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Wie brenne ich ein Schiff ab?

Begonnen von Moa-Bella, 27. April 2010, 15:36:31

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Moa-Bella

Hallo,

Ich habe folgendes Problem: mein Protagonist befindet sich auf einem Schiff, aus Holz, kleiner, als die normalen Segelschiffe, die man aus den Piratenfilmen kennt, mindestens 10m lang, das alles spielt in einer orientalischen Umgebung.

Dieses Schiff ist gerade in See gestochen und befindet sich auf dem Meer, schon ein Stück von der Küste entfernt, es plant jedoch, nicht allzu lange dort zu bleiben. Dieses Schiff soll angezündet werden, allerdings müssen sich einige der Passagiere noch retten können, indem sie ins Wasser springen und wegschwimmen, eine Explosion wäre also vielleicht ungünstig.
Das eigentliche Anzünden sollte vielleicht schnell gehen, ohne dass alle sofort merken, was los ist. Allerdings kann das Schiff mit den entsprechenden Materialien präpariert werden, was aber nicht so auffällig sein sollte. Man kann auch ein paar Materialien auf dem Schiff verstauen, zu groß sollte das Zeug aber nicht sein.

Wie kann ich das Schiff mit den zu dieser Zeit (Mittelalter, so ab dem 10. Jhd.) zur Verfügung stehenden Mitteln anzünden? Hat jemand eine Idee?

Rika

Teer wurde schon früh benutzt um Schiffe abzudichten und ist brennbar. Öl ist ebenfalls gut brennbar und wurde im Handel auf Schiffen transportiert, oder könnte vielleicht in Form von Lampen an Bord sein.
Beides könnte also gut benutzt werden um ein Feuer gut in Gang zu setzen, bzw die schnelle Ausbreitung sicherzustellen. Mit Öl könnten ggf auch andere Handelswaren getränkt werden, z.b. Wolle/Stoffe/Segeltuch. Oder Seile, sowas gibt's auf Segelschiffen ja immer.
Eine Öllampe könnte zerbrochen und ins Segel geworfen werden, Flamme/Funke hinterher und wuuusch...
Alkohol brennt auch gut und wurde gehandelt sowie getrunken...

Was ist es denn für ein Schiff - Fischerboot, Handelsschiff, ...?

Grey

Da fällt mir spontan noch ein: Alkohol! Viel hochprozentiger Alkohol! ;D Brennt gut und schnell und explodiert meines Wissens auch nicht. :hmmm: Und wenn die Segel erstmal Feuer gefangen haben, hast du sowieso gewonnen. ;)

Moa-Bella

Es handelt sich im Grunde um ein Ausflugsschiff... der Herrscher des Landes will sich malen lassen und will seine Hafenstadt im Hintergrund haben, auf dem Meer geht das am Besten (im Grunde ein Vorwand für den Anschlag)

Riecht man diese Dinge nicht bzw. wie sehr riecht das ganze? Das wäre vielleicht ein Problem...

Volker

Zitat von: Grey am 27. April 2010, 15:56:40
hochprozentiger Alkohol! ;D Brennt gut und schnell und explodiert meines Wissens auch nicht.

Mit Alkohol kann man sehr wohl explosionsfähige Luftgemische basteln. Dazu reicht es schon, hochprozentiges in geschlossenem (Lade)raum zu verschütten.

Wenn man ein Schiff an-/abbrennen will, dürfte Öl und Stoff eine ideale Kombination sein. Pflanzenöl, Lampenöl - und passende, möglichst große "Dochte" (Stoffe, Seile, ...). Das Ganze dann in einem gut durchlüfteten Laderaum ergibt eine prima übergroße Kerze, die dann schnell auch Holz / Deck darüber anzündet.

Segeltuch ist häufig sehr dicht gewebt (regelrecht steif) und oft genug imprägniert, damit es sich nicht mit Wasser vollsaugt und das Schiff kopflastig wird. Wenn der Stoff mit Öl oder Wachs "wasserfest" gemacht wurde, dann brennen die ebenfalls recht nett, wenn es erst einmal heiß genug wurde. Ein Streichholz dürfte allerdings nicht reichen...

