt deswegen auf die Nase, weil er/sie halt doch nicht ALLES so gut kann wie jemand anderes. Jemand, der ein Witzbold ist, wird vielleicht in kritischen Situationen nicht mehr ernst genommen. Jemand der sehr zynisch und misstrauisch ist, verbaut sich vielleicht dadurch wunderschöne Freundschaften/Partnerschaften. Jemand der bescheiden und zurückhaltend ist, ist vielleicht auch unsicher und schnell eifersüchtig, etc.

Also ich finde es gibt so typische "Alibi"-Schwächen wie "jemand ist tollpatschig" oder "chaotisch" oder "schüchtern", die eigentlich keine richtigen Schwächen sind, sondern eher liebenswerte Eigenheiten.
Damit muss man vorsichtig sein, weil dann schnell Mary Sues entstehen.
Bei jemandem der sehr selbstbewusst und stark ist, kann ich mir vorstellen dass derjenige auch manchmal barsch ist und vielleicht ungerecht Leute verurteilt. Das kann im Rahmen schon ein Problem sein, wenn der Protagonist dadurch z.b. bei manch anderen Charas nicht so gut ankommt.
Wenn jemand Hunger Games kennt - das ist ja z.b. Katniss große Schwäche. Sie ist sehr tough und selbstbewusst und kompetent, aber sie kann halt nicht gut mit Menschen und die meisten Menschen mögen sie erst mal nicht, weil sie so barsch rüberkommt. Das ist für sie aber ein ganz schönes Problem im Rahmen des Plottes weil um die Hunger Games zu überleben reicht es eben nicht tough und kompetent zu sein - man MUSS eben auch gut ankommen bei den Leuten.
Sowas ist z.b. ist eine in sich total plausible und für den Plot relevante Charakterschwäche.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: HauntingWitch am 09. Juli 2014, 20:34:13
Ich finde nicht, dass Schwächen zwangsläufig den Plot beeinflussen müssen. Aber sie müssen für mich als Leser als solche erkannt werden, damit der Charakter nicht einseitig wirkt. Die Frage ist natürlich, inwiefern man Schwächen erkennbar einbauen kann, ohne dass sie in den Plot greifen... Ich denke, das eine zieht das andere ein bisschen nach sich, aber wie gesagt, ich betrachte das nicht als unausweichliche Regel.

Bei mir passiert es intuitiv. Meine Charaktere haben Schwächen auf dem Charakterbogen, mit denen sie natürlich ebenso durch die Welt gehen wie mit ihren Stärken. Demzufolge spielt das automatisch in den Plot hinein. Ich plane das aber nicht in dem Sinn oder versuche gezielt, ihnen ihre Schwächen zum Verhängnis zu machen. Das wäre mir viel zu krampfhaft. Die Frage ist auch, was ist Plotrelevanz? Ich habe einen Charakter, der konfrontationsscheu ist. Letztlich kämpft er gegen Ende der Geschichte doch gegen einen übermächtigen Gegner (weil ihn etwas antreibt, das seine Scheu kurzfristig aushebelt). Jedenfalls: Ist diese Schwäche nun plotrelevant? Ich würde sagen, insofern, dass es ihn zuvor langsamer macht und manches Mal in eine prekäre Situation bringt, ja. Aber sie ist nicht wichtig für den Ausgang der Geschichte. Macht das die Geschichte schlechter? Ich denke nicht (und hoffe mal, dass andere das auch noch so sehen ;)).

Nach deinem letzten Post, Norrive, scheinst du mir aber auf einem guten Weg zu sein. Gerade diese Beziehung zwischen den beiden Partnern bietet sicher eine Menge Möglichkeiten, die Schwächen deiner Prota darzustellen. Ob sie dann dadurch in Lebensgefahr gerät oder nicht, spielt keine Rolle. Solange die Szenen mit den Schwächen nicht allein dem Zweck des Schwäche Zeigens dienen und auch noch irgendeine andere Funktion haben.  ;)
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Atra am 10. Juli 2014, 08:08:28

Zitat von: NorriveWie macht ihr das denn so, die Schwächen der Charaktere glaubwürdig und sinnvoll im Plot unterzubringen? Oder gebt ihr euren Charakteren nur Schwächen für den Charakterfluff? Und, MÜSSEN meine Schwächen zwangsläufig in den Plot greifen (das habe ich mal in einem Schreibratgeber und mehrfach im Internet gelesen)?

