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eBook - Der falsche Weg für die Verlage?

Begonnen von Kaeptn, 07. Oktober 2010, 08:30:51

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Sven

Zitat von: Stefan am 06. Juni 2011, 08:44:40
Hätte man ein Auto gekauft, dass gestohlen wurde, kann man sich auch nicht beschweren, wenn später die Polizei vorbei kommt und es konfisziert.

Aber es ist noch ein Unterschied, ob die Polizei die Daten löscht, oder ob sich Amazon auf den Reader "reinhacked" und die Daten löscht.
In meinen Augen geht es auch um mehr, als nur die Haptik (obwohl sie sicherlich eine große Rolle spielt). Wenn ich den ganzen Tag am Rechner gesessen habe, möchte ich mit einem Buch abschalten. Dabei möchte ich auch das Gefühl haben, nicht an einem Rechner zu sitzen. Weg von der Elektronik. Das geht nur mit einem Buch.
Für Nachschlagewerke allerdings dürfte so ein Reader wirklich gut sein, vor allem, wenn man die wirklich teuren Bücher, die es nur un geringer Stückzahl gibt, günstig kaufen kann.
Beste Grüße,
Sven

Hr. Kürbis

Die hacken sich nicht rein, sondern es geht von statten, wenn der Kunde seinen Kindle mit Amazon synchronisiert. Ich habe meine Verbindung zum Beispiel aus und mache sie nur an, wenn ich etwas neues runterladen will. In dem Moment wäre dann auch das Buch "gelöscht" worden. Ob es dazu einen Hinweis gab kann ich allerdings nicht sagen.

Judith

Zitat von: Stefan am 06. Juni 2011, 07:33:02
Der "Umweg" über Adobe und PC, dass meine ich mit umständlich. Das die E-Books von Amazon auch DRM haben ist klar, aber das macht mir keine zusätzliche Arbeit. Ich bin eben ein fauler Hund! :vibes:
Naja, das kommt aber weniger aufs DRM an als auf die Ausstattung des Readers. Bei einem Oyo brauch ich den Umweg über den PC nicht, da richtet man sich am Anfang ein einziges Mal das Kundenkonto bei Adobe ein und kann danach die Bücher einfach direkt auf dem Reader kaufen ohne weitere Umwege, genauso wie beim Kindle. Und für einen Kindle muss man ja auch einmalig ein Kundenkonto bei Amazon einrichten (nur haben das halt die meisten schon  ;) ).

Beim Sony hingegen hat man den Umweg über den PC immer, völlig gleichgültig ob mit oder ohne DRM, da der Reader ja eben kein WiFi hat. Und auch hier gilt: Adobe brauch ich nur einmal zum Einrichten des Kundenkontos.
Und das mit dem PC ... Wie gesagt, mich stört das halt nicht. Das liegt daran, dass ich in jedem Fall sämtliche Bücher auch auf dem PC speichern würde (auch wenn ich einen Kindle hätte).

Sven

Zitat von: Stefan am 06. Juni 2011, 09:07:43
Die hacken sich nicht rein, sondern es geht von statten, wenn der Kunde seinen Kindle mit Amazon synchronisiert. Ich habe meine Verbindung zum Beispiel aus und mache sie nur an, wenn ich etwas neues runterladen will. In dem Moment wäre dann auch das Buch "gelöscht" worden. Ob es dazu einen Hinweis gab kann ich allerdings nicht sagen.

Deshalb hatte ich das in Klammern gesetzt. Letztendlich greifen sie auf Daten zu, die ich auf meinem Eigentum gespeichert habe. Bei dem Fall damals hatte ja ein Schüler Notizen in dem Buch "1984" gespeichert, die dann mit der unerwarteten Löschung weg waren.
Inzwischen wird so etwas laut Amazon nicht mehr gemacht. Trotzdem bleibt ein merkwürdiger Nachgeschmack.

