Oh, es gibt bereits einen Thread zum Thema Darstellungsmöglichkeiten von PoC, Trans Personen, LGBT+ und anderen Menschen, die sich nicht als Cis oder der gesellschaftlichen Norm entsprechend sehen.
Für mich war die Hautfarbe auch immer nur optisches Feature, so wie die Haarfarbe, wie die Augenfarbe, um das visuelle Aussehen eines Menschen zu bestimmen. Nichts anderes ist es in meinem Geschichten. Ich nenne die Hautfarbe eigentlich nur, um den Leser*innen mitzuteilen, wie sie sich den Charakter optisch vorstellen sollen. Normalerweise wird das aussehen auch nur ein einziges Mal erwähnt. Das Verhalten mache ich tatsächlich nicht an kulturellen Besonderheiten fest. Ich spiele für mich Szenen gerne aus, schlüpfe dann in den Charakter, spiele ihn sozusagen, verbinde mich emotional mit meinen Charakteren und sehe dann, wie ist der Charakter, wie fühlt und denkt er, wie handelt er. Meine Geschichten sind allerdings alle losgelöst von unserer Realität und Erfahrungswirklichkeit. In einer Geschichte kann man zwar tatsächlich von einer Abstammung von Menschen verschiedener Kulturkreise sprechen, in anderen habe ich einfach nur das optische Aussehen übernommen, die Gesellschaft hat sich aber anders entwickelt. Beispielsweise wäre ich nie auf die Idee gekommen Menschen afrikanischen Ursprungs als wild und barbarisch darzustellen, sondern eher als edelmütig und naturbezogen. Letzteres ist leider auch ein Klischée an dem ich noch arbeiten werde müssen. Bei Wikingern z.B. habe ich hingegen die Vorstellung von wilden, kriegerischen Barbaren. Ist möglicherweise auch zu wenig differenziert.
Grundsätzlich finde ich, dass die Herkunft eines Menschen nicht unbedingt charakteristisch sein muss für sein empfinden, sein denken und fühlen. Ich selbst kann mich zum Beispiel mit vielem nicht identifizieren, was aber für westliche Menschen teilweise Alltag und Norm ist. Manches erscheint mir sehr befremdlich und bisweilen zweckentfremde ich auch Begriffe, weil das was ich ausdrücken will, noch keine Begrifflichkeit in unserer Sprache hat. Zum beispiel beim Thema Realität und Wirklichkeit. Für mich sind das zwei unterschiedliche Begriffe, weil meine Erfahrungswelt etwas kennt, das außerhalb dessen ist, was herkömmlicherweise als Realität bezeichnet wird. Um dieses außerhalb begrifflich abzubilden, habe ich den Begriff Wirklichkeit zweckentfremdet und nutze ihn als Sammelbegriff.
Deine Idee finde ich sehr gut, zu sammeln, welche Repräsentation man gerne mal sehen würde in Geschichten, wodurch man sich selbst repräsentiert fühlen würde.
Was ist es, dass dich ausmacht/von anderen abhebt, was in der Literatur noch nicht flächendeckend repräsentiert wird?
-> Und wie würde das in einer Figur/Geschichte repräsentiert?
Was ich schön fände, weil ich es bisher noch nirgendwo gesehen habe (vielleicht gibt es so eine Geschichte aber bereits, nur ich kenne sie noch nicht), wäre:
-> in meiner Jugendzeit habe ich noch nicht gewusst, dass es einen Begriff für das, wie ich mich fühle. Damals dachte ich, ich bin einfach anders, kein normales Mädchen. Ich trage nur Hosen, mag keine Röcke, bin eher burschikos und interessiere mich für Themen, für die sich eher Männer interessieren. Mit weiblichen Rollenbildern konnte ich nie viel anfangen. In Filmen/Büchern erlebe ich leider immer wieder, dass wenn Frauen burschikos auftreten, sie im Laufe einer Liebesgeschichte plötzlich zu Weibchen mutieren, die Röcke tragen, sich auf einmal Schminken und eben nicht mehr das sind, was sie eigentlich sind. Sie verwandeln sich. Das finde ich sehr schade, weil es suggeriert: wenn man eine burschikose Frau ist oder eine nicht binäre Person, die sich lieber wie ein Mann kleidet oder stärker zu einer Identifikation als Mann hingezogen fühlt, man nur einen Partner/ eine Partnerin finden kann, wenn man sich selbst eindeutig als Frau oder Mann positioniert.
Mich würde daher sehr freuen, wenn es mehr Geschichten gäbe, in denen sich Menschen, die eher Tomboy mäßig und burschikos herumlaufen, nicht verbiegen müssten, um glücklich zu werden, sondern für das geliebt werden, was sie sind.
-> andererseits, da ich mir selbst noch unsicher bin ob ich asexuell bin oder nicht, würde ich mir auch wünschen, wenn es mehr Geschichten gäbe, in der Mann und Frau einfach nur Freunde sein dürfen, ohne, dass sich zwangsläufig Gefühle für das jeweils andere Geschlecht ergeben.
-> was ich auch toll fände, weil ich selbst damit große Probleme habe: wenn Frauen, die von Natur aus einen eher größeren Busen haben, nicht immer so stark sexualisiert dargestellt würden, sondern durchaus auch mal als burschikose Frauen, die sich gar nicht für Sex und Partnerschaft interessieren, vielleicht Tomboys oder nicht-binäre Personen sind, die eben zufällig besser bestückt sind. Das wäre wirklich fein, weil es vielleicht auch Cis-Männern klarer machen würde, dass ein großer Busen nicht auf sexuelles Interesse hindeuten muss.
-> generell würde ich mich auch repräsentiert fühlen, wenn Menschen auch mal paradox im Verhalten dargestellt würden und man das dann auch so stehen lässt und es einfach als normal präsentiert wird und wenn Menschen nicht zwanghaft ein best. verhalten zeigen müssten, nur weil sie ein best. Alter haben (gemäß ihres Passes)
Wobei ich sagen muss, mich macht noch viel mehr aus als das. Ich bin sehr komplex im Denken und ich verstehe mich auch selbst noch nicht ganz. Ich stecke noch in meiner Identitätsfindung fest und suche nach meinem wahren Ich. Daher fällt es mir auch nicht leicht die Fragen final zu beantworten. Kann sein, dass mir noch mehr dazu einfällt. Und manches aus meinem Innenleben repräsentiere ich sowieso in meinen eigenen Geschichten, weshalb es mir bei vielen Punkten nichts ausmacht, wenn das andere nicht tun. Aber die oben genannten Aspekte würde ich gerne häufiger sehen.