Um die Schwächen meiner Charaktere im Plot unterzubringen, erschaffe ich sie vorher durch die Vergangenheit der Charaktere bzw. versuche es. Oft genug muss ich da nachbessern oder umdenken, aber je mehr ich das übe, desto besser sind die Ergebnisse für mich in Sachen "natürlich in den Plot passende und wirkende Schwächen/Kanten/ect."  :D

Z.b. ist einer meiner Charaktere einzelgängerisch und frauenfeindlich bzw. der Meinung, dass Frauen in den Haushalt gehören. Er wettert gegen Kolleginnen und verhält sich ihnen gegenüber wie ein A*** Später im Plot existieren Situationen, in denen er alles daran setzt, das weibliche Geschlecht vor der Gefahr zu retten.
Das ergibt sich daraus, dass seine Frau (mit Kind) vor Jahren auf offener Straße ermordet wurde. Er gibt sich unberechtigter Weise die Schuld dafür, weil er nicht bei ihnen war. Daraufhin zieht er sich zurück. Gleichzeitig sucht er unbewusst nach Strategien, wie der nicht geplante Mord hätte verhindert werden können, so dass er zu dem Schluss kommt, dass seine Frau das Haus besser nicht verlassen hätte. Während er das auf andere projiziert, die ja nicht in sein Innenleben sehen können, erhält er den Stempel des frauenfeindlichen A***

Generell läuft das bei mir recht intuitiv ab und es gibt auch Dinge, von denen ich dachte, dass sie im Plot schlimm zu tragen kommen, es aber doch nicht machen. Dann belasse ich es dabei, ohne zu versuchen, diese noch mit allen Mitteln unterzubringen. Wie andere schon meinten, lieber auf die Plotrelevanz achten, als eine Szene nur zu schreiben, um die Schwäche zu zeigen  :jau:


Eine Frage habe ich noch: Was ist denn ein Charakterfluff?

LG Atra
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Norrive am 10. Juli 2014, 09:44:37
Zitat von: Atra am 10. Juli 2014, 08:08:28

Eine Frage habe ich noch: Was ist denn ein Charakterfluff?

Wups, da ist mir wohl ein Rollenspiel-Begriff dazwischen gerutscht. Der Fluff im Rollenspiel ist das, was man sich ausdenkt, um den Charakter runder zu machen, unabhängig davon, ob es mir als Spieler konkret mehr bringt (zB lernt mein Samurai Origami, einfach weil es zum Charakter passt, nicht weil es Kampfboni gibt).   
Zitat von: http://en.wikipedia.org/wiki/Fluff_(fiction)Many board games and video games provide their own fictional setting, or are set in fictional settings defined by other media such as literature or film. Fluff, in the context of such gaming fiction, refers to information that provides setting and context for the game.

By definition, fluff is never part of the proper game rules. As such, fluff has no impact on gameplay and can technically be ignored by the players without breaking the game or its rules.

Die Definition trifft auch mein Problem ganz gut, insofern ich die Charakterschwächen immer ignorieren konnte  :-[ Wobei solche Eigenschaften ja auch nicht schlecht sind, nur sollten sie zumindest ein bisschen Einfluss bekommen! Wie du schon geschrieben hast, ich sollte keine komplett plottunrelevanten Szenen einbauen. Aber dieses intuitive Einbauen fällt mir schwer, vielleicht kenne ich meine Charaktere nicht so gut, wie ich dachte.

Zitat von: Vic am 09. Juli 2014, 18:59:19
Also ich finde es gibt so typische "Alibi"-Schwächen wie "jemand ist tollpatschig" oder "chaotisch" oder "schüchtern", die eigentlich keine richtigen Schwächen sind, sondern eher liebenswerte Eigenheiten.
Damit muss man vorsichtig sein, weil dann schnell Mary Sues entstehen.
Bei jemandem der sehr selbstbewusst und stark ist, kann ich mir vorstellen dass derjenige auch manchmal barsch ist und vielleicht ungerecht Leute verurteilt. Das kann im Rahmen schon ein Problem sein, wenn der Protagonist dadurch z.b. bei manch anderen Charas nicht so gut ankommt.
Wenn jemand Hunger Games kennt - das ist ja z.b. Katniss große Schwäche. Sie ist sehr tough und selbstbewusst und kompetent, aber sie kann halt nicht gut mit Menschen und die meisten Menschen mögen sie erst mal nicht, weil sie so barsch rüberkommt. Das ist für sie aber ein ganz schönes Problem im Rahmen des Plottes weil um die Hunger Games zu überleben reicht es eben nicht tough und kompetent zu sein - man MUSS eben auch gut ankommen bei den Leuten.
Sowas ist z.b. ist eine in sich total plausible und für den Plot relevante Charakterschwäche.

