Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Das Sprachbastelboard => Thema gestartet von: Maja am 21. Juni 2014, 04:18:02

Titel: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Maja am 21. Juni 2014, 04:18:02
Es gibt grammatikalische Sachen - Kleinigkeiten, überwiegend - die macht gefühlt jeder Mensch da draußen falsch, nicht nur im Internet. Und manches bringt mich einfach auf die Palme. Gerade habe ich auf süddeutschte.de ein Rechtschreibquiz gemacht und bin auf folgtende Frage gestoßen:

ZitatNur eine Variante ist richtig. Welche?


    Dieses Buch gibt es auch in deutsch.

    Dieses Buch gibt es auch in Deutsch.

    Dieses buch gibt es auch in deutsch.

    Dieses buch gibt es auch in Deutsch.

Ich habe das Quiz abgebrochen und verzweifelt nach einer Möglichkeit gesucht, der Süddeutschen mitzuteilen, dass ich mich weigere, Fangfragen zu beantworten. *Alle* Antworten sind falsch. Nicht in Sachen Rechtschreibung, aber grammatisch. Das heißt nicht "in Deutsch". Das heißt "auf Deutsch". Und egal, was man sich für Anglizismen in die Sprache holen kann, in der Grammatik haben sie nichts verloren. Man sagt auf Englisch "in English", aber Deutsch "auf Englisch" oder vielleicht noch "in englischer Sprache". Und jeder, aber wirklich jeder macht es inzwischen falsch. Das macht mich jeck!

Und wie sieht es bei euch aus? Welche Grammatikauswüchse stellen bei euch die Zehennägel auf?
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Naudiz am 21. Juni 2014, 04:45:26
Dabei überkommt mich auch immer das kalte Grauen, Maja! Auch wenn mir der Fehler manchmal selbst passiert, aber nur, wenn ich zuvor viel auf Englisch gelesen habe. Mein Hirn mag da immer nicht so schnell umschalten *g*

Ich bekomme bei "das Einzigste" immer einen Anfall. Verdammt, das ist doch nicht so schwer zu begreifen, dass es das Einzige ist. Wo sind denn die Deutschlehrer in der Schule, die darauf hinweisen? Selbiges gilt für "anfässt" - unsere Lehrerin sagte immer, wenn jemand das benutzte, "Fest ist das Fass, das man anfasst."

Ich melde mich nochmal nach dem Heimaturlaub hier zu Wort, da laufen mir sicher auch noch so einige grammatikalische Grausamkeiten über den Weg ...
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Coppelia am 21. Juni 2014, 06:13:36
Wenn ich mich groß über Grammatikfehler anderer Leute aufregen würde, käme ich zu wenig anderem, berufsbedingt. ::) Es gibt aber ein paar Dinge, die ich nicht gut hören kann. Am übelsten finde ich das falsche Perfekt des einen Verbs "schleifen", das regelmäßige Formen bildet. So viele Menschen sagen: "Die Leiche wurde über den Boden geschliffen." Argh! Und wenn ich in einem Let's Play sowas höre wie "die Fähigkeit wird freigeschalten", sträuben sich mir alle Haare.

Schlimmer als Fehler finde ich aber offensichtliche Zeugnisse, dass jemand Grammatik nicht im Geringsten beherrscht, z. B. weil er Haupt- und Nebensatz nicht voneinander unterscheiden kann, keine deutsche indirekte Rede bilden kann und deutsche Tempora und Kasus nicht voneinander unterscheiden kann. Letzten Endes mögen es Fähigkeiten sein, die man als Muttersprachler normalerweise so wenig braucht wie mache Arten von Mathe, die man in der Schule lernt, aber in dem Fach, das ich unterrichte, braucht man sie dann eben doch.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Snöblumma am 21. Juni 2014, 08:45:07
Reden wir von gesprochener Sprache oder von Schriftsprache?

Bei gesprochener Sprache sehe ich es eher locker - auch weil mir selber sehr oft süddeutsche Besonderheiten dazwischenrutschen, die ich nicht mehr abstellen will. Ich mag meine Herkunft nämlich, werde sowieso nie ein reines Hochdeutsch sprechen und will es auch einfach nicht. :D Das sind dann eben Dinge wie Naudiz' "einzigste" - im Heimatdialekt absolut normal und anerkannt, in der Steigerung dann als allereinzigster vorhanden, oder der Hang zur Vergangenheitsbildung bei starken Verben in der starken Form auch bei Worten, bei denen es im Hochdeutschen schon lange verschwunden ist (okay, das geschliffen von Coppelia ist ein anderer Fall, das hat einfach eine andere Wortbedeutung, ob stark oder schwach gebildet). Nicht alle meine Grammatikfehler lassen sich so erklären, das ist klar, aber recht viele dann doch. Und etliche dieser Besonderheiten werden vom Duden ja auch als "in Süddeutschland auch:..." anerkannt, insofern sehe ich da keinen Handlungsbedarf.


In der Alltagsschriftsprache gibt es zwei Dinge, die mich absolut stören:

Dieses blöde "in 2014". Nein. Nein! Entweder "im Jahr 2014" oder einfach nur 2014. Inzwischen verwende ich es leider selber oft genug, auch wenn es mir immer noch die Zehennägel aufrollt dabei.

"Rechtssprechung". Steht zwar inzwischen leider auch im Duden, aber ich bin immer noch der Meinung, dass "Rechtssprechung" das Gegenteil zur Linkssprechung ist, während die Gerichte Recht sprechen. Aber gut, offenbar ist es nicht mehr falsch, insofern muss man sich damit abfinden und nur noch heimlich meckern :D.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Christopher am 21. Juni 2014, 08:50:39
Rechtssprechung ist so bestimmt richtig Snö, es heißt ja auch: "Bratswurst" oder etwa nicht? ;D
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sprotte am 21. Juni 2014, 09:27:33
Dinge, die mir wehtun (mit Minibeispielen):

Der falsche Genitiv:
Thomas seine Freundin ihr Auto sein Gaspedal

Der Deppenapostroph:
Feine's und Schöne's, Gustav's Haus, CD's

Wegen-Scheußlichkeit:
Wegen dem Gewitter

Falsche Anglizismen:
realisieren

Vergleiche:
Er ist größer alswie sie.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Miezekatzemaus am 21. Juni 2014, 09:36:10
Oh ja, der Deppenapostroph! Schrecklich.  :wums:

Was ich persönlich hasse, hasse, hasse, ist der falsche Imperativ.
ZitatJetzt ess das mal.
:nöö:
Gerade bei unregelmäßigen Verben. Wir leben in Deutschland! Ich meine, es ist ja noch okay, dass ein ausländisches Kind, welches ganz am Anfang der Sprache steht so etwas falsch macht, aber wenn ich das von Erwachsenen höre, überkommt mich das kalte Grauen.

Und in den meisten Fällen werde ich dann als Besserwisserin hingestellt, á la "Du bist noch ein Kind, Kinder wissen nichts." Ähem. Jep, klar.  :gähn:

Viele Grüße
Mieze
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Eleanor am 21. Juni 2014, 09:39:41
ZitatVergleiche:
Er ist größer alswie sie.

Da kommt mir auch immer das kalte Grausen.

Ein paar weitere alltime Klassiker

ZitatWegen dem Buch

wegst/wega dem Buch

Zitat
Das einzige Buch

Das einzigste Buch (hallo?! Einzigst?!  :happs: Wie steigern die das denn bitte? einzig, einzigster am einzigsten.  :no: )

Ach, und die ganzen Anglizismen können einem manchmal auch auf den Keks gehen. Ich meine, theoretisch müsste ein Engländer doch annehmen, dass er in einem "Tank-Shop" schweres Kriegsgerät erwerben kann.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Christian Svensson am 21. Juni 2014, 09:48:24
Ist das schön - mein Morgenlacher:
ZitatIch meine, theoretisch müsste ein Engländer doch annehmen, dass er in einem "Tank-Shop" schweres Kriegsgerät erwerben kann.
:rofl:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Erdbeere am 21. Juni 2014, 10:15:27
Die meisten, bei denen sich mir auch alles kringelt, wurden bereits genannt.

Aber bei mir als Schweizerin kommen noch die Helvetismen zum Einsatz. Da haben wir dann so schöne Sätze wie:
ZitatDas tönt doch toll.
Tönt/tönen ist klingen. Macht eigentlich Sinn, weil das Verb von Ton abgeleitet ist. Nur, wenn ich den Ausdruck dann in Zeitungen lesen muss, die eigentlich die deutsche Schriftsprache verwenden, ist bei mir fertig.

Seit einiger Zeit höre ich oft das Wort "veganisch". Vegetarisch, ja, veganisch, nein. Das heisst vegan. Punkt, aus.

Ach, und dann ist da das schöne ß, das gibt es bei uns nicht. ;)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Tinnue am 21. Juni 2014, 10:22:20
Puh, da gibts sicher einige, aber die meisten nehme ich mittlerweile wohlwollend hin und verbessere im Koöf. *g* Ich muss dazu sagen, so viel ich im Alltag auch schreibe: Sobald die "Freizeit" anfängt, werde ich faul. Daher kann es ganz leicht passieren, dass ich auf Facebook oder sonstwo selbst ein paar Fehlerchen reinschleuse. :D Noch ärgerlicher bei mir sind dann nur die Buchstabendreher "udn" statt "und" usw.

Richtig ärgern können mich eigentlich nur "als wie" und "wie" anstelle eines korrekten "als".
Und "das Einzigste". Ja, ich liebe es. Sogar an der Uni war es präsent. Waruuum?  :d'oh:


@Erdbeere: Ja, das böse "ß". Ich habe mal für einen Kunden aus der Schweiz Texte geschrieben und am Anfang war es echt gewöhnungsbedürftig, "ss" statt "ß" zu schreiben. Habe nach jedem Text durchlaufen lassen und jedes Mal noch ein "ß" gefunden.  :versteck:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Pestillenzia am 21. Juni 2014, 12:54:13
Zitat von: Snöblumma am 21. Juni 2014, 08:45:07
Bei gesprochener Sprache sehe ich es eher locker - auch weil mir selber sehr oft süddeutsche Besonderheiten dazwischenrutschen, die ich nicht mehr abstellen will. Ich mag meine Herkunft nämlich, werde sowieso nie ein reines Hochdeutsch sprechen und will es auch einfach nicht.

Das unterschreibe ich zu 100%.  ;D

Was mich sowohl in der geschriebenen als auch gesprochenen Sprache stört, sind falsche Steigerungsformen wie "am optimalsten" oder "am idealsten". Idealer als ideal bzw. optimaler als optimal geht einfach nicht.

Fürchterlich finde ich unvollständige Sätze wie "Ich hab Rücken." oder "Kann ich ein Eis?". 

Ach ja, da wären auch noch die falsch verwendete Begriffe wie "physikalisches Laufwerk" oder die beliebten tun-Kombinationen (ich tue gehen).

