Tintenzirkel - das Fantasyautor:innenforum

Allgemeines => Buch- und Verlagswesen => Thema gestartet von: Kaeptn am 22. Januar 2020, 08:25:06

Titel: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Kaeptn am 22. Januar 2020, 08:25:06
Hallo,

nachdem ich die meisten meiner Zahlen für 2019 zusmmen habe, bin ich schon ziemlich ernüchtert. 2019 hab ich mit 8 Büchern am Markt (von denen bei 3 der Verlag nicht zahlt) weniger verdient, als 2014 mit nur dreien, noch dazu in einem Winz-Verlag, von denen 1 erst Mitte des Jahres rauskam.
Mein Selfie-Neuling verkaufte sich abseits von Preisaktionen so gut wie gar nicht, hat noch nicht mal die Hälfte der Cover- und (sehr günstigen) Lektorats-Kosten wieder drin. Aktuell war das eBook nach nur 8(!!) Tagen ohne Verkauf bei Amazon schon auf Rang 7979 im Bereich Fantasy. Heißt im Umkehrschluss - mindestens 8000 Fantasy-eBooks haben sich in den 8 Tagen genauso oft oder eben häufiger verkauft, als meins, 8000. Bei eBooks insgesamt steht es bei Rang 160.000. Ein Wahnsinn.

Jeden Tag erscheinen Dutzende neue eBook und vor allem: kaum eins verschwindet. eBooks bleiben ewig, buhlen ewig um Käufer. Klar die neuen kriegen mehr Aufmerksamkeit als die alten, aber nach wenigen Monaten ist man auch in dieser Flut versunken. Dazu stagniert der eBook-Markt auch noch bei seinem einstelligen Marktanteil am Gesamtmarkt, während also das eBook-Angebot immer weiter wächst, hält die Nachfrage nach eBooks da nicht mehr mit.

Ich weiß noch, wie zu Beginn der Selfpublisher-Zeiten Goldgräberstimmung herrschte. Endlich sind die Gatekeeper weg, hieß es, endlich kann jeder in die goldene Veröffentlichungs-Stadt rein ohne die hohen Hürden, die das Selbstverlegen in den 0er-Jahren (oder noch früher) noch auferlegte.
Und jetzt?
Jetzt ist die Veröffentlichungs-Stadt total überfüllt. Ein paar Leute haben Wohnungen in den tollen Sichtbarkeits-Vierteln ergattert und verteidigen sie mit möglichst vielen Neuveröffentlichungen, andere haben sich die Wohnungen durch viel Engagement in Social Media erkämpft. Manch einer hat seine Wohnung aber auch schon wieder verloren und die meisten der immer noch in Scharen in die Stadt strömenden hausen auf der Straße, betteln mit Preis- oder gar Kostenlos-Aktionen um Aufmerksamkeit. Ein paar schaffen es so noch in die höheren Kreis, aber die Masse der Self-Publisher versumpft irgendwo in der Beinahe-Bedeutungslosigkeit.

Amazon ist clever. Sie locken weiter mit 70%, aber wer sichtbar sein will, muss mittlerweile eigentlich die Werbemöglichkeiten nutzen und einen Gutteil seiner Einnahmen auf diese Weise an Amazon abdrücken. Damit kann man zwar seine Verkäufe signifikant steigern (hab's ausprobiert), bei mir blieb aber am Ende kaum mehr Geld übrig, weil das Mehr an Gewinn zu 80% von den Werbekosten aufgefressen wurde (und dann kommt noch Mwst obendrauf, wenn man Kleinunternehmer ist, die sieht man dann erst auf der Abrechnung, nicht in den Kosten/Umsatz-Statistiken!). Wenn das Schule macht, werden noch dazu die Click-Preise bald stark ansteigen und sich die Sache somit auch nicht mehr lohnen. Amazon lacht sich ins Fäustchen, verdient dann einen Haufen Geld OHNE überhaupt was zu verkaufen.

Wohin soll das noch führen, frag ich mich? Wenn in dem Tempo weiter veröffentlicht wird, ersticken wir doch alle in dem Angebot, wird ein eBook in 4-5 Jahren schon nach 2 Tagen ohne Verkäufe in den Niederungen der Verkaufsränge verschwinden. Und in der Selfie-Szene wird propagiert, man solle möglichst schnell neue Bücher nachschieben, damit man sichtbar bleibt - was die Angebotsflut nicht nur weiter verschlimmert, sondern der Qualität der Bücher auch nicht unbedingt guttut - und dem Spaß am Schreiben (zumindest bei mir) sowieso nicht.

Ganz ehrlich, ich will die Gatekeeper zurück. Aber wie das gehen soll, ist mir schleierhaft. Selbst wenn Amazon alle eBooks älter als x Jahre mit weniger als y Verkäufen im Jahr rausschmeißen würde, könnten die betroffenen Autoren sie ja einfach neu veröffentlichen, zur Not mit neuem Titel. Und wieso sollte Amazon das überhaupt tun? Wie oft sich welches Buch verkauft, ist denen ja wurst, hauptsache der Gesamtumsatz stimmt.

Mal ganz abgesehen von den äußeren Einflüssen, wie Netflix, Videospielen, um sich greifender Leseunlust, denke ich, der Buchmarkt macht sich im Moment einfach selber kaputt, erstickt quasi an sich selbst.

Wie seht ihr das? Was meint ihr, was man tun könnte?
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Trippelschritt am 22. Januar 2020, 09:59:11
Ich sehe das ähnlich, und Libri und KNV haben entsprechend reagiert.
Was die Verkaufszahlen angeht, habe ich die gleichen Erfahrungen gemacht.
Selfpublisher haben es schwer. Sie schaffen es, wenn sie sich als Marke aufbauen. Aber da muss man wissen, wie das geht, und es kostet viel Zeit, die dann beim Schreiben wieder fehlt.

Nachdem die Büchse von Andorra (ist das nicht ein wunderschöner Begriff? Hörte ich gestern im Fernsehen) geöffnet wurde, habe ich nur die Hoffnung, dass der Markt das von selbst regelt. Für Kleinverlage und Selfpublisher weht ein rauer wind zur Zeit.

Trippelschritt
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Steffi am 22. Januar 2020, 10:03:36
Ganz ehrlich, ich bin nicht sicher, ob man etwas tun muss?

Der Markt an Fantasy-Literatur ist dank E-Books und SP unendlich größer und vielfältiger geworden, haben wir uns das nicht alle gewünscht? Natürlich ist es schwerer geworden, sich heute als Autor*in auf dem Markt zu positionieren, das sollte aber niemanden überraschen - schließlich bedeuet vereinfachtes Selfpublishing, dass jeder veröffentlichen darf. Dass mehr Leute den Mut fassen, ihre ungewöhnlichen Romane nicht erst den Umweg über Verlagsabsagen gehen zu lassen, sondern das Buch direkt anzubieten.

Ich bin Kleinverlagsautorin, meine Bücher wurden noch nie sonderlich gut verkauft weil die Konkurrenz eben so groß und stark ist. Das ist aber nicht der Fehler der anderen, sondern meiner - weil ich es nicht genug vermarktet habe, weil ich dachte, "das wird schon so laufen" und weil ich vielleicht einfach nicht das geschrieben habe, das Leute gerne lesen. Ich weiß noch, dass ich in jungen Jahren viel Fantasy gelesen habe, die ich heute nicht mehr anrühren würde, einfach, weil nichts anderes da war. Heute gibt es für jeden ein Plätzchen, der will, und das bedeutet, dass sich neue Möglichkeiten von Genres und Untergenres auftun, dass es Leute gibt, die divers und ungewöhnlich schreiben können, wie sie wollen, und eben dadurch ggfs. auch Leser abgreifen, die sonst aus der Not ein anderes Buch gekauft hätten.

Man kann jetzt darüber lamentieren, dass früher alles besser war, aber ehrlich: Ich wünsche mir die Zeiten nicht zurück. Ich mag die bunte Buchwelt und ich wünsche mir, dass sie noch bunter wird. Mein eigenes Stück vom Kuchen wird dadurch vermutlich zu einem Krümel werden, aber das ist nicht die Schuld der anderen Autor*innen und ganz sicher nicht die Schuld der Leser.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Marta am 22. Januar 2020, 10:07:23
Um ehrlich zu sein, bin ich komplett gegenteiliger Meinung. Hör's dir mal an, du kannst mir ja gern widersprechen.  ;D

Ich denke nicht, dass der Buchmarkt an sich selbst erstickt. Das impliziert einen begrenzten Raum, in dem er ersticken könnte. Der ist nur bei bedruckten Büchern gegeben, aufgrund von Druckkosten, Lagerkosten, begrenztem Raum in den Buchläden usw. Der E-Book-Markt, von dem du sprichst, ist unendlich. Und das halte ich für sehr gut.

Es gibt mehr Raum für Experimente, die Möglichkeit, unbekannte ältere Bücher zu lesen, die Möglichkeit, Nischen-Zielgruppen zu bedienen. Ein Leser, der eins deiner Bücher mag, kann sich gleich deine gesamte Backlist kaufen. Und keins der Bücher ist als E-Book je vergriffen oder wird nicht mehr nachgedruckt oder hat sonst eine der x Hürden, die zwischen dir und dem Leser (und seinem Geld) stehen.

Dass E-Books ewig bleiben, finde ich super. So kann ich auch in 20 Jahren noch Geld damit verdienen. Mit einem gedruckten Buch wäre das schwer. Die meisten verschwinden doch nach spätestens einem Jahr aus den Buchläden und werden irgendwann auch nicht mehr nachgedruckt.

Auch als Leserin profitiere ich von der "Ewigkeit" der E-Books. Ich habe letztens einen lesbischen Pulproman aus den 50ern gelesen, an den ich sonst nie gekommen wäre. Aber der Rechteinhaber hat beschlossen, das eher unbekannte Buch als E-Book zu veröffentlichen. Finde ich gut. Wie hätte ich das Buch sonst lesen können? Gar nicht. Ich hätte zufällig in einem amerikanischen Antiquariat darauf stoßen müssen. Wahrscheinlichkeit, dass das passiert: gering. Das Angebot ist so viel größer und bunter geworden. Und ja, auch schrecklicher. Aber das nehme ich lieber in Kauf als die Alternative.

Zitat2019 hab ich mit 8 Büchern am Markt (von denen bei 3 der Verlag nicht zahlt) weniger verdient, als 2014 mit nur dreien
Wenn der Verlag 2019 bei drei Büchern nicht zahlt, hattest du 2014 drei Bücher, mit denen du Geld verdient hast, und 2019 fünf. Also minus die drei, bei denen der Verlag nicht zahlt. Dann wundern mich die Zahlen nicht. Vor allem, wenn ein Teil der 2019er Bücher schon über fünf Jahre auf dem Markt ist. Was bei den Lesern gut ankommt und was nicht, ist bis zu einem gewissen Grad leider einfach Glück.

ZitatGanz ehrlich, ich will die Gatekeeper zurück.
Ich nicht. Dann wäre meine Autorenkarriere auf einen Schlag vorbei und ich müsste mir wieder einen "richtigen" Job suchen. Aber klar, meine Meinung ist davon geprägt, dass der E-Book-Markt, so, wie er gerade ist, sehr gut für mich funktioniert. Wenn er das für dich nicht tut, verstehe ich deinen Frust.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Sascha am 22. Januar 2020, 10:14:19
Ich war grad am Überlegen, ob ich das, woran ich jetzt sitze, vllt. als lange Reihe im SP rausbringe statt drei dicke Wälzer in einem schwer zu ergatternden Verlag. Wenn ich das so lese ... sinnlos.
Denn wer hat schon die Zeit für "richtiges" Marketing? Neben Brotjob und Familie geht das nicht. UNd den Brotjob braucht man, solange über die Bücher kein Geld reinkommt. Teufelskreis.
Also, Geld verdienen als Autor kann man dann wohl knicken, wenn man nicht von einem großen Verlag aufgebaut wird. Und das schaffen die wenigsten. Schade, eigentlich.
Vielfalt am Buchmarkt ist ja das eine, aber es kann halt auch jeder veröffentlichen, der kaum der deutschen Sprache mächtig ist. Ob das der Qualität so gut tut? (Ja, auch in großen Verlagen erscheinen manchmal Sachen, bei denen ich das Gruseln kriege. Aber doch vergleichsweise weniger. Und ich meine hier wirklich das Sprachliche, Handwerkliche. Inhalte sind dann ja noch Geschmackssache.)

Ah, da kam Marta. Bei Dir klappt das? Okay, aber Du hast auch keinen Brotjob, kannst also wesentlich mehr Zeit reinstecken.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Steffi am 22. Januar 2020, 10:23:54
@Sascha: @Marta braucht keinen "Brotjob" weil sie sich beim Schreiben und Marketing voll reinhängt und darum vom Schreiben leben kann.  ::)

Die Diskussion um die Qualität des SPs führen wir gefühlt, seit ich 2004 diesem Forum beigetreten bin. Natürlich gibt es unter den SPlern (und unter Verlagsautoren!) richtigen Müll. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, da Gatekeeping zu betreiben.

Wer mit dem Schreiben Geld verdienen will, dem bleibt immer noch der Weg über einen Publikumsverlag, wo es Vorschüsse und im besten (!) Fall Marketing gibt. Aber da wird sich dann auch wieder beschwert, dass die Großverlage keine ungewöhnlichen Stoffe nehmen, und dass man so mainstreamig schreiben muss ... ::) ::) ::)
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Dämmerungshexe am 22. Januar 2020, 10:28:17
Ich sehe das irgendwo in der Mitte - SP und die Vielfalt, die es Autoren und Lesern eröffnet finde ich sehr gut. Ich denke auch dass das auf Dauer dazu beitragen kann "den Markt" zu vergrößern - sprich neue Leute fürs Lesen zu begeistern.
Wo ich das Problem sehe ist nicht "der Markt" als solcher, sondern, die Art wie er strukturiert ist und dass eben trotz aller "Freiheit" noch eine gewisse Gatekeeper-Mentalität vorherrscht - "Qualität nur bei Verlagen" "Topseller-Listen" "Das muss man gelesen haben" "Nummer 1 bei Amazon" ... Eigentlich sind das alles Mittel, um das, was schon Geld bringt noch besser verkaufen zu können, anstatt allem die gleichen Chancen zu geben (sowohl Autoren, etwas zu verkaufen, als auch Lesern, etwas zu entdecken) - solange es um Gewinnmaximierung für die Gatekeeper geht, werden Autoren immer das Nachsehen haben.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Arcor am 22. Januar 2020, 11:09:20
Zitat von: Steffi am 22. Januar 2020, 10:23:54
@Sascha: @Marta braucht keinen "Brotjob" weil sie sich beim Schreiben und Marketing voll reinhängt und darum vom Schreiben leben kann.  ::)
Stimmt genau, aber das zeigt eben auch sehr anschaulich, wie SP funktioniert und "für wen" es etwas ist: Nämlich für jemanden wie @Marta, die - soweit ich das von Außen beurteilen kann - schnell viel in guter Qualität schreiben (also neuen Content liefern) kann, ihre Zielgruppe sehr gut kennt und deren Interessen trifft, sich gut selbst disziplinieren/zum Schreiben bringen kann und ein Händchen für Marketing hat (oder den Willen, sich da reinzufuchsen).
Für all das braucht es, weil man eben dafür Zeit braucht, auch den Mut, sich voll auf das Abenteuer SP einzulassen, weil es eben "nebenher" nicht gut funktioniert. Wer diesen Mut nicht hat und die Sicherheit eines geregelten Einkommens braucht oder wer auch sonst einfach langsam schreibt, kommt im SP, so wie es aktuell ist, wohl ziemlich schnell unter die Räder und ist dann entsprechend gefrustet.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Steffi am 22. Januar 2020, 11:14:37
Zitat von: Arcor am 22. Januar 2020, 11:09:20
Zitat von: Steffi am 22. Januar 2020, 10:23:54
@Sascha: @Marta braucht keinen "Brotjob" weil sie sich beim Schreiben und Marketing voll reinhängt und darum vom Schreiben leben kann.  ::)
Für all das braucht es, weil man eben dafür Zeit braucht, auch den Mut, sich voll auf das Abenteuer SP einzulassen, weil es eben "nebenher" nicht gut funktioniert. Wer diesen Mut nicht hat und die Sicherheit eines geregelten Einkommens braucht oder wer auch sonst einfach langsam schreibt, kommt im SP, so wie es aktuell ist, wohl ziemlich schnell unter die Räder und ist dann entsprechend gefrustet.

Da stimme ich dir voll zu. Wer vom Schreiben leben will, der muss wahnsinnig viel Arbeit und Zeit hinein stecken. Das gilt für SPler ebenso wie für Verlagsautoren.

Wer das - aus welchem Gründen auch immer - nicht leisten will oder kann (und dabei schließe ich mich selbst ein), der hat es deutlich schwerer, auf dem Buchmarkt gesehen zu werden. Ich verstehe den Frust, aber es nutzt überhaupt nichts, irgendwem - und sei es der Buchbranche - den schwarzen Peter zuzuschieben.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: FeeamPC am 22. Januar 2020, 11:40:52
Es ist nicht der Buchmarkt alleine, der im Umbruch ist. Es ist der komplette Medien- und Informationsbereich, in dem sich derzeit die Kunden noch orientieren, hier probieren, da probieren, in dem einige Haifische herumschwimmen und Mist bauen, der dann entweder anderen den Weg zum Erfolg versperrt oder der frustrierte Leser mit Vorurteilen vollstopft, einige Muränen sind dabei, die gnadenlos jedes Schlupfloch für illegales Abfischen nutzen, auch durch Klickfarmen und ausspielen der Amazon-Bedingungen, und ganz viele kleine Fische, die nicht wissen, in welche Richtung sie schwimmen müssen. Wozu, wenn wir ehrlich sind, fast alle hier im Tintenzirkel gehören, egel, ob Verlagsautoren, Selfpublisher, Verleger oder unveröffentlichte Autoren.
Aber, bei allem Mist, der sich anhäuft: Ohne diesen Umbruch würde ich weder Autorin noch Verlegerin sein, und ich denke, das geht einigen ähnlich.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Mindi am 22. Januar 2020, 11:55:09
Zitat von: Sascha am 22. Januar 2020, 10:14:19
Also, Geld verdienen als Autor kann man dann wohl knicken, wenn man nicht von einem großen Verlag aufgebaut wird. Und das schaffen die wenigsten. Schade, eigentlich.

Wobei das auch andersherum geht. Erfolg im SP, der zu einem Verlagsvertrag führt und dadurch noch mehr Sichtbarkeit. Wobei das auch wieder bei dem "Phänomen" ist, dass auch @Dämmerungshexe bereits beschrieben hat: Dass die, die sich gut verkaufen, weiter gepusht werden, damit sie noch mehr verkaufen können. Bei Marah Woolfs Angelussage ist mir das letztes Jahr z.B. aufgefallen. Erschienen im SP, mittlerweile bei Piper als Taschenbuch erhältlich.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Vidora am 22. Januar 2020, 12:06:15
Ich sehe, was du meinst. Ich finde die Flut an Neuerscheinungen krass, aber ich möchte die Gatekeeper trotzdem nicht zurück, weil für mich das Positive überwiegt. Dass jeder veröffentlichen kann, schafft eine Bühne für mehr Themen- und Ideenvielfalt, was ich sehr begrüße. Dass gleichzeitig natürlich auch viel trashiges Zeug auf dem Markt herumschwimmt, ist eine Begleiterscheinung, die mich zwar immer mal wieder frustriert, mit der ich aber leben kann. Vielleicht wären ein paar mehr Filtermöglichkeiten und eine bessere Kategorisierung bei Amazon gute Schritte, das ganze zumindest übersichtlicher zu machen und das, was einem gefallen könnte, leichter zu finden.

Ich bin zwar bei einem Kleinverlag, aber konzentriere mich vorrangig auf SP und bin auch eine von denen, die oft veröffentlichen (ca. 6 Romane im Jahr plus vielleicht mal eine Novelle oder Kurzgeschichte). Für mich funktioniert es. Ich habe meinen Brotjob gekündigt, um mich der Sache wirklich widmen zu können und bin noch nicht verhungert, aber ich stimme zu 100 Prozent zu, dass das nicht für jeden funktionieren wird.