Das kann ich so nur unterschreiben.
Vor allem solche Alibi-Schwächen habe ich früher oft benutzt, gerade in dem Roman, der in der Schublade aufs Editieren wartet. Da habe ich eigentlich eine ziemliche Mary Sue eingebaut und ein bisschen übertrieben :D

Wenn mans so betrachtet ist Vic tatsächlich ein bisschen wie Katniss, man muss sie kennenlernen. Dann muss ich mir meine anderen Charaktere alle nochmal anschauen und die Schwächen einfach mal ausspielen lassen. Dann schließt sich vielleicht auch das ein oder andere Plotloch oder ich kann einen Zeitsprung doch noch mit Handlungfüllen anstatt '2 Wochen später' zu schreiben :)

Zitat von: HauntingWitch am 09. Juli 2014, 20:34:13
Ich finde nicht, dass Schwächen zwangsläufig den Plot beeinflussen müssen. Aber sie müssen für mich als Leser als solche erkannt werden, damit der Charakter nicht einseitig wirkt. Die Frage ist natürlich, inwiefern man Schwächen erkennbar einbauen kann, ohne dass sie in den Plot greifen... Ich denke, das eine zieht das andere ein bisschen nach sich, aber wie gesagt, ich betrachte das nicht als unausweichliche Regel.

Bei mir passiert es intuitiv. Meine Charaktere haben Schwächen auf dem Charakterbogen, mit denen sie natürlich ebenso durch die Welt gehen wie mit ihren Stärken. Demzufolge spielt das automatisch in den Plot hinein. Ich plane das aber nicht in dem Sinn oder versuche gezielt, ihnen ihre Schwächen zum Verhängnis zu machen.Ob sie dann dadurch in Lebensgefahr gerät oder nicht, spielt keine Rolle. Solange die Szenen mit den Schwächen nicht allein dem Zweck des Schwäche Zeigens dienen und auch noch irgendeine andere Funktion haben.  ;)

Ich finde es sehr bewundernswert, dass das bei dir einfach so funktioniert.  Manchmal glaube ich auch, dass ich es einfach nicht übers Herz bringe, den Finger so richtig in die Wunde der Charaktere zu drücken  ;D Vielleicht sollte ich mich demnächst mal dem Bratpfannenthread anschließen und Charakterinterviews anfordern. Ich glaube, da kann ich noch einiges über sie lernen.



Danke an alle für die bisher sehr interessanten und ausführlichen Antworten!  Ihr öffnet mir hier eine ganze Reihe neuer Perspektiven :)  :pompom:
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Dämmerungshexe am 10. Juli 2014, 11:07:52
Vielleicht verstehe ich nur die Terminologie nicht ganz richtig, aber für michs idn die "Schwächen" eines Charakters gerade das tragende Element das den Plot leitet. Und zugleich sind sie ja auch in gewisser Weise das "Ziel" der Geschichte, der Leser will ja auch sehen wie der Charakter seine Schwächen überwindet, aus seinen Fehlern lernt und soe zu einem, besseren Menschen wird.

Am Beispiel von Vic: durch ihre mangelnde Empathie steht sie ziemlich bald wahrscheinlich ganz alleine da und muss erst mühsam lernen dass sie eben nicht allmächtig ist sondern Hilfe braucht und dazu eben auf ihre Mitmenschen auch eingehen und sie respektieren muss.

Also den ganzen Theorien zum Storywriting nach (die ich kenne) ist das Ziel einer Geschichte ja den Charakter (und damit auch den Leser) in irgendeiner Weise zu einem besseren Menschen zu machen. Ob das nun geschieht indem man zeigt wie er/sie seine Schwächen überwindet oder wie er dadurch scheitert, ist ja eher eine Geschmacksfrage.

Beispiel Alec: er ist ein Tagträumer, weil er sich nach Anerkennung sehnt. Als er durch sein impulsives Verhalten sich und seine Freundin in Gefahr bringt muss er lernen sich zurückzuhalten und Verantwortung zu übernehmen - was ihm natürlich eben Anerkennung einbringt.

