Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Handwerkliches => Auskunft und Recherchen => Autoren helfen Autoren => Archiv: Auskunft und Recherchen => Thema gestartet von: Berjosa am 12. Januar 2014, 16:18:27

Titel: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Berjosa am 12. Januar 2014, 16:18:27
Liebe Kampfsport-Fachleute,

ich hätte da gern mal eine Frage.

Mein derzeitiges Abenteuer spielt in Deutschland im frühen 21. Jahrhundert, der Fantasy-Anteil ist gering. Darin treibt ein humpelnder Hilfsschurke sein Unwesen. Wie ich ihn bisher kenne, ist die Ursache für das Humpeln ein lange zurückliegender Unfall (könnte auch angeboren sein). Er legt Wert darauf, dass er nicht nur allein zurecht kommt, sondern auch anderen körperlich überlegen ist.

Gibt es eine Kampfsportart, die dieser Mensch mit einiger Aussicht auf Erfolg betreiben und in freier Wildbahn anwenden könnte?
(Einen Kurs "Selbstverteidigung für Senioren" oder so würde er vielleicht leiten, aber auf gar keinen Fall daran teilnehmen.)

Ich würde ihn ungern mit Feuerwaffen ausstatten, zumindest nicht mit modernen. Vorderladerschießen könnte eher zu ihm passen.
Trotzdem sollten Leute, die ihn kennen, wissen, dass er gefährlich werden kann. Die ihn nicht kennen, dürfen ihn gern unterschätzen und damit auf die Nase fallen.

Schon mal vielen Dank für eure Hinweise.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Churke am 12. Januar 2014, 16:59:50
Er könnte ringen. Wenn er die richtige Statur hat, sagen wir mal 1,90 m groß und 130 Kilo schwer, braucht er darin nicht mal gut zu sein. Wenn er dich zu fassen kriegt, ist es vorbei.  ;D
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Aylis am 12. Januar 2014, 17:12:09
Eine Lösung wäre vielleicht, sich eine eigene Kombination auszudenken, eine eigene Kampftechnik (wenn die Zeit reicht).
Wenn er eine kräftige Statur hat, könnte er zum Beispiel verschiedene Wurftechniken oder Ringtechniken (BJJ artig) lernen,
möglicherweise in Kombination mit solchen nerveinklemmenden Hieben, wie sie Spok zum Beispiel beherrscht oder auch Ty-Lee aus Avatar.

BJJ ist eine brazilianische Kampfart, die sich auf Bodentechniken und verschiedenen Wurftechniken spezialisiert.

Da Kickboxen oder ähnliches ja von dem Hinkebein eingeschränkt wird, musst du dich wohl oder übel auf die Hände beziehen, also würde ich mal alles nennen, was boxen und heben einschließt.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Churke am 12. Januar 2014, 18:41:25
Zitat von: Aylis am 12. Januar 2014, 17:12:09
Da Kickboxen oder ähnliches ja von dem Hinkebein eingeschränkt wird, musst du dich wohl oder übel auf die Hände beziehen, also würde ich mal alles nennen, was boxen und heben einschließt.
Beinarbeit ist ein integraler Bestandteil jeder Kampfkunst. Wenn du gehbehindert bist, kannst du dich immer noch verteidigen, aber in einem realen Kampf siehst du kein Land.
Du kannst dem Gegner nicht ausweichen, er dir schon.
Du kannst den Gegner nicht einholen, er dich schon.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: cryphos am 12. Januar 2014, 20:16:07
Wie wäre es mit Bartitsu (siehe Wikipedia) (https://de.wikipedia.org/wiki/Bartitsu)?
So etwas gab es wirklich und es sieht relativ steif aus, passend zu älteren Herren.  ::)
Wobei ein steifes Bein bei jeder Kampfsportart ein Hindernis ist, mit genug Training und Individualisierung aber kompensiert werden kann.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Berjosa am 12. Januar 2014, 21:13:00
Vielen Dank für die Info.

Ringen klingt schon mal gut, die Figur dazu hat er. Das könnte außerdem auch ein Landei vereinsmäßig betreiben.

Den kreativen Einsatz von Gehstock und Fäusten muss er halt anderswo trainieren, vielleicht von einer Gruppe/Sportart zur nächsten tingeln, sobald er merkt, dass er wohl nicht zu Assen gehört. Es könnte ja eine Truppe mit Personalmangel geben, wo der Trainer stärker auf ihn eingehen kann/will als in einem Verein mit einer Halle voll wettkampfsüchtiger Jungspunde ...