Beste Grüße,
Sven

Lomax

Zitat von: Kaeptn am 05. Juni 2011, 21:02:27Das Argument zieht freilich bei vielen nicht, denn a) zwingt dich ja keiner die Bücher zu behalten und b) WOLLEN die meisten ja ihre Bücher im Regal stehen sehen und u.a. das würde ihnen bei einem eReader fehlen.
Das Argument zieht aber von Jahr zu Jahr bei mehr Leuten - die meisten meiner persönlichen stark bücheraffinen Bekannten passen genau in das von dir geschilderte Profil, und trotzdem haben inzwischen so ziemlich alle zu viele Bücher und beklagen sich darüber, dass sie nichts unterbringen. Und mancher, aber nicht jeder zieht für seine Bücher extra in eine neue, größere Wohnung um. ;)
  Ich würde mittlerweile das nicht-genug-Bücher-haben-können eher für ein Phänomen der Jugend halten. Irgendwann in den 30ern, allerspätestens, sind alle möglichen Regale und Flecken in der Wohnung mit Büchern gepflastert, die Möglichkeiten zum Vergrößern des Raumes eher erschöpft, Neuanschaffungen würde man ohnehin nicht mehr sehen, selbst wenn man sie unterkriegt - und Altes Verkaufen, um Platz für Neues zu schaffen, ist auch eher mühsam und lästig als einträglich.
  Natürlich hat man zu gedruckten Büchern ein besonderes Verhältnis ... Aber das macht es eher schwieriger, sinnvoll mit einem Überschuss umzugehen. Ich würde also die Leute, die für Ebooks nicht in Frage kommen, weil sie überhaupt keine Probleme haben, Unmengen von Büchern zu sammeln und bei sich unterzukriegen, eher für die Minderheit in der Minderheit halten - Minderheit in der Minderheit deswegen, weil die Drei-Bücherregale-reichen-vollkommen-Leser, die weder Probleme mit dem Stellplatz haben noch Wert darauf legen, viele Bücher im Regal auszustellen, immer noch die Mehrheit selbst unter den Leuten darstellen, die überhaupt dann und wann ein Buch kaufen.
Zitat von: Judith am 06. Juni 2011, 00:29:49
Inwiefern zu umständlich?  :hmmm: DRM macht ja keine Probleme (bzw. muss ich mit DRM-geschützten Büchern nichts besonderes anstellen), solange man nicht versucht es loszuwerden.
Nun, da kann ich noch eine Menge andere Fälle schildern, wo DRM Probleme bereitet. Einen Punkt hat Stefan mit dem Umstand, den es bereitet, ja schon angesprochen. Und das gilt nicht nur für Adobe, sondern so ziemlich für jede DRM-Technologie - manchmal erfordern sie schon einiges an technischem Verständnis oder Aufwand, bevor man die Medien konsumieren kann, und wer hat darauf schon Lust? Mitunter klappen sie in den meisten Fällen problemlos - nur bei einzelnen Usern nicht, und man weiß vorher nie, ob man zu den Glücklichen gehört oder eben nicht.
  Und dann macht DRM immer dann Probleme, wenn man irgendwas mit dem Produkt machen will, woran die Programmierer nicht gedacht haben. Und das kommt in der Praxis erstaunlich häufig vor - umso häufiger, je ungewöhnlicher die individuellen Vorlieben sind. Ob man die Medien nun von einem Lesegerät aufs andere überspielen oder vielleicht nach zwei Jahren noch mal lesen will - es ist jedesmal ein Abenteuer, ob alles klappt oder nicht.
  Und Andreas Eschbach beispielsweise weiß ja auch eine schöne Geschichte zu erzählen, was mit DRM-geschützten Medien passieren kann, wenn ein paar Jahre ins Land gehen, der Anbieter dicht gemacht hat oder der für den Schutz gewählte Standard aus anderen Gründen nicht mehr unterstützt wird. Wer weiß schon, welche DRM-Server in zehn Jahren noch stehen und was für private Bibliotheken qua Abschaltung plötzlich reif für die Mülltonne sind?
  Das alles muss nicht sein und gehört nicht zwangsläufig zu DRM. In der Praxis gibt es aber kaum ein System, dass solche Risiken und Probleme nicht auf den Nutzer abwälzt, und das macht DRM eben doch weitestgehend indiskutabel.