Zitat von: Eleanor am 21. Juni 2014, 09:39:41
Ich meine, theoretisch müsste ein Engländer doch annehmen, dass er in einem "Tank-Shop" schweres Kriegsgerät erwerben kann.

... und was glaubt der Engländer wohl, könne er in einem Backshop erwerben? Einen neuen Rücken? ;D
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Siara am 21. Juni 2014, 13:16:45
Zitat von: Tinnue am 21. Juni 2014, 10:22:20
Sobald die "Freizeit" anfängt, werde ich faul. Daher kann es ganz leicht passieren, dass ich auf Facebook oder sonstwo selbst ein paar Fehlerchen reinschleuse.
Ich tippe mal, würde man sich bei Facebook über falsche Rechtschreibung/Grammatik aufregen, wäre das wirklich deprimierend - was erklärt, warum ich, während ich bei Facebook bin, ständig das Bedürfnis habe, meinen Bildschirm anzuschreien. ::) Ganz ehrlich, ist es so schrecklich anstrengend, den Finger mal zur Shift-Taste zu bewegen? Oder zu einem Punkt? (Das sind diese Dinger, die man am Ende eines Satzes platzieren könnte, wenn man denn wollte).

Ich bin der Meinung, jeder macht Fehler, auch grammatikalische. Sicherlich einige sehr viele mehr als andere, aber alles weiß vermutlich niemand und selbst wenn, rutscht doch mal etwas durch. Eine Zeit lang habe ich nach Bitte meines Vaters sein gesprochenes Deutsch verbessert, wenn mir etwas aufgefallen ist. (Vor allem falsche weil-Sätze und der wegen-Dativ). Nach drei Tagen wäre er fast ausgerastet und hat seine Bitte zurückgenommen. :rofl:

Zitat von: Sprotte am 21. Juni 2014, 09:27:33
Dinge, die mir wehtun (mit Minibeispielen):

Falsche Anglizismen:
realisieren
Öhm ... darf ich mal ganz blöd fragen, was daran falsch ist? Vielleicht habe ich auch einfach gerade ein Brett vor dem Kopf.


Eine nette Geschichte aus dem Deutschunterricht:

Lehrer: "Was haltet ihr von diesem Vortrag?"
Schüler: "Ich fandte ihn nicht so gut."
Lehrer: "Autsch. Nicht fandte! Es heißt fand!"
Schüler: "Jaja. Also, ich fand ihn nicht so gut."
Lehrer: "Besser. Und was genau hat dir denn nicht so gefallen? Das hätte ich gern noch mal genauer gewusst gehabt."

Ahhhhhhhhh! :brüll:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sprotte am 21. Juni 2014, 13:18:56
"realisieren" bedeutet verwirklichen, schaffen, Realität werden lassen - nicht vom englischen "to realize" abgeleitetes "verstehen".
Ich realisierte, daß die Sonne schien.  :brüll:

Warum habe ich meinen Oberaufreger eigentlich noch nicht hier vermerkt?
dass (daß für die Alt-Rechtschreiber wie mich) und das
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Miezekatzemaus am 21. Juni 2014, 13:22:01
Also, ich finde, dass an einem dass nichts auszusetzen ist. ;D

Schließlich ist es rein grammatikalisch vollkommen korrekt, nicht wahr? :darth: Bei mir ist es andersherum: Ich hasse daß.

Viele Grüße
Mieze
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Siara am 21. Juni 2014, 13:23:07
Ah, danke, Sprotte. Und ich dachte schon, ich hätte jahrelang immer wieder diesen Fehler gemacht.

Zitat von: Sprotte am 21. Juni 2014, 13:18:56
Ich realisierte, daß die Sonne schien.
Aber mal ehrlich. Für Schreiberlinge ist das nicht mal zwangsläufig falsch. :rofl:

Oh, was ich auch nicht leiden kann, sind falsche Kommata. (Nicht Kommas, auch wenn es inzwischen richtig ist!)
Tom ist beinahe einen Kopf größer, als Frank. ::)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sprotte am 21. Juni 2014, 13:29:21
Zitat von: Miezekatzemaus am 21. Juni 2014, 13:22:01
Also, ich finde, dass an einem dass nichts auszusetzen ist. ;D
Schließlich ist es rein grammatikalisch vollkommen korrekt, nicht wahr? :darth: Bei mir ist es andersherum: Ich hasse daß.
Ich hätte deutlicher schreiben müssen, daß es mich die Wände hochtreibt, wenn ein Schreibender die beiden offenkundig nicht auseinanderhalten kann.
Er wußte, das er sich beeilen mußte.
Er sah daß Mädchen an.


@ Siara: Ja! Als und wie als vermeintliche Signalgeber für ein Muß-Komma. Wenn kein Nebensatz folgt, darf da keins hin. Das treibt mich auch regelmäßig zur Verzweiflung.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Miezekatzemaus am 21. Juni 2014, 13:39:41
Ah, okay. Dann stimme ich dir natürlich zu.

Ach ganz toll: nach dem Doppelpunkt klein weiterschreiben. (Ehe jemand fragt: Ja, das war Absicht.)

Viele Grüße
Mieze
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sprotte am 21. Juni 2014, 13:41:32
Das ist teilweise aber richtig, wenn nach dem Doppelpunkt z.B. eine Aufzählung folgt.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Nika am 21. Juni 2014, 13:42:18
Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob das nur ein regionales Problem ist, weil es noch nicht genannt wurde, aber ich stehe mittlerweile kurz vor einem Schreianfall, wenn ich "wo" höre, wenn es da einfach nicht hingehört.

Beispiel:
Das Buch, wo ich gelesen habe.

Die Steigerungsform ist noch mit der/die/das wo:
Beispiel:
Die Frau, die wo über die Straße geht, ist verrückt.

Unsere Deutschlehrerin in der zehnten Klasse sagte mal, sie höre bei falscher Grammatik immer das Geräusch von Fingernägeln, die über die Tafel kratzen. So komme ich mir mittlerweile auch oft vor. Wenn wir als Kinder "die wo" gesagt haben, hieß es von unseren Eltern nur "Die Wo (Wo = Waage) steht im Bad." Wenn man heute jemanden korrigiert, darf man sich nur anfratzen lassen.  ::)

Zitat von: Miezekatzemaus am 21. Juni 2014, 13:39:41
Ach ganz toll: nach dem Doppelpunkt klein weiterschreiben. (Ehe jemand fragt: Ja, das war Absicht.)
Das ist aber korrekt, wenn kein eigenständiger Satz folgt.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Churke am 21. Juni 2014, 13:44:57
Diesen Jahres.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Mika am 21. Juni 2014, 13:47:17
Mit dem "wo" kann ich dir definitiv zustimmen, absolut gruselig, Nika.

Ein Wort, dass mich vor allem verbal absolut wahnsinnig macht ist "frägst" (noch ergänzend zu den von euch genannten Beispielen und auch Fehlern, die sich bei mir auch manchmal einschleichen *hust*, vor allem in Bezug auf Kommta  :versteck:).
Aber "frägst" ist einfach schrecklich. Ja ich weiß, es ist im Duden als ländlich anerkannt, und ja, ich weiß, ich wohne in Bayern und da kommt so etwas einfach vor, aber ich kann dieses Wort einfach nicht ab.
Wenn jemand zu mir sagt: "Frägst du mal XY ..." dann drehen sich mir einfach die Zehennägel auf *grusel*
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sascha am 21. Juni 2014, 13:50:59
Zitat von: Nika am 21. Juni 2014, 13:42:18
Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob das nur ein regionales Problem ist, ...

Beispiel:
Die Frau, die wo über die Straße geht, ist verrückt.
Wow, gibt's das noch woanders? Ich dachte, "der/die/das wo" ist nur so eine Lokalseuche in einer ganz bestimmten Ecke hier.
Peißenberg is everywhere.
(Wo ist der Grusel-Smiley??)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Rosentinte am 21. Juni 2014, 13:52:20
Ich mische mich immer wieder gern ein, wenn etwas mal wieder "Sinn macht". To make sense ist absolut korrekt, auf Deutsch ergibt es aber Sinn.

Die leidige Nutella-Frage ist auch immer wieder schön. Für mich heißt es "das Nutella", aber da gibt es ja auch von für "der" und "die" große Lager. Mir rollen sich bei beiden die Fußnägel auf.

Und am Schluss ein schönes Beispiel, dass wohl regional verwurzelt ist: Hier (Raum Aachen) hat man kalt, wenn es draußen Winter ist. Absolut gruselig für mich!
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Franziska am 21. Juni 2014, 13:58:26
Na ja, das ist eben Unterschichtsdialekt. Ich bin in einem Viertel aufgewachsen, wo der Nachbar Analphabet war und sein Kinder nur mit Zweiwort-Sätzen anredete. Da stumpft man ab. Wo ist da ja noch harmlos. Ich habe mich früher auch immer über falsche Grammatik aufgeregt.
Aber mittlerweile sehe ich das entspannter. Sprache verändert sich und dass man Anglizismen verwendet kommt automatisch. Zum Beispiel "Sinn machen" ist eigentlich auch ein Anglizismus, sagt jetzt aber jeder, ich inzwischen auch, wenn ich nicht aufpasse. Aufregen tut es mich vor allem wenn Journalisten etwas falsch schreiben. Ich weiß auch nicht alles. Komma bei wie-Konstruktionen, da weiß ich auch nie, was richtig ist. Aber einen Grammatik-Test und dann "in Deutsch" ::) Da würde ich echt mal hinschreiben!
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Miezekatzemaus am 21. Juni 2014, 14:05:55
Ja, die allgemeinen Doppelpunkt-Regeln sind mir bewusst. Aber sofern der Satz vernünftig gebildet wurde und es falsch ist, bekomme ich graue Haare davon. ;D

Viele Grüße
Mieze
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Mondfräulein am 21. Juni 2014, 14:15:51
Zitat von: Rosentinte am 21. Juni 2014, 13:52:20
Die leidige Nutella-Frage ist auch immer wieder schön. Für mich heißt es "das Nutella", aber da gibt es ja auch von für "der" und "die" große Lager. Mir rollen sich bei beiden die Fußnägel auf.

Geht mir auch so. Das Nutella und die Fanta. Alles andere ist ganzganz falsch.

"Besser wie du." und "Das Einzigste" kann ich gar nicht leiden. Mich regen aber auch immer Pluralformen auf, die es meiner Meinung nach nicht geben dürfte. Es heißt Kakteen, Pizzen und Tunnel, nicht Kaktusse, Pizzas und Tunnels. Es ist mir so egal, was der Duden sagt, Tunnels ist eine Ausgeburt der Hölle und wird niemals richtig sein.

