• Willkommen im Forum „Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum“.
 

Alltägliche Grammatikfehler, die wirklich nerven

Begonnen von Maja, 21. Juni 2014, 04:18:02

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Snöblumma

Ich gebe dir in einem gewissen Umfang recht, Sasha, ab und zu sind die Neologismen hirnverbrannt. Und meistens sinnlos, weil die wenigsten Leute verstehen, was gemeint ist. Das epische come in and find out ist ja nur ein zu gutes Beispiel für sinnlosen Werbesprech.

Andererseits hat man vor zweihundert Jahren dasselbe gedacht, als über die französische Besatzung gerade im süddeutschen Raum sehr viele französische Wörter übernommen wurden. So herrliche Dinge wie der Parapluie, der Trottoir, die Visimatenten oder das Portemonnaie - oder auch die schöne Redewendung d'accor gehen. Damals Verrohung der Sitten, heute oft altmodisch-gestochen. So schnell kann das gehen.

Zitat von: Sascha am 30. Juni 2014, 09:29:30
Aber wie Du merkst ("Hab grad nachgeschaut..."), wird bei uns im Süden eh gerne der Perfekt genutzt. Sicher, das Präteritum würde reichen, aber es fühlt sich für mich steif an. Gesprochen. Geschrieben ist es was anderes.
Das liegt daran, dass es in den baierischen Dialekten keinen Imperfekt/Präteritum gibt, sog. oberdeutscher Präteritumsschwund. Im Schwedischen übrigens auch nicht ;). D.h. wenn ein Kind mit Mundart aufwächst, lernt es diese Formen allein als schriftssprachliches Ausdrucksmittel kennen, was sofort dazu führt, dass diese Verbformen als formal/hochsprachlich abgespeichert werden. Dafür verwenden wir noch sehr viel häufiger als das Hochdeutsche den synthetischen Konjunktiv und differenzieren stärker zwischen Konjuntiv I und Konjunktiv II, um Irrealis, Optativ oder Höflichkeitsform auszudrücken.
Das gilt übrigens auch für die oft als Kiezsprech oder gar Türkendeutsch gebrandmarkte Auslassung in Redewendungen wie "Gehst du Schule" oder "Gemma Park". Das ist auch eine spezielle Eigenart des Südbaierischen (wahrscheinlich nicht nur, aber ich kenne es eben daher). Für mich ist das vollkommen normal, so etwas zu sagen, jedenfalls im informellen Sprechrahmen. Präpositionslose Richtungs- und Ortsangaben sind vollkommen normal, dafür würde ich immer "af Minga" fahren oder "z'Ostern" jemanden besuchen. ;) Andererseits differenziere ich dann wieder bei Richtungsadverbien sehr strikt zwischen "obe" und "oba" beispielsweise, je nachdem, wie der Bezug zum Sprecher ist. Das nur als kleiner Ausflug in die Tiefen der Mundart.

Ich finde es nur immer wichtig, dass man irgendwann lernt, zwischen den Sprachebenen zu differenzieren, zumindest wenn man einen Beruf ausübt, der mit Sprache zu tun hat (wie Schriftsteller zum Beispiel  :rofl:). Ansonsten kann ich diese "Fehler" ehrlich gesagt sehr gut hinnehmen.

Hach ja... ganz ehrlich: Im Schriftsprachlichen verstehe ich es, an Konventionen und Regeln festzuklammern. Vor allem auch dann, wenn ich mich an ein bestimmtes Publikum richte - ein wissenschaftlicher Aufsatz muss sprachlichen Regeln folgen, weil standardisierte Kommunikation hier einen ganz bestimmten Zweck erfüllt: Wenigstens ein paar Übertragungsfehler weniger nämlich. Aber im Alltag? Es ist zwar ärgerlich, wenn der Metzger nur "puten Schnitzel" im Angebot hat, aber solange es schmeckt, kann der meinetwegen schreiben, wie er will. Auch bei Mike's Kiosk kann man mal einkaufen, ohne tausend Tode zu sterben. Stinkesauer werde ich nur, wenn Menschen es in formalen Schreib-/Sprechsituationen nicht beherrschen. Wenn ich beispielsweise Schriftsätze für Kollegen Korrektur lese und dauernd Kommafehler finde, der Konjunktiv ständig falsch gebildet wird und das 's auftaucht, werde ich wirklich wirklich fuchsig. Wer mit Sprache arbeitet, muss sie zwangsläufig beherrschen, auch in ihren Regeln, und wer es nicht mal schafft, einfachste Sprachstrukturen zu beherrschen, kann meiner Meinung nach auch inhaltlich nicht zu gut sein. Was sich meistens auch so bestätigt...  ::)

Sprotte

Huch, wie Panne, da verließ mich also mein Latein. Ich meinte den Perfekt. Irgendwie war bei mir hängengeblieben, daß dieser  Imperfekt heißt.