Bartitsu klingt wie etwas, was der Ur-Schurke in diesem Abenteuer gelernt haben könnte (vor allem, wenn es doch eine Ur-Schurkin war; da bin ich mir noch nicht so ganz sicher). Vielleicht hat er/sie das an den Nachfolger weitergegeben, und der traktiert jetzt auch seinen Handlanger damit. Hm ... mal sehen, ob das passt. Die Originalversion scheint ja nicht allzu lange überlebt zu haben.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Churke am 12. Januar 2014, 21:51:54
Zitat von: Berjosa am 12. Januar 2014, 21:13:00
Es könnte ja eine Truppe mit Personalmangel geben, wo der Trainer stärker auf ihn eingehen kann/will als in einem Verein mit einer Halle voll wettkampfsüchtiger Jungspunde ...

Es kommt halt immer darauf an, zu welchem Zweck und mit welchem Ernst man etwas trainiert. Sportvereine unterscheiden nicht ohne Grund zwischen "aktiven" und sonstigen Mitgliedern. Wenn einer mit starker körperlicher Behinderung jede Trainingseinheit mitnimmt und ein anderer nur einmal im Monat vorbei schaut, sofern seine Freundin ihm das erlaubt, ist klar, wie das nach einigen Monaten aussieht. Er wird halt nie King of the Ring werden, aber sich immerhin behaupten können.

Und wegen dem Bartitsu... Es gab/gibt in den meisten europäischen Ländern diverse Stockkampfsysteme zu Sport und Selbstverteidigung. Da wird er zwar auch nach massivstem Training niemals Wettkampfniveau erreichen - aber die Wahrscheinlichkeit, dass man Leuten dieses Levels im Ernstfall begegnet, ist verschwindend gering. 
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: cryphos am 13. Januar 2014, 08:34:48
Baritsu gibt es noch heute, ist aber eher exotisch geworden. Bekannter ist Canne (Link zu Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Canne_%28Kampfsport%29)) - auf deutsch als Spazierstockfechten bekannt.
Baritsu sieht aus wie ein Kombination von Boxen und Fechten für britische Adlige. Die Kämpfer stehen sich steif gegenüber, die Kampfhaltung orientiert sich stark an klassischen Fechtfiguren.
Kennt ihr die Boxkarikaturen aus schlechten Filmen, wenn ein britischer Adliger den Rücken durchdrückt, die Fäuste hoch nimmt und dann nach Gentleman Regeln boxen möchte?
Kombiniert das mit einem sehr stilisiertem und statischen Fechten und ihr habt den Eindruck, den ich bei einer Vorführung von Baritsu bekam.

Canne habe ich noch nicht live gesehen, stelle es mir aber etwas dynamischer vor.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Coehoorn am 14. Januar 2014, 13:33:50
Jemandem mit Gehbehinderung würde ich zu Stockkampf raten. Der Hanbo (kurzer Stock, bis einen Meter) von den Japanern dient für viele Schlag und Hebeltechniken. Beim Escrima, das meines Wissens als eine der brutalsten Kampfsportarten gilt, wird teilweise mit noch kürzeren Stöckern gekämpft.
Hier sind ein paar Techniken dargestellt. Die zweite wäre zum Beispiel geeignet.
http://www.youtube.com/watch?v=O5WBaCU0ygs


Solltest du eine geeignete Waffe suchen, rate ich auf jeden Fall zu einem Gehstock aus Polypropylen. Das folgende Video beschreibt eindeutig wieso (von meinem Fechtlehrer in Selbstverteidigung an einem vorbestraften Messerstecher erprobt! Funktioniert super das Ding)
http://www.youtube.com/watch?v=XwpaQVF_ICk
Kann dein Protagonist für um die 80 Euro bei Amazon bestellen  ;D
Wo das Teil hinschlägt, wächst kein Gras mehr. Dazu ist es absolut unscheinbar und wiegt fast nichts.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Churke am 14. Januar 2014, 13:59:22
Zitat von: Coehoorn am 14. Januar 2014, 13:33:50
Beim Escrima, das meines Wissens als eine der brutalsten Kampfsportarten gilt, wird teilweise mit noch kürzeren Stöckern gekämpft.

Ja, aber das heißt nicht, dass man stehen bleibt wie bei der studentischen Mensur.

