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[Medizin] Erwachen und Reha nach dem Koma/Hirntod?

Begonnen von Mika, 06. September 2011, 13:38:03

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Farean

Zitat von: Rynn am 06. September 2011, 14:32:18
oft liegen Menschen 10 oder 15 Jahre im Koma, ehe man sie sterben lässt.
Mal 'ne Frage hierzu, da ich das eventuell für eines meiner Szenarien brauchen kann: altert ein Mensch, der so lange im Koma liegt, normal weiter? Oder wirken sich die verlangsamten Lebensfunktionen da auch auf den Alterungsprozeß aus? Und wenn ja, in welchem Maße?

Rynn

Da außer den Hirnfunktionen alles "normal" funktioniert, altert ein Mensch auch normal weiter. Unter Umständen kann man vielleicht sagen, dass die Gelenke sich z.B. weniger abnutzen, dafür verkümmern aber die Muskeln um so mehr.
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog

Farean

Wie sieht es aus, wenn ein Kind/Jugendlicher im Koma liegt? Finden dann die üblichen Wachstumsphasen trotzdem statt (insbesondere Pubertät), oder liegt da nach ein paar Jahren ein "gealtertes Kind"?

Rynn

Nein, das verläuft alles ganz normal. Solche Wachstumsphasen wie die Pubertät haben nichts mit der Hirnfunktion zu tun und laufen ganz normal ab.
Der einzige Unterschied ist wirklich die Muskelzurückbildung und die Entwicklung von Spastiken in Armen und Beinen. Menschen, die längere Zeit im Koma liegen, haben deshalb oft eine ungewöhnliche Körperhaltung mit gebeugten Füßen oder Ähnlichem.
»Dude, suckin' at something is the first step to being sorta good at something.« – Jake The Dog


Sanjani

Hallo ihr Lieben,

ich möchte das Thema auch noch mal aufgreifen, weil sich mir auch so eine Szene aufgedrängt hat. Der Freund meiner zweiten Traumwächterin soll auch im Koma liegen. Jetzt ist aber die Frage, wie dramatisch ich es gestalten soll. Koma ist ja immer schlimm, aber wenn er z. B. einen Autounfall hatte und danach im Koma liegt, nach wie vielen Wochen oder Monaten (oder Tagen?) würde man sagen, dass die Freundin sich kkeine allzu großen Hoffnungen machen soll? Und wie lange würde er in der Klinik therapiert werden, bevor er in eine entsprechende Fachklinik oder ein Pflegeheim kommt? Und in der Klinik, auf was für einer Station würde er dort liegen? Und wäre besser Wachkoma oder normales Koma? Und wie sind da die Besuchszeiten, kann sie da nach der Arbeit auf die Station gehen und dort bleiben, solange sie will, oder gibt es da Einschränkungen?

Ich möchte nicht, dass zu viel Zeit vergeht, weil sie keinen behinderten Freund haben soll, soweit möglich. Andererseits soll es sie aber schon sehr stark belasten und sie soll das Gefühl haben, dass er nicht mehr zurückkommen wird. Hinzu kommt, dass ich noch nicht genau weiß, wie viel Zeit in der Geschichte vergehen wird, ehe sie ihn aus dem Koma zurückholt.

Ok, vielleicht kann mir da ja noch mal jemand auf die Sprünge helfen.

LG einstweilen

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Robin

Soweit ich das noch von meiner Matura (Abitur in Österreich, auch schon anderthalb Jahre her... ei ei ei...) im Kopf hab, kommt es immer darauf an, was zum Koma geführt hat. Welche Gehirnteile dabei betroffen sind, wie weit sie abgestorben sind, und was dagegen unternommen werden kann, sind auch wichtige Faktoren.

Ist zum Beispiel das Stammhirn betroffen (der evolutionsgeschichtlich älteste Teil), ist man sofort erledigt. Dann setzen alle lebenserhaltenden Funktionen aus, und es geht rein gar nichts mehr. Wenn allerdings Teile des Frontallappens betroffen sind (also Teile des Großhirns, welches vor allem für die Verarbeitung von Reizen und der Reaktion darauf verantwortlich ist), dann kommt es eben zu Einschränkungen. Bis zu einem gewissen Grad kann das Gehirn die Funktionen umverteilen, aber niemals wieder das gleiche Niveau erreichen.

Wachkoma ist mit einer sehr geringen Chance, dass der Betroffene wieder erwacht. Er/sie nimmt zwar wahr, was in der Umgebung passiert, kann aber nicht mehr reagieren. Die Chance, dass das vorbei geht, ist wirklich sehr gering. Das 'normale' Koma, welches in künstlicher Variante ja auch dazu verwendet wird, die Belastung während einer Operation und/oder einer schweren therapeutischen Phase möglichst gering zu halten (da das Bewusstsein vermindert wird, was aber auch nicht bei jedem Patienten funktioniert), kann schon eher überwunden werden.