Und genau das lässt auch den Einwand ins Leere laufen, dass ja auch Amazon-Titel "DRM-geschützt" sind. Weil es in der Praxis halt selten um prinzipielle Erwägungen gehen DRM geht, sondern halt ganz konkret um die praktischen Fallstrike der Systeme im Alltag. Und da ist das System bei Amazon halt doch eines der wenigen, von denen die meisten Anwender nicht einmal etwas bemerken. Jedenfalls derzeit - ob das System auch die langfristigen Probleme umgehen kann, die bei DRM auftreten können, muss sich noch zeigen, und natürlich erkauft man sich bei Amazon die fehlenden Probleme halt auch mit einer Gerätebindung und Personalisierung, die auch nicht jeder Nutzerpräferenz gerecht werden dürften.
  Aber ich denke, im Großen und Ganzen ist genau das das Problem: Nicht DRM an sich, sondern wie viel der Käufer davon bemerkt. Und da merkt man bei Amazon nach meinem Kenntnisstand derzeit mit Abstand am wenigsten. Aber wenn man dann etwas merkt ...
Zitat von: Stefan am 06. Juni 2011, 08:44:40Und das Buch, von dem du sprichst, war eine illegale Kopie, von daher ist das ganze zwar nicht unbedingt okay, aber verständlich.
Diese Kurzbeschreibung fasst den Vorgang dann aber auch nur sehr unvollständig und beschönigend zusammen. Tatsache ist halt auch, dass die Benutzer da keine illegale Kopie runtergeladen haben. Das Buch wurde regulär über den gängigen Kanal angeboten und von den Benutzern in gutem Glauben erworben. Im Nachhinein gab es zunächst mal Unklarheiten wegen des Copyrights und das Angebot wurde zurückgezogen und auch von den Readern wieder entfernt. Nicht etwa, weil die Rechtslage geklärt war, was nur ein Gericht hätte tun können, sondern aufgrund der Einschätzung von Verantwortlichen bei Amazon und mehr oder minder prophylaktisch. Zum Zeitpunkt der Löschung hatte man nicht mal die Daten späterer, ausführlicherer Gutachten, die geeignet waren, einen tatsächlichen Copyrightverstoß zu erhärten.
  Und selbst das wäre eine sehr schwache Grundlage gewesen für den Eingriff in das Privateigentum von Nutzern. Denn nur aufgrund des internen Rechtsgutachtens einer Firma bzw. der Absprache zwischen zwei Privatfirmen, was denn rechtens ist, darf natürlich trotzdem kein Privatmensch in irgendjemandes Wohnzimmer kommen und Sachen mitnehmen, weil er glaubt, sie gehören dort nicht hin. Ohne Gerichtsbeschluss oder explizite Klärung und Absprache mit den betroffenen Nutzern war das ein Unding, und ich denke auch nicht, dass man so einen Vorgang, der gegen übliche und verfassungsmäßig geschützte Procedere verstößt, in irgendeiner Form entschuldigen kann oder sollte.
  Auch der Hinweis auf "illegale Kopien" wäre da ja nur geeignet, den Vorwurf, den man gegen Amazon erheben kann, von "Diebstahl" auf "Selbstjustiz" zu verändern ... was m.E. nach keine Verbesserung darstellt.
  Ganz im Gegenteil würde ich sagen, da einerseits klar ist, dass so ein Vorgehen bei materiellen Gütern undenkbar wäre, weil es verfassungsmäßig geschützte Rechtsgüter betrifft, stellt jede Relativierung dieser Rechtslage bei immateriellen Gütern den besten Einwand gegen DRM überhaupt dar. Denn wenn unser Rechtssystem sanktioniert, dass für Eigentum im virtuellen Raum kein entsprechender Schutz garantiert wird, würde das tatsächlich bedeuten, dass beispielsweise eBooks kein adäquater Ersatz für Bücher sind, sondern durch den Kauf eines eBooks letztlich nur ein "Eigentum zweiter Klasse" geschaffen wird, das auch rechtlich gesehen nicht den Schutz des Eigentums laut Grundgesetz in Anspruch nehmen kann.
  Ich wüsste kaum etwas, was derzeit mehr gegen den Kauf von Ebooks sprechen würde als diese Feststellung, und insofern halte ich den Versuch, das Vorgehen von Amazon zu rechtfertigen oder zu relativieren, sogar für einen noch besseren Grund gegen Ebooks als den Vorgang selbst. Und im übrigen auch gegen DRM - denn wenn beim virtuellen Eigentum tatsächlich derzeit eine Wildwest-Mentalität herrscht und das Recht des Stärkeren, und wenn es da okay und hinnehmbar ist, dass einzelne Privatpersonen mit gekauften Gütern fremder Leute Dinge tun, die sie bei materiellen Gütern nicht dürften - dann ist natürlich auch der Anwender vernünftigerweise gehalten, so einen Kram nicht zu kaufen, sondern lieber auf "richtiges" Eigentum zu setzen; oder, wenn er so etwas kauft, möglichst ebenso zum "Selbstschutz" zu greifen und dafür zu sorgen, dass kein anderer technisch Zugriff darauf nehmen kann.