In diesem Video zeigt "Lonely Dog" die Kombination von Schlag- und Beinarbeit und deren Training.
http://www.youtube.com/watch?v=nx4CDgnEhkI

Okay, Lonely Dog ist ein Tier, aber sein Stil ist nicht untypisch.

ZitatSolltest du eine geeignete Waffe suchen, rate ich auf jeden Fall zu einem Gehstock aus Polypropylen.
Sieht aus wie ein Irish Walking Stick. Fällt aber durch die Zweckbestimmung möglicherweise unters Waffengesetz, damit wäre ich vorsichtig...  ::)
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Anj am 14. Januar 2014, 14:00:26
Also mir fällt spontan auch Escrima oder Combat Arnis (philippinischer Stockkampf) ein. In dem Dojo, in dem ich früher trainiert habe, wurde Combat Arnis trainiert und dort werden nicht nur Stöcke als Waffen eingesetzt, sondern auch andere klassische Waffen wie Messer und Machten, aber auch T-Shirts, Kugelschreiber, Handtücher, Taschen. Also alles, was man so dabei hat. Und Kugelschreiber beispielsweise können verdammt schmerzhaft sein. Die Wirbeltechniken sind gut, um Gegner auf Abstand zu halten und empfindlich zu treffen, die Hebeltechniken zum Entwaffen und/oder den Gegner zu Fixieren.
Wobei ich dazu sagen muss, das unser Shihan Karate und Combat Arnis in der Selbstverteidigung gern kombiniert hat.
Eine kurze Zeit habe ich auch mal beim Aikido reingeschnuppert. Das ist ja dem Jiujitsu recht ähnlich und arbeitet vor allem mit dem Schwung des Gegners.

Allerdings ist auch sehr wichtig, wie das schwache Bein dargestellt ist. Wie stark kann er das Bein belasten? Ist eine echte Einschränkung (Schmerzen, Schwäche ...) oder nur ein fehlerhafter Bewegungsablauf? Viele kann, gerade wenn es das ganze Leben schon besteht, auch so kompensiert werden, dass man gar nicht so eingeschränkt ist, selbst wenn man einen massiven Gehfehler hat.

Davon abgesehen würde ich ihm auch ein Wissen über schmerzhafte Nervenpunkte verpassen. Wobei da vieles was im TV gezeigt wird, eher Wunschdenken als Realität entspricht, aber zumindest um den Gegner abzulenken, oder Griffe zu lockern ist sowas sehr hilfreich.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Berjosa am 14. Januar 2014, 14:24:25
Nochmal vielen Dank, auch für den Hinweis auf den Stock.
Ich glaube, der Herr hat ein berechtigtes Interesse, in fast allen Lebenslagen einen stabilen Gehstock zu führen. Ob auf der Verpackung explizit "zur Selbstverteidigung geeignet" stand, ob das Ding vorwiegend als Goth- oder Dandy-Accessoire verkauft wurde, ob er es am Ende selbst geschnitzt oder vom Opa geerbt hat, kann ich mir ja noch überlegen.

Escrima werde ich mir auf jeden Fall mal näher anschauen, auch die Sache mit den Nervenpunkten.

Ich sehe schon, meine Heldin hat allen Grund, sich Sorgen zu machen, wenn ihr Schatz zu diesem Kerl ins Auto steigt. Mal sehen, mit wem er sich im Lauf des Abenteuers noch alles anlegt.
Letzten Endes erwischt ihn die Wilde Jagd, da wird ihm auch gutes Training nicht viel helfen.

Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Nycra am 14. Januar 2014, 16:33:42
Ich will ja nicht der Buhmann sein, aber bei allen Kampfsportarten sollte auf keinen Fall außer Acht gelassen werden, dass das Hinkebein immer seine Schwachstelle sein wird. Ein Angreifer würde immer versuchen, zuerst das verletzte Bein zu attackieren, sofern das Hinken offensichtlich ist. Vermutlich sogar schon, bevor er mir nahe genug kommen kann. Je nachdem wie schwer die Verwundung war, kann auch ein leichter Tritt oder Schlag schon irre Schmerzen verursachen.
Daher scheint mir der Stockkampf auch realistischer, weil du damit einen Gegner auf Abstand halten kannst/könntest.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Berjosa am 14. Januar 2014, 16:54:04
Na ja, vorerst geht es mir auch nur darum, den Herrn ans Trainieren zu kriegen und ihm einen gewissen Ruf zu verpassen. Dass der vielleicht übertrieben ist und der Hilfsschurke sich eventuell auch überschätzt, kann ja plottechnisch noch ganz nützlich sein
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Coehoorn am 14. Januar 2014, 20:00:42
Bei keiner Kampfsportart bleibt man stocksteif stehen. Beim Degenfechten nach den Regeln des Ehrengerichts geht man zwar nicht zurück aber da die Geschichte Anfang 21. Jahrhundert spielt dürfte das Ehrengericht keine Rolle spielen. Man muss eben schauen bei welcher Kampfsportart man Teile machen kann. Das Komplettpacket wird niemals drin sein.