Also wie gesagt: vielleicht verstehe ich nur die Terminologie nicht. Wenn es nämlich tatsächlich nur um einfache "Macken" geht - kleine Ticks, dann würde ich darunter so Sachen wie Kettenraucher, Fingernägelbeißer oder ein Lieblingswort einsortieren. Wobei auch solche Kleinigkeiten eher ein Ausdruck seines tieferen Problemes sind. (Wieder Beispiel Alec: er hat die Angewohnheit sich die Hände zu Reiben, was aber daher rührt dass in seiner Hand ein Fluch verborgen ist, der sich in Stresssituationen an die Oberfläche kämpft.)

Insoweit denke ich dass es KEINE Charakterschwächen gibt die NICHT plotrelevant sind - denn wenn etwas nicht zur Geschichte und zum Verständnis des Lesers beiträgt - welchen Sinn macht es dann darüber zu schreiben?
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: heroine am 10. Juli 2014, 11:33:15
Zitat von: Dämmerungshexe am 10. Juli 2014, 11:07:52
Insoweit denke ich dass es KEINE Charakterschwächen gibt die NICHT plotrelevant sind - denn wenn etwas nicht zur Geschichte und zum Verständnis des Lesers beiträgt - welchen Sinn macht es dann darüber zu schreiben?

Da bin ich anderer Ansicht. Wobei das auch sehr stark auf die Definition von Plot ankommt.

Beispiel:
Man erzählt die Geschichte wie eine böse Königin vom Thron geschubst wird.
Charakterschwäche des Protagonisten: er kann nicht lügen. (Gut ob das nun eine Charakterschwäche ist oder einfach nur eine Schwäche oder alles in allem sogar eine Tugend sei dahin gestellt)
Die Geschichte, dass die Königin vom Thron geschubst wird bleibt die selbe, unabhängig davon ob der Held auf dem Weg dahin jeden belügt oder allen die Wahrheit sagt.

Es ist also eher das Salz in der Suppe, das was die Geschichte liebenswert/lesenswert macht. Aber für den Plot wirklich relevant? Ich weiß nicht. Es verändert den Plot ganz sicher, weil bestimmte Lösungen gefunden werden müssen. Aber es ist nicht der Kern der Geschichte ob der Protagonist lügen kann oder nicht. Genau so wenig beeinflusst es den Lauf der Geschichte, ob er es lernt oder nicht. Das sind zwar alles Punkte, die den Leser interessieren und das Lesen interessant machen, aber es ist eben ziemlich beliebig auswechselbar. Die Wahrheitsliebe hat in dem Fall auch gar nichts mit dem Sturz der Königin zu tun (bestenfalls hält der Protagonist sie für eine Lügnerin und will sie aus Überzeugung stürzen). Es trägt dennoch zur Geschichte bei, in dem es eben Lebendigkeit rein bringt. Man schreibt dann nicht nüchtern darüber wie die Ereignisse dazu geführt haben, dass die Königin gestürzt wurde. Trotzdem hilft es nicht zu verstehen, wieso die Königin gestürzt wird. Es ist und bleibt einfach eine Eigenheit des Charakters.

Erweitert man den Plotbegriff ein bisschen, so dass die einzelnen Akte zu einem Gesamtbild werden und der Plot nicht mehr nur ist Königin zu stürzen, sondern auch wie das gemacht wird. Dann kommt man zu dem Punkt an dem die Handlung der Charaktere eben Auswirkungen auf die Details des Plots haben. Die Handlung basiert auf den Stärken und Schwächen der Charaktere. In dem Fall werden sie zumindest plotrelevant.

Lange Rede, kurzer Sinn. Charakterschwächen müssen nicht zwangsläufig mit dem Plot zu tun haben. Sie können auch manchmal einfach dazu dienen einen Charakter realistischer, lebendiger werden zu lassen; schmückendes Beiwerk eben.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Norrive am 10. Juli 2014, 11:52:40
Zitat von: Dämmerungshexe am 10. Juli 2014, 11:07:52
Vielleicht verstehe ich nur die Terminologie nicht ganz richtig, aber für michs idn die "Schwächen" eines Charakters gerade das tragende Element das den Plot leitet. Und zugleich sind sie ja auch in gewisser Weise das "Ziel" der Geschichte, der Leser will ja auch sehen wie der Charakter seine Schwächen überwindet, aus seinen Fehlern lernt und soe zu einem, besseren Menschen wird.