Dabei ist aber auch noch folgendes zu beachten: Während der Zeit, die im Koma verbracht wird, degeneriert sich der Körper. Muskeln verlieren ihren Tonus, was dazu führt, dass der Patient nach und nach immer mehr in eine Embryo-Haltung übergeht. Ab einem gewissen Punkt (glaube ich, ich bin mir jetzt nicht 100%ig sicher) kann man kaum noch etwas dagegen tun, und der Betroffene ist an den Rollstuhl gebunden, möglicherweise unfähig, sich noch irgendwie selbst zu bewegen.

Wie es mit Besuchszeiten aussieht, weiß ich jetzt nicht so genau. Da es aber ein neurologischer Fall ist, wird er sehr wahrscheinlich auch dort liegen. Die Besuchszeiten, denke ich, werden sich je nach Grad des Komas richten, also wie stark das Bewusstsein eingeschränkt ist, und wie belastet der Patient bereits ist.

Also ich würde sagen, Wachkoma wäre eher eine schlechte Idee. Möglicherweise durch eine Vergiftung, oder einen Schock ins Koma gefallen? Wann jemand aufwacht, ist immer schwer zu sagen. Das kann ein, zwei Wochen dauern, es kann sich aber auch über Monate hinweg ziehen. Das kann nur kurzfristig ermittelt werden, wenn etwa die Gehirnaktivität signifikant zunimmt.

Reha danach wird wohl ein, vielleicht auch zwei Monate Physiotherapie umfassen, in der der Körper langsam wieder an eigenständige Bewegung gewöhnt wird. Immerhin haben ja die Muskeln an Kraft verloren, das passiert schon nach wenigen Tagen ständigen Liegens.

(So, das ist jedenfalls was ich zu glauben weiß, es kann sein, dass ich mich irgendwo doch täusche. Zur Sicherheit vielleicht mal im Wikipedia stöbern. ;D )
~Work in Progress~

Sanjani

Hallo Robin White,

über die körperlichen Abbauprozesse habe ich schon einiges gelesen. Da wird ja auch schon therapiert, solange der Patient im Koma liegt. Ich hab aber auch schon von Leuten gelesen, die ein paar Jahre im Koma lagen und danach wieder gesund wurden oder nur wenige Schäden davon getragen haben. Ich stelle mir einen Zeitraum von maximal einem halben Jahr vor, den der Gute im Koma verbringen soll. ich frag mich halt nur gerade, wann ich ansetzen soll. Hofft man nach einem Monat noch oder kann es da schon sein, dass ein Erwachen eher unwahrscheinlich ist. Die Geschichte von dem Herrn soll ja auch nicht im Mittelpunkt stehen, sodass die Details auch nicht so wichtig sind, aber es soll halt auch nicht komplett unrealistisch sein.

Ich hatte Wachkoma so verstanden, dass die Leute zwar die Augen offen haben und spontane Reaktionen zeigen, aber eben nicht wahrnehmen, was um sie herum passiert. Schwieriges Thema.

LG Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)

Ary

Hi,
was jemand im Wachkoma noch wahrnimmt und was nicht, wird ja immer wieder heiß diskutiert. Manche Patienten zeigen vielleicht noch Reflexe oder können doch noch irgendwie reagieren, blinzeln oder so, manche reagieren gar nicht mehr. Das ist sicherlich auch von Fall zu Fall unterschiedlich.
Einfach mal machen. Könnte ja gut werden.

Robin

Das mit dem Erwachen und nur wenige Schäden davon tragen, das sind wirklich nur die ganz seltenen Ausnahmen. Meistens haben die Betroffenen auch das Sprechen ein wenig verlernt, Feinmotorik funktioniert auch nicht unbedingt, und was das mit dem Wachkoma angeht, ist wirklich viel Ungewissheit dahinter.

Eine extreme Form davon wäre das apallische Syndrom, bei dem das gesamte Großhirn ausgefallen ist. Dennoch ist der Patient noch am Leben, kann allerdings in keinster Weise noch mit der Umwelt interagieren. Ob dabei noch irgendetwas wahrgenommen wird, kann mangels Reaktionen nicht festgestellt werden.

Wenn man ein ganzes Monat im Koma liegt und sich kaum bis keine Verbesserungen zeigen, vielleicht sogar Verschlechterungen, kann die Hoffnung durchaus schon abnehmen. Aber, wie gesagt, Koma ist von Mensch zu Mensch höchst unterschiedlich. Immerhin ist jeder höchst individuell.
~Work in Progress~

Sanjani

Hallo noch mal,

ich verstehe das auch so, dass es sehr unterschiedlich sein kann. Es geht mir ja auch nur darum, dass mein Konstrukt halbwegs realistisch ist. Also wenn ich z. B. schreibe, der liegt seit zwei Monaten im Koma und die Freundin hat nicht mehr allzu viel Hoffnung, dass dann nicht einer daherkommt und sagt So ein Schmarren, nach zwei Monaten ist noch alles offen.

LG

Sanjani
Die einzige blinde Kuh im Tintenzirkel :)