edit/ Da fällt mir noch eine andere Waffe ein, die man gut verdeckt tragen kann. Die Kukri-Machete. Eine gebogene Machete, die sich verdeckt auf dem Rücken tragen und mit einer Hand ziehen lässt. Bishnu Shrestha, (http://en.wikipedia.org/wiki/Bishnu_Shrestha) ein Gurkha-Soldat aus Afrika, hat damit 15-40 (Augenzeugen wiedersprechen sich hier) Banditen bei einem Zugüberfall gewaltig den Hintern versohlt. Dazu würde dein Protagonist zwar nicht in der Lage sein, nichts desto trotz eine tödliche Nahkampfwaffe (und die fällt garantiert unter das Waffengesetz) Einfach mal bei Amazon nach Kukri suchen und die Modelle begutachten. Ich kenne mich leider nicht so mit der Klinge aus. Ich hab davon nur zufällig erfahren.

Im übrigen gibt es auch Gehstöcke mit eingebauter Klinge. Der Stock bildet praktisch die Scheide, die Klinge ist mit dem Griff verbunden. In Deutschland übrigens illegal.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Churke am 14. Januar 2014, 20:20:53
Zitat von: Nycra am 14. Januar 2014, 16:33:42
Ein Angreifer würde immer versuchen, zuerst das verletzte Bein zu attackieren, sofern das Hinken offensichtlich ist.

Ich nicht, weil es keine letale Trefferzone ist.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: cryphos am 14. Januar 2014, 20:39:50
Zitat von: Nycra am 14. Januar 2014, 16:33:42
Ich will ja nicht der Buhmann sein, aber bei allen Kampfsportarten sollte auf keinen Fall außer Acht gelassen werden, dass das Hinkebein immer seine Schwachstelle sein wird. Ein Angreifer würde immer versuchen, zuerst das verletzte Bein zu attackieren, [...]

Äh nö - Einspruch. Kurzversion siehe Churke, Langversion siehe unten.
Das Ziel eines Kampfes ist es den Gegner so schnell wie möglich ausschalten und alle gefahren von dieser Person zu unterbinden.
Spricht man sorgt dafür, dass er am Ende des Kampfes handlungsunfähig, bewusstlos oder tot ist. Töten ist die einzige schnelle und zuverlässige Methode, also wäre das Bein nur Mittel zum Zweck.
Wenn man so kämpft, greift man das Bein nur an, um den Gegner weiter zu behindern und dann auszuschalten, wenn die schnellen Wege nicht gefruchtet haben.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Stahlkarnickel am 18. Januar 2014, 15:53:22
Zitat von: cryphos am 14. Januar 2014, 20:39:50
Äh nö - Einspruch. Kurzversion siehe Churke, Langversion siehe unten.
Das Ziel eines Kampfes ist es den Gegner so schnell wie möglich ausschalten und alle gefahren von dieser Person zu unterbinden.
Spricht man sorgt dafür, dass er am Ende des Kampfes handlungsunfähig, bewusstlos oder tot ist. Töten ist die einzige schnelle und zuverlässige Methode, also wäre das Bein nur Mittel zum Zweck.
Wenn man so kämpft, greift man das Bein nur an, um den Gegner weiter zu behindern und dann auszuschalten, wenn die schnellen Wege nicht gefruchtet haben.


Wenn jemand eine so offensichtliche Schwachstelle hat, wieso sollte ich sie dann nicht ausnützen? Wieso soll ich dann überhaupt 'die schnellen Wege' ausprobieren, wenn ich genau weiß, dass ich meinen Gegner langsam zermürben kann?
Ein Gegner mit einem gelähmten Bein, hat einfach einen Reichweiten- und Geschwindigkeitsnachteil. Also werde ich das ausnutzen! Klar dauert es länger, ist aber viel sicherer. Wie sollte er denn das Bein auch gegen Tritte schützen?