Allerdings fallen mir ab und zu auch Sachen auf, die ich selbst sage. Hier ist es zum Beispiel recht üblich, einfach zu sagen "Das ist mir." und nicht "Das gehört mir." oder "Das ist meins.", eigentlich ziemlich falsch, aber man gewöhnt sich das hier an. Außerdem überlege ich seit einer Weile, ob "In keinster Weise" nicht genau so falsch ist wie Einzigste... :versteck:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Snöblumma am 21. Juni 2014, 14:32:23
Die Nutella, der Butter, der Radio, der Ratz, der Petersil, der Kartoffel. :D

Dadst ma moi an Buttda gem? --> Würdest du mir bitte die Butter reichen?.  :rofl: Je nach Sprechsituation verwende ich beides. Im formalen Umfeld eher Hochsprech, in der Familie den Dialekt. Wobei mir absolut klar ist, dass Dialekt und Hochsprache zwei Paar Stiefel sind (insofern: Ich betone gern, dass ich zweisprachig aufgewachsen bin  ;)), und dass man auch Hochdeutsch halbwegs richtig sprechen können sollte. Wobei das eben viele Fehler erklärt...

"der/die/das wo" sage ich auch gerne. Ist im Heimatdialekt noch absolut vorhanden, scheint ein Überrest altgermanischer Sprachbildungen zu sein, wurde mir mal erklärt. Im Schwedischen z.B. ist das "som", also das "wo", nach dem Relativpronomen absolut notwendig, sonst ist der Satz falsch. Aber, wie gesagt, im Dialekt ja, in der Hochsprache falsch, aber gerade wenn mich etwas annervt mische ich doch ganz gerne beide Sprachebenen. Und dann rutsch mir schon mal ein "der wo" dazwischen. Genauso das "frägst". Da muss ich jedesmal wieder nachdenken, was ich sagen soll. Meistens weiche ich im Hochdeutschen dann auf ein "würdest du fragen" aus, wenn es irgendwie geht, weil ich mir nie sicher bin, ob es nun "frägst" oder "fragst" ist... ebenso geht es mir mit "wegen". Zwengs dem Buch klingt für mich normal, im Hochdeutschen muss ich dann schon überlegen, was dann kommt ;).

Aber, wie gesagt, irgendwann muss man mal lernen, dass Dialekt und Hochsprache zwei verschiedene Dinge sind. Auch wenn ich, wie gesagt, längst nicht mehr einsehe, warum ich unbedingt reines Hochdeutsch sprechen muss. Ein gepflegter, verständlicher Dialekt hat auch seinen Reiz ;).
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Merwyn am 21. Juni 2014, 15:45:18
Zitat von: Snöblumma am 21. Juni 2014, 14:32:23Auch wenn ich, wie gesagt, längst nicht mehr einsehe, warum ich unbedingt reines Hochdeutsch sprechen muss. Ein gepflegter, verständlicher Dialekt hat auch seinen Reiz ;).
Absolut ;D

Was ich gerade wieder vermehrt sehe und absolut furchtbar finde, sind Sachen wie:
"Gebe den und den Code ein"
"Nehme Butter, Eier und Mehl"
"Lese die erste Zeile"
Was ist an gib, nimm und lies jetzt so schwer?? Das ist auch - zumindest soweit ich weiß - nicht mal was, das man im Dialekt entschuldigen könnte, wie manche andere Sachen, die hier schon aufgeführt wurden.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kadeius am 22. Juni 2014, 12:28:56
Ich finde ganz furchtbar, wie Max Frisch manchmal schreibt:

Homo Faber (leicht abgeändert):

ZitatWir konnten nicht ausgehen, weil Regen.

Da fehlen mir immer die Worte, gerade weil Worte fehlen. Jedenfalls für meine Begriffe ist das weder guter Stil noch schön zu lesen. >:(
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: HauntingWitch am 22. Juni 2014, 13:05:10
Ich sehe jeden Tag, wie die deutsche Sprache den Bach hinunter geht. Es ist so traurig, dass es kaum mehr jemand richtig zu lernen scheint. Das aktuellste Beispiel, das ich nicht mehr sehen kann, ist Türe. Es heisst Tür! Ohne "e" am Schluss. Ich weiss, Türe steht ebenfalls im Duden, aber es heisst Tür. Und jeder, wirklich jeder bei mir im Büro macht das falsch. Da kriege ich Augenschmerzen.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Zit am 22. Juni 2014, 13:28:30
Ich mag mich irren, aber in deiner Verwendung lässt sich aktuell auch nicht steigern. :engel: So von wegen Bach ...
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kati am 22. Juni 2014, 14:01:05
Franziska hat es ja schon schön gesagt, Sprache wandelt sich und hat das auch immer schon gemacht. Ich finde alles, was einfach einen Wandel der Sprache bedeutet, überhaupt nicht schlimm, also Anglizismen und sich wandelnde Verben oder dergleichen. Dasselbe gilt für Mundarten, Dialekte und dergleichen. Schon allein, weil ich auch nicht alles richtig mache und es auch nicht mag, wegen Kleinigkeiten ständig verbessert zu werden. Wenn Sachen richtig falsch sind, dann finde ich das aber auch nicht mehr schön. Ein "Das macht Sinn" ist völlig okay für mich, was ich nicht mag, sind diese Sachen, die mit Sprachwandel nichts zu tun haben, aber ganz viel mit Unwissen. Deppenapostroph zum Beispiel, oder ganz wilde Kommasetzung oder abstruse Vereinfachungen oder Verniedlichungen (Schoki! :brr:). Aber das gilt für mich eigentlich auch nur für Geschriebenes, also in Büchern und der Zeitung möchte ich das nicht so gern haben. Wie die Leute sprechen ist mir eigentlich egal. Ich gebe mir in Chats zum Beispiel auch überhaupt keine Mühe. Ich glaube, Chatverläufe mit mir sind für Gegner von Sprachwandel und schlechter Grammatik ein Albtraum.  :rofl:

Witch: "Türe" ist aber eigentlich recht altmodisch, jedenfalls lese ich das immer wieder in alten Texten. Das ist keine neue Entwicklung. Und dazu fällt mir ein, dass Deutsch schon immer von anderen Sprachen und Mundarten beeinflusst wurde und, dass es schon immer Gegner dieser Entwicklungen gab. Zum Beispiel Philipp von Zesen und seine Verdeutschungen (http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_von_Zesen#Verdeutschungen). An von Zesen sieht man auch schön, wie viele Wörer es noch gar nicht so lange gibt und wie neue Wörter immer wieder Eingang in die Sprache finden. Ich finde sowas überhaupt nicht schlimm, sondern viel eher total interessant.  :)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Mondfräulein am 22. Juni 2014, 14:09:02
Ich finde, es kommt da ganz darauf an, ob es eine Erweiterung der Sprache ist oder einfach etwas, was komplett falsch ist oder gar die Sprache eines Aspektes beraubt. "Das macht Sinn" finde ich auch nicht schlimm und "Laptop" oder "Computer" sind Anglizismen, die die Sprache eindeutig erweitern. Wenn der Genitiv ausstirbt oder "als" durch "wie" ersetzt wird, ist das grammatikalisch falsch und keine Erweiterung der Sprache.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: HauntingWitch am 22. Juni 2014, 14:50:02
Zitat von: Zitkalasa am 22. Juni 2014, 13:28:30
Ich mag mich irren, aber in deiner Verwendung lässt sich aktuell auch nicht steigern. :engel: So von wegen Bach ...

Wieso, was ist falsch an diesem Bach? Sag bitte nicht, dass ich jetzt selbst schon völlig schiefes Deutsch schreibe.  :d'oh:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: KaPunkt am 22. Juni 2014, 14:58:29
Zitat
ZitatWenn der Genitiv ausstirbt oder "als" durch "wie" ersetzt wird, ist das grammatikalisch falsch und keine Erweiterung der Sprache.
Nein, es ist eine Änderung der Sprache.
Ich habe meinen Genitiv auch furchtbar lieb, aber Sprache verändert sich nun mal, und zwar meiner Erfahrung nach durch 'ästhetischen Mehrheitsbeschluss':
Was sich in den Ohren der meisten Sprechenden richtig anhört, ist auch richtig. Egal, was Tante Duden dazu sagt. (Die schließt sich dann irgendwann der vorherrschenden Meinung an.)

Ich kann daran nicht Schlechtes finden und wenn sich mir bei vielen Dingen, die in diese Spalte fallen, mal wieder die Nackenhaare sträuben, bete ich mir in bester Star Trek Manier vor, dass ein Sternenflotten-Offizier keine Angst vor dem Unbekannten und der Veränderung haben darf.
(Und schreibe weiter so, wie ich es für richtig halte und hoffe, dadurch den 'ästhetischen Mehrheitsbeschluss' zu beeinflussen.  :darth: )

Liebe Grüße,
KaPunkt
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Zit am 22. Juni 2014, 15:34:42
@Witch

Es geht um aktuell. Das lässt sich nicht steigern. Mit dem Bach ist alles in Ordnung. ;) Es war nur ein Seitenhieb, weil du den Verfall der Sprache anprangerst, aber selbst drei Worte weiter nicht fehlerfrei bist.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sascha am 22. Juni 2014, 15:49:43
Zitklasa, jetzt bringst Du mich aber ins Grübeln.
Warum sollte man "aktuell" nicht steigern können?
Eine Nachricht kann aktuell sein, wenn sie einen Tag alt ist. Die Nachricht von heute früh ist noch aktueller, und gerade im Moment kommt die aktuellste rein.
Also, nur mal so vom Wortsinn her kann man das doch durchaus steigern.

Zwar hab ich im Duden beim Wort "aktuell" keine Info dazu gefunden, aber dafür diesen Satz von der Duden-Redaktion selbst:
ZitatDabei ist der Duden auch das aktuellste Wörterbuch auf dem Markt
http://www.duden.de/suchen/sprachwissen/aktuellste (http://www.duden.de/suchen/sprachwissen/aktuellste)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: HauntingWitch am 22. Juni 2014, 16:03:30
Zitat von: Zitkalasa am 22. Juni 2014, 15:34:42
@Witch
Es geht um aktuell. Das lässt sich nicht steigern. Mit dem Bach ist alles in Ordnung. ;) Es war nur ein Seitenhieb, weil du den Verfall der Sprache anprangerst, aber selbst drei Worte weiter nicht fehlerfrei bist.

Ach, so. In dem Fall sieht es so aus, dass ich das auch irgendwo falsch gelernt habe. Danke für den Hinweis.  ;) Aber Sascha bringt mich jetzt auch gerade ins Grübeln...
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Judith am 22. Juni 2014, 16:09:32
Ich habe es auch so gelernt, dass "aktuell" nicht gesteigert wird. Die Nachricht ist eben nicht aktuell, wenn sie schon gestern reinkam und es heute eine neuere gibt. Aktuell ist dann eben nur die neueste.

Mich macht auch "Sinn machen" ganz fuchsig. Mittlerweile muss man ja selbst bei veröffentlichten Romanen (und auch hier im Forum) schon jubelnd in die Luft springen, wenn man "es hat einen Sinn" liest.  ;)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kadeius am 22. Juni 2014, 16:43:28
Ich bin mir sicher, es gibt da umgangssprachliche Konventionen, weil man diese Komparativ-Paragraphen und -Regeln dadurch aushebeln kann, dass man alles in Relation zueinander betrachten kann.