Schreinhüter

Ungewöhnlich wäre eine archimedische Spiegelwaffe, die das Licht bündelt und das Segel in Brand setzt, vielleicht sogar an verschiedenen Stellen. Mit Zunder wurde ja angefacht, vielleicht hilft dir das bei den anderen Brennvarianten weiter. Eine Explosion sehe ich ebenfalls für dein Setting ein wenig waghalsig. Aber als Kunstgeschichtler eine Frage: Er lässt sich auf dem Schiff malen? Das kommt mir sehr ungewöhnlich vor. Aber die Idee gefällt mir. Sich als Herrscherfigur vor dem verwalteten Bezirk zu zeigen macht immer was her, zu welchem Zweck soll es dienen? Ist es ein Stück für die Ahnengalerie, politische Botschaft an Besucher in seinen Hallen, oder ein Werbestück für mögliche Hochzeitskanditaten? Ich würde den guten Maler übrigens an Bord des Schiffes nur die Skizzen machen lassen, es malt sich dort recht schlecht.
Wenn es ein sehr reicher Herr ist, vielleicht hat er vorher Parfüm-Waren erstanden, oder kosmetische Salben und Puder? Die brennen doch auch hervorragend. Besonders wenn man vorher "aus versehen" eine Karaffe zu Bruch hat gehen lassen und sich das Schiffsmaterial damit vollsaugt  ;D
Klasse Idee deine Szene, mir kamen gleich tolle Bilder in den Kopf!

Kuddel

Ich dachte auch gleich an ein Öl-Leinen-Experiment. Leinen brennen ganz gut und wenn du das mit ein wenig Öl spickst und eine Fackel heimlich auf das Gemisch schmeißt, klappt es vielleicht. Derjenige, der den Anschlag plant, kann ja vorher bereits das Schiff präpariert haben und es mit einem besonders gut brennbaren Öl eingeschmiert haben. Die Leinen heizen dann das Feuer nur umso mehr an.

Aber die Alkoholvariante find ich auch gut. Egal an welches Schiff ich denke, immer kommt Alkohol drin vor.  ;D
The first draft of everything is shit - Ernest Hemingway

Rika

Wenn der sich malen läßt und Stundenlang Modell sitzt, wird er ja sicher derweil auch bewirtet werden wollen, d.h. sowohl Öl- als auch Alkoholgeruch lassen sich wohl erklären, sofern sie bemerkt werden.
Schwieriger ist dann bei Tageslicht sicher erstmal, da schnell eine Flamme/Funken an vorbereitetes brennbares Material zu kriegen (ich weiß nicht, was es bei deinem Hintergrund da an Möglichkeiten gibt, gehe mal nicht von Streichhölzern aus). Hat das Schiff eine Schiffsküche mit was Ofenartigem? Bestünde ein Grund in geschlossenen, dunklen Lagerräumen mit Laterne oder Kerze hineinzugehen? Oder ggf wirklich etwas langsamer (unauffälliger?) mit Sonnenlicht durch eine Linse gebrochen...?

Volker

Zitat von: Schreinhüter am 27. April 2010, 16:28:18
Ungewöhnlich wäre eine archimedische Spiegelwaffe, die das Licht bündelt und das Segel in Brand setzt, vielleicht sogar an verschiedenen Stellen.
Das haben inzwischen verschiedene getestet, u.a. die MythBusters
http://web.mit.edu/2.009/www/experiments/deathray/10_Mythbusters.html
http://kwc.org/mythbusters/2006/01/episode_46_archimedes_death_ra.html

Kurz: ginge im Prinzip, dauert aber ewig, ist aber extrem aufwändig und bestenfalls bei Super-Wetter und still stehendem Ziel möglich.

Rika

Zitat von: Volker am 27. April 2010, 17:35:54
Kurz: ginge im Prinzip, dauert aber ewig, ist aber extrem aufwändig und bestenfalls bei Super-Wetter und still stehendem Ziel möglich.
Öl, Alkohol, Feuerpfeil etc is auf jedenfall einfacher. ;)

Berjosa

#10
Wenn's wirklich terranisches Mittelalter werden soll, spielt der hochprozentige Alkohol im 10. Jahrhundert nur mit etlichen Fragezeichen eine Rolle. Angeblich haben die Iren schon Schnaps gebrannt, als die Engländer im 12. Jh. dort eingefallen sind. Trotz dieses guten Vorbilds hat der Rest Europas erst im 14. Jh. damit angefangen.

So, und jetzt kümmer ich mich wieder um meine Whisky-verseuchten Spielleute ...

