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Gehbehindert im Mittelalter: Möglichkeiten zur Fortbewegung

Begonnen von Lothen, 26. Juni 2015, 13:03:31

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Belle_Carys

... oh wie schade. =D Kann er nicht noch ein bisschen wachsen in seiner Rolle? Er klingt so interessant  ;D (und der arme Sohn. Aber irgendwie sind Söhne ja auch genau für sowas da. Also nur weiter, lass ihn laufen  :darth:

Und sehr gerne, das war eine Fragestellung ganz nach meinem Geschmack!

DoroMara

Jetzt weiss ich nicht, ob ich schon zu spät bin:

Eine Sänfte oder Bahre kannst du auch einplanen. Das braucht mehr Träger (oder eben nur der Sohn und der Page). Doch so ist er schön mobil und trotzdem kann ja mal einer sich drücken und schon haben wir einen kleinen spannenden Konflikt.

canis lupus niger

#17
Ja, eine Sänfte, oder ein Trag-Stuhl wäre auch mein Vorschlag gewesen. Personal war im Mittelalter ja noch nicht der Kostenfaktor. Wenn Du keinen Hodor zur Verfügung hast, tun es zwei normale Diener vielleicht auch.

Ein Pferd würde ich nicht einplanen, zumindest nicht im Gebäude. Die durchschnittlichen mittelalterliche Buren waren innen nicht so großräumig, wie Hollywood uns das glauben lassen möchte. Und mit dem Treppensteigen haben die Tiere echte Probleme. Zwei bis drei Stufen treppauf hat mein Shetty schon geschafft, und der Esel macht das ganz locker. Aber das war ohne Traglast auf dem Rücken. Und treppab bekommen die Tiere es statisch wirklich nicht hin. Ab zwei Stufen springen die Tiere, statt zu klettern. Sie sind einfach zu kopflastig gebaut und können ihren Rücken nicht weit genug krümmen, um ihre Hinterbeine unter ihren Schwerpunkt zu  bekommen. Großpferde haben es sogar noch schwerer. Versuch mal selber, auf allen vieren vorwärts eine Treppe hinunter zu steigen. Ausgeschlossen!

Lass den armen Kerl von zwei Dienern auf einem speziell konstruierten Sitz tragen!

Übrigens sah man im Mittelalter Krankheit und natürlich auch Verkrüppelungen als Strafe Gottes für eine begangene Sünde an, so dass der/die Kranke neben der echten Beeinträchtigung auch noch unter der sozialen Ausgrenzung zu leiden hatte. Das ist vielleicht auch noch ein Aspekt, der Deinem Buchcharakter das Leben schwer machen könnte.

Belle_Carys

Da muss man aber unterscheiden ob jemand verkrüppelt geboren worden ist oder eben durch eine Krankheit nieder gestreckt wurde oder ob es Verletzungen sind, die sich anderweitig zugezogen worden sind. Verkrüppelt oder behindert Geborene waren oft sehr schlecht gelitten, wenn aber zum Beispiel eine Verletzung das Resultat einer Schlacht war, sah die Sache schon durchaus anders aus, und die Interpretation dessen, warum derjenige nun verkrüppelt war, in dem Fall dann doch stärker kontextabhängig. Und im Adel gab es natürlich auch andere Mittel, damit umzugehen als beim einfachen Bauern. Was nicht heißt dass man jemandem, der durch den Krieg oder einen Unfall zugerichtet wurde, nicht auch nachsagen könnte und vermutlich an vielen Stellen nachgesagt hat, dass es eine göttliche Strafe für etwas war, aber es ging nicht zwingend immer sofort bis zur sozialen Ausgrenzung.

Was man aber auch im Hinterkopf behalten sollte ist, dass es im Mittelalter enorm gängig war, dass für alle Dinge die man nicht erklären oder verstehen konnte, Gott und Teufel herhalten mussten, was schlichtweg darin begründet war, dass das komplette Leben jenseitsgerichtet gelebt wurde, will heißen - der arme Geplagte hat vermutlich auch gerätselt, warum denn nun ausgerechnet er mit diesem Gebrechen geschlagen wurde. Aber das geht schon wieder OT. Wobei man natürlich sagen könnte, aus dieser Geisteshaltung heraus könnte er sich auch Hilfe von außen verweigern, wenn er das Gefühl hat es IST eine gerechte Strafe für eine begangen Sünde, weil er die dann natürlich auch allein tragen muss und von daher auch auf getragen werden und Co zu verzichten hat.