Folglich lässt der Duden auch die Steigerung von aktuell und fundamental zu, auch wenn sie erstmal nicht sinnig erscheinen. Es klingt zwar schwammig, aber es gibt auch die Faustregel "Entweder ist etwas [bel. Adjektiv] oder es ist es nicht." Und um da keine semantische Grundsatzdiskussion anzuhängen, muss man wohl hinnehmen, dass der Duden beide Seiten berücksichtigt, die gängige umgangssprachliche und die vorher existierende, scheinbar korrektere. (Korrekter kann natürlich auch nicht gesteigert werden!  :ätsch:)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Mondscheinhagel am 22. Juni 2014, 17:30:12
Mir graut es vor der Zukunft, wenn ich ehrlich sein soll.
Weil wir von den Verben her eher dazu neigen, schwache Verben zu bevorzugen, weil sie sich leichter ins Präteritum setzen lassen.
Mittlerweile geht ja schon "backte" statt "buk", aber "liegen" und "lag" gibt es noch. Laut meiner Tutorin an der Uni ist es aber nur noch eine Frage der Zeit, bis man auch "liegte", "gehte", "sehte" und weiß der Geier was noch sagen kann.

Ansonsten...gruselt es mich auch vor der falschen Verwendung von Dativ und Akkusativ "Er ging mit seinen Hund Gassi". Sowas hab ich allerdings fast täglich um die Ohren, weil ich Nachhilfe gebe. Da möchte ich meine Schüler am liebsten schütteln...
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kadeius am 22. Juni 2014, 17:34:12
Absolut verständlich, Mondscheinhagel.

Ich würde es zwar nicht so drastisch formulieren, dass man bald "sehte" oder "liegte" sagt, aber ich bin auch mal davon ausgegangen, dass man im Aufsatz stets "Sinn machen" anstreichen darf. Darf man wohl nicht mehr, habe ich mir sagen lassen.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Coppelia am 22. Juni 2014, 17:50:34
Zum "Sinn machen" gibt es hier (http://www.iaas.uni-bremen.de/sprachblog/2009/01/12/seit-wann-machen-wir-im-deutschen-sinn/) einen interessanten Blogbeitrag.
Mich persönlich hat das noch nie gestört, und ich wundere mich ziemlich über die Aufregung deswegen.
Auch an das Aussterben der starken Verben glaube ich nicht. Was ich im Studium gelernt habe, ist, dass selten gebrauchte Verben ihre Formen häufig gebrauchten angleichen. Die starken Verben gehören fast alle zu den häufig gebrauchten. Das Verb backen wird heute wahrscheinlich sehr viel weniger gebraucht als zu der Zeit, als im Haus noch selbst gebacken wurde. Bei meinem "schleifen" kommt meiner Meinung nach die falsche Formbildung daher, weil das Verb in der Bedeutung "über den Boden schleifen" selten vorkommt, man aber häufig von "geschliffenen Reden" oder dergleichen hört.
Und hier haben wir Schillers Räuber:
ZitatSo bald ich einmal die Färthe hatte, hängt' ich mich meinem Kandidaten an wie eine Klette, saufte Brüderschaft [83] mit ihm, und Notabene!
Die regelmäßige Form wäre heute undenkbar.

Edit: Noch etwas, was mich nervt: Fehler bei deutschen Zeitverhältnissen, vor allem in der Schriftsprache. Sehe ich bei den Studenten sehr häufig. Offenbar liegt es an einer Abneigung gegen das deutsche Plusquamperfekt, und es kommen Sätze heraus wie: "Nachdem ich die Tür öffnete, trat ich ein." "Meine Mutter wurde nass, obwohl sie vorher einen Regenschirm einsteckte." "Als mir der Tiger über den Weg lief, war ich sehr erstaunt, denn ich sah noch nie zuvor einen in freier Wildbahn."
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Judith am 22. Juni 2014, 19:05:27
Zitat von: Coppelia am 22. Juni 2014, 17:50:34
Zum "Sinn machen" gibt es hier (http://www.iaas.uni-bremen.de/sprachblog/2009/01/12/seit-wann-machen-wir-im-deutschen-sinn/) einen interessanten Blogbeitrag.
Mich persönlich hat das noch nie gestört, und ich wundere mich ziemlich über die Aufregung deswegen.
Mir wurde das in der Schule dermaßen eingetrichtert, dass es eben nicht "Sinn machen" heißt, dass das ganz tief in meinem Kopf drinnensteckt. Mich stört das tatsächlich mehr als die Verwendung von falschen Verbformen.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Christopher am 22. Juni 2014, 19:05:35
Sehr schöner Blog dazu Coppi. Das sieht doch mal versiert aus und wurde mit ein paar Daten, Fakten und Zahlen belegt.
Das bestärkt mich auch weiter darin, meinen häufigsten (und bewussten!) Fehler eiskalt weiter durchzuziehen: Sukkubi.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Maja am 22. Juni 2014, 19:11:01
Zitat von: Judith am 22. Juni 2014, 19:05:27
Mir wurde das in der Schule dermaßen eingetrichtert, dass es eben nicht "Sinn machen" heißt, dass das ganz tief in meinem Kopf drinnensteckt. Mich stört das tatsächlich mehr als die Verwendung von falschen Verbformen.
Mir war das überhaupt nicht bewusst, aber seit du miir den "Geigenzauber" gebetat hast und mir das um die Ohren gehauen, achte ich drauf und habe es auch seither nie wieder verwendet. :knuddel:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Coppelia am 22. Juni 2014, 19:16:14
@ Christopher
Was genau soll an "Sukkubi" falsch sein? Das Wort ist in der lateinischen Literatur offenbar nicht überliefert, daher kann ich mit keinem Lexikoneintrag dienen, aber für mich sieht das richtig aus. Soll Nominativ Plural sein, oder?
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Christopher am 22. Juni 2014, 19:28:35
Danke für den Test, Coppi. Die meisten nehmen es auch so gesehen hin und empfinden es als richtig. Zumindest der Duden sagt aber Sukkuben. Wenn man "Kubus" als ähnliche Endung heranzieht, macht das auch Sinn. "Sukkubi" ist dem Englischen "Succubi" eher angelehnt.

Abe wie gesagt: Bisher hat geschätzt einer von zehn (oder weniger) das bemängelt. "Sukkuben" klingt auch einfach blöd. Sprache lebt, es lebe die Sprache! ;D

EDIT:
Man könnte sonst auch von der Wortendung "-bus" ausgehen und wie z.b. bei "Imbus" auf "Imbusse" schließen, aber "Sukkubusse" klingt noch schlimmer als "Sukkuben"  :rofl:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Coppelia am 22. Juni 2014, 19:31:38
Also auf Englisch wär ich jetzt nicht gekommen, mir sah es mehr nach Latein aus. ;D
Die Frage wär für mich eher, warum ein Wort, das offensichtlich weibliche Wesen bezeichnet, zur o-Deklination gehört, deren Wörter normalerweise maskulin oder neutrum sind - es gibt nur wenige feminine - aber Sprache ist nicht immer logisch. Ich kann die Frage auch nicht beantworten - in meinem Lexikon steht nur "succuba".

Ich muss allerdings schon sagen, wenn es eine deutsche Version des Wortes gibt, würde ich sie bevorzugt benutzen. Aber das ist Ansichtssache.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Maja am 22. Juni 2014, 19:34:15
Zitat von: Christopher am 22. Juni 2014, 19:28:35
Man könnte sonst auch von der Wortendung "-bus" ausgehen und wie z.b. bei "Imbus" auf "Imbusse" schließen, aber "Sukkubusse" klingt noch schlimmer als "Sukkuben"  :rofl:

Es gibt keinen Imbus, keine Imbi und keine Imbusse. Das Ding ist ein Inbus, was nicht aus dem Lateinischen kommt, sondern ein Acronym ist für ,,Innensechskantschraube Bauer und Schaurte".
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Christopher am 22. Juni 2014, 19:34:30
Naja, dabei geht es mir als Schreiberling aber auch um den Leser. Wenn "Sukkuben" bei über neun von zehn Lesern auf Ablehnung stößt, muss ich mich fragen, was mir wichtiger ist: Die Verfechtung 100%iger Grammatik um jeden Preis oder aber weniger Ablehnung bei Lesern.
Ich mag die deutsche Sprache auch sehr, aber die Entscheidung fällt da doch recht eindeutig aus. Außerdem lebt Sprache wie gesagt und vielleicht ist "Sukkubi" irgendwann auch als richtig und ausgehfein anerkannt ;)

EDIT:
Ah, das wusste ich noch gar nicht  :o
Danke für die Erhellung Maja, ich werde diesen Fehler in Zukunft nicht mehr machen. Da gibt es jetzt wo ich es gesehen und gepürft habe wenig Diskussionsbedarf. Imbus ist schlicht falsch  :engel:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sternenlicht am 22. Juni 2014, 19:41:17
Sukkuben?? Das hört sich ja schrecklich an  :no: - dann lebe ich lieber mit einem falschen Ausdruck.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kadeius am 22. Juni 2014, 21:14:27
Besser noch als die, die denken, es wäre eine Analogebildung zu Atlas, Atlantis - deutsch: Atlas, Atlanten  :lehrer:
Sukkubus, Sukkubunten? :D
Das klingt ja noch besser.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Miezekatzemaus am 23. Juni 2014, 15:39:24
Womit man mich noch auf die Palme bringen kann und mindestens eine Stunde brauchen wird, um mich wieder herunterzuholen:

ZitatIch bin da, aber ich kann nicht lesen, weil, die Zeitung hat im Mülleimer gelegen.
Brrr!

Viele Grüße
Mieze
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Robin am 23. Juni 2014, 15:53:14
Brrrr... :gähn: Jap, da sträubt sich bei mir auch alles, Mieze. Da kann ich es verstehen. Weil statt denn. Igittigittigitt. :gähn:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: HauntingWitch am 23. Juni 2014, 15:55:45
Noch ein paar "schöne" Sachen aus der Bausprache:

"Kratz an Boden."
"Riss an Decke."
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Miezekatzemaus am 23. Juni 2014, 19:44:42
Und noch was. Warum sind eigentlich so viele Leute zu doof, um zu verstehen, dass man ein Adjektiv vor dem ein "etwas, eines, etc." steht GROSS schreibt?!

"etwas warmes"
"manches schöne"

Grrr!  :wums: Wenn das so geschrieben steht, dann sieht der Satz einfach nicht richtig aus!

Viele Grüße
Mieze
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Zit am 23. Juni 2014, 20:07:58
Jetzt komm mal runter. Es gibt viele Leute, die in der Hinsicht unwissend sind und für die es auch nicht wichtig ist. Sie gleich abwertend als dumm hinzustellen, ist zu viel.