Zur ursprünglichen Frage:

Es ist schlicht unmöglich, dass man mit dem Hinkebein noch so eine Art Vorteil hat. Egal welche Kampftechniken man anwendet, es ist ein Riesennachteil.
Ich könnte mir dann noch eher vorstellen, dass er sich so schwächlich darstellt, dass Angreifer unachtsam werden...


Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Churke am 18. Januar 2014, 16:55:49
Zitat von: Stahlkarnickel am 18. Januar 2014, 15:53:22
Wenn jemand eine so offensichtliche Schwachstelle hat, wieso sollte ich sie dann nicht ausnützen? Wieso soll ich dann überhaupt 'die schnellen Wege' ausprobieren, wenn ich genau weiß, dass ich meinen Gegner langsam zermürben kann?

Während du den Gegner zermürbst, kann er dich töten. Mit jeder Sekunde, die ein Kampf dauert, steigt das Risiko, ihn zu verlieren. Auch wenn du meint, gerade am Gewinnen zu sein.
Natürlich kannst du auch mit dem Gegner spielen und die "Entscheidung" herauszögern. Aber um dir das leisten zu können, musst du so viel besser sein, dass seine Chancen gegen null gehen. Es ist also keine Taktik, die dir irgendeinen Vorteil einbringt, sondern pure Angeberei.

Zitat
Ich könnte mir dann noch eher vorstellen, dass er sich so schwächlich darstellt, dass Angreifer unachtsam werden...
;D
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: cryphos am 18. Januar 2014, 18:05:25
Zitat von: Stahlkarnickel am 18. Januar 2014, 15:53:22
Wenn jemand eine so offensichtliche Schwachstelle hat, wieso sollte ich sie dann nicht ausnützen? Wieso soll ich dann überhaupt 'die schnellen Wege' ausprobieren, wenn ich genau weiß, dass ich meinen Gegner langsam zermürben kann?

Das Ziel eines Kampfes ist einen Gegner so schnell wie möglich auszuschalten, sprich zu töten.
Jede Aktion die einen Kampf unnötig verlängert ist eine Verschwendung von Kraft und Energie. Jede Verschwendung vergrößert das Risiko selbst eliminiert zu werden.

Wenn ich angegriffen werde kann ich das Ziel des Gegners nicht abschätzen, also gilt das "schlechtester Fall Szenario". Der Gegner will mich töten. Sofort gilt er oder ich. Was machst du in dem Fall?
Das Bein angreifen und den Gegner zermürben - damit erhöhst du bei jeder Aktion das Risiko getötet zu werden - oder zerschmetterst du ihm mit einem Schlag - sagen wir mal - den Kehlkopf?
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Stahlkarnickel am 18. Januar 2014, 23:13:49
Zitat von: Churke am 18. Januar 2014, 16:55:49
Während du den Gegner zermürbst, kann er dich töten. Mit jeder Sekunde, die ein Kampf dauert, steigt das Risiko, ihn zu verlieren. Auch wenn du meint, gerade am Gewinnen zu sein.
Natürlich kannst du auch mit dem Gegner spielen und die "Entscheidung" herauszögern. Aber um dir das leisten zu können, musst du so viel besser sein, dass seine Chancen gegen null gehen. Es ist also keine Taktik, die dir irgendeinen Vorteil einbringt, sondern pure Angeberei.

Ich denke dabei nicht daran, mit dem Gegner zu spielen. Aber alle wirklich gefährlichen Treffer; Nieren, Leber, Solarplexus, Schläfen, Halsschlagader, Kehlkopf etc. kann auch ein lahmer noch schützen. Um da ranzukommen muss ich mich in die Reichweite seiner Arme begeben. Wenn man ihm aber erstmal das völlig ungeschützte Knie zertrümmert hat, wird seine Verteidigung deutlich nachlassen.
Ansonsten muss ich meine eigene Deckung für jede 'Aktion' öffnen und da wird es gefährlich. Wenn man den einen, tödlichen Treffer landen kann ist das ja schön, aber der sollte eben auch sicher sitzen. :)

Das ganze setzt natürlich vorraus, dass genügend Raum zum Kämpfen vorhanden ist. In einer Kneipe/Bar oder etwas ähnlichem würde ich dir und cryphos zustimmen.