Geli

#11
Darf ich etwas Fachwissen aus Malerseite anbieten?
Ölmalerei gibt es zwar erst (wieder) seit etwa der Neuzeit, aber Enkaustik(Malen mit Wachsfarben) war bereits in der Antike bekannt. Beispiele gibt es z.b. aus Fajum, Mumienporträts, Ägypten, hellenistische Spätzeit, bzw. frühe Kopten.
So.
Zum Vermalen von Wachsfarben musst Du das Zeug flüssig kriegen.
Du machst den Farbteig erstens warm - da muss also mindestens ein Feuerchen vorhanden sein. Feuertöpfe - z.B. auf einem Eisendreibein kippen gern mal um. Dann purzeln Dir glühende Kohlen über ein Deck aus Holzplanken.
Zweitens, Wachs allein ist für Malzwecke als Bindemittel eher ... also die Farbe fließt nicht so willig aus dem Pinsel. Also mischt man Terpentin hinein. Das ist ein natürliches Lösungsmittel, das man schon lange kennt. Ich gebe allerdings zu, ich weiß nicht wie lange schon. Aber für mittelalterlichen Maghreb sollte es reichen. Die hatten bereits Destilliermöglichkeiten. Übrigens noch etwas, das ein Feuer an Bord braucht, sollte der Künstler sein Terpentin, da an der Luft flüchtig, vor Ort kochen wollen. Lehrbuben von Malern machen übrigens genausoviel Blödsinn wie andere Kinder (ja, man hat damals Maler bereits mit unter 10 Jahren zu lernen begonnen). Wenn zwei Jungs ein Feuerchen hüten sollen, ist jedes mögliche Unglück aus Unachtsamkeit denkbar.
Sagte ich, dass Terpentin zu den flüchtigen Lösungsmitteln gehört?
Zitat sinngemäß aus einem zeitgenössischen, hochoffiziellen "Handbuch der Gefährlichen Stoffe", das auch Feuerwehr etc. heranziehen: Lösungsmittel wie Terpentin, die Baumwolle durchtränken, entzünden sich innerhalb von einigen Stunden unter Umständen von selbst. Dadurch sind real z.B. bereits ganze neu gebaute Holzhäuser abgebrannt, weil die glücklichen Jung-Besitzer ihre Fußböden mit Öl eingelassen haben. Auch solche Pflegemittel für Holz sind Gemische aus Ölen, Harzen und eben natürlichem Terpentin. Einmal zuviele Lappen übers Wochenende im Haus liegen gelassen und Puff! Was meint ihr, wie schnell ich, seitdem ich das weiß, meine mit Terpentin durchtränkten Mallappen sicher in die Tonne entsorge. 

Lange Rede kurzer Sinn: es ist gar kein Problem, ein Schiff anzuzünden. Nicht vergessen, rund ums Mittelmeer ist es monatelang sehr heiß und sehr trocken. Da hilft dem Holz des Schiffs oberhalb der Wasserlinie oder im Laderaum auch das Salzwasser, in dem es schwimmt, erst mal nichts gegen Austrocknung.

Viel Spaß beim Schreiben!


FeeamPC

Öl ist gut. Nicht zu vergessen, daß fettige Stoffe, wenn man sie mit Wasser zu löschen versucht, erst recht einen riesigen Feuerball bilden.
(Weshalb man  Fettbrände auf dem Herd mit einer Decke löschen soll...)

Moa-Bella

Das mit den Farben gefällt mir gut. Wenn irgendjemand das Holz mit Öl getränkt hat, vielleicht kurz zuvor versehentlich ausgeschüttet, dann kann er die Feuertöpfe umstoßen und das Schiff fängt leicht Feuer, vielleicht liegen auch noch ein paar schöne Stoffe herum, die man gleich mit anzündet, dann breitet es sich schneller aus.

Zitat von: Schreinhüter am 27. April 2010, 16:28:18
Aber als Kunstgeschichtler eine Frage: Er lässt sich auf dem Schiff malen? Das kommt mir sehr ungewöhnlich vor. Aber die Idee gefällt mir. Sich als Herrscherfigur vor dem verwalteten Bezirk zu zeigen macht immer was her, zu welchem Zweck soll es dienen? Ist es ein Stück für die Ahnengalerie, politische Botschaft an Besucher in seinen Hallen, oder ein Werbestück für mögliche Hochzeitskanditaten? Ich würde den guten Maler übrigens an Bord des Schiffes nur die Skizzen machen lassen, es malt sich dort recht schlecht.

Naja, der Maler will im Grunde nur ein paar Skizzen von der Stadt anfertigen, allerdings wurde ihm gesagt, er soll das ganze Bild dort malen, weil bestimmte Leute einen Anschlag planen und sich das in diesem Rahmen gur durchführen lässt. Durch einige Sprachschwierigkeiten konnte man dem Herrscher leicht sagen, der Maler will das Bild auf dem Schiff malen. Das Bild soll in die Richtung Ahnengallerie gehen, sollte es jedenfalls.

Geli

#14
@Schreinhüter: Ich lese zufällig gerade Bd.1 Pepys, Dictionary. Der gute Samuel hat gerade einige Wochen auf See hinter sich, zwischen den Küsten Südenglands und denen der Niederlande, teilweise bei recht heftigem Seegang, wie Pepys schreibt. Trotzdem hat er als Sekretär dort auf dem Schiff stunden- und tagelang Briefe geschrieben. Dies ist m.E. eine Tätigkeit, bei der man die Hand mit der Feder kaum weniger präzise führen muss, als beim Malen. Ich selbst werde ja immer seekrank, aber mir scheint, für wirklich hartgesottene Künstler ist ein Auftrag en suite auf dem Schiff durchaus machbar.