Am Beispiel von Vic: durch ihre mangelnde Empathie steht sie ziemlich bald wahrscheinlich ganz alleine da und muss erst mühsam lernen dass sie eben nicht allmächtig ist sondern Hilfe braucht und dazu eben auf ihre Mitmenschen auch eingehen und sie respektieren muss.

Da kommt zu tragen, dass ich Vic nicht komplett vorgestellt habe. In meinem Setting hat sie andere Unsterbliche als beste Freunde und Familie. Die Gute kann halt nur nicht mit einer bestimmten Art von Charaktereigenschaften umgehen und lässt sich erstmal nichts von Schwächeren sagen. Wenn man ihren Respekt aber hat, kann man sich bis in den Tod auf sie verlassen.  Aber das ist erstmal nebensächlich.

Das was du im ersten Teil beschreibst (Stichwort Ziel der Geschichte) klingt für mich stark genreabhängig. Für eine Odyssee in einem Highfantasy-Roman oder einen Entwicklungsroman ist das auf jeden Fall der richtige Ansatz, dem kann ich dann auch so zustimmen, aber in einem Krimi?  Ich habe ja bewusst mit mächtigen Charakteren angefangen, damit ich nicht vom Bauernjunge über den Ritter zum König komme.  Columbo hat sich ja auch nicht über seine Fälle verändert, wenn ich das mal so sagen darf  ;D

Was umgekehrt aber auch wieder nicht heißt, dass ich nicht möchte, das die Schwächen von Vic den Plot beeinflussen, sonst hätte ich ja diesen Thread auch nicht gestartet. Spannend, die verschiedenen Meinungen zu sehen :)
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: canis lupus niger am 10. Juli 2014, 12:42:11
Für mich sind Charakterschwächen einer Romanfigur ebenfalls nicht zwingend so bedeutend, dass sie das Gelingen und Scheitern eines Vorhabens bewirken (können sie aber manchmal). Um eine Romanfigur, auch einen Protagonisten menschlich zu machen/bleiben zu lassen, reichen schon verhältnismäßig kleine Macken.

Bei meinen Protas habe ich zum Beispiel schon mehrfach angewendet, dass er zu beschützerisch ist, seinen Mitmenschen nicht zubilligt, dass sie mit den aktuellen Problemen auch prima selber zurecht kommen können. Wenn einer alles weiß und kann und deshalb glaubt, er sei derjenige, der für alle anderen die  Kastanien aus dem Feuer holen muss, hat das mehrere Auswirkungen:
Er wirkt überheblich, wird deshalb weniger gemocht und unterstützt.
Es gibt Spannungen unter den Charakteren.
Der Prota kann sich selber überfordern und dadurch Fehler machen.
Neue Probleme entstehen zusächlich zur Grundproblematik des Romans.
Die anderen Charaktere können/müssen diese Fehler erkennen, verhindern, bereinigen, ausgleichen, ausnutzen und gewinnen dadurch an Bedeutung und Tiefe.

Charakterschwächen eines Prota geben also nicht nur ihm selber mehr Farbe, sondern auch den anderen Romanfiguren und damit dem ganzen Roman.

*edit* OH, es lohnt sich, alle anderen Beiträge zu lesen, ehe man selber etwas schreibt. heroine hat genau das Gleiche formuliert, wie ich.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Dämmerungshexe am 10. Juli 2014, 20:14:20
Zitat von: heroine am 10. Juli 2014, 11:33:15


Beispiel:
Man erzählt die Geschichte wie eine böse Königin vom Thron geschubst wird.
Charakterschwäche des Protagonisten: er kann nicht lügen. (Gut ob das nun eine Charakterschwäche ist oder einfach nur eine Schwäche oder alles in allem sogar eine Tugend sei dahin gestellt)
Die Geschichte, dass die Königin vom Thron geschubst wird bleibt die selbe, unabhängig davon ob der Held auf dem Weg dahin jeden belügt oder allen die Wahrheit sagt.



Also das halte ich mal für ein sehr gutes Beispiel für meine Argumentation: wenn ein Charakter nicht lügen kann ist das eine unglaublich gravierende Charaktereigenschaft (ob nun Stärke oder Schwäche sei mal dahingestellt)!
Als Leser stellt sich mir da gleich die Frage warum das so ist. KANN er wirklich nicht? Ist es ein Fluch, fehlt ihm die Fantasie dazu? Oder WILL er nicht? verstößt es gegen seine moralischen Grundsätze? Oder DARF er nicht?