Auf die weitere Entwicklung des Buchmarktes bin ich sehr gespannt.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Snöblumma am 22. Januar 2020, 12:06:56
Zitat von: Steffi am 22. Januar 2020, 11:14:37
Wer das - aus welchem Gründen auch immer - nicht leisten will oder kann (und dabei schließe ich mich selbst ein), der hat es deutlich schwerer, auf dem Buchmarkt gesehen zu werden. Ich verstehe den Frust, aber es nutzt überhaupt nichts, irgendwem - und sei es der Buchbranche - den schwarzen Peter zuzuschieben.

Ich würde hier vehement widersprechen. War das nicht schon immer so, dass man es sich leisten können musste, Kunst in welcher Form auch immer zu produzieren? Hatten nicht auch früher viele Schriftsteller/Künstler wohlhabende Eltern (die Herren Mann, z.B.), einen lukrativen und/oder jedenfalls sicheren Brotjob (ein gewisser Herr namens Goethe, oder auch ein Gottfried Benn, etc. etc.), einen Mäzen (so ungefähr jeder Maler, der für einen bestimmten Landesherren arbeitete)? Wie viele Menschen früher im Traum nicht daran gedacht haben, Kunst zu schaffen, weil sie es sich schlicht nicht leisten konnten, sondern zusehen mussten, wie sie ihr täglich Brot verdienten, werden wir nie erfahren. Und wie viele eben für den Hausgebrauch ein bisschen gedichtet / gemalt / gestickt / etc. haben, auch das werden wir mangels Reichweite nie herausfinden.

Um zum Thema des Buchmarktes zurückzukommen: Ich sehe das ein wenig zweischneidig - die Möglichkeiten sind grandios, es geht wahnsinnig schnell, etwas zu veröffentlichen, und die Flut wächst. Es ist schwerer geworden, sich ein Buch auszusuchen, weil man so viele Möglichkeiten hat (dafür findet man auch endlich etwas, das zur eigenen Nische passt), niemand kontrolliert von Vornherein die Qualität. Gerade die Qualität bei vielen SP-Büchern leidet aus meiner Sicht wirklich, und da nehme ich meine eigenen Machwerke nicht aus. Der Markt honoriert ein gutes Lektorat jedenfalls in Viellesergenres nicht unbedingt, solange die Story stimmt, also streicht man das als erstes. Aber noch jedes Buch hat durch ein gutes Lektorat gewonnen, von daher: Ja, ich glaube ziemlich fest daran, dass die Qualität von SP-Büchern im Schnitt schlechter ist als die von Verlagsbüchern, v.a. in handwerklicher Sicht.

Andererseits: Der Markt honoriert diese Feinheiten eben nicht. Also schließe ich daraus, dass diese Feinheiten vielleicht nicht in alle Genres das sind, was die Leute suchen. Warum also nicht akzeptieren, dass der ein oder andere "Mangel" eben nur von Fachleuten erkannt wird, der großen Masse an Lesern, die unterhalten wollen werden, schlicht egal ist? Das ist eben eine andere Art von Kunst, die man hier schafft. Nicht die "große", verkopfte Kunst, sondern Unterhaltungs-Kunst. Schöne Abende für diejenigen, die einfach mal abschalten wollen, was schwer genug zu schaffen ist. Für die kunstvolleren Bücher dagegen findet sich eine andere Nische, die eben noch kleiner ist (und vermutlich auch nie größer war, weil der Anteil an Menschen, die einfach nur abschalten wollen, vermutlich schlicht höher ist als der Anteil an Menschen, die in ihrer alltäglichen Lektüre mehr erwarten).

Was mich eher immer wieder verblüfft, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Literaturschaffende sich selbst ausbeuten, und das m.E. vollkommen ohne Grund. Die meisten SPler-Rechnungen gehen am Ende des Tages vermutlich nur auf, weil die Krankenversicherung des Lebenspartners da ist, die Altersversorgung über irgendeine andere Quelle läuft, etc. etc. Sprich: Die Preise sind nicht vernünftig kalkuliert, sondern eher Liebhaberei. Warum? Weil alle so günstig anbieten, klar. Aber wenn diese ominösen "Alle" insgesamt vernünftig kalkulieren würden, dann wäre es nie zu dieser Dumping-Preisentwicklung gekommen. Schließlich braucht der Markt auch Contentlieferanten, von daher ist eine gewisse Marktmacht in der Masse ja durchaus vorhanden.

Ich für mich persönlich finde die Möglichkeiten, die SP bietet, wahnsinnig spannend. Klar, ich schaffe es nicht, neben dem Brotjob etwas aufzubauen, von dem ich leben könnte. Aber immerhin versauern meine Geschichten nicht in der virtuellen Schublade, sondern haben die Chance auf wenigstens ein paar Leser. Das ist mehr, als ich ohne SP bekommen könnte. Und andersherum finde ich immer wieder Bücher, die mir wirklich gefallen, und muss nicht das lesen, was Marketingabteilungen in großen Verlagen gerade toll finden. Ja, die Bücher verschwinden in der Masse, aber immerhin sind sie in der Welt (ob das nun die Welt bereichert oder nicht, das mögen andere entscheiden - aber ich finde es schön, dass die Möglichkeiten für Bücher da sind). Ich muss mich eben damit abfinden, dass es immer ein Hobby bleiben wird.

Ob man etwas gegen die Bücherflut tun sollte? Ich denke, es wird sich schon selbst regulieren. Die Leser brauchen Orientierung, wollen die für sie jeweils passenden Bücher finden, ohne lange zu suchen, und ein gewisses Qualitätsniveau wollen Leser normalerweise ebenfalls vorfinden, sonst wird es abgestraft. Von daher glaube ich, wird der Markt sich schon zurechtruckeln, wir leben eben in einer Phase, in der alles neu ist und keiner so recht weiß, wie er diese Möglichkeiten wirklich nachhaltig nutzen kann, die sich bieten. Wenn, dann eher von Autorenseite: Zusammenhalten, sich organisieren, keine Dumpingpreisstrategien unterstützen, Kollegen nicht bewusst schädigen, etc. etc. Das ist viel hilfreicher als nach Regulierung zu rufen. Weil: Ohne Autoren kann selbst Amazon nicht.



Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Steffi am 22. Januar 2020, 12:19:27
Zitat von: Snöblumma am 22. Januar 2020, 12:06:56
Zitat von: Steffi am 22. Januar 2020, 11:14:37
Wer das - aus welchem Gründen auch immer - nicht leisten will oder kann (und dabei schließe ich mich selbst ein), der hat es deutlich schwerer, auf dem Buchmarkt gesehen zu werden. Ich verstehe den Frust, aber es nutzt überhaupt nichts, irgendwem - und sei es der Buchbranche - den schwarzen Peter zuzuschieben.

Ich würde hier vehement widersprechen. War das nicht schon immer so, dass man es sich leisten können musste, Kunst in welcher Form auch immer zu produzieren?

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, inwiefern das meiner Aussage widerspricht?

Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Snöblumma am 22. Januar 2020, 13:21:23
Ich hatte dich so verstanden, als wäre das in deinen Augen etwas neues, dass man nicht vom Schreiben leben kann. Und das ist es für mich gerade nicht. Es wird halt auch nicht besser, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Kaeptn am 22. Januar 2020, 13:26:22
Das mit den "Gatekeepern zurück", war etwas unglücklich formuliert. Natürlich finde ich es gut, wenn mehr Leute veröffentlichen und es mehr Vielfalt gibt, aber muss wirklich alles ewig verfügbar bleiben? Wer soll sich in dem Dschungel in 4-5 Jahren denn noch irgendwie auskennen? Die Kunden sehen doch nur noch, was aus der Masse hervorsticht, und dann bringt Vielfalt eben auch nix, wenn die im Schatten der erfolgreichen verkümmert und nicht gefunden wird.

Ich will nicht vom Schreiben leben, den Traum hab ich mir längst abgeschminkt, zumal mir dazu was das Schreiben angeht sowohl die Disziplin als auch der Anpassungswille an eine bestimmte Zielgruppe fehlen. Aber wenn ich mit jedem neuen Buch WENIGER statt mehr verkaufe (und das betrifft ja nicht nur mich oder SPler, jede Menge Verlagsautoren klagen ja auch) und wenn ich als SPler draufzahle, weil die Kosten für Cover/Lektorat nicht reinkommen, dann kann ich meine Geschichten lieber kostenlos bei Wattpad raushauen (und auch da nicht gefunden werden).

Generell glaube ich einfach nicht, dass das Überangebot irgendeinem Marktteilnehmer gut tut, weder uns Autoren (Viel Zeit in Marketing investieren, möglichst viel schreiben/veröffentlichen, Preisdruck), noch den Verlagen (siehe Pleitewelle bei Kleinverlagen) und auch nicht dem Leser der total erschlagen wird und selbst wenn er sich von Blogs... beraten lässt, gar nicht mehr hinterherkommt.
Ja, es gibt mehr Vielfalt, aber mancher begabter Autor (und ich rede jetzt NICHT von mir selbst) schmeißt vielleicht frustriert hin, weil er nach 1-2 Misserfolgen keine Lust mehr hat, das ist aus Lesersicht auch schade.

Ob und wie der Markt das regelt... da bin ich gespannt - und skeptisch.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alana am 22. Januar 2020, 13:42:07
Warum sollte das nicht verfügbar bleiben? Bücher, die sich nicht gut verkaufen, werden sich auch nicht besser verkaufen, nur weil es statt 10 Millionen nur 5 Millionen im Angebot gibt. Außerdem ist der sogenannte "Long Tail" Amazons Verkaufsstrategie Nr. 1 und auch ich verdiene an meiner Backlist immer noch ein paar hundert Euro pro Jahr.

Ich denke, dass Autoren allgemein heute viel mehr Chancen haben als früher und meine, dass ich auch mal gelesen habe, dass heute viel mehr Autoren vom Schreiben leben können als vor dem Wandel des Marktes hin zum SP. Wer bereit ist, Arbeit zu investieren, auch in Bereichen, die nichts mit dem Schreiben zu tun haben, hat heute viel mehr Chancen und Möglichkeiten, nicht nur, Bücher zu veröffentlichen und zu verkaufen, sondern auch, bei Verlagen unterzukommen.

Was man tun kann? Sich schlau machen, wie man diese Chancen nutzen kann und dann Arbeit und Geld investieren, um genau das zu tun.

Bücher schreiben kann ein Hobby sein oder eben ein Business und wenn es ein Business ist, dann sollte man sich klar machen, dass die meisten StartUps in den ersten 5 bis 10 Jahren 0 Gewinn machen, weil sie alle Erlöse sofort reinvestieren. Als Künstler tut man sich einen großen Gefallen, wenn man das auch so sieht, und nach Möglichkeiten sucht, sein Kapital sinnvoll und gewinnbringend zu investieren bzw. alles Mögliche zu testen. Man kann auch als Autor einfach nicht erwarten, dass man ein Produkt auf den Markt wirft und es sich von allein verkauft. Das war noch nie so und wird auch nie so sein.

Wichtig ist halt, dass man sich wirklich schlau macht und sein Kapital dort investiert, wo es auch wirklich was nutzt. Gerade am Anfang ist es oft nicht so sinnvoll, Kapital in direkte Verkäufe zu investieren, sondern in den Markenaufbau etc.

Als Autor hat man heute viel mehr Möglichkeiten, selbst darauf einzuwirken, wie viel Erfolg man hat. Man hat den direkten Kontakt zu den Lesern, kann rausfinden, was sich verkaufen lässt und was nicht. Nein, ich möchte nicht zurück. Wirklich nicht.

Und was Verlage angeht: Verlage sind keine Dienstleister, die uns hofieren sollten. Verlage sind Geschäftspartner, mit denen wir zusammen arbeiten. Vorher genau zu klären, was man vom Verlag bekommt und was man selbst tun kann und will bzw. muss, wenn man einen bestimmten Vertrag unterschreibt, ist wichtig. (Und teilweise hartes Lehrgeld.)

Also: nicht verzagen, sondern die Chancen nutzen, die wir heute haben.  :vibes:
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Amber am 22. Januar 2020, 14:55:00
Zitat von: Alana am 22. Januar 2020, 13:42:07
dass ich auch mal gelesen habe, dass heute viel mehr Autoren vom Schreiben leben können als vor dem Wandel des Marktes hin zum SP.

Ich habe gelesen, dass es mehr oder weniger gleich geblieben sei, weil parallel zum Selfpublishing-Boom bei den Verlagen die Midlist weggebrochen ist. Aber dazu fehlt auch mir eine Quelle.

Erfolgreiche Selfpublisher (= solche, die davon leben können) sind in den letzten Jahren stark an die Öffentlichkeit gegangen, durch Testimonials auf Amazon, Berichterstattung in Medien etc. Ich denke, das verzerrt das Bild vom Selfpublising-Markt einfach sehr. Früher hatten Berufsautorinnen und -autoren viel weniger oder gar keinen Kontakt zu ihren Leser*innen, auch weniger direkte Öffentlichkeit, das Marketing der Verlage richtete sich in erster Linie an Buchhandlungen. Dafür hat es offenbar meistens gereicht, sein Buch in der Buchhandlung stehen zu haben, damit es gekauft wurde.

Es ist meines Erachtens alles eine Frage der Perspektive, ob man, sowohl als auch Autor*in als auch als Leser*in sich hier eher auf der Gewinner- oder eher auf der Verliererseite erlebt.

Wenn ich heute New Adult Romance schreiben würde, wäre ich wahrscheinlich optimistisch gestimmt. Aber das kann natürlich nicht jeder schreiben, und zweitens hilft es, wenn man dabei jung, weiblich, attraktiv und social-media-affin ist (und dazu auch noch bereit, sehr hart zu arbeiten!). Das meine ich absolut nicht negativ, denn mit diesem Genre verdiene ich als Lektorin und Übersetzerin derzeit vorrangig meine Brötchen ...
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Sascha am 22. Januar 2020, 15:31:16
Zitat von: Steffi am 22. Januar 2020, 10:23:54
@Sascha: @Marta braucht keinen "Brotjob" weil sie sich beim Schreiben und Marketing voll reinhängt und darum vom Schreiben leben kann.  ::)
Jaja, das war mir schon klar. Aber genau das meine ich: Man muß vom Schreiben leben können, um genug Zeit zu haben, vom Schreiben zu leben. Oder man braucht einen satten Lottogewinn ...
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Marta am 22. Januar 2020, 21:48:41
ZitatMan muß vom Schreiben leben können, um genug Zeit zu haben, vom Schreiben zu leben. Oder man braucht einen satten Lottogewinn ...
Es geht tatsächlich auch ohne.  ;D Solange man noch das Brotjob-Gehalt hat, braucht man ja kein weiteres Voll-Gehalt als Autor. Nur ein paar Jahre, um herauszufinden, wie viel man in welcher Zeit schreiben kann und wie viel pro Veröffentlichung ungefähr rumkommt. Ich habe jahrelang neben dem Brotjob 2 bis 3 Stunden täglich geschrieben (am Wochenende natürlich mehr), Kurse gemacht, Bücher gelesen, Videos geschaut, um besser zu werden, für Lektorate gezahlt, veröffentlicht ... Als ich mich selbständig gemacht habe, wusste ich ungefähr, wie viele Bücher ich im Jahr schreiben muss, um über die Runden zu kommen (und war handwerklich ungefähr da, wo ich sein musste).

Zugegeben: Ich hätte das zeitlich nicht geschafft, wenn ich damals schon Kinder gehabt hätte. Also ich. Es gibt genug toughere Leute als mich, die das irgendwie hinkriegen. Und dann auch noch mehr Wörter im Jahr schreiben als ich. Frechheit.  ;D

Ich finde das E-Book-Modell eigentlich entspannter als das alte. Weil ein Buch für immer entdeckt werden kann. Weil ich auch in 20, 30 Jahren noch Geld mit den Büchern verdienen werde. Weil ich Marketing betreiben kann, aber nicht muss. Nicht jetzt. Man kann auch in Ruhe 10 Bücher schreiben und veröffentlichen und dann erst Werbung schalten. Die sich dann gleich auf alle Bücher auswirkt statt nur auf eins. Oder auf 100, wenn man Dean Wesley Smith ist. Hat er wohl echt so gemacht.

Und, wie @Alana schon meinte: Es ist normal, dass es ein paar Jahre dauert. Auch mal zehn oder mehr.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alina am 23. Januar 2020, 08:52:44
ZitatDas impliziert einen begrenzten Raum, in dem er ersticken könnte. Der ist nur bei bedruckten Büchern gegeben, aufgrund von Druckkosten, Lagerkosten, begrenztem Raum in den Buchläden usw. Der E-Book-Markt, von dem du sprichst, ist unendlich.
Naja, ich denke, das was begrenzt ist, das ist die Nachfrage. Es gibt soundsoviele Leser, die gerne ein bestimmtes Genre lesen, und die lesen soundsoviele Bücher im Jahr. Die Menge an gelesenen Büchern ist sicher Schwankungen unterworfen, aber so stark ändert sie sich dann auch nicht. Und wenn immer mehr Autoren auf den Markt drängen, und es sind ja viele sehr gute Autoren dabei, dann wird es für den einzelnen Autor schon schwerer, Leser zu finden, denke ich.

ZitatGenerell glaube ich einfach nicht, dass das Überangebot irgendeinem Marktteilnehmer gut tut, weder uns Autoren (Viel Zeit in Marketing investieren, möglichst viel schreiben/veröffentlichen, Preisdruck), noch den Verlagen (siehe Pleitewelle bei Kleinverlagen) und auch nicht dem Leser der total erschlagen wird und selbst wenn er sich von Blogs... beraten lässt, gar nicht mehr hinterherkommt.
Also jetzt mal rein aus Lesersicht gesprochen: Als Leserin möchte ich in erster Linie gute Bücher lesen, ich habe nicht das Ziel, irgendwo hinterherzukommen. Ich möchte so in die Geschichte reingezogen werden, dass ich das Buch gar nicht aus der Hand legen will, dass ich mich richtig darauf freue, noch ein Stück in meinem Buch weiterlesen zu können. Und da profitiere ich schon von dem größeren Angebot. Ja, es stimmt, dass es der Markt sehr unübersichtlich geworden ist. Aber ich habe als Leserin viele Möglichkeiten, mich zu orientieren, ich kann wie bisher Bücher nehmen, die von größeren Verlagen herausgegeben sind, ich kann gucken, welche Bücher andere Leser gut fanden (und viele gute Bewertungen haben), ich kann mir Rezensionen oder Leseproben durchlesen. Auf diese Weise kann ich die Geschichten finden, die meinen persönlichen Vorlieben besonders gut entsprechen. Also aus Lesersicht gesehen ist dieses große Angebot  sehr positiv, finde ich.

Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Kaeptn am 23. Januar 2020, 09:34:03
@Alina: Mit hinterherkommen meinte ich, dass es viel mehr interessante Bücher gibt, als man lesen kann. Mein SuB wächst und wächst, von der Liste der "klingt interessant, vielleicht mal kaufen"-Titel ganz zu schweigen, aber viele Titel werden da auf ewig versauern, weil jeden Monat viel mehr interessante Titel hinzukommen, als ich weggelesen habe (ich schaffe nur 2 Bücher/Monat, aber ich denke damit bin ich ein "Normalleser").
Schon alle Neuerscheinungen meiner Lieblingsautoren zu lesen, schaffe ich kaum noch. Und andererseits führt das eben auch zu, dass jeder Autor, der mich einmal enttäuscht, gnadenlos ausgesiebt wird, es gibt einfach zu viele andere.

Gerade das empfinde ich als Autor wiederum als Druck und deswegen würde ich mich auch nie trauen, so viele Bücher im Jahr zu schreiben. Klar, vor allem, weil ich kein Vielschreiber bin (auch wenn ich meine 1000 Wörter pro Tag in 45 Minuten schaffe, wenn ich will, aber dann hab ich auch meist keine Lust mehr), sondern einfach, weil ich nie genug von meinen Ideen überzeugt bin, um mehr als eine/Jahr für veröffentlichungswürdig zu halten, auch aus der Sorge heraus, dass ein schwaches Buch mich meine ohnehin eher mickrige Fanbase kosten kann.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Sascha am 23. Januar 2020, 09:37:36
@Marta: Ja, da hattest Du Glück, daß Du damals noch die Zeit hattest. Ich bin froh, wenn ich wenigstens am Wochenende mal zum Schreiben komme oder jetzt über Weihnachten, als ich mir einfach mal frech ein paar freie Tage genommen habe. Ansonsten ist mein Tag ausgefüllt mit Arbeit, Haushalt, den Kindern bei Hausaufgaben helfen oder sie auf Prüfungen vorbereiten usw. Da auch noch Zeit für Marketing-Aktionen zu verballern ist absolut undenkbar. Davon ab, daß mir das null Komma garnicht liegt. Als Autor sollte ich mich aufs Schreiben konzentrieren können und mich nicht noch auf FB & Co. rumtreiben müssen.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Kaeptn am 23. Januar 2020, 09:43:27
Zitat von: Sascha am 23. Januar 2020, 09:37:36
Da auch noch Zeit für Marketing-Aktionen zu verballern ist absolut undenkbar. Davon ab, daß mir das null Komma garnicht liegt. Als Autor sollte ich mich aufs Schreiben konzentrieren können und mich nicht noch auf FB & Co. rumtreiben müssen.