Malachit

Nur weil ich eben so darüber gestolpert bin...
*Klugescheißermodus an*das Perfekt.  ;D *Klugescheißermodus aus*

Sascha

Zitat von: Malachit am 01. Juli 2014, 19:15:20
*Klugescheißermodus an*das Perfekt.  ;D *Klugescheißermodus aus*
Ups :versteck:

Ööööhhhhm..... Das ist eben auch Dialekt. ;D So, wie man bei uns auch "das Teller" und "der Butter" sagt.
Meine Frau (aus Dresden) sagt immer "der Gulasch".

Norrive

Mein persönlicher Lieblingsgrammatikfehler ist ein Satz der Form 'Tu mir mal das Glas geben'.  Je älter meine Eltern und Großeltern und deren Freunde werden, desto häufiger höre ich das  :brüll:

Schrödingers Schreiber

Fakt ist...

generell das Wort Fakt... ich hasse, hasse, hasse, hasse es... und dabei regt es mich nicht einmal auf, dass "Fakt ist..." vom englischen "fact is" kommt - wie es einige schon geschrieben haben, unsere Sprache verändert sich, und was vor 50 / 60 Jahren noch die französischen Wörter waren, sind jetzt die englischen. Das ist nicht schlimm.

Nur...

Ich mag den Klang nicht... "Fakt ist" klingt so abgehakt... warum nicht "Tatsache ist" oder "Es ist eine Tatsache..."? "Fakt" lässt mich immer an diese alte Focus-Werbung mit den "Fakten, Fakten, Fakten" denken. Und das ist nicht gut...

Und natürlich das vor allem in Bayern äußerst beliebte Verwirrspiel mit "wie" und "als" (Es heißt nunmal nicht "größer wie", sondern "größer als", auch, wenn die freien Mitarbeiter und Redakteure in meiner Zeitung es 200 Mal anders schreiben...)

Siara

#81
@Schrödi: Öhm, aber "Fakt ist, ..." ist doch kein grammatikalischer Fehler, oder? Wenn Wikipedia nicht lügt, kommt es von dem Wort "Faktum", beziehungsweise vom lateinischen "factum" und nicht aus dem Englischen. (Oder beziehst du dich hier nur auf die Formulierung "Fakt ist ..."?) Ob nun schön oder nicht schön, es ist meines Wissens nach nicht falsch.
I'm going to stand outside. So if anyone asks, I'm outstanding.

Feuertraum

Zitat von: Norrive am 07. Juli 2014, 21:40:20
Mein persönlicher Lieblingsgrammatikfehler ist ein Satz der Form 'Tu mir mal das Glas geben'.  Je älter meine Eltern und Großeltern und deren Freunde werden, desto häufiger höre ich das  :brüll:

Ich sage das auch sehr gerne, aber mehr im humorvollen Sinne. Da bringe ich gerne den (Beispiel)Satz:"Wir tun wieder voneinander hören tun".
Ich weiß, dass dies ein sehr schlechter Stil ist, aber wie gesagt: Für mich einfach nur als Gag gedacht - im ernsten Gesprächen kommen solchen Sätze nicht von mir.
Was hat eigentlich He-Man studiert, dass er einen Master of the universe hat?

Norrive

Als Gag ist das auch nicht schlecht, und mit gleich zwei 'tun' auch eindeutig genug :D
Aber der Witz dabei beruht ja darauf, dass es Menschen gibt, die tatsächlich so sprechen und auch oft große Klischees bedienen (und meine Familie weiß es auch eigentlich besser). Fuuuuuuuuurchtbar. :darth:

Schrödingers Schreiber

@Siara: Gnarv, du hast Recht. Ich habe gerade auf Duden-online nachgesehen - die haben zwar nicht drin stehen, ob "Fakt ist" korrekt ist oder nicht - aber, es steht bei "Fakt" unter anderem als Beispielsatz "Fakt (Tatsache) ist, dass..." dabei. Ergo, es ist wohl korrekt.

Mea culpa - ich ziehe zurück.


(Es klingt trotzdem schrecklich...)

Pygmalion

Was sollte denn statt "Fakt ist" richtig sein? Ich finde auch nicht wirklich, dass sich das komisch anhört, aber das ist vermutlich einfach Geschmackssache.

Schrödingers Schreiber

Sorry für die verspätete Antwort (die letzten Wochen waren... fies...) - ich dachte da an "Tatsache" als Alternative. Aber wie schon geschrieben, Fakt ist absolut korrekt.

Smootch

Meine Mutter sagt in wunderbarer Regelmäßigkeit "einzigst" statt einzig", wie in dem schönen Beispiel "Das ist die einzigste Tasse im Schrank". Oder sie sagt "ich frug", anstatt "ich fragte" zu sagen. Das regt mich jedes Mal unglaublich auf, weil es sich einfach so unschön anhört. Aber sie merkt es sich leider nicht.  :-\

Norrive

Einzigst ist ein Bestandteil diverser Dialekte im Rheinland. Ich habe das auch schon oft gesagt, gerade als ich noch in der Eifel gelebt habe ;D

Miezekatzemaus

Nicht nur im Rheinland, habe ich den Eindruck, fast überall. Es hat sich allgemein leider etwas eingedeutscht. Was dazu passt und ich auch sehr gerne (*hust*) mag: errinnern, mit Betonung auf dem R, das dann rollend gesprochen wird. "Errinnerst du mich?"