Und ich denke dass das die Geschichte grundlegend beeinflusst: zieht der Held tatsächlich mit der Wahrheit als Schwert gegen den Feind, oder muss er sein Unvermögen erst irgendwie beseitigen? Oder schafft er es eben mit der Wahrheit etwas hinzubekommen was andere nur mit Lügen und Intrigen geschafft hätte? So etwas beeinflusst jede Entscheidung des Helden, jede seiner Handlungen und Aussagen und seine Beziehungen zu den anderen Figuren. Und genau das ist es ja was den Plot ausmacht. (Oder ich habe tatsächlich ein ganz anderes Verständnis was "Plot" bedeutet.)

Ich müsste die Geschichte jetzt erst lesen um zu sehen wie du das umsetzte - aber ich glaube wenn so eine wichtige Eigenheit keinen Einfluss auf die Handlung deines Protas hat - und somit auch nicht auf den Plot - sondern einfach nur "so ist", dann würde mich das als Leser sehr stören.

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Norrive:
Für mich ist das nicht wirklich genreabhängig. Immerhin schreibt man ja im Normalfall tatsächlich immer über Menschen (Elfen, Zwerge, Halbgötter, Dämonen - die zumindest alle so vermenschlicht sind dass man als menschlicher Leser einen Draht zu ihnen bekommen kann). Wenn es einem rein um die Entwicklung der Ereignisse geht ist das ja auch kein Roman mehr, sondern eher eine Chronik.

Was ich sagen will ist dass für mich praktisch jede Charaktereigenschaft Ausdruck des Charakters an sich, der Persönlichkeit, seiner Einstellung, seiner Erfahrung usw. ist. Und genau diese Dinge sind es ja die die handlungen der Charaktere und somit den Plot bestimmen. (Selbst wenn es nur ein Detail in einem Nebensatz ist wie: "Er bohrte ungeniert in der Nase.", dann sagt das unheimlich viel über einen Charakter aus.)

Und zum Beispiel Columbo: mal davon abgesehen dass es eine Serie ist, die vom Schreiben her anderen Regeln folgt als Romane, ist Columbo ein schönes Beispiel dafür wie man Geschichten aus Sicht der Antagonisten erzählen kann. Da wird jeder Mord gleich zu Anfang gezeigt, man ist als Zuseher immer beim Mörder und hat Einsicht in dessen Motive und Handlungen, während Columbo einem nach und nach auf die Schliche kommt und man ihm trotzdem nicht böse sein kann, weil er das auf seine unnachamliche schrullige Art und Weise macht.
Columbo ist etwas was ich "undurchsichtige" Figur nenne - man hat als Leser/Zuseher keinen Einblick in seine Gefühlswelt und seine Gedanken und kann sie somit auch nicht nachvollziehen und sich darum auch nciht mit ihm identifizieren. Man ist eher bei den Mördern, fiebert mit denen mit. Und die machen ja im Normalfall Entwicklungen durch. In dieser Hinsicht passiert bei Columbo eben auch das was ich beschrieben habe.
Man möge mich korrigieren wenn ich hier falsch liege, da ich kein Krimi-Leser bin, aber ich denke dass es bei anderen Krimiromanen ganz anders läuft als bei Columbo, oder?

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Vielleicht vertrete ich das so vehement weil ich in dieser Hinsicht ein Schlüsselerlebnis hatte: ich habe jahrelang an meinem Roman gearbeiten, mit vielen Pausen in denen alles geruht und gegärt und sich verändert hat. Aber erst vor einiger Zeit habe ich meine beiden Hauptcharaktere so richtig durchschaut: Warum sie tun was sie tun, was dahinter steckt, was ihre Träume sind, was sie selbst gar nicht über sich wissen. Und aus diesem Wissen heraus (das sich erstaunlicher Weise für beide jeweils in ein paar Sätzen zusammenfassen lässt) hat sich plötzlich auch die Geschichte wieder verändert. Was vorher nicht zusammengepasst hat hat sich gefügt. Ich wusste wer was wann aus welchem Grund tut. Und auch an Stellen an denen ich immer hängen geblieben bin, habe ich plötzlich gesehen was dort passieren "muss". Seitdem habe ich wirklich das Gefühl dass die Geschichte durchgängig und stimmig ist und vor allem auch dass meine Charaktere richtige Menschen (bzw. Elfe) sind.
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Snöblumma am 10. Juli 2014, 22:14:48
Wie stark man Charakterschwächen in den Plot einfließen lässt, hängt sicher davon ab, ob man eher eine character-driven story schreibt, oder doch der plotdriven-Seite zuneigt. Sprich: Wer eine Geschichte erzählen will, in der es um die Geschichte geht, wird Figuren haben, die (eher) flach und funktionsbezogen sind. James Bond zum Beispiel wäre für mich eine solche plotgetriebene Geschichte. Bond ist letztlich nur ein Symbol für den Superagenten, wirklich viel wissen wir nicht von ihm - gerade gut genug, dass er eine runde Figur ergibt, dass er eine Schwäche für Frauen hat und sonst? Nun ja, ein bisschen mehr inzwischen nach all den Filmen, aber es bleibt alles eher an der Oberfläche.