Zitat von: cryphos am 18. Januar 2014, 18:05:25
Das Ziel eines Kampfes ist einen Gegner so schnell wie möglich auszuschalten, sprich zu töten.
Jede Aktion die einen Kampf unnötig verlängert ist eine Verschwendung von Kraft und Energie. Jede Verschwendung vergrößert das Risiko selbst eliminiert zu werden.

Wenn ich angegriffen werde kann ich das Ziel des Gegners nicht abschätzen, also gilt das "schlechtester Fall Szenario". Der Gegner will mich töten. Sofort gilt er oder ich. Was machst du in dem Fall?
Das Bein angreifen und den Gegner zermürben - damit erhöhst du bei jeder Aktion das Risiko getötet zu werden - oder zerschmetterst du ihm mit einem Schlag - sagen wir mal - den Kehlkopf?

Siehe oben: Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach!
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Coehoorn am 19. Januar 2014, 00:32:24
Das kommt halt darauf an. Ohne Waffen oder mit einer kurzen Waffe kannst du das vergessen. Dann gehören nämlich auch und gerade die Beine zu den Bereichen, wo du nah ran musst.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: cryphos am 19. Januar 2014, 15:56:03
Zitat von: Stahlkarnickel am 18. Januar 2014, 23:13:49
Ich denke dabei nicht daran, mit dem Gegner zu spielen. Aber alle wirklich gefährlichen Treffer; Nieren, Leber, Solarplexus, Schläfen, Halsschlagader, Kehlkopf etc. kann auch ein lahmer noch schützen. Um da ranzukommen muss ich mich in die Reichweite seiner Arme begeben. Wenn man ihm aber erstmal das völlig ungeschützte Knie zertrümmert hat, wird seine Verteidigung deutlich nachlassen.

*schmunzel*
Verletztes Bein nach hinten, Hauptgewicht auf das vordere Bein und du hast keine Chance an das Knie zu kommen. Wenn du es trotzdem versuchen solltest bist du schneller tot als du Piep sagen kannst.
Lassen wir den Antagonisten noch Baritsu ausüben, dann nutzt er den Stock wie einen Degen. Ein Guter Kämpfer kann bei einer Fechthaltung das steife Bein kaschieren. Zudem hat er eine höhere Reichweite durch den Stock. Bei einem Ausfallschritt ungefähr die 2,5-fache Reichweite wie ein unbewaffneter Kämpfer
Da ein Spazierstock eine Spitze hat ist es nicht nur eine Wucht-, sondern auch eine Stichwaffe. Wenn der Antagonist dazu so richtig fies ist, ist die Spitze mit einem Nervengift, z.B. Curare, getränkt.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Sternsaphir am 19. Januar 2014, 20:27:04
Mh, also Beinarbeit scheidet mehr oder weniger aus, da das Hinkebein ihn an schnellen Bewegungen hindert.
Ich könnte ihn mir eher als Fernkämpfer vorstellen, vielleicht ist er ein super Scharfschütze mit besonders ruhiger Hand, der stundenlang im Gebüsch getarnt auf der Lauer liegen kann und seinen Kumpels Feuerschutz gibt.

Bereitet ihm das Bein denn Schmerzen oder funktioniert es einfach nur nicht richtig?
Kampftechniken, wo schnelle oder kraftvolle Beinarbeit gefragt ist, fallen weg. Aber meist ist ja so, dass Menschen, die an einer Stelle einen Nachteil haben, anderswo einen Vorteil gewinnen. Vielleicht hat er besonders kräftige Arme und kann, wenn der Gegner ihn packen sollte, gute Würgegriffe machen oder mit kurzen Messern kämpfen.

Vielleicht tarnt er ja auch einen Kampfstab als Gehhilfe und mimt den Hilflosen, dass ihn jeder zuerst unterschätzt, bevor der den Kampfstab auf die Rübe bekommt.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Stahlkarnickel am 19. Januar 2014, 20:29:15

Zitat von: cryphos am 19. Januar 2014, 15:56:03
*schmunzel*
Verletztes Bein nach hinten, Hauptgewicht auf das vordere Bein und du hast keine Chance an das Knie zu kommen. Wenn du es trotzdem versuchen solltest bist du schneller tot als du Piep sagen kannst.

Okay, dann trete ich eben gegen das Standbein. Da reicht schon ein kräftiger Lowkick um ihn zum Einknicken zu bringen. Ausweichen kann er auch nicht ohne ins Stolpern zu kommen. Er kann das Bein nicht zurückziehen, es bietet immer eine vollkommen offene Angriffsfläche.
Du überschätzt die Agilität die man mit einem lahmen Bein noch haben kann... siehe unten 'Ausfallschritt'.