Tatsächlich hat dieser Vorfall bei Amazon maßgeblich dazu beigetragen, meine Vorbehalte gegen DRM noch ein Stück von "technisch" zu "prinzipiell" zu verschieben. Und auch wenn ich das System bei Amazon für eines der wenigen halte, die offenbar rund genug funktionieren, um akzeptabel zu sein, ist dadurch auch mein Misstrauen in die Marktteilnehmer und die rechtliche Absicherung so weit bestärkt worden, dass ich allein deswegen nie Geld für ein Ebook ausgeben würde, über das ich nicht die vollständige Kontrolle und alleinigen Zugriff genieße.

Judith

Das bezüglich DRM war von mir vereinfacht formuliert und sollte eher heißen "Inwiefern ist DRM beim Laden der Bücher zu umständlich?" und "Inwiefern ist DRM bei epubs umständlicher als bei Amazons azw?"
Ich halte auch nicht viel von DRM, aber ich wollte da halt keine große Diskussion über DRM vom Stapel brechen, sondern eher vermeiden, dass der Eindruck entsteht, als würde man bei einem anderen Reader als dem Kindle grundsätzlich bei jedem Buchkauf eines DRM-geschützten epubs erst einmal auf mehrere Hürden stoßen.

Etwas unklar sind mir jetzt folgende Aussagen:
ZitatUnd dann macht DRM immer dann Probleme, wenn man irgendwas mit dem Produkt machen will, woran die Programmierer nicht gedacht haben. Und das kommt in der Praxis erstaunlich häufig vor - umso häufiger, je ungewöhnlicher die individuellen Vorlieben sind. Ob man die Medien nun von einem Lesegerät aufs andere überspielen oder vielleicht nach zwei Jahren noch mal lesen will - es ist jedesmal ein Abenteuer, ob alles klappt oder nicht.
ZitatUnd genau das lässt auch den Einwand ins Leere laufen, dass ja auch Amazon-Titel "DRM-geschützt" sind. Weil es in der Praxis halt selten um prinzipielle Erwägungen gehen DRM geht, sondern halt ganz konkret um die praktischen Fallstrike der Systeme im Alltag. Und da ist das System bei Amazon halt doch eines der wenigen, von denen die meisten Anwender nicht einmal etwas bemerken.
Aber gerade die von dir geschilderten Probleme, die bei DRM-geschützten Büchern auftreten können (bzw. werden, wenn es um bestimmte Änderungen oder Eingriffe geht) treten so ja auch bei Amazon/Kindle auf. Gerade wenn es um den Umstieg auf einen anderen Reader (und die Frage, ob man die Bücher dort auch noch lesen kann) geht, sind die Probleme mit dem Kindle noch deutlich größer. Derzeit ist es ja tatsächlich so, dass man, wenn man einmal einen Kindle und mehrere Bücher über Amazon bezogen hat, tunlichst auf keinen anderen Reader mehr umsteigen sollte - wenn man die gekauften Bücher dann dort auch noch lesen möchte.