Wenn man so eine Geschichte erzählt, ist es in meinen Augen vollkommen legitim, sich auf ein paar plakative Eigenschaften zu beschränken. Legt man den Fokus dagegen mehr auf die Figuren, muss man schon etwas tiefer schürfen - auf Kosten der Action und äußeren Spannung in der Geschichte.

Eine andere Frage ist natürlich, wie man das darstellt und was man davon in die Geschichte einbringt. Ich persönlich bin ein großer Fan davon, meine Figuren möglichst umfassend zu kennen. Ich schreibe sehr characterdriven. Ich plotte nicht, ich lerne nur meine Figuren kennen und lasse sie dann mal machen. Ich will alles von ihnen wissen, alles über ihre Eltern, ihre Geschwister, andere wichtige Personen in ihrem Leben - und davon ausgehend lasse ich sie handeln. Wenn ich weiß, dass eine Figur ungeduldig ist, wird sie nicht aus Vernunftgründen doch geduldig bleiben. Wenn ich weiß, dass mein Love Interest ein arroganter Frauenheld ist, wird er nicht in der ersten Szene schon höflich und zurückhalten sein, selbst wenn mir persönlich das besser gefiele. Ich versuche, mich immer absolut im Rahmen dieses Charakters zu halten und dazu gehört eben auch, dass er manchmal ins offene Messer läuft, weil es seinem Charakter entspricht.

Meistens läuft es bei mir darauf hinaus, dass die Figur eine ihrer Hauptschwächen überwindet - muss aber nicht. Manche Figuren bleiben, wie sie sind, jedenfalls in dieser Hinsicht. Andere lernen, über sich selbst hinauszuwachsen oder verstehen endlich, was sie davon abhält, das Beste zu erreichen... das kommt immer darauf an. Aber letzten Endes läuft es darauf hinaus, dass man sich - meiner Meinung nach - immer fragen sollte, ob diese Handlung so, wie sie da steht, tatsächlich im Rahmen der Fähigkeiten des Charakters liegt. Wenn der Charakter eine Schwäche hat, MUSS sich diese in den Handlungen niederschlagen - sonst ist es keine Schwäche. Und wenn der Charakter nur Schwächen hat, von denen der Leser nichts erfährt, ist es ziemlich sinnlos, ihm überhaupt Schwächen zu verpassen. Natürlich muss der Leser auch nicht alles wissen, was der Autor weiß, aber mehr als die positiven Seiten sollte der Leser schon mitbekommen.

Was nun für den Plot dabei herauskommt, hängt ja wieder davon ab. Natürlich kann aus einer Schwäche auch mal etwas positives erwachsen, keine Frage. Und aus einer Stärke kann auch mal etwas Negatives erwachsen... :D
Titel: Re: Einfluss von Charakterschwächen auf den Plot
Beitrag von: Norrive am 10. Juli 2014, 22:18:59
Zitat von: Dämmerungshexe am 10. Juli 2014, 20:14:20
Man möge mich korrigieren wenn ich hier falsch liege, da ich kein Krimi-Leser bin, aber ich denke dass es bei anderen Krimiromanen ganz anders läuft als bei Columbo, oder?

Ja, tut es im Normalfall schon. War zugegebenermaßen auch ein vielleicht nicht ganz so wohlüberlegtes Beispiel  :psssst:

Zitat von: Dämmerungshexe am 10. Juli 2014, 20:14:20
Norrive:
Für mich ist das nicht wirklich genreabhängig. Immerhin schreibt man ja im Normalfall tatsächlich immer über Menschen (Elfen, Zwerge, Halbgötter, Dämonen - die zumindest alle so vermenschlicht sind dass man als menschlicher Leser einen Draht zu ihnen bekommen kann). Wenn es einem rein um die Entwicklung der Ereignisse geht ist das ja auch kein Roman mehr, sondern eher eine Chronik.