Ich denke, das ist genau das, was uns beide von Marta oder Alana unterscheidet. Die beiden haben offensichtlich (wenigstens in Maßen) Freude am Marketing und auch Geduld, bis das fruchtet. Beides muss man als SPler wohl mitbringen, weswegen Leute wie wir uns da eben nicht so zurechtfinden. Wir sind in Kleinverlagen wohl besser aufgehoben, nur wird es da durch die aktuelle Krise, schwarze Schafe... eben auch nicht einfacher, einen Platz zu ergattern.

Letztlich stimmt es sogar, dass man als SPler mehr einnimmt, als in Kleinverlagen, also rein vom Umsatz her. Problem ist eben nur, dass man erstmal investieren und dabei das Risiko eingehen muss, dass diese Investition nie wieder reinkommt. Auch das ist eine Mentalitätsfrage.

Ich denke @Amber hat es gut zusammengefasst: Einige finden sich in der aktuellen Marktsituation gut zurecht, haben sich an die Gegebenheiten angepasst und bringen die nötigen Fähigkeiten und die Geduld mit, andere eben nicht. Und für die ist die Marktsituation schlecht mit der Aussicht auf noch schlechter.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Lothen am 23. Januar 2020, 10:06:26
Ehrlich gesagt sehe ich am Buchmarkt keinen eklatanten Unterschied zu jedem anderen Business auch. Wie Alana sagte, als Autor*in erfolgreich zu werden ist letztlich nichts anderes, als ein 1-Mann*Frau-Startup zu gründen.

Sagen wir, ich möchte selbst gehäkelte Topflappen verkaufen. Dann habe ich mehrere Möglichkeiten. Ich kann einfach einen Tisch beim Flohmarkt oder bei kleinen Handwerker-Märkten in der Region aufstellen und kriege damit vielleicht, wenn's gut läuft, die Materialkosten rein. Ich kann auch einen Shop bei Etsy einrichten und online verkaufen, ohne Werbung stolpern vielleicht 3-4 Menschen über die Topflappen und kaufen sie. Auch schön. Leben kann man davon nicht. Aber man hat ein schönes Hobby und kann ein paar Leute glücklich machen.

Wenn ich aber ein echtes Topflappen-Business aufbauen will, dann muss ich halt Arbeit, Zeit und Geld investieren. Ich muss entweder einen Großabnehmer finden, der meine Topflappen verkauft oder meine Idee haben will, dann muss ich aber auch genug davon produzieren können und die Qualität muss stimmen. Oder ich mache mich selbständig und promote meine Topflappen online, so richtig im großen Stil. Das kostet Geld und Zeit, die ich investieren muss.

Niemand würde sich hinstellen und sagen: "Mann, ich will mit meinen Topflappen reich werden, aber ich will nichts dafür tun, kein Geld investieren und keine Risiken eingehen müssen." Das hat wenig Aussicht auf Erfolg. Wieso sollte das auf dem Buchmarkt anders sein?

Das Schöne ist doch, dass der Buchmarkt mittlerweile viele Optionen bietet, Leser*innen zu erreichen und Bücher zu verkaufen, zumindest im kleinen Stil. Wer glücklich damit ist, ein paar Leser*innen zu finden, sich ein kleines Standing zu erarbeiten, vielleicht mal eine Lesung zu haben, der findet diesen Weg auf die eine oder andere Weise. Das ist super. Aber Erfolg fällt nicht vom Himmel, auch auf dem Buchmarkt nicht. Da gehört eine Menge mehr dazu als "nur" gute Bücher zu schreiben, z.B. die richtige Portion Glück, gutes Timing, passende Zielgruppe und so weiter. Manches davon hat man in der Hand, vieles leider nicht. Letztlich bleibt der Buchmarkt ein Russisch-Roulette-Spiel.

Ich glaube aber ehrlich gesagt nicht, dass das "früher" anders war. Mittlerweile kann man sich mit entsprechendem Know-How und Investment ein gutes Standing als Selfpublisher*in erarbeiten, früher war man 100 % auf das Wohlwollen der Verlage und des Buchmarks angewiesen. Mit allen Gatekeeping-Nachteilen, die das mit sich bringt, auch für Autor*innen. Ich vermute, der Gedanke "ich schreibe ein Buch und dann läuft alles von alleine" ist schon immer eher Wunschtraum als Realität gewesen.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Steffi am 23. Januar 2020, 12:13:08
Zitat von: Lothen am 23. Januar 2020, 10:06:26
Niemand würde sich hinstellen und sagen: "Mann, ich will mit meinen Topflappen reich werden, aber ich will nichts dafür tun, kein Geld investieren und keine Risiken eingehen müssen." Das hat wenig Aussicht auf Erfolg. Wieso sollte das auf dem Buchmarkt anders sein?

Schade, dass man hier keine Gifs einblenden kann, ich fürchte, ich kann dich ohne nicht gebührend feiern  ;D

@Sascha Ich möchte nur drauf hinweisen, dass sehr viele Autor*innen noch nebenbei arbeiten, im Zweifelsfall Kinder haben und trotzdem Marketingaktionen schaffen. ::)

Nochmal, es ist völlig legitim, wenn man keine Lust hat, sich neben dem stressigen Alltag und dem Schreiben noch in Marketing-Aktionen zu stürzen und sich da aufzureiben. Verstehe ich völlig, ich hab auch nicht sonderlich Bock drauf und ich vermute stark, dass längst nicht jeder, der sich gut über Instagram verkaufen kann, das auch leidenschaftlich gerne tut und nicht viel lieber gerade schreiben würde. Es nutzt m.E.n. aber auch nichts, jetzt "der guten alten Zeit" nachzutrauern, als Verlage noch meinten, ein Fantasyautor pro Programm reiche dicke.

Die entscheidende Frage ist die, die Alana und Lothen bereits angesprochen haben: Sieht man das Schreiben als Business, oder als Hobby?

Zumal jeder und jede hier genau so ein Rädchen im Buch-Business ist wie diejenigen, über die hier gerade die Nase gerümpft wird. Ich meine, die konsequenteste Reaktion derjenigen, die den Markt zu überschwemmt finden wäre ja, die eigenen Bücher vom Markt zu ziehen und ab sofort nur noch fürs eigene Kämmerlein zu schreiben. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das wird nicht passieren ;)
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alana am 23. Januar 2020, 12:23:21
Ich verstehe auch wirklich jeden, der keine Zeit oder Lust für Marketing hat. Aber wer trotzdem Bücher verkaufen möchte, muss dann eben andere Lösungen finden. Man hat z.b. immer die Möglichkeit, eine Agentur oder einen virtuellen Assistenten dafür zu bezahlen, dass er das Marketing für einen macht. Das kostet natürlich ein bisschen was, aber solche Investitionen sind z.b. im Startup Bereich völlig normal. Da ist halt wieder die Frage, wie professionell will man das angehen und was ist es einem wert.

Ich habe mir jetzt auch eine VA gesucht, die mir in Zukunft Landing Pages für meine Website etc. machen soll. Instagram und Facebook hingegen mache ich auf jeden Fall selbst.

Und ich bin übrigens Verlagsautor, hab noch nie was im SP gemacht und habe es in nächster Zeit auch nicht vor, obwohl es mich prinzipiell schon reizen würde. :)
Zitat
Zumal jeder und jede hier genau so ein Rädchen im Buch-Business ist wie diejenigen, über die hier gerade die Nase gerümpft wird. Ich meine, die konsequenteste Reaktion derjenigen, die den Markt zu überschwemmt finden wäre ja, die eigenen Bücher vom Markt zu ziehen und ab sofort nur noch fürs eigene Kämmerlein zu schreiben. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, das wird nicht passieren

😁 Genau. Und wie gesagt: es würde in meinen Augen auch nichts helfen.

@Lothen: genialer Vergleich.  :rofl:
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Coppelia am 23. Januar 2020, 12:38:17
Den Aspekt, jemand anders für das Marketing zu bezahlen, finde ich total interessant. Ich habe mich schon gefragt, ob das tatsächlich für Privatpersonen infrage kommt. Ob ich damit Plus machen kann, bezweifle ich, aber trotzdem würde es mich sehr interessieren. Das könnte ich mir eher vorstellen, als mich komplett selbst zu vermarkten.

Was mich an der Diskussion immer ein bisschen stört (aber vielleicht verstehe ich das auch falsch) ist dieser Aspekt von "Wenn du es nicht geschafft hast, hast du dich nur nicht genug angestrengt", der für mich da manchmal durchschimmert.
Ich z. B. strenge mich immer extrem an, aber wohl irgendwie "falsch". Aber ich stehe z. B. täglich gegen 5/halb 5 auf, um vor der Arbeit noch was für die Autoren"karriere" zu machen. ;) Ich "erwarte" dafür nichts, hoffe aber trotzdem, dass sich die Anstrengung doch irgendwann noch mal auswirkt.

Es ist auch nicht so, als könne man immer und grundsätzlich die Prioritäten im Leben selbst bestimmen.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Sascha am 23. Januar 2020, 12:58:33
Zitat von: Steffi am 23. Januar 2020, 12:13:08
@Sascha Ich möchte nur drauf hinweisen, dass sehr viele Autor*innen noch nebenbei arbeiten, im Zweifelsfall Kinder haben und trotzdem Marketingaktionen schaffen. ::)
Dann wage ich zu behaupten, daß irgendwas anderes auf der Strecke bleibt. Die Kinder, der Partner, die Gesundheit ... Ich kann mich schon so nicht ausreichend um die Familie kümmern, müßte eigentlich wöchentlich viele Stunden für die Kinder da sein, und meine Frau will auch was von mir haben. Geht eh schon nicht alles. Aber andere haben vielleicht pflegeleichtere Kinder oder Partner, die sich mit wenig Aufmerksamkeit zufrieden geben.
Nebenbei hab ich als Selbständiger halt auch keinen Urlaub. Ein paar Tage um Weihnachten konnte ich mir erkämpfen, aber mehr ist eben nicht.

Zitat von: Coppelia am 23. Januar 2020, 12:38:17
Es ist auch nicht so, als könne man immer und grundsätzlich die Prioritäten im Leben selbst bestimmen.
Ebendieses ...

Aber das führt jetzt alles viel zu sehr vom Threadthema weg.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alana am 23. Januar 2020, 13:00:14
ZitatWas mich an der Diskussion immer ein bisschen stört (aber vielleicht verstehe ich das auch falsch) ist dieser Aspekt von "Wenn du es nicht geschafft hast, hast du dich nur nicht genug angestrengt", der für mich da manchmal durchschimmert.

Falls das von meiner Seite aus so rüberkommt, tut es mir leid.  :knuddel: So meine ich das nicht. Aber bei mir kommt immer an, dass Leute Bücher verkaufen wollen, ohne was dafür zu tun. Und als jemand, der extrem viel Zeit (und Geld) in Marketing und das Lernen von Marketing (es ist ein Handwerk und ein schwieriges noch dazu) investiert, ist das für mich immer sehr unschön. Bzw. ich versuche einfach, aufzuklären und Tipps zu geben, so gut ich kann. Eben damit jemand, der wenig Zeit zur Verfügung hat, sie vielleicht in Zukunft an den richtigen Stellen investieren kann, weil ich selbst weiß, wie schlimm es ist, wenn man viel Zeit investiert und die Anstrengung dann nicht fruchtet.

Selbstverständlich hat man Erfolg nicht immer selbst in der Hand und selbstverständlich ist investierte Zeit nicht immer gleich zufriedenstellende Ergebnisse. Tatsächlich ist es häufiger so, dass man gefrustet ist und daran verzeifelt, bis man irgendwann eine Möglichkeit findet, wie es eben vielleicht doch funktioniert. Try and Error auf höchstem Level.

Ich denke auch, man sollte sich die Frage von Schuld nicht stellen, sondern eher die: was ist mein Ziel und was kann ich aktiv in der mir zur Verfügung stehenden Zeit tun, um das zu erreichen? Ich habe in der Vergangenheit sehr viel Zeit damit verbracht, Videos über Zielsetzung zu schauen. Fast alle Hörbücher, die ich höre, beschäftigen sich mit Marketing, Arbeitstechniken, Business-Strategie etc. Ist das ein Erfolgsgarant? Nein. Nicht mal großes Verlagsmarketing gibt einem eine Garantie. Es kann immer schief gehen. Aber ich will einfach mein möglichstes beitragen, damit das eben nicht passiert, und meine Zeit und mein Geld so schlau wie möglich einsetzen, um meine Ziele zu erreichen.

Wenn man sowieso wenig Zeit hat, ist es umso wichtiger, sie richtig zu investieren. Und das bedeutet wirklich nicht immer, dass man sie in Marketing investieren soll. Gut investierte Zeit kann auch Zeit sein, die man damit verbringt, sich selbst was Gutes zu tun oder einfach nur zu schreiben, ohne an Verkäufe etc. zu denken. Wichtig ist, dass man sich bewusst macht: Was will ich erreichen? Kann und will ich dafür jetzt in diesem Moment die Energie aufbringen? Wenn ich das nicht tue, dann ist es aber auch okay für mich, wenn die gesetzten Ziele sich eben jetzt nicht erfüllen. Ich empfinde das als sehr wichtig für meinen Seelenfrieden, mir das so klar zu machen. Das nimmt teilweise eine Menge Druck raus.

Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Coppelia am 23. Januar 2020, 13:15:26
@Alana Alles ok. :) Trotzdem fand ich deinen Beitrag eben noch mal sehr hilfreich.
Bei mir ist es halt so, dass ich ungefähr weiß, was ich tun und können müsste. Ich weiß aber, dass ich es in der mir zur Verfügung stehenden Zeit nicht schaffe, selbst dann nicht, wenn ich sämtliche Energie aufwende, die ich habe. (Das tue ich nämlich bereits; vielleicht habe ich auch weniger Energie als andere Menschen). Deswegen fühle ich mich aber schlecht, denn 1. schaffen andere es ja auch, 2. geht es um meine Romane und meinen ganz großen, wichtigen Traum, und ich möchte ja all das unheimlich gern machen, weil es mir so extrem am Herzen liegt. Daher höre ich vermutlich auch eher einen Vorwurf, weil ich mir selbst die ganze Zeit schon heftige Vorwürfe mache, einfach nicht zu genügen - und mein großer Traum, meine Geschichten müssen darunter leiden. Puh, während ich das hier tippe, merke ich, wie extrem mich das Thema belastet und wie sehr es mir zu Herzen geht.
Eben weil es sich so anfühlt, als wäre Schreiben der Sinn meines Lebens, kann ich nicht einfach sagen: "Och ja, ist halt nur mein Hobby, morgen strick ich dann Socken, macht ja keinen Unterschied."
Der Frust, wenn ich etwas probiere und es nicht klappt, kommt noch dazu, aber der lässt sich wohl einfach nicht vermeiden.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alana am 23. Januar 2020, 13:25:49
ZitatDeswegen fühle ich mich aber schlecht

Das kann ich so gut verstehen, aber das solltest du wirklich nicht.  :knuddel: Ich stoße auch oft an meine Grenzen, denn mein Real Life ist zur Zeit häufig sehr fordernd und teilweise auch belastend. Und ich fühle mich auch oft sehr schlecht, weil ich Berufsautorin bin und nicht mehr schaffe als andere, die "nebenher" noch Vollzeit in einem anderen Job arbeiten. Aber von sowas muss man sich wirklich freimachen. Jeder Mensch hat andere Energiereserven und andere Herausforderungen zu meistern.

Früher hat mich das sehr runtergezogen, aber man kann wirklich lernen, netter zu sich selbst zu sein und sich zu sagen: Okay. Ich kann das jetzt eben nicht und das ist okay. Und dann setzt man radikal Prioritäten und macht das, was einem gerade am wichtigsten ist oder der Gesundheit (vor allem auch der mentalen) am meisten hilft.

Frust ist leider tatsächlich ein großer Teil des Autorendaseins und er wird auch nicht weniger, wenn man manche der eigenen Ziele schließlich erreicht. Aber es hilft, sich immer bewusst zu machen, dass man viele Dinge nicht in der Hand hat und sich auf die konzentrieren sollte, die man beeinflussen kann.

ZitatEben weil es sich so anfühlt, als wäre Schreiben der Sinn meines Lebens, kann ich nicht einfach sagen: "Och ja, ist halt nur mein Hobby, morgen strick ich halt Socken."

Das verstehe ich wirklich sehr gut. Fast bei jeder Deadline denke ich: ich kann nicht mehr. Ich mag nicht mehr. Ich hasse mich. Ich hasse mein Geschreibsel, wenn ich das Buch abgegeben habe, will ich nie wieder ein Manuskript sehen. Und dann, zwei Tage nach Abgabe, habe ich 30 neue Ideen, die ich am liebsten sofort schreiben will, und tippe heftig an irgendeiner Idee, die nicht verkauft ist und die wahrscheinlich niemanden je interessieren wird. Die Sehnsucht danach ist eben etwas, was man nicht in der Hand hat.  :knuddel: Vielleicht tröstet es dich ein wenig, dass ich sehr bewundere, wie du in letzter Zeit an die Sache rangegangen bist, immer offen für Vorschläge und Ideen und eben alles neben einem Vollzeitjob, der sehr fordernd ist. Ich hätte die Kraft dazu wahrscheinlich nicht und dafür solltest du dich unbedingt immer wieder loben.

Und, um wieder zum Thema zurück zu kommen auch der Buchmarkt und seine Größe ist etwas, das man als einzelner Autor einfach nicht in der Hand hat, weswegen es für mich einfach sinnlos ist, sich darüber Gedanken zu machen. Wobei ich ja Gedankenexeperimente und Diskussionen durchaus immer spannend finde. :)

Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Antigone am 23. Januar 2020, 13:45:05
Zitat von: Alana am 23. Januar 2020, 13:00:14
Aber bei mir kommt immer an, dass Leute Bücher verkaufen wollen, ohne was dafür zu tun.

Ich glaube, das ist der Knackpunkt. Ich denke, Autoren sind immer noch Leute, die Bücher schreiben wollen. Nicht verkaufen. Wollten sie Bücher (oder generell Dinge) verkaufen, wären sie keine Autoren geworden, sondern Buchhändler, Verleger oder Marketing-Fachmenschen.

Ja, ich weiß, dass sich die Medienwelt in den letzten Jahren extrem gewandelt hat, und sich das Tempo der Veränderungen nicht verdoppelt, sondern wahrscheinlich verzehntfacht hat. Und ja, ich weiß auch, dass das ein wenig naiv von mir ist, aber als ich ernsthaft zu schreiben begonnen habe, war die Idee tatsächlich noch: ich schreibe das Buch, überarbeite es noch, aber die Vermarktung macht der Verlag. Jeder das, was er am besten kann. Das ist jetzt allerdings auch schon wieder 30 Jahre her.
Das es das heute nicht mehr ist (oder vlt. eh auch niemals war) ist mir durchaus bewusst. Aber das macht es nicht weniger frustrierend.
Abgesehen davon weicht es auch schon vom Diskussionsthema ab.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alana am 23. Januar 2020, 13:51:05
ZitatUnd ja, ich weiß auch, dass das ein wenig naiv von mir ist, aber als ich ernsthaft zu schreiben begonnen habe, war die Idee tatsächlich noch: ich schreibe das Buch, überarbeite es noch, aber die Vermarktung macht der Verlag.

Ich finde es nicht naiv, ich finde, das ist eine legitime Herangehensweise. Niemand sollte sich zu Marketing zwingen, wenn er das einfach nicht möchte. Es ist nur einfach verdammt schwer, einen Verlag so von sich zu überzeugen, dass er das ganze Marketing alleine wuppt, und ganz ehrlich, ich denke, das war es frührer auch schon. Aber wenn man das so sieht und diesen Weg gehen möchte, dann wäre mein Ansatz eben wieder, sich zu fragen, wie man das schafft, (Welchen Stoff muss ich schreiben etc.) und sich vielleicht auch bewusst zu machen, dass man damit einen wirklich harten Weg einschlägt, der sicherlich sehr viel Frust bedeutet und bei dem es tatsächlich, meiner Meinung nach, extrem viele Faktoren gibt, die man nicht beeinflussen kann.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Coppelia am 23. Januar 2020, 14:03:25
@Alana Danke für die freundlichen Worte. :)
Mir hat es geholfen, das zu schreiben, und deine Hinweise finde ich auch hilfreich.

Trotzdem muss ich irgendwie noch einen Weg finden, wie ich das, was ich für mich im Leben so wichtig finde, zumindest effektiver verfolgen kann. Es nie zu erreichen, ist sicher leicht möglich, aber ich will mir später nicht vorwerfen müssen, dass ich es nicht nach Kräften versucht habe. Vielleicht erkenne ich einen Weg, wenn ich weiter die Augen offenhalte. Falls ich es herausfinde, teile ich gern meine Erkenntnisse. ;)
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Lothen am 23. Januar 2020, 14:21:11
Zitat von: AntigoneIch glaube, das ist der Knackpunkt. Ich denke, Autoren sind immer noch Leute, die Bücher schreiben wollen. Nicht verkaufen. Wollten sie Bücher (oder generell Dinge) verkaufen, wären sie keine Autoren geworden, sondern Buchhändler, Verleger oder Marketing-Fachmenschen.
Wenn es letztlich nur darum geht, dass man gerne schreiben möchte, dann muss man sich ja mit dem Marketing-Sums auch nicht befassen. Jede*r kann ein tolles Buch schreiben, es im SP veröffentlichen (oder auf Whatpad, im Blog, wie auch immer) und sich über ein paar Leser*innen freuen. Das kann sogar gut laufen, aber die Wahrscheinlichkeit, dass man damit reich wird oder auch nur genug verdient, um davon leben zu können, ist begrenzt.

Das Schreiben an sich ist immer noch genauso einfach wie eh und je und völlig unabhängig von allen anderen Faktoren. Nur die Wege, zu veröffentlichen, gelesen zu werden und damit Geld zu verdienen haben sich verändert.

Die Crux ist, dass zum Schreiben und zum Veröffentlichen einfach unterschiedliche Skills benötigt werden, und das kann super frustrierend sein. Aber wie ich schon sagte, das ist letztlich kein einzigartiges Problem auf dem Buchmarkt, sondern das ist ein Problem bei allen kreativ-schaffenden Berufen. Comiczeichner*innnen, Schneider*innen, Produktdesigner*innen oder Musiker*innen stehen sicher vor genau denselben Problemen. Singen und Konzertzusagen bekommen oder CDs verkaufen (bzw. Klicks auf Spotify) sind ja auch ganz unterschiedliche Paar Schuhe.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Klecks am 23. Januar 2020, 15:10:35
Für mich ist das auch ein sehr aktuelles und sehr schwieriges Thema, weil ich spätestens im Frühjahr 2021 mit dem Selfpublishing-Abenteuer starten will, seit Monaten alles zum Thema Marketing lese, was ich in die Finger bekommen kann, und mich gleichzeitig immer wieder frage, ob es nicht die falsche Entscheidung ist - aus verschiedenen Gründen, unter anderem, weil ich meines Wissens nach in einem der Genres veröffentlichen würde, die total überschwemmt sind und in dem man schnell wieder untergeht. Andererseits muss man bei einer Verlagsveröffentlichung auch das Risiko in Kauf nehmen, dass man untergeht, spätestens, wenn die (Vor-)Verkäufe nicht so sind, wie der Verlag sie gerne hätte. Weil es sich bei meinem Projekt um eine Serie handelt, wäre es danach komplett verbrannt, was ich nicht riskieren will, und allein aufgrund der Tatsache, dass es eine Serie ist, ohnehin noch schwerer als ohnehin schon, einen Verlag oder gar eine Agentur dafür zu finden. Dasselbe Risiko, unterzugehen, droht aber, wenn die Serie im Selfpublishing überschwemmt wird. Ganz zu schweigen von dem wichtigen Faktor "Glück", der bei beidem eine Rolle spielen würde.

Kurzum: Es hat alles seine Licht- und Schattenseiten, und es ist nicht einfach, da für sich herauszufinden, was am besten ist.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Maja am 23. Januar 2020, 15:38:19
Ich habe bei mir gesehen, dass das Schreiben guter Bücher so viel Energie kostet, dass ich einfach keine Kraft habe, das Buch auch noch selbst zu vermarkten. Es ist mitnichten so, dass ich nichts tue - he, ich schreibe Bücher, ich stecke alles rein, damit sie gut werden! - aber auch für mich ist Marketing Verlagssache. Dafür lebe ich damit, dass ich eben nicht den vollen Ladenpreis selbst reinbekomme, sondern den Buchhändlern ihren Anteil lasse und dem Verlag seinen. Das sind die Leute, die dafür da sind, mein Buch an den Mann zu bringen. Schreiben ist für mich auch so schon ein Vollzeit- und Knochenjob, und ich möchte mir nicht Bequemlichkeit unterstellen lassen dafür, dass ich nicht auch noch das Marketing stemme.

Von einem Designer, der für die Autofirma das neue Modell entwirft, und dem Ingenieur, der den Motor konstruiert hat, erwartet niemand, dass sie auch noch das Marketing machen - es wird anerkannt, dass sie etwas Tolles geleistet haben. Oder, um bei dem Beispiel zu bleiben: Ich designe hübsche Topflappen für Manufactum. Als Verlagsautorin ist mein Buch auch ein Teamprodukt, an dem viele ihren Anteil haben. Mein Anteil an dem Buch, den ich mal als Löwenanteil bezeichnen möchte, ist, es zu schreiben. Das kann ich. Dafür bin ich da.

Die Verlagswirklichkeit sieht oft anders aus. Da rückt das Schreiben, das Buch selbst, oft so sehr in den Hintergrund, dass es nur noch um die Fähigkeit eines Autors zur Vermarktung geht. Wenn mir der Verlag dann den Folgevertrag absagt mit den Worten "Du verkaufst dich nicht", dann muss ich das wörtlich nehmen: *Ich* verkaufe mich nicht. Weil es sonst niemand auch nur versucht hat. Und weil ich nicht verkaufen kann, ist das Buch dann kläglich untergegangen, ohne Marketingbudget oder irgendein Engagement des Verlags. Sie haben es nicht mal auf Facebook erwähnt, was jetzt wirklich billig gewesen wäre - sie haben ausschließlich darauf gebaut, dass ich meine Connections zur deutschen Fantasyautorenszene spielen lasse, euch alle als Multiplikatoren aktiviere, und das Buch dann von selbst läuft.

Ich bin Autor, Verlagsautor, und das mit Leib und Seele. Ich betracht ein Buch als ein Teamprodukt, zu dem jeder das, was der am besten kann, beisteuert, und am Ende jeder ein Stück vom Kuchen abbekommt. Mein Kuchenstück ist deutlich kleiner als das des Selfpublishers. Aber dafür hätte ich gerne auch die Sicherheit, mich auf das zu konzentrieren, was ich kann, Schreiben, und nicht meine kläglich karg gesähte Energie da verpulvern muss, wo sie ergebnislos verpufft. Das heißt nicht, dass ich mich, sobald das Buch im Druck ist, zurücklehne und sage "Mit dem habe ich nichts mehr zu tun, das liegt alles beim Verlag". Ich zeige meine Nase, ich mache Lesungen, lasse mich mit Freuden interviewen, ich spiele mit, wenn es tolle Aktionen gibt. Aber ich lege Wert darauf, dass mein eigentlicher Job das Schreiben ist und ich nicht zu blöd oder zu bequem bin, mein Marketing selbst zu stemmen.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Sascha am 23. Januar 2020, 15:42:24
@Maja: So sehe ich das auch: Jeder das, was er am besten kann.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Araluen am 23. Januar 2020, 16:55:08
Auch wenn es nicht ganz zum Threadthema aber imerhin zur Diskussion passt: Ich glaube, ein guter Teil der Frustration entsteht auch dadurch, dass man als Autor den Fehler nun viel mehr bei sich selbst suchen kann, wenn ein Buch nicht läuft oder wenn man generell nicht so viel verkauft, dass es sich lohnt, die Zahlen überhaupt zu erwähnen. Früher hat man ein Buch geschrieben, überarbeitet und einem Verlag/Agentur angeboten. Der hat es genommen oder abgelehnt. Ein Nein, trifft hier zwar auch, aber das Krönchen lässt sich schnell richten. Man kann locker x Gründe nennen, warum es mit dem Manuskript bei diesem Verlag/Agentur nicht geklappt hat, die nichts mit einem selbst zu tun haben. Also versucht man es beim nächsten oder beschließt sein Glück mit dem nächsten Manuskript zu versuchen. Letztendlich  konnte man sich als Autor aber immer sagen: Es ist höhrere Gewalt, dass ich unveröffentlicht bin. Die Gatekeeper lassen mich nicht rein. Das kann ärgerlich und frustrierend sein, aber bei weitem nicht so ärgerlich und frustrierend wie die Ablehnung durch die Leser selbst, für die man ja die Geschichte eigentlich geschrieben hat.
Nun haben wir das Selbpublishing - eine tolle Sache und eine Riesenchance für alle Beteiligten wie ich finde. Doch diese Riesenchance bringt auch einen Riesendruck für die Autoren mit sich. Die "Ausrede": Verlage wollen mich nicht, zieht nicht mehr. Man kann nun einfach selbst publizieren und in einer erfolgsorientierten Gesellschaft wie unserer hat man damit gefälligst Erfolg zu haben. Man muss nur genug wollen und sich Mühe geben, dann klappt das schon, lautet oft der Tenor. Schließlich hat man jetzt alle Zügel selbst in der Hand - wie peinlich wenn der Karren dann doch vor die Wand fährt und die Leser das Werk ablehnen und es in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. Um beim Bild zu bleiben: In "der guten alten Zeit" saß der Autor hinten mit in der Kutsche. Nun kann er sich auf den Kutschbock setzen. Und wenn etwas schief geht, ist immer der Kutscher schuld und nicht die Passagiere (auch wenn Verlage mangelnden Erfolg gerne auch auf mitfahrende Autoren zu schieben scheinen). Um es kurz zu machen: Ich glaube nicht, dass der Frust entsteht, weil man wegen eines zu großen Marktes nicht sichtbar genug ist, um ordentlich zu verkaufen, sondern weil man selbst offensichtlich zu inkompetent war, den Karren vernünftig ins Ziel zu fahren.
Das klingt jetzt vielleicht wenig hilfreich, aber man sollte es sich vor Augen führen. Es sind nicht die anderen Schuld, sondern man hat es selbst in der Hand. Früher hätten du und ich vielleicht nie die Chance bekommen, etwas zu veröffentlichen, weil an dem Tag, als wir das Manuskript eingereicht hätten der Lektor gerade Streit mit seiner Frau hatte, schlecht drauf war und deshalb die gesamte Post des Tages in den Abgelehnt-Ordner verschoben hätte oder weil der Lektor vielleicht wirklich aus subjektiven oder auch marktstrategischen Gründen der Meinung gewesen wäre, dass das Manuskript einfach nicht passt. Heute können wir unabhängig von solchen Gatekeepern unser Glück versuchen und sehen was draus wird und das mit einem realistischen Blick auf die Dinge. Wie Alana schon sagte, muss man für sich selbst entscheiden, welches Ziel man erreichen möchte und sich dann darüber klar werden, was man dafür tun muss.

Marketing ist nur ein kleiner Teil davon. Vor allem muss das Produkt stimmen. Marta (entschuldige, dass ich dich gerade als Beispiel ranziehe, du bist die erste, die mir einfällt), wäre nicht so erfolgreich, dass sie von ihrer Schreibe leben kann, wenn sie nicht auch gut schreiben würde. Und mit gut meine ich jetzt nicht ein theoretisch im Kreise von Fachleuten diskutiertes Gut. Sondern, dass sie an ihre Zielgruppe gerichtet schreibt in Plot, Figuren und Erzählstimme. Ihre Leser fühlen sich wohl in ihren Geschichten. Deshalb wollen sie mehr davon und empfehlen sie weiter, was neue Leser generiert. Deshalb kaufen sie jeden neuen Band und weniger, weil Marta Cover auf Instagramm postet oder Umfragen auf FB startet oder whatever. Bestsellerautoren gab es schon vor den sozialen Medien. Das sollte man nicht vergessen.
Aber Leser wollen heute wissen, wer die Bücher schreibt, die sie so sehr lieben. Also ist es gut, wenn man ihnen die Möglichkeit gibt mit einem in Kontakt zu treten. Früher nannte man das Fanpost noch richtig mit Umschlag und Briefmarke und man konnte sehr froh sein, wenn das Objekt der Fanbegierde tatsächlich geantwortet hatte. Heute genügen wenige Klicks und eine Antwort, ist nahezu garantiert.
Deshalb sollte man die sozialen Medien auch nicht komplett ignorieren zumindest dann nicht, wenn man Wert auf den Austausch mit seinen Lesern legt, in Erinnerung bleiben will und auf sich aufmerksam machen möchte und es gibt auch viele Marketingstrategien für die sozialen Medien, die hervorragend funktionieren und die man sich nutzbar machen kann. Man muss nur Zeit und Geld investieren wollen, diese Strategien zu erlernen. Wenn man das nicht will, ist das in Ordnung. Das soll jetzt nicht heißen, dass jeder, der keine Lust/Zeit/Geld für Marketing über soziale Medien hat selbst schuld ist an seiner Unsichtbarkeit. Viele Wege führen nach Rom. Nur wenn man sich gegen einen Weg entscheidet, muss man sich eben auch für einen anderen entscheiden, wenn man irgendwann mal irgendwo ankommen möchte, und da hilft es nicht an der Kreuzung stehen zu bleiben und sich darüber zu ärgern, dass der Weg nach Rom so lang ist.

Edit: @Maja: Ich stimme dir voll umfänglich zu. Es ist ein Weg zu sagen: ich schreibe das Buch, verkaufen soll es der Verlag. Dafür ist er da. Das sehe ich genauso. Und deshalb verstehe ich auch, warum so viele ins SP drängen. Warum sich mit Gatekeeping aufhalten und Prozente abgeben, wenn die eigentliche Verkaufsarbeit ohnehni wieder an den Autor abgeschoben wird? Natürlich kann man als Autor Teil der Marketingstrategie des Verlags sein. Die Strategie darf aber nicht so aussehen, dass der Autor alles allein stemmt, allein sein Netzwerk genutzt wird oder gar noch selbst investiert. Dann kann man es auch gleich selbst machen. An dieser Stelle müssen die Verlage ihre Strategien überdenken. Aber solange es genug Autoren gibt, die vor lauter Dankbarkeit veröffentlicht zu werden und falscher Loyalität nahezu alles mit sich machen lassen (nein, ich spreche hier wirklich niemanden konkret an, da ich gar nicht weiß, was der einzelne mit sich machen lässt und was er aus voller Überzeugung tut), werden die Verlage kaum Handlungsbedarf sehen.

Zum erstickenden Buchmarkt: Ich denke nicht, dass die Öffnung des Buchmarktes durch Selfpublishing ihn an sich selbst ersticken lässt. Ja, es ist eine wahre Flut an Büchern, die täglich auf den Markt strömt, aber das wird sich selbst regulieren. Irgendwann trennt sich die Spreu vom Weizen und das System beruhigt sich - das gilt für Spler als auch für Kleinverlage, die über ihre Ambition den echten Plan vergessen haben. Leser sind ja auch nicht ganz deppert. Auch sie erkennen für sich Schund, wenn sie ihn in der Hand halten und werden ihn weglegen und dann wird er verschwinden - natürlich noch immer abrufbar aber in irgendeiner vergessenen Ecke. Während das, was die Leser lieben in die vorderen Ränge drängt und hier muss man eben seinen Platz und seinen Weg dahin finden. Natürlich ist die Kapazität eines jeden Lesers begrenzt. Die SuBs wachsen von Tag zu Tag. Aber ich denke nicht unbedingt mehr als sie es vorher schon getan haben und oft wachsen sie real - sprich Leser häufen gekaufte Bücher an, die sie "demnächst" mal lesen wollen.  An dieser Stelle sollte man mit dem, wie ich finde, noch immer wichtigsten Marketinginstrumenten eines Buches aus der Masse herausstechen: Cover, Titel und Klappentext. Über die Wichtung kann gestritten werden. Bei mir als Leser wäre sie Titel, Cover, Klappentext, wobei ich gerne über ein mir persönlich unsympathisches Cover hinwegsehe, wenn mich dafür der Klappentext umhaut. Ich kaufe die Bücher schließlich wegen der Geschichte und nicht wegen des Bildes - sonst würde ich mir ein Poster kaufen. Als allererstes muss mich aber der Titel ködern... und manchmal auch die Breite des Buchrückens ;) aber das greift nur in der Buchhandlung.
Was mir da eher Sorgen macht, als das derzeit riesige Angebot, ist die derzeitige Preiskultur. Ich bin zu weit weg vom Metier, um tatsächlich zu wissen, was der Druck eines Buches in der Produktion kosten. Aber ich kann mir schwer vorstellen, dass die Druckkosten gute 70% bis 80% betragen. Aber genau in diesem Differenzbereich befinden sich oft E-Books im Vergleich zum Print - gerundet geht ein Taschenbuch für 10€ über die Theke und E-Books oft für 3€ schlimmstenfalls weniger. Wir verscherbeln unser Produkt, in dem so viel Herzblut steckt, freiwillig zu Dumpingpreisen... aus welchem Grund? Mehr Sichtbarkeit?
Klar, wenn man jetzt als einziger einen gerecht kalkulierten Preis verlangen würde, wird man aus Kostengründen vermutlich ignoriert. Geiz ist eben immernoch geil. Ich versteh nur nicht, warum sich alle einig zu sein scheinen, dass 3€ ein guter Preis für einen Roman ist im SP bereich. Bei Verlagsbüchern ist die Differenz in der Regel deutlich geringer. Also eigentlich, warum wir willentlich in dieser Dumpingspirale rotieren und uns absolut freiwillig um den wohlverdienten Lohn für unsere Arbeit bringen. Dass Modelle wie Kindle Unlimeted das nur befeuern, ist klar. Aber das führt zu weit an dieser Stelle.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Linda am 23. Januar 2020, 17:03:51
Ich sehe das ganz genauso wie Maja. Ich bin Verlagsautorin, das ist mal besser, manchmal schlechter, aber es ist mein Ding. Ich helfe beim Marketing meiner Werke nach Kräften mit, aber das ist nicht mein Ding. Mir fällt es schon schwer, meine Bücher im Alltag mal zu erwähnen, weil ich es peinlich und aufdringlich finde (vor allem, wenn ich das von der anderen Seite her mitbekomme *fremdschäm* - und ja, es sind halt oft ähnliche Kaliber, die unangenehm auffallen und den Ruf aller Autoren schädigen).
  Natürlich tue ich das trotzdem und springe jedesmal über meinen Schatten, weil ich meine Bücher toll finde und mich riesig über Leser und Interessierte freue. Ebenso, wie ich Interviews gebe, Leserunden betreue, früher Lesungen gemacht habe etc.
Aber ich stecke meine Energie lieber in meine Werke.

Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Zit am 23. Januar 2020, 17:15:06
@Araluen

Ich mache da eher gegenteilige Beobachtungen: E-Books aus Verlagen sind oft kaum merklich günstiger als HC oder TB. Eben weil, wie du sagtest, die Druckkosten nicht 80% des Buchpreises ausmachen.
Als SPler ist aber nun so, dass man, um sich gegen Verlagsveröffentlichungen und dem Stigma "Vanity Publishing" durchzusetzen, in erster Linie über Preise bessere Verkaufsränge erkämpfen kann/ konnte. Das haben dann viele gemacht und führte zu Dumpingpreisen, über längere Zeit zu Preiserwartungen bei Lesern und gipfelte schließlich darin, dass Neupublikationen oder erste Bände von Serien/ Reihen für 0 EUR angeboten wurden. Auf dem amerikanischen Markt scheint das mittlerweile aber auch nicht mehr zu fruchten, und manche fahren auch teilweise die andere Strategie, Bücher nicht mehr so günstig zu verkaufen sondern halt mehr dafür zu verlangen (wobei 1ter Band kostenfrei und weitere Bände dann mit höhrem Preis relativ gut geht). Auch weil sich bei Lesern das andere Stigma "Niedriger Preis = Schlechte Romane" hält. :omn: Wie mans macht, man machts verkehrt. ;D Btw.: Kämpfe um Ränge werden jetzt in erster Linie über Amazon-Werbung geführt. Wird in Deutschland also vermutlich auch bald so.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Klecks am 23. Januar 2020, 17:41:18
@Maja @Sascha @Linda: Genau das war auch immer meine Meinung und noch einer der Gründe, warum Selfpublishing für mich lange Zeit kategorisch nicht in Frage kam. Und mein Eindruck ist eben auch, dass man heute generell nicht mehr "nur" schreiben kann, nicht nur als Selfpublisher nicht, sondern auch als Verlagsautor nicht. Im Prinzip muss man heute, egal, welchen dieser beiden Wege man wählt (und egal, ob man beide gleichzeitig wählt), mehrere Disziplinen beherrschen, für die es eigene Berufe gibt. Oder zumindest gab. Und ich kann diese Entwicklung überhaupt nicht leiden und bin noch nicht im Reinen damit, obwohl man natürlich auch eine Menge dazu lernt, wenn man sich mit diesen Dingen beschäftigt. Aber ich ahne jetzt schon, dass ich teilweise mehr Arbeit und Zeit ins Marketing als ins Schreiben werde investieren müssen. Letzten Endes kommt für mich alles darauf zurück, dass ich am liebsten einfach nur schreiben und alles andere den jeweiligen Berufsfeldern bzw. ihren Vertretern überlassen würde, und dass genau das leider nicht passieren wird, egal, für welchen Weg man sich entscheidet.

Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Steffi am 23. Januar 2020, 19:52:00
Um jetzt mal den Advocatus Diaboli zu spielen: Ich denke, nur noch das Buch schreiben und an den Verlag geben zu wollen, damit der dann das Marketing stemmt, ist heute einfach nicht mehr realistisch. Und das ist nicht die Schuld der Verlage.

Vor zwanzig Jahren war das Verhältnis von Lesern zu Autoren noch völlig anders als heute. Damals kam man mit seinem Lieblingsautor höchstens bei Lesungen oder Messen in Kontakt, und das war okay. Durch das Internet allerdings hat was das betrifft ein riesiger Umbruch stattgefunden. Die Leser heutzutage sind es gewöhnt, am Alltag des Autoren näher dran zu sein, die Entstehung eines Buches mitzuverfolgen, das Gefühl zu bekommen, dass sie und der Autor auf Augenhöhe kommunizieren. Ich folge meinen Lieblingsautoren ja auch gerne auf Twitter und Instagram, besonders wenn ich das Gefühl habe, dass sie auf Social Media aktiv sind und dort interessanten Content liefern. Ich erfahre über diese Accounts von neuen Büchern, von Fortsetzungen, von Vorbestellaktionen und ich finde es toll. Social Media generiert da definitiv Aufmerksamkeit für die Produkte, besonders, wenn die Autoren selbst als sympathisch auftreten und Werte vertreten, mit denen ich mich identifiziere. Man sollte den Impact von der Etablierung der eigenen Persona als Marke nicht unterschätzen. (Wobei auch das letztenendes kein Garant für Verkäufe ist, da steckt man dann doch oft nicht drin.)

Allerdings leben Social Media-Accounts von Authenzität. Sollen Verlage jetzt ernsthaft für jeden Autor dessen Instagram und Twitter mitbespielen? Wie soll das gehen?

Wir leben nun mal in einer Zeit, in der die Kreativen und das Publikum immer näher zusammenrücken. Das kann einem gefallen oder nicht, aber viele Leser erwarten heute einfach, dass Autoren online zugänglich sind und aktiv auf den Plattformen. Darüber zu diskutieren, ob das dem Autor gegenüber fair ist, erscheint mir irgendwie unsinnig - es ändert letztendlich nichts an der Sache. Ich verstehe aber jeden Verlag, der einen Social Media-affinen Autor einem "Ich schreibe nur und dann macht ihr das Marketing"-Autor vorzieht. Nichtmal aus "Ich spar das Geld fürs Marketing"-Gründen, sondern weil die Erwartungshaltung der Leser an Schreibende heute ganz anders ist als Ende der Neunziger.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Araluen am 23. Januar 2020, 20:40:22
Ein aktiver Sovial Media Account macht noch kein Marketing. Auch in meinen Augen kann ein Verlag von seinen Autoren verlangen im Social Media für seine Leser erreichbar zu sein und sie mit authentischen Content zu "füttern" und mit ihnen zu interagieren. Echtes Marketing erfordert aber Strategie, um ein Branding zu kreieren und eine authentische Story zu entwerfen, der die Kunden folgen und dabei nicht nur bespaßt werden, sondern Verkäufe generieren. Daneben braucht man noch Kampagnen und Aktionen, usw. Und hier sehe ich den Verlag in der Pflicht, Fachleute zu bezahlen, sich genau das zu überlegen und das nötige Geld zur Umsetzung in die Hand zu nehmen. Der Autor übernimmt dann seinen Part in dieser Strategie.
Soweit ich das aber mitkriege, da ich noch nicht aus eigener Erfahrung sprechen kann, lagern die Verlage sowohl Strategie, Finanzierung als auch Umsetzung oder große Anteile davon gern mal an den Autor aus. Und wenn es soweit ist, kann man es auch komplett in Eigenregie machen.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Linda am 23. Januar 2020, 21:43:54
Zitat von: Steffi am 23. Januar 2020, 19:52:00
Vor zwanzig Jahren war das Verhältnis von Lesern zu Autoren noch völlig anders als heute. Damals kam man mit seinem Lieblingsautor höchstens bei Lesungen oder Messen in Kontakt, und das war okay.
Durch das Internet allerdings hat was das betrifft ein riesiger Umbruch stattgefunden. Die Leser heutzutage sind es gewöhnt, am Alltag des Autoren näher dran zu sein, die Entstehung eines Buches mitzuverfolgen, das Gefühl zu bekommen, dass sie und der Autor auf Augenhöhe kommunizieren. Ich folge meinen Lieblingsautoren ja auch gerne auf Twitter und Instagram, besonders wenn ich das Gefühl habe, dass sie auf Social Media aktiv sind und dort interessanten Content liefern. Ich erfahre über diese Accounts von neuen Büchern, von Fortsetzungen, von Vorbestellaktionen und ich finde es toll.

nichts gegen deine Meinung oder Vorliebe, ich sehe ja, das das vielen Lesern/ Autoren ähnlich geht. Ich (ganz persönlich) finde das 'gläserne Arbeiten' gruselig und das hat null mit Augenhöhe zu tun (eher mit Spannungserzeugung, wenn unbedingt). Als schreibender Mensch sehe ich mich immer auf Augenhöhe mit Lesern, aber ich rede genau drei Leuten gegenüber über ungelegte Eier, bzw Projekte in Arbeit: meinem auch schreibenden + lektorierenden Partner, meiner Agentin und meinem Verlagskontakt/Lektor. Mit der Verkäuferin im Supermarkt bin ich auch auf Augenhöhe, trotzdem interessiert mich nicht, ob sie die Äpfel mag, die sie verkauft, wer die Kiste Äpfel reingeschleppt hat und wie der LKW-Fahrer drauf war, der sie geliefert hat.
  Ich hasse es, mir irgendwie beim Schreiben in die Karten gucken zu lassen, weil ich nun mal so ticke, nicht weil ich arrogant bin.
Besser noch: als Konsumentin verabscheue ich es, angefüttert zu werden a la, "o sehr mal, hier habe ich ein 12% Puzzlestück meines Covers, das nächste findet ihr im Osterei und dann sind es nur noch 4 Monate, bis das Buch erscheint." - Verarsch... kann ich mich alleine.*
  Mein Kaufimpuls kommt, wenn ich alle Infos habe, und wenn ich das Buch dann nicht erwerben kann, versiegt er wieder. Dann muss ich schon zufällig wieder auf den Titel stoßen. 
  Ja, es wird gemacht, aber da es mir weder gefällt, noch ich das brauche, unterstütze ich diese Art plärrender Aufmerksamkeitsheischung nun mal nicht.
  Auf Lese-Plattformen aktiv bin ich natürlich schon, das ist die Art von Leserkontakt, die sich nicht um eine Luftblase (aka ungelegtes Ei), sondern ein konkretes Projekt dreht, das bereits erhältlich ist.
Sorry, Steffi, dass du den ganzen Rant abkriegst. Es ist mein Problem mit diesem Li La Laune-MedienZirkus, und nicht deins!

*Mich nerven diese Kampagnen. Ihr wollt euer Cover zeigen, ihr seid stolz drauf oder verliebt darin. Dann zeigt es doch um Himmels willen einfach einmal komplett!
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Maja am 23. Januar 2020, 22:25:08
Ich konkurriere als Buch auf den Buchmarkt mit anderen Büchern. Ich möchte nicht als Mensch mit Menschen konkurrieren müssen. Wenn ich mich in meinem Genre, High Fantasy, umsehe, sind auf den Spitzenrängen Bücher von Autoren, die selbst alles andere als präsent in den Sozialen Medien sind. Hat George RR Martin überhaupt einen Instagram-Account?

Ich bin  nicht fotogen. Ich bin über vierzig, fett und habe Ausschlag an den Händen. Ich will keine Autorin zum Anfassen sein müssen, weil ich dann in Konkurrenz stehe mit Leuten, die man einfach lieber anfasst als mich. Ich habe oft genug gehört, wie abstoßend und eklig ich bin. Leute sagen das auch über Martin, seine Bücher kaufen sie trotzdem.

Aber je mehr ich mich gezwungen fühle, mich selbst zum Mittelpunkt von Kampagnen zu machen, desto unwohler ist mir dabei. Und ich denke nicht, dass die zeingend nötig sind, auch nicht heute. Auch heute gibt es immer noch Autoren, die großen Erfolg mit praktischer Anonymität verbinden. Vielleicht erreiche ich damit nicht die sechzehnjährige Mädchen - aber die hsbe ich nich nicht mal erreicht, als ich selbst sechzehn war.

Bücher verkaufen sich im Ausland, wo niemand die Social-Media-Aktivitäten der Autoren verfolgt, nicht ihre Sprache soricjt, etc - weil die Leute das Buch haben wollen. Während ich mir hierzulande auf Facebook einen abstotterte oder auf Instagram kontraproduktiv das Doppelkinn in die Kamera halte, kaufrn 15.000 Russen in einem Jahr mein Buch. Und das sind Verkäufe, für die habe ich nichts getan - außer, ein gutes Buch zu schreiben.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Grey am 23. Januar 2020, 22:54:56
Ich habe das, glaube ich, schon mal irgendwo anders geschrieben, aber ich kann mich gerade nicht mehr erinnern, wo das war, deshalb schreibe ich es noch mal, weil es hier auch ganz gut hinpasst und vielleicht noch ein kleiner Denkanstoß in eine etwas andere Richtung sein kann: Ich glaube, es gibt durchaus noch andere Wege. Ich persönlich jedenfalls bin ganz gern hin und wieder in den Sozialen Medien unterwegs und denke auch, dass ich da ganz sympathisch rüberkomme für die, die meine Bücher kennen und mehr von mir wissen wollen. Die bediene ich auch gern. Was ich für mich nach eingehender Beschäftigung mit dem Thema ausschließe ist, die Eigenvermarktung an dieser Stelle auf professioneller Basis zu machen, weil es mich einfach viel zu viel Kraft kostet und ich einfach zu unregelmäßigen und zu unprofessionellen Content poste. Ich bewundere die, die das können und wollen, sehr - ABER: Ich glaube, man muss das wirklich nicht von sich erwarten, diese immense Leistung, weil Schreiben ein Vollzeitjob ist und Marketing auch. Mir jedenfalls ist es sehr schnell über den Kopf gewachsen und der Druck, den ich mir selbst gemacht habe, war viel zu hoch um glücklich zu sein. Was mir persönlich aber sehr viel besser liegt und in den sozialen Medien wirklich super funktioniert, ist das gute alte Netzwerken. Ich schau mir Content von den Profis an, deren Accounts zu meinen Büchern passen könnten. Ich folge ihnen, ich kommentiere, ich komme mit ihnen ins Gespräch, bis sich eine Art Bekanntschaft daraus entwickelt, und dann traue ich mich irgendwann zu fragen, ob sie ein Buch von mir lesen wollen, wenn es sich ergibt. So habe ich nach ziemlich genau einem Jahr Instagram für meine nächsten Bücher einige wirklich tolle junge Frauen kennengelernt, die sie lesen und ihren vielen vielen Followern empfehlen wollen, falls sie ihnen gefallen. Ich habe Autorinnen lektoriert, die selbst gerade sehr erfolgreich sind, und die meine Bücher gern weiterempfehlen werden, weil sie froh sind, mir etwas zurückgeben zu können. Ich habe eine tolle Künstlerin, die mir Bilder zu den Vampiren zeichnet und so vermutlich auch für eine größere Reichweite der Bücher unter ihren Followern sorgen wird. Was das konkret bringen wird, weiß ich noch nicht, aber ich habe ein gutes Gefühl dabei und bin mir ziemlich sicher, dass jeder noch so kleine Beitrag dieser Menschen meinen Büchern mehr bringen wird als alles, was ich selbst innerhalb der nächsten Jahre auf die Beine stellen könnte. Und das, ohne dass ich selbst mich für etwas aufreiben muss, das ich nur mäßig gut bis dilettantisch beherrsche.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Marta am 23. Januar 2020, 23:16:07
Danke für den schönen Topflappen-Vergleich, @Lothen !

Ich denke, dass es viele Modelle gibt, die funktionieren. Sich vor allem auf's Schreiben zu konzentrieren kann genau so gut klappen wie die Hälfte der Zeit ins Marketing zu stecken. Im Gegensatz zu @Alana, die das so gut macht wie kaum eine Zweite, betreibe ich nämlich wenig Marketing. Ich komme auf 1, 2 Posts pro Monat. Nicht genug für echte Reichweite, aber ich stelle damit eh nur die Bestandsleser zufrieden.

Was ich mache, ist schreiben. Mein Nischengenre ist so klein, dass es anders gar nicht gehen würde. Dafür ist man innerhalb der Zielgruppe (ca. 5000 Leser) sehr sichtbar. Ich habe es dort letztes Jahr mit einem Pseudonym ausprobiert, komplett ohne Marketing. Und Bücher verkauft, fast so viele wie sonst. Geht alles. Es führen halt viele Wege zum Bucherfolg. Alle sind steinig und saumäßig anstrengend, aber es gibt sie.

Sorry, dass ich so viel über mich geschrieben habe. Eigentlich wollte ich nur Folgendes sagen: Es geht auch ohne Marketing. Dann muss man halt mehr schreiben. Oder einen großen Verlag haben. Und das richtige Genre. Wie gesagt: viele Wege. Und klar, nicht jeder führt zum Vollzeit-Schreibjob. Aber vielleicht zu einem netten Nebenverdienst.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Feuertraum am 23. Januar 2020, 23:25:42
Zitat von: Lothen am 23. Januar 2020, 10:06:26
Niemand würde sich hinstellen und sagen: "Mann, ich will mit meinen Topflappen reich werden, aber ich will nichts dafür tun, kein Geld investieren und keine Risiken eingehen müssen."

Veto!
Das würde so ziemlich jeder sagen. Unabhängig davon, dass es nicht funktionieren kann, ist der Mensch eigentlich darauf gepolt, sich das Leben einfach(er) zu machen. Wenn wir uns allein die Technik heutzutage anschauen, nimmt sie uns so viel an Arbeit ab und liefert  dennoch passable bis sehr gute Ergebnisse.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Maja am 23. Januar 2020, 23:47:57
Ich denke, um auf die ursprüngliche Fragestellung zurückzukommen: der Buchmarkt erstickt nicht, und um wenigsten an sich selbst. Der Buchmarkt, auch wenn wir von ihm im Singular sprechen, ist nicht ein Kolloss, der sich übernimmt und dann verpufft, sonder ein Gemenge aus unzähligen großen und kleinen Verlagen, unabhängigen Selfpublishern, Buchhändlern und Dienstleistern.

Für Leser bedeutete das ein großes Angebot - aber kein Überangebot. Niemand, der gerne ein Buch hätte, kauft dann doch keins, weil die Auswahl zu groß war. Aber natürlich teilen sich die virlen Teilhaber des Buchmarkts eine sanft schrumpfende Zahl von Lesern und ihrem mehr als sanft wachstnden Angebot auf - und da fallen wrlche durchs Raster.

Fallen heute mehr durchs Raster als vor zehn Jahre? Ja, aber. Dank der Ebookimprints und Selfpublishingoptionen gibt es heute viel mehr veröffentlichte Autoren sls vor zehn Jahren. Es habrn also überhaupt viel mehr etwas geschafft, um dann an das Raster zum Durchfallen erst mal ranzukommen - Scheitern als Chance.

Nicht der Buchmarkt kollabiert, aber viele einzelne Autoren unter den veränderten Ansprüchen oder ihrer Vorstellung, wie diese Ansprüche überhaupt aussehen. Der Druck ist auch so schon oft unerträglich, die Schlagzahl hoch, Stress und Leistungsdruck kombiniert mit immer mehr und immer schneller abliefern ...

Da empfinde ich es als toxisch, wenn Autoren, die nicht Geld und das zeitliche Äquivalent einer Halbtagsstelle in das Marketing ihrer Bücher investieren wollrn oder können, als rückständig oder naiv-verblendet hingestellt werden. Ich bewundere Autoren, die es schaffen, ein richtig geiles Martketing zu stemmen, aber es darf nicht zum alleinseligmachenden Status Quo aufgebauscht werden, dondern sollte als die besondere Leistung, die es ist, gewürdigt werden, ohne die, die das nicht tun, zu degradieren.

Ich mag meine Interaktionen auf Facebook und Instagram, aber nicht den Erfolgsdruck, damit Umsätze generieren zu müssen. Den Zwang, mich von einer bestimmten Seite zeigen zu müssen, um die Likability meiner Bücher zu erhöhen. Ich habe keine Lust mehr, jeden neuen Scheiß mitmachen zu müssen, ich bin schon so atemlos und erschöpft von drm Sruck, unter dem ich stehe.

Mir hat ein Verlag das Gefühl gegeben, unverkäuflich zu sein in einem Atemzug mit "Alle Rezensenten lieben das Buch". Ich habe getan, was ich konnte,  und das bestmögliche Buch geschrieben. Mir auf FB und Lovelybooks den Arsch aufgerissen. Und bin trotzdem als unverkäuflich abgestempelt worden. Das ist investierte Kraft, die mir bis heute fehlt. Da möchte ich mir nicht auch noch von meinen Autorenkollegen vorwerfen müssen, ich ginge halt nicht mit der Zeit.

Klar geh ich nicht mit der Zeit! Wer betreibt denn heute noch ein Forum, Foren sind seit zehn Jahren tot! Aber ich mache es, weil ich es kann. Ich schreibe, weil ich es kann. Und ich will gerne danit weitermachen, Dinge zu tin, die ich kann, und immer besser darin werden, statt hinter Aktionen und Trends herzuhecheln, die immer schneller sein werden als ich.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Coppelia am 24. Januar 2020, 06:00:39
Natürlich fällt auf, dass die Position "Der*die Autor*in kann das Marketing nicht allen übernehmen, weil die Zeit zum Schreiben benötigt wird" hier verständlicherweise viel von denjenigen vertreten wird, die sich das "erlauben" können, weil sie Unterstützung durch Verlage und Agenturen haben. Das hat aber nicht jede*r, und es ist momentan sehr schwer, diesen Status zu erreichen, es sei denn, man bedient exakt das, was der Buchmarkt will. Früher kam man auch noch mit anderen Fähigkeiten weiter. (Und wenn ich mir etwas zurückwünsche, dann das.)
(Sorry, wenn ich im Folgenden schon wieder von mir spreche, aber klar, mich betrifft das.)
Für mich stellt sich einfach die Frage, was ich tun kann als eine von denjenigen, die schon "hinten rübergefallen" sind und wenig Möglichkeiten haben, weil ihre zeitlichen Ressourcen durch Arbeit, die man nicht einfach kündigen kann, begrenzt sind. Bei mir kommt ja noch das Problem des eher langsamen Arbeitens dazu. Wenn ich die Beiträge der Berufsautor*innen lese, kann ich wohl sehr stolz auf mich sein, dass ich trotz Vollzeitjob Romane in guter Qualität fertig stelle. Aber es genügt halt nicht.
Ist meine Gruppe dazu verdammt, sich als Autor*innen aufzugeben? Gibt es überhaupt irgendetwas, was wir tun können? Ich will gar nicht jammern, ich sehe meine eigenen Fehler und Schwächen und die Notwendigkeiten, aber für mich ist das eine, dramatisch formuliert, existenzielle Frage. ;) Eine, die mich beschäftigt wie keine andere.