Ich würde auch immer noch entscheiden zwischen "übt etwas aus/ hat eine Position inne, bei dem/ der eine gewisse Fehlerfreiheit in der Rechtschreibung und Grammatik vorauszusetzen ist" und "übt etwas aus/ hat eine Position inne, bei dem/ der das nicht lebenswichtig ist".
Natürlich wäre es mir lieber, wenn alle Leute nahe dem Perfekten schreiben und sprechen könnten -- aber ist das wirklich nötig? Solange der Sinn dessen, was sie sagen wollen, nicht verloren geht, kann ich auch über solches Unwissen hinweg sehen.
(Wenn wir zum Thema unhöflich kommen: Ich unterstelle in aller Regel eher Unwissen und bin wohlwollend, also halt vorher genannter Fall 1, und fühle mich eher auf den Schlips getreten, wenn die Menschen nicht in ordentlichen Sätzen reden, mir also nur Worte hinknallen oder auch in der Schriftsprache dutzende von Buchstabendrehern oder deutlichen Tastaturvertippern nicht beheben. Am Besten sagen sie dann auch nicht mal Hallo.)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Miezekatzemaus am 23. Juni 2014, 20:16:58
Ich weiß, ich rege mich heute zu sehr auf ... :engel: Aber explizit dumm habe ich doch nirgends geschrieben? ???
Mit doof meine ich eben auch unwissend, es ist mein "härterer Begriff" dafür.
Aber das ist Bestandteil des Deutschunterrichts, und wenn man es nicht auf Anhieb richtig macht finde ich es nicht so schlimm. Aber nach dem dritten Hinweis immer noch stur zu sagen "Das muss man aber kleinschreiben!" finde ich auch 'doof'.

Viele Grüße und Entschuldigung für das OT
Mieze (Wie gesagt, Sorry. Ich wollte nur mein Posting klarstellen.)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Siara am 23. Juni 2014, 22:26:25
Erst einmal ist mir noch eine Kleinigkeit, die anscheinend noch nicht genannt wurde, mir aber immer wieder ins Auge springt:

"Ich bin schon seid gestern wieder zu Hause."

Oder eben andersherum:

"Wann seit ihr wieder hier?"

@Unwissenheit vs. Ignoranz: Ganz im Allgemeinen denke ich, dass es viele Menschen gibt, die sich aus verschiedenen Gründen in der Sprache nicht allzu gut auskennen. Wenn es so ist, weil sie nicht lange zur Schule gegangen sind oder schlicht eine Schwäche auf dem Gebiet haben, sehe ich das nicht eng. Jeder hat Schwächen. Was mich aufregt, sind die Menschen, denen es ganz einfach egal ist. Frei nach dem Motto: "seid und seit klingen doch gleich. Man weiß, was gemeint ist." Ich verstehe nicht, wie es ihnen egal sein kann, wenn es ganz eindeutig falsch ist. Einfach, weil Andere es auch falsch machen und es deshalb normal ist? Ich persönliche liebe Sprachen, und mir tut es schlicht ein bisschen weh, wenn manche Menschen so achtlos und grob damit umgehen.

Edit: Bestes Beispiel: Facebook. Die meisten wissen sehr wohl, dass ein Satz mit einem Zeichen beendet wird und dass Substantive groß geschrieben werden. Es kümmert viele aber nicht, weil ja schließlich jeder versteht, was sie sagen wollen. Und das finde ich wirklich traurig.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: HauntingWitch am 24. Juni 2014, 08:06:23
Zitat von: Siara am 23. Juni 2014, 22:26:25
@Unwissenheit vs. Ignoranz: Ganz im Allgemeinen denke ich, dass es schlicht viele Menschen gibt, die sich aus verschiedenen Gründen in der Sprache nicht allzu gut auskennen. Wenn es so ist, weil sie nicht lange zur Schule gegangen sind oder schlicht eine Schwäche auf dem Gebiet haben, sehe ich das nicht eng. Jeder hat Schwächen. Was mich aufregt, sind die Menschen, denen es ganz einfach egal ist. Frei nach dem Motto: "seid und seit klingen doch gleich. Man weiß, was gemeint ist." Ich verstehe nicht, wie es ihnen egal sein kann, wenn es ganz eindeutig falsch ist. Einfach, weil Andere es auch falsch machen und es deshalb normal ist? Ich persönliche liebe Sprachen, und mir tut es schlicht ein bisschen weh, wenn manche Menschen so achtlos und grob damit umgehen.

Das unterschreibe ich so. Natürlich haben die einen mehr Wissen als andere und das betrifft auch mich selbst, wie wir gesehen haben und ich bin sicher auch noch andere hier.  ;) Das ist einfach so. Aber Leute, die die Dinge konsequent weiterhin falsch machen, obwohl man ihnen schon gefühlte hundert Mal erklärt hat, wie es richtig wäre, so nach dem Motto: Ich habe ja eine Sekretärin, die ist für das da, die macht das schon - Ja, stimmt, dafür bin ich da. Aber nicht nur dafür. Und deshalb habe ich tatsächlich ziemlich wenig Verständnis für Leute, die z.B. falsch abschreiben oder schlicht lernresistent sind.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Severin am 28. Juni 2014, 15:17:02
Es ist schon etwas her, aber weil mich das auch immer fuchsig macht, muss ich da auch noch mal etwas loswerden. "Optimal" und "aktuell" in Relation zu anderen derselben Art stellen zu wollen erscheint mir einfach nicht sinnvoll. Nehmen wir zum Beispiel die "Lösung". Eine Lösung ist dann optimal, wenn sie unter den gegebenen Umständen die beste Lösung ist. Wenn sich die Umstände ändern, mag das wieder anders aussehen, aber dann haben sich eben die Umstände geändert und dann gibt es wieder nur eine optimale Lösung. Punkt.
Aktuell ist die Nachricht, die gerade in diesem Moment die neueste Nachricht ist. Wenn ich zwei Stunden später eine andere Nachricht habe, dann ist die aktuell usw. Wenn man also diese beiden Nachrichten sinnvoll in Beziehung setzen will, dann kann man einfach von einer neuen und einer neueren Nachricht sprechen, das lässt sich nämlich wunderbar komparieren.
Schließlich bin ich auch der Meinung das "fundamental" immer nur ein Sachverhalt oder Gegenstand sein kann, je nachdem, welche Umstände gerade bestehen. Wenn wir also zum Beispiel eine fundamentale Erkenntnis machen, dass die Welt aus Atomen aufgebaut ist, dann haben wir da ein Fundament. Stellt sich dann irgendwann heraus, dass die Atome doch nicht unteilbar sind, wie der Name vermuten lässt, sondern darunter noch eine Ebene liegt, die von Protonen, Elektronen und Neutronen, dann ist das auch eine fundamentale Erkenntnis. Aber weil wir jetzt gewissermaßen eine Etage tiefer sind, ist die Atomebene eben nicht mehr Fundament sondern allenfalls noch Kellergeschoss  :)

Und dann noch eine Sache, die mir in letzter Zeit immer wieder sauer aufstößt: Da geht man nichts Böses ahnend durch die Fleischwarenabteilung auf der Suche nach einem Putenschnitzel, aber das einzige, was zu finden ist, ist ein Puten Schnitzel. Oder auch das beliebte China Restaurant, wo man mit einem Chinarestaurant oder wenigstens einem China-Restaurant gerechnet hätte. Ist das wirklich so schwer? Ich bin ja sonst auch kein Verfechter dieser Sprachen-Reinheitsgebote, aber da ist mal wirklich etwas, dass die deutsche Sprache vielen anderen voraus hat. Das Kompositum. Wir können wunderbar Begriffe verweben, um neue Bedeutungen zu kreieren und da ist der vielzitierte Oberweserdampfschifffahrtsgesellschaftskapitän noch nicht die Spitze. Ich meine der letztgenannte kann nach meinem Empfinden auch gern einen Leserlichkeitsbindestrich haben, aber sonst würde ich sagen "Schreibe zusammen, was zusammengehört!". :jau:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kadeius am 28. Juni 2014, 15:32:32
Schön, dass du das nochmal aufgreifst. Ich bin zwar auch der Meinung, es gehört nicht in einen wissenschaftlichen oder gehobenen Sprachgebrauch, aber eine Steigerung von fundamental halte ich durchaus für zulässig in gewissen Kontexten. Wenn sich das Fundament dabei nicht ändert zum Beispiel, sondern differenzierter wird, im Sinne einer Steigerung. Es ist schwierig zu erklären und ein Beispiel zu finden, bei dem alle mitgehen; optimal halte ich jedoch für nicht komparabel, das darf ich als Lateiner auch gar nicht anders sagen, schließlich ist unser deutsches Adjektiv nur dem lateinischen Begriff "optimus" (Superlativ von "gut") entlehnt. Das wäre also in etwa so, als wenn wir sagten: Gut, besser, am besten, am bestensten.

Die "seit-seid"-Geschichte geht mir auch fürchterlich auf die Nerven, genau wie der "einzigste".
Großartig, dass du es ansprichst, Severin, meine folgende Kritik könnte auch in die Rubrik der Textverarbeitungsprogramme gehören:
Diverse Programme kennen nicht die Regeln für zulässige Komposita; ein paar Beispiele dazu sind: "herunterbeugen", "hinausschauen", "hinunterklettern" sowie diverse semantisch verwandte Begriffe (statt "schauen" z. B. "spähen" oder "blicken"). Und das macht mich wahnsinnig.
Manchmal lasse ich mich so sehr von der Rechtschreibprüfung verunsichern, dass ich nicht mehr weiß, wer eigentlich wen verbessert: Die Rechtschreibprüfung meinen Text oder ich die Rechtschreibprüfung.

Zitat"Schreibe zusammen, was zusammengehört!". :jau:
Grundsätzlich eine schöne einprägsame Sentenz, der ich an dieser Stelle nur beipflichten kann.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Atra am 28. Juni 2014, 17:48:17
Zitat von: Mondfräulein
Zitat von: RosentineDie leidige Nutella-Frage ist auch immer wieder schön. Für mich heißt es "das Nutella", aber da gibt es ja auch von für "der" und "die" große Lager. Mir rollen sich bei beiden die Fußnägel auf.
Geht mir auch so. Das Nutella und die Fanta. Alles andere ist ganzganz falsch.
Das stimmt so nicht. Sowohl die Nutella, als auch das Nutella sind richtig. Persönlich sage ich immer die Nutella, wegen der Endung und dem Inhalt (also die Schokomasse). Das Nutella meint das Nutellaglas. Der Nutella ist allerdings wirklich nicht korrekt.

LG Atra
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Severin am 28. Juni 2014, 19:15:35
Ach ja, die alte Nutella-Affäre. Ich mogle mich da meist drumherum, in dem ich nur Nutella sage. In Fällen, in denen man das Wort in andere Fälle beugen müsste, muss man dann einfach nach dem Glas greifen, ohne zu reden, so sinkt auch die Wahrscheinlichkeit, dass einem dabei jemand zuvorkommt :P
Mir fällt da immer Bastian Sick ein, der das mal in einer seiner Glosse sehr schön auf den Punkt gebracht hat. Allerdings bin ich auch froh, dass man hier offensichtlich vernünftig darüber reden kann, bei Sick endet das Gespräch des jungen Paares am Frühstückstisch nämlich damit, dass der Mann die Belehrung seiner Gutsten mit dem Wort "Isso" abschließt, bekanntlich die Kurzform für Ich Schrei SOnst ;D
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kadeius am 28. Juni 2014, 23:43:53
ZitatDas stimmt so nicht. Sowohl die Nutella, als auch das Nutella sind richtig. Persönlich sage ich immer die Nutella, wegen der Endung und dem Inhalt (also die Schokomasse). Das Nutella meint das Nutellaglas. Der Nutella ist allerdings wirklich nicht korrekt.

Also, das kann ich hier so nicht stehen lassen. Will man deiner Argumentation folgen, hängt der Artikel vom Bezugswort ab. Das Nutella kann z. B. auch "Das nicht näher Definierbare" sein und erhält somit einen neutralen Artikel. Der Nutella kann man natürlich auch sagen, indem man auf die Tatsache abzielt, dass es ein "Aufstrich" ist.

Wie immer bei Lehnworten oder Pseudo-Fremdworten (Nutella bspw. mutet lateinisch-italienisch an) ziehe ich folgende Regel zu Rate: Was soll es denn in der Originalsprache bedeuten? Z. B. "der Laptop", weil die wörtliche Übersetzung "Schoßhund" ist und der im Deutschen einen männlichen Artikel erhält.
Nutella? Ja, was soll das eigentlich heißen? Nuss-Nougat-Creme? Dann also weiblich. Nuss-Nougat-Aufstrich? Dann also Männlich.
Entscheide ich mich nicht, sage ich "Das Nutella".
Ansonsten missverstehe ich deine Argumentation und du darfst mich gern zurechtweisen.  :pfanne:

Aber Severin hat das Ganze schon so schön entschärft. Gibt's 'nen neuen Vorschlag? ;D
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Atra am 29. Juni 2014, 08:31:55
Hey, 

ZitatAlso, das kann ich hier so nicht stehen lassen. Will man deiner Argumentation folgen, hängt der Artikel vom Bezugswort ab. Das Nutella kann z. B. auch "Das nicht näher Definierbare" sein und erhält somit einen neutralen Artikel. Der Nutella kann man natürlich auch sagen, indem man auf die Tatsache abzielt, dass es ein "Aufstrich" ist.
Stimmt. Und das ist auch so anerkannt. Wenn du es als das Nutealla nicht definierbare nennst, bitte. Wenn du es der Nuteallaaufstrich nennst auch okay. An dieses Wort - also Aufstrich - denken halt weniger Leute, weswegen es nicht so verbreitet ist. Meine Aussage, es sei nicht korrekt war nicht richtig. Da habe ich die Lehrmeinung nicht ganz widergegeben. Darin wird nur empfohlen, es nicht so zu nennen. Demnach ist sowohl mein die Nutella, als auch dein das Nutella korrekt. Wo ist das Problem?

ZitatWie immer bei Lehnworten oder Pseudo-Fremdworten (Nutella bspw. mutet lateinisch-italienisch an) ziehe ich folgende Regel zu Rate: Was soll es denn in der Originalsprache bedeuten?
Nutealla ist ein Fantasywort, kein Lehnwort, oder Pseudo-Fremdwort. Es gibt keine Originalsprache. Deswegen darfst du im Prinzip alle Artikel verwenden, also geht es nach dem Bezugswort.

Was Severin schrieb ist ebenfalls eine Möglichkeit. Nur ist es so, dass wir im Deutschen dazu neigen, Artikel zu benutzen und deswegen der Satz: "Gibst du mir bitte Nutella?" leicht unvollständig klingt, obwohl er korrekt ist.

LG Atra
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Mondfräulein am 29. Juni 2014, 12:27:36
Zitat von: Atra am 28. Juni 2014, 17:48:17
Geht mir auch so. Das Nutella und die Fanta. Alles andere ist ganzganz falsch.
Das stimmt so nicht. Sowohl die Nutella, als auch das Nutella sind richtig. Persönlich sage ich immer die Nutella, wegen der Endung und dem Inhalt (also die Schokomasse). Das Nutella meint das Nutellaglas. Der Nutella ist allerdings wirklich nicht korrekt.

Ich wage mal zu behaupten, dass das ein Schlachtfeld ist, auf dem man einfach nicht logisch argumentieren kann. Entweder, man wächst mit der neutralen oder der weiblichen Form auf und egal, wie schlüssig man das andere dann begründen kann, es klingt immer ganz furchtbar schrecklich falsch. ;D
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kadeius am 29. Juni 2014, 13:40:26
ZitatIch wage mal zu behaupten, dass das ein Schlachtfeld ist, auf dem man einfach nicht logisch argumentieren kann. Entweder, man wächst mit der neutralen oder der weiblichen Form auf und egal, wie schlüssig man das andere dann begründen kann, es klingt immer ganz furchtbar schrecklich falsch. ;D

Gut, wenn man so an die Sache herangeht, kann man sich jegliche Diskussion sparen und der Thread entbehrt seiner Daseinsberechtigung.

ZitatDa habe ich die Lehrmeinung nicht ganz widergegeben. Darin wird nur empfohlen, es nicht so zu nennen. Demnach ist sowohl mein die Nutella, als auch dein das Nutella korrekt. Wo ist das Problem?

Das lag das Problem; jetzt sind wir uns einig.

ZitatNutealla ist ein Fantasywort, kein Lehnwort, oder Pseudo-Fremdwort. Es gibt keine Originalsprache. Deswegen darfst du im Prinzip alle Artikel verwenden, also geht es nach dem Bezugswort.
Ich fürchte, bei Pseudo-Fremdwort und Fantasywort gibt es recht flüssige Übergänge. Vielleicht meinen wir auch denselben Begriff. Doch du wirst mir wohl zustimmen, dass italienische Wurzeln unverkennbar sind, daher der Begriff nicht so ganz verkehrt ist. Aber Fantasiewort trifft es noch besser, da hast du vollkommen Recht.
Ohne Artikel ist auch nett, dadurch entgeht man eben der leidigen Diskussion und Aufgabe. Oder man wirft gerade dadurch die Diskussion auf.
Liebe Grüße,
Kadeius
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Zit am 29. Juni 2014, 16:20:02
Alternativ könnte man auch einen Blick in den Wikipedia-Artikel zu Nutella (http://de.wikipedia.org/wiki/Nutella#Genus_.E2.80.93_der.2C_die_oder_das_Nutella) werfen. Nicht dass Wikipedia eine wissenschaftliche Quelle wäre, für dieses Alltagsproblem bietet sie aber eine gute Lösung an.

Und was die Namensbildung angeht steht da auch: "Aus Supercrema wurde Nutella, ein Kunstwort aus dem englischen nut (Nuss) und der italienischen weiblichen Verkleinerungsform -ella."
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Rakso am 29. Juni 2014, 22:31:11
Ich denke, man muss was vermeintliche Grammatikfehler angeht etwas vorsichtig sein. Standard- oder Schriftdeutsch ist etwas künstliches. Es wird nirgends gesprochen, da Muttersprachler des Deutschen entweder einen Dialekt oder eine dialektal, bzw. anderweitig gefärbte Variante des Standarddeutschen sprechen.
Da sind Vermischungen vorprogrammiert, wie falscher Gebrauch des Genitivs, Ausbreitung des Dativs, falsche Verwendung der (schriftsprachlichen) Tempusformen, oder falsch verwendete Partikel ('als wie', 'wo' als Relativpronomen). Persönlich finde ich es problematisch einen Standard zu verteidigen, den es so nicht gibt. Natürlich sollte es Regeln für eine Schriftsprache geben, aber sie dogmatisch zu verfechten und keine Varianten zuzulassen, selbst wenn sie rein subjektiv grauslich klingen, halte ich nicht für sinnvoll. Sprache, und besonders in der Literatur, lebt eben von Vielfalt, Stilebene und Variantenreichtum.
Außerdem werden viele Fehler eher ad hoc gebildet, etwa weil man einen Satz ab der Mitte auf eine andere Weise weiterführt, als der Anfang es zulässt, oder einfach weil man gedanklich anderweitig beschäftigt ist. Sie sind also keine Anzeichen für ein fehlendes Grammatikverständnis. Nur in der Schriftsprache fallen eher auf, als in gesprochener Sprache.

@Tür/Türe: 'Türe' ist, wie Kati bereits richtig angemerkt hat, eine alte Form. Genauer: ein alter Plural 'turi', da mit einem (hypothetischen) *tur wahrscheinlich ein einziger Türflügel gemeint war, da eine Tür ja zwei davon hat. (Übrigens eine in verschiedenen Sprachen geläufige Art, das ,,Konzept Tür" durch eine Plural-/Dualform zu bilden) Der Begriff 'Türe' wurde dann wahrscheinlich irgendwann nicht mehr als Plural wahrgenommen und das Endungs-e geschwunden sein, da es als Pluralzeichen nun keine Bedeutung mehr hatte. So kann auch in 'Tür', der für das Deutsche untypische Umlaut ohne erkennbaren Auslöser erklärt werden.
Zur Verwendung: Es kommt oft vor – besonders dann, wenn man sich selbst dabei beobachtet, dass man generell dazu neigt, in der Schriftsprache veraltete Begriffe zu verwenden, da sie sich eben ,,hochsprachlicher" anhören.

@Sprachwandel: Sprachwandel geschieht einfach. Als Mensch kann man ihn nicht beeinflussen, er ist eher vergleichbar mit einer Naturgewalt oder einem physikalischen Gesetz. In (gesprochener) Sprache gibt es Veränderungen, die wiederum die Grundlage für späteren Wandel legen. So ist im Deutschen der Verlust des Genitivs ja bereits nach der altdeutschen Periode angelegt.
Verschriftlichung konserviert Sprache, der Wandel vollzieht sich langsamer und nur deshalb fällt er uns so gravierend auf.
Wie würde wohl ein Latiner oder ein Altperser den Köpf schütteln, wenn er die heutigen romanischen Sprachen, bzw. modernes Fārsī hört?

Nebenbei finde ich, dass falsche Orthographie (Satzeichenregeln, ß-ss-Verwechslung) oder Lehnwörter mit ,,falscher" Bedeutung eigentlich nichts mit Grammatik zu tun haben.

Gruß,
Szajkó
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sprotte am 29. Juni 2014, 22:38:18
Ich muß Dir widersprechen.
ZitatDa sind Vermischungen vorprogrammiert, wie falscher Gebrauch des Genitivs, Ausbreitung des Dativs, falsche Verwendung der (schriftsprachlichen) Tempusformen, oder falsch verwendete Partikel ('als wie', 'wo' als Relativpronomen). Persönlich finde ich es problematisch einen Standard zu verteidigen, den es so nicht gibt.
Ich spreche korrekt, und ich kenne sehr viele Menschen, die das ebenfalls tun. Ich verwende nicht Imperfekt, wenn Präteritum für eine einfache Vergangenheitsbeschreibung korrekt ist. Genitiv nach wegen? Absolut. Alswie? Das sage ich ganz, ganz bestimmt nicht!

Sprachwandel vollzieht sich, das weiß ich. Auch wenn der Duden nun den Plural "Kommas" gestattet, rollen sich mir die Zehennägel auf. Sprachwandel ist eine Sache, Sprachverrohung eine andere.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Severin am 30. Juni 2014, 00:06:22
Aha, jetzt wird es grundlegend, um nicht zu sagen philosophisch :pompom:
Szajkó hat sehr wohl recht, wenn er das Recht auf eine lebendige Sprache einklagt - schließlich ist es das, was dem Lateinischen so häufig, zu Unrecht wie ich finde, vorgeworfen wird, nämlich das es eine tote Sprache sei. Dass das kein Manko ist, kann man an anderer Stelle verhandeln. Jedenfalls denke ich, sind die Versuche der Sprachkonservativisten ähnlich widersinnig, wie die des Schmetterlingsfängers, der diese Insekten so sehr liebt, dass er sie tötet und aufspießt, um sie bei sich auszustellen, geradezu grotesk könnte man sagen.

Andererseits bin ich wie Sprotte auch der Meinung, dass man nicht erwarten kann, dass jeder sein individuelles Sprachgefühl über Bord wirft, schon gar nicht, wenn es sich mit der momentan geltenden Norm deckt, nur weil es Leute gibt, die das anders machen würden. Da man in der Regel nicht erkennen kann, ob eine Abweichung von der Norm nun aus Unwissenheit oder aktivem Sprachgestaltungswillen geschehen ist, ist es berechtigt, auf die Norm, die es nun einmal gibt, hinzuweisen. Wenigstens dann, wenn diese Abweichung bedeutet, dass sie, zum common sense verallgemeinert eine Verarmung der Sprache bedeutet. Und der Verlust eines Kasus stellt für mich definitiv einen Verlust dar.

Sprache hat etwas mit Angemessenheit zutun und es mag sein, dass man in den meisten Fällen mit einem Bruchteil der vorhandenen Regeln und Optionen einer Sprache auskommt, um sich angemessen verständlich machen zu können. Andererseits schadet es nie, sich so viele Optionen wie möglich offenzuhalten und dafür ist es erforderlich, diese zu kennen. Um zu meinem Bild zurückzukommen, man darf den Schmetterling zwar nicht aufspießen, aber ihn in seiner natürlichen Umgebung beobachten, ablichten und beschreiben, dafür sollte die Sammelleidenschaft reichen und wer weiß, vielleicht findet man sogar jemanden, den man dafür ebenso begeistern kann :jau:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sascha am 30. Juni 2014, 09:29:30
Zitat von: Sprotte am 29. Juni 2014, 22:38:18
Ich verwende nicht Imperfekt, wenn Präteritum für eine einfache Vergangenheitsbeschreibung korrekt ist.
Puh, ich dachte immer, das ist das Gleiche. Hab grad nachgeschaut, anscheinend gibt es in der dt. Sprache nur das Präteritum, es wird nur fälschlich gerne als Imperfekt bezeichnet. Also irgendwie doch das Gleiche.
Aber wie Du merkst ("Hab grad nachgeschaut..."), wird bei uns im Süden eh gerne der Perfekt genutzt. Sicher, das Präteritum würde reichen, aber es fühlt sich für mich steif an. Gesprochen. Geschrieben ist es was anderes.

Zitat von: Sprotte am 29. Juni 2014, 22:38:18
Sprachwandel ist eine Sache, Sprachverrohung eine andere.
Jo, der Wandel vom wundervollen Latein zum grusligen Italienisch ist eine furchtbare Verrohung. ;) (Sind Italiener hier? :versteck:)
Zumindest bilde ich mir einfach mit aller Macht ein, daß man zu Zeiten Catos oder Ciceros noch so schön klar gesprochen hat, wie es uns in der Schule beigebracht wurde. Leider kann man's ja nicht sicher wissen, so ganz ohne Tonaufnahmen...

Zum Thema Sprachwandel noch ein bißchen Senf von mir:
Ich habe das Gefühl, daß ein gut Teil des "Wandels" in den letzten Jahrzehnten durch die Werbung passiert. Da werden bewußt hirnverbrannte, eklige Neologismen gebastelt und brutalstmöglich in die Köpfe gedroschen. Und DAS finde ich einfach nur grausam.
Sicher hat sich Sprache schon immer verändert. Sonst würden wir heute ja noch irgendwas indogermanisches oder so sprechen (oder noch alles mit "Uga uga" ausdrücken ;D ). Wie viele Worte sind z.B. durch die römischen Besatzer erst zu uns gekommen? Aber diese sinnlose Zerstörungswut der Marketing-Heinzel ko... mich an.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Snöblumma am 30. Juni 2014, 09:54:08
Ich gebe dir in einem gewissen Umfang recht, Sasha, ab und zu sind die Neologismen hirnverbrannt. Und meistens sinnlos, weil die wenigsten Leute verstehen, was gemeint ist. Das epische come in and find out ist ja nur ein zu gutes Beispiel für sinnlosen Werbesprech.

Andererseits hat man vor zweihundert Jahren dasselbe gedacht, als über die französische Besatzung gerade im süddeutschen Raum sehr viele französische Wörter übernommen wurden. So herrliche Dinge wie der Parapluie, der Trottoir, die Visimatenten oder das Portemonnaie - oder auch die schöne Redewendung d'accor gehen. Damals Verrohung der Sitten, heute oft altmodisch-gestochen. So schnell kann das gehen.

Zitat von: Sascha am 30. Juni 2014, 09:29:30
Aber wie Du merkst ("Hab grad nachgeschaut..."), wird bei uns im Süden eh gerne der Perfekt genutzt. Sicher, das Präteritum würde reichen, aber es fühlt sich für mich steif an. Gesprochen. Geschrieben ist es was anderes.
Das liegt daran, dass es in den baierischen Dialekten keinen Imperfekt/Präteritum gibt, sog. oberdeutscher Präteritumsschwund. Im Schwedischen übrigens auch nicht ;). D.h. wenn ein Kind mit Mundart aufwächst, lernt es diese Formen allein als schriftssprachliches Ausdrucksmittel kennen, was sofort dazu führt, dass diese Verbformen als formal/hochsprachlich abgespeichert werden. Dafür verwenden wir noch sehr viel häufiger als das Hochdeutsche den synthetischen Konjunktiv und differenzieren stärker zwischen Konjuntiv I und Konjunktiv II, um Irrealis, Optativ oder Höflichkeitsform auszudrücken.
Das gilt übrigens auch für die oft als Kiezsprech oder gar Türkendeutsch gebrandmarkte Auslassung in Redewendungen wie "Gehst du Schule" oder "Gemma Park". Das ist auch eine spezielle Eigenart des Südbaierischen (wahrscheinlich nicht nur, aber ich kenne es eben daher). Für mich ist das vollkommen normal, so etwas zu sagen, jedenfalls im informellen Sprechrahmen. Präpositionslose Richtungs- und Ortsangaben sind vollkommen normal, dafür würde ich immer "af Minga" fahren oder "z'Ostern" jemanden besuchen. ;) Andererseits differenziere ich dann wieder bei Richtungsadverbien sehr strikt zwischen "obe" und "oba" beispielsweise, je nachdem, wie der Bezug zum Sprecher ist. Das nur als kleiner Ausflug in die Tiefen der Mundart.

Ich finde es nur immer wichtig, dass man irgendwann lernt, zwischen den Sprachebenen zu differenzieren, zumindest wenn man einen Beruf ausübt, der mit Sprache zu tun hat (wie Schriftsteller zum Beispiel  :rofl:). Ansonsten kann ich diese "Fehler" ehrlich gesagt sehr gut hinnehmen.

Hach ja... ganz ehrlich: Im Schriftsprachlichen verstehe ich es, an Konventionen und Regeln festzuklammern. Vor allem auch dann, wenn ich mich an ein bestimmtes Publikum richte - ein wissenschaftlicher Aufsatz muss sprachlichen Regeln folgen, weil standardisierte Kommunikation hier einen ganz bestimmten Zweck erfüllt: Wenigstens ein paar Übertragungsfehler weniger nämlich. Aber im Alltag? Es ist zwar ärgerlich, wenn der Metzger nur "puten Schnitzel" im Angebot hat, aber solange es schmeckt, kann der meinetwegen schreiben, wie er will. Auch bei Mike's Kiosk kann man mal einkaufen, ohne tausend Tode zu sterben. Stinkesauer werde ich nur, wenn Menschen es in formalen Schreib-/Sprechsituationen nicht beherrschen. Wenn ich beispielsweise Schriftsätze für Kollegen Korrektur lese und dauernd Kommafehler finde, der Konjunktiv ständig falsch gebildet wird und das 's auftaucht, werde ich wirklich wirklich fuchsig. Wer mit Sprache arbeitet, muss sie zwangsläufig beherrschen, auch in ihren Regeln, und wer es nicht mal schafft, einfachste Sprachstrukturen zu beherrschen, kann meiner Meinung nach auch inhaltlich nicht zu gut sein. Was sich meistens auch so bestätigt...  ::)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sprotte am 01. Juli 2014, 18:42:54
Huch, wie Panne, da verließ mich also mein Latein. Ich meinte den Perfekt. Irgendwie war bei mir hängengeblieben, daß dieser  Imperfekt heißt.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Malachit am 01. Juli 2014, 19:15:20
Nur weil ich eben so darüber gestolpert bin...
*Klugescheißermodus an*das Perfekt.  ;D *Klugescheißermodus aus*
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Sascha am 01. Juli 2014, 20:08:48
Zitat von: Malachit am 01. Juli 2014, 19:15:20
*Klugescheißermodus an*das Perfekt.  ;D *Klugescheißermodus aus*
Ups :versteck:

Ööööhhhhm..... Das ist eben auch Dialekt. ;D So, wie man bei uns auch "das Teller" und "der Butter" sagt.
Meine Frau (aus Dresden) sagt immer "der Gulasch".
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Norrive am 07. Juli 2014, 21:40:20
Mein persönlicher Lieblingsgrammatikfehler ist ein Satz der Form 'Tu mir mal das Glas geben'.  Je älter meine Eltern und Großeltern und deren Freunde werden, desto häufiger höre ich das  :brüll:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Schrödingers Schreiber am 08. Juli 2014, 00:19:22
Fakt ist...

generell das Wort Fakt... ich hasse, hasse, hasse, hasse es... und dabei regt es mich nicht einmal auf, dass "Fakt ist..." vom englischen "fact is" kommt - wie es einige schon geschrieben haben, unsere Sprache verändert sich, und was vor 50 / 60 Jahren noch die französischen Wörter waren, sind jetzt die englischen. Das ist nicht schlimm.