Was ich sagen will ist dass für mich praktisch jede Charaktereigenschaft Ausdruck des Charakters an sich, der Persönlichkeit, seiner Einstellung, seiner Erfahrung usw. ist. Und genau diese Dinge sind es ja die die handlungen der Charaktere und somit den Plot bestimmen. (Selbst wenn es nur ein Detail in einem Nebensatz ist wie: "Er bohrte ungeniert in der Nase.", dann sagt das unheimlich viel über einen Charakter aus.)

Ich glaube, ich sehe den Plot an sich ein bisschen grobschrittiger.  Wenn ich an meinen Plot denke, dann habe ich eigentlich nur die einzelnen größeren Ereignisse vor Augen.

Am konkreten Fallbeispiel Vic: Plot des ersten Romanabschnitts ist in meinem Kopf:
- Vic wird zu der Mordserie hinzugezogen.
-Sie trifft auf Jesse.
-Jesse und Vic treffen auf alle Zeugen auf einmal auf einem neutralen Boden, damit die involvierten Clans (in diesem Fall Hexer und Vampire) Bescheid wissen, wer für die jeweilige Seite ermittelt.

-J & V arbeiten sich durch Tatort Nr. 1 und dazugehörige Zeugen/Familienmitglieder uvm.

Das ist jetzt nur stichwortartig, aber so habe ich meinen Plot im Kopf. Bisher wäre für mich eine Änderung im Plot durch Vics Charakterschwäche beispielsweise so etwas:

- Vic gerät aufgrund mangelnder Empathie mit einem der Hexer aneinander, der wiederum seine Verbündeten dazu bringt, Vic in ihrem Appartement zu überfallen und zu verschleppen (gut, das Beispiel ist jetzt an den Haaren herbeigezogen...)

Was aber hier die meisten schon als Plotänderung empfinden, ist beispielsweise, auf welche Weise Vic und Jesse an eine Zeugenaussage kommen. Vic reagiert unemphathisch auf den Bruder von Mordopfer X, er erzählt daraufhin bewusst Fakten nicht, um einen Vampir in Ungnade fallen zu lassen. Aus anderer Quelle stellt sich die Aussage als falsch heraus, Jesse redet nochmal mit ihm, der Bruder erzählt die Wahrheit.

In meiner Plotvorstellung steht dann aber immernoch:

- Vic und Jesse befragen Bruder, erhalten Information Y.

OK, ich merke gerade, dass ich mir hier selbst einen Strick drehe  :wums:

Wäre ich beim Plotten konsequent gewesen, hätte ich meine Charaktere anders einplanen müssen. Durch Vics Geschick oder Ungeschick kommt Information Y früher oder auch erst später in Besitz der Protagonisten. Ist die Information relevant, wird natürlich in die falsche Richtung ermittelt bis sie diese Information Y doch noch bekommen.

Argghhhhh Problem gefunden, ich muss meinen Plot ändern. War keine gute Idee, den zu schreiben ohne die Charaktere zu beachten. Ich glaube, da ist mir der Wunsch nach einem halbwegs spannenden, undurchschaubaren Krimi in den Weg gehopst, sodass ich das Spannendste überhaupt vergessen habe: Welchen Blödsinn meine Charaktere in dieser hochbrisanten Situation anstellen können, wenn nicht sogar müssen.

Betrachte ich unter dieser Prämisse auch meine anderen Schriften, kann man das genauso da anwenden. Ich muss glaube ich, wie hier viele schon geschrieben haben, einfach eine gute Balance finden aus der Grundhandlung und 'Wie gehen meine Charaktere mit der Situation um'.

Meine Gedanken kommen vielleicht etwas verworren rüber.  Versteht man, worauf ich hinaus will?  :wolke:


@ Snöblumma Auf deinen ersten Absatz wollte ich mit meinem Columbo-Beispiel hinaus. Sehr schön beschrieben :D  Ich will natürlich nicht so flach werden wie James Bond, aber der Krimi ist schon mehr plot-driven. Nur das hat mir das Problem mit den Alibischwächen bereitet, weil ich sie halt vollständig ignoriert habe  :seufz: