Ihr habt in der Zwischenzeit auf jeden Fall einige sehr interessante Punkte genannt, über die ich erstmal ein wenig nachdenken musste, vielen Dank dafür!
Ich dachte an ganz banale Alltagssituationen, da nach meinen Erfahrungen jeder irgendwo seinen Namen schriftlich anzeigt an einem Tag: (Straßen-)Bahnkontrolleur, Rezept abholen, Bibliotheksbücher abholen oder zurückgeben, Massagetermin / Kosmetikerin / Friseurtermin wahrnehmen... grade bei den zuletzt genannten Beispielen zahlt man oft nach Erhalt der Leistung und muss dazu nochmal Leistung, Termin oder Namen sagen.
Das sind jetzt nur die ersten gewesen, die mir einfallen, da gibts noch viele andere - ich hatte das Gefühl, man könnte bei einem zeitgenössischen Roman sehr einfach eine Situation kreieren, die nicht lange dauert und eben dieses Ausspracheproblem transportieren kann.
Für mein Buch passt das nicht unbedingt, zumindest ist mir noch keine Situation eingefallen. Das liegt aber einfach daran, dass Sousuke ein Leben führt, in dem es sehr, sehr wenige Situationen gibt, in denen er seinen Namen aufschreiben würde. Selbst wenn, müsste ich erstmal überlegen, warum er ihn nicht auf Japanisch aufschreiben würde, gerade weil meine Hauptfigur das nicht lesen kann und selbst wenn sie es könnte, gibt es für Namen, die als Kanji geschrieben werden, manchmal verschiedene mögliche Aussprachen.
Aber prinzipiell ist das etwas, was man machen könnte, wenn man die Aussprache direkt in den Text einbauen will. Es ist durchaus eine Möglichkeit, die für manche Namen passen könnte, aber eben nicht immer funktioniert, ohne dass die Situation zu konstruiert wirkt. Wenn ich eine ganze Szene einbauen muss, in der die Figuren zur Pediküre gehen, nur damit die Aussprache des Namens erklärt werden kann, ist das ja nicht Sinn der Sache, aber wenn ich so eine Szene ohnehin schon im Roman habe, kann ich sie dafür nutzen und Sousuke macht dann eben die Reservierung anstatt einer anderen Figur.
Ansonsten fände ich ein Glossar vorne oder Fußnoten nicht schlecht.
Fußnoten wären besser, da wäre die Frage, wie das außerhalb des Brezina- oder Pratchett-Leserkreises ankommt 
Das ist glaube ich so eine Sache. Ich habe die Fußnoten in der Bartimäus-Reihe geliebt, aber andere haben sie gehasst und sie haben sie so sehr rausgerissen, dass sie das Buch dann weggelegt haben. Da gehörten die Fußnoten aber noch zur Geschichte. Hier geht es ja um Fußnoten, in denen ich mich als Autorin quasi kurz melde und von außen die Aussprache eines Namens erkläre. Ich glaube, mich würde das nicht stören, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es andere stören würde.
Ich würde ein Glossar nit Aussprachehilfe machen und die Namen in der Originalschreibweise belassen. Marillier hat das in ihrer "Sevenwaters"- Reihe auch so gehandhabt. Die Reihe spielt im mittelalterlichen Irland und es wimmelt nur so von fürs deutsche Auge unlesbare Namen. Da war das Glossar sehr hilfreich.
Danke auf jeden Fall für den Hinweis auf die Reihe! Das kommt meinem Problem ja ziemlich nahe.
Bei real existierenden Sprachen gebe ich keine Anweisung. Wenn der Leser das wirklich wissen will, kann er sich informieren, Google macht's möglich.
Ich glaube das Problem ist ja auch, dass die Leser häufig gar nicht wissen, dass sie den Namen falsch aussprechen, wie Phlox schon geschrieben hat:
Den Ansatz "wer es genauer wissen will, wird es schon googeln", finde ich dagegen nicht so glücklich - zum einen sollte man meiner Erfahrung nach nie die Trägheit seiner Mitmenschen unterschätzen
- zum anderen muss man ja auch erst mal auf die Idee kommen, dass die Namen anders ausgesprochen werden könnten, als sie dastehen - nicht, weil die Lesenden zu doof sind, sondern einfach, weil geschriebene Texte nun mal eine gewisse Beharrungskraft haben.
Dem kann ich nur zustimmen, sowohl bei der Trägheit und beim Unwissen. Ich merke das vor allem bei schwedischen Namen. Skarsgård zum Beispiel sprechen die meisten sehr problemlos und selbstsicher aus, nur leider falsch, denn das å wird zum Beispiel wie ein O ausgesprochen, aber woher soll ich das wissen, wenn ich nicht zufällig aus Langeweile mal einen Schwedischkurs an der Uni belegt habe? Köttbullar spreche ich auch eher wie "Schöttbullar" aus, aber wenn ich das Wort lese, komme ich gar nicht darauf, es nicht so auszusprechen, weil viele schwedische Worte und Namen doch deutsch genug anmuten. Wenn ich mich mit der Sprache also überhaupt nicht auskenne, dann komme ich gar nicht darauf, mich zu informieren. Besonders bei Köttbullar ist das so ein Fun Fact, den man hier und da mal hört, aber von selbst kommt da niemand drauf. Bei vielen anderen ausländischen Namen habe ich als Leser auch eher den Instinkt, die Aussprache, die ich mir anhand der Schreibweise zurechtlege, für bare Münze zu nehmen.
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das eine japanische Figur unter lauter Deutschen, und auch wenn der Name vielleicht nicht so kompliziert für deutsche Zungen ist, haut das vermutlich nicht gleich beim ersten Versuch richtig hin. Vielleicht hat Sousuke sich angewöhnt, seinen Namen bei der Vorstellung gleich zwei Mal zu nennen, um dem üblichen Stirnrunzeln und Nachfragen zuvorzukommen, und beim 2. Mal könntest du den Namen schreiben "wie die Deutschen ihn hören/sprechen".
Ich glaube das Problem ist hier, dass der Namen gar nicht schwer auszusprechen ist. Ich glaube, wenn sich jemand einem Deutschen mit diesem Namen vorstellen würde, dann hätte die Person damit kaum Probleme. Die Schwierigkeit ist eher, dass er für deutsche Augen anders geschrieben wird als man ihn ausspricht und dass das, was im Roman gesprochen wird, den Lesern ja in verschriftlichter Form vorliegt.
Ich lese relativ viele Romane/Serien in denen irische oder gallische Namrn vorkommen und wenn ich die Namen immer nur lese finde ich es unglaublich schwer mir die korrekte Aussprache anzueignen, weil ich das Klangbild nicht damit verbinde. Ich hab erst mach dem 3. Oder 4. Buch erfahren, dass es nicht englisch ausgesprochen wird. Da war aber die falsche Aussprache schon mit den Namen verknüpft und ich muss jetzt immer aktiv korrigieren was mich aus jedem Lesefluss reißt.
Ich glaube ein Faktor, der hier eine große Rolle spielt, ist auch wie wichtig der Name innerhalb der Geschichte überhaupt ist. Beim Namen der Hauptfigur sollte das definitiv erklärt werden.
Gerade ein real existierender Name, in dem sich auch Leser*innen repräsentiert sehen könnten, und dessen Verwendung somit auch Einfluss auf deren Leben haben kann, sollte die Mühe einer Erklärung wert sein, wenn man sich dieselbe Mühe auch für fiktive Namen macht.
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Um auch hier wieder den Bogen zu schließen: Diversität und Repräsentation in einem Buch sind was tolles, und sollten nicht einfach nur über Board geschasst werden, weil einem die Namen zu umständlich sind. Aber wenn schon Repräsentation stattfindet, dann finde ich, gehört auch eine gewisse Verantwortung dazu, nicht nur das Hinschreiben anderen Kulturen entnommener Namen. Die Aussprache und Beschäftigung mit Namen hat auch mit Respekt zu tun, und deshalb würde ich den Lesern unbedingt ein Instrument an die Hand geben, wie sie es richtig machen können. Ob sie das dann wahrnehmen ist eine andere Sache, aber du als Autorin hast damit deinen Beitrag zu vollwertigerer Repräsentation geleistet.
Das ist finde ich ein sehr wichtiges Argument. Es geht ja nicht um irgendwelche Fantasynamen sondern echte Namen, mit denen Menschen auch hier in Deutschland leben. Gerade beim Irischen gibt es da auch politische Spannungen, die eine große Rolle spielen und ein Grund sind, warum ich die Schreibweise auf keinen Fall ändern will. Wenn ich mich in meinem Roman dieser Kulturen bediene, dann will ich das Problem mit der Aussprache auch nicht einfach ignorieren.
Gerade im Britischen sind Namen und Aussprache nicht immer gut herleitbar. Man Vergleiche beispielsweise "Simon" und "Siobhan"...
Ich denke bei englischen Vornamen sind die meisten an die Aussprache gewöhnt (obwohl ich damals als Kind bei vielen Büchern englische Namen sehr, sehr falsch ausgesprochen habe), aber Siobhán zum Beispiel ist auch wieder ein irischer Name. Die englische Entsprechung ist glaube ich Joan. Jemand, der Irisch spricht, weiß wahrscheinlich auch, wie der Name ausgesprochen wird, aber mit der englischen Aussprache komme ich hier eben nicht weit. Simon würde ich denke ich voraussetzen, Siobhán aber nicht.