Lomax

Zitat von: Judith am 06. Juni 2011, 22:13:01..., sondern eher vermeiden, dass der Eindruck entsteht, als würde man bei einem anderen Reader als dem Kindle grundsätzlich bei jedem Buchkauf eines DRM-geschützten epubs erst einmal auf mehrere Hürden stoßen.
...
Etwas unklar sind mir jetzt folgende Aussagen:Aber gerade die von dir geschilderten Probleme, die bei DRM-geschützten Büchern auftreten können (bzw. werden, wenn es um bestimmte Änderungen oder Eingriffe geht) treten so ja auch bei Amazon/Kindle auf.
Die beiden Punkte lassen sich eigentlich in einem Rutsch beantworten. ;)

Nach allem, was ich von Kindle-Benutzern bisher gehört habe, hat Amazon es geschafft, bei seinem Modell so etwas wie einen "Apple-Effekt" zu erzielen - also so ziemlich genau dasselbe Phänomen, weswegen bei den PC-/Apple-Diskussionen die Standpunkte oft so unvereinbar aufeinanderprallen.
  Natürlich führt bei Amazon das Modell zu einem sehr geschlossenen System, und natürlich ist auch das objektiv betrachtet ein DRM-Mangel, weswegen man durchaus mit einiger Berechtigung feststellen kann, dass es bei Amazon im Prinzip auch nicht besser ist als anderswo.
  Aber gerade weil es ein geschlossenes System ist, lässt es sich auch recht einfach, standardisiert und stabil gestalten, und solange man sich innerhalb des Systems bewegt und nichts anderes damit macht, hat man die meisten Probleme, bei denen man anderswo nie so ganz sicher sein kann, wo sie auftreten, halt nicht. Und das System ist so gestaltet, dass es für viele User halt alles bietet, was sie brauchen, so dass auch viele Kunden keinen Grund mehr sehen, beispielsweise Ebooks anderswo zu kaufen oder auf andere Reader zu portieren.
  Wenn man sich daran stört und nicht alles aus der einen Hand haben will, sieht man natürlich keinen Vorteil bei Amazon - ansonsten ist der Vorteil durchaus da, weil andere Systeme halt nicht mal die Option bieten, sich auf einen genau definierten, aber sehr umfassenden Bereich zu beschränken und sich darin problemlos zu bewegen.

Ich beispielsweise habe mir nach dem Kauf meines Readers erst mal durchgelesen, was ich machen muss, um das dafür vorgesehene Adobe-DRM-System zu nutzen, mit dem der arbeitet, und habe danach beschlossen, dass ich gar keine Lust habe, mich mit Installation oder Anmeldung auch nur auseinanderzusetzen. Diese Hürde beispielsweise hat Amazons Kindle von vornherein nicht, weil das System, so wie man es kriegt, ganz standardmäßig auf Amazons Modell hin vorkonfiguriert ist und die Nutzung des DRM gar nicht erst ein wie auch immer gearteter Aufwand ist, sondern im Gegenteil von vornherein die einfachste und natürlichste Möglichkeit, es zu nutzen.
  Das macht in der Praxis schon einen großen Unterschied, den man nicht gering schätzen sollte ... Auch wenn man sich letztendlich gegen den Kindle entscheidet, gerade weil es am Ende halt auch ein DRM-System mit allen potenziellen möglichen Nachteilen ist und weil es bei anderen Readern leichter ist, sich grundsätzlich davon fernzuhalten.

Hr. Kürbis

Lomax, danke für die ausführliche Schilderung!
Gerade auch in Hinblick auf die Löschaktion von Amazon trifft deine Formulierung der "Selbstjustiz" den Nagel auf den Kopf.  Amazon sah sich da in dem Moment auf der moralisch sicheren Seite, ohne sich rechtlich zu informieren und abzusichern. Ich kann den Vorgang nachvollziehen und im Endeffekt war es wohl eine sehr heilsame Klatsche, die sie sich da eingefahren haben, Amazon hat sich da quasi den eigenen Präzedenzfall geschaffen und handelt in Zukunft wohl etwas umsichtiger.
Aber die Frage nach dem Eigentum ist ja gerade im elektronischen Bereich noch schwieriger zu regeln als im gedruckten Bereich. Man "besitzt" zwar die Daten, einem "gehören" tun sie aber nicht (im Sinne von: ich darf damit alles machen). Letztendlich besitzt der Urheber nur das Recht an seinem Text und wenn dessen Rechte verletzt werden, muss sich irgendjemand finden, der ihm dazu verhilft. In dem Fall sah sich eben Amazon in die Pflicht genommen und hat das Problem eben unelegant gelöst.

Dann noch mal zum geschlossenen System, ich denke nicht, dass es ein Problem sein wird, meine Texte auf ein anderes (vorausgesetzt unter meinem Konto registriertes) Kindle zu übertragen. Sollte es mal eine neue Version geben, die mich in den Fingern juckt zu besitzen, melde ich das einfach und bekomme sie bestimmt übertragen. Sollte nicht allzu schwierig sein, die Daten von einem System zu löschen (sieht man ja ;)) und dann unter der Geräteauswahl neu zu registrieren. Meine Daten hängen ja in der "Cloud" bei Amazon und eben nicht bei mir auf dem Rechner.

Judith

Ich meinte ja nicht einen anderen Kindle, sondern die Möglichkeit, dass man vielleicht auf einen ganz anderen Reader umsteigen möchte. Also ich möchte schon die Möglichkeit haben, dass ich nach einer Weile mit meinem Sony feststelle, dass ich als nächsten Reader doch lieber einen von z. B. iRiver hätte (und dort dann auch immer noch meine eBooks lesen kann).
Bei einem Kindle ist es halt etwas schwieriger, wenn man nach einer Weile feststellt: Nein, Kindle ist eher doch nichts für mich, ich hätte gern einen ganz anderen Reader.

Was DRM betrifft:
Von Adobe und DRM fernhalten kann ich mich halt leider nicht, da die Onleihe (und vor allem die Möglichkeit, endlich auch mehr englische Bücher ausleihen zu können) für mich ein wesentlicher Grund war, überhaupt einen Reader zu wollen. Die ganze Geschichte mit Adobe war aber glücklicherweise in 2 Minuten erledigt und bisher - ich klopfe auf Holz - hatte ich auch noch keine sonstigen Probleme mit DRM.
Ohne die Onleihe würde ich ja jetzt vielleicht auch mit einem Kindle hier sitzen. Wobei ich inzwischen doch froh bin, einen Sony gewählt zu haben, da der Umgang mit pdf einfach besser ist.
Aber klar, es wär schon praktisch, ein eBook einfach aus meinem Amazon-Einkaufswagen raus (der bei mir als eine Art Wunschzettel und "will ich irgendwann mal haben"-Liste fungiert) zu kaufen.

Lomax

Zitat von: Stefan am 07. Juni 2011, 07:02:07Dann noch mal zum geschlossenen System, ich denke nicht, dass es ein Problem sein wird, meine Texte auf ein anderes (vorausgesetzt unter meinem Konto registriertes) Kindle zu übertragen.
Judith hat es ja schon angemerkt - solange du ein Kindle und ein angemeldetes Konto hast und alles darüber abwickelst, verlässt du das System ja nicht.
  Ob das auf Dauer eine Garantie ist, dass man nie Probleme bekommt, weiß man trotzdem nicht - wie gesagt, Ebook-Anbieter mit DRM über ein zentrales Konto, die dann dicht gemacht haben, woraufhin alle Kunden alle gekauften digitalen Bücher abschreiben konnten, gab es sogar schon lange vor dem gegenwärtigen Ebook-Book, nämlich während des Internet-Hypes in den späten 90ern. Auch das ist ein interessanter Präzedenzfall, was den Wert dieses virtuellen Eigentums angeht.
  Das mag man bei Amazon für unwahrscheinlich halten, aber andererseits, wer weiß, was in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren passiert? Solange das System allerdings funktioniert, scheint Amazon derzeit die "barrierefreiste" Lösung zu sein, und wenn man sich sagt, dass man eh keine Ebook-Bibliotheken sammeln will, sondern einfach nur Bücher zum kurzfristigen Lesen erwerben, muss man sich da wohl auch keine großen Gedanken machen.

Und, ja - Onlineausleihe mag letztlich auch ein guter Grund sein, wenn ich mich irgendwann mal entschließe, ein Adobe-DRM-Konto zu aktivieren. Das klingt durchaus nach einem attraktiven Angebot für die Ebook-Zukunft. Aber da im Moment das erreichbare Bücherangebot für mich ohnehin größer ist als meine Zeit zum Lesen, ist meine Motivation da noch nicht so hoch  ;)


Maria

Danke für den Link. Ist wieder mal interessant.