Ich denke im Großen und Ganzen, dass Steffi recht hat. Auch wenn es mich traurig macht. Die Selbstvermarktung geht (für mich) mit so vielen unangenehmen Nebeneffekten einher, dass ich sie kaum aufzählen kann, aber einige sind hier schon genannt worden. Unter anderem, dass man besser unter 30 und gutaussehend sein sollte. Allen, die dadurch Marketing machen können, sei es gegönnt, und vermutlich könnte sogar ich meine wilden Haare zu meiner "Marke" machen. Aber in meinem Fall widerspricht es auch meiner Überzeugung. Mir geht's um meine Texte, nicht um mein Aussehen, und ich hätte gern, dass die Leser*innen das ähnlich sehen (auch wenn es unrealistisch sein mag).

ZitatNiemand, der gerne ein Buch hätte, kauft dann doch keins, weil die Auswahl zu groß war.
Doch, das kommt bestimmt vor. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass man sich bei großer Auswahl schlechter entscheiden kann und weniger wahrscheinlich etwas kauft. Und ich habe es bei mir auch schon öfter erlebt.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Kaeptn am 24. Januar 2020, 08:07:04
Ja, Marketing wird immer wichtiger und ich denke eben, es wird deswegen immer wichtiger, WEIL das Angebot immer weiter wächst. Bücher haben (anders als Videospiele) eine viel geringere Halbwertszeit, manch Klassiker hat gar keine (aber die gab's schon immer).

Dieser Druck zum Marketing führt dann eben zu kostenlosen ersten Teilen, ständigen Preisaktionen..., die meiner Meinung nach einer der Gründe sind, dass die eBook-Preise sich unter 5 Euro eingependelt haben (außer Verlag, weil die sich ihre Printauflagen nicht kannibalisieren wollen). Wegen des Drucks sind wir bereit, die KU-Kröten zu schlucken (ja, wir verdienen damit viel, verhelfen Amazon wegen Exklusivität aber zu noch mehr Marktmacht und der Zeitpunkt, wo Amazon keine 70% mehr zahlen wird, wird kommen), sind wir bereit unser Buch bei Prime Reading zu verschenken (gegen Bezahlung, ja, aber mal ehrlich: Als Prime Kunde muss ich eigentlich nie wieder ein Buch kaufen, bei der Menge die da angeboten wird, eigentlich ist es Irrsinn das zu unterstützen).

Gatekeeper wären keine Lösung, ich kenne keine Lösung, aber ich sehe es wie @Coppelia . Autoren wie wir, mit geringem Output und wenig Hang/Talent zur Selbstvermarktung und Bereitschaft zur Anpassung an eine bestimmte/größere Zielgruppe, sind vermutlich dazu verdammt, irgendwann aufzugeben "professionell" zu veröffentlichen, sprich in ein schickes Cover und ein Lektorat zu investieren, weil das Risiko draufzuzahlen einfach zu groß ist.

DAS ist eben der Punkt, wo es bei mir aufhört. Wenn ich am Ende mehr für Lektorat/Cover/Werbung/Whatever bezahlt habe, als in absehbarer (2-3 Jahre) Zeit wieder reinkommt, kann ich (überspitzt gesagt) auch gleich zu einem DKZV gehen und denen mein Geld in den Rachen schmeißen. Dann ist es nur noch Selbstausbeutung, nicht mehr nur zeitlich (das ist das Kleinverlags-Autorendasein ja meistens), sondern eben auch finanziell.

Ich hoffe sehr, dass der Markt sich irgendwann selbst reguliert - befürchte aber, dass er sich u.a. dadurch reguliert, dass Autoren wie ich aufhören. Das mag für den Markt kein Verlust sein, für mich wär's aber schon schade :)
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Coppelia am 24. Januar 2020, 08:28:02
Ich muss sagen, dass ich es sogar so sehe, dass ich bereit bin, draufzuzahlen, um Leser*innen zu erreichen. Denn mein Ziel ist ja primär das, nicht, mit dem Schreiben Geld zu verdienen. Das wäre zwar schön, aber ich verstehe, dass ich das nicht erwarten kann. Vielleicht wäre es langfristig möglich, wenn ich einige Jahre lang draufzahle. Das ist natürlich nur dann möglich, wenn ich weiterhin einer brauchbar bezahlten Vollzeit-Tätigkeit nachgehe. Wenn ich nur wüsste, wo ich das Geld am besten investieren sollte ...
Ich bin auf gar keinen Fall bereit aufzugeben. Und es mag eingebildet sein, aber ich glaube, aufzugeben wäre tatsächlich nicht nur für mich, sondern auch für die potentiellen Leser*innen ein Verlust. :P Wahrscheinlich braucht man*frau wenigstens dieses Gefühl, dass das, was man schafft, wirklich etwas wert ist, auch wenn man es vielleicht als einzige Person so sieht.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Kaeptn am 24. Januar 2020, 09:21:21
@Coppelia - Ja nicht unterkriegen lassen, das finde ich gut! Ich werde auch schon aus dem Abrechnungsloch wieder rauskrabbeln.

@Araluen - Ja, das mit dem "selber Schuld" trifft es sicher auch gut - gepaart mit einer gewissen Hilflosigkeit. Ich kenne genug erfolgreiche Selfpublisher, die keine Ahnung haben, warum ein paar ihrer Bücher super laufen und andere (für ihre Verhältnisse) überhaupt nicht. Wenn es ein "Ich bin schuld, dass es nicht läuft, WEIL ..." wäre, könnte ich eher damit umgehen als mit dem "Ich bin wohl schuld, dass es nicht läuft, weiß aber auch nicht wirklich, was Erfolg bringt."
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: FeeamPC am 24. Januar 2020, 10:02:05
Das korrekte Mantra in dem Fall wäre wohl eher:
Es läuft nicht richtig, aber ich kann nicht schuld sein, da ich weder weiß, warum es nicht läuft, noch, was ich dagegen hätte tun können. Solange kein Guru kommt, der mir das beweiskräftig erklärt, mache ich weiter wie gewohnt und hoffe auf das offensichtlich notwendige Glück.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Sascha am 24. Januar 2020, 10:12:56
@Linda: Exakt! Genau so geht's mir auch. Mich interessieren diese ganze FB-, Twitter- und sonstigen Marktschreier-Auftritte nicht, würde sowas nur als aufdringliche Belästigung empfinden. Da nimmt sich der Typ mit seinem Privatleben wichtiger als seine Arbeit. Ich habe keine Ahnung, wer von den Autoren, die ich lese, dort überhaupt vertreten ist. Wenn ich mit einem von ihnen Kontakt aufnehmen wollte, würde ich nach einer richtigen Homepage suchen (Andreas Eschbach hat ja z.B. eine). Wenn ich die nicht finde, ist eben kein Kontakt möglich und Punkt.
Man könnte auch sagen, der Buchmarkt ist inzwischen von derselben Seuche befallen wie der Rest der Wirtschaft: Großes Geschrei und raffinierte Strategien zählen weit mehr als Qualität oder Preis-/Leistungs-Verhältnis. Sonst hätte es Microsoft auch nie so weit gebracht ...
@Coppi: Hör bloß nicht auf! Das wäre wirklich ein Verlust für die Leser.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Grey am 24. Januar 2020, 10:30:34
@Sascha
Na ja, das wird der harten Arbeit, die in Social Media Marketing steckt, tatsächlich auch nicht gerecht. Auch dabei geht es nicht darum, potentiellen Käufern das eigene Privatleben aufzudrücken. Nach allem, was ich inzwischen darüber weiß, bin ich einfach nur beeindruckt, was da an Zeit, Geld und Energie reinfließt, und wie viel Aufwand es erfordert, Beiträge persönlich wirken zu lassen, ohne dass sie wirklich persönlich sind. Das ist ein professionelles Business für viele, und kein marktschreierisches Wichtigtun. Wenn ich eines in den letzten Monaten gelernt habe, dann das.
Ob man das als Autor*in für sich kann und will, sind aber wie gesagt ein anderes Paar Schuhe, und es macht sicher auch nicht in jedem Genre Sinn, aber das muss man für sich selbst entscheiden und herausfinden. Wenn man sich nicht professionell mit Online Marketing auseinandersetzen will, ist es für die Nerven definitiv besser, Social Media für die Leser zu machen, die man schon hat bzw auf anderen Wegen gewinnt - als Angebot eben, und es schadet sicher nicht, sich da ein bisschen interessant und sympathisch zu präsentieren. Das kann man auch mit wenigen, unregelmäßigen Beiträgen tun, und wir alle wissen, dass man nicht schlank und schön sein muss, um ein interessanter Mensch und Autor zu sein. Das sieht die Buchcommunity zum Glück auch so. :)

Um aber auch mal wieder aufs Thema zu kommen: Dass der Buchmarkt an sich erstickt, glaube ich tatsächlich nicht, aber hin und wieder wage ich auf ein leichtes Gesundschrumpfen zu hoffen, zumindest auf Verlagsseite. Plus, es gibt zwar inzwischen sehr viele Titel, aber dass man ein bisschen investieren muss, um überhaupt eine Chance zu haben, sich im SP durchzusetzen, hat sich inzwischen schon auch rumgesprochen, von daher wird sich das auch an der Stelle über kurz oder lang etwas regulieren - zumindest fände ich das wünschenswert.

Davon abgesehen: Egal wie viele Titel es gibt, es ist ja schon so, dass man sowieso nie alle zu Gesicht bekommt, sondern innerhalb seiner Empfehlungsblase sehr begrenzt etwas angeboten bekommt. Und viele Leser werden vermutlich verstärkt nach diesen Empfehlungen kaufen. Daher bin ich mir gar nicht sicher, ob die absolute Zahl der veröffentlichten Titel nicht längst über eine Grenze hinausgeht, wo es noch einen Unterschied macht.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Linda am 24. Januar 2020, 13:34:45
Zitat
Davon abgesehen: Egal wie viele Titel es gibt, es ist ja schon so, dass man sowieso nie alle zu Gesicht bekommt, sondern innerhalb seiner Empfehlungsblase sehr begrenzt etwas angeboten bekommt. Und viele Leser werden vermutlich verstärkt nach diesen Empfehlungen kaufen. Daher bin ich mir gar nicht sicher, ob die absolute Zahl der veröffentlichten Titel nicht längst über eine Grenze hinausgeht, wo es noch einen Unterschied macht.

Meine Hoffnung ist, dass sich der Markt gesundschrumpft, ohne dass hiesiege Autoren es ausbaden müssen. Und für die Sättigung sind definitiv nicht bloß die Selfpublisher verantwortlich. Denn, seien wir mal ehrlich: über ein Jahrzehnt lang wurden auch von Verlagen wild Titel (oft Übersetzungen) auf den Markt gebracht nach der Methode more of the same, das könnte erfolgreich sein, also probieren wir es und hoffen auf einen imaginären Bücher-Darwineffekt.
  Das führte zu angefangenen Reihen, wo keine Fortsetzungen oder Übersetzungen kamen.
  Mal eine ganz dolle Volte: vielleicht war das der Anfang der (mir) seit ungefähr diesem Zeitraum bekannten Praxis des SUBs... Stapel ungelesener Bücher (sowie irgendwie zeitgleich, o Zufall, die der Remmitendenkaufhäuser) . Es wurde wild gekauft, die Reihe aber erst mal möglichst vollständig, um nicht im Leeren zu sitzen. Es wurde gekauft, ohne auch die Zeit zu lesen zu haben. Und irgendwann ist die Bude voll, auch ein E-Book-Reader.
Zeit ist ein begrenztes Gut. Der Büchermarkt ist quasi unbegrenzt (jedenfalls für Leser, die auch im englischen Original lesen).
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Linda am 24. Januar 2020, 16:42:16
Zitat von: Sascha am 24. Januar 2020, 10:12:56
@Linda: Exakt! Genau so geht's mir auch.

Danke Sasche. Oft habe ich das Gefühl, ich bin der einzige Autor auf der Welt, der nicht unentwegt auf allen Kanälen über seinen Schreibprozess redet. Ich rede wohlgemerkt gerne über meine Bücher, wenn sie denn fertig sind.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Zit am 24. Januar 2020, 16:59:48
Ist doch schön, wenn die Bude voll ist, dann geht man heutzutage nach Marie Kondo einmal kräftig durch, und kann sich dann wieder neue Bücher kaufen. Wobei es tatsächlich schon so eine Kunst ist, seinen E-Book-Reader vollzukriegen, finde ich. ;D

Was ich mir wünsche, wäre, dass sich auch Bibliotheken gegenüber Selfpublishern öffnen würden bzw. mehr Titel in den Onlinekatalog aufnehmen würden, und auch endlich mal mehr als zwei Ausleihen zuzulassen. Es gibt Bücher, die lohnt es sich gar nicht, online auszuleihen, weil die teilweise Vorbestellungen im Zwanzigerbereich haben – da kann ich ja mehr als ein Jahr warten, ehe ich dran komme. Also die Onleihe sehe ich gerade als etwas, das künstlich unnötig schmal gehalten wird.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alana am 24. Januar 2020, 17:06:17
Die Onleihe wird für Autoren aber auch überhaupt nicht vergütet. Von daher finde ich es gut, dass sie nicht auch noch unbegrenzt verfügbar ist.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Zit am 24. Januar 2020, 17:45:58
Ich dachte, Onleihe wird indirekt vergütet bei den VG-Wort-Ausschüttungen.

Edit:

Diese starke künstliche Beschränkung steht mMn. aber der Teilhabe der Massen an Kultur im Weg, auch insbesondere, wenn es um Selfpublisher geht. Ob man daran teilnehmen will, kann man ja auch immer noch selbst entscheiden, aber ich finde es schon schade, dass es so stark limitiert ist. (Und mMn. trägt das auch zum Raubkopieren bei.)
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Fianna am 24. Januar 2020, 18:37:23
Ich glaube, so lange die Bibliotheken die bekanntesten Serien eines Genres ausmustern, weil seit x Jahren kein neuer Band kam (weils abgeschlossen ist!), obwohl die Reihe international höchst erfolgreich ist, muss man sich als Selfpublisher keine Hoffnungen machen. 
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Christopher am 24. Januar 2020, 18:42:35
Ich finde das Geschrei nach Marketing beängstigend und anstrengend.

Mal meine Perspektive:
Ich bin in keinem (!) Social Media Kanal aktiv, habe nicht mal ein Konto (deviantart zähle ich nicht dazu). Werbung für ein Buch, was ich dann auch kaufen würde, habe ich noch nie gesehen (natürlich habe ich Buchwerbung gesehen, aber keine die mich zum Kauf angeregt hätte und ja: Ich weiß dass auch Platzierungen zu Werbung zählen, ignoriere das aber hier mal). Ich war noch nie auf einer Lesung, hatte auch nie das Bedürfnis zu einer zu gehen und dieser ganze Klimbim geht mir sonstwo vorbei. Ich gehe in den Laden/auf Amazons Seite, schaue mir Cover, Klappentexte und Leseproben/Textauszüge an und das war's.
Mit dieser Art des Konsumierens falle ich nicht besonders auf, aber: es gibt mich.

Nun die Frage: Wie viele von meiner Sorte gibt es? Wie vielen ist dieser ganze Kram um den so viel Hype und Geschrei gemacht wird, völlig egal und verpufft an ihnen wirkungslos?

Natürlich gibt es Dinge, die sein müssen. Ein Buch muss sichtbar sein. Ich muss es im Laden oder in einem der Shops der üblichen Verdächtigen (Thalia, Amazon und co.) überhaupt finden/vorgeschlagen bekommen. Aber dieser ganze, meiner Meinung nach, völlig übertriebene Kram darüber hinaus? Wenn Leser wie ich die Zielgruppe sind ist das absolute Zeitverschwendung.

Das lese ich auch aus vielen Posts von euch hier und in anderen Threads heraus. Dass es teilweise völlig sinnlos ist. Was mich dann ärgert ist, dass viele Verlage das als Voraussetzung zu nehmen scheinen, dass man sich bei solchen Aktionen so sehr reinhängt etc. obwohl der Nutzen in meinen Augen bestenfalls zweifelhaft ist. Ein Autor ist kein Youtube/Instagram/wasauchimmer Influencer der am Fließband einfach und schnell konsumierbares produzieren kann über das sich eine sinnvolle Followerbase bilden lässt.
Keine Ahnung wann die einsehen, dass das nicht dasselbe ist. Ich hoffe, die Erfahrung der Generation Facebook verschwindet bald wieder aus den Marketingstrategien  ::)
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Maja am 24. Januar 2020, 18:57:43
Zitat von: Zitkalasa am 24. Januar 2020, 17:45:58
Ich dachte, Onleihe wird indirekt vergütet bei den VG-Wort-Ausschüttungen.
Nein. Ebooks werden nicht berücksichtigt, und Bücher, die ausschließlich als Ebooks veröffentlicht wurden, können bei der VG Wort nicht gemeldet werden. Ich kann jede einzelne Unterseite meiner Webpage, jeden Blogartikel einreichen und zählen lassen, aber Ebooks, deren Ausleihen sich besser nachvollziehen lassen als alles andere, bleiben unberücksichtigt.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: FeeamPC am 24. Januar 2020, 21:55:22
Das ist ... anachronistisch.
Bestenfalls.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Linda am 24. Januar 2020, 22:07:18
Zitat von: Christopher am 24. Januar 2020, 18:42:35
Mal meine Perspektive:
Ich bin in keinem (!) Social Media Kanal aktiv, habe nicht mal ein Konto (deviantart zähle ich nicht dazu).
(...)
Nun die Frage: Wie viele von meiner Sorte gibt es? Wie vielen ist dieser ganze Kram um den so viel Hype und Geschrei gemacht wird, völlig egal und verpufft an ihnen wirkungslos?

mehr Menschen, als man glaubt. Umgekehrt denke ich, dass auf diese Strategien vor allem buchaffine, kommunikative, weibliche Wesen bis 30 abfahren (das Alter ist nur mal grob geraten, ich hab jetzt kein schlaues Beispiel, um das zu belegen - ist meine Einschätzung) - Zumindest verfängt das logischerweise eher bei den Nutzern von Social Media, die ja auch eine Teilmenge der Leser sind (Facebook ist bei den Youngstern übrigens sowas von out, 8) ). Wer diese Kanäle nicht nutzt, an dem geht natürlich alles vorbei. Das sind in anderer Altersgruppe ganz schön viele. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Außerdem ist es wohl auch eine Genrefrage, in welchen Zirkeln was bekannt gemacht wird. Stoffel wie ich informieren sich eher in Foren und mit Rezensionen im Internet oder auf Cons oder im Freundeskreis, als bei Booktubern. Alte Bäume und so... 
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Amanita am 24. Januar 2020, 22:33:52
@Christoph, mir geht es bei der Bücherauswahl ganz ähnlich wie.
Das kann ich für mich als Leserin so voll unterschreiben. Gerade im Fantasybereich finde ich persönliche Details zum Autor und dessen Lebenswelt völlig irrelevant. Sowas kann funktionieren, wenn ein starker Bezug zwischen den Büchern und dem Umfeld besteht. Also beispielsweise jemand schreibt über Pferde, hat selbst welche und kommentiert Pferdethemen. Oder jemand schreibt über gesunde, nachhaltige Ernährung und beschreibt, wie er auf dem Wochenmarkt eine tolle, alte Gemüsesorte gefunden hat und was er daraus gekocht hat.
So etwas liefert für Leser, die sich für das Thema interessieren auch einen Mehrwert und kann so dazu beitragen, das Interesse aufrechtzuerhalten und Lust auf die Bücher zu wecken.

Fantasy soll einen aber in fremde Welten entführen und da interessieren Anekdoten aus dem Autorleben einfach nicht. Und auch auf politische Statements würde ich liebend gerne verzichten, da setzen sie sich ja sowieso häufig in die Nesseln, wie es gerade JK Rowling immer wieder beweist. Mich interessiert die politische Einstellung des Autors nicht, solange es sich nicht ganz an irgendeinem Rand bewegt oder das Buch genutzt wird, um ungeschickt zu predigen.

Es würde mich wirklich interessieren, ob es tatsächlich so viele Leute gibt, bei deren Leseentscheidungen die Person des Autors oder gar deren Aussehen eine Rolle wichtige Rolle spielt.
Mir persönlich geht es bei Büchern darum, was drinsteht, nicht darum wer es geschrieben hat. Es sei denn, ich weiß, dass jemand genau meinen Geschmack trifft, dann kaufe ich da vermutlich auch neue Bücher.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Zit am 25. Januar 2020, 00:42:48
... Nachdem sich viele Autoren in letzter Zeit als misogyn / in alten Rollenbildern festhängend und teilweise auch fragwürdig in Bezug auf andere -ismen gezeigt haben, bin ich mittlerweile gar nicht mehr so uninteressiert, was deren politische Position angeht. Auch bei Kochbüchern oder Büchern zur Ernährung empfinde ich es als nicht unwichtig woher der/die/ x AutorIn seine Expertise bezieht. Das sind wirklich Köche, Hausmänner oder gar Heilpraktiker? Oder doch nur ein Journalist, der sich alles anrecherchiert hat? Und so geht das dann auch bei anderen Sach- und Fachbüchern. (Das heißt nicht, dass ausgebildete Ärzte nicht trotzdem Schmarrn von sich geben können, und Heilpraktiker auch mal gute (= keine gesundheitsschädigenden) Ideen haben.)

@Maja

Okay, das ist... unglaublich. Dann geht ja tatsächlich nur was über die Lizenzen. Das da die VG Wort nicht selbst mal auf die Idee gekommen ist, so ihre Einnahmen steigern zu können.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Christopher am 25. Januar 2020, 09:42:30
Zitat von: Linda am 24. Januar 2020, 22:07:18
(Facebook ist bei den Youngstern übrigens sowas von out, 8) ).

Das habe ich auch an vielerlei Stellen schon so gelesen. Deine Einschätzung der Zielgruppe, die man mit dem SM-Kram (SocialMedia, nicht das andere ;D ) erreichen kann ist denke ich ganz gut. Aber wenn die eigene Leserschaft eben nicht zu den SM (ich glaub ich lass die Abkürzung doch sein ;D ) Vielnutzern gehört, ist es sinnlos, die zu bespielen.
Ich denke der "einfache" Erfolg von einigen Influencern (guck mal, der postet doch bloß 4-5 Bilder am Tag und macht nur 2-3 Videos die Woche!) blendet viele Marketingleute und die denken was so "einfach" ist, kann jeder und das verhilft jedem zu massenweise selbstgemachter Werbung. Lassen aber wie gesagt die Zielgruppe völlig aus den Augen.

@Zitkalasa und @Amanita

Exakt. Bei einigen Genres und in einigen Fällen mag das wirklich wichtig sein. Sachbücher: Hat der wirklich Ahnung von dem Thema? Politisch: Wer ist der Typ, wofür steht er? Biografie: Natürlich interessiert mich der Mensch dahinter, das ist der ganze Sinn so eines Buches.
Aber Fantasy? Das klingt gemein, aber da hab ich am Autor, seinem Leben, seinen Hunden/Katzen, usw. null Interesse.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Amanita am 25. Januar 2020, 09:54:26
ZitatAuch bei Kochbüchern oder Büchern zur Ernährung empfinde ich es als nicht unwichtig woher der/die/ x AutorIn seine Expertise bezieht.
Bei Sachbüchern sehe ich das auf jeden Fall auch so. Und auch bei allen Romanen, die stark von einem bestimmten Thema oder einem realen Setting leben.
Bei Fantasy finde ich aber den Hintergrund tatsächlich ziemlich irrelevant. Ob mich beispielsweise die Geschlechtervorstellungen stören, merke ich ja am Buch und wenn dort etwas dargestellt wird, was ich in Ordnung finde, der Autor aber an anderer Stelle irgendwas von sich gibt, was ich problematisch finde, gehe ich auch eher von einer ungeschickten Formulierung als von böser Absicht aus. Das kann sehr schnell passieren und genau deswegen stehe ich den schnellen, politischen Statements auf Twitter und Co inzwischen eher ablehnend gegenüber.
Grundsätzlich erwarte ich aber von einem Fantasyautor nicht, dass er sich mit jeder aktuellen Diskriminierungsproblematik im Detail auskennt und diese in seinem Buch thematisiert, das kann meiner Meinung nach auch gar kein Buch leisten.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Snöblumma am 25. Januar 2020, 11:30:05
Zitat von: Amanita am 24. Januar 2020, 22:33:52
@Christoph, mir geht es bei der Bücherauswahl ganz ähnlich wie.
Das kann ich für mich als Leserin so voll unterschreiben. Gerade im Fantasybereich finde ich persönliche Details zum Autor und dessen Lebenswelt völlig irrelevant.

Aus der Perspektive desjenigen, der versucht, Marketing zu betreiben: Ich habe es vor ein paar Jahren mit Social Media versucht, bin aber ziemlich schnell wieder verstummt. Für meinen Teil weiß ich schlicht nicht, was ich dort erzählen soll. Mein Leben ist 8/15-Durchschnitt und besteht zu 95% aus Schlafen, Arbeiten, Wocheneinkauf, Wohnung putzen, Kind versorgen (und ähnlich "spannenden" Tätigkeiten, die sich in jedem Leben eines Menschen über 30 mit Kind finden). Wenn ich das schon selbst langweilig finde, warum sollte ich damit irgendjemandes Zeit stehlen? Andersherum gehöre ich aber auch zu der Sorte Mensch, die es nicht interessiert, wenn andere aufstehen, frühstücken, Sport machen, zur Arbeit gehen, Freunde treffen, Bücher lesen und ähnliche belanglose Dinge tun, die ungefähr jeder andere Mensch auch tut. Die wirklich interessanten Dinge dagegen, die finde ich so persönlich, dass ich sie schon im Freundeskreis vorsichtig teile, von daher haben die auf Social Media schon gar nichts zu suchen. Aber wahrscheinlich habe ich da das ganze System nicht so ganz verstanden - wobei ich es ehrlich gesagt auch im echten Leben unhöflich finde, wenn man mit belanglosem Quasseln anderer Leute Zeit verschwendet. Und ich andersherum niemanden mit meinem belanglosen Unfug behelligen will :D.

Zitat von: Linda am 24. Januar 2020, 13:34:45
Meine Hoffnung ist, dass sich der Markt gesundschrumpft, ohne dass hiesiege Autoren es ausbaden müssen. Und für die Sättigung sind definitiv nicht bloß die Selfpublisher verantwortlich. Denn, seien wir mal ehrlich: über ein Jahrzehnt lang wurden auch von Verlagen wild Titel (oft Übersetzungen) auf den Markt gebracht nach der Methode more of the same, das könnte erfolgreich sein, also probieren wir es und hoffen auf einen imaginären Bücher-Darwineffekt.

Ich gehe stark davon aus, dass sich das gesundschrumpft. Und die großen Verlage, die ja teilweise immer noch für mein Laienverständnis nach seltsamen Kriterien Bücher verlegen und bewerben, die haben nicht unbedingt einen Startvorteil in diesem Prozess. Sie haben hohe Fixkosten, einen langsamen Entscheidungsprozess, verschiedenste Interessen im selben Haus, etc. Der kleine Selfpublisher kann auf viele Dinge viel schneller reagieren...







Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Coppelia am 25. Januar 2020, 12:38:03
@Snöblumma
So herzlichen Dank für diesen Beitrag! :vibes: Er hat mich zum Schmunzeln gebracht und auch gut mein Problem zusammengefasst (oder eins davon). Abgesehen davon, dass ich mein eigenes Leben ziemlich langweilig finde (und das ist es wohl auch, obwohl/auch weil ich keine Kinder habe), finde ich leider auch die entsprechenden Social-Media-Beiträge meistens einfach nur gähnend langweilig. Das betrifft auch vieles aus dem "bookstagram"-Bereich. So habe ich z. B. kein Interesse an dekorierten Bücherregalen anderer Menschen und vergleichbaren Inhalten. Nicht mal mein eigenes Bücherregal finde ich spannend. Ich finde zwar toll, dass es Menschen gibt, die das so begeistert, aber ich gehöre leider nicht dazu. Was aus Marketing-Sicht schade ist, da solche Dinge offenbar wichtig sind. Aber ich schreibe und lese usw. ja gerade, um an Dingen teilzuhaben, die mit dem realen Leben nicht unmittelbar zusammenhängen.
Da habe ich auch manchmal das Gefühl, etwas nicht richtig verstanden zu haben. Aber es fällt mir einfach schwer, Inhalte zu posten, hinter denen ich nicht stehe.

Ich brauche definitiv eine Strategie, die irgendwie anders funktioniert. :D Gemalte Bilder posten finde ich jedenfalls viel leichter - da kann ich immer etwas Interessantes zeigen; interessant in dem Sinn, dass ich es selbst interessant finde.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alana am 25. Januar 2020, 12:56:02
Ich glaube, der größte Fehler, den viele, auch ich, auf Social Media machen oder gemacht haben, ist zu glauben, dass es um euch als Person geht. Das tut es nicht. Es geht um Kontakte zu den Personen, die ihr als Leser gewinnen wollt. Es geht darum, ihnen etwas zu geben, das sie unterhält, ihnen ein schönes Gefühl gibt und ihnen zeigt, ob eure Bücher etwas für sie sind. Es geht nicht um euren Alltag. Es geht um echte Kommunikation unter Buchmenschen. Wer Social Media nur als Werbung oder Selbstdarstellung sieht, hat die Grundlagen noch nicht verstanden und wird es schwer haben, die Menschen wirklich anzusprechen. Es geht nicht um euch. Es geht um sie. Das zu verstehen, macht so vieles leichter und auch viel schöner und mit Übung und viel Arbeit schafft man es auch irgendwann, Beiträge zu schreiben, die zu Diskussionen und echten Verbindungen führen, und dann wirkt das alles auch nicht mehr so fake, weil es das auch nicht mehr ist. :)
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Schneerabe am 25. Januar 2020, 13:02:16
ZitatEin Autor ist kein Youtube/Instagram/wasauchimmer Influencer der am Fließband einfach und schnell konsumierbares produzieren kann über das sich eine sinnvolle Followerbase bilden lässt.
Keine Ahnung wann die einsehen, dass das nicht dasselbe ist. Ich hoffe, die Erfahrung der Generation Facebook verschwindet bald wieder aus den Marketingstrategien  ::)

Ich schätze, was diese Marketingstrategien angeht wird es höchstens so bleiben und vielleicht/vermutlich schlimmer. Es gibt nun mal alles im Überfluss und jeder, der was zu verkaufen hat, ringt nach der Aufmerksamkeit der Konsumenten... Aus Unternehmerperspektive ist es völlig nachvollziehbar das Risiko minimieren zu wollen, indem man mit Autoren kooperiert die a) scheinbar eine Fanbase haben (auf Social Media) und b) dadurch dass sie dort aktiv sind zeigen, dass sie selbstständig, engagiert und nicht völlig desinteressiert am Marketing ihres eigenen Werkes sind. (bzw. auch fähig sind es effizient zu betreiben.) Ich sehe es mittlerweile eher so dass es scheinbar immer mehr zum Beruf eines Autoren "dazugehört" (ok sofern es zielgruppentechnisch Sinn macht) Social Media zu beherrschen und zu betreiben. Das kann einem gefallen oder nicht, ich für meinen Teil habe mich damit abgefunden und betreibe nun eben einen Social-Media Kanal (und ja es ist eine Heidenarbeit). Am Ende ist der Buchmarkt eben auch nur ein Markt und "bevorteiligt" am Ende nun einmal (neben den wenigen die "Glück" haben oder außergewöhnlich marktkonform sind) die, die am härtesten Arbeiten bzw. am ehesten bereit sind sich selbst auszubeuten, so wie jede andere Branche auch. Das ich das gut finde ist nicht gesagt, ist nur meine momentane Wahrnehmung des Status Quo.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Coppelia am 25. Januar 2020, 13:06:38
@Alana Das ist überzeugend, danke. :hmmm: Und auch irgendwie entlastend. Mit Leuten und Kontakt kommen und sie unterhalten: Exakt, was ich will. Öden Kram über mein ödes Privatleben posten: Exakt, was ich nicht will.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alana am 25. Januar 2020, 13:15:52
:knuddel: Was mir bei diesem Schritt sehr geholfen hat, ist Gary Vee. Er ist nicht jedermanns Fall, aber er agiert immer aus einer sehr tiefen Dankbarkeit für alles, was er hat und mit sehr viel Liebe für seine Mitmenschen, die man ihm auch abnimmt, gerade weil er so schonungslos und gerade heraus ist. Das finde ich sehr beeindruckend und inspirierend. Sein Buch "The Thank-You Economy" zeigt seine Philosophie des Gebens ganz gut. :)
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Fianna am 25. Januar 2020, 15:49:28
Oder ein Autor,  mit dem ich nicht privat bekannt bin und wo ich auf Facebook interagiere (hauptsächlich Likes, selten Kommentare, aber das wird mir trotzdem verstärkt angezeigt) ist Petra Schier.
Sie schreibt 3 sehr unterschiedliche Genres: historische Romane und Weihnachtsromane unter demselben Namen, Agenten-Thriller im SP unter Pseudonym.
Sie hat viele mit ihr interagierende Follower, für die Weihnachtsromanleser gibt es Fotos und Anekdoten vom Hund, für die historischen Freunde Kochrezepte aus dem Mittelalter und der Rest wird mir nie angezeigt (bin selten auf Facebook ), aber sie postet wohl noch andere Beiträge.

Das wäre noch ein Nicht-Zirkler-Beispiel von "Wie man Social Media machen kann".
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Snöblumma am 25. Januar 2020, 17:39:16
Zitat von: Alana am 25. Januar 2020, 12:56:02
Ich glaube, der größte Fehler, den viele, auch ich, auf Social Media machen oder gemacht haben, ist zu glauben, dass es um euch als Person geht. Das tut es nicht. Es geht um Kontakte zu den Personen, die ihr als Leser gewinnen wollt. Es geht darum, ihnen etwas zu geben, das sie unterhält, ihnen ein schönes Gefühl gibt und ihnen zeigt, ob eure Bücher etwas für sie sind. Es geht nicht um euren Alltag. Es geht um echte Kommunikation unter Buchmenschen. Wer Social Media nur als Werbung oder Selbstdarstellung sieht, hat die Grundlagen noch nicht verstanden und wird es schwer haben, die Menschen wirklich anzusprechen. Es geht nicht um euch. Es geht um sie. Das zu verstehen, macht so vieles leichter und auch viel schöner und mit Übung und viel Arbeit schafft man es auch irgendwann, Beiträge zu schreiben, die zu Diskussionen und echten Verbindungen führen, und dann wirkt das alles auch nicht mehr so fake, weil es das auch nicht mehr ist. :)

Intellektuell ist mir das klar, ich kann es nur einfach nicht nachvollziehen, was Menschen dazu bewegt, mit Wildfremden in Kontakt zu kommen. Weder aus Lesersicht noch aus Autorensicht. Gefühlte 99% der Beiträge auf Social Media (von/mit Buchmenschen, jedenfalls das, was es mir in meine Kanäle spült) sind Katzen-/Hundebilder, Bilder von Bücherregalen und Bilder von Buchcovern, alle hübsch dekoriert und erkennbar hindrapiert. Es ist mir schlicht und ergreifend ein absolutes Rätsel, was Menschen dazu bringt, bei einem ihnen vollkommen fremden Autor/Menschen Bücherregale zu kommentieren, statt einfach ein gutes Buch zu lesen. Oder zum Sport zu gehen. Oder andere sinnvolle Dinge zu tun. Oder, um es jetzt mal so offen zu sagen, auch wenn das vermutlich gar nicht gut ankommt: Mich interessiert nicht, was Menschen, die ich nicht kenne und niemals kennen werde, zu drapierten Bildern meines Lebens zu sagen hätten. Und ich gehe auch nicht davon aus, dass es jemanden wirklich interessiert, wenn ich zu den drapierten Bildern seines Lebens freundliche Kommentare schicke - außer, dass es jedem  Menschen ein gutes Gefühl gibt, Lob/ positives Feedback zu bekommen, wir sind ja alle im Grunde ein wenig aufmerksamkeitsbedürftig.

Klar ist das alles ein Business (ich hoffe jedenfalls, dass sich alle Beteiligten bewusst sind, dass es nur Business ist), aber für mich würde es sich dennoch anfühlen wie fake, Interesse an Dingen zu heucheln, die mich nicht interessieren. Dafür ist mir auch die wenige Zeit, die ich habe, zu schade, und ich kümmere mich lieber darum, mir ein gutes Gefühl zu verschaffen (also: zu schreiben). Für die Dinge, die mich interessieren, ist Social Media schlicht das falsche Medium, weil zu schnell und zu verkürzt und zu anonym. Für echte Diskussionen über Plotprobleme, Recherchefragen, Darstellung von kritischen Themen etc. halte ich Social Media persönlich vollkommen ungeeignet. Das mache ich lieber im geschützten Raum eines Forums, mit Leuten, die ich zum größten Teil zumindest ein wenig kenne.

Chapeau vor jedem, der dafür die Energie übrig hat, ich für meinen Teil lasse ich das mit dem Marketing eben. Dann gehen die Bücher halt unter, so what? Immerhin versauern sie nicht auf der Festplatte, und vielleicht finden sich ja ein paar Leser, die damit eine schöne Zeit haben. :D

Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Schneerabe am 25. Januar 2020, 18:18:33
@Snöblumma ich kann das ganz gut verstehen. Ich denke, es gibt einfach unterschiedliche Leute - Big-5 undso. Es gibt Leute die sind sehr extrovertiert und befassen sich gern mit anderen Menschen. Es gibt Leute die sind SEHR introvertiert und befassen sich lieber mit Ideen und Fantasien.

Ich gehöre definitiv auch eher zur 2. Gruppe aber ich liebe eine gute Challenge und habe die Frage nach dem "warum tun Menschen das?" mit dem "ok WIE tun sie es eigentlich?" ersetzt. Instagram zum Beispiel hat ja auch (in jeder "Szene") ein Komplexes Netz an Konventionen und Verhaltensregeln die es zu lernen gibt und "Trends" die da kommen und gehen. Davon abgesehen dass es auch Skill braucht gute Bilder zu schießen, ich habe da aufjeden Fall mehr Respekt vor seit ich es selbst ausprobiert habe... Man muss es nicht tun aber ich denke es gibt viele Wege SM zu betreiben. Mein Kontent ist etwa sehr artsy weil ich nicht soo kommunikativ bin. Aber wie Alana gesagt hat sofern man die Menschen irgendwie unterhält oder ihnen etwas bietet hat der Account wert.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Alana am 25. Januar 2020, 19:18:51
Nun ja. Wenn man als Kind und Buchnerd niemanden hatte, mit dem man über bestimmte Dinge reden konnte, wenn man es mag, allein zu sein und sich dann auszutauschen, wenn man sich dafür entscheidet, dann ist Social Media eben genau das richtige. Ich denke oft, dass ich früher nicht so einsam gewesen wäre, hätte es das schon gegeben. Und die Liebe zu bestimmten Dingen schafft viel schneller für mich eine Verbindung als körperliche Anwesenheit, und ich genieße auch diese Nähe auf Distanz, die dadurch möglich ist. Ich bin gern allein, aber nicht immer gern einsam. Diskussionen zu Büchern oder Serien sind auf Facebook und in Foren meist super anstregend. Auf Instagram kann man sich auch einfach mal freuen und Gleichgesinnte finden, ohne dass man nervige Kommentare erntet, die einem den Spaß an einem Film kaputt machen wollen.

Aber wer das faked, wird damit auch nicht glücklich werden. Die Leute merken schon, wenn jemand kein echtes Interesse hat und nur so tut. :)
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Schneerabe am 25. Januar 2020, 19:48:20
@Alana das stimmt! Irgendwann dachte ich da auch mal dran... In meiner "Kindheit" gab es noch kein Social Media (also es war da aber niemand hatte es oder hatte ein Smartphone xD) Ich habe viel gelesen, hatte aber nicht viele Freunde die sich (in dem Ausmaß) für Fantasy interessiert haben. Im Grunde konnte man nie über Bücher reden (Buchclubs gab es bei uns nicht auf dem Lande und für extrem schüchterne Mädchen ist das auch nichts). Die traurige Wahrheit ist, das ich mich irgendwann daran gewöhnt habe... aber das muss für heutige Kinder/Jugendliche nicht so sein, stimmt schon dafür ist SM sehr gut. Mittlerweile bin ich allerdings ähnlich wie Snöblumma einfach zu alt für die Art von Konversation die etwa auf IG über Bücher betrieben wird. Ich rede unheimlich gerne über Literatur - und unheimlich oft kommen dabei Leute wie Hegel und Nietzsche ins Spiel, für sowas ist SM dann wieder der falsche Ort.;D Aber früher hätte ich es sehr gemocht glaube ich.

