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Komma oder nicht?

Begonnen von Pestillenzia, 04. September 2013, 17:22:14

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Pestillenzia

Ich sitze gerade über der lektorierten Fassung der zweiten Episode meines Serienromans und diesmal komme ich mit den Anmerkungen meiner Lektorin gar nicht zurecht. --- Edit: Passus durch mich gelöscht. Ich habe die Zeilen in der ersten Verwirrung geschrieben, aber ich finde, das hat in diesem Bereich nichts zu suchen und ist auch nicht relevant für den Rest. ---
Ich bin inzwischen so verunsichert, dass ich fast jedes Komma nachgoogle und dann doch nicht weiß, was stimmt.

Gerade hänge ich bei diesem Satz:

ZitatDer Krieger und sein Hengst spukten seit gestern ohne Unterlass in ihrem Kopf herum, und ihr Herz raste, als wäre sie die Treppen im Nordturm ohne zu verschnaufen hinaufgerannt.

Ich bin der Meinung, die Zeichen sind korrekt und sinnvoll gesetzt, aber ich lasse mich gern überzeugen.

Meine Lektorin möchte es so haben:

ZitatDer Krieger und sein Hengst spukten seit gestern ohne Unterlass in ihrem Kopf herum [Punkt] Ihr Herz raste, als wäre sie die Treppen im Nordturm [Komma] ohne zu verschnaufen [Komma] hinaufgerannt.

Zur Erklärung: das Mädchen ist nicht gerannt, das geht aus der Szene klar hervor.

Ich finde, der Punkt reißt die beiden "Verliebtheits-Symptome" auseinander und es klingt, als hätten sie nichts miteinander zu tun.
Die beiden Kommas wiederum stoppen den Fluss des Satzes. Ich denke, man kann sie setzen, aber zwingend notwendig wären sie nur dann, wenn der Satz sonst missverständlich wäre, oder?

Ich bin total verwirrt und traue mir selbst nicht mehr über den Weg.  ???

Malinche

Irgs, das klingt ja ... nach einem schwierigen Lektorat.

Ich sehe es so wie du: Theoretisch könnte man die Kommata so setzen, wie es deine Lektorin vorgeschlagen hat, aber ich sehe wenig Sinn darin, weil es den Lesefluss unnötig zerhackt. Deine Variante ist auf jeden Fall (auch) richtig, Pesti. Ich habe mir gerade noch einmal den Spaß gemacht und beide Möglichkeiten bei der Duden-Online-Textprüfung eingegeben, die so für einzelne Sätze ganz praktisch ist, und die winkt mir beides durch.

Aber wenn ich den Satz selbst geschrieben hätte, ich würde die Kommata so setzen wie du, und ich denke, das ist etwas, worauf du im Lektorat auch ruhig beharren darfst. Hier geht es ja nicht um richtig und falsch, sondern auch um deinen Stil und den Rhythmus eines Satzes, wie du ihn verstanden haben willst.
»Be suspicious of the lemons.« (Roxi Horror)

Sprotte

"ohne zu verschnaufen" ist ein erweiterter Infinitiv mit "zu", den man nach Neuer Rechtschreibung in Kommata setzen darf - aber nicht muß. Und wenn es dem Lesefluß so schadet, daß am Ende nach dem Komma ein einsames Wort sitzt, würde ich die Kommata weglassen oder den Satz umbauen.
Das Komma vor Und zwischen zwei Hauptsätzen ist optional. In der Alten Rechtschreibung war es Pflicht, und ich finde, es erhöht die Klarheit und Lesbarkeit enorm.

Angela

Deins ist möglich, ihrs auch, stimmt, aber deins gibt den gewünschten Inhalt wieder und ihrs nicht wirklich. Der Satz ist ein wenig lang, deshalb hat sie sicher den Punkt genommen, das verstehe ich gut. Vielleicht änderst du den zweiten Satz, nimmst Bezug auf den davor. Dann wird es ganz eindeutig, warum ihr Herz nun rast. Den erweiterten Infinitv abzutrennen, okay, das ist wieder Glaubenssache. Der ist so kurz, das geht auch so, würde ich sagen.
Mit dem Komma zwischen zwei Hauptsätzen ist es bei meinem Korrektor genau umgekehrt. Er setzt sie mir wieder rein ;D.

Debbie

Ich will jetzt hier nicht den Spielverderber machen, aber ich fürchte ich gehöre (wie wohl auch deine Lektorin) zu den Leuten, die kürzere Sätze bevorzugen - und wenn lange Sätze, dann bitte mit wenigen Kommas.  :bittebittebitte:

Aber ich kann deine Bedenken hinsichtlich des Punktes verstehen, da es sich für mich auch so anfühlt. Ich denke zwar, dass im Kontext des ganzen Abschnitts noch einmal klarer wird, worauf sich ihr Herzrasen bezieht, aber wenn man nur diese beiden Sätze betrachtet, verliert es wirklich an Zusammenhang.

Darum ein Vorschlag zur Güte:

ZitatDer Krieger und sein Hengst spukten seit gestern ohne Unterlass in ihrem Kopf herum. Bei dem Gedanken an ihn, (an seinen Blick, seine stolze Haltung, etc.) raste ihr Herz, als ...

Die beiden letzten Kommas würde ich ebenfalls weglassen, da ich sie auch als "den Lesefluss negativ beeinflussend" empfinde.  ;)

Feuertraum

Einmal davon abgesehen, dass Sie, Pesti, die Kommata korrekt gesetzt haben und der Punkt das ganze eher grauselig erscheien lässt, muss ich jedoch sagen, dass ich dass "ohne zu verschnaufen" eher als überflüssig oder zumindest als unglückliche Wortwahl ansehe. Ich persönlich würde da die Wortwahl auf etwas setzen, was dem Leser das Gefühl gibt, dass Herz würde rasen, als wäre sie richtig schnell gerannt (auch wenn sie es nicht ist).
Aber das ist nur meine unmaßgebliche Meinung.
Ein Bekannter von mir liebt Bier so sehr - ich bekam als Schutzimpfung gegen Corona Astra Zenica, er Astra Pilsener ...

Churke

Ich könnte mir vorstellen, deine Lektorin wertet das Verbinden von Hauptsätzen durch "und" als Anfänger-Stil und setzt da grundsätzlich immer einen Punkt.

Hast du ihr erklärt, weshalb du das "und" behalten willst?

Pestillenzia

Vielen Dank für eure vielen Antworten. Ich bin schon mal sehr erleichtert, dass ich hinsichtlich der Komma-Regeln nicht falsch liege. Sie meinte, zwischen "verschnaufen" und "hochgerannt" müsse unbedingt ein Komma stehen, weil es sich um gleichrangige Verben handle.

Es stimmt, dass ich in diesem Text mehr und-Verbindungen habe als üblich. Das liegt allerdings daran, dass die Kapitel jeweils aus Sicht eines Kindes (11 bzw.12 Jahre) geschrieben sind und sich für mich ihre Erzählstimmen so anhören. Vielleicht ist das ja falsch, aber wenn ich sie klingen lasse wie Erwachsene, passt das für mein Empfinden einfach nicht.

Ich habe Hauptsätze nur dann mit und verbunden, wenn sie so eng zusammengehören, dass ein Punkt sie zu sehr trennen würde. Das habe ich auch immer als Anmerkung dazugeschrieben. Ich weiß nicht, ob sie und-Verbindungen als Anfänger-Stil ansieht, sie streicht die Kommas vor "und" grundsätzlich raus.

Ich werde auf jeden Fall jede einzelne und-Stelle noch einmal überprüfen. Vielleicht finde ich eine andere Formulierung, so dass ich zwei Sätze daraus machen kann, ohne dass die Verbindung verlorengeht.

Danke, Debbie, für den Vorschlag. Eigentlich wäre es so einfach, aber ich bin zu betriebsblind.


Christopher

Ich hab den Satz, sowie die diversen Vorschläge, nun auch ein paar mal gelesen. Mein erster Gedanke war, das "und" einfach zu streichen und den Satz so zu lassen wie er ist. Das würde diese Grundschulhafte Regel "vor ein "und" niemals ein Komma!" (die übrigens nicht richtig ist) nicht mehr so stark in das Auge des Betrachters rücken. Viele Leute kennen nunmal diese Regel, halten sich seit ihrer Grundschulzeit eisern daran und fahren meistens recht gut damit. Diese Leute würden das nun mal als schlechten Stil ansehen.

Nachdem ich also das "und" gestrichen hatte hab ich die Sätze erneut gelesen und erstaunt festgestellt: mit dem "und" gefällt er mir besser. Er funktioniert auch ohne, aber die Verbindung der beiden Gedanken sind durch das "und" einfach deutlicher. Finde ich also sehr gut und richtig was du da gemacht hast.
Zum grammatikalischen haben sich hier ja bereits genug Leute ausgelassen  :P

Änderungsvorschläge sind glücklicherweise ja nur Vorschläge (auch vom Lektorat). Wenn sie darauf bestehts erklärst du ihr die Gedanken die du dir dazu gemacht hast und gut ist.  ;)
Be brave, dont tryhard.

Zit

#9
Vor dem Und würde ich kein Komma setzen, aber das liegt mehr daran, dass es sich mir nicht erschließt. Ich lese da locker flockig drüber weg. Wenn ich es dann doch beachte, bremst es mich unnötig aus.
Aus "ohne zu verschnaufen" würde ich persönlich "ohne Verschnaufen" machen, dann erübrigt sich das -- ebenso gefühlsmäßig -- unnötige Komma vorm Als. Oder wie Feuertraum bereits anmerkte, es ganz streichen.

(Und wenn wir schon dabei sind: Spuken würde ich auch durch ein Synonym ersetzen. Wenn ich das lese, kichert sich mein innerer Lektor immer eins, will mich veräppeln und ruft sogleich hinten dran: "Spucken!" ::) Was den Sinn des Satzes natürlich völlig entstellt... ;D Mein irres Hirn und ich. Nay, nay.)
"I think therefore I am
getting a headache."
Unbekannt