Zitat von: cryphos am 19. Januar 2014, 15:56:03
Lassen wir den Antagonisten noch Baritsu ausüben, dann nutzt er den Stock wie einen Degen. Ein Guter Kämpfer kann bei einer Fechthaltung das steife Bein kaschieren. Zudem hat er eine höhere Reichweite durch den Stock. Bei einem Ausfallschritt ungefähr die 2,5-fache Reichweite wie ein unbewaffneter Kämpfer
Da ein Spazierstock eine Spitze hat ist es nicht nur eine Wucht-, sondern auch eine Stichwaffe. Wenn der Antagonist dazu so richtig fies ist, ist die Spitze mit einem Nervengift, z.B. Curare, getränkt.

Ich bin davon ausgegangen, dass der gute Mann keine Waffe trägt. In anderem Fall versuche ich dem Kampf entweder auszuweichen (wenn ich um seine Fähigkeiten weiß) oder ich versuche ihn zu entwaffnen.

Ein 'Ausfallschritt' ist nicht drin mit einem lahmen Bein.
Ich weiß nicht worauf Baritsu basiert (habe ich noch nie gemacht). Nach ein bisschen Googlen habe ich herausgefunden, dass Beinarbeit wohl extrem wichtig ist, ähnlich wie beim Fechten. -> Problem

So, um zum ursprünglichen Thema zurückzukommen.

Ich denke er braucht in jedem Fall eine Waffe, idealerweise kein Stock oder Stab, da derselbe ihn nur in Gleichgewichtsschwierigkeiten bringt.
Gifte sind interessant, den Stock finde ich nicht so prickelnd. Vielleicht blendet er seine Gegner ja auch?
Eine Clownsblume mit Pfefferspray zum Beispiel!  ;D
Oder er kontrolliert ein genmanipuliertes Frettchen, dass die Gegner mit Bissen vergiftet.

Nein mal ernsthaft. Vielleicht doch ein Spazierstock, in dessen Kopf ein Mechanismus eingebaut ist, der den Gegner mit Nervengas einsprüht?

Grüße :)
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Coehoorn am 20. Januar 2014, 09:29:47
ZitatOkay, dann trete ich eben gegen das Standbein. Da reicht schon ein kräftiger Lowkick um ihn zum Einknicken zu bringen. Ausweichen kann er auch nicht ohne ins Stolpern zu kommen. Er kann das Bein nicht zurückziehen, es bietet immer eine vollkommen offene Angriffsfläche.
Du überschätzt die Agilität die man mit einem lahmen Bein noch haben kann...

Ich fürchte du überschätzt eher die Wirkung, Reichweite und Sicherheit einer Attacke gegen ein Bein eines kampferprobten Gegners.
Letzten Samstag war ich erst auf einem sechsstündigen Seminar bei dem unter anderem auch Tritte eine Rolle gespielt haben. Die Lehrer waren zwei 15. Dan hier aus Deutschland, die zur ersten Riege des Großmeistern Dr. Masaaki Hatsumi gehören.
Einer der Schüler sollte einen von ihn gegens Bein treten. Der Tritt des Schülers wurde mit der Hand zur Seite abgelenkt, der Fuß an der Spitze gepackt und leicht rumgedreht. Das Resultat war eine harte Bruchlandung des Schülers auf den Matten. Hätte unser Lehrer den Fuß richtig rumgedreht, wäre mindestens der Knöchel und womöglich auch das Knie gebrochen. Wenn du außerdem einen tiefen Tritt ausführst, musst du wie erwähnt sehr nah dran. Wenn dein Gegner dann noch einen Stock hat, zertrümmert er dir deinen Schädel bevor du auch nur an einen Tritt denken kannst.
Titel: Re: [Kampf] Hinkebein
Beitrag von: Simara am 03. Februar 2014, 18:17:32
Ich muss gestehen, dass ich gerade nicht alle Antworten gelesen habe, da ich gleich zum Training muss, möchte aber unbedingt auch meinen Senf dazu geben.

