Tja, wie ich auf den Nick gekommen bin... Das war wirklich ein Problem. Bei meinem ewig langen Herzensprojekt (was dieses Jahrzehnt nicht veröffentlicht wird, irgendwas anderes vielleicht schon) habe ich eben eine recht große Welt und die ersten beiden Teile spielen fast ausschließlich recht weit im Norden. Da ist es 9 von 13 Monden im Jahr Winter, sprich da liegt Schnee und es ist gefroren, auch wenn es vielleicht hin und wieder mal Tauwetter gibt. Das Völkchen da hat sich dran angepasst, aber der eisige Winter hat da doch eine große Bedeutung und das kommt auch immer wieder zum Tragen.
Das Setting mit Bergen, riesigen, unberührten Landschaften, weiten Wäldern und vor allem Schnee und Eis liegt mir eben und wenn ich selbst in der Natur bin, dann suche ich auch nach genau so Dingen. Ja, und dann musste ich mir einen Namen überlegen. Nordlicht, Norddrache, Winterberg, irgendwas... warum nicht einfach Wintersturm?

Ja, und die Mischung Dark Fantasy mit Romance... Ich versuche eben, es recht realistisch zu halten. Klar, es ist ne andere Welt mit Magie und allem, aber das macht ja nichts. Die Charaktere sind eben Menschen oder menschenähnlich und mein Magiesystem hat auch eine sehr starke geistige Komponente, damit das hinhaut. Ja, und da musste ich gezwungenermaßen viel auf die Gefühlswelt meiner Charaktere eingehen. Nun wäre es aber zu einseitig gewesen, dass alles aus einer Sicht zu schreiben, und so hat sich bei mir die Multiperspektive quasi etabliert. Geht einfach nicht anders, ich kann als personaler Erzähler nicht die ganze Zeit einem Prota im Kopf sitzen und es wird dann auch von der Darstellung zu einseitig. Wenn ich schon einen Krieg zwischen zwei Fürstentümern und unter anderem davon ausgehend gefühlt 100 Konflikte zwischen Charakteren habe, die teilweise Jahrhunderte und länger in die Vergangenheit reichen, dann sammeln sich eben viele Sichtweisen an. Und wo Menschen miteinander interagieren, kommt es eben auch mal zu Beziehungen und ich schreibe sowas gerne aus. Das hat mehrere Gründe. Einerseits ist es eine ganz nette Abwechslung zu den hässlichen Szenen, es stellt die Motivation meiner Charaktere besser da (Prota A: Ich kämpfe, um sie zu beschützen; Prota B: Ich opfere mich, damit er nicht getötet wird) und, jetzt kommt der ganz böse Teil bei mir, es wirkt sehr viel besser, das halbe Buch lang eine Romanze zwischen zwei Hauptcharakteren aufgebaut zu haben, die man dann auf grausamste Weise von außen zerschlägt.

Die Charakterentwicklung von Prota A daraus war ziemlich gut, aber der arme Junge hat ja im Laufe des Buches die volle Breitseite abbekommen und praktisch alles verloren. Und so wurde er dann auch. Man könnte jetzt sagen, die Romanzen sind nur Mittel zum Zweck, aber es geht ja nicht immer schlimm aus und wenn man paar Monate oder gar Jahre durchgeht, entwickelt sich eben was. Ich finde, Kontraste machen es und umso heller das Licht, umso dunkler der Schatten und umgekehrt. Gerade bei den Perspektivwechseln ist das dann eine Achterbahn der Gefühle und ich bin froh, dass ich den Ausgang meiner Geschichten immer grob kenne, sonst würde ich als mein eigener Leser vermutlich in einer Stunde das volle Programm zwischen Freude, Genugtuung, Wutausbrüchen und hemmungslosem Heulen durchgehen, weil dieser Mistkerl von Autor gerade meinen Lieblingscharakter vergewaltigt hat. Wenigstens hab ich ne Triggerwarnung vorne an die Geschichte geschrieben, weil erhebliche körperliche, seelische und sexuelle Gewalt... na ja.
Und ich male gerne falsche Bilder von Charakteren oder gar ganzen Völkern. Angedeutet wird zwar fast immer, dass das nicht so einseitig ist, aber gezeigt eben noch nicht. Das macht dann immer Spaß, einen Charakter in einer ganz anderen Situation zu zeigen.
Toll, jetzt hab ich wieder einen halben Aufsatz geschrieben.