Nur...

Ich mag den Klang nicht... "Fakt ist" klingt so abgehakt... warum nicht "Tatsache ist" oder "Es ist eine Tatsache..."? "Fakt" lässt mich immer an diese alte Focus-Werbung mit den "Fakten, Fakten, Fakten" denken. Und das ist nicht gut...

Und natürlich das vor allem in Bayern äußerst beliebte Verwirrspiel mit "wie" und "als" (Es heißt nunmal nicht "größer wie", sondern "größer als", auch, wenn die freien Mitarbeiter und Redakteure in meiner Zeitung es 200 Mal anders schreiben...)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Siara am 08. Juli 2014, 00:26:28
@Schrödi: Öhm, aber "Fakt ist, ..." ist doch kein grammatikalischer Fehler, oder? Wenn Wikipedia nicht lügt, kommt es von dem Wort "Faktum", beziehungsweise vom lateinischen "factum" und nicht aus dem Englischen. (Oder beziehst du dich hier nur auf die Formulierung "Fakt ist ..."?) Ob nun schön oder nicht schön, es ist meines Wissens nach nicht falsch.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Feuertraum am 08. Juli 2014, 10:46:37
Zitat von: Norrive am 07. Juli 2014, 21:40:20
Mein persönlicher Lieblingsgrammatikfehler ist ein Satz der Form 'Tu mir mal das Glas geben'.  Je älter meine Eltern und Großeltern und deren Freunde werden, desto häufiger höre ich das  :brüll:

Ich sage das auch sehr gerne, aber mehr im humorvollen Sinne. Da bringe ich gerne den (Beispiel)Satz:"Wir tun wieder voneinander hören tun".
Ich weiß, dass dies ein sehr schlechter Stil ist, aber wie gesagt: Für mich einfach nur als Gag gedacht - im ernsten Gesprächen kommen solchen Sätze nicht von mir.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Norrive am 08. Juli 2014, 11:17:22
Als Gag ist das auch nicht schlecht, und mit gleich zwei 'tun' auch eindeutig genug :D
Aber der Witz dabei beruht ja darauf, dass es Menschen gibt, die tatsächlich so sprechen und auch oft große Klischees bedienen (und meine Familie weiß es auch eigentlich besser). Fuuuuuuuuurchtbar. :darth:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Schrödingers Schreiber am 08. Juli 2014, 23:23:44
@Siara: Gnarv, du hast Recht. Ich habe gerade auf Duden-online nachgesehen - die haben zwar nicht drin stehen, ob "Fakt ist" korrekt ist oder nicht - aber, es steht bei "Fakt" unter anderem als Beispielsatz "Fakt (Tatsache) ist, dass..." dabei. Ergo, es ist wohl korrekt.

Mea culpa - ich ziehe zurück.


(Es klingt trotzdem schrecklich...)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Pygmalion am 09. Juli 2014, 12:07:56
Was sollte denn statt "Fakt ist" richtig sein? Ich finde auch nicht wirklich, dass sich das komisch anhört, aber das ist vermutlich einfach Geschmackssache.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Schrödingers Schreiber am 28. Juli 2014, 01:26:19
Sorry für die verspätete Antwort (die letzten Wochen waren... fies...) - ich dachte da an "Tatsache" als Alternative. Aber wie schon geschrieben, Fakt ist absolut korrekt.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Smootch am 18. August 2014, 21:11:34
Meine Mutter sagt in wunderbarer Regelmäßigkeit "einzigst" statt einzig", wie in dem schönen Beispiel "Das ist die einzigste Tasse im Schrank". Oder sie sagt "ich frug", anstatt "ich fragte" zu sagen. Das regt mich jedes Mal unglaublich auf, weil es sich einfach so unschön anhört. Aber sie merkt es sich leider nicht.  :-\
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Norrive am 18. August 2014, 22:44:54
Einzigst ist ein Bestandteil diverser Dialekte im Rheinland. Ich habe das auch schon oft gesagt, gerade als ich noch in der Eifel gelebt habe ;D
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Miezekatzemaus am 19. August 2014, 12:30:49
Nicht nur im Rheinland, habe ich den Eindruck, fast überall. Es hat sich allgemein leider etwas eingedeutscht. Was dazu passt und ich auch sehr gerne (*hust*) mag: errinnern, mit Betonung auf dem R, das dann rollend gesprochen wird. "Errinnerst du mich?"
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kati am 19. August 2014, 14:11:45
Solche Sachen, die einfach zum Dialekt dazu gehören, finde ich völlig okay. Meine Mutter spricht schönstes Norddeutsch ("Und ich sach ihm noch..."), das sie von ihrer Großmutter übernommen hat, und das ist auch völlig in Ordnung. Ich sage zum Beispiel auch "Körche" zu Kirche, das ist einfach der Akzent, mit dem ich aufgewachsen bin und ich kenne viele, die mir das als schludriges Sprechen auslegen, aber hey, so sagt man das hier halt. Niemand spricht wirklich Hochdeutsch, oder? Aber manche halt mehr als andere.  :)
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Angela am 19. August 2014, 14:40:52
Mich nervt so leicht ja nichts in die Richtung, aber die falsche Benutzung von wo lässt mich dann doch jedesmal zusammenzucken:das wo alles begann zum Beispiel bei dem Bosse-Lied Schönste Zeit.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Churke am 19. August 2014, 16:35:05
Zitat von: Kati am 19. August 2014, 14:11:45
Niemand spricht wirklich Hochdeutsch, oder?
Doch. Meine Invitros sprechen Bühnendeutsch nach Siebs. Das ist einer der Gründe, dass keiner sie leiden kann.  :engel:
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Ayeelah am 19. August 2014, 17:38:48
Mein derzeitiges uneingeschränktes Haaresträubwort ist:

Teambuildung

Einmal von der Bedeutung an sich, weil es geradezu inflationär benutzt wird in der Hoffnung, dass sich alle zwischenmenschlichen Probleme in Luft auflösen.
Zum Anderen ist das das grottigste Undeutsch, das ich grad kenne: entweder Teambuilding oder Teambildung, bitte schön. *weitergrusel*
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Kati am 19. August 2014, 17:41:15
Zitat von: AngelaMich nervt so leicht ja nichts in die Richtung, aber die falsche Benutzung von wo lässt mich dann doch jedesmal zusammenzucken:das wo alles begann zum Beispiel bei dem Bosse-Lied Schönste Zeit.

Jetzt musst du mir mal auf die Sprünge helfen, wieso das bei Bosse falsch ist? Es heißt ja "da, wo alles begann". Soweit ich weiß, ist das komplett richtig.  ???
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Angela am 19. August 2014, 18:18:15
Zitat von: Kati am 19. August 2014, 17:41:15
Jetzt musst du mir mal auf die Sprünge helfen, wieso das bei Bosse falsch ist? Es heißt ja "da, wo alles begann". Soweit ich weiß, ist das komplett richtig.  ???
Wenn du das da auf den Ort beziehst, stimmt es, hast du natürlich Recht, Kati, dort, wo alles anfing, ich verstehe es aber als Zeitpunkt, damals, als alles anfing.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: Miezekatzemaus am 19. August 2014, 18:27:30
@Angela: Wobei ich das bei Liedern nicht so eng sehen würde, bei solchen Dingen sage ich "Dichterische Freiheit". Wenn ein Satz wie von dir beschrieben allerdings in einem Fließtext vorkommt, dann ist es eindeutig falsch und unschön, da gebe ich dir Recht.
Titel: Re: Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven
Beitrag von: chaosqueen am 24. August 2014, 13:33:06
Zitat von: Maja am 22. Juni 2014, 19:34:15
Es gibt keinen Imbus, keine Imbi und keine Imbusse. Das Ding ist ein Inbus, was nicht aus dem Lateinischen kommt, sondern ein Acronym ist für ,,Innensechskantschraube Bauer und Schaurte".

D.A.N.K.E!!!!! Maja, Du glaubst gar nicht, mit wie vielen Heim- und Handwerkern ich schon darum gestritten habe, dass das Ding INbus und nicht IMbus heißt. :-*

Hier sind so viele meiner "Lieblings-Hassfehler" versammelt, dass ich schon ganz kruschtelige Fußnägel habe! ;D

Mein Ex hat mich oft seine geschäftlichen Mails noch mal durchlesen lassen, weil er einfach nicht so super sicher war in der deutschen Rechtschreibung und gerne fehlerfreie Texte versenden wollte. Meist ging das auch gut, bis wir zu der Mail an die Mitarbeiterin seiner Bank kamen:

"Sehr geehrte Frau XY,

aus ihrem Hause wurde mir folgendes Angebot gemacht ..."

Ich hab dann "Ihrem" daraus gemacht, weil er artig alle anderen Ansprachen groß geschrieben hatte (wie es sich in meinen Augen im Schriftdeutsch auch nach wie vor gehört!).
Daraufhin korrigierte er es wieder zu "ihrem". Als ich nachfragte, warum er das jetzt so inkonsequent machen will, sagte er, das sei keine Anrede, sondern eine Besitzanzeige, und da ihr die Bank nicht gehöre, müsse das klein geschrieben werden. Argumentative Totschlaghilfe: Ein Jurist hätte ihm das so beigebracht, und solange ich ihm nicht das Gegenteil beweisen könne, bliebe das so. :wums:

Auch schön war der Streit mit meinem Kollegen aus der Qualitätssicherung damals bei freenet. Ich kann mich leider nicht mehr an den Satz erinnern, aber wer Bastian Sick kennt, wird mit dem "gefühlten Komma" etwas anfangen können. Da wir ja Bausteinsätze hatten, die wir verwenden mussten, anstatt frei zu formulieren, habe ich freundlich auf das überflüssige (und falsche) Komma hingewiesen. Teamleiterin 1 schrieb mir zurück, dass sie es geändert habe und bedankte sich. Teamleiter 2 schrieb mir, dass die alte Version korrekt sei und machte es wieder falsch.
In der darauffolgenden Diskussion fragte er süffisant, ob ich denn etwa Germanistik studiert hätte. Mein schlichtes "Ja", brachte ihn tatsächlich kurzfristig aus dem Konzept, dann bat er mich um Beweise für das fehlerhafte Komma. Weder "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" noch der entsprechende Passus im Grammatik-Duden haben ihn überzeugt, denn - nun kommt es - man könne dort ja alternativ einen Gedankenstrich setzen, und wenn dort ein Gedankenstrich stehen darf, dann muss auch ein Komma richtig sein. :wums:

Da fiel mir dann (im stillen) nur noch ein, dass alle Elefanten grau sind und daher alle grauen Tiere Elefanten sein müssen.