Naja deshalb versuche ich auf Instagram auch kein Buchblogger zu werden - aus dem Holz bin ich nicht, ich poste eher über Fanart zu Büchern, liegt mir mehr und ich denke wenn man sich so furchtbar verbiegen muss, hält so ein Account auch nicht lange durch.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Coppelia am 26. Januar 2020, 08:05:43
Das Bedürfnis, mit Autor*innen in Kontakt zu treten, verstehe ich dagegen sehr gut. Ich habe selbst als Kind Fanpost an meine Lieblingsautoren geschickt und war selig, wenn sie geantwortet haben.
Am besten ist meine Erinnerung an mein Idol James Krüss (bekannter Dichter für Kinder, Autor vor der "Weihnachtsmaus" u. ä.), der mir nicht nur geantwortet hat, sondern mich auch in einem Gedicht ermutigt hat, selbst weiter zu dichten (ich hatte ihm tollkühn und todesmutig eins von meinen Gedichten geschickt). :herzchen: :wolke: Es war vermutlich ein vorgefertigter Text, denke ich heute, aber es hat mich als Kind dermaßen glücklich gemacht und mich wirklich ermutigt, mehr Gedichte und Texte zu verfassen. Den Brief sehe ich noch vor mir: handgeschrieben mit kleinen Zeichnungen. Ich bin ihm heute noch für diese freundliche Geste dankbar. Allerdings hieß es damals, im Fall von James Krüss einen Brief nach Gran Canaria zu schicken und nie zu wissen, ob meine eine Antwort erhält. Heute läuft Kommunikation viel einfacher und schneller. Vielleicht fühlt es sich daher auch so an, als wäre eine Antwort nicht so viel wert oder als wäre der Austausch selbstverständlich, vielleicht sogar etwas, auf das Leser*innen eine Art Recht haben.

Ich habe auch letztens erst mit einer Freundin darüber gesprochen, wie mich Inhalte, die sich irgendjemand ausgedacht hat, für mein Leben beeinflusst haben. Ich denke, Kunstschaffende möchten Menschen glücklich machen, in welcher Form auch immer, und sie werden froh sein, wenn sie wissen, dass es ihnen gelungen ist. Ich jedenfalls wäre es. Daher denke ich, dass sie auch stark von dem Austausch profitieren. Ob James Krüss sich gefreut hat, dass seine Gedichte jemand anderen zum Dichten gebracht haben? Da bin ich sicher!

Das ist eigentlich auch genau das, was ich selbst mit meinem Schreiben erreichen möchte und weswegen ich mich selbst in dem Kontext auch nicht so wichtig finde. Weil kreative Arbeit anderer mein Leben bereichert hat, wäre mein größter Traum, dass meine kreative Arbeit das in anderer Menschen Leben schafft. Genau das will ich, und ich denke, das kann ich auch. Um "groß" zu werden, braucht man allerdings Unterstützung, das schafft man leider nicht allein.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Trippelschritt am 26. Januar 2020, 09:53:24
Da hast Du jetzt aber etwas für mich etwas ganz Wesentliches geschrieben, Coppelia. Du siehst Dich als eine Kunstschaffende. Eine Künstlerin ringt aber zuerst um ihren Ausdruck und kümmert sich erst im zweiten Schritt um den Markt. Selbstverständlich ist der Markt wichtig, denn welcher Künstler will schon seine kunst für die Schublade erschaffen. Aber wenn nur ein Produkt herauskommt und keine Kunst, kann der Künstler nicht zufrieden sein.

Damit möchte ich nichts gegen alle Kollegen sagen, die zunächst einmal vom Schreiben leben möchten. Dieses Ziel ist nicht geringer als ein anderes. Aber irgendwann ist man gezwungen eine eigene Position zu beziehen. Und die bestimmt dann das weitere Vorgehen. Und es gibt auch keine scharfe Grenze zwischen Künstlern und Nicht-Künstlern. Und schon gar nicht steckt eine Wertung in dem Unterschied. Ich habe jede Menge Künstler kennengelernt, die darunter gelitten haben, von ihrer Kunst nicht leben zu können und von dem Geld ihrer Eltern, ihres Lebenspartners oder einem Brotjob haben leben müssen, während ihre Geschwister angenehmer durchs Leben glitten.

Bei Autoren fällt dieser Unterschied nicht so deutlich auf wie bei Malern oder Bildhauern. (Ich kenne zu wenige Musiker, um über diese Gruppe etwas zu sagen, aber auch dort müssen ungeliebte Kompromisse eingegangen werden.)

Gespräche mit anderen Autoren können ungemein hilfreich sein, den eigenen Standpunkt zu finden.
Und der Markt? Er ist, wie er ist. Und jeder muss da seinen Weg finden, der für ihn passt.

Liebe Grüße
Tripopelschritt
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Coppelia am 26. Januar 2020, 10:07:02
Auch wenn ich nicht gut darin bin, den Kompromiss hinzubekommen: Ich glaube nicht, dass sich diese Positionen gegenseitig ausschließen. Auch ein Produkt kann Menschen glücklich machen und ihr Leben bereichern. Vielleicht sogar besser als "Kunst", weil es in gewisser Weise dafür gemacht ist. Dass Berechnung dahinter steht, ist wahrscheinlich nicht entscheidend. Ich glaube auf alle Fälle, letzten Endes ist es befriedigender zu sagen "Dieses Buch hat viele Menschen zufrieden gemacht" als "Boah, cool, dass ich mit dem Buch soviel verdient habe." Wobei das natürlich überhaupt nicht verkehrt und überaus wünschenswert ist. :D
Einer der vielen Gründe, warum ich es schade finde, dass ich nicht marktkonformer schreibe.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Linda am 26. Januar 2020, 13:47:47
Zitat von: Coppelia am 26. Januar 2020, 10:07:02
letzten Endes ist es befriedigender zu sagen "Dieses Buch hat viele Menschen zufrieden gemacht" als "Boah, cool, dass ich mit dem Buch soviel verdient habe." Wobei das natürlich überhaupt nicht verkehrt und überaus wünschenswert ist. :D

weshalb mein erster Gedanke bei jedem neuen Verkauf ist: freu, ein Leser. Und nicht Tsching (Ladenkasse - oder Registrierkasseklingeln).
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: FeeamPC am 26. Januar 2020, 15:00:29
@Snöblumma:
Weshalb die Leute diese Dinge auf Facebook und sonstwo lieben? Sie vermitteln ihnen das Gefühl von Nähe in einer Welt, die trotz Milliarden Menschen eher zu Entfremdung tendiert. Das, was man früher, auf dem Dorf, in seiner kleinen Dorfgemeinschaft automatisch hatte (und nicht immer mochte), das, was früher die oft lebenslange Nachbarschaft war, das muss heute das Internet ersetzen. Ein Bedürfnis, das die Menschheit aus grauer Vorzeit von ihrem Hordenleben in die heutige Zeit mitgenommen hat und das befriedigt werden will.
Ob es uns passt oder nicht, und egal, wie sehr wir vielleicht Einzelgänger sind, der Mensch als biologische Gruppe ist ein Herdentier, oder besser, ein Hordentier, wir brauchen eine Gemeinschaft, auch wenn sie nicht sehr groß sein muss. Diesen Trieb, diesen inneren Zwang befriedigen solche Posts und Interaktionen auf Facebook, Instagram und Co.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Lothen am 26. Januar 2020, 16:55:20
Ich finde auch wichtig, sich klar zu machen, dass auf Social Media unterwegs zu sein nicht heißt, dass man sich zur Mediennutte macht. Ich bin wirklich viel online unterwegs, v.a. auf Twitter. Das, was ich poste, hat vielleicht zu 5 % (wenn überhaupt) mit meinen Schreibprojekten zu tun. Alles andere nervt die Leute ja auch tierisch.

Über meinen Alltag schreibe ich auch sehr wenig. Ich poste kaum Fotos von mir (nur sehr ausgewählte) und keine Fotos von Angehörigen, ich poste keine Beiträge mit meinem Frühstück, erzähle nur sehr wenig von Veranstaltungen, die ich privat besuche, und so gut wie gar nichts über meinen Brotjob.

Ich habe mir ein paar Themen ausgesucht, über die ich gerne - auch öffentlich - rede, mich austausche, mich positioniere, unter anderem über Rollenspiel, Bücher, Fantasy-Kram und auch über (gesellschaft-)politische Dinge dann und wann. Dafür muss ich mich nicht verbiegen, ich muss mich dafür nicht zum "gläsernen Menschen" machen (also nicht mehr als sowieso schon) und muss auch kein Interesse heucheln, das nicht da ist.

Will sagen: Das geht schon. Man kann sich die Nische suchen, die einem liegt. Und das MUSS eben auch nicht Social Media sein. Viele Zielgruppen lassen sich ja über SoMe überhaupt nicht erreichen, da kann man sich ein Bein ausreißen und wird vermutlich wenig Ergebnisse sehen.

Mich nervt es nur ein wenig, dass auf Leute, die Social-Media-Auftritte und Marketing gut beherrschen, so oft von oben herab drauf geschaut wird, nach dem Motto: Die verkaufen ja nur sich, die sind ja keine "echten Künstler", die sind nur banale Influencer etc. Ich finde es echt bemerkenswert, wenn Menschen das können. Ich gehöre ja leider selbst auch nicht dazu (Instagram oder Youtube wären mir ein totales Graus :rofl: ), aber diese Fähigkeiten abzuwerten finde ich auch nicht richtig.

Mich nervt es auch, dass auf dem Buchmarkt zunehmend mehr dieser Skills gefragt sind, auch Verlage gezielt danach suchen usw. Mir wäre es definitiv lieber, ich könnte mein Manuskript einem Verlag geben und dann würde der mich groß rausbringen, ohne dass mich mit mit diesem Markting-Bullsh*t rumschlagen muss. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es da in Zukunft hinführt. Wir haben jetzt nun einmal das Internet, wir haben Social Media und das wird nicht mehr verschwinden. Es ist auch GUT, dass es so ist, weil Kleinverlage und Selfpublisher hätten keinerlei Chance ohne diese Mechanismen.

Ich habe volles Verständnis, wenn einen das nervt und wenn man sich darüber ärgert oder beschließt, dass man damit nichts zu tun haben will. Aber ich glaube, wir müssen uns irgendwie damit arrangieren lernen. Auf die eine oder andere Weise.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Steffi am 26. Januar 2020, 17:26:24
Danke, @Lothen. 100% meine Meinung.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Klecks am 26. Januar 2020, 17:38:22
Man muss hier wirklich unbedingt unterscheiden zwischen "Social Media/Marketing" und "Social Media/Marketing, für das man sich verbiegen/unauthentisch sein/etwas vorheucheln/etwas posten muss, womit man sich nicht wohlfühlt und das nicht der eigenen Persönlichkeit entspricht".

Für mich haben diese beiden Dinge überhaupt nichts miteinander zu tun und sind zwei grundverschiedene Herangehensweisen. Zweiteres ist für mich ein No Go, das ich nie machen wollen würde, nicht für die höchsten Verkaufszahlen überhaupt - und ich bilde mir auch ein, das persönlich relativ schnell durchschauen zu können, und dann meide ich diese Accounts entsprechend. Ersteres ist für mich ein heute unverzichtbares, unersetzliches Muss, wie und warum auch immer sich diese Entwicklung ergeben hat - vermutlich eben deshalb, weil es plötzlich eine Flut an Leuten gab, die Selfpublishing betrieben haben, und man da beispielsweise mit ästhetischen Instagram-Bildern im Influencer-Stil gut herausstechen kann. Ich schaue mir ja selber gern hübsche Bilder auf Instagram an. Noch besser, wenn ein Text drunter steht, der für mich authentisch/intelligent/passend/informativ/angenehm geschrieben wirkt.

Bei Ersterem spielt es dann keine Rolle, wie viele Selfies man postet, ob man ansprechend nach Farbe sortierte Bücherregale fotografiert oder das eigene Frühstück - ich finde alles in dieser Richtung toll, wenn ich den Eindruck bekomme, einen authentischen Einblick ins Leben authentischer Leute zu bekommen. Wiederum finde ich genau das alles auch total doof, wenn ich das Gefühl habe, mir wird es nur vorgespielt anstatt einfach nur ein bisschen aufgehübscht. Und ja, ich bin überzeugt davon, dass man da einen Unterschied wahrnehmen kann, wenn auch vielleicht nur mit ein bisschen Übung.

Langer Rede, kurzer Sinn: Ich mag Marketing nicht, weil ich es nie als einen Aspekt meiner Autorenkarriere gesehen habe und ich finde, dass einzig und allein das Schreiben und freundlicher Kontakt zu Lesern meine Aufgaben sein sollten, und ich mag es nicht, weil ich finde, dass es ein eigener Beruf ist, den eigentlich entsprechend ausgebildete Leute übernehmen sollten, wie beispielsweise auch die Covergestaltung und weitere Dinge, die bei einer Veröffentlichung noch anfallen. Aber ich finde überhaupt nicht, dass Marketing und Social Media-Aktivitäten automatisch damit einhergehen, sich zu verbiegen.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Maja am 26. Januar 2020, 17:42:16
Was ich mag, ist, wenn ich im Marketing mit dem Verlag zusammenarbeiten kann. Wenn es nicht heißt "Mach Marketing für dein Buch, schmeiß Social Media an, ab ins kalte Wasser mit dir!", sondern "Wir haben uns folgende Aktionen gedacht, bei denen du das-und-das machen kannst". Weil eben nicht jeder Autor so ein Social Media Crack ist und nicht selbst immer den Überblick hat, was zieht. In den Marketing-Abteilungen der Verlage sitzen üblicherweise Leute, die Ahnung von Marketing haben. Ich will mich ja gerne einbringen, aber wenn mein Verlag mir nur sagt "Für dein Buch ist kein Marketing-Budget vorgesehen, mach den ganzen Dreck allein", bin ich aufgeschmissen.

Mein neues Buch startet nicht mit dem gleichen Medienaufwand wie der erste Teil, weil es eben nur der mittlere Band einer Trilogie ist - nicht der spektakuläre Auftakt, nicht der dramatische Abschluss, der erste Band hat die Erwartungen des Verlags erfüllt, aber nicht übertroffen, und da muss ich mit einem kleineren Marketingbuget leben. Aber sie engagieren sich trotzdem, und ich kann mitmachen. Vor ein paar Tagen bekam ich eine Mail von der Social Media-Frau meines Verlags, die mir einen Interview-Fragebogen geschickt hat. Sie planen eine Kampagne, wo über den Verlauf mehrerer Wochen einzelne Fragen und Antworten auf ihren Kanälen gepostet werden und am Ende das komplette Interview auf ihrem Blog.

Sowas mache ich gerne - die Fragen beantworten ist erstmal ein Aufwand (zumindest, wenn ich es mache - ich weiß nicht, ob sie damit gerechnet haben, am Ende zehn Seiten Antworten zu haben, aber bis jetzt hatte ich für meine ausführlichen Interviews immer positive Resonnanz, und sie können das ja bei Bedarf kürzen), aber ich sehe, wofür es gut ist, und ich kann die einzelnen Beiträge dann jeweils auf meinen eigenen Kanälen teilen, es erhöht die Sichtbarkeit meines Buches, ohne den Verlag jetzt Unsummen zu kosten. Wenn ein Verlag es nicht mal schafft, einen Titel auch nur einmal auf Facebook zu erwähnen, wie Knaur das gemacht hat, dann steht man als Autor wirklich im Regen. Das kann dann auch keine Budgetfrage mehr sein - wirklich, was hätte ein einziger nicht beworbener Facebook-Beitrag gekostet? - sondern ist einfach nur ein Fall von "Dein Buch geht uns am Arsch vorbei".
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Venetia am 21. Januar 2021, 18:43:49
Zitat von: Schneerabe am 25. Januar 2020, 19:48:20
@Alana das stimmt! Irgendwann dachte ich da auch mal dran... In meiner "Kindheit" gab es noch kein Social Media (also es war da aber niemand hatte es oder hatte ein Smartphone xD) Ich habe viel gelesen, hatte aber nicht viele Freunde die sich (in dem Ausmaß) für Fantasy interessiert haben. Im Grunde konnte man nie über Bücher reden (Buchclubs gab es bei uns nicht auf dem Lande und für extrem schüchterne Mädchen ist das auch nichts). Die traurige Wahrheit ist, das ich mich irgendwann daran gewöhnt habe... aber das muss für heutige Kinder/Jugendliche nicht so sein, stimmt schon dafür ist SM sehr gut. Mittlerweile bin ich allerdings ähnlich wie Snöblumma einfach zu alt für die Art von Konversation die etwa auf IG über Bücher betrieben wird.

Ich klinge mich hier mal ein, denn: genau das. Ich hatte eine von 10 Bekannten, die ebenfalls Fantasy ließt. Nur eben dann eher Romantasy und JA/NA. Nicht immer mein Fall. Wir konnten uns zwar ein wenig austauschen, aber so viel gelesen hat sie mit der Zeit nicht mehr. Das war es dann auch, mehr Menschen kannte ich nicht, die gerne lesen. Jedenfalls außerhalb der Familie. In meinen Heimatdorf gab es auch keinen Buchclub oder Lesezirkel, in die Stadt bin ich allerhöchstens zum Einkaufen gefahren. Habe also dort auch niemanden gekannt.
Durch SM ist es einfacher, mit Menschen in Kontakt zu treten, die ähnliche Leidenschaften hegen wie man selbst. Ja, es ist schade, sich nicht auch mal im RL zu sehen und miteinander reden zu können, aber man ist nicht ganz für sich alleine. Ich habe allerdings am Anfang Probleme gehabt, Menschen zu finden. Wer interessiert sich denn für die Meinung einer jungen Frau, die man gar nicht kennt? Und die richtigen Foren und Netzwerke musste ich auch erst finden.
Ich habe ein wenig gebraucht, um bookstagram zu finden. Leider wurde mir nur JA/NA-Bookstagram-Accounts vorgeschlagen und ich fand es zum kotzen. Je schicker die Bilder, desto mehr flacher Austausch. Man muss die gehypten Bücher lesen und vorstellen, ein möglichst beliebtes Bücherregal haben und obendrauf ein unendlicher SUB. Hat man das nicht, interessiert sich kaum jemand für dich. Oder man findet den Account nicht, weil der Algo streikt. Ein anderes Bild hat Bookstagram mir leider nicht offenbart... Wobei ich mir auch sicher bin, dass das nicht in jeder Ecke so passiert.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Yvonne am 30. Januar 2021, 09:11:46
Social Media das auch ist, was man daraus macht. Die meisten Kanäle (wie Instagram und Twitter z. B.) sind individuell anpassbar, man kann den Accounts folgen, deren Content interessiert/inspiriert/unterhält, anderes stummschalten, blockieren, entfolgen sowie einzelne Stories und Wörter stummschalten.
Titel: Re: Erstickt der Buchmarkt an sich selbst?
Beitrag von: Biene am 12. März 2022, 12:36:35
Ich habe mich hier gerade ein wenig eingelesen und mich in einigen Beiträgen wiedergefunden.

@Maja, ich habe mit meinem ersten Roman auch die Erfahrung gemacht, dass man in Sachen Marketing allein gelassen wird, obwohl klar war, dass ich null Ahnung davon habe. Entsprechend ist es dann auch gelaufen und beim Verlag hat man sich noch gewundert, warum es nicht läuft.  ::) Für mich hat hat diese Enttäuschung zum Schluss geführt, dass, wenn ich den Sch... schon selbst machen muss, ich auch meine Rechte behalten und so wenig wie möglich vom Erlös abgeben will, sprich es hat mich zum Selfpublishing geführt.

@Klecks, mein Problem mit Marketing ist halt, dass ich keine Rampensau bin und mich nur bedingt mit diversen Werbemöglichkeiten anfreunden kann. Ich habe schon einiges ausprobiert, bin aber immer noch auf der Suche nach Werbemöglichkeiten, die mir persönlich liegen, bei denen ich mich nicht verbiegen muss und die funktionieren. Ich fänd es auch toll, wenn ich mich nicht darum kümmern müsste, denn es macht mir keinen Spaß, kann aber professionelles Marketing dann doch nicht finanziell stemmen.