treogen

Habe mir jetzt auf der NordCon in Hamburg ein "Multimedia"-Buch angeschaut und muss sagen: "Dat fetzt"  :jau:
Beim Öffnen der EBook-App wird ein Lied eingeblendet und einzelne Begriffe sind mit Tönen oder sogar Musikstücken unterlegt.
Weitere Optionen sind denk- und machbar: bei Fremdwörtern gelangt man per Anklicken zum entsprechenden Wikipedia-Artikel und bestimmte Passagen lassen sich auch mit Videosequenzen untermalen.
Und genau da sehe ich die Zukunft. Keine 1:1 Kopie des Print-Werkes (das sehe ich nach wie vor als uninteressanten Markt, wenn man sieht, dass dieses Multimediabook sogar die EBookfassung von Bestsellern mehrfach überrundet), sondern das Multimediabook mit Mehrwert.

Ich glaub, ich werd demnächst mal wieder einen Anlauf in Richtung digitalen Markt starten  ;D
www.verlag-torsten-low.de

Phantastik vom Feinsten

Lisande

Zitat von: treogen am 15. Juni 2011, 07:28:40
Habe mir jetzt auf der NordCon in Hamburg ein "Multimedia"-Buch angeschaut und muss sagen: "Dat fetzt"  :jau:
Beim Öffnen der EBook-App wird ein Lied eingeblendet und einzelne Begriffe sind mit Tönen oder sogar Musikstücken unterlegt.

Ach du liebes bisschen, das klingt ja grauenvoll! Wenn ich lese, will ich lesen, nicht beschallt werden!

ZitatWeitere Optionen sind denk- und machbar: bei Fremdwörtern gelangt man per Anklicken zum entsprechenden Wikipedia-Artikel

Ooookay... das klingt grundsätzlich recht interessant, aber ich frage mich, ob das Buch dann von unterstrichenen und somit als Link gekennzeichneten Wörtern wimmeln würde, oder ob man die Wörter, die man nicht kennt, optisch nicht gekennzeichnt auf gut Glück anklicken muss. Ersteres würde mich fürchterlich stören, letzeres wäre... hmm... teilweise wahrscheinlich auch wieder unbefriedigend, wenn das Wort, das man sucht, dann kein Link ist...

Zitatund bestimmte Passagen lassen sich auch mit Videosequenzen untermalen.

Das gibt es schon. Man nennt es Film.  ;)


Ja, ich weiß, das war jetzt bissig. Ich verstehe schon, was Du meinst, es gibt da sicherlich Möglichkeiten - aber irgendwie sträubt sich in mir alles, so einen technisierten Kram zu haben, wenn ich einfach nur mein Buch lesen will. Es geht doch gerade auch darum, die Phantasie zu beflügeln und eben nicht alles zu sehen, was beschrieben wird, sondern es sich vorzustellen. Und irgendwo weiter oben habe ich in einem Kommentar (sorry, ich weiß nicht mehr, von wem und bin zu faul zum Suchen) auch gelesen, dass das Lesen eines Buches eben auch das Abschalten von der Technik ist - dem stimme ich absolut zu. Einfach mal keinen wie auch immer gearteten Bildschirm vor Augen zu haben, sondern gute alte gedruckte Seiten - toll. :)

Insgesamt hat mich dieser Thread durchaus auf die Idee gebracht, mittelfristig mal über die Anschaffung eines Readers (und dann natürlich auch von eBooks) nachzudenken. Gerade die Transportmöglichkeiten sind schon sehr attraktiv, ich bin ja auch täglich mit der U-Bahn unterwegs, manchmal noch mit Zwischenstrecken, wenn ich Außendienst habe. Da einfach einen Reader mit mehreren Büchern in der Tasche zu haben, statt ein schweres Buch mitschleppen zu müssen, ist sicherlich super. Mir ist es auch schon passiert, dass ich mein Buch durch hatte und dann 20 Minuten gelangweilt in der Bahn gesessen und mich geärgert habe, dass der Folgeband auf dem Nachttisch liegt.

Fazit für mich: irgendwann habe ich bestimmt einen Reader - aber einen, mit dem ich einfach nur lesen kann. Ohne beschallt zu werden. :)

Lomax

Zitat von: treogen am 15. Juni 2011, 07:28:40Beim Öffnen der EBook-App wird ein Lied eingeblendet und einzelne Begriffe sind mit Tönen oder sogar Musikstücken unterlegt.
Das aber hat noch einige technische Hürden mehr als das normale Ebook. Ich habe ja mal ein ähnlich "Multimediales" PDF erhalten und bei mir geöffnet. Ergebnis ... nichts. Intelligente Menschen stellen nämlich Skripte bei PDFs auf ihrem Rechner aus, weil das ein potenzielles Einfallstor für Schadcode ist, der sich neuerdings so in scheinbar harmlosen PDF-Dokumenten einschmuggeln lässt, und wenn man diese Funktionen deaktiviert ist, eignen sich PDFs auch nicht mehr für multimediale Ebooks. Und letztlich ist auch dass das Problem solcher "Bücher" auf allen anderen Medien: Sie laufen im Zweifel genau für ein System und müssen extra dafür programmiert werden, und damit sind sie auch nur für Kunden zugänglich, die ein genau so konfiguriertes System besitzen.
  Normale Reader können so was derzeit gar nicht, und wo es möglich ist, hat jeder Reader seinen eigenen Ansatz. Pads und Smartphones mit Onlinezugang haben normalerweise die entsprechenden Multimediafähigkeiten, um so was abspielen zu können, aber wenn man als Ebook-Hersteller die Standardschnittstellen dafür nutzt, ist man jeweils auf die Konfiguration des Einzelgeräts oder auf die vorhandenen Abspielprogramme angewiesen ... Und das stört das Prinzip der "Einfachheit", was meines Empfindens nach das entscheidende Kriterium dafür ist, ob man eine Massenkundschaft erreicht oder nicht.
  Bleibt im Prinzip nur die Möglichkeit, solche Inhalte für Mobile Abspielgeräte über eine eigens dafür erstellte App zu präsentieren und mit der zusammen zu vermarkten - deine Formulierung klingt jetzt so, als wäre genau das bei dem von dir gesehenen Beispiel der Fall gewesen. Aber das heißt natürlich, das erst mal nur entsprechend geeignete Geräte als Markt zur Verfügung stehen und das für jeden Gerätetyp eigens programmiert werden muss - da ist der Aufwand für die Markteinführung also relativ hoch und teuer, verglichen mit normalen Ebooks, und die Reichweite beschränkt, was die Investition also auch besonders riskant macht.
  Abgesehen von der Tatsache, dass mir derzeit kein App-fähiges Mobilteil mit für längeres lesen geeignetes Display einfällt. Das iPad mag beispielsweise eine Verbreitung haben, die einen Einstieg lohnend erscheinen lässt. Aber wenn da nicht nur ein paar spektakuläre Einzelangebote zu finden sind, die Kunden allein schon zum "mal probieren" runterladen, sondern wenn solche Angebote Alltag sind und sich gegenseitig Konkurrenz machen, dann wird es sich sehr schnell in den Verkaufszahlen niederschlagen, dass so ein iPad nur TFT hat und das lesen darauf für die meisten Leute schnell als anstrengend empfunden wird. Ich denke also, für einen richtigen Markt, der durch regelmäßige Verkäufe und regelmäßige Neuerscheinungen auch regelmäßig konsumierende Kundschaft benötigt, fehlt da derzeit einfach auch die Hardware.
  Wenn sich daran nichts entscheidendes ändert, würde ich in diesem Marktsegment mittelfristig allenfalls eine Zukunft für kurze Texte sehen - knackige Angebote, multimedial unterlegte Novellen, die sich in maximal ein, zwei Stunden konsumieren lassen. Eher keine Schmöker oder komplexe Geschichten. Und, wie gesagt, die potenzielle Reichweite müsste erst mal ausgetestet sein ... da kann man die Zielgruppe der "Leser" vermutlich nicht so einfach übertragen wie beim konventionellen Ebook.

Wobei die Idee an sich attraktiv erscheint. Ich persönlich wäre ja schon über ein Buch mit "Soundtrack" glücklich, wo beim Lesen im Hintergrund immer ein Track dudelt, der gerade halbwegs zu der angezeigten Seite passt. So was wäre ja technisch einfach zu realisieren ... wenn es den Standards gäbe, um solche Ebooks zu kodieren bzw. echte Reader, die darauf ausgelegt sind.