1. Das Bein als Schwachstelle
Ich stimme voll und ganz zu: Das Bein wäre eine entscheidende Schwachstelle und im Nahkampf würde ich es auf jeden Fall angreifen, wenn dies für mich kein Risiko darstellt. Bringe ich meinen Gegner zu Fall ist es einfacher ihn zu töten. Möchte ich ihn lebend würde ich ihn noch im Stehen in einen Hebel nehmen, will ich ihn jedoch nur töten bin ich in der besseren Position, sobald er das Gleichgewicht verloren hat. Hätte ich die Möglichkeit, stattdessen ein wichtiges Organ/ eine Schlagader zu treffen, würde dies natürlich die Priorität sein, doch da diese meist gut geschützt werden bieten sich Schwachstellen und Schmerzpunkte oft an.

2. Das Bein schützen
Es ist durchaus möglich mit einem verletzten Bein zu kämpfen, wenn man den Willen hat und die Schmerzen aushält. Es schränkt einen zwar in Bewegung und Geschwindigkeit (!) ein, doch möglich ist es dennoch. Um das Bein im Kampf zu schützen wäre wichtig, es nicht komplett zu entlasten (Schwachstelle -> Gleichgewicht, siehe oben), es jedoch trotzdem wenn möglich vom Gegner abwenden. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein offensiver Kampfstil bei einer Beinverletzung hilfreicher ist als ein defensiver, da der Stand sowieso angegriffen ist und man unter Umständen nicht lange stehen kann ohne die Schmerzen zu intensivieren. Praktisch wäre es natürlich auch wenn er die Möglichkeit hat die betreffende Seite mit seiner nicht aktiven Hand zu schützen, dies könnte jedoch auch zusätzliche Aufmerksamkeit auf die Schwachstelle ziehen.

3. Fernkampf
Fernkampf wäre, wie hier bereits erwähnt, natürlich die optimale Möglichkeit das Bein aus der Reichweite des Gegners zu bringen, allerdings sollte gerade beim Stockkampf nicht vergessen werden, dass ein Gegner mit einer Nahkampfwaffe (z.B Messer) es nicht allzu schwer hat zu dir durchzubrechen. Hat der Gegner ebenfalls einen Stock/Bo möchte ich anmerken, dass so ein Hieb gegen das Bein bereits ohne Verletzung sehr schmerzhaft sein kann und einen regelrecht umhaut.

4. Empfohlene Kampfkunst
Ich spreche hier aus der Perspektive von jemandem, der seit Jahren eine Form des Ninjutsu trainiert, jedoch nicht im Geringsten sportlich ist und eine neurologische Koordinationsschwäche hat. Meine Knie sind für jemandem in meinem Alter eine Katastrophe. Bei uns wird bei jedem Schüler auf die persönlichen Stärken und Schwächen eingegangen und es gibt viele fiese Tricks mit denen man sich trotz Beeinträchtigung einen Vorteil schaffen kann. Wir trainieren auch häufig mit verbundenen Augen, gefesselten Händen und/oder Füßen. Ich glaube, dass eine Form des Ninjutsu (und oh, gibt es da viele von...) für deinen Schurken praktisch sein könnte.


Zitat von: Stahlkarnickel am 19. Januar 2014, 20:29:15
Okay, dann trete ich eben gegen das Standbein. Da reicht schon ein kräftiger Lowkick um ihn zum Einknicken zu bringen. Ausweichen kann er auch nicht ohne ins Stolpern zu kommen. Er kann das Bein nicht zurückziehen, es bietet immer eine vollkommen offene Angriffsfläche.

Wir gehen davon aus, dass das Gewicht auf dem vorderen, gesunden Bein ist, richtig? Kickboxer o.ä. haben wahrscheinlich mehr Kraft in ihren Tritten als gewöhnliche Leute, daher kann ich das nicht so genau einschätzen, aber wenn mir jemand von meinen Mitschülern/Trainern im Kampf von vorne gegen das Bein tritt knicke ich nicht ein. (Es sei den derjenige hat mir das Knie zerschmettert/das Bein gebrochen etc) Das tut dann vielleicht weh, aber der Stand sollte trotz verletztem hinteren Bein stabil genug sein um die Erschütterung abzufangen- oder wie Coehoorn bereits erwähnte, den Tritt umzuleiten. Wenn jemand dein Bein erst einmal hat bist du ganz mies dran, da du dich weder richtig schützen noch angreifen kannst.

Bemerkung am Rande: Ich finde die verschieden Argumente zu Angriffs- und Verteidigungsmöglichkeiten gerade echt interessant. Jetzt will ich diesen Kampf unbedingt einmal nachspielen um heraus zu finden, wer recht hat. :hmmm: